Kneifen, Zerren, Schlagen? Mehr Verdachtsmeldungen auf Fehlverhalten von Kita-Beschäftigten

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HANNOVER. Fehlverhalten von Kita-Beschäftigten kann vielfältig sein. Im vergangenen Jahr gingen mehr Meldungen dazu ein. Die Gründe sind unterschiedlich.

Im vergangenen Jahr sind in Niedersachsen mehr Meldungen bei Verdacht auf Fehlverhalten von Kita-Beschäftigten eingegeben. 2022 gingen 338 dieser Meldungen ein, ein Jahr zuvor waren es noch 223, wie das Kultusministerium in Hannover auf Anfrage mitteilte.

heftig weinendes Kindergartenkind von oben.
Die Meldungen zu Fehlverhalten von Kita-Beschäftigten in Niedersachsen steigen, die Gründe sind vielfältig. Foto: Shutterstock

Bei den Meldungen über ein mögliches Fehlverhalten der Beschäftigten geht es laut Ministerium etwa ums Schlagen, Kneifen, Zerren, sexuelle oder verbale Übergriffe sowie um Zwangsfütterung.

Insgesamt gingen im vergangenen Jahr 34 Strafanzeigen von Trägern, Fachkräften, Eltern oder Dritten ein, das waren jeweils mehr als in den fünf Jahren zuvor. Weshalb Anzeige erstattet wurde, geht aus den Zahlen nicht hervor.

Laut Ministerium besteht für Tageseinrichtungen für Kinder und Jugendliche eine Meldepflicht, wenn ein Verdacht auf Kindeswohlgefährdungen vorliegt.

Das Ministerium nannte mehrere mögliche Gründe für einen Anstieg. Im Juni 2021 habe es eine Reform mit neuer Meldeverpflichtungen gegeben. «Im Zusammenspiel mit einer möglicherweise erhöhen Sensibilität für das Problem mag sich ein weiterer Erklärungsansatz verbergen», teilte ein Sprecher darüber hinaus mit.

Zudem sei die Zahl der betreuten Kinder deutlich höher – wurden 2017 noch rund 300 000 Kinder in Niedersachsen in den Einrichtungen betreut, waren es im vergangenen Jahr etwa 345 000. Außerdem gibt es den Angaben zufolge mehr Kitas im Bundesland und mehr Fachkräfte als in früheren Jahren.

«Jedem Verdacht physischer oder psychischer Gewalt gegen Kinder muss konsequent nachgegangen und Aufklärung betrieben werden. In diesem Sinne berät das Landesjugendamt und arbeitet bei der Aufklärung gegebenenfalls eng mit Trägern und ermittelnden Behörden zusammen», hieß es weiter aus dem Ministerium.

Der Kita-Fachkräfteverband Niedersachsen-Bremen teilte auf Anfrage mit, dass Zehntausende pädagogische Mitarbeiter in den Kitas beschäftigt sind und die Zahl der Meldungen nur einen kleinen Anteil ausmachen. Jede einzelne Verfehlung sei dennoch nicht zu entschuldigen. (dpa)

Psychologin: Eltern waren mit Kita- und Schulschließungen überfordert (Folge: Mehr Misshandlungen)

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Angelika Mauel
11 Monate zuvor

Welche Ergebnisse kämen heraus, wenn wir uns endlich einmal vielen Tabu-Fragen stellen würden?

„Nur ein paar“. Es gibt noch einiges mehr zu hinterfragen. Auch wenn es ein schmerzlicher Prozess ist.

Was das grauenhafte Zwangsfüttern angeht: Waren prozentual mehr normalgewichtige oder essgestörte, insbesondere extrem übergewichtige Erzieherinnen daran beteiligt? (Opfer der eigenen Kindheit?) Als Springerin habe ich gelegentlich – und nur bei dicken Erzieherinnen angemahnt, dass man das Kind ernst nehmen soll und unbesorgt sein kann, wenn es nicht essen will. Bei schlanken Erzieherinnen ist es mir noch nie aufgefallen, dass sie in diesem Bereich Kleinkinder genötigt hätten.
Ich weiß, wie unbeliebt man sich bei Berufskolleginnen mit diesen Äußerungen machen kann. Aber es gibt in der Praxis einige Probleme mit erheblich übergewichtigen Kolleginnen!

