KARLSRUHE. Der Vorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg, Ralf Scholl, plädiert für die Rückkehr zum Leistungsprinzip im Unterricht. «Was wir an unseren Schulen brauchen, und was gar nichts kosten würde, ist die klare Ausrichtung: “Leistung muss sich wieder lohnen”», schreibt Scholl in einem Gastbeitrag für die «Badischen Neuesten Nachrichten». Der Verband vertritt gymnasiale Lehrkräfte.
«Schule ist ohnehin immer ein Schonraum, auch mit diesem Leistungsprinzip. Aber sie darf nicht zu einem alleinigen Schonraum verkommen», meint Scholl. «In viel zu vielen Schulen ist das Leistungsprinzip mittlerweile tabu!», heißt es in dem Beitrag. Herausragende Leistungen würden nicht mehr positiv hervorgehoben und als Orientierung für alle herangezogen. «Vielmehr ist seit einem guten Jahrzehnt “das Nicht-Beschämen der Schüler” das Prinzip, an dem sich viel zu viele Lehrkräfte orientieren.»
Das Schulprojekt «Grundschule ohne Noten», das Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) an 39 Grundschulen jüngst wiederbelebt hat, ziele auch in diese Richtung. Scholl: «Maximierung des Wohlfühlens der Kinder auf Kosten des Lernfortschritts.» (Dazu auch: Kasten unten)
In einer Pressemitteilung hatte Scholl den Modellversuch scharf kritisiert – und dabei schon auf das Leistungsprinzip gepocht. «Kinder und Jugendliche wollen sich vergleichen und suchen Herausforderungen“, erklärte er. „Von daher ist die Idee, sie vor allen Schwierigkeiten und Hindernissen zu bewahren und daher auf Noten zu verzichten, schon vom Ansatz her verfehlt. Außerdem hat Schule einen Erziehungsauftrag: Im Rahmen der Schule müssen die Kinder auch lernen, dass Anforderungen von außen an sie gestellt werden, und dass sie sich anstrengen müssen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.»
“Den Leistungsgedanken aus der Schule zu verbannen, ist wirklich keine gute Idee“
Mit Verbalbeurteilungen, die nach Vorgabe nur positive Formulierungen enthalten dürfen, würden Kinder und Eltern in einer «Scheinsicherheit“ gewiegt. Scholl: «Das Wohlbefinden der Grundschulkinder und die Zufriedenheit der Eltern wird damit während der Grundschulzeit absehbar steigen. Lernen werden die Kinder aber weniger als gleichaltrige „benotete“ Grundschüler. Das zeigen die Erfahrungen aus dem ersten Schulversuch, der genau aus diesem Grund 2017 abrupt beendet wurde.»
Was so allerdings nicht stimmt: Die damalige Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) begründete das Ende des Modells, das ihr Amtsvorgänger Andreas Stoch (SPD) initiiert hatte, seinerzeit damit, dass keine Kontrollgruppe eingerichtet worden sei, um die Ergebnisse zu vergleichen – und valide Erkenntnisse daraus zu ziehen. Um dessen Wirkung beurteilen zu können, hätten neben den zehn beteiligten Grundschulen weitere zehn Schulen mit Noten zum Vergleich unter die Lupe genommen werden müssen. Das lasse sich nachträglich aber nicht mehr bewerkstelligen.
Scholl ficht das nicht an. Er betont: «Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Nicht weil wir das wollen, sondern weil wir mit unseren Firmen auf dem Weltmarkt in internationalem Wettbewerb stehen. Den Leistungsgedanken aus der Schule zu verbannen, ist daher wirklich keine gute Idee“, erklärt der Philologen-Chef.
Lehrkräfte haben aus Scholls Sicht die Aufgabe, von den Schülern immer etwas mehr zu verlangen, als «von selbst» kommt: «Etwas mehr Tempo, etwas mehr Tiefgang.» Das liefere den Kindern und Jugendlichen die nötigen Erfolgserlebnisse und stärke sie für ihr künftiges Leben.
“Die Orientierung an anspruchsvollen Bildungszielen ist uns aber weitgehend verloren gegangen”
«Die Orientierung an anspruchsvollen Bildungszielen ist uns aber weitgehend verloren gegangen, sowohl für den Hauptschulabschluss wie für die Mittlere Reife und das Abitur», schreibt Scholl. Er spricht von einer «Verachtung von Noten» an vielen Gemeinschaftsschulen. «Die Vergabe von vielen wertlosen Zeugnissen ist aber gerade kein Kennzeichen einer guten Schule oder eines guten Schulsystems!»
Auch Gymnasien seien nicht von der Tendenz zu immer besseren Noten verschont: «Das letztjährige Corona-Abitur hatte den besten Abi-Durchschnitt im Ländle, den es jemals gab», legt der Verbandschef dar. «Und das, obwohl 30 Prozent der Bachelor-Studenten ihr Studium abbrechen, die Hälfte davon wegen Leistungsproblemen.» News4teachers / mit Material der dpa
„Grundschule ohne Noten“ in Baden-Württemberg war 2017 von der damaligen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) eingestellt worden – zum Unwillen der beteiligten Schulen. „Viele Eltern unserer rund 330 Schüler können das nicht nachvollziehen – zumal die Stadt das Modell bis zur ursprünglichen Auswertung weiterfinanziert hätte“, so heißt es beispielsweise auf der Homepage der Freiburger Paul-Hindemith-Grundschule.
Und weiter: „Wir stellen das Kind in den Mittelpunkt und gestalten dadurch den Unterricht ganz individuell. Dazu brauchen wir die jahrgangskombinierten Klassen und die Weiterentwicklung unserer differenzierten Rückmeldekultur. Unser Unterricht ist so angelegt, dass alle Kinder gefördert und gefordert werden. Wir betreiben keine ‚Kuschelpädagogik‘, sondern gehen wertschätzend auf die Kinder ein. Dazu gehört auch, dass wir die Kinder nicht nach Ziffernoten ‚sortieren‘.
Was trat in dem Schulversuch, der jetzt von der Grünen-Kultusministerin Theresa Schopper wiederbelebt wird, an die Stelle der Zensuren? „Alle Kinder erhalten für ihre Leistungen ein mündliches oder schriftliches Feedback der Lehrkräfte. Sie erfahren, wo ihre Stärken liegen, aber auch woran sie noch arbeiten bzw. sich verbessern müssen. Bei Präsentationen in der Klasse erhalten sie außerdem noch ein direktes Feedback der Mitschüler.
“Die Schüler und die Eltern erhalten konkrete Rückmeldung über bereits erreichte Kompetenzen“
Schüler dokumentieren und reflektieren ihr eigenes Lernen und übernehmen Mitverantwortung für ihren weiteren Lernweg. Sie wählen sich dazu geeignete Dokumente aus, anhand derer ihr Lernerfolg bzw. Lernzuwachs ersichtlich wird. Desgleichen setzen sie sich konkrete Ziele für Themenbereiche in denen sie noch weiteren Lernbedarf haben. Diese Dokumente, dazu zählen u.a. Geschichten, selbstgestaltet Bilder, Kopien von Seiten aus ihren Heften, werden mit entsprechenden Symbolen gekennzeichnet und in einer selbstgestalteten Mappe gehütet. Das Symbol der ‘Krone’ schmückt besonders gelungene Arbeiten, die ‘Treppe’ verdeutlicht beispielsweise, dass ich als Schüler in einem Bereich schon auf dem Weg bin und weitere Lernschritte noch vor mir habe.
Die ‚Wichtigmappe‘ bietet auch die Grundlage für die Kindersprechstunde, sowie für Lernentwicklungsgespräche mit Eltern. In einigen Klassen führen die Kinder regelmäßig einen Lernbericht. Sie tragen dort ein persönliches Wochenziel ein und belegen, woran sie in der Schule und zu Hause gearbeitet haben. Am Freitag reflektieren die Kinder ihre Wochenarbeit und geben anschließend ihren Lernbericht der Klassenlehrerin ab. Diese schreibt dann für jedes Kind eine persönliche Rückmeldung hinein. Auch die Eltern beweisen dem eigenen Kind durch ihren Eintrag, dass sie sich für seine Arbeit interessieren. Des Weiteren enthält der Lernbericht Seiten, die eine Selbstreflexion des Kindes über seine Lernfortschritte vorsehen, ebenso wie die Seiten, auf denen die Kindersprechstunden protokolliert werden. Im Anhang befinden sich die eingeführten Regeln zum ‘Leben und Lernen in der Paul-Hindemith-Schule’ sowie Platz für Mitteilungen zwischen Schule und Elternhaus bzw. für Notizen der Kinder.
Leistungsfeststellung erfolgt auch über standardisierte Tests, wie z. B. HSP und Stolperwörtertest, die jedoch in erster Linie der Diagnose dienen.
Haben die Kinder eine Lerneinheit abgeschlossen, (z. B. den Zahlenraum bis 1000) zeigen sie ihr Können in einem Test. Dessen Ergebnisse werden auf einem Rückmeldebogen festgehalten und mit dem Kind besprochen. Die Schüler und die Eltern erhalten somit konkrete Rückmeldung über bereits erreichte Kompetenzen. Gleichzeitig erfahren sie, woran weiterhin gearbeitet werden kann/soll/muss.“
Das fordere ich auch – vehement . Es kann nicht sein , dass mittels ˋ Nachteilsausgleich ´ jemand in die Oberstufe kommt , der keinen Satz korrekt schreiben und keine Addition richtig durchführen kann . Spätestens im Studium kommt dann die Bauchlandung – falls das Niveau an den Universitäten nicht genauso bewusst verwässert wird wie an den Schulen .
Genau dieser Übergang in die Oberstufe wurde früher (also zu meiner Schulzeit) recht streng gehandhabt. Da ging es auch um eine “Prognose” in Richtung Abitur, offenbar waren die Konferenzen damals freier in ihrer Versetzungsentscheidung, wenn nicht alle Noten klar überm Strich waren. Durch neue bürokratische Aufweichungen der Spielregeln (auch eine 5 in einem Kernfach ist in Berlin kein Hindernis mehr) sorgt man erst für aufgeblähte Oberstufen. Und dann sollen natürlich nicht zu viele im Abitur durchfallen, die Durchfallquote ist traditionell gering. Aber diese Noteninflation hat eben heute Anzeichen einer Spekulationsblase wie bei überbewerteten Aktien. Das geht nicht ewig so weiter.
Ganz genau! Es ist erschreckend, wer alles welche Art von Nachteilsausgleich wofür bekommt.
Vollkommene Verzerrung der tatsächlichen Fähigkeiten.
Und nein: an den Unis findet – in den MINT- Fächern zumindest – keine Leistungsverwässerung statt. Deshalb geben ja dann so viele so schnell auf. Sie sind hartes Arbeiten schlicht und ergreifend nicht gewohnt.
@ Klaus Lehmkuhl
Das Niveau ist schon vielerorts verwässert.
An anderen Stellen läuft der Prozess offenbar gerade, z.B. in diesem Forum …
Seit etwa einer Woche ist es noch einmal besonders auffällig geworden, u.a. ist wieder die @Bauklötzchen-Billig-Kopie aufgetaucht.
@Andre Hog
Sag mal, schreibst du dich jetzt anders (Hoger) und schreibst in “anderem” Stil oder ist das auch eine Billig-Kopie? (Ich habe da so eine Ahnung … )
Oder …? … Bestimmt ist es ein … Kollege … mit ähnlichem Namen?
Oder du hast auch geheiratet und den Namen deiner Frau angenommen?
Z.B. HIER:
https://www.news4teachers.de/2022/07/betreuung-muss-gewaehrleistet-sein-hitzefrei-gibts-fuer-schueler-und-lehrer-immer-seltener/
“Andre Hoger
4 Stunden zuvor
Antwortet Riesenzwerg
In Stuttgart Unterricht Grundschule bis 16 Uhr. Sehr erfolgreich. Ist aber auch ein Top Kollegium.”
UND
“Andre Hoger
1 Stunde zuvor
Ein neues Aufregerthema. Dabei ist die Zeit zwischen Pfingst- und Sommerferien für das Soziale Lernen am besten. Viele Möglichkeiten aber wie ich hier lese wenig Lust dazu.”
Wie bitte?
Was DAS jetzt mit dem Ausgangsartikel zu tun hat?
Och, das ist doch klar: Leistungsprinzip. (Wurde das hier in den Kommentaren nicht auch vor Kurzem ausdrücklich gefordert?)
Das Prinzip besagt: “Nicht alles was man sich leisten kann muss man sich auch leisten (wollen). Hierbei sind sämtliche Bedeutungsebenen des Wortes “leisten” zu berücksichtigen.”
Und dabei ist die gesamte Gesellschaft von wachsamen Holzaugen gefordert. 😉
Lieber Pit…
Jepp…habe die seltsame Namensähnlichkeit bereits an ebendieser Stelle angemerkt und vorsichtig kritisiert.
Aber um eigene – hier im Forum -umstrittene Positionen anbringen zu können, scheinen bestimmte Leute es sich zu leisten, auf die Reputation anderer Foristen aufzuspringen.
