Lehrermangel: Berlins neue Bildungssenatorin setzt auf Autonomie der Schulen bei Einstellungen – GEW: fatal!

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BERLIN. Angesicht des Lehrkräftemangels hat Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) entschieden, dass die Schulen in der Bundeshauptstadt ab sofort neue Lehrkräfte wieder eigenverantwortlich einstellen dürfen. Zuletzt hatte die Schulaufsicht bestimmte Obergrenzen für Einstellungskontingente bei der Neubesetzung von Stellen festgelegt. Bei Neueinstellungen mussten Schulleitungen sich nach den Vorgaben der Verwaltung richten. „Nun gilt bei den Einstellungen wieder das Prinzip der autonomen Schule“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Die GEW hält den Schritt für fatal.

Was nützt die Freiheit, Lehrkräfte selbst einstellen zu können – wenn es keine Lehrkräfte gibt? Foto: Shutterstock

Laut einem Schreiben der Senatorin an die Schulleitungen dürfen alle Schulen wieder bis zu 100 Prozent an Einstellungen vornehmen. Zuvor war nur eine Einstellung bis 96,3 Prozent möglich – mit  dem Ziel, die Bewerberinnen und Bewerber gleichmäßiger zu verteilen. Viele Stellenangebote vor allem in den Bezirken Neukölln, Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Spandau waren zuvor abgelehnt worden.

Günther-Wünsch schreibt: „Angesichts des deutschlandweit anhaltenden Fachkräftemangels werden auch die Rahmenbedingungen, unter denen wir gemeinsam das kommende Schuljahr vorbereiten müssen, einmal mehr herausfordernd. Denn wir alle wissen: Eine schnelle und einfache Lösung für den jahrelang gewachsenen, strukturellen Lehrkräftemangel gibt es nicht, und viele Maßnahmen brauchen Zeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten.“

„Vor allem an Schulen in nicht nachgefragten Bezirken werden ausgebildete Lehrkräfte versuchen, in vermeintlich besseren Schulen und Bezirken unterzukommen“

Allerdings sei die Mangelsituation an den Schulen unterschiedlich ausgeprägt. „Vor dem Hintergrund ist es mir ein besonderes Anliegen, Ihnen Instrumente an die Hand zu geben, mit denen Sie möglichst passgenau der Situation an Ihrer Schule begegnen können“, erklärt sie. Und weiter: „Deshalb habe ich entschieden, ab sofort auf eine Steuerung im Rahmen der Einstellungskontingente zu verzichten. Das bedeutet, dass Sie auf Grundlage der Verwaltungsvorschriften für die Zumessung von Lehrkräften an öffentlichen Berliner Schulen pädagogisches Personal an Ihren Schulen einstellen können.“

Heißt konkret: „In Vorbereitung des Schuljahres 2023/24 wird es möglich sein, im
Zuge struktureller Umwandlungen nunmehr auch Logopäden, Ergotherapeuten,
Musiktherapeuten, Lerntherapeuten und pädagogische Assistenzen einzustellen. Daneben arbeiten wir derzeit intensiv daran, die Möglichkeiten der Personalkostenbudgetierung zu optimieren und vorbehaltlich der Herstellung der haushälterischen Voraussetzungen insbesondere ab dem Start des Doppelhaushaltes 2024/25 auch auf das weitere pädagogische Personal auszuweiten.“

Die GEW und ihre Vereinigung der Berliner Schulleitungen (VBS) kritisieren die Entscheidung. Damit werde auf die gleichmäßige Steuerung der Lehrkräfteverteilung auf alle Bezirke verzichtet. „Die plötzliche Kehrtwende stellt zahlreiche Schulen vor erhebliche Probleme. Es ist zu befürchten, dass bereits erfolgte Zusagen einzelner Lehrkräfte nun wieder zurückgezogen werden. Vor allem an Schulen in nicht nachgefragten Bezirken werden ausgebildete Lehrkräfte versuchen, in vermeintlich besseren Schulen und Bezirken unterzukommen. Die Schulleitungen an den betroffenen Schulen stehen dann vor der schier ausweglosen Situation, überhaupt einen geordneten Schulbetrieb im nächsten Schuljahr vorzubereiten“, kritisiert Nuri Kiefer, Vorsitzender der Berliner Schulleitungen in der Berliner GEW, und spricht von „fatalen Folgen der Entscheidung“.