Da es in unserem Beruf von Vorteil ist, wenn man körperlich wendig und fit ist, behaupte ich einmal. dass fortgeschrittenes Alter und erhebliches Übergewicht ein Stressfaktor für Fachkräfte und ihre Teamkollegen sein können. Da ändern auch nette Sprüche nichts dran wie zum Beispiel „So ein großes Herz braucht auch einen großen Körper!“

Der chronische Erziehermangel – den die Politik durch einen Betreuungsausbau nach der Devise „Masse statt Klasse“ zu verantworten hat, hat dazu geführt, dass nahezu jede Bewerbung von irgendwem angenommen wird, um den Personalschlüssel formal einhalten zu können.
Damit irgendwann (aus durchaus verständlichen Gründen) überforderte oder aber schlichtweg ungeeignete Kräfte sich nicht andauernd krank schreiben lassen, wird manches auffällige Fehlverhalten nicht angesprochen oder gar mit einer Abmahnung bedacht. Das führt dann am Ende eines Arbeitsverhältnisses durch eine Kündigung dazu, dass Anspruch auf ein Arbeitszeugnis besteht, dass noch mindestens „befriedigend“ ist. Weitere Konsequenz: Arbeitszeugnisse werden als relativ wenig aussägekräftig angesehen und von Trägern, die ohnehin kaum Auswahl an Bewerbern haben, gar nicht mehr gelesen! (Das geht gar nicht!!! Besser wäre es, sich das Einverständnis zur Nachfrage bei früheren Arbeitgebern zu holen.)

Die Vorlage der Urkunde zum Bestehen des Anerkennungsjahres soll reichen, hat die „Aufarbeitung“ im Mordfall Greta ergeben. (2020 hat eine Erzieherin ein Kind in der Kita erstickt. Ihre Arbeitszeugnisse hätten Anlass gegeben, sie nicht einzustellen.) Das war nur die Spitze des Eisbergs. Mangelde Sorgfalt bei der Personalauswahl zieht zahlreiche Probleme nach sich. Und so angenehm es auch für Berufsanfängerinnen sein mag, dass ihnen mittlerweile unbefristete Arbeitsstellen angeboten werden – Mamchmal stellt sich auch erst nach Monaten heraus, dass eine Kollegin nicht passt und es fällt leichter, ein befristetes Arbeitsverhältnis nicht zu verlängern als ein unbefristetes zu kündigen.

Unsere Bundes- und Landtagsabgeordneten haben es mit vereinten Kräften geschafft, Kitas in eine richtig miese Situation reinzumänövrieren. Überforderte Fachkräfte müssten noch mehr Überstunden machen – oder Kinder allein betreuen – wenn ruppige ErzieherInnen einen Verlust ihrer Arbeitsstelle zu befürchten hätten.

Zur Krönung der Misere, mag dann auch noch eine mehr Unfrieden als Frieden stiftende „Teamsupervision“ hinzukommen. Für „Berater“ und Evaluationen scheint immer noch Geld da zu sein. – Während es am Geld für eine leistungsgerechte Bezahlung von sozialer Arbeit, insbesonder im Bereich der Tagespflege mangelt. Würde diese anständig bezahlt, würde manche Erzieherin nicht mehr so schnell nach der Geburt ihres Kindes in den erlernten Beruf zurückkehren und zum eigenen Kind einige Tageskinder im eigenen Zuhause aufnehmen. Derzeit absolvieren junge Fachkräfte auffällig gern bald nach ihrer Ausbildung ein Aufbaustudium – um nicht allzu lange im Gruppendienst bleiben zu müssen. (Was natütlich unter den derzeitigen Beddingungen sehr verständlich ist.)

Früher wurden die allermeisten ErzieherIn mit dem Wunsch, im Gruppendienst zu bleiben. Schreibtischarbeit und eine „Karriere“ als Kitaleitung wurde als unattraktiv empfunden. Ich erinnere mich an Diskussionen, wo einzelne Kolleginnen bedrängt wurden, doch bitte die Leitung zu übernehmen, damit keine Fremde ins Team käme. Man wolle sie auch nach Kräften unterstützen.

Und dann sollten wir uns allmählich fragen, ob nicht die Ausweitung des Gewaltbegriffs dazu führt, dass vielleicht seltener mal etwas laut gesagt wird, dafür aber werden Kinder unnötig an die Hand genommen oder gar am Arm gezerrt oder geschubst.

