Unrühmliche NRW-Bilanz: Durchschnittlich 23,4 Schülerinnen und Schüler je Klasse

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DÜSSELDORF. Gymnasien und Gesamtschulen haben in Nordrhein-Westfalen im Durchschnitt die größten Klassen. Durchschnittlich 26,8 Schülerinnen und Schüler lernten dort im vergangenen Schuljahr 2021/22 in einer Klasse, wie das Statistische Landesamt am Dienstag mitteilte. Ohnehin liegt das bevölkerungsreichste Bundesland, das morgen ins neue Schuljahr startet, im Bundesvergleich der Klassengrößen an der unrühmlichen Spitze.

Es ist eng in den Klassenräumen von NRW. Illustration: ShutterstockDurchschnittlich 23,5 Grundschülerinnen und Grundschüler lernten im Schuljahr 2021/22 in NRW gemeinsam in einer Klasse. Die sogenannte Klassenfrequenz lag damit auf dem Niveau des Schuljahres 2020/21. An Hauptschulen lag die Klassenstärke im Schnitt bei 20,3 Schülern und an Realschulen bei 26,7.

Die landesweit niedrigsten Klassengrößen an Grundschulen gab es im Schuljahr 2021/22 in Hallenberg (19,1) im Hochsauerlandkreis, in Kall (19,3) im Kreis Euskirchen und in Horstmar (19,4) im Kreis Steinfurt. Die höchsten Grundschulkassengrößen wurden für Datteln (26,1) im Kreis Recklinghausen, Monheim am Rhein (25,9) im Kreis Mettmann und Herne (25,9) errechnet.

Insgesamt lag die durchschnittliche Schülerzahl je Klasse an den allgemeinbildenden Schulen in NRW (ohne Weiterbildungskollegs und ohne die Jahrgangsstufen der Sekundarstufe II) im Schuljahr 2021/22 bei 23,4 Schülern.

Die durchschnittliche Schülerzahl je Lehrer-Vollzeitäquivalent lag an den allgemeinbildenden Schulen (ohne Weiterbildungskollegs) bei 13,0. Den höchsten Wert weist die Volksschule mit 18,2 Schüler/-innen pro Vollzeitlehrereinheit auf; Grund- und Realschulen folgen hier mit durchschnittlich 15,7 bzw. 15,3 Schülern auf den Plätzen zwei bzw. drei. An Förderschulen (im Bereich Realschule/Gymnasium) kamen im Schnitt 4,4 Schüler auf ein Lehrer-Vollzeitäquivalent (im Bereich Grund-/Hauptschule: 5,5).

Nordrhein-Westfalen sieht bei der Klassengröße im Bundesvergleich schlecht aus. 2018 war das Land mit einem Schnitt von 24 an der unrühmlichen Spitze der Bundesländer in Deutschland platziert – mit Abstand. Dies berichtete seinerzeit das Statistische Bundesamt. Berlin und Schleswig-Holstein auf Platz zwei verzeichneten jeweils 22 Schüler im Durchschnitt pro Klasse. Die Bundesländer mit den niedrigsten Werten waren Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt mit jeweils 19.

Viel geändert hat sich an der Rangfolge offenbar nicht: Destatis, das statistische Bundesamt, meldet aktuell für die Grundschulen, das NRW mit einer Klassengröße von 23,5 weiterhin an der Spitze in Deutschland liegt. Rheinland-Pfalz liegt „hinten“ (was pädagogisch zweifellos „vorne“ bedeutet): mit einem Durchschnittswert von 18,5. News4teachers / mit Material der dpa

„Kleinere Klassen für alle!“ Warum wir als Lehrkräfte bei der NRW-Landtagswahl kandidieren – ein Gastbeitrag

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Walter Hasenbrot
1 Jahr zuvor

Über 24 SchülerInnen pro Klasse würde ich mich freuen.

Bei uns (auch in NRW) sind in den fünften Klassen regelmäig um die 30 SchülerInnen. Die Zahl 24 wird in keiner Jahrgangsstufe erreicht. Ich habe auch in der SEK II schon Leistungskurse mit 28 SchülerInnen erlebt.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Letzteres wird aber auch dem Umstand geschuldet sein, sehr wenig gewählte und entsprechend kleine Leistungskurse aufgrund des Schulprofils doch zu ermöglichen. Den Schnitt von 19,5 (mittlere Kursgröße pro Oberstufenkurs für die Stellenzuteilung in NRW) wird man auch an Ihrer Schule erreichen.

Walter Hasenbrot
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Wie kommen Sie darauf?

Einen Oberstufenkurs mit weniger als 20 Schülern hatte ich seit vielen Jahren nicht mehr.

Heute erzählte mir eine Kollegin, dass sie nun einen Mathe-LK mit 32 SchülerInnen hat.

Nicht immer ist die Politik schuld. Manchmal werden Schulen auch einfach von unfähigen Schulleitern geführt.

Neugierig
1 Jahr zuvor

In BW lernen 28 Kinder in den Grundschulklassen zusammen!
im Gymnasium 31!

