Sozialministerin stößt auf Gesetzeslücke: Über 3.000 auswärtige Heimkinder ohne Schulpflicht

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Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) will eine Gesetzeslücke schließen – und den Schulunterricht von Kindern und Jugendlichen aus anderen Bundesländern, die in Schleswig-Holstein in der Kinder- und Jugendhilfe untergebracht sind, gesetzlich absichern. Dies bestätigte ihr Haus am Dienstag. «Ich möchte den schleswig-holsteinischen Sonderweg beenden und eine echte Schulpflicht für alle Kinder und Jugendliche in den Heimen des Landes verankern», erklärte Touré.

Aminata Toure, Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung

Derzeit gebe es hier ein Zwei-Klassen-System. «Junge Menschen aus unseren Einrichtungen im Land, die ihren Hauptwohnsitz nicht in Schleswig-Holstein haben, unterliegen streng genommen nicht der allgemeinen Schulpflicht und besuchen in der Praxis daher häufig keine staatliche Schule.» Das sei nicht akzeptabel und eine Benachteiligung allen anderen Kindern und Jugendlichen gegenüber. «Die Möglichkeit eines Schulbesuchs vor Ort ist ganz wichtig für die gesellschaftliche Integration von Kindern und Jugendlichen.»

Vor einem Monat hatte die Ombudsfrau in der Kinder- und Jugendhilfe, Samiah El Samadoni, von einem großen Missstand gesprochen: Eklatante Probleme resultierten daraus, dass es im Norden – anders als in 13 anderen Bundesländern – keine Schulpflicht für auswärtige Kinder und Jugendliche gibt. Niemand wisse, wie viele solcher Kinder hier tatsächlich öffentliche Schulen besuchen. Ersatzunterricht in Heimen sei mit dem Besuch dieser Schulen nicht zu vergleichen.

Für eine Lösung des lange umstrittenen Problems müssen sich zunächst zwei Ministerien verständigen: Touré ist für die Heimaufsicht zuständig, Bildungsministerin Karin Prien (CDU) für die Schulen. Laut El Samadoni werden im Land 6500 bis 7000 Mädchen und Jungen in 1200 Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe betreut. Etwa die Hälfte komme aus anderen Bundesländern. News4teachers / mit Material der dpa

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Realist
1 Jahr zuvor

FInde ich gut. Dann gleich mal die dafür mitbenötigten 150 Lehrkräfte anheuern. Muss der Finanzminister daüfr nur noch knappe 10 Millionen Euro pro Jahr lockermachen. Und Frau Prien muss die Lehrer bei dem akuten Lehrermangel erst einmal finden. Gibt’s eigentlich noch andere Städte außer Kiel in S-H und sind da sonst nur Dörfer. Neue Werbekampagne: „Bi uns auf’m Dorf is am scheensten!“

Aber wetten: Wird auf die bewährte Methode: „Stuhl dazustellen und gut ist“ hinauslaufen…

Carsten60
1 Jahr zuvor

„in den Heimen des Landes“
Die Landesregierung ist ja offenbar bestens über die Heime informiert. Hoffentlich weiß sie wenigstens was darüber, ob es in diesen Heimen weiterhin sexuellen Missbrauch oder andere MIssstände gibt. Zu befürchten ist, dass eine wirkliche Aufsicht nur auf dem Papier existiert und dass etwa Kontrollbesuche der Jugendadministration vorher angekündigt werden müssen. Wie schon in den 1950er und 1960er Jahren bei den katholischen Kinderheimen.