Özdemir spricht sich für späteren Unterrichtsbeginn aus

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DÜSSELDORF. Der Grünen-Chef Cem Özdemir hat sich für einen späteren Schulbeginn ausgesprochen.

Fände einen späteren Unterrichtsbeginn gut: Grünen-Bundeschef Cem Özdemir; Foto: gruenenrw/ flickr (CC BY-SA 2.0)
Fände einen späteren Unterrichtsbeginn gut: Grünen-Bundeschef Cem Özdemir; Foto: gruenenrw/ flickr (CC BY-SA 2.0)

Der „Rheinischen Post“ sagte er, dass er persönlich einem späteren Schulstart einiges abgewinnen könne. Özdemir verwies auf wissenschaftliche Untersuchungen, denen zufolge sich die Schülerinnen und Schüler bei einem späteren Schulbeginn besser konzentrieren könnten. Dem Regensburger Schlafforscher Jürgen Zulley zufolge, sei die Leistungsfähigkeit von Schulkindern um acht Uhr morgens so hoch sei wie um Mitternacht, „also im Keller“, heißt es in dem Blatt. Deswegen plädiert auch der Forscher für einen späteren Unterrichtsbeginn.

Mit ihrer Meinung sind Özdemir und Zulley nicht alleine. Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, sagte der „Rheinischen Post“, dass neun Uhr der beste Unterrichtsbeginn sei, wenn man allein den Biorhythmus der Kinder als Maßstab anlege. Allerdings sieht der GEW-Chef organisatorische Schwierigkeiten, wenn die Schule erst um neun Uhr beginnt, und plädiert für ein flexibles Betreuungsangebot.

Laut Heinz-Peter Meidinger, dem Chef des Philologen-Verbandes, käme der spätere Unterrichtsbeginn auch vielen Lehrern gelegen. Vor allem für Kinder auf dem Land, die einen weiten Anfahrtsweg haben, müssten Erleichterungen geschaffen werden. Allerdings sei ein späterer Schulbeginn nur möglich, wenn die Schulen im Ganztagsbetrieb laufen und Mittagessen anbieten würden.

Grünen-Chef Özdemir sagte der „Rheinischen Post“, dass man einen früheren Schulstart nicht „von oben“ verordnen dürfe, sondern die Schulen ihre Freiheiten bei den Anfangszeiten nutzen sollten. Wenn es Beispiele von Schulen gebe, die erst um 8.30 oder neun Uhr anfangen, dann könne man sich ja mal anschauen, ob das dort gut läuft. Der Politiker hält die Umsetzung eines späteren Schulbeginns sogar für einen „kulturellen Wandel“. Özdemir: „Für etliche Generationen einschließlich meiner eigenen war ein früher Schulbeginn quasi sakrosankt.“

(21.8.2012)

 

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sofawolf
11 Jahre zuvor

Meine Schule beginnt um 08.00 Uhr, weil die Kinder aus verschiedenen Stadtteilen kommen und zum Teil lange Wege haben (ich selbst habe einen 1-stündigen Fahrtweg). 08.30 Uhr oder sogar 09.00 Uhr, ja, das fände ich gut. Früher hätte man sagen können, dann kommen die Kinder so spät nach Hause, aber heute sollen sie ja sowieso in den Ganztagsschulen bis in den späten Nachmittag hinein bleiben. Dann soll man sie ruhig ein bisschen ausschlafen lassen!

name-x
11 Jahre zuvor

mit einem späteren Unterrichtsbeginn nehmen wir den Schülern dann endgültig jede freie Zeit des Tages. Wir fangen eine Stunde später an, hören demnach eine Stunde später auf, also um 17 Uhr, die Kinder fahren teilweise mehr als eine halbe Stunde nach Hause. Das Ergebnis wäre dann wohl, dass wir Internate schaffen, in denen die Kinder auch noch schlafen. Für fast nichts anderes gehen sie ja nach Hause. Die hätte den Vorteil, dass die Fahrzeiten entfallen und somit mehr Freizeit geschaffen wird. Die Eltern sehen ihre Kinder ja sowieso kaum noch. Dies finden vielleicht viele Lehrer toll, anfangs auch noch einige Schüler, aber ob eine solche Regelung in letzter Konsequenz sinnvoll ist, sei mal dahingestellt. Vielleicht fällt uns noch ein Spartipp ein, im Winter beispielsweise weniger Heizkosten oder bei Dunkelheit weniger Kosten für den Strom des Lichts etc., und schon wird es ohne viel zu denken umgesetzt! Leider werden mal wieder die Kinder vergessen! Aber seit wann geht es um die Kinder!

klexel
11 Jahre zuvor

Ich halte einen späteren Unterrichtsbeginn nicht für sinnvoll, da die freien Nachmittage dann entsprechend kürzer wären. Nach den Olympischen Spielen wurden viele Stimmen laut, die beklagten, dass es an sportlichem Nachwuchs fehle, da viele Kinder aufgrund des Nachmittagsunterrichts nicht mehr in Sportvereine gingen. Es würde immer schwieriger, Hobbies nachzugehen, Training, Musikunterricht, auch Nachhilfestunden etc. Ich kenne die langen Nachmittage in amerikanischen Schulen in Californien. Dort sind die Tage allerdings „länger“, denn es gibt nicht die frühen dunklen Winterabende wie bei uns. SchülerInnen müssen Zeit haben, sich mit ihren Freunden zu treffen und ihre Nachmittagsprogramme durchführen zu können, die aufgrund des vermehrten Ganztagsunterrichts eh schon auf ein Minimum reduziert sind.