TschinavonMauzen
11 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Ich bin eine der von ihnen verschrienen dicken ErzieherInnen… nicht stark übergewichtig aber man sieht mir die Kilos durchaus an. Ich musste in meinem damals neuen Team gegenüber den Kolleginnen regelrecht erkämpfen dass kein Kind zum Essen bzw. Zum Probieren gezwungen wird. Zusammen mit meiner Kollegin, die ebenfalls nicht gerade super schlank ist, hatten wir einen richtigen Kampf gegen die junge schlanke und die alteingesessene Kollegin geführt. In meiner Kindheit wurde auf sowas nicht geachtet und gerade deshalb ist es mir umso wichtiger, dass die Kinder hier lernen auf ihren eigenen Körper zu hören. Wie das bei anderen dicken ErzieherInnen ist kann und wage ich nicht zu beurteilen. Mich aber generell aufgrund meines Übergewichts unter Generalverdacht zu stellen Kindeswohl zu gefährden finde ich eine ziemlich harte Nummer.

Angelika Mauel
11 Monate zuvor
Antwortet  TschinavonMauzen

Liebe TschinavonMauzen, es tut mir leid, dass Sie bei mir nicht festgestellt haben, dass ich einen Unterschied zwischen ein paar Kilos zu viel auf der Waage und einem erheblichen Übergewicht mache. Ich finde nicht, dass es hart wäre, wenn man sich mal nicht scheut, Probleme unverblümt anzusprechen. Eltern tun es auch manchmal. Zum Beispile wenn sie bei Krippenkindern Angst haben, dass ErzieherInnen mit über 130 Kilo nicht schnell genug sind, um Kirippenkindern gerecht werden zu können.

Als externe Springerin habe ich einige Male in Gruppen mit einer Fachkraft gearbeitet, die wegen des Übergewichts nach der Einschätzung der Leitung nicht allein arbeiten sollte.

Meine längsten Vertretungseinsätze hatte ich als Ersatz für pychisch erkrankte Kolleginnen. Es gibt noch mehr Bereiche, wo sich die Frage stellt, ob oder ob jemand nicht im Beruf weiterarbeiten sollte. Zu Beginn des forcierten Betreuungsplatzausbaus hatten ErzieherInnen Probleme, wenn sie ihren Beruf vor einem fulminanten Zusammenbruch aufgeben wollten. Der Erzieherberuf war ja auch damals schon ein Mangelberuf mit „besten Zukunftsaussichten“. – Mittlerweile bin ich so ernüchtet, dass ich die Auffassung vertrete, man solle sich alles Geld für Werbekampagnen zum Ergreifen eines sozialen Berufs sparen. Besser wäre es, den Sozialen in allen Sparten das Recht auf eine Umschulung zuzubilligen. Ansonsten läuft es darauf hinaus, dass chronisch Kranke oder Erschöpfte nur deshalb im Beruf ausharren, weil andere einen Teil ihrer Aufgabem mit übernehmen oder weil sie es sich finanziell nicht leisten können, den Beruf aufzugeben. Diese Perspektieflosigkeit könnte Gewalt gegenüber Kindern begünstigen. (Übrigens auch bei körperlich fitten ErzieherInnen.)

Denjenigen, die unter Long Covid im Erzieherberuf leiden, sieht man diese enorme Belastung nicht unbedingt an. In Köln haben mir streikende Erzieherinnen gesagt, dass es zwei ihrer Kolleginnen richtig heftig erwischt hat. – Und wenn ich mit dann vorstelle, dass in einer Einrichtung einige erheblich Übergewichtige und auch noch ein oder zwei an Long Covid leidende Erzieherinnen nur im Erdgeschoss eingesetzt werden… Weil sie erhebliche Atemnot haben. Weil es nämlich Belastungen gibt, die nicht negiert werden dürfen.

Gewalt in Kitas hat mehr als nur eine Ursache. Wenn wir uns einig wären, dass es nur auf pädagogische Kompetenz und den guten Willen ankommt, kann die Aufsichtspflicht nicht immer erfüllt werden.

Alex
11 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Wie Sie hier gegen Übergewichtige herziehen, ist einfach nur unmöglich!!

Angelika Mauel
11 Monate zuvor
Antwortet  Alex

Bitte bleiben Sie sachlich! Ich habe nicht über Übergewichtige „hergezogen“!

Nachdem ich mehrfach – in der Praxis! – andere Erfahrungen als die von TschinavonMauzen geschilderten gemacht habe, habe ich eine Frage gestellt, die niemand persönlich nehmen muss.

