Personalnotstand: Auch für Kitas werden nun Quereinsteiger und Ergänzungskräfte händeringend gesucht

20

Mit einem «Sofortprogramm» will die nordrhein-westfälische Landesregierung mehr Menschen für eine Beschäftigung in Kindertagesstätten begeistern. Unter anderem sollen mehr Kinderpfleger in die Arbeit einbezogen werden. «Nun gehen wir kurzfristig erste Schritte, um die Beschäftigten, Eltern und Kinder zu entlasten», kündigte NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) am Mittwoch in Düsseldorf an.

Wanted. Illustration: Shutterstock

Zusammen mit rund 500 Ausbildungsplätzen für Kinderpfleger in der Kindertagesbetreuung, die bereits seit August 2022 gefördert werden, sollen in den Jahren 2023/24 insgesamt bis zu 1400 Plätze gefördert werden. Rechtlich soll ihr Einsatz und der anderer Ergänzungskräfte in allen Gruppenformen abgesichert werden.

Außerdem sollen gezielt Quereinsteiger angesprochen und ihre Beschäftigung in Kitas erleichtert werden – etwa Psychologen, Sport-, Kunst- und Medienpädagogen. Zudem sollen mehr junge Leute im Freiwilligen Sozialen Jahr für einen Einsatz im Kita-Bereich gewonnen werden.

Eine Werbe-Kampagne soll helfen, die Ziele zu erreichen. Auch Frauen und Männer mit Einwanderungsgeschichte sind für die Arbeit in Sozial- und Erziehungsberufen gefragt. Darüber hinaus werde wissenschaftlich erhoben, wie die Datenlage in der Kindertagesbetreuung aktuell aussieht, teilte Paul mit. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen in NRW mehr als 100.000 Kita-Plätze und rund 24.000 Erzieherinnen und Erzieher.

Die FDP-Opposition wertete das Sofortprogramm als zu spät, ambitionslos und nicht zielgenau. «Der dringend benötigte große Wurf für die Kitas bleibt mit Schwarz-Grün in NRW leider weiter aus», kritisierte der familienpolitische Sprecher der Landtagsfraktion Marcel Hafke. «Große Ankündigungen zu machen und dann zaghaft zu handeln, das passt nicht zusammen.» Der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Stefan Behlau, lobte den Vorstoß. «Allerdings müssen dringend weitere Schritte folgen.» News4teachers / mit Material der dpa

Kitaverband sieht Fürsorgepflicht in den Einrichtungen durch Personalmangel gefährdet

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

20 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Psychologen als Kita-Quereinsteiger, hört, hört. Vielleicht finden sich ja auch Querausteiger in Schulen?

„Darüber hinaus werde wissenschaftlich erhoben, wie die Datenlage in der Kindertagesbetreuung aktuell aussieht“ – wissenschaftlich erhoben wird das also, hahaaaa, ich halt’s nimmer aus.Wissenschaftliche Grundlagenforschung in der Verwaltung.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Sandy
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Zumal kein Psychologe für ein Erzieher*innengehalt an eine Kita wechselt…Rentner sind dem Beruf körperlich gar nicht mehr in diesem Maße gewachsen. Obendrein müssen ukrainische Erzieher*innen auch erstmal auf unsere pädagogischen Ansätze und ein gutes sprachliches Niveau geschult werden. Ungelerntes Personal bringt einer Kita auch nicht wirklich was, denn die dürfen auch nicht alleine in einer Gruppe verbleiben. Die Aufsichtspflicht liegt bei uns Fachpersonal.
Es ist ja schon von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich…Es ist alles sowas von Realitätsfern.

TaMu
1 Jahr zuvor

Das ist so gruselig. Sieht irgend jemand in diesen Entwicklungen irgend etwas, das Kinder gut tut, ihnen gefällt, etwas, das sie selbst freiwillig gerne so erleben würden?
Und falls nein, ist es dann nicht Kindswohlgefährdung?

Silke
1 Jahr zuvor

Es geht in Deutschland schon lange nicht mehr um Bildung, sondern nur noch um Betreuung und Bewahren!
Für was wurde der Orientierungsplan nochmals eingeführt vor ca. 20 Jahren? Ja richtig! Da ging es um Bildung, Erziehung und Betreuung mit gezielter Förderung des einzelnen Kindes am jeweiligen Entwicklungsstand und Interessen der Kinder angelehnt. Es werden Beobachtungen durchgeführt, diese ausgewertet und daraufhin Angebote bereitgestellt. Das ganze wird im Portfolio dokumentiert. Thema Lerngeschichten wird auch groß geschrieben! Wie soll das alles mit überbelegten Gruppen, fremdsprachigen Zusatzkräften ohne Vorkenntnisse, Rentner und sonstigen Quereinsteigern funktionieren?
Wer führt Entwicklungsdokumentationen und entsprechende fachliche Gespräche? Die Oma von nebenan?
Armes Deutschland sage ich nur und zum Glück sind meine Kinder raus aus dem Alter. Und ich auch aus dem Beruf als Fachkraft in der Kita, wenn die Entwicklung so weitergeht. Es macht keine Freude mehr so zu arbeiten! Und das ist schade.

