Eltern meiden Grundschulen mit hohem Zuwandereranteil

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BERLIN. Vor allem Eltern aus der Mittelschicht versuchen, für ihr Kind die beste Grundschule zu wählen. Zurück bleiben dann die Migrantenkinder – in vermeintlichen „Problemschulen“. Zwang hilft aber nicht weiter.

Kinder aus Einwandererfamilien bleiben häufig an sogenannten "Problemschulen" unter sich. Foto: VinothChandar / Flickr (CC BY 2.0)
Kinder aus Einwandererfamilien bleiben häufig an sogenannten „Problemschulen“ unter sich. Foto: VinothChandar / Flickr (CC BY 2.0)

Das Bemühen vieler Eltern, ihr Kind an eine besonders leistungsstarke Grundschule zu bringen, lässt Studien zufolge die Chancen auf gleiche Bildung schrumpfen – vor allem in Großstädten. «Gerade Eltern der Mittelschicht wollen das Beste für ihr Kind, verschlechtern dadurch aber ungewollt die Bedingungen für die verbleibenden Kinder vor allem mit Migrationshintergrund», sagte Gunilla Fincke, Direktorin des Forschungsbereichs Migration beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration in Berlin. Dort präsentierte der Forschungsbereich eine Sichtung bundesweiter Studien und Ergebnisse eine Berliner Erhebung.

Eine Schülermischung zu erzwingen, helfe nicht weiter, betonte Fincke. «Schüler-Quoten oder Projekte wie ‚Bussing‘, bei dem Schüler in einen anderen Bezirk gefahren werden, haben international keinen Erfolg gehabt.» Erfolg verspreche hingegen, die Lernmöglichkeiten an den Schulen gezielt zu verbessern und intensiv mit den Eltern zusammenzuarbeiten. Auch Vernetzungen mit anderen Schulen und Kooperationen mit Vereinen oder Kultureinrichtungen mache eine Schule für bildungsnahe Eltern, egal ob deutscher oder nicht deutscher Herkunft, interessant. Gezielte und verbindliche Lehrerfortbildung, die in ein schulisches Gesamtkonzept eingebettet ist, verbessere ebenfalls die Qualität.

Vor allem angebliche «Problemschulen» sollten zudem mit konkreten Informationen für sich werben. «Die tatsächliche Qualität einer Schule muss für die Eltern sichtbarer werden, schon im Internet», betonte Fincke. Die Ergebnisse von Schulinspektionen, aber auch die Übergangszahlen zu weiterführenden Schulen könnten solche harten Fakten sein.

Bislang seien solche Informationen jedoch kaum zu finden, so dass viele Eltern sich allein am Ausländeranteil einer Schule orientierten: Die Auswertung von 900.000 Zugriffen auf Online-Schulportale in Sachsen und Berlin zeigte, dass vor allem der Zuwandereranteil als vermeintliches Qualitätskriterium abgefragt wird – bei zu hoher Quote wird die Schule gemieden. «Eltern sollten aber keine Pauschalurteile über Schulen mit hohem Anteil von Zuwandererkindern fällen», sagte Fincke. «Entscheidend sind die konkreten Lernbedingungen an einer Schule.» dpa
(28.11.2012)
Zum Bericht: „Türkischstämmige Migranten: Ein Drittel macht keine Ausbildung“

 

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