Schon 2015 war im Ärzteblatt zu lesen „Das Gesundheitsverhalten von Erzieherinnen und Erziehern im Kindergarten und ihr überdurchschnittlich häufiges Übergewicht haben einen nachweisbaren Einfluss auf das Gewicht der betreuten Kinder.“ – Ich sage nicht, dass die Studie, auf die Bezug genommen wurde, so angelegt war, dass sie definitiv aussagekräftig ist. Und wenn man sich ansieht, wie viele Übergewichtige es mittlerweile gibt, wäre ich mir nicht sicher, ob Erzieherinnen tatsächlich überdurchschnittlich häufig Übergewicht haben. – Darum soll es hier auch nicht gehen. Doch wenn der im Ärzteblatt behauptete Zusammenhang besteht, ist es naheliegend, daran zu denken, dass dicke Erzieherinnen Kinder vielleicht eher zum Essen drängen und nachschieben, wenn das Kind aufgehört hat, den Mund zu öffnen als es die normal- oder leichtgewichtigen tun würden.

An die körperliche Fitness von ErzieherInnen müssen selbstverständlich nicht so hohe Anforderungen gestellt werden, wie an Polizisten. Bei diesem Beruf käme wohl kaum jemand auf die Idee, dass es diskriminierend sei, Adipöse nicht zur Ausbildung oder zum Polizeidienst zuzulassen. – Es gibt eben Berufe, für die die körperlche Fitness tatsächlich wichtig ist. Der Erzieherberuf gehört für mich auf jeden Fall dazu.

Anne
11 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

So, die Dicken stopfen also die Kinder voll. Mmh, was machen dann die Dünnen? Verweigern die den Kindern das Essen? Wäre auch „Fehlverhalten“. Oder die Migräne-Geplagten, geben die den Kindern einfach Fiebersaft, weil sie selber ständig Medis nehmen müssen?
Übergewicht automatisch mit zu viel Essen gleichzusetzen, ist übrigens auch ziemlich diskriminierend. Da fällt mir doch spontan dieses „nette“ T-Shirt ein: https://www.amazon.de/Ich-Bin-Dick-abnehmen-KaterLikoli/dp/B08254D1Q7

Angelika Mauel
11 Monate zuvor
Antwortet  Anne

An Ihrem Textverständnis könnten Sie noch arbeiten. Ich spreche nicht von „den Dicken“ und lehne es ab, zu pauschalisieren. Selbst mit einem hohen BMI können vereinzelt Menschen sehr beweglich sein, wären also uneingeschränkt im Erzieherberuf einsetzbar. Aber der Normalfall ist es leider nicht. Und Frauen nehmen mit den Wechseljahre eher zu als ab.

Anders als es die von Ihnen verlinkte Werbung nahelegt, könnte es leichter sein, an der eigenen Bildung zu arbeiten als die Kilos purzeln zu lassen und dann das Gewicht zu halten.

Würde ich das doppelte an Gewicht auf die Waage bringen, das ich derzeit habe, würde ich mir jedenfalls nicht zutrauen, in Kitas Krippenkinder verlässlich zu beaufsichtigen. – Und von den so genannten erheblich Mehrgewichtigen, erhoffe ich mir ein solides Problembewusstsein wie es alle anderen auch haben sollten.

Es gibt Krippengruppen, in denen von Knochen- und/oder Gewichtsproblemen betroffene Fachkräfte abgesprochen haben, dass sie sich während der so genannten „Bodenzeit“ von Kindern umarmen lassen, wenn sie dabei auf dem Boden sitzen oder knien können. Kinder werden also konsequent nicht mehr hoch gehoben oder getragen. – Und wenn es zu solchen Absprachen kommt, kann es um die Gesundheit der Fachkräfte nicht allzu gut bestellt sein. (Man kann es natürlich auch als „Vorsorge“ deklarieren…)

Nicht jeder ist über ein langes Berufsleben für den Umgang mit Kindern im Elementarbereich geeignet. Bei Lehrkräften kann ein enormes Übergewicht dazu führen, dass sehr korpulenten Lehrern der Beamtenstatus verweigert wird oder sie ihn erst auf dem Rechtsweg erstreiten können. – Aber der gleiche Staat, der es vermeiden will, Pensionen für vorzeitig aus dem Dienst ausgeschiedene Lehrer aufbringen zu müssen, lässt zu, dass es für die Betreuung der Jüngsten keine Überprüfungen der körperlichen Belastbarkeit der Betreuungskräfte gibt. Selbst wenn offensichtlich Anlass dazu gesehen werden könnte.

