BIELEFELD. Die Umfragen pfeifen es von den Dächern: „Deutschland braucht mehr Lehrer“. Natürlich auch Lehrerinnen. Aber selbst wenn in den Strahlen der Aprilsonne zigtausende junger Menschen wie durch ein Wunder ihr Berufsziel ändern und sich ab sofort dem Lehramtsstudium verschreiben würden, hätten wir erst in sechs Jahren mehr, vielleicht gar genug Lehrer. Wir brauchen aber sofort mehr pädagogisches Personal. Wie sich das Problem lösen ließe, skizziert unser Gastautor Prof. Dr. Rainer Dollase, em. Universität Bielefeld, im folgenden Beitrag.
Den Gordischen Knoten zerschlagen: Lehramtsausbildung als duales Studium
Viel Zeit ließe sich gewinnen, wenn Studium und Referendariat parallel und verzahnt organisiert würden – als „duale Lehrer(aus)bildung“. Angehende Lehrkräfte würden alle drei Monate zwischen Universität und Unterrichtspraxis wechseln, natürlich auch bezahlt (statt Semesterferien hätten sie Schulferien). Das würde den Weg in die Praxis verkürzen, die Lehrerausbildung endlich stärker an der Praxis orientieren und die Finanzierung des Studiums zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen.
Denken wir einmal über das „duale Studium für Lehrer“ nach – nicht zu verwechseln mit dem „dualen Ausbildungssystem“ für unsere Handwerker und Facharbeiter, einem besonderen highlight bundesdeutscher Bildungspolitik, das auch international Ansehen gewonnen hat. In Wikipedia heißt es: „Als duales Studium wird in Anlehnung an das duale Ausbildungssystem ein Hochschulstudium mit fest integrierten Praxiseinsätzen in Unternehmen bezeichnet. Von ‚klassischen‘ Studiengängen unterscheidet es sich durch einen höheren Praxisbezug, der abhängig von Studiengang und Hochschule variiert.“
Jeder Abiturient hat übrigens genügend Jahre der Beobachtung von hervorragendem Lehrerverhalten hinter sich
In einer Reihe von Studiengängen gibt es so etwas wie ein duales Studium schon seit längerem (z.B. BWL, Wirtschaftsingenieurwesen, Maschinenbau, Bauingenieurwesen, Tourismusmanagement, soziale Arbeit, Pflegemanagement ). Prinzipiell scheint die Idee also zu funktionieren. Man kann zum Beispiel – regional unterschiedlich – in Deutschland „Altenpfleger“ auf die folgende Art und Weise werden:
- Mit dem Eintritt in die Ausbildung bekommt man ein Gehalt
- Die Ausbildung findet im Wechsel von Theorie und Praxis statt: drei Monate Theorie, d. h. Unterricht, und anschließend drei Monate Einsatz in der Praxis.
- Beim Einsatz in der Praxis leistet man richtige und vor Ort notwendige Arbeit, natürlich nur die, die man auch bewältigen kann.
- Die praktische Arbeit, die man dort leistet, wird mit zunehmender Dauer des dualen Studiums zunehmend anspruchsvoller.
Mit dieser Art „neuartiger Ausbildung“ hätte man gleich mehrere Vorteile für die Lehrerausbildung gebündelt:
- Man erweitert das Personal in der Praxis um die gesamte Nachwuchsschülerschaft, die sich für den Beruf interessiert. In der Praxis halten sich während der Praxisphasen massiv mehr Menschen auf, die mithelfen können, etwa bei Individualisierung und individueller Förderung. Angehende Lehrer könnten in den Praxisphasen Fördergruppen übernehmen oder bei Lehrerexperten hospitieren und mithelfen. Wenn sie nach 3 Monaten wieder an die Uni gehen, kommen andere von der Uni – und setzen die skizzierte Arbeit fort. Jeder Abiturient hat übrigens genügend Jahre der Beobachtung von hervorragendem Lehrerverhalten hinter sich. Er wird doch wohl sinnvoll im Unterricht helfen können – oder?
- Man integriert auf optimale Art und Weise Theorie und Praxis – Lehrerausbildung ist gezwungen, auch im Theoriesegment, also der universitären Lehre, die Probleme der Praxis zu lösen und real wirksame Problemlösungen zu empfehlen. Dass die Uniausbildung Richtung Lehramt relativ praxisirrelevant sein könnte, ist nach einer aktuellen empirischen Untersuchung das Unangenehmste, was sich der Nachwuchs vorstellen kann (Dollase, Löchner, Felten 2022). Nach Aussage zahlreicher Hochschullehrer brechen Lehramtsstudenten ihr Studium ab, weil sie die Verbindung ihres Studiums zum Berufsziel verlieren. Das gäbe es im beschriebenen Modell nicht.
- Man schafft bei dem potentiellen Lehrernachwuchs einen starken Berufswahlanreiz, indem bereits die Ausbildung angemessen entlohnt wird – schon der Studierende ist eigentlich berufstätig und leistet für die Gesellschaft wesentliche, systemrelevante Arbeit.
- In sinnvoller Weise wäre dabei eine Integration von erster und zweiter Phase der Lehrerausbildung realisiert. Durch die ständige Verschränkung könnte das Ausbildungspersonal wesentlich größere Kapazitäten bewältigen. Zudem würde bis zum Erwerb der vollen Lehrbefähigung weniger Zeit verstreichen.
Natürlich werden jetzt viele sagen: Was bei Altenpflegern geht, kann man doch nicht so ohne weiteres auf die Lehrerausbildung übertragen! Doch, man kann es. Ob es bei diesem „drei zu drei“ Modell bleiben kann, wie man Schulferien und Semesterferien synchronisiert und koordiniert, wie man fachspezifische Besonderheiten berücksichtigt – das sind Petitessen, die Organisationsprofis, die zu schnellem und gründlichem Denken fähig sind, in kürzester Zeit lösen könnten.
Junge Menschen unterrichten zu dürfen, ist eine lebenslang spannende Tätigkeit
Nachwort: Dieses Modell würde natürlich nicht alle Probleme aus der Welt schaffen. Der Lehrberuf ist ein sehr anstrengender. Man hat mit zunehmend unreifen oder unerzogenen Kindern zu tun, mit immer anspruchsvolleren Eltern, mit Kultusbehörden, deren Anforderungslisten ständig wachsen. Aber junge Menschen unterrichten zu dürfen, ist auch eine lebenslang spannende Tätigkeit. Die Fachinhalte mögen sich hie und da wandeln – die Kinder und Jugendlichen aber bescheren einem garantiert stets neue Fragen und Erfahrungen. Und nicht selten sind diese durchaus beglückend.
Der Autor Dr. Rainer Dollase war bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2008 Professor in der Abteilung Psychologie und am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld.
Die Vorschulerziehung stellte dabei einen seiner Arbeits- und Veröffentlichungsschwerpunkte dar. Später hat er sich einen Namen in der G8/G9-Debatte gemacht – als wortgewaltiger Gegner des Turbo-Abiturs.
Na dann los. Schlimmer als jetzt kann’s ja eigentlich nicht werden.
… aber besser.
Vor 40 Jahren lief ähnlich mein Studium zum (damals) Unterstufenlehrer ab. Nach dem Studium war ich durch die Verzahnung mit Praxis und praxisnahen Studieninhalten gut vorbereitet für den Beruf. Ein Referendariat war nicht mehr nötig.
Zumindest im Primarbereich klappte das prima. Genau dort fehlen ja viele Lehrkräfte, warum also nicht das Studium “neu” denken?
Ich sage nur: Es täte unserer Gesellschaft mal gut innezuhalten und zu prüfen, welche alten Hüte vielleicht auch heute noch nichts an Aktualität und Sinhaftigkeit verloren haben.
Prinzipiell halte ich eine stärkere Verzahnung der Praxis mit dem Studium in vielen Bereichen für durchaus fruchtbar!
Viele skandinavische Länder machen es uns ja vor!
Allerdings kann die Betreuung der ‘Praktikanten”, ob bezahlt oder nicht, keine Einbahnstraße sein.
In Finnland werden z.B. Unterrichtseinheiten im Studium an der Uni erarbeitet, und dann in Schulen mit der Hilfe von erfahrenen Lehrkräften durchgeführt und evaluiert. Wobei die in den Seminaren erarbeiteten Methoden und Inhalte an den GS umgesetzt werden, aber nicht ohne dass erfahrene LK ihre Expertise im voraus einfließen lassen konnten.
Ein Experiment in SH vor ca 12 Jahren, leider ohne Anwesenheit von Studenten und Professoren an den teilnehmenden GS, war schon mal ein Versuch. Leider haben wir keine Rückmeldung auf unsere Rückmeldung bekommen! Trotzdem konnten wir einige Vorteile daraus ziehen! Natürlich kann es vor Ort nicht eins zu eins umgesetzt werden.
Das ist dann das alte Problem zwischen Theorie und Praxis.
Andererseits verstehe ich nicht, warum die Unis nicht auf mehr Praxisbezug Wert legen und lieber in ihrem Elfenbeinturm bleiben! Würden wir unsere Kräfte und Expertisen zusammenschalten, könnten die SuS davon sicherlich sehr profitieren! Aber NICHT, indem die Sudierenden einfach mal in den Semesterferien an GS hospitieren, aka “arbeiten”, sondern indem sie ihre vorbereiteten Einheiten unter Realbedingungen testen. Um Katastrophen zu verhindern, dazu sind wir Praktiker vor Ort da.
So könnten alle voneinander lernen zum Wohl der SuS.
So weit ich weiß, gibt es in Finnland sogenannte Übungsschulen, die direkt mit einer Universität verzahnt sind. Die Unterrichtseinheiten werden erarbeitet und dann mit geschulten Lehrern umgesetzt und analysiert. Daneben findet eine Forschung im Bildungssektor statt, Forschungsergebnisse müssen erfasst und dokumentiert werden, eigene Forschungen initiiert werden. Die Lehrer, die an einer Übungsschule arbeiten, können dort auch promovieren. Lehrer haben dort viel mehr Perspektiven und die Schulen sind viel besser ausgestattet. Das geht aber nur mit viel Investitionen. Da ist Deutschland Lichtjahre von entfernt. Außerdem ist Lehrer in Finnland ein angesehener Beruf und hart umkämpft. Hier wird auf Lehrern nur rumgehackt, faul, nur Ferien…. Auch da müsste sich was ändern.
Wenn ich es richtig verstanden habe kann man in Finnland nur ein Lehramtsstudium (typisch deutscher Begriff) beginnen, wenn man auch einen Platz an einer Schule (zugehörig ?) nachweisen kann.
Der Lehrer in Finnland ist ein angesehener Beruf unabhängig von der Bezahlung. Aber auch hier im Forum gibt es immer wieder den Wunsch nach mehr Anerkennung und besseren Rahmenbedingungen – nicht unbedingt nach mehr Gehalt.
Naja, aber an dem Streik für bessere Arbeitsbedingungen nahm zuletzt in Berlin nur ein Bruchteil der angestellten Lehrer teil.
Ich habe im eigenen Kollegium immer wieder den Eindruck, dass die älteren Kolleginnen ü55 schlicht resigniert sind und ein Stück weit den Kampf für bessere Bedingungen aufgegeben haben. Hinzu kommt, dass die GEW – zumindest hier in Sachsen-Anhalt – ebenfalls nicht besonders stark kämpft. Die Gewerkschaft scheint sich mit den Gegebenheiten schlicht arrangiert. Was im Grunde ein Skandal ist.
Wie soll die GEW kämpfen, wenn ihr die Lehrer nicht folgen und bei Kampfaktionen nicht mitmachen (dürfen)?
Wie soll sich eine GEW für die Lehrer starkmachen, wenn hier z.B. ständig zum Austritt aus der GEW aufgerufen und sie schlechtgeredet wird, weil sie persönliche Wünsche nicht erfüllt?!? Damit macht man die GEW schwach und dann wundert man sich, wenn ihre Forderungen nicht ernstgenommen werden! Seltsam.
Da das finnische Schulsystem so einige Elemente des DDR-Bildungssystem übernommen hatte gehe ich davon aus, dass die Verzahnung von Studium und angeschlossener Schule für die Praxiseinheiten so ablief, wie ich es kennenlernte:
Die angeschlossene Schule gab es automatisch zum Studium “dazu”. Sie lag im gleichen Gebäude. Man ging u.a. zum Hospitieren nur ins Erdgeschoss. Dazu waren die Klassenräume extra groß, damit eine ganze Gruppe hinten noch reinpasste.
Alle Stunden wurden in der Seminargruppe besprochen. Auch die ersten eigenen Stundenentwürfe wurden mit Seminargruppe und Seminargruppenleiter vorbereitet und nach der Durchführung reflektiert.
Erst ab dem 2. Studienjahr wurde man an Schulen (möglichst) im Heimatort verwiesen, um dort in verschiedenen Praktika weitere Erfahrungen sammeln zu können.
Hallo Alla und Kätzchen,
genauso funktionierte es im Primarbereich in der Lehrerausbildung der DDR. Wurde aber genau aus diesem “anrüchigen” Grund abgeschafft, anstatt vorurteilsfrei zu prüfen, was erhaltenswert war.
Klar, nichts sollte und durfte an den Osten erinnern, schon gar nicht an “Erfolge” im Osten. Das Ampelmännchen und der Grüne Pfeil dienten doch nur als “Feigenblatt”.
Meine volle Zustimmung. Der Lehrerberuf – insbesondere im Bereich Grundschule und Förderschule genießt keinerlei Ansehen. Er wird auf Grund der schlechten Bezahlung insbesondere im Grundschulbereich auch für Abiturient/innen immer unattraktiver.
Laut Umfragen gehört der Lehrerberuf aber zu den hoch angesehenen Berufen. Bitte verbreiten Sie keine Gerüchte!
“Studien zufolge gehört der Lehrerberuf in Deutschland zu den angesehendsten Berufen. So schätzen beispielsweise 38 Prozent der Bevölkerung diesen Beruf am meisten.”
https://www.news4teachers.de/2012/06/studie-lehrerberuf-hat-hohes-ansehen-aber-geringe-anziehungskraft/
Schauen Sie doch mal, wann diese Umfrage statt fand. Wie „angesehen“ der Lehrerberuf ist, konnte man in Coronazeiten super rausfinden. Ich konnte mir aussuchen, ob ich zu faul oder zu doof war, habe sowieso zuviel freie Zeit und werde viel zu gut bezahlt…
So macht wohl Ergebnisse madig, die einem nicht gefallen. Auch in dieser Umfrage von 2021 gehört der Lehrerberuf zu den angesehensten.
Beruferanking: Pfleger bis Lehrer – das sind die angesehensten Berufe – WELT
Wir brauchen in Deutschland Kooperationsschulen bzw. feste Ausbildungsschulen, an denen die angehenden Lehrer/innen trainieren können. Fehler muss man ihnen dann eben auch mal zugestehen, sie gehören zum Lernen dazu, wie wir ja alle wissen. Unerlässlich ist, dass ein/e ausgebildete/r Lehrer/in sich fest um die Studierenden kümmern können muss. Würden Studium und Praxis von Beginn an miteinander sinnvoll verbunden, könnte man sich mindestens ein halbes Jahr Referendariat sparen. Von dem eingesparten Geld kann man dann die Ausbildungslehrer bezahlen.
Na prima, alle 3 Monate neue Leute ins eigene System einarbeiten. Als ob wir nicht schon genug zu tun hätten. Im übrigen halte ich es auch im Hinblick auf die Kinder nicht für gut, wenn permanent neue Leute kommen und „mal eben“ die Förderung übernehmen. Warum nicht gleich der Vorschlag, es wie anno dazumal BaWü zu machen und „qualifizierte Hausfrauen“ auf die Grundschüler loszulassen? Kann schließlich jeder, das bisschen malen und basteln…
Ich habe als Grundschülerin noch die sogenannten “Hausfrauenlehrerinnen” erlebt und sogar eine als Klassenlehrerin gehabt. Ich habe nur die besten Erinnerungen an sie und finde den etwas abfälligen Ton in ihrem Kommentar schade.