Ich finde, dass man konsequent zu sich selbst stehen sollte.
“Sei du selbst! – es sei denn, du kannst ein Einhorn sein, dann sei ein Einhorn!” 😉
Als ehemaliger Dozent und Tutor einer Universität kann ich leider nur bestätigen, dass das Niveau leider stark gesunken wurde und im Bereich Lehramt die Anforderungen auf Grund des Mangels stark nach unten korrigiert wurden. Durchfallen tut kaum noch wer. Außer er hat wirklich eklatante Mängel. Mathe für die Sek1 oder GS ist da ein gutes Beispiel. Da kommen teilweise Leute durch, die nichtmal Bruchrechnung beherrschen. Aber die Sorge vor Klagen ist an der Uni meist größer
Die Absolventen der Uni beherrschen die Bruchrechnung nicht? Und dafür soll es dann A13 geben? In meinem SEK II Mathe Lehramtsstudium saß ich in den gleichen Vorlesungen und Übungen wie die Physikstudenten. Da ging es richtig zur Sache und mindestens 80 % der Lehramtskandidaten haben innerhalb des ersten Semesters hingeschmissen.
Leider kamen erschreckend viele von den Leuten durch die Uni durch. Spätestens im Drittversuch sucht man dann verzweifelt die Punkte für die 4.0 zusammen. Ich denke aber, dass das vor allem am Druck der Politik liegt, dass man mehr Lehrer im System braucht. In Studiengängen ohne gesellschaftliche Relevanz sieht das hoffentlich noch nicht so aus.
Als Lehrer durfte ich auch einige Pädagogikscheine an der Uni machen. Dort waren dann auch Studierende des Bildungsgangs “Bildungswissenschaften” in den Vorlesungen/Seminaren dabei. In diesem Studiengang reichte die Notenskala von 1-3, wobei nahezu alle eine 1 oder 2 hatten.
Viele der heute vergebenen Bildungsabschlüsse kann man leider nicht mehr ernst nehmen. Und der Arbeitsmarkt schätzt das genauso ein.
In den USA gibt es schon lange so genannte “For-Profit-Universities”, die gezielt ärmere Studierende anwerben. Sie geben 90 % ihres Budgets für Marketing und nur 10 % für die Lehre aus. Die Abschlüsse haben auf dem Arbeitsmarkt überhaupt keinen Wert mehr. Diese Tendenz ist auch in Deutschland immer deutlicher wahrnehmbar.
Es gibt Gerüchte, dass die Durchfallquoten bei einzelnen Klausuren an Hochschulen gedeckelt werden. Ist die Quote zu hoch, muss der Dozent bei irgendeiner höheren Macht erscheinen und sich anpfeifen lassen. Die Devise ist wie immer: man müsse die Leute da abholen, wo sie sind.
Gedeckelt nicht, aber man musste schon zum Dekan. Meist wurde analysiert was man selbst falsch gemacht haben könnte. Inhalte zu schwer? Vorlesungen schlecht gestaltet? Die Ausrede “Die Studenten werden immer dümmer” galt da eher nicht.
Aus England hört man einen “Deckel” von 25 %. Beim Überschreiten müssen die Dozenten zum Dekan, und weil das keiner will, ist das in der Wirkung eben ein Deckel, in Analogie zum Flohzirkus.
Ich kenne aber auch die andere Variante: es müssen soundsoviele Studierende „rausgeprüft“ werden, weil die Uni nicht genug Laborplätze hat und es erstaunlicherweise zu viele durch das Semester geschafft haben (Pharmazie). Das ist wie mit den überbuchten Fliegern, nur bietet man bei den Klausuren kein Geld fürs Zurücktreten sondern so schwere Klausuraufgaben, dass sie selbst der Dozent ohne Hilfestellung nicht schafft.
Es geht doch hier eher um das Leistungsniveau der Schüler und nicht um die Lehrerausbildung!? Oder sind Sie etwa der Meinung, dass das Niveau unter den Schülern der mangelnden Ausbildung der Lehrer geschuldet ist? Das würde ich aber auf keinen Fall so stehen lassen!
Aber wenn die Absolvierenden an der Uni das Bruchrechnen nicht können, haben sie es am Gym nicht gelernt, oder?
Diese Schüler haben vieles am Gym nicht gelernt, was sie hätten lernen sollen. Das kann natürlich an den Lehrkräften oder am häufigen Unterrichtsausfall liegen. Es kann aber auch daran liegen, dass viele Schüler am Gymnasium überfordert sind, weil sie lediglich aufgrund des Elternwillens dorthin gewechselt sind.
Die wollen aber, gehen sicher, nicht ins Lehramt! Scheitern im z.B. Maschinenbaustudium.
Sehe ich auch so. Nur dürfte das Niveau an den Universitäten insbesondere in den neu erfundenen Bachelor-Studiengängen auch nicht mehr mit dem von vor Bologna vergleichbar sein. Dazu kommt eine Ideologisierung, die zur Absage von harmlosen wissenschaftlichen Vorträgen zum Thema biologischen Geschlechtern.
Sinn Ihrer 2. Aussage?
Es lebe die Exklusion!
@ Redaktion: Was in dem Kästchen zu dem Modellversuch steht, ist ja nur der übliche Schmus mit Ankündigungen, guten Wünschen, Harmonievorstellungen, Postulaten und Schönreden, vollkommen gelöst von Vergleichen mit herkömmlichen Schulen. Wenn es das Projekt schon vor 2017 gab, dann müsste es doch auch handfeste Erfahrungen damit gegeben haben, etwa, was in den Tests nun wirklich geleistet wurde. Die müsste es ja laut dem obigen Kästchen gegeben haben.
Was die GEW dazu auf ihrer Homepage schreibt, ist sicher nicht objektiv, sondern interessengeleitet. Sie musste ja auch die CDU-Ministerin schimpfen, denn CDU und GEW vertragen sich nicht. Frau Schopper wird von der GEW viel zarter behandelt, weil doch die Grünen die aus GEW-Sicht “richtige” Schulpolitik verfolgen.
Im Rahmen meiner Arbeit als Sozialarbeiter bekomme ich mit, dass viele Schüler*innen und Eltern (vor allem in Familien mit Migrationshintergrund) mit diesen Verbalbeurteilungen überhaupt nichts anfangen können. Denen wäre eine klare Rückmeldung über Noten wesentlich lieber. Was eine “2” ist, versteht jeder. Steht da eine “5”, bedeutet das, das in diesem Fach Defizite vorhanden sind und daran gearbeitet werden muss.
Diese Regelungen mit Kronen und Treppen ist im Prinzip nichts anderes, nur offenbar wesentlich mehr Aufwand für Lehrkräfte, die ohnehin immer mehr aufgeladen bekommen.
Grundsätzlich halte ich von einer weichgespülten Schule gar nichts, denn das Leben im Anschluss bewertet die Leistungen ad hoc und erbarmungslos, da wird in aller Regel nicht mit Rückmeldebögen gearbeitet. Wenn du in einem Unternehmen nicht die geforderte Leistung bringst, dann fliegst du raus und die Personalchefs suchen sich Mitarbeiter, die dem Leistungsprofil entsprechen. Es bringt nichts, wenn man die Kinder in ihrer Schulzeit auf eine Welt vorbereitet, die nicht existiert – so schön dies auch wäre. Im Gegenteil, die Herausforderungen werden eher größer als kleiner.
Hey Rüdiger, ich freue mich, dir endlich mal aus ehrlichem Herzen zustimmen zu können. 😉
Es ist ja nicht nur die Leistung die in der Wirtschaft zählt , vor allem hilft ja beim sozialen Aufstieg die Fähigkeit möglichst egoistisch seine Interessen durchzusetzen. Ich finde also wir sollten auch gezieltes Mobbing, das fertigmachen von schächeren und den gezielten Einsatz von zumindest psychischer , sowie versteckter physischer Gewalt gezielt in der Schule fördern. Nur so bereiten wir die Schüler+innen auf die Wirklichkeit in der Gesellschaft angemessen vor. Die Schüler*innen die dabei auf der Strecke bleiben umso besser, die hätten sich ja eh nicht durchgesetzt.
Gymnasium – sagt alles. Schon mal davon gehört dass es auch andere Kinder gibt?
Das interessiert den Philologenverband als Lobbyorganisation der Gymnasiallehrer nicht.
Übrigens würden auch die anderen Schulformen von der Umsetzung profitieren, weil eine ganze Reihe dort richtig guter Schüler dorthin gehen würden, weil sie das Gymnasium nicht schaffen.
Wow, jetzt echt??
Scheiße … und ich gehe seit Jahren nur davon aus, dass lediglich das existiert, mit dem ich regelmäßig im unmittelbaren Kontakt bin.
Da hält jemand mit verdächtig ähnlicher Namensgebung uns alle hier für vollkommen beschränkt und meint allen Ernstes hier dumpfpeinliche Verbalbomben werfen zu können, die echte Verheerungen im Forum auslösen.
@Andre Hoger
Hallo, hallo, hallo!
Das ist ja jetzt schon mindestens das dritte Mal, dass der langjährige Forumskollege “Andre Hog” (OHNE -er am Ende) seinen Namen falsch schreibt?!
“Schon mal davon gehört dass es auch andere Kinder gibt?”
…
Jaaaaa, z.B. den “Andre HogER“. 😉 🙂
Am Ende ist „Andre Hoger“ ein Praktikant von den „Rutube-Botschaftern“ Wowan und Lexus ???
https://www.tagesschau.de/investigativ/rbb/deep-fake-klitschko-105.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Hach ist das aufregend!!!
Bin auch ganz aufgeregt.
RV schreibt im Steckdosenstil….zu viel Volt…..Kurzschluss…Erdung defekt ?
“So aufregend wie ein Flugzeugabsturz” (frei nach Spencer & Hill: Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle – ein didaktisches Propädeutikum. 1972.)
… so, damit wissen auch alle, wo wir unser breites Allgemeinwissen herhaben.
Das sehe ich auch so! Ich unterrichte seit 20 Jahren an einer Grundschule und der Leistungsabfall ist enorm. Das hat viele Gründe. Einer ist meiner Meinung nach aber auch, dass wir nichts mehr fordern mit dem Resultat, dass die Leistungen in den Keller gehen. Immer schneller, leider. Wir bewegen uns weg von einer Leistungsgesellschaft. Kann man machen, bin mir aber nicht sicher, ob das vielen bewusst ist. Das hat enorme gesellschaftliche Konsequenzen, die getragen werden müssen.
Warum fordern Sie denn nichts mehr?
Lernen Ihre Schüler:innen nicht lesen, schreiben und rechnen?
Was machen Sie dann den Tag über in der Schule?
Selbstverständlich wird noch etwas gefordert. Aber im Vergleich zu früher ist das nicht mehr viel. Warum? Es ist schlichtweg nicht mehr möglich, da viele Kinder schon mit großen Defiziten in die Schule kommen. Das zieht sich weiter. Sobald es losgeht mit den Noten, wird sich von Elternseite beschwert: alles zu viel , alles zu schwer usw.. Diesem permanenten Druck standzuhalten fällt auf Dauer schwer und es wird ja auch von oben zum Nachgeben aufgefordert. Somit sinkt das Niveau. Natürlich lernen meine Schüler noch lesen, rechnen und schreiben…. Aber eben auf einem niedrigerem Niveau als früher.
Danke für die Erläuterung.
Ein Ärgernis ist, dass man durch die Landesschulbehörde keinen Rückhalt hat. Stimmt.
Ironie?!
Nein, keine Ironie.
Ich bin immer noch auf der Suche nach dem angeblich gesunkenen Niveau und vor allem den Spielereien, die andere in der Grundschule sehen wollen.
Wir haben mehr Leistungserhebungen als früher, zusätzlich zu Klassenarbeiten sind weitere benotete Leistungen hinzugekommen, Präsentationen, Dokumentationen, fachspezifische Leistungen – ok, einiges davon gab es zuvor auch schon, es wurde zur mündlichen Leistung gezählt.
Man muss als Lehrkraft sehr genau überlegen, wie man alles unter einen Hut und in ein Schuljahr bekommt, das machen die Erstellenden der curricularen Vorgaben nämlich nicht, nicht für das eigene Fach und nicht in der Gesamtschau.
Warum sind die Leistungen in der Gesamtschau gesunken, wenn die Schüler:innen mehr als vorher erbringen müssen?
Sind die Leistungen im Fach Sport insgesamt schlechter, wenn man nicht nur Leichtathletik macht, sondern auch Schwimmen geht? Ist es fair, Kinder dann weiterhin allein an den Leistungen in der Leichtathletik zu messen?
Der Fokus bei uns liegt auf dem, was Kinder in der Schule erbringen. Das ist bei einigen Eltern nicht beliebt, da sie dann selbst weniger Einfluss auf Mappenführung, Ausgestaltung und das Anfertigen von anderem nehmen können. Die Kinder müssen also selbst die Leistungen erbringen.