Sandra
11 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Wurde deine Alltagsbeobachtung empirisch erhoben und bestätigt? Vielleicht geschieht an anderer Stelle genau das, was du beschreibst mit dünnen Kolleg*innen? Sei bitte vorsichtig mit Verallgemeinerungen. Du triffst damit ebenso die Falschen

Angelika Mauel
11 Monate zuvor
Antwortet  Sandra

Wenn ich schreibe, dass ich etwas ausschließlich bei übergewichtigen Kolleginnen beobachtet habe, ist das nur meine Beobachtung und keine Verallgemeinerung! Ich muss auch nicht „vorsichtig“ sein, denn was ich geschgrieben habe ist weder gelogen nich und schon gar kein Verstoß gegen Ehrverletzungsdelikte.
Eingangs habe ich folgendes geschrieben: „Als Springerin habe ich gelegentlich – und nur bei dicken Erzieherinnen angemahnt, dass man das Kind ernst nehmen soll und unbesorgt sein kann, wenn es nicht essen will. Bei schlanken Erzieherinnen ist es mir noch nie aufgefallen, dass sie in diesem Bereich Kleinkinder genötigt hätten.
Ich weiß, wie unbeliebt man sich bei Berufskolleginnen mit diesen Äußerungen machen kann. Aber es gibt in der Praxis einige Probleme mit erheblich übergewichtigen Kolleginnen!“ Das Wort „gelegentlich“ und einen Satz habe ich nachträglich in Fettdruck gesetzt.
Wer meine Aussagen insgesamt nicht richtig verstehen kann, dem kann ich vermutlich wirklich nicht mit Erklärungen weiterhelfen.

Selbstverständlich ist es möglich, dass auch schlanke Erzieherinnen Kinder nötigen und auch sie können auf vielfältige Weise Fehler machen und ebenfalls von einer Essstörung, zum Beispiel Magersucht oder Bulimie betroffen sein.

Sandra
11 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Figur—bashing… hatten wir schon lange nicht mehr. Ich hol mal das Popcorn und freue mich auf die Kommentare.
Das ist fast so gut wie: Erzieherinnen ohne eigene Kinder sind im Grunde berufsunfähig weil sie die Situation von Eltern nicht verstehen…
Ach ja: ich bin übergewichtige Erzieherin ohne eigene Kinder. Eine Gefahr für Leib und Leben aller Kinder also !

BeWa
11 Monate zuvor

Ich denke ja, der Urgrund für Gewalt an Schutzbefohlenen ist
– absolute Macht (Bsp.: Kirche)
– geleugnete Macht (Bsp.: Reformpädagogik)
– nicht reflektiertes Machtgefälle (Bsp.: EuE).

Im letzteren Fall ist m.E. eine Alarmphrase:
„… auf Augenhöhe mit dem Kind sein.“

Ich begebe mich also auf eine Ebene mit einem Menschen, der mir gegenüber besondere Schutzrechte hat bei gleichzeitiger umfassender Verantwortung meinerseits für sein Wohlergehen.
Diese künstliche Gleichmacherei ist nicht gut für die Beziehung und auch kein realistisches Beispiel für das Kind bezogen auf die Verhältnisse in unserer Gesellschaft.

Macht ist da und gehört reflektiert. Dazu bedarf es Distanz zur Situation und auch zum Kind. Wer nun meint, dass da ja weder Wärme noch Empathie ist, verwechselt beides mit Gefühligkeit und hat vermutlich weder Bindungstheorie noch „bedürfnisorientierte Erziehung“ richtig verstanden.

Das erste, was ich Auszubildenden mitgebe:
„Wir sind weder Ersatzeltern noch beste Kumpel der Kinder. Im besten Fall sind wir Partner des Kindes in einer Beziehung gegenseitiger Achtung bei ungleicher Machtverteilung.“

Wird ein Kind zwangsgefüttert, am Arm gezerrt, niedergebrüllt, im Stuhlkreis tribunalisiert und/oder zum Nachdenken in den Nebenraum geschickt, dann ist das nicht das sichtbar gewordene Machtgefälle.

Es ist die Folge eines unreflektierten Umgangs mit einem zwangsläufig vorhandenen Machtgefälle. Und einer daraus resultierenden Hilflosigkeit, welche sich unter Stress eruptiv entlädt und im Machtmissbrauch endet.

Diese EuE sind nicht zu alt, zu dick, zu erschöpft. Sind zu unklar in ihrer Beziehung zum Kind und leider auch zu oft emotional bedürftig und somit verstrickt.

Damit ist man wieder beim Thema:
„Sozialberuf und Persönlichkeitsstruktur“.

Angelika Mauel
11 Monate zuvor
Antwortet  BeWa

Danke für die vielen Impuls, die zum Weiterdenken anregen.

Es bringt uns und den Kinderm nichts Gutes, wenn wir die Macht und die Möglichkeiten, die wir haben, nicht erkennen. Zu Fehlverhalten kommt es oft aus einer gefühlten Ohnmacht heraus.

