IHK: Viele Jugendliche springen schon vor der Ausbildung ab

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ERFURT. Nach Beobachtung der Industrie- und Handelskammer Südthüringen schließen mehr Jugendliche einen Ausbildungsvertrag ab und treten die Stelle dann nicht an. Bei einer Umfrage hätten 35 Prozent der antwortenden Firmen von solchen Fällen berichtet, teilte die Kammer mit.

Im vergangenen Jahr seien es nur 6 Prozent gewesen. Antworten lägen von 70 Firmen vor. Gleichzeitig klagen 67 Prozent über unklare Berufsvorstellungen der Bewerber. Kritisch sei auch die zunehmende Entfernung zwischen Wohnort und Berufsschule: Nach 18 Prozent der Firmen vor einem Jahr sähen dies nun 37 Prozent als Problem. Die Kammer forderte, das Land solle Fahrt- und Übernachtungskosten übernehmen, wenn Berufsschüler mehr als zwei Stunden einfache Wegstrecke zur Berufsschule hätten.

Die Erfurter IHK erfuhr bei ihrer Befragung, dass 48 Prozent der Unternehmen Probleme bei der Besetzung von Lehrstellen hätten. Die Firmen stellten sich zwar zunehmend auf leistungsschwächere Bewerber ein. Defizite bei «Softskills» wie Disziplin, Belastbarkeit und Leistungsbereitschaft ließen sich aber kaum ausgleichen. «Die Schere zwischen Anforderung und Realität geht besonders bei den sozialen Kompetenzen weiter auseinander», sagte Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser. dpa

(16.4.2013)

Zum Bericht: „Berufsbildungsbericht: Jeder vierte Azubi bricht ab“

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bolle
11 Jahre zuvor

Zitat: “ «Die Schere zwischen Anforderung und Realität geht besonders bei den sozialen Kompetenzen weiter auseinander», sagte Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser.“
Das versteh einer, wo doch seit Jahrzehnten das Erlernen der Kulturtechniken und der Sekundär-Tugenden wie Fleiß, Pünktlichkeit oder Sorgfalt zurückstehen musste zugunsten des Hauptlernziels „soziale Kompetenz“.
Widersprüchlicher können Theorie und Realität kaum sein. Aber das ist im Bildungsbereich inzwischen fast schon normal.