Mecklenburg-Vorpommern: Rentner und Berufsfremde sollen bei Unterrichtsausfall einspringen

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SCHWERIN. Die Klagen über Unterrichtsausfall und Schulstunden, in denen die Kinder mit anderen Klassen zusammengelegt werden, reißen nicht ab. Jetzt steuert Bildungsminister Brodkorb gegen: Mit 20 zusätzlichen Lehrern und Rentnern, die wieder unterrichten sollen.

Pensionierte Pädagogen, Berufsfremde und 20 zusätzliche Vertretungslehrer – mit diesem Aufgebot will Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) vom kommenden Schuljahr an den Stundenausfall an Mecklenburg-Vorpommerns Grundschulen beheben. Gleichzeitig soll die Qualität des Vertretungsunterrichts verbessert werden. Das Geld für Vertretungen werde von bisher 7,5 auf 8,8 Millionen Euro aufgestockt, sagte Brodkorb in Schwerin bei der Vorstellung eines insgesamt zehn Punkte umfassenden Programms.

Krankheiten von Lehrern ließen sich nicht gänzlich vermeiden, sagte der Minister. Eine bessere Organisation des Schulalltags könne jedoch helfen, Ausfall- und Vertretungsstunden zu verringern. So soll künftig bei Wandertagen die ganze Schule am selben Tag unterwegs sein. Auch sollen in Zukunft weniger Lehrer in Abschlussprüfungen von Schülern sitzen. Weiterbildungen und Dienstbesprechungen sollen außerhalb des Unterrichts stattfinden. Langfristig will der Minister ein Programm zur Lehrergesundheit erarbeiten lassen.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es rund 12.000 Lehrer. Aufgrund des zunehmenden Durchschnittsalters nimmt die Zahl der Krankheitstage zu. Der Ausfall von Unterricht sei mit 2,1 Prozent seit Jahren auf stabil niedrigem Niveau, sagte Brodkorb. Sorgen bereite allerdings die zunehmende Zahl von Vertretungsstunden, die zuletzt 9,6 Prozent des gesamten Unterrichts erreicht hätten. Vor allem an Grundschulen sei es ein Problem, wenn in 40 Prozent der Fälle Klassen einfach zusammengelegt werden.

Mit seinem Zehn-Punkte-Programm konnte Brodkorb die Erwartungen der Lehrergewerkschaft GEW und der Opposition nicht befriedigen. Auch die mitregierende CDU meldete sich kritisch zu Wort. Der Vize-Fraktionschef der Union im Landtag, Torsten Renz, monierte die Beschränkung des Programms auf die Grundschulen. «Dem Problem des Unterrichtsausfalls muss an allen Schulen zu Leibe gerückt werden», forderte er.

Für die oppositionelle Linksfraktion sind die 20 zusätzlichen Vertretungslehrer für die mehr als 300 Grundschulen im Land weniger als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Auch die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner forderte, mehr reguläre Lehrer einzustellen, um den Unterricht abzusichern. IRIS LEITHOLD, dpa

(29.5.2012)

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