„Es muss alles dafür getan werden, insbesondere die Schulen, die mit großen Herausforderungen konfrontiert sind, zu unterstützen“

„Wenn an den Schulen in sogenannten sozialen Brennpunkten die ausgebildeten Bewerber*innen wieder abspringen, wird die Schere zwischen sehr gut und sehr schlecht ausgestatteten Schulen weiter auseinandergehen. Dadurch wird die Bildungsbenachteiligung weiter verstärkt. Viele Schüler*innen werden im kommenden Schuljahr noch schlechtere Lernbedingungen vorfinden“, betont Karin Petzold, Leiterin des Vorstandbereiches Schule der GEW in der Bundeshauptstadt. „Es muss alles dafür getan werden, insbesondere die Schulen, die mit großen Herausforderungen konfrontiert sind, zu unterstützen. Dazu gehört auch, dort prioritär Verwaltungsleitungen und Assistent*innen einzustellen, um die dort arbeitenden Pädagog*innen zu entlasten“, fordert Petzold.

Die GEW und die VBS fordern die Senatsbildungsverwaltung dazu auf, gemeinsam zügig an einem Personalsteuerungskonzept zu arbeiten. „Wir brauchen in allen Bezirken und an allen Schulen gut ausgebildete Lehrkräfte“, unterstreicht Kiefer. Außerdem müssten die Betroffenen bei solchen Veränderungen beteiligt und frühzeitig informiert werden.

Günther-Wünsch verweist unterdessen auf die Dimension des Problems. Sie schreibt: „Unter dem Lehrkräftemangel leiden alle – Schulleiterinnen und Schulleiter, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und Eltern. Die Folgewirkungen für Handwerk und Unternehmen, Wirtschaft und Verwaltung, Wissenschaft und Verbände oder auch Ehrenamt wiederum gehen weiter über den Bildungsbereich hinaus. Was über viele Jahre als Problem entstanden ist, wird nicht über Nacht korrigiert werden können. Aber Sie haben in mir eine Senatorin, die fest gewillt ist, die richtigen Prioritäten zu setzen und anzupacken. Dabei setze ich auch auf Ihr herausragendes Engagement, Ihre praxisnahen Vorschläge und ein
konstruktives gemeinsames Vorgehen.“ News4teachers

So nicht! Philologen sagen, was sie vom KMK-Gutachten zum Lehrermangel halten

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Brennpunktschule
11 Monate zuvor

Die GEW ist mit dafür verantwortlich, dass die Situation an manchen Schulen so desaströs ist. Sie sollte sich überlegen, wie die Situation an den Schulen strukturell verbessert werden kann, und nicht Lehrkräfte dazu zwingen, die Folgen verfehlter Bildungspolitik auszubaden.

Anonym
11 Monate zuvor

Wegen 2 Faecher Prinzip, eine Lehrerin verlaesst Deutschland.. Anerkennung muss 2 Faecher..obwohl die Person will nur ein Fach unterrichten, Leider der Mann, der im Krankenhaus arbeitet, verlässt auch Deutschland….Toll noch mehr Kraeftemangel

silkepeter, Unna NRW
11 Monate zuvor

4 Tage Woche anbieten und damit attraktiver werden.

Vllt. auch noch Homeschooling am Montag. Die Lehrkräfte wechseln sonst in die freie Wirtsdchaft und verlassen die Öffis oder bewerben sich erst gar nicht mehr.

Georg
11 Monate zuvor

Man könnte auch sagen: Frauenquote für mehr Vollzeit funktioniert nicht, weil die Frauen keine Lust darauf haben. Die miserablen Arbeitsbedingungen in Berlins Schulen kommen noch oben drauf.

Ureinwohner Nordost
11 Monate zuvor

Liebe Elke,

und wer soll die lieben Kindelein dann beaufsichtigen?

So, wie Sie vorschlagen, geht das nicht.

Die Kindelein müssen von mindestens 07:00 bis 18:00 Uhr irgendwie verwahrt werden.
Sonst bricht die BRD-Wirtschaft völlig zusammen.

Die Erziehungsberechtigten können sonst nicht mehr (erziehen).
Die Schule kann sonst nicht mehr bilden.

