Thüringer Kabinett beschließt Konzept zum gemeinsamen Lernen

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ERFURT. Die Landesregierung hat sich auf ein Inklusionskonzept geeinigt. 30 Millionen Euro müssen investiert und Erzieher eingestellt werden. 100 Schulen werden künftig barrierefrei sein.

Die Thüringer Landesregierung hat am Dienstag das Schulkonzept zum gemeinsamen Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern beschlossen. Der sogenannte Entwicklungsplan zur Inklusion sei eine große Herausforderung in der Bildungspolitik, sagte Kultusminister Christoph Matschie (SPD) in Erfurt. Ziel sei, die regionalen Unterschiede an den Schulen zu berücksichtigen und den Kindern die besten Zukunftschancen zu ermöglichen. «Tempo raus, Qualität rein», fügte er hinzu.

Dem Konzept zufolge gibt es in den kreisfreien Städten und Landkreisen große Unterschiede bei der Inklusionsquote. So erreicht Suhl nur einen Wert von 7,9 Prozent, während die Schulen im Ilmkreis und in der Stadt Jena das gemeinsame Lernen zu mehr als 60 Prozent bereits umsetzen.

Insgesamt seien für die Inklusion in den kommenden zehn Jahren rund 28 Millionen Euro nötig – für mehr Personal und entsprechende Baumaßnahmen, sagte Matschie. Bis 2018 würden 100 der insgesamt knapp 800 Schulen im Freistaat barrierefrei sein und entsprechend ausgebaut werden, fügte er hinzu.

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Thüringens Kultusminister Christoph Matschie ruft nach Hilfe vom Bund. Foto: Kultusministerium Thüringen
Thüringens Kultusminister Christoph Matschie verspricht mehr Qualität. Foto: Kultusministerium Thüringen

Die Landesregierung will außerdem an den regionalen Förderzentren festhalten, die die Betreuung der Kinder und die Weiterbildung der Lehrer und Erzieher übernehmen sollen. Dort konnten bislang bereits Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf unterrichtet werden. Sie seien ein wichtiger Bestandteil des Systems und könnten künftig die Schulen beraten, sagte Matschie.

Er appellierte zugleich an die Beteiligten, umzudenken und sich auf die Inklusion einzulassen. «Der Prozess beginnt in den Köpfen der Lehrer und Eltern», betonte er.

Linke und Grüne hatten zuletzt die zögerliche Umsetzung des Inklusionskonzeptes beklagt. Nun wolle man die Planung konstruktiv und genau prüfen, kündigte die bildungspolitische Grünen-Fraktionssprecherin Astrid Rothe-Beinlich jetzt an. Die Inklusion könne aber nur gelingen, wenn die notwendigen sächlichen, räumlichen und personellen Voraussetzungen geschaffen werden, fügte sie hinzu. Der Linke-Politiker Maik Nothnagel mahnte zudem ein generelles Umdenken in der Gesellschaft über die Inklusion an.

Mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention hatte sich Deutschland 2009 verpflichtet, Menschen mit einer Behinderung genauso zu behandeln wie Menschen ohne. Das Konzept dazu soll nun in den Landtag eingebracht und vermutlich am Donnerstag im Plenum diskutiert werden. dpa

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