Guter Abi-Schnitt – Rabe: Lehrkräfte haben „kluge Entscheidungen getroffen“

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Der Notendurchschnitt der Hamburger Abiturientinnen und Abiturienten liegt in diesem Jahr bei 2,28. Das ist der zweitbeste Zensuren-Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.

„Nicht wie Roboter“: Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe. Foto: Daniel Reinhardt / Senatskanzlei Hamburg

«Ich glaube, das hängt auch damit zusammen, dass Lehrerinnen und Lehrer ein bisschen Verständnis haben für die besondere Situation der Schülerinnen und Schüler», sagte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) dem «Hamburg Journal» im NDR Fernsehen. Die Lehrkräfte würden nicht wie Roboter die Zeugnisnoten festlegen, sondern auch ein wenig Einfühlungsvermögen zeigen. «Ich glaube innerhalb dieses Spielraums hat man hier kluge Entscheidungen getroffen», sagte Rabe.

Das Abitur nicht geschafft haben nach Angaben von Rabe dieses Jahr 2,8 Prozent der Schülerinnen und Schüler. Das sei kein auffällig hoher Wert. «Im Gegenteil, wir liegen mit einer Abiturquote von deutlich über 50 Prozent an der Spitze aller Bundesländer und das, obwohl die Schülerinnen und Schüler ähnliche oder gleiche Aufgaben haben lösen müssen, wie in Bayern oder in Nordrhein-Westfalen», betonte der SPD-Politiker. News4teachers / mit Material der dpa

Abiturnoten trotz Corona im Schnitt (2,1) leicht besser, Ernst lobt Lehrer

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lehrer002
1 Jahr zuvor

«Im Gegenteil, wir liegen mit einer Abiturquote von deutlich über 50 Prozent an der Spitze aller Bundesländer und das, obwohl die Schülerinnen und Schüler ähnliche oder gleiche Aufgaben haben lösen müssen, wie in Bayern oder in Nordrhein-Westfalen»

Das ist ein guter Witz! Es ist doch wohl allgemein bekannt, dass es in den Stadtstaaten deutlich einfacher ist, sein Abitur zu erlangen, und dementsprechend sind auch die Quoten höher. Erstens ist nur ein verschwindend geringer Teil der Aufgaben deutschlandweit einheitlich und zweitens sind die vorangegangenen drei Jahre Oberstufe auch sehr unterschiedlich anspruchsvoll. Es ist wohl nicht davon auszugehen, dass SchülerInnen in Bayern oder Niedersachsen deutlich dümmer sind als Hamburger SchülerInnen…

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  lehrer002

Man müsste mal schauen, wie die Abiturdurchschnittsnote mit der Studienabbruchwahrscheinlichkeit korreliert.

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  lehrer002

Nur zur Erinnerung bzw. zur Kenntnisnahme:

in einigen Bundesländern, z.B. in Bayern und BaWü, ist die Abi-Prüfung ein „Zentralabitur“, d.h. die Prüfungsaufgaben werden zentral (!) vom Kultusministerium gestellt und sind bis zum jeweiligen Prüfungstag unter Verschluss in den Tresoren der Schulleitungen aller Gymnasien des Bundeslandes gelagert.

In anderen Bundesländern hingegegen werden die Prüfungsaufgaben jeweils an jeder Schule für sich (!) von den Kursleitern ausgearbeitet und gestellt, so wie normale Klausuren oder alle anderen Leistungsmessungen.

Auch beim Procedere hinsichtlich Erst- und Zweitkorrektur (ggf. auch noch Drittkorrektur durch das Ministerium) gibt es erhebliche Unterschiede:

in BaWü werden die Prüfungsarbeiten chiffriert und völlig anonymisiert nach der Erstkorrektur durch KursleiterIn (rote Korrekturzeichen) an ein anderes Gymnasium versandt.
Die Zweitkorrektur erfolgt dann dort mit grüner Korrekturfarbe. Die vom Erstkorrektor erteilten Noten sind dem Zweitkorrektor aber nicht bekannt.

Falls die Bewertung/Notenpunktevergabe differiert, gibt es genaue Verfahrensmodi, z.B. wird bei bestimmter Abweichung gemittelt, bei gravierender Notendifferenz muss sogar noch Drittkorrektur (mit brauner Farbe) ran.

In Bayern erfolgt Erst- und Zweitkorrektur jeweils an der gleichen (!) Schule.

Auch bei den Mündlichen Abiturprüfungen gibt’s große Unterschiede:

in BaWü reist eine mehrköpfige Prüfungskommission an, die aus den vorgelegten Aufgabenvorschlägen auswählt und den Prüflingen zuweist, und auch selber einen bestimmten Anteil der jeweiligen Prüfungszeit prüfen darf.

