Trend zum Event in der christlichen Jugendarbeit

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STUTTGART. Das Interesse von Jugendlichen an regelmäßigen Gruppenangeboten der Kirchen geht zurück. Einzelangebot wie Events und Freizeiten stehen dagegen hoch im Kurs. Eine wissenschaftliche Erhebung zeigt die Trends der kirchlichen Jugendarbeit.

Im Südwesten nutzt eine knappe halbe Million Jugendliche regelmäßig Angebote der evangelischen oder katholischen Kirche. Zwar sinkt das Interesse etwa an Jungschar-Gruppen spürbar, wie die Jugendorganisationen beider Kirchen am Donnerstag in Stuttgart mitteilten, doch wächst die Nachfrage nach Events oder sonstigen Einzelangeboten wie Freizeiten. Bemerkenswert sei in jedem Fall die Zahl der Helfer: «130 000 Ehrenamtliche landesweit sind ein wertvoller Schatz», betonte Gottfried Heinzmann, Leiter des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg (EJW).

Die Jugendarbeit der Kirchen ist so selbstverständlich, dass sie gerne mal in Vergessenheit gerät. Foto: jslahoe/ flickr (CC BY 2.0)
Die Jugendarbeit der Kirchen ist so selbstverständlich, dass sie gerne mal in Vergessenheit gerät. Foto: jslahoe/ flickr (CC BY 2.0)

Das EJW, die Evangelische Jugend Baden (ejuba) und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) stellen die bislang erste wissenschaftliche Vollerhebung für die Kinder- und Jugendaktivitäten in beiden Landesteilen vor. Einige Trends wurden deutlich:

Trend eins: Die Nachfrage nach regelmäßigen Gruppenangeboten wie die wöchentliche Jungschar-Gruppe geht zurück. Rund 440 000 junge Menschen nahmen laut Studie im Beobachtungszeitraum landesweit an gut 30 000 regelmäßigen Gruppenangeboten teil. Das sei sicher auch eine Folge des Ausbaus der Ganztagsschule, hieß es. Christoph Schneider-Harpprecht von der Evangelischen Landeskirche Baden forderte daher auch einen freien Nachmittag an Ganztagsschulen, damit die Kinder auch kirchliche Freizeit-Angebote nutzen könnten. Teilweise gebe es sowas für Konfirmanden schon.

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Trend zwei: Einzelangebote wie Freizeiten oder Events stehen höher im Kurs. Beide Kirchen verzeichneten im Berichtjahr fast 770 000 Teilnahmen an fast 22 000 Einzelangeboten wie Jugendgottesdiensten, Bibeltagen oder Sportveranstaltungen.

Trend drei: Je älter die Kinder, desto weniger werden sie von den Angeboten ihrer Kirchen erreicht. Knapp jeder fünfte evangelische Jugendliche zwischen 6 Jahren und 20 Jahren beteilige sich an regelmäßiger Gruppenarbeit, wie Wolfgang Ilg von der Universität Tübingen vorrechnete, der die Studie wissenschaftlich begleitete. Werden bei den 6- jährigen bis 8-jährigen evangelischen Kindern noch gut 27 Prozent von Jungschar und Co. erreicht, sind es bei den 17-Jährigen bis 20-Jährigen nur noch gut 8 Prozent.

Trend vier: Die christliche Jugendarbeit ist weiblich. Von den rund Ehrenamtlichen, die sich etwa als Gruppenleiter beim katholischen BDKJ engagieren sind 44 Prozent männlich und 56 Prozent weiblich. Auch bei den Teilnehmern überwiegen die Mädchen mit einem Anteil von 55 Prozent. Zudem werden die Gruppenleiter immer jünger, viele sind unter 18 Jahren, und sie bleiben nicht mehr so lange dabei wie früher.

Trend fünf: Weiter ausgebaut werden soll das sogenannte schulbezogene Engagement an Ganztagsschulen, da waren sich alle einig. Gab es vor fünf Jahren nur vereinzelte Angebote, erreicht die Evangelische Kirche laut Studie inzwischen fast 48 000 Schüler im Südwesten, etwa mit Arbeitsgemeinschaften (AG). Man müsse dahin gehen, wo die Kinder und Jugendlichen nun mal seien, hieß es. Schlüssel für solche Angebote an Schulen sei aber die absolute Freiwilligkeit, wie Schneider-Harpprecht betonte. «Es wird niemand in ein Angebot gezwungen.» Wie aus der Studie hervorgeht, kooperiert in Württemberg inzwischen jede vierte Schule mit der evangelischen Kirche. (Roland Böhm, dpa)

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