Mehr Sorge habe ich allerdings mit den Kindern, bei denen niemand zu Hause überhaupt nach dem Kind guckt – und das sind viel mehr Kinder als früher. Es ist normaler, sich nicht zu kümmern. Und ja, es ist auch normaler, von anderen das Kümmern einzufordern.
Ich finde auch, dass die Leistungen im Lesen rückläufig sind, das hat aber mit Corona nur bedingt zu tun und gilt, obwohl in den Grundschulen sehr viel mehr Augenmerk auf Leseförderung gelegt wird – es reicht trotzdem nicht aus.
Ich finde erschreckend, wie viele Inhalte nicht wirklich gelernt sind, obwohl wir intensiv daran geübt haben, immer und immer wieder. Da mag die Lehrkraft in der weiterführenden Schule überlegen, was überhaupt in der Grundschule gemacht wurde. Ich weiß, was wir gemacht haben, ich weiß, dass die Leistungen erbracht wurden, und dennoch sehe ich, dass sie nach einem Jahr nicht mehr abrufbar sind. Ja, kein neues Phänomen, aber ernüchternd bei aller Anstrengung, die daraufhin längst erfolgt ist.
Allerdings kann man mit nicht erkennbaren Leistungen auch in der Grundschule keine guten Noten erhalten. Auch empfehle ich diesen Kindern nicht den Besuch des Gymnasiums, sondern bin durchaus in der Lage, andere Wege aufzuzeigen.
Ich finde erbärmlich, wie viel Unterricht ausfallen muss und durch Aufsicht + Aufgaben ersetzt wird. Es ist etwas anderes, ob eine Lehrkraft selbst in der Klasse ist oder jemand, der zwar Aufsicht führt und hier und da hilft, aber nicht den Überblick haben kann, da die Ausbildung fehlt (450€-Kräfte, keine pädagogische Ausbildung, keine Erzieher:innen, keine Studierenden, keine Quereinsteiger:innen, keine Referendar:innen).
Trotzdem will man die Inhalte schaffen, will man die Kinder dieser Klassen betreut wissen, muss man die Dokumentationen und alles andere im Kollegium verteilen, muss man die Leistungserhebungen unterbringen und zuvor aufarbeiten, was in den betreuten Stunden nicht vermittelt werden konnte.
Trotz des Mangels müssen zusätzlich Inklusion und DaZ unterrichtsimmanent erfolgen – auch in der Aufsichts-Situation.
Muss wegen Corona 2 Wochen die Schule geschlossen werden, weil mehr als die Hälfte der Klasse erkrankt ist und das Kollegium den Mangel an Langzeit-Vertretung und den akuten Mangel nicht mehr auffangen kann, gibt es einen Aufschrei, fallen aber über Monate wöchentlich 20-30% des Unterrichts und über Jahre alle zusätzlichen Stunden (Inklusion, DaZ, sozialer Brennpunkt, Sportförderung etc.) aus, scheint es egal zu sein.
Warum erheben diejenigen vom IQB, die in die Schulen kommen, nicht zeitgleich die Unterrichtsversorgung der vergangenen 4-8 Wochen und schreiben diese mit in ihren Bericht?
Hinzu kommt, dass ich weiß, unter welchen Bedingungen die IQB-Erhebung stattfand, einige Klassen waren gerade seit 2 Wochen zurück im Unterricht und waren sichtlich überfordert von vollen Schultagen in ganzen Klassen. Mehrstündige Tests waren für diese Kinder eine große Überforderung. Das Kultusministerium hatte aus diesem Grund die Anzahl der Klassenarbeiten gestrichen und sogar “Gespräche” und das Aufarbeiten der Distanz- und Wechselphase gefordert. Ich halte die Ergebnisse für nicht aussagekräftig hinsichtlich der tatsächlichen Leistung am Ende des Schuljahres, nach mehreren Wochen stabilen Unterrichts.
Aus den Beobachtungen heraus aber den Schluss zu ziehen, dass in den 50er Jahren alles besser gewesen sei und die angeblichen Rezepte von damals den Erfolg unter heutigen Bedingungen bringen würden, zeugt m.E. von großer fachlicher Distanz.
Warum die Philologen aufschreien und mehr Inhalte einfordern, wenn die Verhältnisse an den Grundschulen dermaßen schlecht sind, erschließt sich mir nicht. Vielleicht wachen sie ja irgendwann noch mal auf und verstehen, dass ihre Schülerschaft an genau diesen Grundschulen beschult wird.
Wer die Bildung in der KiTa und Grundschule generell nur als Spielerei ansehen will, kann nicht im gleichen Zug einen Forderungskatalog nach Inhalten eröffnen.
Man könnte die hier gezeigte Grundeinstellung auch „Verachtung von Gemeinschaftsschulen“ nennen. Vielleicht sogar „Darwin läßt grüßen“: was die einen fordert und motiviert, überfordert und demotiviert die anderen, aber die waren sowieso auf der falschen Schule. Oh, war kein Gymnasium, „Abschulung“ nicht mehr möglich? Dumm gelaufen…
Vielleicht sollte man die beste und schlechteste Arbeit vorlesen lassen, wie in der „guten alten Zeit“? Wie würde sich Herr Scholl fühlen, wenn er einen Marathon das erste Mal unter 4 Stunden geschafft hat und der Sieger mit für ihn schlechten 2:30 wird als Vorbild präsentiert?
Wieviel Leistung ist denn genehm? Immer etwas mehr fordern als die Besten freiwillig leisten? Oder an den Schwächsten gemessen, die damit gerade so die Mindestziele erreichen werden?
Ich habe SuS von 5 bis Abi, GS und Gy und diese Ignoranz gegenüber dem realen Leben realer SuS mit realen Problemen finde ich unerträglich. „Wertlose Zeugnisse“! Wie sieht denn ein „anspruchsvoller Hauptschulabschluss“ aus? Für SuS mit schlechten Voraussetzungen ist dieser Abschluss außerordentlich wertvoll, besonders mit folgendem Ausbildungsplatz. Selbst wenn die Leistung nur knapp die Mindestanforderungen für den HA erfüllt.
Nur zur Erinnerung: der Philologenverband vertritt bei weitem nicht „die“ SekII-Lehrer!
Sie wissen doch auch, dass man eigens noch den “erweiterten Hauptschulabschluss” eingeführt hat. Warum denn? Anspruchsvoll?
Es ist eben die Frage, was man unter „Leistung“ versteht, die sich lohnen soll.
Gut situierte Kinder mit besten Voraussetzungen zu unterrichten?
Benachteiligte Kinder mit unendlichen Sorgen und Hürden zu unterrichten?
Macht doch mal, liebe Philolog:innen, leistet etwas, das sich lohnt.
Und wenn wir dabei sind, stellen wir doch gesellschaftlich auch auf das beschworene Leistungsprinzip um und belohnen die, die sich täglich rund um die Uhr krumm schuften und dreckig machen und nicht von Erbe und Vermögen den Tag achtsam gestalten.
Wenn die Philolog:innen nach Leistung rufen, wollen sie eigentlich eine Schule mit starker Selektion.
Sie vergessen dabei jedes Mal, dass die Lehrkräfte dann ebenfalls an der Schulform Gymnasium übrig sind und die anderen Schulformen bereichern sollten, gerade weil GS+SekI-Schulen extremen Mangel auffangen, ganz ohne die zusätzlichen Schüler:innen, die nach Wunsch der Philolog:innen ihre Leistungen woanders erbringen sollen.
Verschieben wir also eine große Schülermasse und mehr als die Hälfte der Lehrkräfte vom Gymnasium an andere Schulformen. Da ist kein Platz? Dann tauschen wir einfach die Gebäude, die kleine Gruppe Gymnasiasten zieht in das ehemalige HS-Gebäude, die HS wechselt ins Gymnasium. Dann haben etliche der Philolog:innen weiterhin den gleichen Schulweg.
Wenn man die Ansprüche runterschraubt, kann man die Notendurchschnitte und die Anzahl der Absolventen schon steigern. Gibt Bundesländer, da braucht man statt Notenschnitt 2,5 und mind. 3 in Englisch jetzt nur noch Notenschnitt 3,0 und mind. 4 in Englisch um den mittleren Abschluss zu erhalten. Wer weiß, vielleicht reicht in zehn Jahren dann 4,0 und regelmäßige Teilnahme am Englischunterricht? Oder jeder, der die letzte Jahrgangsstufe erreicht, kriegt automatisch den Abschluss?
Jedes Kind hat das Leistungsprinzip verinnerlicht. Wenn Kinder spielen wollen sie besser sein als das andere Kind. Schneller rennen und höher oder weiter springen. Das steckt in unserer Natur.
Gilt nur bedingt! Es gibt auch bequemere Zeitgenossen, auch schon im Kindergarten.
Zu viel Verzärteln, viel – ungerechtfertigtes – Lob für Mittellmäßiges, auch Hingeschlamptes!
“Fördern – und Fordern!” , auch schon im Kindergarten!
Lieber gar kein Bild als ein Kind in der albernen Superheldenpose! Immerhin die Maske schützt das Kind vor Wiedererkennung.
Im Kindergarten fängt es oft schon mit der Urkunde “Kleiner Klokönig!” an und danach werden Kinder in flotter Folge mit Pille-palle-Kinderurkunden gemacht. Was macht es denn mit älteren Kindern, wenn ihnen in höheren Klassen der “Karriereknick” blüht?
Ich bin davon überzeugt, dass einige Schüler mit mehr Eifer lernen würden, wenn in der Schule Leistungen erwartet würden und ein entsprechender Unterricht an der Tagesordnung ist. O-Ton: “Eine Zwei ist bei uns keine gute Note. Die hat fast jeder.”
Andersherum drehen bei uns aber auch Eltern am Rad, weil ihr Engelchen eine Drei auf dem Zeugnis hat, das geht ja mal gar nicht und das muss sofort geändert werden. Machen wir natürlich nicht, wir können ja gut begründen und belegen, wo die Note her kommt, ist aber trotzdem echt abgedreht. Seit wann ist eine Drei gleichgesetzt mit „grottig schlecht“?
Selbst ein “mangelhaft” ist ab und zu okay. Es gibt dann halt Mängel, die behoben werden können oder könnten. Und “befriedigend” hört sich doch wirklich noch richtig positiv an. Man stelle sich mal vor, alle würden sich nach befriedigendem Sex massiv beschweren oder sich empört scheiden lassen!
Nach Ihrem letzten Satz kam mein Kopfkino in Gang und ich habe laut gelacht! Danke für den Vergleich und die Erheiterung!
Ihre Annahme geht davon aus, dass Kinder und Eltern nach guten Noten streben.
Was aber, wenn Betreuung in der Schule ausreicht, sich das Kind mit ausreichenden Leistungen genügend angestrengt hat oder sowohl Kind als auch Noten den Erziehungsberechtigten ohnehin egal sind?
Davon bin ich ehrlich gesagt ganz und gar nicht ausgegangen. Ich finde nur, dass Kinder heute in Institutionen zu vielen Benimmtraings und blödestem Nudging ausgesetzt werden. Sie werden zu Statisten für Marketingeleien benutzt.
Kindern, die sich vor schlechten Noten und den Reaktionen ihrer Eltern fürchten, sage ich gern, dass sie sowieso als junge Menschen in eine überaltete Gesellschaft hineinwachsen, in der ihre tatkräftige Hilfe auf jeden Fall gebraucht wird.
Es gibt natürlich zu denken, dass ein Mensch nie wieder so viele Urkunden erhalten wird, wie in der Zeit vor einer Berufstätigkeit.
Was fällt denn unter “Benimmtraining und Nudging” und “Marketingeleien” für Sie?
Und was genau sagen Sie Kindern mit schlechten Noten?
“Macht ja nichts. Die Gesellschaft braucht dich. Du musst dich nicht anstrengen, eine 5 ist nicht schlimm, du wirst schon irgendwo helfen können.”
These zu hinterfragen! Kinder, die den Eltern egal sind??? Ich kenn keine.
Es gibt genügend Kinder, um deren Schicksal die Eltern sich nicht kümmern, da mit sich selbst beschäftigt. Erfahrungsgemäß sicher nicht so sehr am Gymnasium, aber leider gibt es sie (“!meine Eltern haben keinen Bock auf mich”). Es sit das andere Extrem von Helikoptereltern.
Nein? Merkwürdig.
Sie kennen keine Kinder, die mit zerlöcherter, dreckiger Kleidung in den Unterricht kommen,
als Frühstück mitbringen, was sie selbst gefunden haben – oder einfach nichts,
deren Eltern keine Elternabende oder Gespräche in der Schule aufsuchen, Briefe ignorieren,
die telefonisch nie erreichbar sind,
denen egal ist, ob das Kind nach Hause kommt?
Ich kenne etliche und es ist wirklich traurig!
Schön wäre es. Bei zu schlechten Schnitten und Bestehen auf einem bestimmten Niveau, bekommt man dann gerne mal ne Vorladung. Bitte keine Hausaufgaben, keine Texte, sondern nur AB zum ausfüllen, bitte jeden immer mitnehmen, bitte Spaß mit wenig Aufwand…und dann wundert man sich, wenn das Niveau in SekII sich sprachlich max. In Klasse 9 bewegt. Es wäre ja mal schön, wenn man mal wieder Anstrengung von SuS verlangen dürfte, ohne der Buhmann zu sein.
