Niedersachsens Lehrer fordern mehr Geld für Ganztagsschulen und Inklusion

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HANNOVER. Applaus, aber auch Schelte gibt es für die neue niedersächsische Landesregierung von der Bildungsgewerkschaft GEW. Die geplanten Reformen seien notwendig und richtig, dürften aber nicht auf Kosten der Lehrer finanziert werden, betont GEW-Chef Brandt.

Für die notwendigen Reformen an Niedersachsens Schulen muss die Landesregierung aus Sicht der Lehrergewerkschaft GEW deutlich mehr Geld in die Hand nehmen als bisher geplant. Die Erhöhung des Kultusetats um 105 Millionen Euro reiche nicht aus, um die Ganztagsschulen rechtmäßig auszustatten und den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung zu finanzieren, sagte der GEW-Landeschef Eberhard Brandt in Hannover. Zugleich kritisierte er die angekündigten Einschnitte bei den Lehrern: «Solche Reformen sind nicht zulasten von Lehrkräften zu finanzieren. Da ist die Regierung auf dem Holzweg.»

Die niedersächsischen Lehrerverbände wollen am 29. August gegen die Erhöhung der Arbeitszeit an Gymnasien und für die Sicherung der Altersermäßigung auf die Straße gehen. Brandt rechnet mit mindestens 5000 Teilnehmern bei der Demonstration unter dem Motto «So nicht Rot-Grün!» in Hannover. Anfang Juli hatte das Kabinett beschlossen, dass Gymnasiallehrer künftig 24,5 statt 23,5 Stunden pro Woche unterrichten sollen. Zudem soll die Reduzierung von einer Stunde ab dem 55. und zwei Stunden ab dem 60. Lebensjahr entfallen. Damit verschlechterten sich auch die Einstellungschancen für junge Kollegen, betonte Brandt. Die Pläne müssten zurückgenommen werden.

Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) wies die Forderungen der Pädagogen zurück. «Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber es ist leistbar und verkraftbar für die Lehrer», sagte die Politikerin. Die Landesregierung investiere weit mehr in die Schulen als die Vorgängerregierung, betonte Heiligenstadt.

An die Adresse der früheren Landesregierung sagte Gewerkschaftschef Brandt: «Schwarz-Gelb soll lieber ganz still sein.» So habe die alte Landesregierung das Problem der rechtswidrigen Honorarverträgen an Ganztagsschulen nicht gelöst.

Zum Start des gemeinsamen Unterrichts von behinderten und nicht behinderten Kindern an allen niedersächsischen Grundschulen gebe es noch Probleme: «Die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte war nicht intensiv genug», kritisierte Brandt. Darüber hinaus fehle eine Steuerungsstelle, welche die Förderschullehrer bestmöglich auf die Grundschulen verteilt.

Eltern von Kindern mit Handicap haben mit Beginn des neuen Schuljahres das Recht darauf, dass ihr Nachwuchs eine reguläre Grundschule besuchen kann. Die Schulen erhalten zwei zusätzliche Stunden pro Woche und Klasse, die von einem Förderschullehrer unterrichtet werden.

In ländlichen Gebieten sei diese Stundenzuweisung in der Regel ausreichend, erklärte Brandt. Probleme gebe es hingegen in sozialen Brennpunkten. Von den beeinträchtigten Kinder in Niedersachsen hätten 80 Prozent Förderbedarf im Bereich Lernen und Sprache. «Die gelten in anderen Ländern gar nicht als behindert.» Der niedersächsische GEW-Vorsitzende sprach sich dafür aus, die Zahl der Studienplätze für künftige Förderschullehrer aufzustocken. «Wir brauchen mehr Sonderpädagogen in Niedersachsen.» dpa

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Reinhard
10 Jahre zuvor

Hm … warum schreibt die/der Autor/in „Lehrer“, wenn eigentlich die GEW gemeint ist?

Ulrich Stock
10 Jahre zuvor

Solange die Politik nicht versteht, dass der Fisch immer am Kopf anfängt zu stinken, solange wird es auch nicht die gewünschten Ergebnisse bei PISA geben!!!