Berlin geht ab sofort hart gegen Schulschwänzer vor

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BERLIN. Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) muss sich mit einem üblen Trend herumschlagen: Mehr als 20.000 Berliner Schüler haben im vergangenen Schuljahr zumindest zeitweilig keinen Bock auf Schule gehabt – und geschwänzt. Rot-Schwarz will diese Entwicklung nun gezielter bekämpfen. Leider mit den falschen Mittel, rügt die Opposition.

Geht schärfer gegen Schwänzer vor: Berlins Bildungssentatorin Sandra Scheeres (SPD). Foto: Geht härter gegen Schwänzer vor: Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Foto: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
Geht schärfer gegen Schwänzer vor: Berlins Bildungssentatorin Sandra Scheeres (SPD). Foto: Geht härter gegen Schwänzer vor: Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Foto: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft

Seit drei Jahren steigt in Berlin die Zahl der Schulschwänzer. Im ersten Halbjahr des Schuljahres 2012/2013 hatten die rund 106.000 Berliner Siebt- bis Zehntklässler insgesamt rund 730.000 Fehltage, 150.000 davon waren unentschuldigt. Fast jeder fünfte Schüler blieb dem Unterricht ohne schriftliche Entschuldigung fern – rund 22.000. Rund 3500 Schüler fehlten sogar an mehr als zehn aufeinanderfolgenden Tagen unentschuldigt.

Mit ihrer Mehrheit verpflichteten SPD- und CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus den Senat, die Programme dazu auszubauen, die Eltern besser zu informieren und auch die Schulaufsicht, Jugendämter und die Polizei stärker einzubeziehen. Dazu solle jeder Bezirk prüfen, ob er eine AG Schulpflicht einführe, in der die Beteiligten sich besser vernetzen und zusammenarbeiten.

Eltern sollen schon am ersten Tag über das unentschuldigte Fehlen ihres Kindes informiert werden. Die Schulen sollen künftig bereits nach fünf nicht zusammenhängenden Fehltagen ohne Entschuldigung eine Schulversäumnisanzeige beim Bezirk machen. Bisher mussten die Schulschwänzer erst nach zehn unentschuldigten Tagen gemeldet werden. Mit der Anzeige werden automatisch auch die Schulaufsicht, das Jugendamt und der Schulpsychologe informiert. Zudem kann der Bezirk mit Eingang der Anzeige ein Bußgeldverfahren einleiten.

Die Opposition aus Grünen, Linken und Piraten warf Rot-Schwarz oberflächlichen Aktionismus vor, der nicht genügend an den Ursachen ansetze und diese beseitige. Statt mehr Sozialpädagogen und Schulpsychologen einzustellen, gehe das Konzept in Richtung von mehr Ordnungspolitik und Polizei, kritisierte die Grünen-Abgeordnete Stefanie Remlinger. «Das machen wir nicht mit.» Es werde zwar nicht mehr nach höheren Bußgeldern und polizeilicher «Zuführung» gerufen, aber der große Wurf sei es nicht, rügte auch die Linke Regina Kittler. Alle drei Fraktionen stimmten dagegen.

Der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrinck warnte vor den Folgen der wachsenden Schuldistanz vieler Kinder und Jugendlichen. 640 der Schwänzer im vergangenen Schuljahr hätten sogar mehr als 40 Tage unentschuldigt gefehlt. «Wer schwänzt, verpasst leicht seinen Abschluss und damit seine Chancen», so Langenbrinck. Diesen Schülern müsse so früh wie möglich geholfen werden. «Wir verkürzen die Fristen für Fehlmeldungen und vereinheitlichen die Regelungen für alle Bezirke», sagte die CDU-Abgeordnete Hildegard Bentele. «Wir verbessern die Datenlage und schöpfen die präventiven Maßnahmen besser aus.» News4teachers / mit Material der dpa

Zum Bericht: Jugendarrest für Schulschwänzer in Sachsen-Anhalt ausgesetzt

 

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