BERLIN. An den Berliner Grundschulen ist die Personalnot so groß, dass ein Kollegium jetzt selbst initiativ wurde. Dessen Mitglieder suchen Grundschullehrer sogar schon über ihre persönlichen Facebook-Seiten, wie die „Berliner Morgenpost“ berichtet. Zuvor hatte die Berliner Bildungsverwaltung mit Werbekampagnen österreichischen und niederländischen Grundschullehrern einen Wechsel in die Bundeshauptstadt schmackhaft machen wollen. Doch eine neue Schock-Prognose lässt erahnen: Der Lehrermangel in Berlin wird womöglich noch schlimmer werden.
Aktuell sind allein an den Berliner Grundschulen rund 1.400 Stellen zu besetzen (für die derzeit 650 Einstellungsverfahren laufen), drei davon an einer Grundschule im Stadtteil Lichtenberg. In ihrer Not haben deren Lehrer jetzt damit begonnen, neue Kollegen via Facebook zu suchen. Die Aufrufe der Bildungsverwaltung hätten für sie bisher nichts gebracht. „Es gab einfach keine Grundschullehrer, und die Studienräte haben sich nicht zugetraut, in der Schulanfangsphase zu arbeiten“, so berichten die Lehrkräfte laut „Morgenpost“ auf ihren privaten Facebook-Seiten. Mehr als 80 Prozent der Schüler ihrer Schule kämen aus sozial schwachen Familien, mehr als 70 Prozent seien nicht deutscher Herkunft. Trotz dieser schwierigen Ausgangslage würden alle Kollegen gern an der Schule arbeiten; es gebe einen guten Zusammenhalt im Team. Das belegten auch die durchweg guten Ergebnisse bei Besuchen der Schulinspektion.
Die Berliner Bildungsverwaltung hatte zuvor selbst zu einer ungewöhnlichen Maßnahme gegriffen: Sie wirbt mit großen Anzeigen in österreichischen und niederländischen Medien um Bewerber. Mit Sprüchen wie “Trend statt Tracht”, “Kiez statt Kaff”, “Piefkes? Wir sind Berlin!” oder “Berliner Schnauze statt Wiener Schmäh” wirft Berlin seinen Metropolenstatus in die Waagschale – und das Gehalt: „Kein Schmarrn. Mit 4450 Euro starten“, so lautet der Text für eine der Anzeigen.
Enormer Anstieg der Schülerzahlen
Mitten hinein in den Anlauf der Kampagne platzte allerdings nun eine neue Schock-Prognose: An den Berliner Schulen werden in den nächsten acht Jahren, so berichtet der „Tagesspiegel“, 3.000 mehr neue Lehrer benötigt, als noch vor einem Jahr kalkuliert worden war. Insgesamt müssten bis zum Schuljahr 2023/24 rund 16.000 Neueinstellungen erfolgen. Der hohe Bedarf hänge mit dem enormen Anstieg der Schülerzahlen zusammen, der sich aus dem Zuzug nach Berlin und aus der hohen Zahl von Flüchtlingskindern ergibt. Die Senatsprognose gehe in den nächsten acht Jahren von zusätzlichen 75.000 Schülern aus – 40.000 mehr, als zuvor erwartet worden waren. Aus eigenen Kräften kann Berlin den Lehrer-Bedarf nicht decken. In den letzten beiden Semestern wurden an den Berliner Universitäten nur 1300 Lehramtsstudierende fertig.
Trotzdem gibt sich die Bildungsverwaltung optimistisch, alle derzeit freien Stellen besetzen zu können. „Wir sind zuversichtlich“, sagte eine Sprecherin dem „Tagesspiegel“ mit Blick auf das kommende Schuljahr. In Mangelfächern werden nun verstärkt Quereinsteiger eingestellt, und an Grundschulen unterrichten zunehmend Studienräte. Darüber hinaus ist Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) jetzt mit einer neuen Idee vorgeprescht: Nach ihrem Willen sollen Referendare, die im Februar in ihren Vorbereitungsdienst an den Grundschulen gestartet sind, bereits nach einem halben Jahr Vorbereitungszeit als Vollzeitlehrer arbeiten. Dies berichtet die „Berliner Morgenpost“. Der Senat locke die Kandidaten mit einem höheren Gehalt. Wer gleich als Vollzeitlehrer arbeite, solle etwa 3000 Euro brutto im Monat verdienen – mehr als doppelt so viel wie im herkömmlichen Referendariat (1130 Euro). Die Ausbildung solle dann nebenher laufen. Wie gesagt: Die Not ist groß in Berlin. Agentur für Bildungsjournalismus
Metropolenstatus???
Die Landtagswahl steht auf der Kippe, der Flughafen wird nicht fertig, das Stadtschloss wird nicht fertig – was für eine Metropole.
Und von da drin wird Deutschland regiert. Die wären besser in Bonn geblieben.
Ja, man denke nur an das Kongress-Zentrum in Bonn —