Diese “Hausfrauenlehrerin” haben wir alle geliebt. Sie hat uns damals enorm viel beigebracht, so dass relativ viele Kinder aus meiner Klasse auf die Realschule oder das Gymnasium gehen konnten.
Durch diese Erfahrung bin ich mir keineswegs sicher, ob vor allem ein Studium die beste Voraussetzung für gute Lehrer und Lehrerinnen ist. Offensichtlich spielen noch andere Qualitäten eine entscheidende Rolle.
Also bei uns scheitern die meisten QuereinsteigerInnen. Meistens sind die Kinder dann die Leidtragenden.
Und ich möchte ausdrücklich widersprechen: Der Lehrerberuf ist definitiv nichts für Hausfrauen oder Hausmänner. Werten Sie diesen Beruf bitte nicht derart ab. Das steht Ihnen nicht zu.
Woran scheitern die meisten Quereinsteiger? Nach meinem Eindruck vor allem an den Kindern. Die kriegen sie nicht in den Griff und dann wird der Beruf tatsächlich zur Qual. Das schafft jedoch auch nicht jeder grundständig ausgebildete Lehrer. Der hat nur kaum eine Wahl, etwas anderes zu machen.
„Unsere“ Quereinsteiger scheitern z.B. schon daran, in der 1. Klasse zwischen Buchstaben und Lauten zu unterscheiden oder eben grundsätzlich daran, dass Lehrpläne umgesetzt werden müssen. Ja, die großen Klassen, in denen auch noch jede Menge Förderkinder sitzen, spielen sicherlich auch eine Rolle, aber eben nicht nur.
Ob Sie’s glauben oder nicht:Den Unterschied zwischen Buchstaben und Lauten hat mich erst die Praxis gelehrt und nicht das Studium. Überhaupt habe ich vorwiegend in der Praxis erst das gelernt, worauf es im Beruf ankommt.
Das soll aber nicht nur im Lehrerberuf so sein. Auch von anderen Leuten habe ich immer wieder gehört, dass sie erst nach dem Studium das lernten, was sie im Arbeitsleben wirklich brauchten.
Grundständig ausgebildete Lehrer haben die Kinder “im Griff”. Das gehört schlicht und einfach zur Profession. Quereinsteiger scheitern an sehr vielen Dingen, wenn sie scheitern. Vor allem an einem zu schnellen Einstieg, ohne ausreichende, qualifizierte Ausbildung.
Mein Gott, haben Sie wirklich schon mal eine Schule von innen gesehen? Wie viele (grundständig ausgebildete) Lehrer haben ihre Klassen nicht im Griff! In so vielen Klassen geht es über Tische und Bänke und die Unterrichtsstörungen sind unerträglich.
Oder aber Sie ertragen das alles als Ausdruck von “Lebendigkeit”? Erklären Sie sich!
Ich weiß ja nicht, was an Ihrer Schule los ist – bitte erklären Sie sich…!
Aber an den Schulen, die ich hier in Sachsen-Anhalt kenne (nicht nur im ländlichen Raum!) gehen die Kinder jedenfalls nicht über Tische und Bänke! Was sind denn das für Zustände?!
Sie kennen alle Schulen in Sachsen-Anhalt und sie kennen jeden Lehrer darin in seinem Unterricht? Ich weiß meist nicht mal, wie es beim Kollegen zugeht, wenn er nicht selbst was erzählt.
Die Schüler heute und damals sind in keinsterweise zu vergleichen. Die Lernmotivation, die Konzentrationsfähigkeit, die Frustrationtoleranz, die Höflichkeit und der Umgangston miteinander, der Umgang mit den Eltern und der Anspruch an Schule und Lehrer hat sich doch komplett verändert.
Finde ich alles nicht. Die Kinder sind meiner Beobachtung kaum anders als früher. Eher sind es die Eltern, die heutzutage weniger auf Seiten des Lehrers stehen, sondern mehr auf Seiten ihrer Kinder.
Gibt es da etwa Probleme mit Eltern die am Lehrerstuhl sägen?
Erfahrungswerte – mit den Kindern und Jugendlichen komme ich in der Regel gut klar. Die Probleme, die ich mit einigen wenigen SuS habe, sitzen zuhause und sind für mich oder die SL nicht erreichbar, da sie sich der Mitwirkungspflicht entziehen.
Selbstverständlich bin ich als Mutter auf der Seite meines Kindes!! Ich will, dass es etwas lernt und Schule mehr ist als reine Bewertung i.S.v. Bestandsaufnahme. Mag sein, dass ich als schwierig gelte oder zu pushy, aber von hochqualifizierten LuL kann ich auch einiges erwarten. Bzw die Kinder.
Und das färbt nicht auf die Kinder ab?
Das sehe ich auch problematisch. Gerade die Förderung schwächerer Schüler benötigt doch besonders viel Expertise. Es geht ja oft um mehr als mal das Lesen oder Einmaleins üben. In diesen Situationen kommt mein gesamtes didaktisches Können und meine Erfahrung zum Einsatz. Sicherlich gibt es auch Kinder, mit denen zuhause nicht das Einmaleins oder das Lesen trainiert wird und es schön ist, wenn das jemand in der Schule in Kleingruppen übernimmt. Solche Aufgaben tragen aber nur in einem sehr geringen Umfang zur Ausbildung guter Lehrer bei. Am Ende werde sie nur als kleine Helferlein oder Vertretungskräfte benutzt und dort lernt man irgendwie zurechtzukommen aber nicht mehr.
Alle Lehramtsstudierenden Deutschlands ständig durch anspruchsvolle Unterrichtsreihen zu begleiten… wäre hingegen ein ENORMER Aufwand. Alle Lehrer wären ständig involviert, auch die, die man lieber aus der Lehrerausbildung fernhalten sollte, weil sie kein Interesse daran haben und didaktisch wenig auf Lager.
Förderung beruht aber auf Diagnostik. Im Regelfall darf ich aber einen Schüler ohne explizite Zustimmung der Eltern/Erziehungsberechtigten überhaupt nicht testen lassen. Wie also soll eine bedarfsgerechte, individuelle Förderung erreicht werden, wenn die Ursachen nicht festgestellt werden können?
Die Diagnostik im Unterricht ist von einer fachärztlichen Diagnostik zu unterschieden. Die Förderung baut auf der Einschätzung der Lehrkräfte auf.
Wie @Inga schreibt, geht es da nicht immer allein um Wiederholung oder einfache Übung, sondern bei manchen Kindern um mehr oder um anderes. Dazu muss man als Lehrkraft genau hinschauen, um die Förderung individueller gestalten zu können.
Es wäre hilfreich, Personen in der Klasse zu haben, die dabei zeitweise unterstützen, man kann aber nicht von Studierenden verlangen, dass sie selbstständig die Förderung wählen, vorbereiten und durchführen.
Ebenso verliert man als Lehrkraft den Überblick, wenn Förderung von anderen übernommen wird, da man vielleicht zu Beginn die Impulse setzt, einem dann aber die Rückmeldung fehlt.
Wären es pädagogische Assistenzen, mit denen man über Jahre ein festes Team bildet, würden sich Absprachen lohnen, die dann eine gemeinsame Einschätzung fördern. Das wäre aber bei Studierenden nicht gegeben.
Bei fachlichen defiziten fällt die Förderung dann ja auch in der Regel leichter.
Das Problem tritt doch in den Fällen auf, in denen eigentlich ein AOSF-Verfahren eingeleitet werden müsste, die Eltern aber keine Zustimmung zur Begutachtung geben. Damit ist dann der Zugang zu individueller Förderung verlegt und die Betroffenen müssen weiter als Regelschüler*innen binnendifferenziert unterrichtet werden, ohne dass es eine externe Unterstützung gibt.
In NDS braucht es keine Zustimmung für das Feststellungsverfahren, aber das Ergebnis ist das gleiche: Die SuS verbleiben an den Regelschulen, die ESE-Schulen sind selten, klein und privat und suchen sich aus, wenn sie nehmen, und die Eltern müssen dem Schulwechsel zustimmen.
Also muss auch in NDS die Förderung auch in diesem Bereich binnendifferenziert erfolgen, in den anderen Bereichen aber weitestgehend auch.
Aber wie geht das praktisch? Wenn die Kandidaten selbst unterrichten und dann nach 3 Monaten erstmal weg sind, springen dann andere Kandidaten ein? Aber häufiger Lehrerwechsel gilt nicht als gut, auch Eltern sehen das nicht gerne. Oder sollen die nur hospitieren?
Ich würde befürchten, das Verhalten der Behörden gegenüber den Referendaren legt eher den Verdacht nahe, dass man die Studenten als Billiglehrer missbrauchen würde, auch für Vertretungen aller Art (“Frau X hat sich für heute krankgemeldet, übernehmen Sie doch mal ihre Klasse heute”). Und woher kommt der Optimismus, dass nach dem Abitur hinreichend viele 18-Jährige sich das antun wollen, gleich wieder die Hälfte ihrer Zeit in einer Schule zuzubringen, wo sie doch erstmal das Leben genießen wollten, anstatt an eine gesicherte berufliche Zukunft zu denken? NB: Lehrveranstaltungen um 8 Uhr morgens sind gerade in den Geisteswissenschaften bei Studenten nicht beliebt, Schule um 8 Uhr dann wohl auch nicht. Und wie bekommt man Studenten an die Problemschulen mit gewalttätigen Schülern, mit Drogenproblemen, mit Vandalismus? Die mit den guten Noten dürfen sich die Schule wählen und den letzten beißen die Hunde?
Trotzdem ist das ein sehr interessanter Vorschlag, wäre das vielleicht auch was für angehende Juristen, Architekten, Bauingenieure, Pfarrer, Betriebswirte, Sozialpädagogen, Politologen, Soziologen? Für alle gäbe es irgendwelche staatlichen oder kirchlichen Institutionen, wo sie ihren Praxisteil absolvieren könnten: Justizbehörden für die Juristen, Stadtplanungsämter für die Architekten und Bauingenieure usw.
Eine Frage bleibt: wie lange soll das ganze dauern? Ein Studium mit 9 Semestern plus Schulpraktikum steht nur 2-3 Semestern Referendarzeit gegenüber. Da wird dieses “Reißverschlussverfahren” schwierig, ohne die “Ferien” eben doch zu verkürzen. Aber heute sind die vorlesungsfreien Zeiten (außer August) oft mit zahlreichen Prüfungen schon vollgepflastert, da müsste man die Axt an die gefühlten 100 Modulprüfungen legen.
Billiglehrer….
so sehe ich das auch. Das Praxissemester in NRW soll das Referendariat um ein halbes Jahr kürzen. Referendariat wird bezahlt. Das Praxissemester nicht. Allein durch dieses Konstrukt sind schon viele Studenten abgesprungen, weil sie es sich einfach nicht leisten können.
Alles scheint nur aufs Sparen ausgerichtet zu sein, aber hat das Mäntelchen der „Ausbildungsverbesserung“ um.
Ich bin btw. auch der Meinung, dass G8 hauptsächlich Personal sparen sollte. Ein Jahr weniger Schule kostet eben weniger Lehrkräfte.
In Sachen (Aus)Bildung wird dauernd geflickschustert ohne wirklich nachhaltig Wirkung / Verbesserungen zu erzielen. Aber jeder neue Massnahme der Regierungen scheint Sparpotential zu haben.
Wer das downgevotet hat, kennt sich nicht wirklich aus. Ich habe in meinen 25 Dienstjahren nicht eine von oben verordnete Veränderung erlebt, die ich als positiv beschreiben könnte.
Dazu kommt: Nach welchen Kriterien werden die Studenten den Schulen zugeteilt? Schulstandorte weit entfernt von Universitätsstädten haben nahezu keine Interessenten, die in den Universitätsstädten, besonders in den Teilen mit bildungsnaher Bevölkerung, werden überrannt. Bleiben die Studenten an den von ihnen im ersten Praxisteil gewählten oder zugeteilten Schulen?
Bei uns wurden die Schulen von der Uni zugeteilt. Man konnte und durfte sich für bestimmte Praktika keine selbst suchen.
Auch waren die Schulen je nach Praktikum eingeteilt, einige Schulen waren nur für die Fachpraktika zuständig und zwar fest für ein bestimmtes Fach, sodass sich Menotor:innen und Uni-Dozent:innen kannten, weil sie jedes Sommersemester gemeinsam mit den Studierenden an der Schule waren.
Andere Schulen waren für die ersten Praktika im 1.+2. Semester vorgesehen, auch da nehme ich an, dass die Uni-Dozent:innen immer an den gleichen Schulen waren, und zwar wöchentlich über das gesamte 1.+2. Semester. Auch da ist dann eine Zusammenarbeit gegeben.
Noch andere Schulen waren für die längeren Praktika im 3./4. Semester ausgewählt, hier war die Zusammenarbeit mit der Uni lockerer, es kam in den Praktikumswochen 1-2 mal jemand von der Uni und hat die Praktikant:innen besucht.
Die Schulen lagen innerhalb und außerhalb des Uni-Standortes, Fahrzeit ca. 1 Stunde.
In meinem BL gibt es inzwischen ein Praxissemester, auch da ist m.E. eine Fahrzeit von 1 Stunde bis zur Schule angesetzt. Die ist mir öffentlichen Verkehrsmitteln nicht einzuhalten, auch in unserer Region sind Praktikant:innen an den Schulen und auch die sind von der Uni zugeordnet.
Ja, aber das Dasein als Werkstudent ist meines Wissens nicht so organisiert wie oben vorgeschlagen, im Reißverschlussverfahren und ohne Alternative. Werkstudenten arbeiten oft in Teilzeit neben dem Studium, aber jede Woche. Daneben gibt’s zusätzlich ein vorgeschriebenes (unbezahltes) Praktikum gemäß Studienplan, aber nur ein paar Monate insgesamt.
“Ob es bei diesem „drei zu drei“ Modell bleiben kann, wie man Schulferien und Semesterferien synchronisiert und koordiniert, wie man fachspezifische Besonderheiten berücksichtigt – das sind Petitessen, die Organisationsprofis, die zu schnellem und gründlichem Denken fähig sind, in kürzester Zeit lösen könnten.”
Na, Herr Prof. Dollase scheint nicht so ein “Organisationsprofi zu sein”. In jedem dieser dreimonatigen Praxisabschnitte kommen mehrere Wochen Schulferien vor, wie soll man dieses “Problem”, das ja auch der Abstimmung zwischen den Bundesländern bedarf, “in kürzester Zeit” lösen? Die KMK streitet schon jahrzehntelang über die Lage der Ferienzeiten. Und ich behaupte zudem einmal, dass die drei Monate Theoriephase garantiert nicht in den Semesterferien der Unis liegen sollen…
Und wie soll das in den Schulen laufen, wenn die Studenten nach drei Monatem eigenverantwortlichem Unterricht (oder wie ist “Beim Einsatz in der Praxis leistet man richtige und vor Ort notwendige Arbeit” zu vertehen?) wieder weg sind? Das läuft doch auf andauernde Lehrerwechsel und Stundenplanänderungen in den betreffeneden Schulen und Lerngruppen hinaus. Das wird Schüler und Lehrer sicherlich hoch erfreuen.
Vielleicht sollte Herr Prof. Dollase erst einmal selber ein paar “Praxismonate” an Schulen machen, damit er die Rahmenbedingungen besser versteht, bevor er versucht die großen Reformen anzuzetteln…
meine Alternative: bessere Verträge und höhere Gehälter
Dadurch würde aber die Qualität im Schulsystem steigen, weil der Beruf dann auch für Menschen mit hohen Einkommenserwartungen interessant werden würde. Dies stünde dann jedoch im Widerspruch zu den Niveausenkungen der letzten Jahrzehnte und würde darüber hinaus noch viel Geld kosten.
