WIESBADEN/DARMSTADT. Über Jahrzehnte hatte sich ein Darmstädter Lehrer an seinen Schülern vergangen. Er starb 2008 in Haft. 2015 beauftragte das Kultusministerium zwei Juristinnen mit der Aufklärung des Falls. Die legten jetzt ihr Gutachten vor.
Erneuter Missbrauchskandal an einer hessischen Schule: An der Darmstädter Elly-Heuss-Knapp-Schule hat ein Lehrer einem Gutachten zufolge zwischen 1961 und 1994 mindestens 35 Schüler missbraucht. Der Bericht wurde jetzt im hessischen Kultusministerium in Wiesbaden vorgestellt, das zwei Juristinnen mit der Aufklärung beauftragt hatte. Der Fall erinnert an den der Odenwaldschule, wo von mindestens 132 Missbrauchsopfern ausgegangen wird. Auch hier wurde das Ausmaß der Übergriffe lange verschwiegen.
Der Lehrer der Darmstädter Schule, der 2005 wegen sexuellen Missbrauchs in 15 Fällen zu vier Jahren Gefängnis verurteilt wurde, starb 2008 in Haft. Der Bericht «macht wütend, macht sprachlos», sagte Staatssekretär Manuel Lösel, der Minister Alexander Lorz (CDU) bei der Vorstellung vertrat. Lösel entschuldigte sich ausdrücklich bei den Opfern und stellte pro Person 10 000 Euro als «symbolisches Schmerzensgeld» in Aussicht.
Verfasst haben den Bericht zwei Juristinnen. Die Rechtsanwältin Claudia Burgsmüller aus Wiesbaden und die ehemalige Präsidentin des Oberlandesgerichts Frankfurt, Brigitte Tilmann, haben schon vor sechs Jahren eine Analyse über die Übergriffe an der Odenwaldschule vorgelegt. Nachdem der Skandal dort bekannt wurde, stieg die Zahl der Opfer stetig an. Burgsmüller ging davon aus, dass sich auch im Fall der Elly-Heuss-Knapp-Schule noch weitere Opfer melden. (dpa)
• zum Bericht: Juristinnen sollen Missbrauch an Darmstädter Schule aufklären
In der taz erschien dazu Anfang letzten Jahres ein ausführlicher Bericht http://www.taz.de/!5016458/