„Herzensangelegenheit“: CDU-Fraktion dringt auf verbindliche Schullaufbahn-Empfehlung

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Die CDU-Landtagsfraktion dringt in der Bildungspolitik in Sachsen-Anhalt auf mehrere Reformen. Bei einer Klausurtagung hat die Fraktion beschlossen, sich für eine verbindliche Schullaufbahn-Empfehlung einsetzen zu wollen, wie Fraktionsvorsitzender Guido Heuer am Freitag in Magdeburg sagte. Das Projekt stehe zwar nicht im Koalitionsvertrag von CDU, SPD und FDP, sei aber eine «Herzensangelegenheit».

Da lang! Foto: Shutterstock

Bislang gilt bei der Schullaufbahn-Empfehlung in Sachsen-Anhalt, dass Eltern dem Votum beim Wechsel ihrer Kinder von der Grundschule auf eine weiterführende Schule nicht unbedingt folgen müssen. Das will die CDU ändern. «Wir wollen das Niveau der Sekundarstufe deutlich stärken», sagte Heuer. Das Handwerk suche dringend Nachwuchs. Am häufigsten würden handwerkliche Berufe von Jugendlichen ergriffen, die nach der 10. Klasse von der Schule abgingen, begründete der Fraktionschef den Vorstoß.

Außerdem plädiert die CDU dafür, Horte künftig beim Bildungsministerium anzugliedern. Damit sollten verschiedene Synergien genutzt werden, sagte Heuer. Perspektivisch komme die Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Er glaube ganz fest, dass sowohl pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch Hortnerinnen und Hortner in der Lage seien, auch mal eine Mathematikstunde oder das ABC zu unterrichten.

«Tatsache ist, dass die Unterrichtsversorgung und die Bildung unserer Kinder natürlich absolute Priorität hat. Das kann anders gar nicht sein»

Nach dem Bildungsgipfel am Donnerstag in der Staatskanzlei bekräftigte Heuer, dass viele verschiedene Maßnahmen nötig seien, um dem Mangel an Lehrkräften zu begegnen. «Tatsache ist, dass die Unterrichtsversorgung und die Bildung unserer Kinder natürlich absolute Priorität hat. Das kann anders gar nicht sein.» Die Vorschläge will die CDU nun mit den Koalitionspartnern SPD und FDP beraten.

Grünen-Landeschef Dennis Helmich kritisierte die Pläne zur verbindlichen Schullaufbahnempfehlung. «Das ist eine völlig absurde Idee», sagte er. Die CDU-Landtagsfraktion wolle Eltern und ihre Kinder damit bevormunden. «Es wäre das Ende der freien Bildungswahl in Sachsen-Anhalt.» Sachsen-Anhalt gehöre schon jetzt mit 28 Prozent zu den Bundesländern mit dem geringsten Anteil an Abiturienten. Um das Handwerk zu stärken, sei es nötig, sich für eine höhere Qualität der Ausbildung einzusetzen, die Berufsschullandschaft zu stärken und Ausbildungen angemessen zu vergüten, so Helmich. News4teachers / mit Material der dpa

Wegen Personalnot: Erstes Bundesland erhöht die Arbeitszeit von Lehrkräften

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lehrer002
1 Jahr zuvor

„Er glaube ganz fest, dass sowohl pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch Hortnerinnen und Hortner in der Lage seien, auch mal eine Mathematikstunde oder das ABC zu unterrichten.“
Glauben soll er in der Kirche. Sein „Glaube“ ist jedenfalls ein Irrglaube.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  lehrer002

In der DDR war das möglich. Horterzieher hatten eine Lehrbefähigung für ein Fach bis Klasse 4. Das wurde ihnen nach der Wende nicht anerkannt. Von da an weigerten sie sich selbstverständlich Vertretungen zu übernehmen.

Emil
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Und Gott sei Dank ist die DDR seit über 30 Jahren Geschichte!