Stringent wäre es hingegen, wenn die neuen Lehrkräfte überhaupt kein Studium mehr benötigen würden. In Rot-Grün regierten Ländern könnte man dann gleich nach dem Realschulabschluss seine Lehrerlaufbahn starten.
Sind Menschen mit hohen Einkommenserwartungen wirklich die Besten für den Lehrerberuf? Das wäre noch die Frage.
Hohe Erwartungen zum Auskommen mit dem Einkommen, wer hat dies logischerweise nicht?
Genau. Alle wollen maximal verdienen und minimal Steuern zahlen. Das nennt sich Solidargemeinschaft, nicht wahr?
Was möchte man denn für Lehrkräfte?
Man erwartet, dass sie 10 Semester studieren, einen Master absolvieren und ein 2. Staatsexamen ablegen,
dass sie bereit sind, 50-60h die Woche zu arbeiten ohne einen Ausgleich oder eine Bezahlung für die zusätzliche Zeit zu erhalten,
sie unterrichten und erziehen Kinder und Jugendliche
… und dafür möchte man die Einkommenserwartungen senken, die Arbeitszeit weiter erhöhen und die Arbeitsbedingungen unabhängig von Arbeitsschutz und in anderen Branchen üblichen Vorgaben entwickeln – also verschlechtern.
Und wenn man das tut, wundert man sich, dass man keine Lehrkräfte findet, weil Menschen, die sich vorab informieren, feststellen, dass sie in anderen Berufen bessere Bedingungen finden und diese für sie und ihr Leben attraktiver sind.
Lehramt ist dann der Beruf, der angesichts besserer Alternativen abgewählt wird. Genau das kann man seit über 10 Jahren sehen.
Statt daran zu arbeiten, ist die Beanspruchung in diesem Beruf weiter gestiegen. Da kann man dann auch nicht länger behaupten, dass man in einer Krise kurzfristig mehr Einsatz erwarten würde, sondern es reiht sich Erwartung an Erwartung, ohne Entlastung in Aussicht zu stellen oder irgendetwas in dieser Richtung zu unternehmen.
Stattdessen wird wegen des Lehrkräftemangels erwartet, dass Lehrkräfte in den Schulen zusätzlichlich zu den außerunterrichtlichen Belastungen und hohen Anforderungen im Unterricht auch noch den Mangel verwalten und irgendwie auffangen.
Lehrkräfte machen das sogar: Wenn Schüler:innen, für die keine Lehrkraft bereit steht, konsequent nach Hause geschickt würden, wäre viel ersichtlicher für alle, wie viele Lehrkräfte fehlen.
Wenn Lehrkräfte rar sind, sollte man die Bedingungen so gestalten, dass Lehrkräfte für lange Zeit in ihrem Beruf arbeiten können und nicht frühzeitig aus dem Dienst ausscheiden müssen, auch das ist etwas, was seit vielen Jahren ersichtlich ist. Diese Lehrkräfte gehen mit Abschlägen in den Bezügen, weil sie zu krank sind, um noch zu unterrichten, was in Zusammenhang mit den hohen Belastungen im Schuldienst steht.
Es macht mich wütend, dass man einerseits vollen Einsatz erwartet, eine hohe Qualifizierung vor Berufsbeginn und stete Weiterbildung über die Jahre, andererseits weder für eine dem Ausbildungsstand entsprechende Entlohnung (A13 im Einstieg), noch für eine Entlastung oder einen Ausgleich der Überstunden noch für Arbeitsschutz und gute Arbeitsbedingungen sorgen will.
Man setzt also mehr als deutliche Signale, dass man gar keine Lehrkräfte haben will.
Was für eine krude Logik?! Danach leisten nur Menschen mit hohen Einkommenserwartungen gute Arbeit?!? Und die Verkäuferin um die Ecke, der Handwerker, der das Laminat verlegt, die Sekretarin in der Schule sind alle zu qualitativ hochwertiger Arbeit nicht fähig, weil sie sich ja mit nicht so hohen Einkommen zufrieden geben???
Es gibt längst und seit langem Unis, die von Beginn an Praxis ins Lehramtsstudium integrieren, sowohl als mehrwöchiges Blockpraktikum wie auch semesterbegleitend.
Es gibt Bundesländer, die Praxissemester ins Studium gesetzt haben, sodass alle Studierenden in Schulen Erfahrungen sammeln.
Es gibt an den Unis Mitarbeitende, die sich um die Betreuung der Studierenden kümmern, die in Seminaren die Vorbereitung und die Auswertung übernehmen.
Was es nicht gibt:
– Entlastung für Lehrkräfte, die die Einarbeitung und Betreuung der Studierenden an den Schulen selbst übernehmen, Zeit, mit ihnen zu überlegen, sie anzuleiten, zu reflektieren, Methoden abzuwägen und eine Menge Handwerk des Alltags zu vermitteln. Dazu braucht es Lehrkräfte, die genau dies gelernt haben und diesen Beruf ausüben, die aktuell im System stehen und mit allen Schwierigkeiten vertraut sind, Untiefen und Strömungen kennen und Klippen umfahren können, quasi Lotsen, die nicht nur über Schule schreiben oder reden, sondern täglich darin arbeiten. DAS sind die Experten, die zu Wort kommen sollten.
Stattdessen gibt es aber:
– Vertretungskräfte mit Bacherlorabschluss in irgendeinem Fach, die Unterricht samt Benotung übernehmen, dabei aber zu betreuen sind,
– Aushilfen, ggf. aber nicht zwingend mit pädagogische Vorbildung, die den DaZ-Unterricht oder Förderung nach Corona übernehmen sollten, aber zur Vertretung im Unterricht landen,
– eine angemessene Vertretungsreserve, die den Ausfall von Lehrkräften zügig kompensieren kann.
Die Vorschläge dienen, wie vieles andere, allein dem Sparen und sorgen zudem für eine Deprofessionalisierung des Berufs: Lehrkraft sein kann jede und jeder, eine qualifizierte Ausbildung braucht es nicht.
Schnappen wir uns doch einfach ein paar Leute von der Straße und stellen sie vor die Klassen.
Wir haben auch Ärztemangel. Wer es in der Schule nicht aushält, kann ja dann in den OP wechseln. Learning by doing, Freiwillige vor.
Der Lehrkräftemangel ist nicht in der Ausbildung begründet, sondern in schlechten Arbeitsbedingungen und unverhältnismäßiger Bezahlung.
Da muss man nicht die Ausbildung zusammenstreichen, damit man weniger Geld nach geringerem Abschluss für die gleiche Arbeit bezahlt. Dieses Modell sehen wir in den Schulen täglich, es trägt die Schule nicht und verbessert die Situation nicht nachhaltig.
Ärztemangel bezogen auf Studentenzahlen gibt es nicht. Ärztemangel bezogen auf den Willen, in Vollzeit eine Praxis insbesondere auf dem platten Land zu leiten schon. Teilzeit in der Großstadt im Angestellenverhältnis schon. Work Life Balance ist das Stichwort. Dazu kommt eine überbordende Bürokratie.
Warum kann man das bei Ärzt:innen sehen, bei Lehrer:innen aber nicht?
Wer wählt freiwillig einen Beruf, in dem wöchentlich 60 Stunden auf dem Plan stehen, aber nur 40 bezahlt werden,
in denen der Arbeitgeber die Arbeitszeit nicht messen und nicht entlasten möchte?
Überbordene Bürokratie und unendlich viele zusätzliche Aufgaben, die erledigt, aber nicht entlohnt werden sollen, gehören mit zum Problem.
Vergessen Sie bitte nicht den Ausgleich für die Mehrarbeit in der Unterrichtszeit in den Ferien statt 30 Tagen Urlaub wie sie ungefähr Otto Normalverbraucher hat.
Und kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit Vorbereitungen und Nachbereitungen etc. Das hat der eine oder andere, aber der hat dann auch in der Unterrichtszeit nicht die genannten 60 Stunden pro Woche. Die anderen machen schöne Reisen in den Ferien. Das sehe ich gerade täglich bei Whatsapp: Urlaub auf den Kanaren, Urlaub in Südafrika, Urlaub auf den Malediven usw.-usf.
Wie wäre denn mal eine gewisse Sachkenntnis über Otto´s?
Das Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) schreibt bei einer Sechs-Tage-Woche mindestens 24 Tage Urlaub pro Jahr vor.
Bei einer Fünf-Tage-Woche wären dies entsprechend 20 Tage.
30 Tage Jahresurlaub wie im öffentlichen Dienst ist für die Otto´s auch in 2022 ein Träumchen.
In der Regel sind es 28 Urlaubstage, die den allermeisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland entsprechend der ausgehandelten Tarifverträge zustehen.
Die Mindestzahl lt. BUrlG ist nicht maßgeblich, die von Ihnen vorgenommene proportionale Zuordnung absurd. In D ist die 5-Tage-Woche mit durchschnittlich 38 Wochenstunden mehr oder weniger Standard.
Woher nehmen Sie die Information, dass es im ÖD einen Anspruch auf 30 Urlaubstage gäbe? Btw – den ÖD in Deutschland gibt es überhaupt nicht. Oder wie erklären Sie die unterschiedlichen Regelungen gem. Bundesbeamtengesetz, Landesbeamtengesetzen, TVöD, TV-L und TV-H?
Auch innerhalb des TV-L gibt es bezogen auf die unterschiedlichen Berufsgruppen unterschiedliche Regelungen. Also wie definieren Sie den ÖD in Deutschland als einheitliche Berufsgruppe?
dickebank
Als Lehrkörper(?) zeigen Sie – wie hier niedergeschrieben – ziemlich unverblümt und schon deutlich über keinerlei Kenntnisse über den eigenen Beamtenstatus hinaus zu besitzen! Macht setzen sechs. (Ironie)
Und als Hausaufgabe mal bei so einschlägigen Fachverlagen wie das Personal-Portal “haufe.de” etc. mittels Stichwortsuche “Urlaubsanspruch” nachlesen.
Oder kurz: Du freundlich dann auch ich gerne freundlich!
Ich kann mit der Sachkenntnis aushelfen:
“Laut Untersuchung hat die Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland (58 Prozent) einen Urlaubsanspruch von 30 Tagen. Durchschnittlich besitzen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer rund 27 Urlaubstage.” (eben gegoogelt)
Die gerichtsfeste Berechnung eines Urlaubsanspruchs als absurd (Dickebank) abzutun ist eher beschämend für eine Person die über minderjährige Leistungsbeurteilungen ausbringt.
Man muss nicht alles wissen, sollte aber wissen, wo es steht:
Mindesturlaubsgesetz für Arbeitnehmer (Bundesurlaubsgesetz)§ 3 Dauer des Urlaubs(1) Der Urlaub beträgt jährlich mindestens 24 Werktage.
(2) Als Werktage gelten alle Kalendertage, die nicht Sonn- oder gesetzliche Feiertage sind.
Und ausführlich von der IHK:
https://www.ihk-muenchen.de/de/Service/Recht-und-Steuern/Arbeitsrecht/Bestehende-Arbeitsverh%C3%A4ltnisse-K%C3%BCndigung-und-Sozialversicherung/Gesetzlicher-Urlaubsanspruch/
Na, mit Ihrer Sachkenntnis ist es wohl auch nicht weit her. Lesen Sie mal die anderen Kommentare zum Urlaubsanspruch!
Auch wenn viele meine es zu wissen, besser man schaut in die Gesetze und Kommentare.
Aber es ist nicht mein Part LuL etwas von der großen Welt da draußen außerhalb der ÖD-Blase beizubringen.
Z. B. lediglich für rund 44 % der Arbeitnehmer in Deutschland war das Beschäftigungsverhältnis 2019 durch einen Tarifvertrag geregelt. Upps und die restlichen 56 %?
Googeln Sie: Arbeitszeitstudie Lehrkräfte Universität Göttingen
Wurde von den Kultusminsterien konsequent ignoriert aber auch nie widerlegt.
Danke, auf die Studie hätte ich auch verwiesen.
Die Studie gilt als gerichtsfest, sie wurde vom Ministerium in Niedersachsen sogar anerkannt, von einer Kommission, die das MK eingesetzt hatte, begutachtet und Entlastungen vorgeschlagen.
Aber weil wir ja Lehrkräftemangel haben, sieht das Ministerium keine Möglichkeit der Entlastung…
… und will offenbar auch die Arbeitszeit gar nicht erheben und entlohnen oder entlasten.
Den Ausgleich für die Mehrarbeit vergesse ich nicht, ich kann ihn aber nicht erkennen. Wo soll er sein?
Beruht die nicht auf Angaben, die die Lehrer selber machten? Oder wie wurde das erfasst?
Wie in anderen Studien üblich oder in Systemen, in denen die Arbeitskräfte ihre Zeit selbst erheben, z.B. weil sie dezentral arbeiten. Wollen Sie denen auch die Arbeit absprechen?
“Gerichtsfest“ bedeutet, dass es nicht anfechtbar ist und das Ministerium hat die Studie anerkannt. Es weiß also um die Belastung der Lehrkräfte in einer Arbeitszeit weit über 40h/Woche – ferienbereinigt.
Es gibt weitere Erhebungen, in der z.B. alle den Lehrkräften aufgetragenen Aufgaben zeitlich eingeschätzt wurden. Für die Masse an Aufgaben reicht die Arbeitszeit nicht.
Im Grunde profitiert die ganze Gesellschaft permanent davon, dass Lehrkräfte unentgeltlich Mehrarbeit leisten: An Wochenenden, an Feiertagen, in den späten Abendstunden. Unser Verdienst müsste wesentlich höher liegen bzw. die Unterrichtsverpflichtung wesentlich niedriger. Auch und gerade in der Corona-Zeit hat sich gezeigt, dass es allen doch nur recht und billig ist, dass die Lehrer zusätzlich zum eigentlichen Aufgabenfeld noch Betreuer, Erzieher, Kinderkrankenschwester, Sozialarbeiter, Sekretärinnen und Psychologen – auch für viele Eltern – sind. Unentgeltlich und im Grunde ehrenamtlich übernehmen wir das auch noch mit. Bezahlt werden wir nämlich nur für den Lehrerjob.
Einerseits hat das Arbeitsgericht in Emden in einem Urteil entschieden, dass es bereits im Jahr 2020 auf Basis des EuGH Urteils eine Pflicht zur Zeiterfassung für deutsche Unternehmen gibt, und zwar für die komplette Arbeitszeit (ab Stunde 0).
Der Europäische Gerichtshof urteilte:
Die Arbeitszeit auch von verbeamteten Lehrkräften und Hochschulbeschäftigten muss stundenweise erfasst werden. Sinkt damit die Arbeitsbelastung?
https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/selbstausbeutung-bekaempfen/
Ø Wochenarbeitszeit LuL 46 Std. 38 Min.
https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrerarbeitszeit-infografik-so-viele-stunden-arbeiten-lehrerinnen-und-lehrer-wirklich/
Mir ist das bekannt, die 46 Std. 38 min sind ferienbereinigt, bezieht sich also auf ein komplettes Jahr. Das bedeutet, dass die Ferien keinen Ausgleich bieten, da man im Durchschnitt 46 h arbeitet. Ist es in der unterrichtsfreien Zeit weniger, ist es in den Schulwochen noch mehr. In der unterrichtsfreien Zeit hat man mehr Ruhe für Korrekturen, Vorbereitungen, Gutachten und vieles anderes.
Die Länder möchten die Arbeitszeit trotz Urteils des EuGH nicht erheben.