KARIN
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Wenn keine Lehrkräfte zur Teilung einer Klasse vorhanden sind wird in voller Stärke der Unterricht durchgezogen!
Bei Nachfrage bei der Schulleitung werden dann die Schultern hochgezogen und darauf verwiesen, dass keine Lehrkräfte vorhanden sind!
Deshalb Unterricht ohne Teilung leider erteilt werden muss..

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ach ja, Statistiken sind doch was Schönes! Sie bilden immer so schön die Wirklichkeit ab.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  KARIN

„Wenn keine Lehrkräfte zur Teilung einer Klasse vorhanden sind wird in voller Stärke der Unterricht durchgezogen!“

Ja, so ist das und das wird in Zukunft noch viel schlimmer werden (Lehrkräftemangel).

Wichtig ist, dass man hier für sich selber klare Grenzen zieht und das auch so kommuniziert (Schulleitung, Elternschaft): In Klassen von 26 oder mehr Schülern ist eben keine individuelle Förderung mehr möglich. Da wird nur noch das absolut notwendige Programm (Curriculum, verpflichtende Lernkontrollen usw.) durchgezogen und auf jedes „Extra“ (Exkursionen, freiwillige Referate zur Notenverbesserung usw.) verzichtet, weil es im Rahmen der vereinbarten Arbeitszeit (1840 Jahresstunden gilt auch für Lehrkräfte) einfach nicht möglich ist. Nebenbei: Auch Gesamtkonferenzen, Fachkonferenzen haben nicht das Recht, sich durch Festlegung solcher „Zusatzleistungen“ über die Arbeitszeitverordnung hinwegzusetzen! Muss man immer wieder in solchen Gremien deutlich machen.

Reduktion auf Teilzeit, um der Überlastung auszuweichen, ist auch keine Lösung, da das in diesen Fällen oft nur heißt: Vollzeit arbeiten und für Teilzeit bezahlt werden.

Grenzen setzen! Jeder muss bei sich selber anfangen. Anders geht es nicht. Das „System“ / der Dienstherr wird für keine Entlastung sorgen, im Gegenteil, jedes „freiwillige“ Überengagement wird als Argument genutzt, die Belastung weiter zu steigern.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Neugierig

Da es ja auch Kurse mit z.B.15 S*S gibt, kommt man auf so einen vermeintlich niedrigen Schnitt.

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Meine Rede. Mal die Oberstufenkurse rausrechnen. Dann würde das mindestens in Hessen ganz anders aussehen.

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Bei uns in Thüringen auch. Wir haben aber auch teilweise Kurse mit 28 SuS.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leseratte

Der Vogel wurde – glaube ich – gerade in unserer Bildungsanstalt abgeschossen.

Eine K* langzeiterkrankt – zwei Englisch-LKs zusammengelegt – unterrichtende K* hat jetzt 37 SuS .

Na, da kann man sich ausrechnen, wie viel aktive Sprechzeit / SuS übrig bleibt…und wie es wohl sein wird, wenn die Klausuren zur Korrektur auf dem Schreibtisch einfliegen.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Dann wäre es mal angebracht, dem Studenplanchef (Stellvertretende Schulleitung?) und der Oberstufenkoordinaten kräftig auf den Leim zu gehen. In NRW gibt es hierfür eine Klassen/Kursobergrenze von 32 Schülern.

Ich hoffe, dass der betroffene Kollege Unterstützung im Kollegium erhält.

Hans Hoffmann
1 Jahr zuvor

Ich hab mein Leben lang noch keine Klasse unter 26 Schülern gehabt. O.o Wo kann man sich für so kleine Klassen bewerben?
Ich bin an einer bayerischen Realschule und habe normalerweise zwischen 28 und 32 Schülern. Ich hatte aber auch schonmal 34. Größer geht immer.. -.-

Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hans Hoffmann

Bayerische Realschulklassen scheinen mir auch chronisch überfüllt zu sein.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

Na, da würde ich mich freuen!!

Habe die aktuellen Kurslisten für das kommende Schuljahr bekommen:

28 bis 31 SuS in üblichen Oberstufenkursen in einem (spannenden und hochinteressanten 😉 ) Nebenfach.

Man sitzt / steht vor einem interessanten Mosaik / Puzzle mit vielen Gesichtern, die einen Kurs darstellen.

Alex
1 Jahr zuvor

Und wenn man bedenkt, dass alles ausser Gymnasium noch Inklusion durchziehen muss (Realschulen, Hauptschulen sind mittlerweile halbe Förderschulen) dann ist das ein Armutszeugnis.

Auch die Grundschulen müssten viel kleinere Klassen haben, bei diesen Leistungsunterschieden.

Am Gymnasium könnte man die höchste Schülerzahl pro Klasse verkraften

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alex

Ich weiß nicht, wo Sie unterrichten. In Hessen haben die Gymnasien sehr wohl Inklusionsschüler.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Aber doch keine zusätzliche Differenzierung für Haupt- und Realschüler, oder 😉

Last edited 1 Jahr zuvor by Riesenzwerg
potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Interessiert mich wirklich: Welche Arten von Inklusionsschülern haben Sie z. B. an Ihrem Gymnasium?