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Ach, Emil, ob Sie es glauben oder nicht: Es war nicht alles schlecht in der DDR, manches war sogar besser, wenn auch nicht viel. Aber Besser-Wessis müssen ja immer gleich das Kind mit dem Bade ausschütten, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Wieso eigentlich „Gott sei Dank“? Es war nicht der liebe Gott, der das System zu Fall brachte. Da haben Sie in Geschichte wohl nicht ganz aufgepasst.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Die CDU scheint sich an früheren Zeiten zu orientieren. In der DDR durfte auch nicht jeder studieren… und der Staat hat die Menschen bevormundet. Hoffentlich hält die FDP als liberale Partei dagegen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Grundschullehrer
Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Die verbindliche Empfehlung wäre tatsächlich sinnvoll, selbst wenn die Formulierung und die Kriterien dafür so bleiben wie heute. Dadurch wird ja faktisch nur Kindern ohne volle oder bedingte gymnasiale Empfehlung das öffentliche Gymnasium verwehrt. Ob das auch für Ersatzschulen gilt, weiß ich nicht.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Die FDP hält wohl eher nicht dagegen. Schließlich will man unter sich bleiben. Zur Not gibt es ab Klasse zwei Nachhilfe, damit man die Empfehlung kriegt. Wie in Bayern.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Sie vergessen, dass es auch in Ländern mit einem einheitlichen Schulsystem (z.B. in Fernost) ein extensives Nachhilfesystem gibt (viel mehr als bei uns). Das liegt also nicht allein an der Übergangsempfehlung. Dieses „man will unter sich bleiben“ müsste mal begründet werden. Wenn es strikt nach Leistung geht, dann kann man nicht „unter sich“ bleiben.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Solvente Eltern manövrieren ihre Kinder durch das verkorkste Bildungssystem durch. Das war schon immer so. Es sind die Kinder der anderen, die in den Augen der CDU dann schlecht bezahlte Handwerksjobs verrichten sollen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Grundschullehrer
potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Stimmt. Es wurden aber immer soviele Lehrer und Erzieher ausgebildet, wie benötigt wurden. Nannte sich „Planwirtschaft. Übrigens wurde die Personalausstattung mit 110% geplant (Vertreungsreserve).

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Übrigens fordert die Kleinpartei „Bildet Berlin!“ auch eine Personalausstattung von 110% an Schulen.

Hornveilchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Darf denn im vereinten Deutschland jeder studieren? Noch nie etwas vom Abitur oder vom nummerus clausus gehört?

simmiansen
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Genau! Es fand eine sehr verzahnte Arbeit zwischen Lehrern und Horterziehern statt, u.a.weil auch Horterzieher teilweise Unterricht gaben. Wie Potschemutschka berichtet, durchliefen Horterzieher meist eine pädagogisch fundierte Ausbildung.
… Das ist mit den Betreuern von heute nicht mehr zu vergleichen!
(siehe Egvina unten)
Aber was trotz erfolgreichen Funktionierens nicht sein durfte, wurde halt nach der Wende platt gemacht. Weil es nunmal wirklich genug Elemente des DDR-Bildungssystems gab, die abgeschafft gehörten, wurde gnadenlos das westdeutsche System im Bildungsbereich übernommen. Eine Prüfung, was aus beiden! Systemen ohne Scheuklappen übernehmenswert war, kam wohl aus ideologischen Gründen nicht in Frage.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  simmiansen

Danke! Es tut gut, wenn auch mal andere die „BILD-Wahrheiten“ geraderücken, die hier in einigen Köpfen sitzen. Mit Mika sind wir immerhin schon 3.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Anscheinend sind wir schon 4, denn ich habe mir keinen grünen Daumen gegeben. 🙂

Egvina
1 Jahr zuvor

In der OGS meiner GS sind viele Betreuer nicht mal in der Lage bei den HA richtig zu helfen. (Bsp.: Aufgabe war, die Herbstmonate aufzuschreiben. Kind xy, leistungsstark, großes Allgemeinwissen, hatte den August dabei. Auf Nachfrage sagte es, dass Frau xx bei der Hausaufgabenbetreuung das gesagt habe. Kind war so verunsichert, dass es den August mit aufgeschrieben hat. Kein Einzelfall, da kommen ständig solche Bolzen, auch bei wichtigeren Sachen.)
Aber was soll‘s: Lehrer kann jeder, besonders an Grundschulen. Die Einführung von Buchstaben kann erst recht jeder, der Lesen kann. Bisschen Mathe im Anfangsunterricht auch kein Ding…

GEW-nee!
1 Jahr zuvor

Aha, der neueste heiße Scheiß der Woche: Horterziehende und pädagogisches Personal im GTS- Bereich, oft Muttis, Nebenjobler etc. sollen dann auch Unterricht übernehmen.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  GEW-nee!

