Ministerin Wende will Frauenquoten für Professuren festschreiben lassen

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KIEL.  Je höher der akademische Grad, desto geringer wird der Frauenanteil – das will Schleswig-Holsteins Schul- und Wissenschaftsministerin Waltraud Wende (parteilos) ändern.

Waltraud Wende möchte mehr Professorinnen an die Hochschulen bringen.  (Foto: Steffen Voss/Bildungsministerium Schleswig Holstein)
Waltraud Wende möchte mehr Professorinnen an die Hochschulen bringen. (Foto: Steffen Voss/Bildungsministerium Schleswig Holstein)

Die meisten Uni-Studenten sind weiblich, aber von den höheren Professuren wird in Schleswig-Holstein nur jede fünfte von einer Frau besetzt. In  Zielvereinbarungen zwischen Land und Hochschulen soll nun festgeschrieben werden, welche Frauenquoten auf den einzelnen Ebenen zu erreichen sind. Wer die Vorgaben übertrifft, bekäme zusätzliche Mittel, wer sie verfehlt, erhält Sanktionen auferlegt. Dies gehört zu den hochschulpolitischen Schwerpunkten, die Wende nun in Kiel vorgestellt hat.

Das Ziel, den Anteil von Frauen mit Professorentitel deutlich zu erhöhen, soll darüber hinaus mit einer Quote im Hochschulgesetzverankert werden. «Wir stehen mit unter 20 Prozent grottenschlecht da», sagte die Politikerin. Wende strebt für die anstehende Änderung des Hochschulgesetzes ein Kaskadenmodell an. Es schreibt für jede Hierarchie-Ebene eine zu erreichende Quote vor. «Das möchte ich gern gesetzlich fixieren, das soll ins Hochschulgesetz», sagte Wende. Sie plant, den Entwurf 2014 in den Landtag einzubringen.

Wende hält es auch für erforderlich, Frauen in Berufungsgesprächen besserzustellen. «Nach Auskunft von Gleichstellungsbeauftragten wird um Männer häufig richtig gepokert, um sie zu bekommen. Bei einer Frau verhält man sich anders, mit dem Effekt, dass Frauen häufig weniger verdienen als Männer», sagte Wende. «Da ist noch viel zu tun, wenn wir Geschlechtergerechtigkeit als Ziel haben.»

Die Ministerin will es mit dem neuen Hochschulgesetz auch den Präsidien erlauben, in begrenztem Umfang aktiv einen Wissenschaftler zu suchen und um ihn – oder sie – zu werben. «Das ist noch untersagt», schilderte Wende. «Bisher wird ausgeschrieben und manchmal schiebt man sich das ein bisschen zurecht, um den zu bekommen, den man haben will.»

Außerdem arbeitet Wende daran, Fachhochschulen ein Promotionsrecht zu gewähren. «Wir müssen einen Weg finden, forschungsstarken Fachhochschullehrern das Promotionsrecht zu geben.» Diese könnten bisher nur Zweitprofessuren an einer Uni erlangen. Das sei kompliziert und nicht zeitgemäß, sagte Wende. «Wie über Fachhochschule bisher häufig gedacht wird, ist antiquiert.»

Es gebe dort eine signifikante Zahl von Leuten, die sich nicht nur als Hochschullehrer im engeren Sinne verstehen, sondern auch intensiv forschen. «Und ihnen möchte ich das Promotionsrecht ermöglichen. Wir müssen die Fachhochschulen im 21. Jahrhundert so aufstellen, dass sie Entwicklungsmöglichkeiten haben.» Dies wolle sie kreativ angehen, sagte Wende – wohl wissend, dafür nicht überall Beifall zu bekommen: «Die Universitäten werden nicht unbedingt jubeln über die neue Idee von Frau Wende».

Ein weiteres Ziel besteht darin, mehr Berufstätige für ein Studium zu gewinnen. Bisher werden die bestehenden Möglichkeit kaum genutzt, zum Teil aus Unwissenheit. «Das ist kein rechtliches Problem, sondern ein kommunikatives», sagte Wende. Es sei notwendig, aktiver zu informieren, Anreize zu schaffen und Hindernisse abzubauen. Wer im Berufsleben stehe, wünsche sich berufsbegleitende Studienangebote oder stelle sich die Frage, ob sich ein Studium finanziell lohne. «Und darauf müssten die Hochschulen stärker eingehen.»

In den nächsten Monaten will Wende den Dialog über die Hochschulpolitik fortsetzen, auch in Gesprächen mit Studenten. «Hochschulen, Studierende, Beschäftigte und Politik wollen alle ein starkes Hochschulland Schleswig-Holstein. Und daran arbeiten wir gemeinsam», sagte die Ministerin. Die Ergebnisse des Dialogs wolle die in das neue Hochschulgesetz einfließen lassen. dpa
(13.1.2013)

 

Zum Bericht: „Kerle gesucht – Männeranteil an Kitas und Grundschulen sinkt bald auf null“

 

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