Das Besondere an Pippi Langstrumpf ist, dass Astrid Lindgren beispielhaft einen „Menschen geschaffen hat“, der wirklich Macht hat – ohne sie je zu missbrauchen!

Je ohnmächtiger sich ErzieherInnen fühlen, um so eher wird Gewalt gegenüber Kindernausgeübt! – Kann das sein?

BeWa
11 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Kann schon sein.

Das „Radfahrerprinzip“. Von oben getreten werden, nach unten wegtreten.

Ich sehe da noch etwas anderes:
eine gewisse Entfremdung innerhalb der Arbeitssituation und damit einhergehend ein „nicht-den-eigenen-Ansprüche-gerecht werden“.
Das kann schon aggressiv machen, wenn man an der eigenen Wirksamkeit zweifelt.

Und dann …
MACHT DAS VERDAMMTE GÖR NOCH NICHT EINMAL DEN MUND AUF! Dem gebe ich es jetzt aber. DAS kriege ich hin.

Denn mal ehrlich:
Wenn ich eine Sch*ßerzieherin bin und null Empathie für das Kind habe, dann ist es mir doch auch egal, ob es isst oder nicht.

Dieses vermaledeite Zwangsfüttern hat mit Ernährung so wenig zu tun wie Vergewaltigung mit Sex. Es geht um Macht.

In großen Einrichtungen, in denen die Teams noch nicht einmal selbstbestimmt der Gruppensituation angemessen arbeiten, stattdessen sogar pädagogische Vorgaben vom Träger erhalten, kommt zur Entfremdung möglicherweise noch eine gewisse Anonymität hinzu.

Ganz banal: die Räumlichkeiten muss man ja auch erstmal haben, um unbemerkt ein Kind misshandeln zu können.

Und man braucht natürlich Kollegen und Kolleginnen, die weggucken.

Hier ändert sich glücklicherweise gerade etwas.

Angelika Mauel
11 Monate zuvor
Antwortet  BeWa

Solche Aussagen, denen man den Praxisbezug anmerkt, sollten mal in Fachbüchern stehen! Lassen wir uns auf Ideologien ein, verengen wir unseren Blick auf die Kinder und unsere Arbeit. Ja, manchmal sind die weniger empathischen Erzieherinnen diejenigen, die weniger anrichten als die, die zu viele „Ziele“ im Kopf haben, es immerzu gut meinen und eventuell sogar selbst so bedürftig sind, dass sie sich Kinder krallen, um sie zu herzen. Manchem Burnout ging ein jahrelanges Überengagement voraus.

In Klein-Pädagogien kommt immer wieder etwas (scheinbar) Neues in Mode. Beim Thema „Gewalt in Kitas“ muss ich auch daran denken, wie viele ErzieherInnen Michael Winterhoff zugestimmt haben. – Gut, dass es auch andere Bestseller gibt wie „Seelenprügel“ von Anke Ballmann.

Angelika Mauel
11 Monate zuvor

Gibt es in der Fachpresse eigentlich Informationen darüber, im welchen Betreuungsformen im Elememtarbereich es häufiger/seltener als in anderen zu bestimmten Formen der Gewalt kam? Ansonsten liest man ja nichts Konkretes.

Sobald Gewalt als Problem gesehen wird, darf der Blick auf die Opfer nicht fehlen. Angaben zum Alter der Opfer sollten beispielsweise mitgeteilt werden. Kinder sind schließlich keine Nummern und es sollte uns interessieren, ob Kleinkinder und Kinder mit Behinderungen öfter betroffen waren.

BeWa
11 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Ich finde ebenfalls nichts Konkretes.
Denke aber auch, dass die Datenlage schwierig ist:
1. können sich die betroffenen U3-Kinder schlecht mitteilen
und
2. wissen wir, dass Eltern den Vorwurf der Misshandlung durchaus einsetzen, wenn Konflikte vorliegen.
(Was leider dazu führt, dass Eltern nicht geglaubt wird, die durchaus berechtige Vorwürfe vortragen.)

Rückblickend würde ich sagen, dass die Meldungen zum Thema, DIE ICH GELESEN HABE, weit überwiegend aus dem Krippenbereich kommen und oft von anderen EuE angezeigt wurden.
(Zwangsfüttern und Fixieren.)

Aus dem Ü3-Bereich las und hörte ich weniger und wenn, dann zum Thema „Aufsichtspflichtverletzung“. IdR von Eltern zur Anzeige gebracht.
Hier befürchte ich, dass so manche
„schwarzpädagogische Methode“ insbesondere von Vätern als angemessen betrachtet wird.
(Kind zum Nachdenken in den Nebenraum sperren u.ä.)