Die BRD-Gesamtgesellschaft steht in einer Notsituation, einer Katastrophe.

Die BRD-Gesamtgesellschaft sollte SOFORT alle Reserven an allen Ressourcen in die Bildung stecken.

Ich sage es immer wieder, es wird mich persönlich nicht mehr treffen, zu alt.

Aber auf den Weg gebe ich mein nicht maßgebliche Meinung dennoch. 😉

dickebank
11 Monate zuvor

Die Erziehungsberechtigten – wenn Papa und Mama ebenfalls eine Viertagewoche haben, ist doch alles ganz einfach. Eltern mit Fünftagewoche oder Schichtdienst können ja Gruppen mit anderen Eltern bilden, um der Aufsichtspflicht nachzukommen.

Das Dilemma lässt sich ohnehin für die wirtschaft nur lösen, wenn endlich das Verbot der Kinderarbeit aufgehoben werden wird. Hat zu Beginn der Industrialisierung ja auch schon funktioniert. Entlastet darüber hinaus sogar noch die Rentenkassen und wirkt sich ebefalls positiv auf die Finanzsituation von Kranken- und Pflegekassen aus. Das sinkende durchschnittliche Lebensalter verringert darüberhinaus sogar den persönlichen Fußabdruck auf das Weltklima. Herz, was willst du mehr!

Samuel
11 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Ich finde es putzig, wie hier das Bild entworfen wird, alle (ALLE ALLE und ÜBERALL) hätten eine 4 Tagewoche. Süß.
Und die Lehrer Knechten 100 Stunden pro Woche für einen Hubgerlohn. Echt süß.

mika
11 Monate zuvor
Antwortet  Samuel

Hey Samuel, pssst: nicht weitersagen: wir tuuuun doch nur so, als ob wir so viel arbeiten! In Wirklichkeit trinken wir nur Latte mit Hafermilch und sagen: eh, du da! Lehrbuch Seite 18 Nummer 12! Zack Zack! Oder wir sind im Uuuurlaub (also eigentlich sind wir krank geschrieben, aber zur Erholung müssen wir eben verreisen). Wir jammern auch ganz dolle, damit alle glauben, der Job wäre stressig, und dank unserer Lobbyisten in der Politik (Sie wissen schon, der mit den faulen Säcken) ist unser Ruf derart ruiniert, dass niemand mehr Lehrer werden will! Das ist total cool, weil die Schulämter jetzt so auf uns angewiesen sind, dass man sich als Lehrer alles!!!! erlauben kann: immer krank feiern, als Ungelernter unterrichten, einfach jeden Tag um 12 nach Hause gehen und sagen: isch ab Migräääääne, auch wenn isch eigentlich nur Hausbau habe! Voll prima!
Aber bitte nicht weiter erzählen!!! Nicht, dass da noch wer kommt und den Job machen will, dann ist Konkurrenz und das schöne Lotterleben vorbei!

Ulla
1 Monat zuvor
Antwortet  Samuel

Ich musste heute 60 Kinder gleichzeitig beaufsichtigen. Echt süß, der Job.

Vierblättriges Kleeblatt
11 Monate zuvor

Ich möchte Bildungssenatorin Günther-Wünsch von der CDU hiermit an die versprochenen Nachverhandlungen erinnern, die die CDU zugunsten der nicht zu verbeamtenden Lehrer in Berlin vor den Wahlen ankündigte. Es ist nichts, aber auch gar nichts mehr davon zu hören und zu lesen. Kommt da noch was?!?

Diese Lehrer sind meistens am längsten ohne Beamtenstatus im Dienst, haben also am längsten alle Nachteile dadurch erlebt und behalten sie nun weiterhin.

Auch die versprochenen und doch wohl schon beschlossenen 300,- Euro Zuschlag für alle angestellten Lehrer ab Februar ’23 sind nicht in Sicht. Wir haben Mai !

Oberkrämer
11 Monate zuvor

Die Politiker machen sich sowas von unglaubwürdig und jammern dann nach jedem Wahlmisserfolg, sie müssten ihre Politik besser erklären und etwas gegen Politikverdrossenheit tun… bla, bla……..Warum versprechen die immer Dinge, die sie dann nicht halten können? Ich erwarte, dass die vorher nachforschen, was sich wann wie verwirklichen lässt, bevor sie damit in die Öffentlichkeit gehen.