„Lehrzunft der Zukunft“ (Akt 2, Szene 3):
Warum ist die Null ohne Wert? – Weil man dafür nichts Wertvolles kaufen kann.
Was ist ein Wert? – Alles was man für Null nicht kriegen kann. q.e.d.

Haben das alle? Gut.

Klara
1 Jahr zuvor
Antwortet  GEW-nee!

Es ist super wie sie doch alle Pädagogen in dem Bereich über einen Kamm scheren. Kein Wunder dass niemand mehr dort arbeiten möchte.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Was sagt denn unser Grundgesetz dazu, dass SuS aus politischen Gründen (Handwerkermangel) von staatlicher Seite einen verbindlichen Bildungsweg zugewiesen bekommen?

Aus meiner Sicht wäre es zwar möglich die Wahl der weiterführenden Schule aus der alleinigen Entscheidung der Eltern heraus zu nehmen und teilweise an die Grundschulen zu delirieren.
Die Hintertür als SuS, nach bestehen einer Aufnahmeprüfung, doch die gewünschte Schulform besuchen zu dürfen muss aber bleiben.

Grundschullehrer sind auch Menschen mit allen (auch charakterlichen) Stärken und Schwächen.
Mein Sohn kam mit seiner Grundschullehrern menschlich nicht gut aus. Einige andere Kinder waren so genannte Lieblinge (deren Eltern auch fleißig schleimten und Geschenke an schleppten)
Ergebnis: Alle 6 Lieblings-Schüler erhielten Empfehlungen für das Gymnasium. Mein Sohn erhielt, trotz teilweise besserer Noten, keine Empfehlung. Begründung: “ Er ist aus meiner Sicht trotz seiner Noten nicht geeignet“

In kleinen Land-Gemeinden hat man ja zum Glück den Überblick über seine Mitbürger. Vier der sechs Lieblings-Schüler haben das Gymnasium inzwischen ohne Abschluss verlassen. Mein Sohn macht ohne „Ehrenrunde“ in diesem Jahr das Abi. Vornoten so zwischen 12 und 13 Punkten.

Mist schon wieder ein Handwerker der dem Staat durch die Pappen gegangen ist obwohl seine Grundschullehrerin alles gegeben hat..
Jedenfalls so lange mein Sohn sich nicht von alleine und nicht aufgrund eines fehlenden Abis entschließt einen Handwerksberuf zu wählen.

Nennt man freie Bildung gefolgt von freier Berufswahl. Könnte was mit Demokratie zu tun haben.
Echt lästig für die Halbgötter der Politik. Vor 1990 war das irgendwie leichter in Sachsen-Anhalt.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Warum nicht einfach Einstellungstests?

Aber vermutlich werden auch die fotografiert und mit den Kids gepaukt….

Viele Kids brauchen „Reifezeit“.

Wechselmöglichkeiten (er)lassen und flexibel gestalten.

Eltern tun ihren Kiddies nicht immer nur Gutes, auch wenn sie das Beste für sie wollen.

Lera
1 Jahr zuvor

Verbindliche Empfehlungen sind absolut sinnvoll, das bringt ein Stück Leistungsorientierung zurück.

Dazu bitte noch echte Noten spätestens ab Klasse 3 und das Anforderungsniveau der 80er, Schulreife-Untersuchungen und flächendeckend Vorschulklassen sowie Förderschulen.

Aber das alles wäre natürlich viel zu einfach, das gab es ja alles schon – wie soll denn der Wasserkopf davon profitieren? Und das ist ja schließlich das Wichtigste.