Übrigens wird mir ganz flau bei dem Gedanken, dass Übergriffe im U3-Bereich häufiger vorkommen, weil sich diese Kinder nicht beschweren können – das wäre ja schon fast Vorsatz seitens der Fachkraft.

Angelika Mauel
11 Monate zuvor
Antwortet  BeWa

Und das Schlimme ist: Kinder empfinden sehr schnell das was sie sehen oder hautnah erleben als „normal“. Misshandelte Kleinkinder werden deshalb trotz eines guten Vertraunesverhälztnisses zu den Eltern schweigen, wenn sie denken, dass Kindesmisshandlung eben in Kitas vorkäme. Später könnten sie tendenziell eher nichts sagen, wenn sie erleben, dass Jüngere grob geschubst oder auf die Weise aggressiv behandelt werden, die ihnen von Kindsbeinen an vertraut ist. Man kennt es von sexuell missbrauchten Kindern.

Nicht nur Ihnen wird flau, wenn Sie an Gewalt in Kitas gegenüber Kleinkindern denken. Kehren Mütter zur Arbeit in die Kita zurück, kommt es vor, dass sie einen angebotenen Betreuugsplatz nur dann annehmen, wenn ihr Kind in Gruppe X oder Y, aber auf keinen Fall durch eine der Erzieherinnen der Gruppe Z betreut wird. – So etwas erfahren Eltern natürlich nicht. Und es ist ein Phänomen, wie viele sich die Langzeitbetreuung ihrer Jüngsten schönreden. Wüssten Eltern mehr, würdem manche vielleicht vor des Geburt eines Kindes auf Urlaube verzichten, um mit dem ersparten Geld ihr Kind etwas länger daheim selbst betreuen zu können. – Jetzt, wo die vereinbarten Betreuungszeiten oftmals nicht eingehalten werden können, erscheint es vielleicht wieder attraktiver, sich selbst um die eigenen Kinder zu kämmern.

Flankierend zu den beunruhigenden Meldungen über Gewalt in Kitas scheinen momentan einige Journalisten Erzieherinnen bekunden zu lassen, dass der Erzieherberuf ihr „Traumjob“ sei, den sie gegen keinen anderen eintauschen wollten… Das gibt Eltern dann das politisch gewollte Gefühl, dass es doch gar nicht so schlimm sein könne…

BeWa
11 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Ich glaube gar nicht, dass das Traumjob-Phänomen „flankierend“ ist. Eher verhält es sich so, dass jede Stampede in den Medien ihre inhärente Schubumkehr hat.

Ich will die Kita-Gewalt nicht kleinreden, denke aber, dass der steile Anstieg der Meldungen nicht identisch ist mit einer entsprechenden Zunahme von Fällen.

Wahrscheinlich ist, dass mehr gemeldet wurde – es handelt sich also auch um eine Aufhellung des Dunkelfelds.

Trotzdem liegt sicherlich eine Zunahme aufgrund des wachsenden Stresses nahe.

Dass jetzt mit „Traumjob“ gegengehalten wird, halte ich nicht unbedingt für eine politisch motivierte Manipulation.
Was zugegeben daran liegen mag, dass ich bei mir auch ein starkes Bedürfnis verspüre, der aufgetürmten Negativität bez. des Berufes etwas entgegenzusetzen.

Mein Traumjob ist es nicht. Aber dieser Beruf gibt mir ein Gefühl von Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit. Ich fühle mich ausreichend entlohnt, arbeite supergerne in unserem Team, kann die Eltern irgendwie aushalten, den ganzen unnötigen Mist ignorieren und bin meistens richtig gerne mit den Kindern zusammen. Völlig unpädagogisch, weil’s Spaß macht.

Und dann bin ich sogar endlich, endlich so weit, Konflikte zu gehen, das „Richtige“ durchzusetzen, mich gegebenenfalls unbeliebt zu machen, OHNE mich ein ganzes Wochenende lang zu fragen, was ich besser hätte machen können.

Das ist doch fast schon ein Segen in einem Beruf, über den sich aktuell ohne hyperbolische Krisensemantik gar nicht sprechen lässt.