Hornveilchen
11 Monate zuvor

Gut so! Immer mal wieder daran erinnern, sprich beim Wort nehmen! Oder sollen wir Politiker nicht beim Wort nehmen?

Fakten sind Hate
11 Monate zuvor

Und jetzt fehlt noch, dass sich die Lehrer alle paar Jahre an einer neuen Schule bewerben dürfen, anstatt darauf zu hoffen, dass sie versetzt werden.

Hmm...
11 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

bzw.: … anstatt befürchten zu müssen, dass sie gegen ihren Willen dorthin versetzt werden, wo noch mehr Bedarf ist als an der eigenen Schule.

Dietmar
11 Monate zuvor

Es erstaunt, dass die GEW für die Zwangszuweisung von Lehrkräften an Schulen plädiert, die nicht die erste Wahl dieser Lehrkräfte sind. Lehrkräfte, die sich an ihrer Schule nicht wohl fühlen, werden ihr gesamtes Engagement nicht in die ungeliebte Schule sondern in ihre Bewerbungsaktivitäten investieren, und so lange Himmel und Erde in Bewegung setzen, bis sie die Schule wechseln können. Das ist für die betroffene Lehrkraft genauso traurig, wie für die SuS, KuK und die betroffene Schulleitung. Es bringt wirklich gar nichts, LuL an Schulen zu schicken, wo diese nicht hin wollen.

Wenn es Schulen gibt, die unattraktiv sind, dann sollten sie mal damit beginnen sich attraktiver zu machen. Angebot und Nachfrage regeln sich idR über den Preis. Da die Vergütung nicht verhandelbar ist, können Schulleitungen zum Beispiel die Vier-Tage-Woche, Kita-gerechte Arbeitszeiten oder auch den Unterricht in besonders begehrten Fächern anbieten.

Und wenn es den Berliner Schulleitungen nicht gelingt potentiellen Bewerbern ein attraktives Angebot zu offerieren, müssen sie ihren Laden halt mit Logopäden, Ergotherapeuten, Musiktherapeuten, Lerntherapeuten und pädagogische Assistenzen schmeißen. In Berlin gibt es ja schon viele Lehrkräfte ohne Abitur. Zudem schont es natürlich die Finanzen der hoch verschuldeten Bundeshauptstadt, wenn sie Lehrkräfte ohne Abitur einstellt.

Palim
11 Monate zuvor
Antwortet  Dietmar

Welche Mittel werden einer Schule denn zur Verfügung gestellt, um sich attraktiver zu machen?
Eine Schule im Brennpunkt mir jahrelangen Lehrkräftemangel kann ihre begrenzte Kraft noch so sehr in Außendarstellung stecken, es bleibt eine unterversorgte Schule im Brennpunkt.
An dieser Stelle hätten die Behörden längst gegensteuern müssen, weit bessere Versorgung geben und die oben genannten Professionen nicht als Lehrkräfte, sondern als zusätzliche Unterstützung einstellen sollen.

Wer im Bildungsbereich auf „Angebot und Nachfrage“ setzt, forciert Segregation und die Benachteiligung der Benachteiligten,
müsste aber auch mal erklären, warum den Lehrkräften weiterhin A13 verwehrt und nicht A15 nachgetragen wird, gerade im Brennpunkt, wo doch die Nachfrage dort so groß ist.

Dietmar
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Der Markt regelt sich über Angebot und Nachfrage- auch der Markt für Lehrkräfte – egal ob das politisch gewollt ist oder nicht. Und Lehrkräfte werden sich mit aller Kraft gegen Abordnungen und Versetzungen gegen ihren Willen zu Wehr setzen. Wer Lehrkräfte unglücklich macht, hat Schule nicht verstanden.

Palim
11 Monate zuvor
Antwortet  Dietmar

Was glauben Sie denn, was kommen wird, wenn in Berlin nun an den bessergestellten Schulen über Gebühr Lehrkräfte eingestellt und verbeamtet werden,
an den anderen Schulen aber ein Mangel besteht?

Das Gleiche, was da passiert, wo an anderen Schulformen Lehrkräfte übrig sind: sie werden dahin abgeordnet, wo Mangel ist.
Übrigens seit Jahren und nicht allein, um die Gym-Lehrkräfte vor der Rückkehr zu G9 zu parken.

