Bald Nachahmer? Drei-Religionen-Schule findet Zuspruch

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OSNABRÜCK. Vor einem Jahr begann begann in Osnabrück der Unterricht an der umstrittenen Drei-Religionen-Schule. Nun zog Schulräten Claudia Sturm Bilanz: Die Schülerzahlen sind deutlich angestiegen. Und auch aus anderen Bundesländern gibt es Interesse, das bisher einmalige Modell zu kopieren.

In der Grundschule neuen Typs werden christliche, jüdische und muslimische Kinder seit vergangenem Sommer ganz bewusst in ihrer jeweiligen Religion erzogen. Gleichzeitig sollen sie aber auch Toleranz und Respekt voreinander lernen. Träger ist die Schulstiftung des katholischen Bistums Osnabrück; die jüdische Gemeinde Osnabrück und islamische Verbände sind Kooperationspartner.

Beim Start vor einem Jahr begannen dort 22 Kinder, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Im neuen Jahrgang wurden nun 42 Erstklässler eingeschult, für das kommende Schuljahr liegen schon 44 Anmeldungen vor, sagte Schulrätin Claudia Sturm. «Damit haben wir unser Ziel erreicht, zweizügig zu werden.»

Etliche Eltern hätten sich ganz bewusst für die Drei-Religionen-Schule entschieden und würden dafür auch längere Anfahrtswege in Kauf nehmen, erläuterte die Schulrätin. Im kommenden Schuljahr wird nur noch die Hälfte der Schüler christlich sein, derzeit gibt es vier jüdische Kinder an der Schule und etliche Muslime.

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Auch aus anderen Bundesländern gibt es inzwischen Interesse an dem Modell, unter anderem aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Das Konzept des Bistums ist, dass der Glaube der Kinder nicht nur im Religionsunterricht Thema ist, sondern Teil des gesamten Schulalltags wird. So nehmen zum Beispiel die religiösen Feiern der Glaubensgemeinschaften einen großen Raum ein.

«Es ist faszinierend und toll zu sehen, mit welcher Achtung und welchem Respekt die Schüler sich gegenseitig wahrnehmen und zuhören, wie die anderen in ihrer Religion leben», sagte Schulrätin Sturm. «Wir freuen uns, dass unsere Vision an dieser Stelle wirklich so positiv umgesetzt wird.»

Vor ihrem Start war die Grundschule in Osnabrück durchaus umstritten: SPD und Teile der Grünen im Stadtrat stimmten gegen sie mit dem Argument, Integration werde an jeder öffentlichen Schule geleistet. «Im Alltag der Schule ist von dem Widerstand nichts zu spüren», sagte die Schulrätin. (dpa)

zum Bericht: Eine katholische Schule darf einen muslimischen Schüler ablehnen, wenn …

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