Bildungswirtschaft kritisiert Ungerechtigkeit und Unterfinanzierung

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KÖLN. Wenige Tage vor dem Start der Bildungsmesse Didacta fordert Präsident Wassilios Fthenakis einen bundesweit einheitlichen Bildungsplan.

Das deutsche Bildungssystem produziert nach Ansicht des Bildungsverbands Didacta zu viele Verlierer und ist zutiefst ungerecht. Ein Drittel der Schüler habe mit dem aktuellen System enorme Schwierigkeiten – darunter überproportional viele Jungen, Kinder aus bildungsfernen Schichten und mit Migrationshintergrund, sagte Verbandspräsident Professor Wassilios Fthenakis. Dringend nötig sei ein einheitlicher Bildungsplan, der das «Wirrwarr» unter den 16 Bundesländern mit ihren unterschiedlichen Standards ablösen solle.

Wassilios Fthenakis
Verbandspräsident Wassilios Fthenakis kritisiert die Bildungsunerechtigkeit in Deutschland. „Foto: Koelnmesse“

Fthenakis betonte: «Mit der höchsten Priorität müssen wir alles daran setzen, die starke Bildungsungerechtigkeit in Deutschland endlich zu überwinden.» Von Flensburg bis Oberammergau sollten die Kinder die gleichen Startchancen haben. Ein besonderes Augenmerk müsse auf die ersten sechs Lebensjahre gelegt werden. Zwar investiere Deutschland in die frühe Bildung inzwischen immerhin 0,6 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts, das reiche aber nicht.

Wenn ab August der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Unterdreijährige gelte, sei damit keineswegs auch eine hohe Bildungsqualität gewährleistet. Es fehlten viele tausend Erzieher, die eine Top-Qualifikation benötigten, betonte der Verbandspräsident. Frühpädagogen und Grundschullehrer sollten auf gleich hohem Level ausgebildet werden für die Förderung von Kindern von null bis zehn Jahren. Die Pädagogenausbildung müsse modernisiert werden.

Der Verband Bildungsmedien beklagte, dass die Lernmittel-Budgets der Schulen stagnierten oder teilweise gekürzt worden seien. Es herrsche Mangelverwaltung in den Schulen, meinte der Vorsitzende Wilmar Diepgrond. Bessere Bildungsergebnisse könne man aber nur erzielen, wenn die «Unterfinanzierung» beendet werde. «Bildung ist Deutschlands wichtigste Ressource.» Der Umsatz mit Bildungsmedien sei 2012 um 3,5 Prozent auf 426 Millionen Euro geschrumpft.

Die europaweit größten Bildungsmesse Didacta, startet kommenden Dienstag in Köln. Die Veranstaltung mit den Themen Kita, Schule, Hochschule, Aus- und Weiterbildung sollte eigentlich von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) eröffnet werden, die aber am Wochenende zurückgetreten war. Ob ihre gerade ernannte Nachfolgerin Johanna Wanka kommt, entscheidet sich laut Koelnmesse kurzfristig. (dpa)

(14.02.2013)

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