In Bayern prüft KursleiterIn. Ein Zweitprüfer führt als Beisitzer Protokoll. In besonders kritischen Fällen ist zusätzlich noch VertreterIn der Schulleitung anwesend.

(Anmerkung zum aktuellen Stand: ohne Gewähr!
Denn Ausführungen gründen auf meinen Prüfungserfahrungen in BaWü bis Ende 1980er Jahre, in Bayern bis 2014.
Ob die Verfahrensweisen auch heute noch genau so zutreffen, entzieht sich meiner Kenntnis.)

Fazit:
die Vergabe der Abiturnoten in der Bundesrepublik Deutschland impliziert also noch vielerlei weitere Faktoren, die naturgemäß einer breiten Öffentlichkeit nicht bekannt sind.

Auch dieser Komplexität und Differenzen muss man sich jedoch bewusst sein, wenn man die Aussagekraft von Abiturergebnissen/ Notenentwicklungen einzuschätzen versucht.

Lozzi
1 Jahr zuvor

Lehrerlein, willst klug sein? Dann trag nur gute Noten ein!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lozzi

Lasse ich nur bedingt gelten, weil es auch vom Lehrplan abhängt und die Abiturprüfung selbst durch die Erwartungshorizonte nur einen kleinen Spielraum gibt.

Lozzi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ist auch satirisch zugespitzt (aber nicht ganz ohne empirisches Fundament).

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lozzi

Liebe(r) Lozzi,

Kontext?? unklar

ohne Bezug sehr missverständlich und überhaupt nicht sachdienlich, eher kontraproduktiv für die gemeinsame Sache von uns LehrerInnen, falls Sie zufällig eine Lehrkraft sein sollten!

Ihre überspitzte Aussage, satirische Überzeichnung, erreicht nämlich genau das Gegenteil, gießt Öl ins Feuer schon bestehender Vorurteile.

Wollen Sie das etwa?

Lozzi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gabriele

Liebe Gabriele,

der Kontext meines kleinen Beitrags wird durch den kommentierten Artikel hergestellt. Als nicht rein zufällig in den Beruf geratener Lehrkraft mit Abiturprüfererfahrung in drei Fächern nehme ich eben gerne Zuflucht zu einem Mittel, das mir in vielen Berufsjahren beste Dienste geleistet hat und dies hoffentlich noch eine Weile tun wird. Es ist – Sie ahnen es bereits – der Humor.

Georg
1 Jahr zuvor

Bei einer Abiturquote von über 50% reicht ein IQ von unter 100 für das Bestehen des Abiturs inkl. dem Weg dorthin. Bei einer (wie ich finde gesunden) Abiturquote von 30% braucht es schon einen IQ von 108. Dabei habe ich einen mittleren IQ über alle Schüler von 100 und die Standardabweichung von 15 vorausgesetzt. Ja, mir ist bewusst, das alleine der IQ nicht viel aussagt, aber einen gewissen Hinweis auf den Schweregrad der Aufgaben gibt er schon.

Kenny
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Was für ein Unsinn! Ich arbeite im IT-Bereich, bin Quereinsteiger und habe erst nach zwei Ausbildungen studiert! Ich habe nen Master in Wirtschaftsinformatik, aber trotzdem kein Abitur!
Es zählen Neugier, Motivation, Lernbereitschaft und ein flexibles Mindset um Erfolg zu haben!
Abitur benötigt man für diese Eigenschaften nicht! Und ob der IQ von Abiturienten unter 100 oder drüber liegt, ist ne Sache für weltfremde Theoretiker, die uns in der beruflichen Praxis nicht weiterhilft!

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kenny

IQ hat durchaus Aussagekraft!
Nur Lernbereitschaft, Fleiß, Flexibilität, Motivation alleine reichen niemals zu Topleistungen (!)!!!

Dies ist meine Erfahrung in Jahrzehnten Unterrichtstätigkeit am Gymnasium.

Aber auch bezüglich meines eigenen persönlichen Leistungsvermögens in meiner eigenen Schulzeit – ausgesprochene Schwäche in Mathe, und in allen Naturwissenschaften nur schwacher Durchschnitt – jedoch weit überragende Höchstleistungen in zahlreichen anderen Fächern, besonders ausgeprägt in mehreren Fremdsprachen.

Begabung im jeweiligen Bereich ist also meiner Erfahrung nach wirklich unabdingbar.