Eine Vorladung? Von wem?
Wer setzt solche Vorgaben auf wessen Grundlage?
Keine explizite “Vorladung”, aber gängige Praxis in Bayern, dass Leistungsmessung mit Notenschnitt unter 4,0 der Schulleitung, vor Herausgabe, zur Genehmigung vorgelegt werden muss.
Also entsteht Rechtfertigungsdruck für LehrerInnen. Deren Begründungen, Nachweise werden kritisch hinterfragt.
Häufig ist die Schulleitung auf Seiten der SchülerInnen: verständnisvoll, entgegenkommend, entschuldigend, … .
Schulleitung kann Arbeit jederzeit kassieren, d.h. für ungültig erklären!
Lehrkraft muss dann neue Arbeit konzipieren, neuer Termin, … .
In meiner Schulzeit gab’s das überhaupt nicht.
Zu Anfang meiner Unterrichtstätigkeit hieß es oft noch “… SchülerIn ist nicht gymnasial (sic!), ist am Ende der Fahnenstange angekommen.”
Ich bin ja sehr für’s Fördern, jedoch immer mehr für’s explizite Fordern! Und nicht immer weiteres Absenken der Anforderungen!
Auch bereits vor der Pandemie bestand schon lange deutlicher Abwärtstrend!.
Ach so.
Hier ist es so, dass man die Arbeit genehmigen lassen muss, wenn 1/3 der Leistungen schwächer als 4 ist.
Das ist schon sehr, sehr lange so.
Dann geht man mit der Arbeit zur SL, legt dar, was man wann wie geübt hat und lässt sich die Arbeit genehmigen.
Wenn Sie das schreiben, bedeutet es ja aber, dass Sie am Gymnasium keine Leistung einfordern. Warum ist das ein Problem der Grundschule?
Vorladung zur Schulleitung. Elternsprecher machen auch gerne mal die Welle, wenn ihr Kind zu den schlechteren gehört. Da kommt dann gerne mal, der KuK XY hat aber immer 2.2. Vergleichsarbeiten sind da besonders beliebt. Dabei sollte langsam jeder wissen, dass gleicher Unterricht und gleiches Material in zwei verschiedenen Lerngruppen sehr unterschiedlich sein kann. Und was früher mal “normal” war, nämlich Schnitte von +/- 3 eben in Nornalverteilung, dass soll gefälligst Richtung 2 verschoben sein. Und natürlich wird erwartet, dass der Abischnitt nächstes Jahr 0.1 besser ist. Damit man sich super Schule aufs Fähnchen schreiben kann. Deswegen rennen auch die hinter den Punkten her und nicht hinter der Bildung.
Das Leistungsprinzip sollte von Schulbeginn an wieder mehr Gültigkeit haben.
Nur dann könnte Realität werden, was vor Kameras und Mikrofonenso gern als wohlklingende Phrase geäußert wird:
“In einem rohstoffarmen Land wie Deutschlands braucht eine es gute Bildung des Nachwuchses. Deshalb müssen wir alles tun für eine gute Bildung unserer Kinder.”
Dieser Ohrwurm lenkt seit Jahren und Jahrzehnten von den wahren Gegebenheiten ab.
Der Leistungsabbau über alle Schularten hinweg wurde hier schon ausführlichst!! mehrmals in verschiedensten Artikeln durchgekaut!
Alter Hut, von älteren Lehrkräften wurde dies hier schon oft bemängelt, auch von mir!
In über 40 Dienstjahren an Unterrichtsmaterial und alten Klassenarbeiten sehr gut zu erkennen!
Der Leiter einer solchen Versuchs- oder Modellschule lässt hier die Katze aus dem Sack:
https://www.kirbach-schule.de/kis/assets/interview-rainer-graef_stzn.pdf
Er sagt, die Abschaffung der Noten nütze vor allem den schwächeren Schülern, weil sie keine “hässliche, rote Ziffer” bekämen. Die guten Schüler dagegen bräuchten ja keine Noten, sie seien “intrinsisch motiviert”. Also besteht das Problem nur in dieser intrinsischen Motivation, und dann ist alles gut?
Mit anderen Worten: Schule orientiert sich mehr und mehr an den schwächeren Schülern. Und das soll mit dem Leistungsprinzip in Einklang sein? Schwer zu glauben. Jedenfalls verzichtet man dann auf Vergleiche, jeder einzelne wird irgendwie beurteilt und erfährt gar nicht, ob er zu den schwachen oder den starken zählt. Bei zentralen Tests dagegen (auch VerA) wird eine Punktzahl zugeordnet, und die entscheidet über die Kompetenzstufe. Keine Noten, aber Kompetenzstufen in (römischen) Ziffern? Wie passt das eigentlich zusammen?
Ich sehe es tendenziell auch so, dass sich Schule immer mehr nach unten orientiert. Dies jedoch an der hier genannten Schule festzumachen, ist an den Haaren herbei gezogen. Der Schulleiter hat deutlich mehr zu sagen, als in diesem einen rausgepickten Satz.
Die Rückmeldungen dieser Schule an die Kinder waren sehr differenziert und aussagekräftig. Auch an die guten Kinder. Das hat die Kindern wirklich weiter gebracht – und ist natürlich weiterhin vergleichbar.
Ich finde eine Kombi aus Ziffernnoten mit verbindlichem verbalem Feedback am besten – oder eben eine alleinige verbale Rückmeldung, die nach einem teilweise standardisierten Schema abläuft und dadurch transparent und vergleichbar ist.
Schule ohne Noten muss nicht „WischiWaschi“ sein. Meine Schule gibt Noten und es ist üblich, jedem Kind die Arbeit einzeln zurück zu geben und kurz zu besprechen.
Meine eigenen Kinder in der SEK. bekommen zu fast jeder Klassenarbeit eine zusätzliche Beurteilung mit dazu. Und sie wissen diese sehr zu schätzen und zu nutzen.
Noch eine Anekdote: früher gab es in BW den Fächerverbund aus Musik, Sport und Kunst. Hatte in den versch. Schulformen unterschiedliche Namen. War ganz toll, gab an der Hauptschule meistens so eine Einheitsdrei: Sport super, Musik nicht interessiert und in Kunst 3 Bilder verschlampt und nicht abgegeben… (oder eben andersrum: super musikalisch, aber im Sport eben die absolute Gurke…)
In Klasse 5 und 6 konnten wir das wenigstens noch durch die Verbalbeurteilung aufdröseln. Danach: Einheitsbrei, der den Jugendlcihen nicht gerecht wurde. Und damit echte Enttäuschung.
Was will ich damit sagen: Vergleichbarkeit ist wichtig, aber ich finde, es braucht oft auch zusätzliches Feedback, das den Kindern und Jugendlichen zeigt, dass sie wahrgenommen werden. (Und das ist, wie Rainer Graef sagt, eben keine Kuschelpädagogik.)
Also diese seltsamen Fächerverbünde als Argument für eine generelle Abschaffung von Noten finde ich doch etwas abenteuerlich. Bei einem Schulleiter muss man immer unterstellen, dass er im solch einem Interview natürlich die Wirklichkeit geradezu schönen muss. Natürlich ist immer alles ganz wunderbar.
Die Schüler mit schlechten Noten aus der Grundschule landen doch gar nicht bei den Philolog:innen. Da wollen sie gar nicht hin.
Die Schüler:innen mit den besseren Noten erhalten diese, weil sie die geforderte Leistung deutlich erbracht haben. Würde man sich nur an den Schwächsten orientieren, hätten ja alle eine 1 oder 2. Dem ist aber gar nicht so.
Statt nach früher üblicher sozialer Bezugsnorm jeweils die besten 2 zum Gym zu schicken, orientiert man sich inzwischen an Kriterien, die dann auch 7 Kinder erfüllen können oder keines.
Wenn die Schüler:innen mit den besseren Noten intrinsisch motiviert sind, warum jammern dann die Philolog:innen? Sie könnten die Motivation nutzen und über 9 Jahre zum Abitur tragen.
Man sucht nach und orientiert sich doch unbestreitbar immer mehr am “kleinsten gemeinsamen Nenner”!
Somit sinkt das Anforderungsniveau unaufhörlich weiter.
Folgen des immer weiter zunehmenden Abwärtstrends:
Wenn man sich exemplarisch die neue Lehrwerksgeneration im Fach Englisch für das Gymnasium anschaut, kann man als geschulte, erfahrene Lehrkraft unschwer erkennen, dass u.a. auch die Wortzahl der Texte/Inhaltsdichte/Textlänge erheblich geschrumpft ist, die Schulbuchseiten sehr “locker” bedruckt sind, natürlich entsprechend didaktisch begründet.
Fazit: Meine Beobachtungen kann man also auch hier verifizieren.
Wir lügen uns also doch auch selbst in die Tasche, wenn wir uns so für dumm verkaufen lassen.
Nochmal zum Mitschreiben: Wir haben Übergangsquoten auf die Gymnasien von 45 % bundesweit und 50-70 % in einigen Landesteilen. Die sind eben nicht alle wirklich gut und “intrinsisch motiviert”, das sieht man doch an den Kommentaren hier. Lesen Sie nur den allerersten Kommentar oben. Ich halte das für eine Ausrede, dass alle “guten” Schüler intrinsisch motiviert sind und alles sozusagen von alleine machen. Bei Notenvergabe merken sie es, wenn es nicht gut läuft, ohne Noten vielleicht nicht wegen der bekannten “Verklausulierungen” der Beurteilungen. Außerdem werden viele als “Streber” gemobbt und verlieren dann ihre Motivation ganz schnell, besonders die Mädchen (Studie von Prof. Klaus Boehnke, sollten alle Lehrer kennen).
Finnland erreicht eine Hochschulzugangsberechtigtenquote (Abitur und Fachabitur) von 90 Prozent – auf deutlich höherem Niveau als Deutschland, wie Pisa aufzeigt. Herzliche Grüße Die Redaktion
Gerne hier nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Bildungssystem_in_Finnland
Die deutsche Abiturquote schließt meines Wissens die bloße Fachhochschulreife nicht mit ein, und die Übergangsquote auf die Gymnasien repräsentiert keineswegs die spätere Fachhochschulreife, die man ja auch anders erwerben kann (auch das Abitur gibt’s an Gesamtschulen).
Und wie wollen Sie mit einem Test für 15-Jährige das Niveau beim Hochschulzugang beurteilen? Der Trick ist doch, dass in vielen Ländern der Welt die Hochschulen auf einem niedrigen Niveau starten, angepasst an nur 12 Schuljahre. Das ist auch in USA so beim College.
Außerdem: der Grundschulverband, der doch wohl die Sympathien der Redaktion hat, spricht in seiner Replik auf die Kritik des PhV von einer “Kurzschlussreaktion auf PISA”. Wie wichtig ist denn PISA nun? Wie ernst muss man das nehmen? Bei PISA 2015 lag Finnland bei der Mathematik schlappe 5 Pünktchen vor Deutschland. Das wollen Sie in Verbindung mit den 90 % bringen?
“Außerdem werden viele als „Streber“ gemobbt und verlieren dann ihre Motivation ganz schnell, besonders die Mädchen.”
Viele Eltern, die es sich “leisten” können (nicht ausschließlich monetär zu sehen), stimmen mit den Füßen ab. Dabei ist nicht immer der erreichbare Abschluss der Treiber der Entscheidung.
Das “Lernumfeld Gymnasium” wird dabei bevorzugt. Mutmaßlich weniger Gewalt, Mobbing, Bildung nicht “uncool”. Hauptsache keine “Brennpunktschule”.
Mittlerweile setzt der Trend auch schon in den Grundschulen ein. Viele Eltern “verzichten” gerne auf das Angebot vor Ort. Aus Sorge, das eigene Kind hat in der zweiten Klasse schon drei Jahre Rückstand.
Dieses Verhalten gab es schon immer. Kinder von LK aus Niedersachsen / Speckgürtel Bremen, die Ihr Abi mutmaßlich nicht dort geschafft hätten, sind mit der Vespa schon Ende der 90er Jahre morgens in die Hansestadt “eingeritten”. Sport und Bio LK…und schon war der Abschluss wieder in Reichweite.
“Problemkinder” von Akademikern blühen heutzutage gerne einmal auf einer Privatschule für 500 € im Monat auf…und schaffen ihr Abitur dann auch (irgendwie und meist gar nicht so schlecht).
Chancen konnte man sich schon immer “erkaufen” – durch Geld, Mobilität und Flexibilität.
Mittlerweile agiert aber die breite Masse schon so und sucht den “optimalen Lernort” für den Nachwuchs.
Apropos Bremen: Stimmt es, dass die “besseren” Leute, die in Bremen arbeiten (auch Lehrer), meist im Umland (also in Niedersachsen) wohnen und also mit dem schwachen Abschneiden der Bremer SuS bei Vergleichstests nur wenig zu tun haben? Wissen Sie da näheres?