Im übrigen dürfen auch Männer in der Kita arbeiten – egal welcher Herkunft!
Und eine ausländische Fachkraft kann ein Team auch super ergänzen. Allerdings sollte die Mischung stimmig sein, sonst wars das mit der Sprachförderung auch.

Wespe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Silke

Armes Deutschland. Noch mehr dumme Kinder auf den Markt werfen. Kinder brauchen individuelle Förderung und keine Aufbewahrung. Die Kindergärten sind jetzt schon unter aller sau. Es wird nichts mit den Kindern gemacht.weil da die Zeit dafür fehlt. Die Kinder sind den ganzen Tag nur mit Sachen anziehen und ausziehen beschäftigt. Das kann ja nur von einem idio kommen der es mit seinen Kindern nie machen würde.

Elisa
1 Jahr zuvor

Wie die eigene Profession damit einfach in den Dreck gezogen wird. Wieder das Klischee von den kaffeetrinkenden Basteltanten, die nicht viele Qualifikationen brauchen.

Ich, 33, verlasse meinen Herzensberuf nach 11 Jahren in wenigen Wochen. Einfach, weil Pädagogik auf vielen Ebenen kaum mehr möglich ist, und die Bildungsstätte Kita einer Aufbewahrungsanstalt gleicht.

Solche Artikel bestätigen mich so sehr in meiner Entscheidung dieses destruktive System zu verlassen.

Brigitte
1 Jahr zuvor

Ja, lassen wir doch einfach ungelernte Mitarbeiter so 8 Stunden am Stück dort arbeiten, damit die Kinder irgendwie verwahrt sind.

Christiane
1 Jahr zuvor

Das meint er nicht wirklich ernst. Hat er sich mal Gedanken gemacht, wie anspruchsvoll unsere Arbeit jetzt schon ist.
In welchen Bereich arbeitet er, und hat er sich die Kindergärten mal angesehen, das wr so spricht.

Ausserdem ist das eine zu mutung den Rentner gegenüber und den Kinden. Ausserdem wollen die Eltern auch mal was von ihren Kindern haben.
Und ukrainische Mitbürger müssen sich auch erstmal den deutschsprachigen Gepflogenheiten anpassen.

Der Typ soll mal bitte ein halbes Jahr in einer Kita arbeiten, und dann danach noch mal urteilen.

Und denn Satz einen Frau die nur Teilzeit Arbeit sollte mehr Stunden arbeiten, finde ich persönlich auch frech, vielleicht will sie das ja gar nicht.

Christiane
1 Jahr zuvor

Silke, Wespe und Elisa da gebe ich euch vollkommen recht. Das sehe ich genauso.

Finde ich auch ganz schlimm.

StBa
1 Jahr zuvor

Diese Diskussion ist sinnlos.
Es muss geschaut werden warum gehen so viele aus dem Beruf und warum bleiben die jungen nicht.
Warum wertet man den Beruf des/der Kinderpflegers/in nicht auf.
Nach einigen Jahren Berufserfahrung haben sie die gleiche Kompetenz wie Erzieher/innen.
Es braucht Menschen die diesen Beruf aus Berufung und mit viel Leidenschaft ausüben.
Kinder sind unsere Zukunft.
Es gibt immer mehr Kinder die individuelle Förderung brauchen und das braucht sehr viel Zeit.
Viele arbeiten in Teilzeit, weil sie noch eigene Kinder und ein Privatleben haben.
Das ist sehr wichtig um selber wieder Kraft zu tanken und für die anvertrauten Kinder wieder mit voller Kraft da zu sein.
Wir sind keine Kaffeetanten (Kaffeeonkeln.)
In allen Berufen wird Kaffee getrunken.
Wir leisten eine sehr anstrengende und emotionale Arbeit die sehr viel Kraft kostet.
Solange über die Köpfe des pädagogischen Personals gesprochen wird, ändert sich nichts.
Es müsste mit dem pädagogischen Personal gesprochen werden.
Der Beruf muss attraktiver werden und sich einiges ändern.
Sonst wird es eine Aufbewahrungsstätte und das möchte keiner.

Thea Stolte
1 Jahr zuvor

Satt und sauber. Mehr ist unter den aktuellen Bedingungen nicht leistbar. Die Kinder müssen in diesem System funktionieren und kämpfen regelrecht um Aufmerksamkeit ihrer Betreuungspersonen. Diese geförderte Ellenbogen- Mentalität wird sich auch gesellschaftich immer weiter auswirken.
Ich wäre offen für fachfremde Hilfskräfte aber bitte nur als zusätzliche Personen die helfen überhaupt mal wieder pädagogische Angebote für die Kinder machen zu können. Ich wäre offen für flexiblere Öffnungszeiten aber bitte nicht in dieser Gruppenstärke.