Wer sind sie eigentlich, eine Mutter eines schulpflichtigen Kindes die viel zu wenig Ahnung hat? Neiden Sie einem Lehrer seinen Kapstadt Urlaub? Soll am besten bei A12 für Grundschullehrer kein Tag Urlaub im Jahr stattfinden, dann wäre Mutti von nebenan nicht mehr so neidisch
Unsinniger Kommentar. Hatte da irgendjemand gefordert, dass Lehrer keinen Tag Urlaub haben sollen? Wo genau stand das?
Ja, ja, die ewige Neiddebatte.
Den meisten stehen 25 bis 28 Urlaubstage laut Tarif zu. Das sind fünf Arbeitswochen von insgesamt 52 Wochen im Jahr. Zu diesen Urlaubstagen kommen noch die gesetzlichen Feiertage.
Daneben gilt für die meisten Tarifverträge, dass Heiligabend und Sylvester halbe tarifliche Feiertage sind.
Der “Otto” arbeitet von den 365 Tagen also die 52 Wochenenden oder entsprechenden Ausgleichstage, die genannten Urlaubs- und Feiertage nicht. Bleiben also noch maximal 225 Arbeitstage. Bei mehr als 220 Arbeitstagen schaut das Finanzamt schon eingehender nach
Als Lehrkraft hat man es natürlich bedeutend besser. Mit den 40 Schulwochen und und den 12 Urlaubswochen kommt man auf Sage und Schreibe 200 Arbeitstage. Über die gesetzlichen feiertage muss man sich nicht lange unterhalten, da die meisten von denen in den Ferien liegen.
Wir unterhalten uns also über:
a) 220 durch 5 mal 38,5 = 1694 Jahresarbeitsstunden
b) 200 durch 5 mal 40,0 = 1600 Jahresarbeitsstunden
Für Lehrkräfte werden folglich 94 Arbeitsstunden, also 2 Stunden und 20 Minuten je Arbeitswoche als Überstundenausgleich eingerechnet. Das deckt gerade einmal die Zeit ab, die in Konferenzen oder Dienstbesprechungen verbracht wird.
Und diese Rechnung funktioniert nur, wenn ich in den Ferien tatsächlich keinen Handschlag für die Schule tue. Schon die verpflichtende Präsenzwoche am Ende der Sommerferien hebelt das aus.
Richtig. Wenn man uns tatsächlich nach geleisteten Arbeitsstunden bezahlen müsste, würde der Verdienst erheblich höher liegen. Inklusive Wochenend- und Feiertagszuschläge wie in anderen Bereichen üblich und indiskutabel!
Finanzamt rechnet nüchtern bei einer 5-Tage-Woche:
230 Arbeitstage.
So könnte man ähnlich auch für Lehrkräfte argumentieren: Stichwort Teilzeitquote.
Nur: Wie soll man das lösen? ARBEITSPFLICHT in Vollzeit für Ärzte, Lehrkräfte und andere Mangelberufe. Alles ZUM WOHLE DER GESELLSCHAFT? Mal sehen, wann die erste Partei mit diesem Vorschlag um die Ecke kommt. Und mal sehen, wann dann die ersten Forderungen nach einer Schutzmauer für die Grenzen aufkommen (natürlich nur, um den “bösen” R… aufzuhalten)…
Geschichte wiederholt sich? Hoffentlich nicht.
“Es gibt längst und seit langem Unis, die von Beginn an Praxis ins Lehramtsstudium integrieren”
In unserem reformfreudigen Land gibt es inzwischen alles und jedes, in einigen Bundesländern auch schon den sog. Einheitslehrer. Was aber fehlt, sind die Nachweise über die Erfolge solcher Maßnahmen. Was hat sich dadurch verbessert? Das kriegt man schon allein deswegen nie raus, weil alle diese Reformen immer so kurzatmig sind und gleich wieder von der nächsten Reform überrollt werden. Selbst wenn Erfolge nachgewiesen sind, weiß man hinterher nie, worauf die zurückzuführen sind. Vorgeschriebene Schulpraktika als solche gab’s übrigens schon vor 50 Jahren, in so manchem Bachelor-Studiengang ist heute ein ganzes Semester dafür vorgesehen mit didaktischer Begleitung seitens der Uni. Aber was hat’s bewirkt?
Nicht vergessen: Die Pädagogischen Hochschulen waren Zeit ihrer Existenz immer sehr praxisorientiert, warum und von wem wurden sie denn abgeschafft (außer in BaWü) ?
Ich kann gar nicht erkennen, dass Reformen kurzfristig sind, wenn die Praktika seit über 20 Jahren in den Universitäten in dieser Gestalt durchgeführt werden.
Wo die Vorteile sind? Die Studierenden stehen früh betreut vor der Klasse, sehen, wofür sie studieren und lernen Unterrichtsplanung und Organisation über Jahre.
Den Unterschied sieht man zu den Studierenden, in deren Universitäten das nicht erfolgt ist und bei den Referendar:innen, die zu Beginn der 2. Phase die Planung von Unterricht und Stunden zunächst erlernen müssen. Diesen Unterschied kann man als Lehrkraft sehen, wenn man Studierende und Referendar:innen betreut.
Verändert wurde hier, dass man Referendar:innen vom ersten Tag an eigenverantwortlich in den Unterricht stellt. Das spart Lehrerstunden und verbessert die Statistik der Unterrichtsversorgung.
“… wenn die Praktika seit über 20 Jahren in den Universitäten in dieser Gestalt durchgeführt werden.”
Werden sie aber nicht. Natürlich hat die Einführung von Bachelor/Master (noch keine 20 Jahre her) da Veränderungen gebracht, weil man ja die Zahl der Leistungspunkte neu kalkulieren musste mit 180 Punkten für JEDEN Bachelor. Auch ein Praktikum musste mit ECTS-Punkten versehen werden, an sowas dachte früher niemand. Und außerdem: Kaum etwas wird so eifrig reformiert wie Studien- und Prüfungsordnungen. Und in jedem Bundesland ist es anders.
Ich bleibe bei meiner Aussage: Man kann die Wirkung einzelner Maßnahmen nie erfahren, weil immer so vieles andere zeitnah auch geändert wird. Was hört man zum Beispiel von der Einführung des “Stufenlehrers” ? Hat sich was dadurch verbessert?
Aus Schulleitungssicht: Der einfachste Weg, um mehr Lehrkräftestunden zu generieren, ist die Einstellung jeder Menge nichtlehrenden Personals. 1. Da die Lehrkräfte im Schnitt 15-20% ihres Unterrichtes mit Dingen verbringen, die nichts mit Lehren zu tun haben und die auch von anderem Personal geleistet werden könnten, wäre die effektive Lernzeit sehr schnell ausgedehnt. 2. Lehrrkäfte, die am Ende ihres “mental loads” sind, weil sie 656346536387 nichtunterrichtiche Dinge im Kopf haben müssen, wären entlastet und eventuell bereit, ihre bisher gekürzten Stunden wieder aufzustocken. 3. Die permanente Überlastungssituation führt zu erhöhten Krankheitstagen und auch Frühpensionierung. Hier Entlastung zu schaffen und den Lehrkräften wieder die Möglichkeit zu geben, sich auf ihre Kernaufgaben Lehrer, Beraten, Beurteilen zu konzentrieren, würde viele dieser krankheitsbedingten Ausfälle verhindern. Überall ist es normal, arbeitsteilig zu arbeiten, nur an Schule müssen Lehrkräfte alles machen. Jedes Unternehmen, das seine Fachkräfte so uneffektiv einsetzt, wäre längst pleite. In anderen Ländern ist diese Arbeitsteilung Standard. Bei uns wäre sie ein Paradigmenwechsel.
Zu 1.) Was genau und wie? Bekomme ich dann eine Hilfskraft, die für mich Arbeitsblätter kopiert und in meinem Aufträge Elterngespräche durchführt?
Das würde mich auch interessieren. Leider bieb Monika da in ihren Ausführungen zu vage. Sollen die Hilfskräfte dann auch die Ausflüge/Klassenfahrten organisieren, vielleicht auch durchführen? Sollen sie das Material, das ich für den Kunstunterricht brauche, einkaufen gehen? So eine Art “Dienstmädchen” also sein?
Welche meiner Aufgaben sollen diese “Hilfskräfte” übernehmen?
Eine nicht abschließende Liste:
Sämtliche Aufsichten übernehmen, Listen führen, Geld einsammeln, Unterschriften überprüfen, Bücher ausgeben, Kopien machen, Serienbriefe erstellen, Entschuldigungen verwalten, Übersicht über Fehltage haben, Bestellungen aufgeben, Formbriefe entwerfen, Klassenarbeiten einsammeln, bündeln, katalogisieren, Zeugnisse abheften, Formblätter vorausfüllen, die Spülmaschine in den NW-Räumen bestücken und wieder ausräumen, Abschluss- und Abiturarbeiten katalogisieren, ggf. Material Experimente vorbereiten, Inventarlisten der Fächer erstellen, Kästen für Stationslernen bestücken und vorbereiten, Einkäufe für die Fächer erledigen, Angebote für Busfahrten einholen, Theaterkarten besorgen, Klassenfahrten vorbereiten, Zahlungen für KF verwalten, Material laminieren, Akten ausheften und ins Archiv bringen, Zeugnismappen vorbereiten, Abschlussfeieren vorbereiten, Busfahrkarten verteilen, Schülerbibliothek verwalten, Drucker mit Patronen bestücken, Kopierpapier besorgen, Listen führen, welche SuS welche Sprache sprechen und übersetzen können, Kopiergeld einsammeln, Schülerspinde verwalten, Nachsitzer/innen beaufsichtigen, Homepage pflegen, Inklusionshelfer/innen sein und noch etwas 64537564 andere Aufgaben, die Lehrkräfte wie selbstverständlich täglich übernehmen und die meist besser, konzentrierter und preiswerter von nichtlehrendem Personal übernommen werden könnten.
Vor ca. 12 Jahren war ich auf einer Erasmusfortbildung in Portugal. 800 SuS in einer Art Berufskolleg für die Jahrgänge 9-12.
5 Sekretärinnen, 5 Schulleitungsmitglieder und 30 (!!!) Schulassistenten und -assistentinnen. Die hatten ihre Tische mit Telefon und Computer auf den sehr breiten Fluren und waren jederzeit für alle ansprechbar.
Portugal hat sich nicht umsonst zu einem Musterschüler in Sachen Bildung gemausert.
Laborassistenzen sind in vielen Ländern schon ewig Standard, ebenso wie Bibliothekspersonal. Nicht zu reden von ausreichend Verwaltungspersonal, so dass die Lehrkräfte nicht dort auch noch unterstützen müssen.
Sie vergessen bei Ihrer Rechnung die Kultusminister: Wenn die mitbekommen, dass der Schulträger Extra-Personal einstellt, um die Lehrkräfte von “außerunterrichtlichen Aufgaben” im Umfang von vielleicht 20% ihrer Arbeitszeit zu entlasten, würden die doch SOFORT die Unterrichtsverpflichtung um 20% erhöhen…
Das Personal sollte vom Land eingestellt werden. So, wie in Niedersachsen die PM oder Schulassistenzen.
DAS alles sollen Hilfskräfte für Lehrer tun? Es kommt mir vor wie “moderne Sklaverei”. Muss die Hilfskraft dann nicht immer auch im Unterricht dabei sein? Bei ca. der Hälfte der genannten Tätigkeiten geht es doch gar nicht anders.
Wie bezahlen Sie diesen “Zweitlehrer 2. Klasse”? Ich meine, was verdient der und woher nehmen Sie die Gelder dafür? Sollen die Lehrer dann selbst weniger verdienen, wenn sie doch vieler ihrer typischen Aufgaben entlastet werden? Wollen die das dann auch?
“Ich meine, was verdient der und woher nehmen Sie die Gelder dafür?”
Wenn der “Arbeitsblattkopierer und Materiallaminierer” für seine Tätigkeit auch eine Masterausbildung (=5 Jahre Studium) + 2 Jahre Referendariat absolvieren muss, dann soll er gerne so viel verdienen wie ein Lehrer. Kein Problem.
Sklaverei, wenn jemand für seine Arbeit bezahlt wird? Geht’s auch ne Nummer kleiner?
Der Sinn dieser Aktion ist doch, dass es eben NICHT Lehrkräfte sein sollen, die diese Aufgaben übernehmen.
Viele dieser Arbeiten kann auch eine gelernte Bürokauffrau oder ein Einzelhandelskaufmann machen. Oder auch ein gelernter Klempner oder, oder…. Es kommt auf den Aufgabenbereich an. Der müsste man definieren und entsprechend einstellen. Die Stellen wären auch hervorragend teilzeitgeeignet. Und bei keiner der oben genannten Tätigkeiten muss die Hilfskraft im Unterricht dabei sein.
Sie haben das gesamte Paket nicht verstanden. Es geht darum, dass Lehrkräfte entlastet werden von Aufgaben, die auch jemand geringer Qualifiziertes erledigen kann, damit so gegebenenfalls ihre Stunden wieder erhöhen, die viele wegen der Mehrfachbelastung reduziert haben.
“DAS alles sollen Hilfskräfte für Lehrer tun? Es kommt mir vor wie „moderne Sklaverei“.”
Sie vergessen bei Ihrer Antwort, dass es bisher Lehrkräfte sind, die alle diese Aufgaben übernehmen. Warum ist es “Sklaverei”, wenn man anderes bezahltes Personal für Aufgaben einsetzt, die Lehrkräfte, die diese Aufgaben zusätzlich zu anderen haben, abgeben könnten?
In welchen Berufen übernimmt jemand alle Aufgaben selbst und teilt sie sich nicht mit unterschiedlichen Personen und verschiedenen Ausbildungsstufen?
Warum gibt es Assistenzkräfte bei Ärzten, Rechtsanwälten und in anderen Berufen, nicht aber in den Schulen?
Daraufhin wird Stiefmütterchen sich aus dem Internet unverzüglich entfernen….
Man sieht hier nochmal ganz klar, womit sich Lehrkräfte auch noch zusätzlich herumschlagen müssen – mit nichtswissenden Eltern
Liebe Monika, vielen Dank! Das wär die Lösung! Ich bringe es mal auf den Punkt: Unsere Arbeitsbedingungen müssten so sein wie die von Dozent:innen an der Uni. Und ich ergänze Ihre Liste aus Grundschulperspektive:
Eltern von sich krank fühlenden Kindern benachrichtigen, Bastelmaterial vorbereiten, den Beamer in der Klasse aufbauen, Familien in Quarantäne Arbeitsmaterialien vorbeibringen, beim Fahrradtraining helfen, Musikinstrumente in den Klassenraum schleppen helfen, Begleitung bei Unterrichtsgängen, sich um eine Stunde zu früh gekommene Kinder kümmern, mit Kindern noch mal zur Turnhalle gehen zwecks Holen der vergessenen Jacke, Toner im Kopierer wechseln, Kunstbilder aufhängen, Bestellung und Einräumen des Kunstmaterials, Klasse beaufsichtigen, während ich Erbrochenes aufwische, Spiel- und Sportgeräte für die Pausenausleihe verwalten und in Ordnung halten, alles Material im Klassenraum in Umzugskisten packen vor einer Sanierungsaktion in den Sommerferien und dann wieder auspacken, Eigentumsfächer der Erstklässler:innen auswischen und mit Namen versehen, Namensschilder für den Schulanfang schreiben, Bestellungen bei der Medienzentrale aufgeben, hinter Eltern her telefonieren, die irgendwas Wichtiges nicht ausgefüllt und unterschrieben haben, dafür sorgen, dass der einzige Rechner mit Zeugnisprogramm zur gegebenen Zeit aktualisiert ist, Termine mit der Schulberatungsstelle vereinbaren, für vollständige Materialien im Sanitätsschrank sorgen, hoffentlich nicht bald wieder nötig: Schnelltests für Kinder und Klassen abzählen, Tische und Material desinfizieren, Batterie in der Klassenuhr wechseln, Tablets aufladen, Tablets hin und her schleppen, Fenster abdekorieren für den Fensterputzer…
Ich hoffe, @Stiefmütterchen liest mit!