Dass viele Leute die optimale Schule für ihre Kinder suchen, ist nichts neues. Bei Grundschulen wird das nur durch das Sprengelprinzip eingeschränkt. Bei weiterführenden Schulen gibt es immer das Schulprofil, spezielle Fremdsprachen (inzwischen auch Chinesisch) usw., um die Wahlmöglichkeiten zu erweitern. Soll man das als “illegitim” ansehen?
Absolut.
Bremen weist eine deutlich höhere Einpendler- als Auspendlerquote auf.
Es gibt viele Umlandgemeinden, wo man jahrzehntelang vergleichsweise günstig bauen konnte – bei fehlendem Angebot in Bremen.
Viele (“ehemaligen”) Bremer wohnen mit ihren Familien im Umland, arbeiten aber weiterhin in der Stadt.
Als Industrie- bzw. Luft- und Raumfahrtstandort ist das Einkommens- und Bildungsniveau hoch…verbucht am Wohnort in den Umlandgemeinden.
Übrig bleiben viele abgehängte und einige (aber deutlich weniger) sehr wohlhabende Stadtteile. Mit entsprechender Verteilung nach Einkommen / Armut und Bildung – “pisa-relevant”.
Ich bin im Bremer Norden aufgewachsen. Direkt an der niedersächsischen Grenze. Die Übergänge sind und waren dort immer absolut fließend. Die meisten meiner Lehrer kamen aus dem niedersächsischen Umland.
Gibt darüber hinaus diverse Kooperationen, nicht nur im Bildungssystem.
Bremen hält z.B. gegen Kohle aus Hannover Kapazitäten in KH (z.B. Entbindungsstationen), im ÖPNV, Theater vor…
Zu Ihrer zweiten Frage, “illegitim”:
Nein. Wir machen es genauso.
Wir bleiben in unserer “Bubble” und sehen zu, dass alles passt. Vom “sozialen” Umfeld bis zur Fächerkombination.
gefordertes Leistungsniveau auf Basis vom “kleinsten gemeinsamen Nenner”!
Siehe Übertrittszahlen ans Gymnasium, inzwischen der haupsächlichen Schule, der “Hauptschule der Nation”.
Unsinnig! Produzieren von “AbiturientInnen auf Halde”???
In (seriöser) Zeitung vor einigen Jahren gelesen:
Lehrstellenangebot zur ZahnarzthelferIn ausgeschrieben, mit Zusatz: ” bitte nur Abiturientinnen”.
Ehrlich? Einfach absurd!
Wen wundert’s denn dann, dass Eltern ihre Kleinen auf Teufel komm raus auf’s Gymnasium bringen wollen?
Da läuft ja erheblich viel schief!
Und gleichzeitig werden händeringend HandwerkerInnen gesucht, ernster Fachkräftemangel!
Studierfähigkeit ist ja eh schon lange nicht mehr primäres Ziel des Gymnasiums. Korrelation mit Zahl der StudienabbrecherInnen?
Ja was hat denn der Mann, was hat er nur? – Recht hat er! Fertig.
“Ende des Modells … keine Kontrollgruppe eingerichtet … [um] Ergebnisse zu vergleichen” – haha, das wusste ich noch gar nicht, ja mei, sowas kann schonmal passieren, wenn man mit Profis zusammenarbeitet, ich meine, wo benutzt man in der Wissenschaft schonmal Kontrollgruppen zum Vergleich, haha, Junge, Junge! Witziger würde man es sich nicht ausdenken können. Ne, jetzt unter uns, ich hab schon geblickt, dass das nur eine Notlüge war, um schnell auszusteigen aus dem lecken Boot. – Das verdient das Symbol der “Treppe”, genauer die absteigende Treppe mit besonders großer “Wichtigklappe” plus “Krone” oben druff.
Hoffentlich kommen die üblichen Verdächtigen hier gbald angerollt, um diese Forderung nach Unterricht aus dem Jahr 1960 nieder zu walzen.
Da kommen wir bald automatisch wieder hin. Meine Klassenlehrerin in den 60ern war eine weitergebildete Hausfrau, die es irgendwie fertigbringen musste, 45 Kindern in einer Klasse Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Sie musste seinerzeit aber nicht schaffen jeden mitzunehmen. Wenn ein Kind den Stoff nicht verstanden hatte, war das nicht ihr Problem, sondern das des Kindes.
Das sind tatsächlch keine wünschenswerten Zustände, aber wir steuern derzeit genau darauf zu.
Tendenz kann ich – leider! – in der aktuellen Schulrealität – am Gymnasium in Bayern und in der Berufsschule in BaWü – wirklich nirgendwo erkennen!!
Und ich bin ein sehr alter Hase, der schon sehr viel Schulentwicklungsarbeit, auch federführend, mitgestaltet und mitgetragen hat.
Wenn in den Grundschulen mangels Lehrkräften und Vertretungsreserve (gibt es gar nicht) und mangels anderer Vertretungen (z .B. Lehramts-Bachelor) die Unterrichtszeit von pädagogischen Mitarbeiterinnen beaufsichtigt wird, die keine pädagogische Qualifikation haben (wahlweise einen VHS-Kurs), dann sind wir schon nah dran.
Hä? Was wollen Sie denn mit dieser Einlassung?
Ich kann einfach nicht glauben, was ich in dem Artikel und den Kommentaren lese…! Bei all dem, was wir heute über das menschliche Gehirn, der psychophysischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, Depressionen, Zivilisationkrankheiten und beispielsweise der finnischen Bildung wissen, wird hier für eine Leistungsgesellschaft plädiert??? Unfassbar!
Wer studieren will oder eine Ausbildung anfängt, würde sehr hart aufschlagen, wenn nicht auch in der Schule auf Leistung geschaut wird!
Passiert übrigens jetzt schon seit Jahren!
Warum gibt es so viele Studienabbrecher???
Warum bieten vermehrt Ausbildungsbetriebe ” Nachhilfeunterricht” begleitend zur Berufsschule an??
Schule leistet nicht mehr, was Schule eigentlich leisten muss!
Spielchen, Projekte, Filme schauen, bei Klassenarbeiten nur noch ankreuzen ( oft raten), nicht mehr selber formulien müssen, Teamarbeit, welche oft sehr schlecht funktioniert usw.
Schüler sollen so viele Kompetenzen zusätzlich entwickeln und können nicht einmal die Grundkompetenzen richtig!
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Es wird hier nur dafür pladiert, die Kinder auch geeignet darauf vorzubereiten. Eltern haben die Möglichkeit, ihre Kinder an einer geeigneten weiterführenden Schulform einzuschulen, und ihnen damit Druck zu nehmen. Viele tun das nicht, weil sie völlig falsche Vorstellungen von den Fähigkeiten ihrer Kinder haben.
Die Grundschulen sind Gesamtschulen ohne ausreichendes Personal. Wir werden beispielsweise im kommenden Schuljahr unsere Inklusion ohne Sonderpädagogen bewerkstelligen müssen. Zu kurz kommen ganz klar die leistungsstarken Kinder. Wer soll denn später hochqualifizierte Tätigkeiten ausführen, wenn nicht differenziert wird und Leistung nicht anerkannt wird? Arzt oder Wissenschaftler kann nun mal nicht jeder werden.
In diesem Zusammenhang frage ich mich im Übrigen, was der Philologenverband eigentlich immer hat. Auch die Abinoten sind ja wohl komplett inflationiert.
Der Philologenverband ist eine Standesvertretung, ein Verband, eine Lobby, pressure group.
Als Interessensvertretung der GymnasiallehrerInnen agierte er jedoch immer häufiger sehr problematisch in den letzten Jahren.
Ich weiß von einigen KollegInnen, die während Corona ausgetreten sind.
Hallo,
ich sehe das ähnlich. Arbeite pädagogisch an einer Oberschule und das was die SchülerInnen da an Riesenpaketen mit sich rumschleppen da wurde manch ein Firmenchef dran zerbrechen. Und viele sind intelligent und würden unter anderer Belastung locker das Gymnasium schaffen. Anstatt Verzärtelung zu verurteilen sollte man schauen, wie man Schüler mehr unterstützt, ein System schafft, dass nicht nur Mathe/Deutsch und Englisch bewertet, Elternhäuser entlastet, usw. Früher konnten Eltern sich zeitlich auch viel mehr um ihre Kinder kümmern. Und ein durchlässigeres Bildungssystem das nicht von Einkommen und Zeit der Eltern abhängt wäre ein Schritt dazu. Achja und ich bin Diplom-Psychologin und weiß wovon ich rede.
Hallo auch!
Nicht “anstatt” sondern “sowohl als auch”. Und darum darf bei schlechten Noten nicht “gut” gesagt werden, egal wie groß die psychische Not ist: Es braucht psychische Unterstützung in diesem Fall, nicht “aufbauende Motivationsnoten” oder man setzt Noten aus, da “unbenotbar in der persönlichen Lage” und nennt dies dann auch so.
Den Bedarf an psychischer (usw.) Unterstützung durch billige Notenkosmetik zu ersetzen ist ein falscher Weg und auf Dauer für die Betroffenen in ihrer Entwicklung und Motivation selbst tätig zu werden schädlich. Das wissen Sie, denn Sie sind Dipl. Psychologin, und ich weiß es, denn ich bin als Narr tätig.
Ich will den psychologischen Aspekten gar nicht widersprechen, aber doch auf ein Missverständnis hinweisen: Vom Konzept her ist das Gymnasium nicht einfach eine Schule für “intelligente” Kinder, sonst könnte man sie ja schon bei Einschulung nach dem IQ sortieren. Es sind immer auch andere Eigenschaften, die erforderlich sind: Lernbereitschaft, Gedächtnis, Konzentrationsfähigkeit, auch Allgemeinbildung, Aufnahmefähigkeit, Bildungssprache und einiges mehr. Als Psychologin werden Sie dazu sicher mehr wissen. Bildung resultiert nicht einfach aus der IQ-Zahl, sondern ist eine Kombination aus vielem. Das Einkommen der Eltern ist eigentlich unwichtig, sofern es nicht gerade am alleruntersten Rand liegt.
Von daher halte ich die Formulierung “da könnte jemand das Gymnasium schaffen” für ungeeignet. Letztlich schimmert da auch wieder eine Geringschätzung von allem anderen durch.
Last not least: auch in einer einheitlichen Gesamtschule würden Ihre SuS die “Pakete” mit sich herumschleppen, von denen Sie schreiben. Das Resultat wäre nicht automatisch besser, wenn sie in eine Umgebung geraten, wo die anderen diese Pakete eben nicht zu schleppen haben. Der Frust könnte noch zunehmen.
Mal ein bisschen grundsätzlicher:
Wie würden Sie als Psychologin begründen, dass man immer mehr das Heil bei der Tätigkeit von Psychologen sucht? Überall gibt’s die Forderung nach mehr Schulpsychologen, und die Bildungswissenschaft mit dem Oberpsychologen Olaf Köller wird schon von Psychologen dominiert, die haben auch die großen Tests wie PISA okkupiert und sind dabei, das ganze Land ihrer psychometrisch gemessenen Einteilung in Kompetenzstufen und PISA-Punkte zu unterwerfen. Bildung wird zu einer Frage von Nachkommastellen von Zahlen in Statistiken, das gilt sogar für die sog. Chancengerechtigkeit.
Anders gefragt: Was können Psychologen für Schule und Bildung tun, was die herkömmlichen Lehrkräfte und Vertreter der herkömmlichen Erziehungswissenschaft nicht können? Woher wissen Psychologen besser als andere, was Bildung zu sein hat? Oder sind es die anderen, die alles den Psychologen zuschieben, weil sie es sich selber nicht mehr zutrauen? Aber Psychologen unterrichten doch im Normalfall nie, schon weil sie das gar nicht dürfen (außer dort, wo Psychologie ein Schulfach ist).
Ich plädiere nicht für Leistungsgesellschaft. Von mir aus, könnt’s täglich Pudding für alle geben, aber es fehlt noch der passende Planet inklusive Gesellschaftsform dafür. – Ich halte es nur für falsch, Leuten zu vermitteln, sie könnten etwas zu einem gewissen Grad, wenn sie es tatsächlich nicht können, nicht einmal zu einem Mini-Grad. Denn das zieht einen Rattenschwanz nach sich, und ich glaube fast, wir sind diesem Rattenschwanz aktuell nunmehr so lange didaktisch-täppisch gefolgt, dass wir plötzlich das Ausmaß des Tieres vornedran erspähen. Das Vieh ist mächtig, bissig und will nicht einfach weggehen. Und wir ahnen noch nicht, was es alles mit sich trägt.
Kann es sein, dass hier niemand die feine Ironie im Beitrag von Agnes verstanden hat?
Was ich mich bei dieser Beschreibung oben im Kasten frage: Wann werden die am Freitag eingesammelten Mappen nachgesehen und mit individuellen Kommentaren versehen? Am Wochenende?