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Hier in NRW sind lediglich körperlich Behinderte an Gymnasien zu treffen. Die Bereiche Sehen und Höhren werden meist an gute Spezialschulen bis hin zum Abitur unterrichtet.

Zwar haben die Gymnasien in den unteren Klasse 5/6 ab und an mal einen „Lerner“ (Förderschwerpunkt: Lernen). Der betroffene Schüler wird aber weder diagnostiziert noch irgendwie besonders unterstützt. Er wird lediglich irgendwann an andere Schulen abgeschoben.
Die Hauptarbeit erledigen in den höheren Schulen die Gesamtschulen, die Realschulen, die wenigen noch übriggebliebenen Haupt- und Förderschulen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

An meiner GS haben wir folgende Förderbedarfe: Sprache (nicht nur Kinder nicht-deutscher Herkunft), Lernen, Geistige Entwicklung, emotional-soziale Entwicklung. Im neuen Schuljahr noch dazu körperlich-motorische Entwicklung und Sehen. Wobei die ersten 3 Schwerpunkte in fast jeder Klasse und oft nicht nur einmal auftreten.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Mit Förderschwerpunkt „Lernen“? In SH haben wir sog. „I-Klassen“ mit 21 S*S, wovon in der Regel sechs S*S eben diesen Förderschwerpunkt haben. Dazu kommen Kids, die eine Autismus-Spektrums-Störung haben, sehr schlecht sehen und/oder hören oder eben andere starke körperliche Einschränkungen haben. Die zählen allerdings nicht als Inklusionsschüler*innen. An den Gymnasien gibt es keine Kids mit Förderschwerpunkt „Lernen“, Kids aus den anderen genannten Gruppen aber schon.
Die Bundesländer verstehen ja irgendwie oft etwas Unterschiedliches unter der Bezeichnung „Inklusionsschüler*in“.

Last edited 1 Jahr zuvor by DerechteNorden
Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor

Statistikfälschung. Beispiel: In Klasse 11 sind in den beiden Mathekursen jeweils 32 Schüler. Gleichzeitig gönnt sie die Oberstufe über die drei Jahrgänge hinweg Türkischkurse mit 15 (EF), 8(Q1) und 4 (Q2) Schülern. Der Durchschnitt liegt bei 18,2 Schülern je Kurs.

Wenn man eine Aussage im Vergleich treffen möchte benötigt man neben der Durchschnittszahl auch die Standardabweichung. Bei obigem Beispiel ist sie offentlich extrem.

A.H.
1 Jahr zuvor

Da klingt der Durchschnitt richtig gut. Vor Ort sind im Gymnasium aber eher 30 Schüler pro Klasse angesagt. Darunter meist drei Kinder, die sprachlich noch kämpfen mit der deutschen Sprache und mal gut und mal gar nicht zurechtkommen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  A.H.

Ein Traum!

Bei uns kämpfen deutlich mehr mit der deutschen Spache – ja, auch sog. Muttersprachler! – und lesen und schreiben… Ach herrje!

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  A.H.

Ganze 10% deren Deutsch „nicht so gut“ ist?
Das haben andere Schulformen an SuS pro Klasse, welche kaum bis gar kein Deutsch sprechen. Und da sprechen wir nicht von Förderschulen.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Durchschnittswerte zu präsentieren, löst das Problem nicht, denn Statistiken beinhalten auch Klassen, die von Haus aus sehr klein sind (LKs, getrennte Religionsklassen, Flüchtlingsklassen etc. ) und den Schnitt natürlich vehement in die Tiefe reißen. Aber das KuMi baut wie selbstverständlich auf solche Angaben und kann damit sein Tun rechtfertigen, Tenor: „knapp 24 Schüler pro Klasse ist doch super!“ Mit Statistiken kann man die Fakten herrlich manipulieren und schönreden.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Was ein Luxus in den Landkreisen mit um die 20 Schüler:innen pro Klasse.

Bei uns werden dann gnadenlos zwei Klassen zu einer….

Lila
1 Jahr zuvor

24 SuS (NRW) wäre ein TRAUM!

Wir haben in Durchschnitt 30/31 SuS in einer Klasse (mit Inklusion)!

Im Jahrgang eine neue Klasse eröffnen? Warum denn, man darf Klassen in NRW auf bis zu 34 füllen (Realschulen) und erst wenn alle Klassen mit 34 gefüllt sind, kann eine neue Klasse eröffnet werden …

Jutta
8 Monate zuvor
Antwortet  Lila

Woher wisst ihr das alle so genau? ICh möchte z. B. wissen, ob ein Kurs in einem Nebenfach an der Gesamtschule Jg 10 auch 34 Kursteilnehmende haben darf

dickebank
8 Monate zuvor
Antwortet  Jutta

E-Kurs ja, der Teiler liegt für RS und GY bei 35. G-Kurse orientieren sich an den Regelungen für HS.
Klassenfrequenz an GE in NRW ist 30. Die Anrechnung von InkluusionsSuS gilt nur für die Bildung von Eingangsklassen im 5. Jhg., nicht aber bei Kursbelegungen.