Melissentee
1 Jahr zuvor

Ich bin klar für die verbindliche Schullaufbahnempfehlung. In der Gymnasialklasse 6 meines Sohnes sitzen Kinder, die seit klasse 5 regelmäßig 5er und 6er in den Hauptfächern schreiben und auch in den Nebenfächern nicht über die 4 hinauskommen. Was das mit den Kindern macht ist klar. Und viele suchen sich ihr Ventil im Stören und Drangsalieren anderer Kinder. Das Niveau im Unterricht sinkt und sinkt.

Ich verstehe es, wenn es Wackelkandidaten gibt, wenn man mit der Lehrerin in der GS nicht klarkam oder krankheitsbedingt Arbeiten versammelt hat. Aber das ist was anderes wie Kinder, die gegen wollen, weil ihre Kumpels gehen und man als Eltern das Scheitern schon einkalkuliert („Dann muss er sich eben mal auf den Hosenboden setzen. Wenn nicht, geht er ab.“)

Wenn man die verbindliche Empfehlung aussetzt, dann aber bitte nicht das Sitzenbleiben von der 5 zur 6.

Hornveilchen
1 Jahr zuvor

Die CDU hat immer öfter gute Ideen. 25 Wochenstunden für alle Schularten oder wieder Kopfnoten statt diese schwammigen Ankreuzvarianten (Berlin) und in Berlin sogar ein echter Nachteilsausgleich für die Nicht-Verbeamteten.

Ob die das auch alles einhalten würden? Oder nur prüfen, wie man das immer so schön umschreibt, wenn es nicht gemacht werden wird.

Carsten60
1 Jahr zuvor

„freie Bildungswahl“
Wenn es eine solche geben soll, dann geht das nur, wenn im Gegenzug die entsprechenden Leistungen erbracht werden. So ist das auch bei der freien Berufswahl, jedenfalls in Berufen, die irgendein Zertifikat voraussetzen, etwa Ärzte, Juristen. Wozu haben wir denn Bildungsstandards? Wer die Standards für die Grundschule offensichtlich nicht annähernd erfüllt, gehört einfach nicht aufs Gymnasium, weil er dort nur bremsen würde und gar keine Chance hätte mitzukommen. Da nützt auch keine Förderrhetorik.
An alle, die die Schule in der DDR preisen: Gerade dort gab es KEINE freie Bildungs- oder Berufswahl. Es wurde gelenkt, wenn z.B. Russisch-Lehrer gebraucht wurden, dann wurden einzelne Studenten dazu gedrängt. Sich zu weigern konnte unangenehme Konsequenzen haben. Der „Klassenstandpunkt“ spielte auch eine Rolle. Wer in Geschichte promovieren wollte, wurde gedrängt, in die Partei einzutreten. Und wenn nur 10-12 % eines Jahrgangs (ohne Ansehen der Individuen) Abitur machen durften, dann ist das ja wohl das genaue Gegenteil von freier Bildungswahl. Das bitte ich zu bedenken.

Maja
1 Jahr zuvor

Die CDU drängt… Ah, in den 16 Jahren ihrer Regierungsverantwortung hat das auch keine Rolle gespielt. In der Opposition kommen Dinge, an die man sich in der Regierung nicht mehr erinnern vermag.

Hornveilchen
1 Jahr zuvor

Eine verbindliche Laufbahnempfehlung wird zu einer Klagewelle führen, wenn Eltern nicht bekommen, was sie wollen und zu Lehrern, die von Vornherein noch milder zensieren, um diesen Klagen zu entgehen, die niemals angenehm sind und zu Eltern, die um jeden Punkt in einer Klassenarbeit feilschen.

So sehr ich für eine verbindliche Laufbahnempfehlung bin, so sehr graut mir vor diesen Folgen!

Dann sollen sie es besser selbst entscheiden und ihr Kind später wieder von der Schule ggf. runternehmen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Eine Alternative wären Aufnahmeprüfungen an den Gymnasien.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

An allen aufnehmenden Schulen.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

In der Schweiz durchaus üblich.