Na klar … wann denn sonst? Und wenn die 24 Stunden am Tag nicht reichen, nimmt man die Nacht dazu – oder?
Machen die hochwohlgebohrenen Entscheider des 11er- …. äh … ach nee … des 16er-Rates das nicht auch so?
Was bezwecken Sie mit dieser Aussage? Sinnhaftigkeit erschließt sich mir nicht.
Jawohl! Wochenendarbeit, oft auch Nachtarbeit, wenn andere fernsehen, ist wirklich völlig normal, zumindest in Korrekturfächern am Gymnasium!
Schulferien sind nur unterrichtsfreie Zeit! Zeiten der Korrekturmarathons! Mit Ausnahme der Sommerferien. Jedoch auch da nur ca. 4 -.5 Wochen echte Ferien, Urlaub.
Denn am Gymnasium in Bayern gibt’s am Ende der Sommerferien noch die sog. “Nachprüfungen”, als letzte Chance für DurchfallerInnen:
die müssen konzipiert, abgehalten, korrigiert und benotet werden. Und dann noch vor Schulbeginn in Sitzung der Schulkonferenz (=alle Lehrkräfte) formalrechtlich abgesegnet werden.
All dies führt summa summarum auch zu Selbstausbeutung! Aus Idealismus und aus Liebe zum Beruf!
Wie auch bei vielen Beschäftigten im Krankenhaus!
Jawohl!! Genau so ist es!
Noch, aber nicht mehr lange! Schauen Sie in einige asiatische Länder bezüglich Lernwille, Leistungsbereitschaft, (leider) auch übergroßer Leistungsdruck und Drill.
Die asiatischen Länder sollten wir uns nun nicht zum Vorbild nehmen, da gibt es nur Drill und Vorschriften, die Schüler werden zu funktionierenden Robotermenschen geformt, psychische Probleme sind da vorprogrammiert. aber die Außenwirkung ist natürlich enorm beeindruckend! Hinter den Kulissen sieht es wohl anders aus. Zwang und Angst sind auf Dauer keine guten Lehrmeister. Was aber nicht heißt, dass man keine Leistung verlangen sollte. Es müssen doch wirklich nicht 90 % der Kinder aufs Gymnasium streben und dann an die Unis!! Das birgt doch ein ganz gefährliches Ungleichgeweicht und führt konsequenterweise zu unlösbaren Problemen in der gesamten Berufswelt.
Lieber Teacher Andi,
es steht mir ja so was von fern, diese Länder “zum Vorbild zu nehmen”. Ich schrieb ” … ,(leider) (sic!) …. “, wie Ihnen vielleicht entgangen ist.
Die unmenschlichen Schattenseiten dieses Schulsystems sind fürchterlich, verabscheuungswürdig.
Nie und nimmer wollte ich so etwas unseren Kindern und Jugendlichen antun.
Doch die Augen gänzlich vor dieser entstehenden potentiellen Konkurrenz zu verschließen, wäre naiv und langfristig evtl. gefährlich für unsere Wirtschaft, wo wir uns doch als Export-Weltmeister rühmen!
Meine Ausführungen sollten nur das Bewusstsein für den dringenden Handlungsbedarf schärfen!
Als Warnung – besonders jedoch als Ansporn (!) für gesundes Leistungsdenken (!) dienen.
Dem Gesamttenor Ihrer Aussagen kann ich mich vollkommen anschließen.
Es gibt den amerikanischen Traum. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Und den “deutschen Traum”. Aufstieg durch Bildung. Beides sind natürlich komplette Illusionen. Der Grund ist einfach: Die Mittelschicht schrumpft dramatisch, ein sozialer Abstieg wird zur Regel, bedeutet: Die Mittelschicht wird es noch nicht mal schaffen ihre eigenen Kinder auf dem gleichen sozialen Niveau zu halten. Ein Aufstieg kann man sich eh knicken.
Die Lehrer*innen an den Schulen haben nichts zu verteilen weil es nichts mehr zu Verteilen gibt.
Für die Mittelschichten wird’s schwieriger, aber nicht unmöglich, die Kinder auf dem gleichen Niveau zu halten. Die Kinder müssen mehr leisten als die anderen, das ist dasselbe Prinzip wie beim Profi-Fußball. Und das wäre auch nach Einführung einer einheitlichen Schule so: nach der Schulzeit endet der Schonraum. Das ist übrigens schon für die jetzigen Gesamtschulen nachgewiesen: nach der Schulentlassung wirken dieselben Mechanismen wie beim gegliederten Schulsystem.
Es wird immer schwierigER. Und nein es ist nicht dasselbe Prinzip wie im Profi Fussball, bei einer immer weiter schrumpfenden Mittelschicht wird das Versprechen: Mit Bildung wird dir der soziale Aufstieg gelingen, bzw wird dir der soziale Abstieg erspart bleiben immer mehr zu einer Illusion bzw. zu einer Lüge. Ist ganz einfach Statistik und den meisten ist das auch klar. Und das mit dem Schonraum ist doch Geschwafel, ob man die Kinder mit Leistung traktiert oder Kuschelpädagogik betreibt, die jetzige Generation hat nicht viel zu erwarten, prekäre Jobs entweder bei DHL oder an der Uni, Armut und so in 20-30 Jahren ein durch die Klimakatastrophe vollkommen verwüstetes Europa.
Dann besser Kuschelpädagogik, so haben sie wenigstes noch eine kuschelig schöne Kindheit und Jugend.
Also das Lehrerdasein empfinden Sie als “sozialen Abstieg” für Mittelschichten? Wieso ist das ein “prekärer Job”? Immerhin ist eine Verbeamtung weiterhin in Aussicht, und es gibt einen Mangel an Kandidaten. Auch als Jurist hat man weiterhin die klassischen Berufsmöglichkeiten: Verwaltung, Justiz, Kanzlei, politische Ämter (bezahlt nach B-Besoldung) …
Voraussetzung ist aber meist (z.B. bei den Juristen) ein GUTES Examen, nicht irgendein Examen. Das meinte ich: es gibt Konkurrenz. Wenn die Hälfte eines Jahrgangs auf Hochschulen geht, dann kann nicht diese Hälfte automatisch in Positionen aufsteigen, die deutlich über dem Mittel liegen. Durchschnitt bleibt Durchschnitt, genau wie beim Profifußball.
Wer jetzt das Lehramtsstudium abschließt kommt noch an die Fleischtöpfe keine Frage. Wobei sich schon die Frage stellt wie lange das Lehrerdasein bei 10% Inflationsrate und einer Luschengewerkschaft wie die GEW noch “Fleischtopf” ist. 5 jahre und unsere Gehälter sind halbiert. Und wer jetzt Abitur macht kommt in 10 Jahren ins Lehramt. Vergessen sie es, die Gesellschaft hat nicht mehr allzuviel anzubieten, da würde ich mir als Schüler+in nicht mehr allzuviel Illusionen machen. Übrigens haben sie die Klimakatastrophe ausgeblendet. da können die Kids Leistung bringen bis das Blut spritz, die physikalischen Gesetze kann man durch “Leistung” nicht überlisten. Und das es eine Abiturinflation gigt ist natürlich auch Blödsinn. Noch mal: Die mittelschicht schrumpft, es kommen weniger an die Fleischtöpfe, die Schulen verkaufen nur noch die ILLUSION des gesellschaftlichen Aufstieges aber das hat nichts mit der (nachlassenden) leistung zu tun sondern damit das in der pyramide oben weniger Platz ist. In den 60ern kamen die ganzen Abiturienten locker sogar als Prof an der Uni unter (mit Kunst und Sport als Abiturfch) und das war kein Problem weil die Mittelschicht damals halt gewachsen ist.
Gesellschaftliche Phänomene zu individualisieren ist selten eine intelligente herangehensweise.
Meinen Sie diese “Grobschntt-Rundumschlag-Argumentation” ernst? Früher wurden alle Abiturienten auch mit Discount-Abitur Professoren, und das ist typisch für die Mittelschicht? Gehören Lehrer und Handwerks-Meister nicht auch zur Mittelschicht? Das ändert sich wegen des (langfristigen) Klimawandels? Kann man auch mit IT- und Digitalisierungs-Berufen nicht mehr aufsteigen?
Ein Kollege von mir, der natürlich schon lange in Pension ist hat in den 68er jahren studiert und davor ein Musik/Kunst Abitur gemacht, alles wirklich GANZ extrem kuschelig. An der Uni gab es zu der Zeit eine feste Einstellungszusage für die Schule UND das Studium war extremst universitär nicht ansatzweise vergleichbar mit den verschulten und prüfungslastigen Studienbedingungen heute. Für die meisten Scheine hat man nur in den seminaren rumgesessen (oder in der Cafeteria das wurde kaum überprüft) Ja so war das damals. Da konnte man auch noch relativ einfach Professorenstellen an den riesigen neu entstandenen Ruhr Universitäten bekommen, einfach weil da viele ausgeschrieben wurden. Was ist an der schlichten Tatsache das in einer wachsenden Mittelschicht für höheren ertrag WENIGER Leistung erforderlich ist als an einer schrumpfenden denn nicht zu verstehen? Das der Philologenverband suggeriert das die mangelnde Leistungsbereitschaft am wirtschaftlichen Niedergang schuld ist ist monumentaler Schwachsinn. Der wirtschaftliche Niedergang bedeutet das die wenigen noch halbwegs lukrativen Stellen nur noch unter extremen Kraftaufwand erklommen werden können.
Anfang der 1970er wurden die Hochschulen ausgebaut, und plötzlich wurden viele Professorenstellen besetzt, manche auch mit ungeeigneten Leuten. Aber das endete schon sehr bald. Und auch heute gibt es an Universitäten nur ca. 25.000 Profs, das fällt doch für eine ganze Mittelschicht bei 80 Mill. Einwohnern überhaupt nicht ins Gewicht. “Ich kannte mal einen …” ist kein gutes Argument. Sie müssten das mal mit Zahlen unterfüttern, auch hinsichtlich der Definition von “Mittelschicht” (das richtet sich nach dem mittleren Einkommen). Da gibt es Meldungen, die Mittelschicht sei in mehr als 20 Jahren von 70 % auf 64 % geschrumpft. Vorläufig ist das nicht dramatisch.
Ich höre Gerüchte, dass es heute an guten Studenten mangelt, und die haben gewiss gute Chancen für später. Ingenieure werden gesucht, IT-Leute werden gesucht, Lehrer werden gesucht. Nur mit einem Dünnbrett-Studium kann man aber kaum auf eine Karriere hoffen, es sei denn, als geschickter Gschaftlhuber (das gibt’s auch). Und in Zeiten einer Noteninflation garantiert eben das Abitur keinen automatischen Aufstieg. wenn dereinst mal jede(r) Abitur macht, erst recht nicht. So konnte der “Aufstieg durch Bildung” nicht funktionieren.
Das mit den ungeeigneten Profs passt zu ihrer Grundhaltung ganz amüsant. Die zahlen sind ja von der Bertelsmann Stiftung
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2021/dezember/die-mittelschicht-in-deutschland-broeckelt
wenn sogar die das zugibt.Übrigens rechnet die eine Familie mit 2 Kindern die über 4000 Euro Einkommen verfügt als Mittelschicht. Da bist du in Städten wie München, Köln, Hambur arm.
Aber sogar diese Stiftung erklärt:
“Das Risiko, aus der Mittelschicht abzusteigen, hat in den vergangenen Jahren vor allem in der unteren Mittelschicht zugenommen. Gefährdet sind all jene, die unter Berücksichtigung der Haushaltsgröße ein verfügbares Einkommen zwischen 75 und 100 Prozent des mittleren Einkommens haben. Zwischen 2014 und 2017 rutschten 22 Prozent von ihnen im erwerbsfähigen Alter (18 bis 64 Jahre), also mehr als jede:r Fünfte, in die untere Einkommensschicht und waren damit arm oder von Armut bedroht.”
Natürlich kann man auch absteigen, aber ebenso auch aufsteigen, z.B. als Entwicklungsingenieur. Wer ist denn wirklich gezwungen, in “teuren” Städten wie München zu leben? Ach so, das ist der “Freizeitwert” mit den Biergärten ?
Wenn Leute ein “mittleres Einkommen” haben, was gibt’s da zu jammern? Meinen Sie, mehr als die Hälfte des Volkes kann auf Dauer ein überdurchschnittliches Einkommen haben? Gymnasiallehrereinkommen sind immer noch überdurchschnittlich, oder? Und was hindert die Leute daran, diese Laufbahn einzuschlagen?
Die ungeeigneten Profs gab’s nur kurze Zeit aufgrund einer besonderen Situation. Damals gab’s Überleitungswellen von Leuten, die schon an Unis beschäftigt waren. Die machten dann ihre bisherige Stelle frei. War natürlich ein Fehler. Heute dagegen gibt’s bei höheren Positionen dieser Art eine ernsthafte Konkurrenz, denke ich. Einfach wegen vieler Bewerbungen. Also wiederholt sich Ihre Story aus Bochum nicht mehr.