TschinavonMauzen
11 Monate zuvor
Antwortet  BeWa

Mir fällt immer wieder auf wie wichtig die Refelektion auch der eigenen Kindheit und Erziehungserfahrungen ist. Dem stellt sich nicht jeder gerne, den gerade bei einer nicht so tollen Kindheit gibt es Erinnerungen die weh tun und die man verdrängt. Gefährlicherweise aber genau das Verhalten bei den Kindern anwendet, dass einen als Kind selbst verletzt hat. Beispiel aus meiner Kita: wir ruhen mit den Kindern eine halbe nach dem Mittagessen aus. Als ich in der Kita anfing gingen wir dazu in einen abgedunkelten Raum und die Kinder mussten eine halbe Stunde lang auf einer Matte liegen. Natürlich gab es viel Gezappel . Die Kollegin, die mich eingearbeitet hat war da sehr streng. Die Kinder mussten ruhig liegen. Ich persönlich fand das schon befremdlich. Da ich aber gerade erst in der Kita angefangen und keine Vergleichserfahrungen hatte, habe ich versucht es umzusetzen aber bald sein gelassen. Es war mir zu stressig sowohl für mich, da ich ständig dabei war die Kinder zu ermahnen als auch für die Kinder selbst. Auf Nachfrage bei Kollegen hieß es, das Kind muss das lernen. Sonst ist es später zu unruhig in der Schule. Okay… wie gesagt mir ging’s damit nicht gut und so habe ich dann angefangen das Ausruhen abwechslungsreich zu gestalten. Statt ruhig liegen, Bilderbücher gelesen, bei Entspannungsmusik malen lassen, Selbst -Massagen angeleitet und seit neuestem mache ich mit den Kindern Yoga – Übungen. Natürlich gibt’s immer noch CD hören, denn auch das mögen die Kinder. Aber ich achte nicht so streng darauf, dass die Kinder auch ruhig liegen. Wichtig ist mir, dass sie die anderen nicht stören. Wer gar nicht liegen kann, darf am Tisch ein Bild anmalen. So ist das Ausruhen für alle tatsächlich auch ein Ausruhen und Runterkommen. Meine Kollegin hat das inzwischen so übernommen. Aber den Kreis zu durchbrechen wenn man merkt, Hey ich finde das so wie es läuft nicht gut, ist nicht so einfach. Zumal wenn man dann von erfahrenen Kolleginnen hört, dass es so sein muss. Da zweifelt man dann erstmal an sich und denkt was mach ich falsch, statt das System zu hinterfragen. Und sich dem System zu widersetzen, da braucht es eben auch Mut und Selbstvertrauen. Ich persönlich höre jetzt viel mehr auf mein Bauchgefühl. Wenn ich kein gutes Gefühl bei etwas habe, dann mach ich es nicht. Auch wenn Kolleginnen es vielleicht anders handhaben. Aber ich muss da auch mit selbst treu bleiben. Das erfordert aber eine gewisse Reife. Und das müsste viel besser geschult und gefördert werden in Form von regelmäßigen und verpflichtenden Fortbildungen. In meiner alten Stelle gab es alle zwei Jahre eine Auffrischung in Deeskalation und Deeskalationstrainer oder Heilpädagogen an die man sich wenden konnte, wenn man gemerkt hat man kommt gerade in schwierigen pädagogischen Situationen nicht zu Recht. Ziel war da auch die Situation für beide Seiten zu entspannen und das bedeutet auch eine gewisse Kreativität um an die gewünschten Ziele zu kommen. An meiner jetzigen Stelle fehlt mir das so ein bisschen.

Angelika Mauel
11 Monate zuvor
Antwortet  BeWa

Ihre Wahrmehmung deckt sich mit meiner.
https://www.mainpost.de/regional/kitzingen/koerperliche-und-seelische-gewalt-staatsanwaltschaft-wuerzburg-ermittelt-gegen-kita-mitarbeiterinnen-in-willanzheim-art-11123077
Und ich frage mich, nachdem ich vorhin nur mal unter „Kita news“ gegoogelt habe, ob eine Krippengruppe als „Kleinkindgruppe“ bezeichnet wurde, damit diese Meldung beim Googeln unter „Krippe“ nicht angezeigt wird. Es unterstellen will ich allerdings nicht, denn regional mag es sein, dass die Jüngsten einer Kita mit verschiedenen Gruppenformen als „Kleinkindgruppe“ bezeichnet werden.

BeWa
11 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Wohl eine „fachfremde“ Lokalberichterstattung, in welcher Krippe als Kleinkindgruppe bezeichnet wird.
Tagespflege ist sicher nicht gemeint, da von Kita-MA geschrieben wird.

Nach meiner Erfahrung kommen fehlerhaft angewandte Begrifflichkeiten mindestens genauso oft vor wie bewusst unscharfe Formulierungen zwecks Manipulation der Leser-/Zuhörerschaft.

In einer Lokalzeitung/bei Google wird es eher das erste sein, würde ich vermuten.