Oh mein Gott, was für ein Armutzeugnis geben Sie denn da ab. Sie wollen mit einem Gehalt von A12-A13 nicht mal eine Batterie in der Klassenraumuhr wechseln, sich den Gang zur Turnhalle wegen vergessener Kleidung extra bezahlen lassen und sich die Instrumente für den Musikunterricht von einer “Hilfskraft” bringen und abholen lassen??? Darf die dann vielleicht auch noch Ihre Tasche vom Lehrerzimmer in den Klassenraum tragen?
@Stiefmütterchen: Sie haben einfach gar keine Ahnung vom Alltag in der Schule. Der außerplanmäßige Gang zur Turnhalle muss in der 5-Minuten-Pause stattfinden, weil das Kind jetzt Unterrichtsschluss hat und pünktlich zum Bus muss. In dieser Zeit müssten eigentlich die Musikinstrumente zur nächsten Klasse transportiert werden. Wenn ich die Kinder zu lange alleine warten lasse, verletzte ich meine Aufsichtspflicht. Dass ich eigentlich mal auf die Toilette müsste, kann ich schon mal ganz vergessen.
Es geht mir nicht um die Entlohnung dieser Dienstleistungen, sondern darum, dem Alltag stemmen zu können. Wir müssen einfach zu viel gleichzeitig tun und das zermürbt. Sie haben wirklich gar keine Ahnung.
Meine Frage bleibt: Was arbeiten Sie? Neue Frage kommt dazu: Warum stänkern Sie so gegen Lehrer:innen?
Ach ja, die Klassenuhr und die Batterien habe ich übrigens selbst gekauft…
Es gibt hier zwei Möglichkeiten: 1: Sie sind intellektuell nicht in der Lage, das zu verstehen. Dann erkläre ich Ihnen gerne noch einmal, dass diese Schulassistenzen dafür sorgen, dass für die Kinder mehr Unterrichtzeit durch die Lehrkräfte übrig bleibt und mehr Zeit für die Lehrkräfte, um guten Unterricht zu planen und sich intensiv um die einzelnen Kinder zu kümmern. 2. Sie wollen das nicht verstehen und hier einfach nur stänkern. Dann bin ich hier jetzt aus der Diskussion raus.
Sie haben wirklich null Ahnung.
Die meisten der von Ihnen aufgezählten Arbeiten verlangen im Vorfeld so viel Kommunikation und Absprache mit der Hilfskraft, dass ich die Arbeit schneller selbst gemacht habe.
Einmal erklärt, wie das Ausdrucken, Siegeln, Kopieren und Abheften der Zeugnisse funktioniert, dann läufts. Spart mir in jedem Halbjahr mindestens 60 Min.
Zettel schreiben: Ausflug in den Zoo Xy am…, 48 Kinder, 6 Begleiter:innen. Bitte Angebote für Bus einholen. Spart mir bestimmt 20 Minuten.
Kopiergeld wird von jmd. anderem eingesammelt. Da bleiben in der Summe bestimmt 15 Minuten mehr für Unterricht.
Tonkarton und Schablonen hinlegen. Bitte jeweils 25mal aufzeichnen. Spart bestimmt 15 Minuten.
Also, mir würde eine Schulassistenz sehr viel bringen!
Kopiergeld?
Sachkosten des Schulträgers in NRW.
Ich KANN die Aufgaben auch selbst erledigen, dass MUSS ich auch, weil ja Assistenzen fehlen,
aber ich kann mich nicht mehrteilen und mein Tag wird nicht länger, weil die Aufgaben mehr sind, mein Arbeitstag hingegen schon häufig.
In der Zeit, in der ich mit dem Kind die Jacken suche oder die Kette am Rad aufziehe, führe ich keine Beratungsgespräche, in der Zeit, in der ich Aufsicht führe, treffe ich keine Absprachen mit Kolleg:innen, in der Zeit, in der ich Kunstbilder aufhänge, bereite ich keine Differenzierung für den Unterricht vor, in der Zeit, in der ich die Technik in Stand halten muss, kümmere ich mich nicht um digitale Unterrichtsinhalte, in der Zeit, in der ich Anträge bearbeite, kümmere ich mich nicht um die Unterrichtsvorbereitung oder die Ausbildung der Student:innen oder Refererendar:innen…
Also kümmere ich mich entweder um Menschen oder um Sachen, die Jacke bleibt in der Turnhalle liegen, die Kunstbilder im Schrank, das Geld für die Digitalisierung wird nicht abgerufen, weil niemand Zeit dafür findet, sich zu kümmern, gibt es dann Geräte, hat niemand Zeit, sie zu warten und Content zu suchen oder zu warten – siehe Sprachlabore.
Hätte ich eine Assistenz in der Klasse, die täglich dazu gehört, könnte wir uns viele Aufgaben im und außerhalb des Unterrichts teilen UND es bliebe auch mehr Zeit und Aufmerksamkeit für jedes Kind.
Ich habe es in Rastatt, an einer meiner Schulen , an denen ich Dienst tat, erleben dürfen: Materialien die zu kopieren waren (vieles wurde noch hektografiert und man gab die Matritzen ab), mussten morgens oder auch untertags, wenn die Kopien erst am nächsten Tag benötigt wurden, bei einer “Kopiersekretärin” abgeliefert werden, mit dem Vermerk der Stunde, wann das Material gebraucht wurde. Die Wartezeiten für Anstehen am Kopierer oder nach Alkohol „duftendem“ Umdrucker , weil ja andere auch kopieren mussten, das Besorgen von Kopierpapier oder von Hektographie-Flüssigkeit samt Nachfüllen, weil das “Ding” mal wieder leer war, samt der Zeit für das eigentliche Kopieren selbst entfielen. Das fertige Material lag pünktlich im Fach oder wurde sogar ins Klassenzimmer gebracht. Viel Zeit, die wir für sinnvollere Arbeiten und auch für Gespräche mit SuS oder KuK benutzt haben. Großartig war , dass man bei derselben Stelle im Lehrerbüro Diktierbänder (USB-Sticks samt PC oder Laptop gab es noch nicht…) z.B. mit päd. Berichten, Elternbriefen etc. abgegeben werden durften, die dann getippt wurden. Außer an dieser Schule habe ich das in meinen mehr als 40 Jahren Schuldienst noch nirgends erlebt.
Da kann ich nur sagen, die arme Sekretärin. Wann macht die dann all ihre anderen Aufgaben? Oder haben Sekretärinnen normalerweise so wenig zu tun, dass sie das alles auch noch erledigen können/sollen? Natürlich nicht für A13, sondern für A ???
Sie reden augenscheinlich von Dingen, die Sie nicht verstehen. Ich gehe davon aus, dass es eine Schulassistenz war und der Name “Kopiersekretärin” nur eine Bezeichnung.
Liebes Stiefmütterchen, Sie haben es einfach noch nicht verstanden. Solche Schulassistent:innen müssten kein Studium oder eine lange Ausbildung vorweisen, sondern könnten angelernt werden. Sie würden zusätzlich eingestellt und nicht verbeamtet. Die Frage für A? stellt sich gar nicht. Das könnten auch Bufdis machen.
Ich möchte Ihnen gerne zurückmelden, dass ich Sie so verstehe, dass wir Lehrer:innen einfach aufhören sollen zu jammern und das, was Sie weiter oben Sklavenarbeiten nennen, einfach klaglos weitermachen sollen.
Lehrerin sind Sie wohl nicht. Was machen Sie beruflich? Kriegen Sie seit Jahren auch immer mehr aufgebürdet, das mit Ihrem eigentlichen Berufsbild nichts zu tun hat?
Mit Sicherheit nicht. Die Kommentare zeugen von großer Unkenntnis.
Vielen Dank für diese wirklich empathischen Vorschläge. Leider werden sie nicht umgesetzt, doch genau das wäre der Schlüssel zum Erfolg.
Was sind “mental loads”?
Das bedeutet, dass man ständig eine Vielzahl von Dingen im Kopf haben muss _ diese Liste ausfüllen, jenes abgeben, dort anrufen, hier etwas abheften, noch etwas besorgen oder bestellen, etc. Diejenigen Dinge, die einem morgens unter der Dusche einfallen, dass sie noch erledigt werden müssen und deren Versäumnis einem viel Arbeit macht.
Gaaanz früher gab es dafür Stift und Zettel.
Später kam in der reien Wirtschaft das Diktiergerät was heute duch ein Smartphone ersetzt ist.
Nur dass weder das eine noch das andere die Aufgaben erledigt. Man muss es eben doch bedenken.
Zur Belastung im Unterricht gibt es schon lange Studien, die es mit der Leistung von Fluglotsen vergleichen. Bei letzteren sind Pausen vorgeschrieben, bei Lehrkräften nicht.
Mit der Arbeitszeitstudie in NDS war zudem eine Belastungsstudie verknüpft, deren Ergebnisse veröffentlicht wurden, in Hessen wurde eine vergleichbare Studie durchgeführt. https://kooperationsstelle.uni-goettingen.de/fileadmin/arbeitszeit_und_arbeitsbelastungsstudie_frankfurt_2020/projekte/kooperationsstelle/Endbericht_Frankfurter_Arbeitszeit-_und_Arbeitsbelastungsstudie_2020_mit_Anhang_New.pdf
Wenn es um Arbeitsschutz geht, dann landet diese Arbeit zusätzlich in den Schulen: muss eine Beurteilung des Arbeitsplatzes erfolgen, machen das die Lehrkräfte zusätzlich. So gibt es unzählige Beauftragungen zu Tätigkeiten, die in Schulen verteilt werden – ohne Ausgleich.
Setzt das Land Beauftragte ein, dürfen diese zwar beraten, können aber nichts umsetzen, da die Schulträger dafür zuständig wären.
Die Zuständigen des Schulträgers sehen keinen Handlungsbedarf.
Dem Konnexitätsprinzip will keiner zum Opfer fallen, also opfert man lieber den Arbeitsschutz und die Lehrkräfte und Kinder.
Man merkt, dass der Autor des Artikels keinerlei Praxiserfahrung in der Schule hat.
Erstens bedeutet es für die ausgebildeten Lehrer Mehrharbeit, wenn Studenten im Unterricht “helfen”. Zu der Planungsarbeit des Lehrers kommt dann noch Arbeitszeit für das Anlernen der Studenten, die wie manche Referendare auch schon mal gar keine Hilfe sind.
Wahrscheinlich müssen die Studenten dann auch noch von den Lehrern benotet werden, was auch schon wieder Mehrarbeit ist.
Zweitens löst das Modell überhaupt nicht den Lehrermangel. Wenn die Studenten nicht selbstständig Klassen übernehmen können muss immer eine Lehrkraft dabei sein. Dann sind zwar zwei Personen in der Klasse, das hilft aber zunächst einmal gar nichts. Es wird immer noch dieselbe Zahl an ausgebildeten Lehrkräften gebraucht.
Wenn man nun drittens behauptet, die Studenten könnten ja auch alleine unterrichten und müsste nsich dafür nur mit einem ausgebildetem Lehrer absprechen, stößt man auf das nächste Problem. Wer gibt die Noten? Offensichtlich nicht die Studenten. Denn die sind ja nur drei Monate an der Schule, das Schulhalbjahr dauert aber länger. Also muss doch wieder ein Lehrer dabei sein, der die Mitarbeit der Schüler benoten kann. Da sind wir dann wieder bei Punkt zwei.
Viertens werden die Schüler und Eltern nicht sehr begeistert sein, wenn die Lehrpersonen ständig wechseln, wobei die Qualität stark schwanken wird, wie jeder weiß, der schon Referendare ausgebildet hat. Falls es eine Qualitätskontrolle durch die Lehrer geben soll, sind wir schon wieder bei Punkt eins: Mehrarbeit für Lehrer, statt weniger Arbeit.
Auf die Inkongruenz von Schulhalbjahr mit seinen Herbst-, Weihnachts-, Oster- und Sommerferien und dem klassischen Universitätskalender wurde schon hingewiesen. Auch wenn die Inkongruenz möglicherweise zu beheben ist, wird das ganz sicher nicht schnell gehen, wie es in der Überschrift heißt.
Fazit: Luftnummer
Als allererstes wäre wahrscheinlich das seinerzeit so genannte “pädagogische Begleitstudium” durch “pädagogische Praxis” zu ersetzen. Bei der fachlichen Seite des “Elfenbeinturmes” ist gerade in den Naturwissenschaften Vorsicht geboten – so wurde von Praktikantenseite vor Jahren erstmals über eine ominöse “Stromspannung” berichtet, die sich bis dahin erfolgreich vor mir versteckt hatte. Dafür war das Ohmsche Gesetz nicht bekannt. Und dann gab es da noch die berühmten “Stundenkilometer” …
Die Verzahnung von Studium und Praxis ist auf jeden Fall eine Richtung, welche überfällig ist. 50:50 Schritte dürften der aktuellen Mangelsituation geschuldet sein. Ich glaube nicht, dass sich das als effizientes Ausbildungsprogramm darstellen lässt.
Beginnend mit 20:80 bis 40:60 in der letzten Phase würden auf jeden Fall Sinn machen – unabhängig vom Lehrkräftemangel: Nach solchen Praxisphasen gewinnt das Studium an zusätzlicher Attraktivität und Qualität, da eben auch die Studenten wissen, wovon sie nun sprechen, Kompetenz einbringen können. Traurig, dass es dies nicht schon längst gibt.
Der Lehrermangel lässt sich damit nur partiell beheben. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Abbrecherquote während des Studiums massiv sinkt und weniger Referendare entmutigt hinschmeißen. Daneben gibt es tatsächlich mehr (temporäres) Personal an Schulen, welches nicht Klassenverantwortung übernimmt, aber im Bereich Differenzierung, Individualisierung wertvoll entlastet.
Alles Weitere wurde schon von @Alla erwähnt. Es geht, andernorts seit Jahrzehnten.
Gibt doch eh schon etliche verpflichtende Praktika an Schulen während des Semesters oder in den Semesterferien (zumindest in Bayern). Dass sie nicht bezahl sind ist klar, man ist ja noch im Studium (gibts anderswo ja auch nicht). Ich finde, grundlegende Probleme sind, dass keiner sich die immer häufiger schwierigen (da zu Hause nicht erzogenen) Problem-Kidis antun will. Lehrer sollten meiner Meinung nach in erster Linie bilden und nicht erziehen – dazu sollten immer noch die Eltern zuständig sein. Weiterhin sollte der Beruf leichter durchlässig sein – wer will schon 30 oder 40 Jahre an der gleichen Schule immer das Gleiche machen – aber der Staat bindet sie (wer gibt schon freiwillig die Pension ab…). Auch problematisch sind immer mehr Aufgaben neben dem Unterrichten – nee, der Lehrer sollte nur für guten Unterricht sorgen, sonst nichts!
In Berlin kennt man die Antwort. Der Lehrermangel wird durch die Verbeamtung der Lehrer behoben! Doch, das ist uns jahrelang so gesagt worden und deshalb werden die Lehrer hier wieder verbeamtet.
Dass das anderswo auch nicht geholfen hat, hat mit “anderswo” zu tun.
Ich finde diesen Vorschlag super. Pragmatisch, nicht typisch deutsch-bürokratisch. Die organisatorischen Probleme lassen sich lösen wenn man möchte.
Und neue Ideen müssen jetzt her, alles andere hat ja nicht funktioniert. In ein paar Jahren gehen viele von uns in Rente. Irgendjemand muss den Laden ja weiter am Laufen halten.
Oder einfach A13 für alle, denn dann könnte man vor allem im Sek – 1 Bereich den Überschuss an Gymnasiallehrern die keine Stelle bekommen, hinpacken.