Wenn der Markt Lehrkräfte glücklich machen wollte, würden Schulen ganz anders aussehen. Der Mangel besteht ja schon seit über 10 Jahren, da hätte sich ja längst etwas tun müssen.
Stattdessen werden nun ungelernte Kräfte zu weniger Gehalt vor die gleichen Herausforderungen gestellt.

Dietmar
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Palim, Sie liefern keine neuen Argumente. Lehrkräfte, die gegen ihren Willen irgendwohin abgeordnet oder versetzt werden, werden ihre Energie nicht in die neue Schule sondern in ihre Bewerbungsaktivitäten investieren. Damit werden sie in Zeiten des Lehrkräftemangels auch immer erfolgreich sein.

Unattraktive Schulen müssen sich mit Lehrkräften ohne Staatsexamina oder sogar ohne Master oder vielleicht sogar ohne Studium oder im schlimmsten Fall ohne Abitur zufrieden geben. Das ist in Berlin auch nichts Neues.

Verantwortlich ist nicht der Markt, sondern sind die Schulleitungen, die auf dem Markt als Anbieter agieren. Sie haben maßgeblichen Einfluss auf das pädagogische Konzept ihrer Schule, familienfreundliche Einsatzpläne der Lehrkräfte, die Außendarstellung der Schule usw. Mit ihnen steht und fällt die Attraktivität der jeweiligen Schule.

Last edited 11 Monate zuvor by Dietmar
Mika
11 Monate zuvor
Antwortet  Dietmar

Insbesondere haben Schulleitungen jedoch NULL Einfluss auf die ihnen zugewiesene Schülerschaft (Stichwort Einzugsbereich) und auf den Personalschlüssel. Schulen in Berlin-Neukölln haben i.A. ne schwierigere Klientel als in Zehlendorf: logisch wandert das Personal eher ins nettere Zehlendorf ab. Da kann die Neuköllner Brennpunktschule noch so nette Konzepte haben: ohne entsprechende personelle Ausstattung nicht umsetzbar. Warum sollte ich mir als Lehrkraft Gesamtschule im Brennpunkt geben, wenn ich stattdessen Gymnasium in relativ heiler Umgebung haben kann? Und was soll die Schulleitung einer Brennpunktschule dagegensetzen? Familienfreundliche Einsatzzeiten? Allein der Begriff ist mit dem Lehrerjob unvereinbar, und bei Personalmangel wird er ad absurdum geführt. Und glauben Sie mir: nur absolute Newbies lassen sich von einer schicken Außendarstellung verführen. Spätestens nach zwei Monaten hat dann jeder gecheckt, wie viele Gemeinsamkeiten Außendarstellung und Innenleben tatsächlich haben.
Ich sehe es wie Palim: das führt entweder zum völligen Personalkollaps an „schwierigen Schulen“ oder zur Abordnung von Lehrkräften an dieselben.

Dietmar
11 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Das bringt doch nichts. Die abgeordneten Lehrkräfte bewerben sich einfach weg – zum Bund oder in an anderes Bundes/Land oder an eine Privatschule. Wer leidet wird flüchten. Und in Zeiten des Lehrkräftemangels gibt es viele Bundesländer und Schulen, die die suchenden Lehrkräfte liebend gerne aufnehmen – je nachdem sogar mit Buschgeldzulage.

Lenny
11 Monate zuvor

Durch die „Eigenverantwortung“ liegt der „Schwarze Peter“ (vorsichtshalber distanziere ich mich von dieser Bezeichnung) bei den Schulleitungen bei den Schulleitungen, die sich vergeblich bemühen werden Lehrkräfte zu gewinnen.

0815
11 Monate zuvor
Antwortet  Lenny

Natürlich. Schließlich suchen sie Mitarbeitende. Sie müssen für ihr Kollegium und dessen Konzepte werben. Wer könnte das besser als sie?

Ole S. Galen
11 Monate zuvor
Antwortet  0815

Also ich habe einen Arbeitsvertrag mit dem Land Berlin und nicht mit meiner Schule. Und was in meinem Arbeitsvertrag steht hat auch die Senatsverwaltung entschieden und nicht mein Schulleiter – der hatte keinerlei Einfluss da drauf.
Insofern hat der Schulleiter den gleichen Stellenwert wie der zukünftige Abteilungsleiter bei Einstellungen in der freien Wirtschaft.