Da irren Sie sich aber gewaltig!!! Weit gefehlt!
In den 1960ern gab’s noch keine sog. “Reformierte Oberstufe”, in der man mit Sport- oder Kunst – LKs (=Leistungskursen) die Allgemeine Hochschulreife erwerben konnte, ganz zu schweigen vom Wegbereiter zur ggf. späteren Professur.
Ich selbst legte noch 1973 eine Abiturprüfung ab wie gehabt.
“Abitur mit Grund- und Leistungskursen”, mit z.T. wirklich abstrusen Kombis – wirklich ein “Abi light” – , gab es erst einige Jahrzehnte (!) später!
Das ist mal ‘ne These … wäre ein Aufsatzthema für die Oberstufis.
Wir a l l e sind immer gefragt, müssen uns einbringen!
Nur Herumjammern, Resignation und eine “Nach mir die Sintflut”- Haltung waren noch nie zielführend.
Wir leben gottseidank in einer Demokratie, können jederzeit am Prozess der politischen Willensbildung in vielfacher Weise teilnehmen, nicht nur durch den Gang.zur Wahlurne.
Und Heilversprechern mit einfachem, sehr schlichtem Schwarz-Weiß-Denken, die ganz einfache Lösungen für unsere komplexen Probleme propagieren, gilt es aktiv, wirksam entgegenzutreten.
Vor diesen müssen wir alle unsere Demokratie ständig und sehr wachsam behüten!
Ihre Aussagen zu schrumpfender Mittelschicht, sozialer Mobilität nach oben teile ich, ist empirisch nachweisbar.
Jedoch Ihre (bloße) Behauptung im letzten Satz ist haltlos, vermessen, unsinnig. “… haben nichts zu verteilen (, sic!) weil es nichts mehr zu Verteilen gibt.”
– Was verteilen denn LehrerInnen? Etwa Lebenschancen??
– Was gibt es denn – Ihrer Meinung nach – nichts mehr zu verteilen???
Es wird nur noch die Illusion eines sozialen Aufstieges vermittelt. Oder die Illusion den gleichen sozialen Standard wie die Eltern halten zu können. Das kommt ja mit dem “Inflation des Abiturs” zum ausdruck, das Problem ist ja nicht das das Abitur zu einfach ist sondern das man mit Abitur und Studium eben nicht mehr das gleiche Gehalt erwirtschaften kann wie meine Generation. Nicht das “Abitur ist zu einfach” ist das Problem sondern die soziale Pyramide wird nach oben schmaler.
unhaltbare Thesen! verquere Logik!
Außerdem, nur noch so nebenbei und der Vollständigkeit halber bemerkt, mit Ihren recht abtrusen Behauptungen lenken Sie vom Thema ab bzw. führen davon weg.
In der Schule nennt man das “Themaverfehlung”.
Eine Pyramide wird nach oben immer schmaler. 🙂 Wer den Gebrauch von “dass” und “das” verwechselt, der hat es natürlich schwer beim akademischen Aufstieg, der könnte aber immer noch Handwerker werden, die werden gesucht. Logisch ist auch: Wenn wir eines Tages ein Volk von 80 % Akademikern und 90 % mit Abitur sind, dann können die nicht alle weit überdurchschnittliche Gehälter beziehen. Die echten Führungspositionen werden sich nicht explosionsartig vermehren. M.a.W.: ohne Indianer gibt es keine Häuptlinge.
Zudem ist vielen Leuten heute das Gehalt gar nicht mehr so wichtig wie offenbar Ihnen, sondern die Leute wollen auch Freizeit haben und die lieber nicht einer Karriere opfern, was früher ja viele taten, bevor sie Chefarzt, Professor, Bankdirektor oder Jumbo-Pilot wurden. Wer Medizin studiert hat und darin gut ist, wird auch weiterhin eine volle Stelle im Krankenhaus bekommen, dieser Beruf wird nicht aussterben. Aber Warnung: da ist viel zu tun, das ist nichts für Leute, die so jammern wie Sie.
Übrigens: die soziale Mobilität ist in Deutschland im internationalen Vergleich gar nicht so niedrig:
https://www.tagesspiegel.de/politik/soziale-mobilitaet-deutsches-bildungssystem-erfolgreicher-als-angelsaechsisches/25603744.html
Aber das kann natürlich nicht bedeuten, dass jeder mit einem schlappen Abitur oder einem schlappen Bachelor gleich beliebig weit aufsteigen kann.
Wenn man heute so dreist ist, Leistung von den Schülern zu fordern, bekommt man Ärger mit den Eltern, dass das alles zu viel ist.
Dabei geht es nicht um irgendwelche utopischen Forderungen, sondern einfach nur um fachliche Basiskompetenzen.
Da wird im Unterricht nicht mitgemacht oder es wird nicht zugehört, wenn Fragen, die von den Schülern kommen, beantwortet werden und es wird generell nicht gelernt, weder in der Schule noch zuhause.
Wozu auch? Google weiß doch alles …
Viele Eltern verteidigen dann ihre Kinder: “Das konnte ich auch nicht, als ich in der Schule war”.
Und Schüleräußerung: “Was der Lehrer sagt, verstehe ich sowieso nicht … die Nachhilfe kann das besser erklären.” Ende der Aufmerksamkeit. (Da weiß ich dann sofort, wie zuhause über Lehrer geredet wird, wenn die Kinder daneben sitzen.)
Wo, bitteschön, soll denn da die Motivation zum Lernen herkommen?
Ach ja, ich erinnere mich, …. vom guten, spannenden Unterricht.
Den würde ich gerne machen, wenn man mich machen lassen wollte … wenn jemand zu interessieren wäre.
Ab und zu passiert das tatsächlich, dann wird Leistung erbracht ohne darüber nachzudenken. Ganz entscheidend hierbei ist jedoch die allgemeine Situation, die Schülerzusammensetzung, die “Störfaktoren”, die Raumsituation, die Ablenkungen, etc.
Wenn ich ständig nur dem Lehrplan hinterherhechte, damit ich Leistungsnachweise erzeugen kann, aus denen ich dann Noten machen kann, die so wasserdicht sind, dass ein Anwalt sie nicht anzweifeln kann, dann habe ich nicht die Muse, nicht die Nerven und nicht die Zeit für solche “Extras”, die spannend wären (zeitaufwändig und nutzlos für den Lehrplan).
Die häufigste Frage der SuS ist: “Wozu brauche ich das?”. In den naturwissenschaftlichen Fächern ist diese Frage oft mit nur viel Zeitaufwand zu erklären, da heutige Prozesse, von denen wir alle umgeben sind, viel zu komplex für den Wissensstand der Mittelstufenklientel ist um darin die Basiskompetenzen wie z.B. Bruchrechnen aufzuzeigen. Versucht man sich, dann troztdem dieser “ich bin voll unmotiviert “-Frage zu stellen, die, wenn man sie richtig beantwortet, Motivation erzeugt, ist schnell eine Doppelstunde um, man hat über Gott und die Welt geredet, die Kinder waren interessiert, aber man ist im Stoff für die nächste Arbeit um keinen Schritt näher gekommen. Das erzeugt Stress für die nächsten Stunden.
Das Problem ist: ohne Motivation geht nichts dauerhaft in die Köpfe. Wenn die Noten die einzige Motivation sind, wird nur saisonal gelernt und dann schnell wieder vergessen. Das führt zu nichts.
Viele Schüler können bereits nach einer Woche nicht mehr sagen, über welches Thema die Arbeit ging.
Das ist in den Naturwissenschaften das Urteil zum Scheitern.
Wenn ich beim Sprachenlernen nur einen Teil der Vokabeln kenne, kann ich oft trotzdem den Sinn des Textes erfassen.
Wenn ich in den Naturwissenschaften die verschiedenen Lösungsstrategien nicht parat habe, kann ich die gestellten Probleme nicht entsprechend analysieren und den Strategien zuordnen. Ich bin also zum Scheitern verurteilt.
Hinzu kommt, dass immer mehr die Meinung herrscht: “Wenn ich das Ergebnis nicht sofort sehe, kann ich es nicht lösen.”
Ein “Herumprobieren”, sich zwischendrin in falschen Lösungen verlieren, von vorne anzufangen, nicht aufzugeben und schließlich Erfolg haben, weil es doch klappt, … das lässt die heutige Schülerschaft kaum zu.
Der Gedanke:”Ich darf Fehler machen, das gibt keine schlechte Note, im Gegenteil es bringt den Unterricht voran” ist den heutigen Schülern fremd. Sie fühlen sich einem falschen Leistungsdruck ausgesetzt.
Zunächst ist da die Erwartungshaltung der Eltern. Angst vor dem Scheitern ist ein schlechter Ratgeber.
Dann ist da noch die oft “verschobene” Eigenwahrnehmung der SuS. “Wieso habe ich mündlich eine 4? Ich habe mich doch in einigen Stunden jeweils einmal gemeldet!”. Eine 4 ist “ausreichend”. Die wenigen mündlichen Meldungen zu zählen und zu den anderen Zeiten bestenfalls nur den Sitz anzuwärmen, ist höchstens ausreichend!
Und …
Ich befürchte, das kommt auch daher, dass die heutige Strategie, Wissen zu vermitteln, nicht die Wege eindeutig vorgibt (so, wie Verhaltensregeln, die eindeutig sein sollen), sondern dass die Wege selbst gefunden werden sollen oder zu viele Möglichkeiten angeboten werden, dass der Schulalltag hauptsächlich aus Zettelwirtschaft besteht. So sieht es dann auch in den Köpfen aus. “Was wir letzte Stunde gemacht haben? Keine Ahnung …. ich war nicht da …….. achso, ja, ich war doch da … Sie haben Recht ….. Sie haben mir aber das Arbeitsblatt nicht gegeben …. ach doch? …. ach ja: ich habe es zuhause vergessen ….. aber bearbeitet habe ich es!!!!! ……. was drauf stand? ….. keine Ahnung ….. aber ich gabe es bearbeitet!!!”
Das verbraucht aus meiner Sicht bei den Grundlagen zu viel Zeit (irgendwie herumstochern und doch kein brauchbares Ergebnis) und führt nicht zum gewünschten Lernerfolg … im Gegenteil: die Schwächeren werden in ihrem Gedanken (” … sag ich doch …. kann ich nicht …”) bestärkt. Das führt zu Demotivation.
Erfolg führt zu Motivation.
Ergo: wir machen die Aufgaben einfacher und … schwupps …. sind wir da, wo wir heute sind.
Das EinÜBEN von Grundlagen ist das A und O für die SPÄTERE Kompetenz, diese alle miteinander vernetzen zu können. … man beachte, das Wort “Einüben” kommt von “Üben”. Üben bedeutet, dass ein gewisser Vorgang so lange wiederholt wird, bis man nicht mehr darüber nachdenken muss. Das ist heute aber verpönt. Nur leider kenne ich kein anderes Konzept dafür.
Keine Übung führt zu Unsicherheit und zu Überforderung … egal, ob wir über Inklusionskinder, Haupt-, Real-, Gymnasialkinder oder Hochbegabte sprechen. JEDER kann nur mit dem arbeiten, was vorher irgendwie im Kopf gelandet ist. Dann kann auch jeder in seinem Niveau arbeiten, aber nur, wenn die Betreuung engmaschig ist (wovon wir meilenweit entfernt sind).
Ich kann auch keinen Berg besteigen wenn ich nicht vorher gelernt habe, irgendwie stolperfrei zu laufen.
… und das lernen die Kinder im Übrigen von selbst: sie eifern Eltern, Geschwistern, Freunden … nach. Ein aufgeschlagenes Knie ist da kein Hindernis.
Und da sind wir wieder beim Elternhaus …
Conclusion:
Ohne Motivation ergibt auch Leistungsbewertung keinen Sinn.
Ohne sinnvolle Bedingungen kann Motivation nicht stattfinden. Dazu gehören auch gegenseitiger Respekt und angemessene Umgangsformen.
Nicht nur die Lehrerschaft ist für Motivation zuständig. Eltern müssen diese zuhause fördern.
ES GEHT NUR GEMEINSAM!!!!!
Bin ganz Ihrer Meinung!
Nachtrag:
Motivation kann bereits gefördert werden durch …
… Interesse am Schulalltag des Kindes (Was habt ihr heute denn gemacht? Das klingt ja interessant … kannst du mir das erklären?)
… nur positive Gespräche über die Schule (bei Anwesenheit der Kinder).
Bei Problemen den Lehrer direkt ansprechen, sachlich und freundlich – zunöchst ohne Kind.
… nur positive Gespräche über die Lehrer (bei Anwesenheit der Kinder).
Bei Problemen siehe Punkt vorher.
… Vorleben von Streitkultur (wir gehen nicht sofort aufeinander los, wir besprechen das Problem in Ruhe, vielleicht ist es ein Missverständnis? … wir formulieren keine Vorwürfe, wir bleiben sachlich … usw.)
