Jetzt doch: Bayern will Islam-Unterricht ausbauen – in (frei-)staatlicher Verantwortung

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MÜNCHEN. Rund 94.000 Schüler in Bayern sind Muslime, nur rund 11.500 von ihnen besuchen aber Islam-Unterricht in der Schule. Das Kultusministerium will das nun ändern – jetzt doch. Noch im Mai hatte es geheißen, dass an eine Ausweitung des Angebotes nicht gedacht sei. Der Lehrerverband BLLV sieht eine alte Forderung endlich erfüllt, zumindest zum Teil.

Im Mittelpunkt des islamischen Religionsunterrichts: der Koran. Foto: rutty / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Im Mittelpunkt des islamischen Religionsunterrichts: der Koran. Foto: rutty / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Das Kultusministerium will den Islam-Unterricht an bayerischen Schulen deutlich ausweiten. In den kommenden fünf Jahren soll es an mehr als 100 weiteren Schulen die Möglichkeit geben, statt christlichen Religions- oder Ethik-Unterrichts den Islam-Unterricht zu besuchen. Ziel sind bayernweit 400 Schulen.

Allerdings: «Der Islamische Unterricht in Bayern ist kein konfessioneller Regionsunterricht», hieß es in einer Ministeriumsmitteilung vom Mittwoch in München. Er findet im Rahmen eines Modellversuchs in staatlicher Verantwortung statt und basiert «auf dem Fundament des Grundgesetzes und der Bayerischen Verfassung», wie das Ministerium betonte. Das ist anders als beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, wo – nach dem Vorbild des evangelischen und katholischen Religionsunterrichts – der Islam-Unterricht bekenntnisorientiert stattfindet.

177 Grundschulen in Bayern bieten nach Ministeriumsangaben deutschsprachigen Islam-Unterricht an, 78 Mittelschulen, vier Realschulen und nur zwei Gymnasien. Die meisten der Schulen sind in Großstädten. Künftig soll es auch auf dem Land mehr Angebote geben.

Der Präsident des bayerischen Lehrerverbandes BLLV, Klaus Wenzel, begrüßte die Pläne des Ministeriums. «Wir haben immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass der Bedarf wesentlich höher ist. Umso mehr erkennen wir an, dass das Kultusministerium nun handelt», sagte er – und forderte bessere Ausbildungsmöglichkeiten für Islam-Lehrer.

Nach Ministeriumsangaben gibt es 65 Lehrerstellen für Islam-Unterricht in Bayern. An der Uni Erlangen-Nürnberg, der bislang einzigen entsprechenden Ausbildungsstätte in Bayern, studieren derzeit rund 40 Lehramtsanwärter das Fach. dpa

Zum Bericht: Allah im Klassenzimmer: Auftakt zum neuen Islamunterricht

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