Mir scheint der “Stufenlehrer” eine bessere Lösung, der für die Primarstufe oder für die Sekundarstufe ausgebildet wird und dann dafür an jeder Schulart, die das hat, eingesetzt werden kann. Das würde die Flexibilität erheblich erhöhen.
(Für die Sek II sollte dann eine Zusatzqualifikation, kein eigenes Lehramt, ausreichen. Diese Lehrer dürfen dann in Klasse 11-13 unterrichten.)
Für Klasse 1-3 sollte es dann eine Zusatzqualifikation geben, eine andere könnte Sonderpädagogik für unterschiedliche Schwerpunkte sein, kein eigenes Lehramt, vielleicht auch eine Möglichkeit für alle Lehrkräfte, das eine oder andere nachträglich, berufsbegleitend bei entsprechender Entlastung zu absolvieren.
Wenn es beim Stufenlehrer eine Primarschullehrer-Ausbildung gäbe (bis Klasse 4), warum braucht dann der Primarschullehrer in Klasse 1-3 eine Zusatzqualifikation?
Weil man Lehrkräfte auch für GS+SekI oder SekI+SekII oder SekI+FöS ausbilden könnte, so wie es in vielen Bundesländern als GHR-Lehrkraft lange Zeit war. Dabei wurde ein Schwerpunkt im Studium gesetzt und das Ref. in der entsprechenden Schulform absolviert, aber es ist dennoch möglich, als GHR-Lehrkraft auch an den anderen Schulformen zu arbeiten.
Auch die SekII-Lehrkräfte an Gym und GeSa arbeiten ja in großen Teilen in der SekI.
Ich denke, dass der Beruf “Lehrkraft” grundständig sein sollte, dazu würden dann verschiedene Module gehören, die eine oder mehrere Spezialisierungen bieten: SekII, Eingangsstufe/ Erstunterricht, sonderpädagogische Unterstützung … vielleicht gibt es noch anderes an anderen Schulformen.
Das ist ja Schwachsinn, weshalb sollte man für jene Klassen eine Zusatzqualifkation haben?
Fakt ist: in NRW sind 10.000 Gymnasiallehrer zu viel und im
sek1/Primarbereich 5.000 zu wenig. Es wäre mit A13 für alle ein leichtes (und endlich nicht mehr kriminell!) , so die Lehrer besser verteilen zu können. Die grosse Mehrheit, die als fertiger Gym-Referendar zu seinem 20ten Bewerbungsgespräch geht, will nur nicht wegen A12 zur Real-/Gesamtschule…
Das ist ja Schwachsinn. Schon jetzt hat der Gymnasiallehrer eine andere Ausbildung, weil er ja die Abiturklassen unterrichtet und Abiturprüfungen abnehmen darf. Das dürfen die anderen nicht, selbst wenn sie trotzdem in der Sek1 arbeiten oder gar in der Sek2 eingesetzt sind. Wenn man also nur noch zwischen einem Primarstufenlehrer und einem Sekundarstufenlehrer unterscheiden würde, entsteht automatisch die Frage, ob dieser neu Sekundarstufenlehrer auch automatisch für die Sek2 ausgebildet werden soll oder ob er dafür eine Zusatzqualifikation braucht, die dann ggf. nicht jeder Sekundarstufenlehrer hätte. Daher finde ich Aleidis’ Äußerung dazu folgerichtig.
Wo hat denn der Gymnasiallehrer eine „andere“ Ausbildung? Hier wird maximal akzentuiert, im Grundsatz und in der Dauer sind Studium und Referendariat jedoch gleich. Daher A13 für alle Pflicht, da illegal aktuell es nicht zu tun.
Zu meiner Studienzeit war die Ausbildung völlig anders. Ich habe mit den Diplomern studiert, die GHR-Lehrer waren unter sich. Das Verhältnis Fachwissenschaft und Didaktik/Pädagogik war umgekehrt.
Das muss lange her sein. In NRW seit 2009 identisch.
Ich habe mal an zwei Universitäten in NRW geschaut. So wie ich es verstanden habe, sind die Studiengänge GY/GE, SekI, GS zumindest auf der fachwissenschaftlichen Seite getrennt, wobei SekI und GS noch teilweise gleich sein können. Einige pädagogische Veranstaltungen können gemeinsam sein, aber völlig identisch würde mich wundern. Sie dürfen mich aber gerne per Link vom Gegenteil überzeugen.
Der Gymnasiallehrer ist für die Arbeit am Gymnasium und in der Sek2 ausgebildet. Der Lehrer für die Sek1 ist spezialisiert auf die Arbeit an Sek1. Der Primarstufenlehrer ist ausgebildet für die Primarstufe.
Nur weil Frau Gebauer auf die Idee kommt, dass auch Gymnasiallehrer Grundschule können, wird es noch lange nicht richtig. Gebauer könnte per Gesetz auch Primarstufenlehrer ins Abi stellen, würde nur genauso wenig Sinn machen. Weder die einen noch die anderen Lehrkräfte sind jetzt irgendwie besser als die anderen. Zumal alle einen Masterabschluss erzielen. A13 für alle ist Pflicht. Und selbst dann haben Sie am Gymnasium noch:
40 bis 45% Beförderungsstellen auf A14 bis A16.
Sek1 nur 10%, GS sogar erst kürzlich nur 5% erhalten.
25,5 Wochenstunden statt 28.
Höher Quote an Entlastungsstunden.
Wenn Sie sich also nicht total doof anstellen, steigen Sie eh bald in A14 auf und der Abstand wird für sie gewahrt bleiben und sie können weiter ruhig schlafen in dem Gewissen, dass der Lehrer an der Grundschule weiterhin weniger bekommt als Sie selbst.
Den Gymnasiallehrer gibt es doch gar nicht. Schulen der Sek I und II sind GE und GY. Reine Sek II-Schulen sind Berufsschulen. An allen drei Schulformen können Lehrkräfte mit der lehrbefähigung SekI+II arbeiten.
Obwohl bei Lehrämtern in NRW in der Laufbahngruppe II unterschieden wird zwischen 1. und 2. Einstiegsamt, werden umgangssprachlich alle Personen im Vorbereitungsdienst als “Referendar*innen” bezeichnet, obwohl diejenigen der Laufbanhgruppe II mit erstem Einstiegsamt de jure (Lehramts-)Anwärter*innen sind.
Ich musste damals in beiden Fächern eine kleine Zusatzprüfung ablegen, ob auch in Pädagogik, weiß ich nicht mehr. Verpflichtend war sie nicht, ich wäre aber schön blöd, wenn ich darauf verzichtet hätte, weil ich dann nur Oberstufe hätte unterrichten dürfen.
Der Korrekturaufwand ist höher als in der Sek I oder der Grundschule. Aber abgesehen davon hat Ihnen niemand verboten, Sek II zu studieren, wenn das so wenig Arbeit ist und so viel besser bezahlt wird.
Je früher die Lehramtsstudenten die Praxis – (die Wirklichkeit!) des Lehrerberufs kennenlernen, desto früher entscheiden sie sich gegen ihn!
Aber, aber, wie können Sie sowas sagen? Bezogen auf den militärischen Bereich wären das ja “wehrkraftzersetzende Äußerungen”! 🙂
Ich kann das sagen, weil ich es weiß. Und nicht nur ich. Auch eine Reihe ehemalige Lehrer aus meinem Freundeskreis wissen es. Die sind eben erst später abgesprungen.
Aber was passiert, wenn alle abspringen? Gehen dann die Lichter aus?
Nö, dann wird, wie jetzt teilweise auch schon, alles eingestellt, was nicht bei 3 auf dem Baum ist.
Dann stellt man irgendjemanden in die Klassen, der die Aufsicht übernimmt. Merkt keiner, denn alle glauben, 30 SuS ist einer erwachsenen Person im Raum sei Unterricht.
Ich fürchte, Sie haben Recht. Darum wäre es gut, die Lehramtsstudenten möglichst schnell und gründlich mit der Praxis bekannt zu machen. Das spart unnötige Lebenszeit und unnötige finanzielle Aufwendungen sowohl von privater als auch staatlicher Seite für sinnlose Studienzeiten.
Nun ja, das Beschriebene hat Prof. Dollase ja mit der Laborschule in BI ja bereits vor der Haustür.
Neue und mutige Gedanken begrüße ich grundsätzlich, selbst wenn sie noch nicht ausgereift scheinen. Wir brauchen langfristige Lösungen. Und auch Neuerungen in der Lehrerausbildung.
Ein Aspekt wundert mich allerdings: Inwiefern sollen die Studierenden während ihrer Praxismonate Löcher an Schulen stopfen, wenn sie nicht eigenverantwortlich unterrichten? Doppelsteckungen und individuelle Fördergruppen sind zumindest bei uns ein Luxus, der lange nicht mehr drin ist. Was fehlt, sind volle Lehrerstellen – Kollegen und Kolleginnen, die alleine Unterricht abdecken, korrigieren, das ganze Drumherum bewältigen und Schüler zum Abitur führen. Inwiefern ständig wechselnde Praktikanten dieses System entlasten und nicht zusätzlich belasten, bleibt mir leider unklar. Schade.
Heute oder gestern war in einer großen deutschen Tageszeitung zu lesen gewesen, dass die letzten Jahre JEWEILS rund 33.000 Lehrer neu eingestellt wurden (pro Jahr). Es ist also nicht so, dass niemand mehr als Lehrer ausgebildet wird und niemand mehr als Lehrer arbeiten will, wie man hier ja auch oft liest.
33.000 pro Jahr !
Leider sind aber 15.000 Stellen unbesetzt geblieben.
Und da ist der Mehrbedarf wegen der Flüchtlinge aus der Ukraine noch nicht berücksichtigt.
Trotzdem finde ich die Frage berechtigt, die der Kommentar ja impiliziert, wieso denn alljährlich 33 000 Lehrer neu eingestellt werden können, wenn die Gehälter und die Bedingungen so schlecht sind und man (in Berlin) bis vor Kurzem nicht verbeamtet wurde?
Warum stören sich 33 000 neue Lehrer nicht daran, aber eine Handvoll Kommentatoren hier erklärt das zu den Gründen für den Lehrermangel? Ich finde diese Frage berechtigt!
Weil mit neuen gestellten Lehrkräften die Stellen zu besetzen sind, die frei werden, weil Kolleg:innen pensioniert werden, sterben, auswandern, abwandern …,
weil die ausgeschriebenen Stellen nicht besetzt werden können mangels Bewerbenden, selbst wenn man in 2. oder 3. Runde die Ausschreibung verändert,
weil nicht bedarfsdeckend ausgeschrieben wird, es also einen Mangel gibt, der von Jahr zu Jahr größer wird,
… und weil diejenigen, die es erklären, täglich den Mangel vor Augen haben, weil an ihren Schulen Lehrkräfte fehlen, so viele, dass man den Unterricht, der in der Pflichtstundentafel angegeben ist, nicht besetzen kann: Schüler:innen bleiben zu Hause oder werden durch geringer qualifiziertes Personal beaufsichtigt. Dann sind 5 Stunden Schule nur 3 Stunden Unterricht.
Warum schließen jedes Jahr 40-50000 Personen eine Ausbildung in der Krankenpflege ab und der Mangel ist trotzdem groß? Warum wurden in den letzten Jahren Gehälter der ErzieherInnen deutlich erhöht und es mangelt immer noch?
Viele, auch die hier „dauernd Meckernden“ mögen diesen Beruf, nimmt ihnen das jedes Recht, sich über unhaltbare Bedingungen zu beschweren? Natürlich wäre es schön, zuerst diese Bedingungen zu verbessern, dafür genug Lehrer einzustellen usw, nur: woher sollen die kommen? Geld ist offensichtlich leichter zu bekommen als Menschen, siehe Politik der letzten Jahre, also ist das die erste Stellschraube, faire Behandlung/Bezahlung. Erhöht (vielleicht) die Attraktivität und würde zeigen, dass Probleme ernstgenommen werden, ein Zeichen für Wertschätzung und Gesprächsbereitschaft statt Leibeigenschaft.
Nach meinen Erfahrungen trifft gerade das Gegenteil zu: Es ist zwar durchaus berechtigt, hier von “Leibeigenschaft” zu reden, aber diese wird ja gerade durch das enorme Gefälle erzeugt, das für die Meisten zwischen dem Lehrerberuf und eventuellen Alternativen besteht!
Wenn das anders wäre, würden sich noch viel mehr Schulabgänger gegen die Ausbildung zum Lehrer entscheiden.
Das sehen wir übrigens auch daran, dass es für Mathe und Physik kaum noch Lehrer gibt. Die das können, haben ja lukrative Alternativen!
Die Gehälter sind nicht das Problem, die sind sehr gut, wenn man verbeamtet ist, aber auch sonst immerhin ok. Man muss ja für jeden Einzelnen die Alternativen kennen. Nicht jeder, der Lehrer wird, würde woanders bombig verdienen.
Wenn man die PKV abzieht, bin ich als verbeamteter Lehrer in NRW unter 3000 netto. Denke nicht, dass dies für einen Master und 2. Staatsexamen unfassbar viel ist.
Dazu im Vergleich zu meinen Peers kein 13. Gehalt, kein Weihnachtsgeld usw., kein Dienstauto, Laptop etc.
Also- come again…
“zu meinen Peers”? Was soll das denn?
Welche Gehaltsklasse haben Sie denn oder ist Ihre PKV so teuer? Nach Abzug der PKV hatte ich die 3000€ netto schon vor ungefähr zehn Jahren.
A12 NRW Stufe 6.
3260 – 320 PKV. Völlig normal für Sek1/Grundschule. Das ist für meine Qualifikation ein Armutszeugnis.
Grundschule A12 EF 4 in NRW abzüglich PKV etwa 2700 netto. Auch nur wenn man auf Späße wie Ausstattung der Klasse, Geschenke an die Kinder, Süßigkeiten, Bastelmaterial, Unterrichtsmaterial, etc. verzichtet.
Und das für Masterabschluss und Staatsexamen. Die Besoldung ist eindeutig die größte Baustelle und in Zeiten von Wohlstandsverlusten und Inflation wichtiger den je.
Zuerst: mehr Praxis gerade zu Beginn des Studiums wäre gut, um herauszufinden, ob Lehramt tatsächlich der Wunschberuf ist. Der beschriebene Ablauf des „Dualen Studiums“ (sowas gibt es seit langem, aber anders definiert) irritiert mich: die 5 + 1,5 Jahre Ref, die das Lehramtsstudium derzeit dauert, sind ja nicht 2 Jahre Däumchen drehen und 4,5 Jahre Inhalt plus Praktikum. Welche Inhalte sollen im Studium nicht mehr vermittelt werden (im Vergleich zu heute), da diese Zeit der Vermittlung jetzt für die Praktikumsphasen genutzt wird? Die Schulen erhalten auch mit diesem Konzept nicht schnell neue Lehrer, sondern schnell viele neue Praktikanten, die sie nebenbei zu betreuen haben. Praktikanten müssen betreut werden, die vorhandenen Lehrer müssen in Doppelsteckung in deren Unterricht sitzen, den Unterricht mit ihnen vorbereiten und auswerten. Wo kommen die Lehrer und die Zeit dafür her? Für die SuS bedeutet ein solches Konzept, wie von vielen hier schon beschrieben, ständigen „Lehrer“wechsel, was sich nicht gut auf das Lernen auswirkt, da Lernen zu einem großen Teil Beziehungsarbeit ist. Der große Wurf, um schnell mehr Lehrer in die Schulen zu bringen, ist diese Idee aus meiner Sicht nicht, aber ein Ansatz, um als Student durch Praxis schnell herausfinden zu können, ob man als Lehrer arbeiten will. Im Grunde genommen wird das Ref ins Studium verlegt – die Frage bleibt, welche Inhalte des Studiums wegfallen oder ob das Studium dann von 5 auf 6,5 Jahre verlängert wird.