… positive Gedanken (das Kind ist nicht mit bösen Gedanken geboren worden ..
es hat vermutlich Probleme, auf die es aufmerksam machen möchte ohne es zu wissen) Anmerkung: das kostet seeehr viel Energie, wenn es mehrere solche Fälle in der Gruppe gibt
… stets die Fortschritte loben, auch wenn sie klein sind und gleichzeitig darauf pochen: ich bin mir sicher, das kannst du noch viel besser (geht auch nur in kleinen Gruppen oder bei Einzelfällen)
… usw.
Nachtrag:
Motivation kann aus ganz kleinen Dingen bestehen:
… Interesse am Schulalltag zeigen (Was habt ihr heute in der Schule gemacht? Um was ging es denn? Das klingt ja interessant … kannst Du mir das erklären?)
… Nur positiv über die Schule/Lehrer sprechen, solange Kinder zuhören. Bei Problemen die Lehrer anschreiben … immer mit dem Gedanken, dass man vielleicht nicht die ganze Geschichte kennt (langjährige Erfahrung).
… Das gilt natürlich auch anders herum: Kinder, die verhaltenskreativ sind, haben meistens Gründe dafür… brauchen sie Aufmerksamkeit? … sind sie überfordert… oder vielleicht unterfordert? (Wenn es zu viele davon in der Gruppe gibt, ist man als einzelne Lehrkraft chancenlos… es braucht seeehr viel Zeit und Nerven, um diesen SuS gerecht zu werden und gleichzeitig den Rest der Gruppe nicht zu pbersehen … das ist eine typische Burnout-Quelle).
… Liste nicht vollständig ….
@Ça me fatigue
Sie sprechen mir aus dem Herzen, genau so ist es!
Genau! Sie sagen es! Den Kindern und Jugendlichen müssen (verdiente!) Erfolgserlebnisse ermöglicht werden.
Alles andere ist eigentlich “Verschaukeln” der Jugend bei Vorspiegelung falscher Tatsachen!
Unsere Kinder haben was Besseres verdient!
Lieber Pauli,
bin ganz Ihrer Meinung!
Finde den Artikel erschreckend und herablassen. Chancengleichheit gleich null
Kinder weiterhin einem Leistungsdruck auszusetzen aber unser veraltetes Schulsystem bleibt.
Wie wäre es, erstmal das Feld von hinten aufzurollen und erstmal unser Schulsystem sanieren, digitalisieren und modernisieren dann bedarf es wahrscheinlich gar keinen großen Leistungsdruck ….
… sanieren, digitalisieren und modernisieren, dann läuft alles wie von selbst. Keine Probleme mehr mit Kindern, die kein Deutsch sprechen, keine Probleme mehr mit dem Stifthalten, auch die digitalisierte Inklusion wird ein voller Erfolg, alle machen plötzlich eifrig mit bei der Bildung. Amen.
Der Spagat aus Fördern und Fordern ist in der Grundschule je nach Klassengröße und -Zusammensetzung schon eine Herausforderung. Auch viele andere Bildungsansätze klingen theoretisch interessant, scheitern aber an der Realität. Ja, Kinder sind neugierig und wollen etwas lernen, aber sie sind auch faul und tun teilweise nicht mehr als nötig, wenn kein Interesse besteht. Auch beobachte ich, dass immer mehr auf die Schwächeren Rücksicht genommen wird, damit diese nicht überfordert werden. Es soll ja auch keiner zurückbleiben, wobei das manchmal auch hilfreich sein kann. Noten sind sicher auch nicht das Wichtigste in der Schule, aber halt ein Kriterium zur Leistungsbeurteilung. Gute Noten bedeuten auch nicht automatisch, dass man später im Leben erfolgreich und glücklich ist, genauso wie schlechte Noten nicht bedeuten, dass man nicht erfolgreich sein wird. Der Übergang in die Sek 1 ist auch noch keine Entscheidung fürs Leben, sondern was man daraus macht und es gibt in Deutschland so viele Bildungswege (neben dem Gymnasium), wie man individuell zu seinem Ziel kommen kann, wenn man denn erstmal weiß, wohin es gehen soll. Da spielen dann weitere Faktoren, wie Selbstbewusstsein, Persönlichkeit, Wille, Fleiß, Zuverlässigkeit, … eine große Rolle (und diese wiegen am Ende schwerer als Zensuren) … Aber wie soll sich das Entwickeln, wenn Kinder von Beginn in Watte gepackt werden?
Das machen Sie mal den Eltern klar! Ich rede mir hier den Mund fusselig, aber die Eltern glauben an das Abitur als allein selig machend (auch wenn es dann ein schlechtes ist). Ich arbeite sowohl an einer Gesamtschule als auch Gymnasium. Am Ende der 10. Kl. der Gesamtschule müssen dann noch ganz schnell zusätzliche mündliche Nachprüfungen angesetzt werden, um die Chance zum Erreichen der GOST zu geben. Und wenn es dann nicht klappt – ein Drama. Dann lassen sie das Kind/ den Jugendlichen die 10. Klasse wiederholen, obwohl er/ sie schon am Limit ist.
Den Jugendlichen würde es so gut tun, mal aus der Schule herauszukommen, ein sinnstiftendes Praktikum bei einem Handwerksbetrieb zu machen, Lehre usw, wie Klaus schon angeführt hat – aber nein…
Nach vielen (!!!) Gesprächen mit den Eltern und der Jugendarbeitsagentur, mit der wir eng zusammenarbeiten, kommt dann :Ich fühle mich schlecht beraten. Aber ich hätte schon gern, dass er das Abi macht.
Die Eltern hören gar nicht zu! Wenn ich dann frage, wer die Heizung warten, die Solaranlage/ Wärmepumpe was- weiß- ich einbauen, das Auto reparieren (Liste kann endlos fortgesetzt werden) soll bei einem Fachkräftemangel von 250000 in Dt., dann nicken sie betroffen und denken: aber nicht MEIN Kind.
An ihr Kind denken sie dabei nicht, denn das muß dann drei weitere Jahre frustriert ob der eigenen Leistungen in der Schule aushalten. Ein spätes „ Aufwachen“, „Durchstarten“ usw. gibt es nur im Ausnahmefall, da ist in 10 Jahren schon zu viel versäumt worden. Leider.
Liebe Rike,
ja, ich verstehe Sie sehr, sehr gut.
Man will etwas Gutes tun für die Jugendlichen, wohlüberlegt, verantwortungsvoll – und rennt gegen Mauern. Oft erntet die Lehrkraft leider keine Einsicht auf Seiten der Erziehungsberechtigten, droht zu resignieren, aufzugeben mit unermüdlichen Bemühungen bei der Überzeugungsarbeit basierend auf Fakten, Tatsachen.
Die sog. Beratungsresistenz bei den Eltern ist leider sehr weit verbreitet, ist bittere Realität. Ein ewiger Kampf gegen Windmühlen, echt sehr frustrierend!
Aber bleiben S i e sich bitte trotz all dieser Widrigkeiten treu! Denn Ihre fundierte Beratung basiert auf Unterrichtsbeobachtung, Erfahrung und (besseres) Wissen!
Tun Sie weiterhin Ihr Menschenmöglichstes. Geben Sie nicht auf, geben Sie s i c h niemals auf!
Es ist Ihre volle Überzeugung, spiegelt Ihre Werte, Ihr Berufsethos!
Also geben Sie bitte in Ihren Überzeugungsbemühungen niemals auf.
Steter Tropfen … . Manchmal! Nur Mut!
1. Fall aus meiner Unbterrichts- bzw. Beratungspraxis:
vor vielen Jahren, in einer 5. Klasse am Gymnasium, erzählte mir die Mama eines Einzelkindes, dass ihr Sohn den Rucksack bei der Heimkehr aus der Schule immer “in die Ecke pfeffere”, schlechte Laune hätte, nix erzähle und sich nach dem Essen sofort in sein Zimmer zum Computerspielen verziehe.
Ich hatte ihr berichtete, dass er jedes Mal (!), wenn ich ihn in Englisch aufrief, er unruhig auf seinem Stuhl herumzurutschen begann und ganz offensichtlich einen Schweißausbruch hatte.
Selbst wenn er nur vorlesen, mir nachsprechen (Aussprachekorrektur) oder eine englische Frage beantworten sollte.
Beruhigende Worte, Ermunterung, kleines Lob nützten nichts.
Seine mündlichen Leistungen waren schwach, er sprach zittrig, sehr unsicher. Als Klasslehrerin erfuhr von den KollegInnen, dass auch sie ähnliche Beobachtungen machten.
Der Junge tat mir leid. Er hatte offensichtlich immer Angst, wenn man ihn aufrief.
Seine Heftführung ließ erkennen, dass er z.B. auch bei der Besprechung von Hausaufgaben nur unzureichend mitkorrigierte.
Arbeitstempo zu hoch? Offensichtlich jedenfalls von der ganzen Situation überfordert.
Bereits bei den Vokabeltests, dann bei den Schulaufgaben (= Klassenarbeiten) verfestigte sich meine Einschätzung.
Ich bat die Mutter mehrmals im 1. Halbjahr zum Gespräch, schilderte, berichtete …, und riet schließlich auch auf Grundlage der erzielten Noten zum Schulwechsel.
Sie sagte, sie wolle es mit ihrem Mann besprechen. Beim nächsten Gespräch kam dann (immer), dass das überhaupt nicht in Frage käme, der Junge bliebe am Gymnasium.
In meiner Not griff ich bei einem erneuten Gespräch in der Sprechstunde spontan zu einem sehr drastischen Mittel. Ich hatte im Fernsehen einige Zeit zuvor etwas über Suizidgefahr bei Cybermobbing gesehen.
In München gibt es eine Brücke über die Isar, die früher von Selbstmördern genutzt werden konnte. Heute ist sie gesichert.
Ich deutete Selbstmordgefahr bei Kindern bei völliger Auswegslosigkeit (!!) an, am Beispiel von Opfern von Cybermobbing.
Ich sah, spürte sofort, dass sie betroffen war.
Dass ich sie wirklich geschockt, nachhaltig aufgerüttelt hatte, wurde mir jedoch erst später bewusst.
Kurze Zeit nach unserem Gespräch, wurde ich in Kenntnis gesetzt, dass der Junge zum Halbjahr in die Realschule wechseln würde.
Ich war sehr erleichtert, freute mich für das Kind.
2. Fall:
als einmal wegen einem meiner Söhne in die Realschule zum Elternsprechnachmittag ging, sprach mich dort unvermittelt eine Dame an:
sie bedankte sich überschwänglich, dass ich sie einige Jahre zuvor am Gymnasium so gut beraten hätte. Ihre Tochter würde dieses Jahr Mittlere Reife machen, hätte sehr gute Noten und wolle auf eine FOS (= fachgebundene Oberschule) gehen.
Dieses völlig unerwartete Lob tat mir s o o gut! Und bestärkte mich … .
Fazit:
Niemals aufgeben! Alles versuchen – und am Ende ist ja eh jede(r) seines/ihres Glückes Schmid.
Auch dem Kollegen Scholl könnte bekannt sein, dass Noten und Leistung nichts miteinander zu tun haben. Auch eine notenfreie Schule kann und soll erkennen und wertschätzen, was Kinder und Jugendliche zu leisten im Stande sind. Wenn eine Schule und wenn Pädagog*innen eine ebenso klare wie wertschätzende Rückmeldekultur etablieren und pflegen, in der bewusst zwischen Kriterial-, Individual- und Sozialnorm unterschieden wird, verbietet sich Beschämung von selbst. Was der Kollege hier propagiert, läuft auf nichts anderes hinaus, als auf pädagogischen Unsinn.
“… dass Noten und Leistung nichts miteinander zu tun haben”
Aber soll man nicht hoffen, dass für bessere Noten mehr geleistet werden muss, auch wenn das nicht optimal gerecht sein kann?
“verbietet sich Beschämung von selbst”
Aber für Kinder untereinander gilt das nicht? Was ist mit dem Streber-Vorwurf? Was ist mit dummen Sprüchen über Mädchen, die angeblich Huren oder Schlampen sind? Oder Jungs, die angeblich schwul sind? Oder verweichlicht? Oder einer unbeliebten Volksgruppe angehören? Leiden die nicht mehr unter den Beschämungen durch Mitschüler als wegen schlechter Noten?
Weiter oben schreibt Mo3: “Auch beobachte ich, dass immer mehr auf die Schwächeren Rücksicht genommen wird, damit diese nicht überfordert werden.”
Wenn man jetzt beides zusammen betrachtet, muss das nicht letztlich doch zu einer Nivellierung nach unten führen? Die Schwächeren werden wertgeschätzt, okay, aber was ist mit den anderen? Soll der Unterschied verschwiegen werden zugunsten von einem WIR-IN-EINEM-BOOT-Gefühl? Aber beim Sport ist alles anders? Da muss mit Skalen verglichen werden.
Andererseits: von einem Nachteil der Noten wird hier nie geredet: Es war in manchen Elternhäusern durchaus üblich, Kinder wegen schlechter Noten zu verprügeln oder sonst zu bestrafen. Ist das inzwischen ausgerottet, kann man da sicher sein? Oder ist das ein Tabuthema?