Unicef Deutschland wird 60 – „Noch unendlich viel zu tun“

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KÖLN. Unicef Deutschland feiert sein 60-jähriges Bestehen – und ist zur wichtigen Stütze der weltweiten Arbeit des Kinderhilfswerks geworden. Es gibt Erfolge, aber noch unendlich viel zu tun, sagt der Vorsitzende Jürgen Heraeus.

Unicef hilft Kindern weltweit - auch diesen beiden in Tunesien. Foto: Foto: © UNICEF/SWIT2012-0002/Pirozzi
Unicef hilft Kindern weltweit – auch diesen beiden in Tunesien. Foto: © UNICEF/SWIT2012-0002/Pirozzi

Aus einer Initiative dankbarer Bürger im Nachkriegsdeutschland ist eine wichtige Stütze im weltweiten Kampf gegen Hunger, Not, Krankheit und Vernachlässigung von Kindern geworden: Unicef Deutschland wird am 30. Juni 60 Jahre alt. Seit ihrer Gründung hat die Organisation Millionen Jungen und Mädchen in Entwicklungsländern und Krisengebieten unterstützt. «Unicef geht zu den Ärmsten und Verletzlichsten, genau die muss man fördern, denn sie werden sonst nie eine Chance bekommen», sagte der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Jürgen Heraeus.

«Stolz sind wir auf die Kampagne Schulen für Afrika. Die Idee wurde in Deutschland geboren», sagte er. «Wir haben inzwischen 13 afrikanische Länder in dem Projekt und Millionen Kindern eine bessere Grundbildung verschafft.» Maßgeblich mit Spenden aus Deutschland seien seit 2006 Schulen gebaut, Lehrpläne entwickelt und Lehrer ausgebildet worden. «Das ist ein sehr erfolgreiches Programm, was hier immer stark unterstützt wird.» Im Senegal stehe der grausame Brauch der Genitalverstümmelung von Mädchen vor dem Ende – dank Aufklärungskampagnen, finanziert von Spendern aus Deutschland.     Heraeus sieht deutliche Fortschritte im Kampf gegen die weltweite Kindersterblichkeit und beim Zugang zu Bildung. Zu tun gebe es aber auch hier noch unendlich viel, sagt der ehrenamtliche Vorsitzende und fünffache Vater. Und: «HIV und Aids bleibt eine große Gefahr.» Naturkatastrophen infolge des Klimawandels drohten nach UN-Schätzungen mit Dürren, Stürmen und Überschwemmungen in diesem Jahrzehnt alljährlich auch 175 Millionen Kinder zu treffen.

«Und immer wieder müssen wir natürlich darauf drängen, die Kinderrechte zu stärken – also den Respekt vor Kindern in jeder Form und ihr Recht, in jedem Lebensalter ernst genommen und gefördert zu werden. Überall, in allen Ländern.» Weitere Aufgabe für Unicef Deutschland: «Grundbildung allein reicht nicht. Hier müssen wir anschieben und ausbauen und helfen, dass man weiterführende Lernmöglichkeiten und Arbeitsplätze für junge Leute schafft.»

Strategisch erschwert werde die Unicef-Arbeit durch die Tatsache, dass es innerhalb der einzelnen Länder immer größere Unterschiede zwischen Arm und Reich gebe. «In Indien gibt es innerhalb des Landes abnorme Diskrepanzen (…) Es gibt dort heute mehr Handys als Latrinen. Es ist inakzeptabel, wenn ein Land Kinder im Elend lässt, obwohl die Mittel da wären, das zu ändern.»

Bei den Spenden mit vorne

Das UN-Kinderhilfswerk hatte Millionen hungernden und kranken Kindern nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa geholfen. Dankbare Bürger gründeten einige Jahre später – am 30. Juni 1953 – das deutsche Komitee, das heute unverzichtbar ist für die weltweite Unicef-Arbeit. Heraeus: «Unicef Deutschland steht beim Spendenaufkommen immer an zweiter oder dritter Stelle weltweit, nach Japan und zusammen mit den USA.»

In 60 Jahren steuerte Unicef Deutschland 1,7 Milliarden Euro aus Spenden und Grußkartenerlösen bei. «Allein im vergangenen Jahr haben wir 1,64 Millionen einzelne Spenden erhalten, also eine ganz breite Beteiligung der Menschen hier.» 2012 seien fast 84 Millionen Euro eingenommen worden. Von der Krise 2007 sei nichts mehr zu spüren.

Vorwürfe gegen den damaligen Geschäftsführer – verschwiegene Provisionen und undurchsichtiges Finanzgebaren – hatten das deutsche Komitee vorübergehend taumeln lassen. Es folgten 2008 personeller Neustart und Reformen. «Das Thema ist gegessen», sagte Heraeus. YURIKO WAHL-IMMEL, dpa

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