Jedoch nur gepaart mit Anstrengungsbereitschaft, Fleiß, … bringt man’s dann zu Höchstleistungen.
Ansonsten wird man unter seinen Möglichkeiten bleiben, außer man ist hochbegabt. Genies sind jedoch sehr rar.

Spezielle Begabung in einem bestimmten Bereich kann zweifelsfrei auch ohne allgemeine Hochschulreife zum Berufserfolg in sehr anspruchsvollen Berufsfeldern führen.

Das stellt ja keiner in Abrede.

Übrigens gibt es ja auch eine fachgebundene Hochschulreife, die den Hochschulzugang auf bestimmte Fächer begrenzt.

Rainer Wahnsinn
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gabriele

Ich verweise auf den Beitrag von @Leseratte, hier von vor 2Tagen. Sinngemäß: gute Abiturienten sind nicht unbedingt studierfaehig:

https://www.focus.de/finanzen/karriere/jede-menge-abiturienten-aber-keine-fachkraefte-was-am-arbeitsmarkt-schief-laeuft_id_111450632.html

Leseratte
1 Jahr zuvor

Dazu passt das doch super:

„[…] Müssen Hamburgs Schülerinnen und Schüler mehr Rechtschreibung üben? Mehr Klausuren schreiben und festgelegte Inhalte lernen? Oder gehören diese Ansätze in die pädagogische Mottenkiste? Die Bürgerschaft debattierte über die neuen Lehrpläne. Schulsenator Ties Rabe (SPD) verteidigte seine Entwürfe, die stärker als bisher auf den Leistungsgedanken setzen.
„Wir werden uns nicht damit abfinden, dass zu viele Hamburger Schulabgängerinnen und -abgänger nicht ihren Traumberuf erreichen, weil sie schon bei der Bewerbungsprüfung am allerersten Rechtschreibtest scheitern“, so der Senator in seiner Grundsatzrede: „Und wir werden uns nicht damit abfinden, dass 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler nach Klasse 4 so schlecht lesen, dass sie gerade eben ein Pixi-Buch lesen können und an jedem Schulbuch scheitern.“
Erste Universitäten würden darüber nachdenken, Abiturienten aus bestimmten Bundesländern zu bevorzugen, weil einige Länder das Abi gar zu einfach machten. Rabe: „Diese schlimmen Ungerechtigkeiten beenden wir nicht, indem wir Klausuren weglassen, Leistungsstandards bekämpfen und uns bei bundesweiten Prüfungen wegmogeln.“

https://www.mopo.de/hamburg/mehr-diktate-und-klausuren-buergerschaft-streitet-ueber-bildungsplaene/

Leseratte
1 Jahr zuvor

„[…]Viele Abiturienten sind nicht studierfähigDoch es ist paradox. Denn zugleich beklagen sowohl betriebliche Ausbilder als auch Hochschullehrer: Den ach so guten Abiturienten mangele es an der Hochschule wie im Betrieb an grundlegendem Wissen. Nicht nur in Mathematik und den Naturwissenschaften. Nur wenige Monate vor Beginn der Corona-Pandemie, unter der sich die Lernbedingungen für die Schüler erheblich verschlechtert haben, warnte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Peter-Andre Alt: „Es gibt gravierende Mängel, was die Studierfähigkeit zahlreicher Abiturienten angeht. Wir leben in der Fiktion, dass mit dem Abitur die Voraussetzungen für das Studium erfüllt sind. Die Realität zeigt: Viel zu oft stimmt das nicht.“ Studienanfänger erfüllten die Voraussetzungen deutlich schlechter als früher, selbst bei Textverständnis und Schreibfähigkeiten gebe es kritische Rückmeldungen aus den Hochschulen.[…]

https://www.focus.de/finanzen/karriere/jede-menge-abiturienten-aber-keine-fachkraefte-was-am-arbeitsmarkt-schief-laeuft_id_111450632.html

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Schon Wahnsinn, dass es die Lehrer schon mit Dankbarkeit erfüllt, dass ein Kultusminister, der genau wie seine Kollegen in der Pandemie eigentlich gar nichts für die Lehrer getan hat, diese wenigstens lobt.
Die Ansprüche sinken doch stark in diesen Zeiten.

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Dankbarkeit??? Sie belieben zu spaßen mit Ihrerem ironischen Kommentar.

Wir nehmen seine Meinungsäußerung lediglich zur Kenntnis. Sein Urteil aber hat nicht nur für mich wirklich keinerlei Relevanz.
Und für mich nicht nur überhaupt nicht, weil ich in einem anderen Bundesland bin.

InsiderInnen wissen ja, was Sache ist. Alles Augenwischerei, Volksverdummung.