Die Lehrerausbildung bis zum 1. Staatsexamen könnte gefahrlos gekürzt werden auf 4 oder sogar 3 Jahre. Da beschäftigt man sich doch nur mit zu vielen Orchideenthemen! Die Praxisausbildung bis zum 2. Staatsexamen ist unverzichtbar.
So kamen wir auf 6 oder gar 5 Jahre Lehramtsausbildung. Das wäre ein Schritt nach vorne!!
Ich habe Mathe, Physik und Informatik auf Lehramt studiert und mir fällt jetzt spontan nichts ein, auf was ich hätte verzichten können, im Gegenteil: die Experimentierpraktika in der Physik (damals gehasst) hätten aus heutiger Sicht sogar mehr umfassen sollen. Pädagogik, Psychologie – auch da sollte nicht gespart werden. Orchideenthemen gab es bei uns nicht. Ein Lehrer sollte deutlich tiefer in der Materie stecken als er es für den Unterricht braucht – ich bin kein Freund von „Was nicht unterrichtet wird, kann man im Studium weglassen“. Aber da ja eh jede Uni ihr eigenes Konzept erfindet, kann man heute keine allgemeingültigen Aussagen zu „Orchideenthemen während des Studiums“ treffen.
@Mika, das kommt einem immer so vor, auch wenn man Lehrer fragen würde, welche Lehrplaninhalte gestrichen werden könnten. Dann ist immer alles wichtig. Dann muss man mal daran denken, was alles in Lehrplänen nicht vorkommt und deshalb nicht weniger wichtig ist und aus den Heranwachsenden wird trotzdem was! 😉
@Mika
“Ein Lehrer sollte deutlich tiefer in der Materie stecken als er es für den Unterricht braucht – ich bin kein Freund von „Was nicht unterrichtet wird, kann man im Studium weglassen“.”
Das sehe ich genau so.
Nur wenn das gegeben ist, kann man auf besonders clever weiterführende und bereichernde Fragen von SuS sinnvoll reagieren. Das muss nicht immer sofort die “einfache” Antwort sein (, denn von denen gibt es ja tatsächlich immer weniger, je mehr die Welt um uns herum “zerfasert”) – oft ist es für die ganze Klasse im Ergebnis besser, wenn man Richtungen für weiterführendes Denken aufweisen kann … und dann lässt man sie gedanklich “frei” laufen. DAS erfordert leider Zeit, die man dann woanders wieder einsparen muss – ein ständiger Drahtseilakt!
Und auch dieses “Zeit einsparen” an anderer Stelle erfordert genau dieses “tiefer in der Materie stecken”, ebenso wie ein fundiertes Überblickswissen bezogen auf die laut Curriculum zu vermittelnden Inhalte.
Steckt man als Lehrer deutlich tiefer in der Materie, dann bedeutet das aber auch eine deutlich erkennbare Begeisterung für die eigenen Fächer und eben das Fachwissen, was durchaus immer weniger Beachtung bekommt – eine üble Entwicklung, passt aber zu den Billig-Modellen der letzten Jahrzehnte!
Die SuS hingegen profitieren von dieser deutlich erkennbaren Begeisterung bei den LuL. DA spart man dann am meisten Zeit, denn gedanklich folgt man doch viel lieber jemandem, der ganz offensichtlich etwas “rüberbringt” und da auch noch “Ahnung PLUS” hat, uns Erwachsenen geht es doch auch so … 😉
Kleiner Bonus-Effekt: Besonders schön ist es, wenn auch die SuS, die sonst (vorsichtig gesagt) “etwas länger” brauchen, mal so eine o.g. besonders clever weiterführende Frage raushauen. Das verschafft ihnen Respekt bei den anderen SuS und ist dann die Chance, den Dornröschenschlaf (= übliche Zurückhaltung wegen Unsicherheit) zu beenden und sich im Unterricht mehr aktive Mitarbeit zuzutrauen. 🙂
Was im letzten Absatz steht, fällt dem Lehrernachwuchs durchaus auf, vielleicht auch weil die eigene Schüler-Zeit noch nicht lange zurückliegt und man die eigenen Lehrer noch so viel klarer in Erinnerung hat … nicht nur die (positiven oder negativen) Highlights.
Wenn man da als Nachwuchs-Lehrer schon aktiver weil eventuell unbefangener einsteigen könnte, wäre der vielzitierte Praxisschock inklusive Fluchtreflex u.U. sehr viel seltener ein Problem.
Das von Prof. Dr. Dollase umrissene Modell müsste zeitnah, konsequent und mit hoher Beteiligung von erfahrenen LuL weitergedacht und einer Praxisphase unterzogen werden.
Allerdings nicht jahrelang rumprobieren und danach gibt es zum krönenden Abschluss Studien, die weitere 20 Jahre später im feuchtesten Eck im Ministeriumskeller landen …
Täusche ich mich oder gibt es an anderer Stelle mit dem Staat als Arbeitgeber ein Projekt, bei dem man Vorgehensweisen und Erfahrungen abfragen könnte?
https://www.news4teachers.de/2022/04/polizist-mit-mittlerer-reife-2500-bewerber-melden-sich-fuer-nrw-schulversuch/
Alles was dann noch wichtig ist, ist Ehrlichkeit: Wenn es nicht klappt, dann Abbruch, BEVOR man viel Zeit und Geld versenkt hat. Allerdings: Könnte ja auch funktionieren 😉 … als 1 von sicher mehreren nötigen Maßnahmen.
Weiter oben finden sich bei anderen Foristen ja schon etliche Kritikpunkte, aber auch sinnvolle Erfahrungsberichte (über Dinge, die früher schon funktionierten, aber dann aus verschiedenen – politischen – Gründen gecancelt wurden).
Ich habe die theoretische Physik im Studium überhaupt nicht gecheckt, bin trotzdem Physiklehrer und kann den Schülern den Stoff anschaulich und gut präsentieren und erklären (hoffe zumindest). Sollte ich doch einen kleinen Einstein in der Klasse bekommen, der mich auf die theoretische Physik hin prüfen will, so bin ich gerne bereit von ihm zu lernen 😉
Der eine findet T-Physik überzogen, der andere Statistik, der nächste Experimentalphysik. Wo zieht man die Grenze? Das wäre jetzt die gleiche Diskussion wie „welche Fächer sollten in welcher Tiefe in der Schule unterrichtet werden“. Der eine findet Sport oder Musik unverzichtbar, der andere findet diese Fächer völlig überflüssig.
“könnte gefahrlos gekürzt werden auf 4 oder sogar 3 Jahre”
Historisch war es aber genau umgekehrt: Die Volksschullehrer wurden noch in den 1920er Jahren nur 2 Jahre, später dann in den Pädagogischen Hochschulen 3 Jahre lang ausgebildet (bis zum 1. Staatsexamen). Erst kürzlich hat man befunden, wegen des Bologna-Prozesses müssten es 3 Jahre Bachelor plus 2 Jahre Master sein. Nicht vergessen: nur so lässt sich A13 für alle begründen.
Bei den Gymnasiallehrern war es anders, aber auf die wird ja nur geschimpft. Früher hatte das 1. Staatsexamen noch eine andere Funktion: Noch in den 1920er Jahren konnte man das Fach Mathematik an Universitäten nur mit dem Staatsexamen oder mit der Promotion abschließen, der Dipl.-Math. wurde erst zur Nazizeit eingeführt. Das wird in anderen Fächern ähnlich gewesen sein. Der Magister in Fächern wie Germanistik wurde erst in den 1950er Jahren (wieder) eingeführt. Jetzt ist wieder alles anders mit Bachelor und Master.
Aber das Pendel scheint beim Lehramtsstudium immer zwischen Theorie und Praxis hin- und herzuschwingen. Nie sind alle zufrieden mit dem Status quo. Die Extreme sind einerseits ein Wissenschaftler, der sich an die Schule verirrt, und andererseits ein reiner Praktiker, der vorher eine Art von “höherem Azubi-Dasein” durchlaufen hat.
In alter Zeit sollen sogar preußische Unteroffiziere nach ihrer Miltärlaufbahn als Landschullehrer eingesetzt worden sein:
https://www.pedocs.de/volltexte/2018/16063/pdf/Thomassen_2000_Der_preussische_Unteroffizier.pdf
Da konnte das Volk dann trefflich Witze über die Schulmeister mit dem Kasernenhofton machen. Karikaturen über die Schulmeister gibt es reichlich (Lehrer Lämpel bei Wilhelm Busch, das Spottlied über das arme Dorfschulmeisterlein). Vielleicht resultierte daraus eine gewisse Bildungsfeindschaft in Deutschland?
Eine stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis bei der Lehrer *innenausbildung wäre sicher wünschenswert. Die Realisierung dürfte allerdings deutlich komplizierter sein, als in dem Artikel dargestellt. Vor allem glaube ich nicht, dass damit eine spürbare personelle Entlastung verbunden wäre. Das Modell „drei Monate Praxis – drei Monate Theorie” würde erhebliche organisatorische Probleme mit sich bringen und hätte sicherlich auch für die unterrichteten Schüler*innen Nachteile. Denkbar wäre aus meiner Sicht ein Praxisvorlauf vor Studienbeginn. Dieser hätte den Vorteil, dass man danach die eigene Eignung für das Berufsziel besser abschätzen kann. Danach könnte eine kontinuierliche Praxis an einer Ausbildungsschule im Umfang von zwei Wochenstunden – eventuell ansteigend auf vier Wochenstunden in der zweiten Studienhälfte – eine sinnvolle Verzahnung von Theorie und Praxis ermöglichen.
Voraussetzung wäre allerdings eine Kooperation von Lehrkräften an Hochschule und Schule bei der Betreuung.
@Wilfried Probst
Auch das hat Vorteile, nämlich einfach mehr Ruhe,Beständigkeit und Planungssicherheit für alle, die vor Ort – egal in welcher Rolle und Position – in der Schule sind.
Danke! So ungefähr stelle ich sie mir (einen Post weiter oben) vor; die Zusammenarbeit mit den erfahreren LuL, wenn das “Dollase-Modell” weitergedacht wird.
Was ich lese, ist teilweise ein alter Hut, teilweise “spinnerte Ideen” aus dem Elfenbeinturm.
Man könnte sich auch mal die Unterstufenlehrer-Ausbildung in der ehemaligen DDR genauer anschauen. Da studierten die Interessenten gleich nach der 10. Klasse an, meiner Erinnerung nach, Fachhochschulen, den sogenannten “Instituten für Lehrerbildung” (IfL). Alleine dadurch wären sie heutzutage 2-3 Jahre früher im Beruf einsetzbar, da sie ja bereits nach der 10. Klasse ihr Fachstudium begonnen. Es dauerte auch nicht so lange wie eine im Schnitt 7-jährige Lehramtsausbildung heute, sondern, wie ich gerade nachlas, nur insgesamt 4 Jahre und war sehr praxisnah. Die so Ausgebildeten wären also 5-6 Jahre FRÜHER an heutigen Grundschulen einsetzbar als derzeit!!!
DAS wäre mal eine Option oder hat man an DDR-Unterstufen (vergleichbar mit heutigen Grundschulen bis Klasse 4) nichts gelernt?
https://www.pedocs.de/volltexte/2011/1869/pdf/Schmidt_Gerlind_Ende_des_Lehrermangels_in_der_DDR_D_A.pdf
Genau, es waren 4 Jahre. In dieser Zeit gab es ein 4wöchiges Praktikum und ein dreimonatiges Praktikum an einer Schule, mehr nicht. Mit 20 wurde man, fast ohne Praxiserfahrung, auf Grundschüler „ los gelassen“. War jetzt auch nicht so prickelnd.
In vielen Berufen startet man in diesem Alter. Was genau war daran schlimm für Sie? Sie waren 20 (?). Ihre Schüler ältestens 10 Jahre alt. Macht 10 Jahre Unterschied. Was war das Problem?
Es ging um Stiefmütterchens Aussage, die Ausbildung wäre „sehr praxisnah“. Das war definitiv nicht so.
Definitiv nicht so? Lesen Sie mal, was oben “simmiansen” schrieb:
“simmiansen
21 Stunden zuvor
Antwortet Nichtschonwieder
… aber besser.
Vor 40 Jahren lief ähnlich mein Studium zum (damals) Unterstufenlehrer ab. Nach dem Studium war ich durch die Verzahnung mit Praxis und praxisnahen Studieninhalten gut vorbereitet für den Beruf. Ein Referendariat war nicht mehr nötig.
Zumindest im Primarbereich klappte das prima. Genau dort fehlen ja viele Lehrkräfte, warum also nicht das Studium „neu“ denken?
Ich sage nur: Es täte unserer Gesellschaft mal gut innezuhalten und zu prüfen, welche alten Hüte vielleicht auch heute noch nichts an Aktualität und Sinhaftigkeit verloren haben.”
+ “simmiansen
21 Stunden zuvor
Antwortet Mathe macht glücklich.
Da das finnische Schulsystem so einige Elemente des DDR-Bildungssystem übernommen hatte gehe ich davon aus, dass die Verzahnung von Studium und angeschlossener Schule für die Praxiseinheiten so ablief, wie ich es kennenlernte:
Die angeschlossene Schule gab es automatisch zum Studium „dazu“. Sie lag im gleichen Gebäude. Man ging u.a. zum Hospitieren nur ins Erdgeschoss. Dazu waren die Klassenräume extra groß, damit eine ganze Gruppe hinten noch reinpasste.
Alle Stunden wurden in der Seminargruppe besprochen. Auch die ersten eigenen Stundenentwürfe wurden mit Seminargruppe und Seminargruppenleiter vorbereitet und nach der Durchführung reflektiert.
Erst ab dem 2. Studienjahr wurde man an Schulen (möglichst) im Heimatort verwiesen, um dort in verschiedenen Praktika weitere Erfahrungen sammeln zu können.”
In allen (akademischen) Berufen fängt man erst einmal mit wenig Praxiserfahrung an.
Das entspräche der heutigen Erzieherausbildung und würde allen Forderungen nach A13 widersprechen. Sogar A11 wäre dann schon eher großzügig.
Da würde ich sogar zustimmen. Die berechtigten Forderungen in NRW nach A13 richten sich nach der verlängerten Ausbildung. Daher ist die Wut aktuell auch so groß. Würde die Ausbildung wieder reduziert, wäre die Forderung tatsächlich schwer haltbar.
Und wurden alle Lehrer in der DDR gleich bezahlt? Und war das annähernd vergleichbar mit A13 ?
Sie wurden nicht gleich bezahlt. Sie wurden sogar lange Zeit recht schlecht bezahlt. Trotzdem gab es keinen Lehrermangel. Was meinen Sie, warum?
Kurz vor dem Ende der DDR gab es noch einmal eine satte Gehaltserhöhung. Von A13 zu reden ist ja Quatsch. Sie müssen die Gehälter der DDR-Lehrer schon in das Gehaltssystem der DDR einordnen.
“in das Gehaltssystem der DDR einordnen.”
Genau so meinte ich das: wie war die Bezahlung im Vergleich etwa zu Bürokraten der Ministerien (auch Stasi war eines) oder anderen Funktionären von Partei- und Staatsapparat?
Alle Bedenken hinsichtlich Betreuungsbedarf, fehlenden konstanten Bezugspersonen für Schüler*innen etc. kann ich sehr gut nachvollziehen.
Aber, nurmalso, das haben wir doch eh schon an den Schulen. Kolleg*innen fallen reihenweise aus, sind langzeit krank, werden schwanger, gehen in Elternzeit, sind in der Wiedereingliederung. Bei uns ist eine Fluktuation, die einen schwindeln lässt. Und als Vertretungskräfte arbeiten bei uns auch immer wieder Lehramtsstudent*innen. Und die profitieren sehr von dieser Praxis.