Ich hoffe immernoch darauf das sich demnächst mal Eltern mit ihren Kindern vollgekleistert auf irgendwelche Plätze „kleben“ um dafür zu kämpfen das ihre Kinder „die letzte Generation“ sind die unter diesen Rahmenbedingungen ihren Kita Alltag verlebt

Sabrina S.
1 Jahr zuvor

Ich bin seit 3 Monaten in Elternzeit und bin aus finanziellen Gründen gezwungen meine kleine Tochter bereits mit einem Jahr in die Krippe abzugeben, um in meinem Beruf als Finanzbuchhalterin wieder zurückkehren. Selbstversrändlich als Teilzeitkraft! Ich habe doch kein Kind bekommen um 40 Stunden die Woche und auch gerne mal länger zu arbeiten, damit andere Personen mein Kind alleine großziehen und ich meine eigene Tochter Abends am besten nur noch zu Bett bringe muss…

Und wenn man das liest, dann am besten noch ohne Pädagogischen Hintergrund von Personal, dass noch nicht einmal richtig mit Kindern umgehen kann… gerade in Stresssituationen… wo wir dann wieder bei dem Thema Misshandlungen aufgrund von Überforderungen in Kitas wären…

Einfach ohne Worte…

A.Staar
1 Jahr zuvor

Öffnungszeiten zu erweitern, geht’s noch? Einfach unglaublich was Wirtschaft sich erlaubt. Statt Arbeitszeiten familienfreundlich zu gestalten und mehr Flexibilität zu ermöglichen, werden Kinder ihrer Kindheit beraubt und müssen schon im Kleinkindalter funktionieren und ihren Nachschlaf abbrechen…aber wir stellen ja bestimmt auch noch mehr Psychologen und Therapeuten ein, die dann versuchen dürfen die frühen Überreizungen zu therapieren und lernschwächen auszubügeln…. davon abgesehen, fehlen wie in allen sozialen und bildenden Einrichtungen wie Kitas, Schulen etc. Experten, Erzieherinnen und Lehrkräfte und es braucht mehr Personal, aber bitte qualifiziertes Personal! Es geht nicht um irgendwie verwahren, dass Mama oder Papa in prekären Beschäftigungen schon um 6 Uhr dem Arbeitgeber zur Verfügung stehen!, sondern bestmögliche Bildung und Förderung erhalten

Mimi
1 Jahr zuvor

Wenn unsere Rentner von ihrer Rente leben könnten, müssten wir uns darüber schon Mal keine Gedanken machen. Und ukrainische Frauen einzusetzen, wo Millionen Schulabbrecher und Hartz4 -Schnorrer unserem Staat auf der Tasche liegen, ist ein Armutszeugnis für alle die arbeiten. Ich bin Erzieherin seit 25 Jahren, hab mir den Rücken, die Knie und was sonst alles kaputtgearbeitet, von 4 Jahren Ausbildung Mal abgesehen. Die Ausbildungs-/ und Arbeitsbedingungen müssen optimiert werden, damit nicht noch mehr kompetente MitarbeiterInnen flüchten.
Und vielleicht sollte keiner aus nem überbezahlten Bürojob über solch wichtige Berufe entscheiden!

Stefanie Pietsch
1 Jahr zuvor

Unglaublich, da fällt mir auch langsam nichts mehr zu ein!!!

RITA
1 Jahr zuvor

Man- sollen wir uns das gefallen lassen? . Für Kinder braucht man Zeit sprich Elternzeit. So einen Stress für Kinder und Eltern so in Kauf zu nehmen und dann noch abzulenken. Unterste Schublade. Wo bleibt die finanzielle Unterstützung für Eltern und Alleinerziehende vom Staat und Arbeitgebern. Haben selbst im Kindergarten 40 Jahre gearbeitet.

Gabriela
1 Jahr zuvor

Kinder brauchen Ihre Eltern und keine Ersatzeinrichtung bis 21.00 Uhr.
Wo ist der Familienwert geblieben?

Uli aus Köln
10 Monate zuvor
Antwortet  Gabriela

Genau das sehe ich auch so. Ich würde auch gerne als Hilfskraft im Kindergarten arbeiten. Ich habe das zwar nicht gelernt, aber ich liebe Kinder über alles

Pinocchio
1 Jahr zuvor

Vielleicht sollten Eltern gleich nach der Geburt ihr Kind in die Krippe geben, dann brauchen sie sich gar nicht mehr zu kümmern

Julia
1 Jahr zuvor

Mir als Erzieherin wird übel. Jetzt geht es auch hier richtig bergab. Ich war 15 Jahre in der Pflege, habe miterlebt wie es immer schlimmer wurde und nichts dagegen getan wurde. Inzwischen sind die Zustände nicht mehr tragbar. Nun bin ich schon gut 7 Jahre im Kindergarten, habe berufsbegleitend umgeschult. Heute sehe ich hier die gleiche Entwicklung. Es wird am Ende eine reine Aufbewahrung sein.