„Weiter Weg“: Bei Berliner Todesfahrt verletzter Lehrer kämpft mit den Folgen

2

Im Prozess nach der Todesfahrt am Berliner Ku’damm hat eines der schwerst verletzten Opfer von den Folgen für die Betroffenen berichtet. «Ich musste alles neu lernen», sagte der Lehrer aus Hessen am Freitag vor dem Landgericht Berlin.

Das Gericht verhandelt den tragischen Fall. Foto: Shutterstock

Der 53-Jährige war am 8. Juni 2022 von dem Auto erfasst und lebensgefährlich verletzt worden. Unter anderem habe er ein Schlüsselbein- und Beckenbruch erlitten. Der Pädagoge war damals mit einer Schulklasse aus Bad Arolsen in Berlin zu Besuch. In die Gruppe war der Autofahrer zuerst hineingefahren. Die 51 Jahre alte Klassenlehrerin starb noch am Tatort, der Lehrer sowie 11 Schülerinnen und Schüler wurden verletzt.

Die Gruppe hatte sich den Breitscheidplatz angeschaut, um über den islamistischen Anschlag mit 13 Toten und etwa 70 Verletzten im Jahr 2016 zu sprechen. In dem Moment steuerte von hinten das Auto mit überhöhter Geschwindigkeit auf sie zu. Die Lehrerin starb noch am Unfallort. «Es ist ein Zufall, dass ich noch da bin und sie nicht», sagte ihr Kollege mit gebrochener Stimme vor Gericht.

Der 53-Jährige ist nach eigenen Angaben bis heute in psychologischer Betreuung. Er habe sich für die Schüler als Sprecher angeboten. Der Zusammenhalt unter den Betroffenen sowie der ganzen Schule sei groß, schildert er. «Es ist noch ein weiter Weg, das zu verarbeiten», sagte er. Dies gelte für alle Beteiligten, so der Lehrer.

Angeklagt ist in dem Prozess ein 29-Jähriger. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord und versuchten Mord sowie gefährliche Körperverletzung vor. Der Mann soll an jenem Junitag 2022 mit einem Auto auf dem Kurfürstendamm (Ku’damm) und der Tauentzienstraße mit Absicht in Fußgängergruppen gefahren sein. Ihm sei dabei bewusst gewesen, dass es Todesopfer geben könnte. Das habe er billigend in Kauf genommen, so der Vorwurf.

Der Deutsch-Armenier ist seit der Todesfahrt in einem Krankenhaus des Maßregelvollzugs untergebracht. Die Staatsanwaltschaft strebt in einem sogenannten Sicherungsverfahren seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Der Prozess soll am 20. Februar fortgesetzt werden. News4teachers / mit Material der dpa

Getötete Lehrerin und verletzte Schüler in Berlin: Bundeskanzler spricht von „Amoktat“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

2 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Realist
1 Jahr zuvor

Als eine Lehrerin erstochen wurde ( https://www.news4teachers.de/2023/01/lehrerin-erstochen-richter-schickt-17-jaehrigen-schueler-wegen-des-verdachts-auf-totschlag-in-untersuchungshaft/ ) haben einige Hobbyjuristen versucht zu erklären, warum „Totschlag“ der „richtige“ Vorwurf sei.

In diesem Fall (Unterschiede u.a.: Tatwerkzeug ein Auto statt eines Messers, Tatort in der Öffentlichkeit statt in einer Schule, Täter volljährig statt minderjährig) soll es laut Staatsanwaltschaft “ Mord und versuchten Mord“ sein.

Vielleicht können dieselben versierten Hobbyjuristen einmal erklären, warum das eine „Totschlag“ und das andere „Mord“ sein soll.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Der Unterschied liegt darin, dass in dem hier vorliegenden Fall der Tatbestand noch untersucht wird. Bis dahin ist der „mutmaßliche Täter“ in Untersuchungshaft.

Ähnliches gilt auch für die Untersuchungshaft selbst. Besteht Fluchtgefahr, wird diese richterlich beschlossen. Hier ist der Täter aber anscheinend verletzt.

Problem an der ganzen Sache ist jedoch, dass die Medien häufig nur voneinander abschreiben und erst garnicht selbst recherchieren.
So wird aus einer langen Presserede lediglich „Der Staatsanwalt sagt Mord“.
Ich empfehle die Pressereden der beiden Fälle miteinander zu vergleichen. Im Messerstecherfall wird die Frage nach dem Unterschied Mord/Totschlag erläutert.

Last edited 1 Jahr zuvor by Fakten sind Hate