0815
11 Monate zuvor
Antwortet  Ole S. Galen

Exakt. Und wenn der Schulleiter die Abteilung vor die Wand fährt oder einen sogar persönlich ärgert, dann beginnt man abzuwägen, ob ein Arbeitsplatzwechsel auf Dauer nicht zu mehr Arbeitszufriedenheit führt.

Aber darum geht es in dem Artikel nicht. In dem Artikel geht es darum, dass die Personalakquise vor Ort durch die Schulleitung erfolgen soll. Folglich entscheidet die Schulleitung, auch wenn der Arbeitsvertrag nachher mit dem Land geschlossen wird.

Zudem ist die Schulleitung für die Außendarstellung der Schule verantwortlich, was maßgeblichen Einfluss auf die eingehenden Bewerbungen hat.

Gudrun
11 Monate zuvor
Antwortet  Lenny

Bei wem sollte die Verantwortung denn auch sonst liegen? Schulleitungen sind ja keine hilflos der Verwaltung ausgesetzten Marionetten. Schulleitungen leiten. Und zur Leitung einer Schule gehört eben auch die Akquise von Personal und die Schule für SuS, LuL und KuK attraktiv zu machen.

447
11 Monate zuvor
Antwortet  Gudrun

Äh….doch, sind sie?
Man kann an SLs sicher manches Mal herummeckern, aber DAS ist nun wirklich eine falsche Tatsachenbehauptung.

SLs müssen zu 120% machen, was die unterste Ebene der Politiker will (Google: „vertrauensvolle Zusammenarbeit“) und müssen ebenfalls alles zu 120% erfüllen, was die BzReg wollen.

Wer das nicht tut oder gar selber denkt:
1. wird niemals SL
2. wird abberufen/versetzt

SLs haben keine volle Macht über Budget, nicht übers Personal (jedenfalls dann nicht, wenn selbiges rechtliche Bestimmungen lesen kann, was 95% der KuK halt nicht tun, warum auch immer), noch nicht einmal über den Hausmeister! (Der ist nämlich dem Schulträger untertan und was ’nen SL will kann dem mal schön ganz egal sein)

Bitte informieren Sie sich über die tatsächliche Organisationsmechanik, bevor Sie Unfug verbreiten.

Fräulein Rottenmeier
11 Monate zuvor
Antwortet  447

Vielen Dank für die halbwegs stimmige Arbeitsplatzbeschreibung…..aber ich gebe zu bedenken, dass SL schon ein klitzekleines wenig mehr sind als 120 % ige Befehlsempfänger sind. Es gibt schon ein ein gerütteltes Maß an Handlungsspielraum, den man geschickterweise nutzen sollte. Vertrauensvolle Zusammenarbeit heißt ja nicht, dass man irgendein Speichellecker ist. Im Sinne der eigenen Schule kann man schon recht viel gestalten und auch beim Schulträger durchsetzen. Das Stichwort heißt Dialog und Diplomatie. Hilfreich ist es auch, nicht wegen jedem Schiss beim Schulamt anzurufen, getreu dem Motto meines Schulrates „wer viel fragt, kriegt viel Antwort“…..und wenn man das nicht will, fragt man eben nicht und entscheidet ….klar kann man da auch mal daneben greifen…..
Über zwei Dinge kann SL aber tatsächlich nicht entscheiden: Personalausstattungsquote und Etathöhe….
BTW….der HM und die Sekretärin werden jedes Jahr von mir beurteilt, was sich finanziell auswirkt….so ganz frei drehen geht also auch nicht….

Dietmar
11 Monate zuvor
Antwortet  447

447, Ihre Darstellung entspricht nicht der Realität. Schulleitungen haben maßgeblichen Einfluss auf das pädagogische Konzept ihrer Schule, familienfreundliche Einsatzpläne der Lehrkräfte, die Außendarstellung der Schule usw. Mit ihnen steht und fällt die Attraktivität ihrer Schule. 

Ulla
1 Monat zuvor

In Nordrhein-Westfalen kommt es längst zu Zwangsversetzungen. An meiner Schule wird es zum neuen Schuljahr mit Sicherheit jemanden treffen.