An einer Gesamtschule können sie durchaus Lehrkräfte entlasten, indem sie eigenständig Lernzeiten, AGs, Mittagsangebote betreuen und individuelle Förderung übernehmen. Als Vertretungskräfte unterrichten sie natürlich auch “ganz normal”… Sonst müsste der Unterricht gekürzt werden, weil einfach niemand aufzutreiben ist.
Und nein, ich halte das nicht für eine geeignete Maßnahme gegen den Lehrermangel, aber dennoch für sinnvoll. In meiner vor sehr langer Zeit abgeschlossenen Ausbildung war es möglich, bis zum ersten Staatsexamen niemals mehr einen Klassenraum von innen zu sehen. Dies hatte zur Folge, dass in den ersten Wochen des Referendariats ca. 10 % das Handtuch warfen. Ich weiß nicht, was sie sich vorgestellt hatten, aber alleine vor einer Klasse zu stehen gehörte definitiv nicht dazu.
Wichtig wäre, dass es nicht allzu strikte Vorgaben der Universitäten gibt, was die studierende Person an den Schulen zu tun hat. Das ist bei anderen dualen Studiengängen auch nicht der Fall. (Mein eigener Nachwuchs hat ein solches Studium im Wirtschaftsbereich absolviert.) Und schön wäre es natürlich, wenn die Schulen bewährte Kandidat*innen anschließend auch einstellen dürften.
Und noch dies: Ich habe die Betreuung von Praktikant*innen und Referendar*innen nie als reine Belastung gesehen sondern meistens als Bereicherung und Entlastung.
Wie steht da oben? Steht dort tatsächlich: “Jeder Abiturient hat übrigens genügend Jahre der Beobachtung von hervorragendem Lehrerverhalten hinter sich”?
Ich bin damals Lehrer geworden, weil ich später Schülern die schlimmen Erlebnisse durch Lehrer wie wir sie hatten, an Beleidigungen, Verspottung, lächerlich-gemacht-werden, häufig ungerechtfertigte Strafen ertragen müssen und manches mehr, ersparen wollte. Zu lernen, dass man A-Kriecher werden muss, um als Schätzelchen durch diese KollegenInnen mit “hervorragendem Lehrerverhalten”, für welche Pädagogik, Mensch sein, Empathie oder auch Unterrichtsvorbereitung Fremdworte waren, bevorzugt oder wenigstens fairer behandelt zu werden. Das kann und darf kein immanentes, „stilles“ Lernziel einer Schulart sein.
Nur zu gerne würde ich Kommentare von solchen Kollegen mit „hervorragendem Lehrerverhalten“ , die sie in Bezug auf manche Schüler in Dienstbesprechungen von sich gaben aufführen. Das Schlimme dabei: von den beteiligten KuK an den Dienstgesprächen kam meistens kein Widerspruch oder gar eine Aufforderung zur Mäßigung in Bezug auf die Äußerungen.
(Ich entschuldige mich hiermit förmlich und von Herzen bei allen KuK, die sich riesige Mühe im Umgang mit Schülern geben und nicht zu dem von mir hier beschriebenen KollegInnen-Typus gehören!)
Ähnliche Motivationen Lehrer zu werden, höre ich aber auch von jungen KollegInnen und Studenten die zu Praktika oder später als Refs an meine aktuelle Schule kommen-die unseren Beruf z.T. noch sehr idealisiert sehen. Nicht wenige hatten ähnliche Erlebnisse wie ich. Dass sich nicht viel seit meiner eigenen Schulzeit geändert hat, erlebe ich immer wieder bei meinem eigenen Kind im Gymnasium. Ich höre es auch von Bekannten, deren Kinder andere Gymnasien besuchen – die fragen: “Du bist doch Lehrer, da musst du doch wissen: … , darf Herr/Frau xy das überhaupt und kann man da nichts dagegen machen?”
Ob junge Menschen, die den Lehrerberuf ins Auge gefasst haben, bei sehr frühem „Schulkontakt“, wie in einem dualen Studium, zur Anhebung der Kollegen/Innen Zahl führen wird, glaube ich nicht. Wer Einblick in den aktuellen Schulbetrieb „live“, quer über alle Schularten erhält, wird hinter die Kulissen blicken können und die wirkliche Arbeitsbelastung sehen können.
Nicht im Rahmen dessen, was „Lehrer-sein“ eigentlich ausmacht, nämlich mit und an Menschen arbeiten. Der Student wird sich schnell fragen, ob sie/er einen Beruf, der neben den eigentlichen Aufgaben eines Lehrers so viele zusätzliche und oft unnötige Belastungen und Verpflichtungen beinhaltet, wirklich ein Leben lang machen möchte.
Wie es wohl wäre, wenn man von Professor:innen verlangen würde, dass sie zusätzlich zu ihren sonstigen Aufgaben in die Schulen gehen würden, um dort der Praxis zu begegnen und fortan ihre Lehren stärker an der Praxis orientieren zu können?
Wie kommt man auf die Idee, dass Lehrkräfte, die in den Schulen den Lehrkräftemangel täglich überbrücken müssen und schon bisher Halbjahres-Praktikant:innen aus dem Studium und 18-24-Monate-Referendar:innen und Jungelehrer:innen und Quereinsteiger:innen oder Seiteneinsteiger:innen und Vertretungskräfte betreuen und ausbilden, zusätzlich noch den Mangel bekämpfen sollen, indem sie noch mehr Studierende betreuen und sie in der differenzierten Förderung anleiten und mit Material versorgen, wofür es fundierte Förderdiagnostik, viel Hintergrundwissen und auch einen guten Blick auf die einzelnen Schüler:innen benötigt?
Wie kommt man auf die Idee, dass man die Förderung von Schüler:innen, denen man ausgebildete Lehrkräfte wie auch Sonder- und Sozialpädagogen vorenthält, über noch auszubildende Studierende gewährleisten will, die dann nicht einmal als 450€-Kräfte entlohnt werden, wie es in manchen BL nun als “Aufholen nach Corona”-Programm möglich ist?
“Wie kommt man auf die Idee …?”
Ganz einfach: Grundlage ist das Sparsamkeitsprinzip des öffentlichen Dienstes. Demnach hat eine öffentliche Verwaltung ihren Input (Personal- und Materialkosten) unter Vernachlässigung des Outputs zu minimieren. Dabei sind auch die Aufgaben entsprechend zu reduzieren. Link mit Überblick: https://www.haushaltssteuerung.de/lexikon-sparsamkeitsprinzip.html
Dieses Prinzip ist Grundlage des allgemein beklagten “Kaputtsparens”. In dessen Anwendung wird dabei oft “vergessen”, die Aufgaben entsprechend zu reduzieren – im Gegenteil, es wird immer mehr. 🙁
Richtig. Speziell im Schulbereich wird aber nicht nur der Input minimiert (= zuwenige Lehrer, Sozialpädagogen, Verwaltungspersonal, IT-Kräfte) sonder gleichzeitig wird versucht, den Output zu maximimieren (insbesondere indem den Lehrkräften immer mehr außerunterrichtliche Zusatzaufgaben aufgebürdet werden, deren Arbeitszeitbedarf nie erfasst wird)
Und die von Ihnen so treffend am Beispiel Schule beschriebene Übertragung des Minimax-Prinzips, nach dem Wirtschaftsbetriebe wg. Gewinnabsicht handeln müssen, auf die Schule scheint mir eines der Grundprobleme zu sein: Können in einer Fabrik die Stückkosten für z.B. die Herstellung einer Schraube noch näherungsweise ermittelt werden, um einen Preis festzulegen, geht das bei “Gütern” wie Bildung, Kompetenzen usw. eben nicht mehr.
Wie will man denn ein “Pfund Kompetenzen” oder einen “Kubikmeter Bildung” überhaupt messen bzw. dessen Kosten / Gegenwert buchhalterisch erfassen? Der Unterschied zwischen kaufmännischer und kameralistischer Buchführung besteht nicht umsonst. Aber in Zuständen wie den von Ihnen beschriebenen spiegelt sich eben eine weitere Folge des neoliberalen Optimierungswahns wider …
Gut gemeint, leider hat der Mann keine Ahnung. Es geht ja um darum SuS in ETWAS zu unterrichten, nicht bloß um ein Handwerk. Die fachliche Ausbildung kommt schon jetzt zu kurz nach den fatalen Bologna-Reformen. Für die Gymnasien und die gymnasiale Oberstufe wäre das eine Katastrophe: lauter Pädagogen, die nicht wissen, was sie tun.
Für die Grundschule aber. Hier sollte man nämlich für den Deutschunterricht wissen, dass wir 19 Vokale (!, mit den drei Diphthongen ei, au und eu) haben. Wer in diesem grundlegenden Bereich unterrichtet, muss schon etwas mehr können. Wenn man selbst lesen und schreiben kann, das reicht einfach als Quali nicht aus!
Eines hat der gute Mann vergessen. Die Azubi-Refis müssten in den Schulen betreut werden. Das ist schon heute bei der Menge an Arbeit für die Lehrkräfte nicht stemmbar. Die BMs nehmen doch solche Vorschläge nur auf, um Lücken zu füllen, nicht um die Qualität der Ausbildung zu verbessern. Und fertige LK werden abgespeist mit “Hangel-Verträgen” bis zu den Ferien.
Ohne Frage, die Ausbildung zur Lehrkraft muss unbedingt überholt werden, aber ich fürchte dieser Vorschlag wird nur wieder zu unbezahlter Mehrarbeit für die Lehrkräfte und Frustration bei den angehenden LKs führen.
Es wäre schon mal hilfreich, wenn die Unis für die Praxis und nicht allein für die wissenschaftliche Theorie ausbilden würden.
So wie sich hier im Moment einige Foristen (als mögliche LuL?) meinen gebärden zu müssen zu “was alles eben nicht geht” ist echt erschreckend und diskussionshemmend.
Wenn noch in die Wunde “Arbeitszeit” gepiekst wird, wundert es doch auch nicht, wenn eine Vielzahl der Allgemeinheit negativ über LuL erzählt. Zumindest wenn man diese Kommentare hier gelesen hat.
Vergessen wird wohl immer, dass eine Schulstunde, wovon z. B. 26 je nach Deputat in der Woche abzuleisten sind, nur 75 % = 45 Min. statt einer Zeitstunde abgeleistet werden. Somit 6,5 Zeitstunden weniger als 26 in der Woche.
Im Jahr 2021 betrug der Durchschnitt der monatlichen Nettolöhne/ Nettogehälter je Arbeitnehmer in Deutschland 2.170 Euro. Bei netto 3.000 Euro als Einstieg mit abgeschlossenem Studium wie oben berichtet ist dies doch eher nicht zuviel.
“Im Jahr 2021 betrug der Durchschnitt der monatlichen Nettolöhne/ Nettogehälter je Arbeitnehmer in Deutschland 2.170 Euro. Bei netto 3.000 Euro als Einstieg mit abgeschlossenem Studium wie oben berichtet ist dies doch eher nicht zuviel”
Was ein Käse. Rechnet man die Teilzeitnehmer raus, ist man mit 2700 netto unter Vollzeitnehmern nicht mal Top20. Und unter Akademikern sieht es sogar noch düsterer aus. Und dabei haben die meisten Akademiker nicht mal ein Staatsexamen.
Ich weiß auch nicht was dieses Statement von Ihnen aussagen soll. Sollen jetzt Grundschullehrer weiterhin verfassungswidrig und beamtenrechtlich illegal besoldet werden, weil das Gehalt ihrer Meinung nach gut genug ist?
Dann drehe ich den Spieß gerne um und sage wenn 2700 netto genug sind, sollten sofort alle Gymnasiallehrer auf 2700 Euro gekürzt werden.
“Vergessen wird wohl immer, dass eine Schulstunde, wovon z. B. 26 je nach Deputat in der Woche abzuleisten sind, nur 75 % = 45 Min. statt einer Zeitstunde abgeleistet werden. Somit 6,5 Zeitstunden weniger als 26 in der Woche.”
Nein, das wird nicht vergessen, jedenfalls nicht von den Lehrkräften, sondern gerne von anderen vorgerechnet.
Die Arbeitszeitstudie der Uni Göttingen hat 2015/16 über 1 Jahr erhoben, wie viel Lehrkräfte arbeiten.
Da geht es nicht um Unterrichts- sondern um Zeitstunden. Etwa 1/3 der Arbeitszeit geht dabei in den Unterricht selbst, ein anderer Teil in die unterrichtsnahe Vor- und Nachbereitung und der Rest in außerunterrichtliche Aufgaben, die in den vergangenen Jahren besonders deutlich gestiegen sind, wobei die Erhebung noch vor der Umsetzung der Inklusion und vor den seit 2015 zugezogenen Flüchtenden. Dass die Zeit des Tages nicht für die vielen Aufgaben ausreicht, bemerkt man dann am Deckeneffekt und daran, dass Teilzeitkräfte noch weit mehr Überstunden ansammeln, da sie weit mehr arbeiten, als sie entsprechend ihrer Teil-Zeit müssten.
Den Vorwurf der Faulheit und vermindeten Arbeitszeit kann also nur erheben, wer nicht informiert ist.
Ich glaube, man muss an drei Säulen ran:
1. Muss klar sein, dass man nach dem Studium verbeamtet wird und nicht Im Angestelltenverhältnis endet.
2. Muss die Abbrecherquote minimiert und die Attraktivität des Studiums sowie der Praxisbezug maximiert werden.
3. Müssen die Arbeitsbedingungen sich verbessern. Auch im Vergleich zur Gesamtgesellschaft. “Früher” war man privilegiert, da man Teile seiner Arbeit von zu Hause aus erledigen konnte. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ließ sich im Vergleich zu anderen Berufsgruppen besser herstellen. Mittlerweile agieren viele (auch absehbar nach der Pandemie) aus dem Homeoffice heraus. Die Attraktivität konkurrierender Berufe ist ungemein gestiegen. Die Flexibilitätsvorteile sind dahin. Ich kenne nicht wenige Leute, die nur noch 1-2 in der Woche das Haus verlassen müssen. Die Wäsche wird da nebenbei gemacht. Die Fremdbetreuungszeiten der Kinder können minimiert werden…usw.
Der Beruf Lehrer ist im Vergleich unattraktiv geworfen. Da muss man gegensteuern. Aus meiner Sicht mit einer Reduktion der Arbeitszeit.
Eine Verzahnung von Uni und Schulpraxis ist sicher sinnvoll. In BW gibt es zB ein Praxissemester. Jedoch müssen die Studierenden auch an den Schulen betreut werden. Diese Zusatzaufgabe trifft auf bereits jetzt überlastete Lehrkräfte. Die herbeifantasierte Hilfe durch Praktikanten ist in der Realität oft eine sehr zeitintensive Betreuung durch die erfahrenen Lehrkräfte. Einmal im Jahr für 3 Monate machbar, aber konstant nicht möglich.
Ich finde die Idee großartig. Ich bin selber Lehrerin und würde sofort den Nachwuchs auf diese Weise einbinden. Die Abbruchquoten wären sicher geringer und wenn, dann viel früher weil genau klar ist, was einen erwartet.
Der Vorschlag würde aber auch bedeuten, dass die Schulen sehr viel mehr Ressourcen für die Ausbildung und Betreuung der Studierenden verwenden müßten (Personal & Zeit).
Wenn dann noch hinzukommt, dass ca. 50% der Erstsemester bis zum vierten Semester das Studium wechseln oder abbrechen, sind das viele Stunden, die umsonst investiert wurden.
Die Praxisverzahnung ist auch m.A. nach nicht das Problem, warum viele Studierende sich in einigen Fächern auf die Füße treten und andere Fächer im Lehramtsangebot meiden.
Außerdem glaube ich, dass es wichtig ist ein fachliches Grundwissen studiert zu haben, das einen selbst auch an Grenzen bringt und das fachliche Interesse motiviert. Erst danach in die Schule zu gehen, heute schon ab dem dritten Semester ist sicher nicht falsch.