Neonazi-Übergriffe: Muslimische Schüler müssen nachts aus Ferienlager flüchten

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HEIDESEE. Nach dem Brandbrief von Lehrkräften aus Brandenburg, die sich gegen Umtriebe von Neonazis an ihrer Schule zur Wehr setzen, rückt erneut das Thema Rechtsradikalismus in den Fokus: Aufgrund von rassistischen Bedrohungen und Anfeindungen von Rechtsradikalen beschlossen nun Lehrerinnen und Lehrer einer Berliner Schule, einen mehrtägigen Schulausflug in Brandenburg vorzeitig abzubrechen. Die Polizei musste die Schülerinnen und Schüler schützen.

Die Polizei musste die Schülerinnen und Schüler schützen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Schülerinnen und Schüler aus Berlin sollen in einem Ferienlager im südbrandenburgischen Heidesee in der Nacht zum Sonntag rassistisch beleidigt worden sein. Der Staatsschutz, der für politisch motivierte Straftaten zuständig ist, ermittelt wegen Volksverhetzung und Bedrohung, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Süd sagte. Die Schülerinnen und Schüler einer zehnten Klasse, größtenteils mit Migrationshintergrund, wollten in der Ferienanlage am Frauensee ein Mathe-Camp durchführen.

Jugendliche Gäste, die laut Polizei aus der Region kamen, feierten dort einen 18. Geburtstag. Aus dieser 60-köpfigen Gruppe heraus sollen die Berliner Schülerinnen und Schüler dann rassistisch beleidigt worden sein. Es soll auch zu Drohgebähren gekommen sein, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Einige der Betroffenen seien erkennbar muslimischen Glaubens und hätten Kopftücher getragen. Sätze wie „Wir klatschen euch weg, ihr Kanaken“ sind einem Bericht der „B.Z.“ zufolge gefallen. Nachts sollen die Rechtsradikalen dann versucht haben, in die Herberge einzudringen.

„Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht“

Ein Lehrer habe nach der Auseinandersetzung in der Anlage im Kreis Dahme-Spreewald die Eltern der Schüler informiert. Die Klasse sei noch in der Nacht nach Berlin zurückgefahren. Die Polizei habe die Abreise begleitet, sagte der Sprecher. Gegenüber der „B.Z.“ schilderte ein Berliner Vater, dass Eltern ihre Kinder gegen 3 Uhr aus der Unterkunft abholen mussten. „Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht. Es wird jetzt überlegt, die Matheprüfung am Mittwoch zu verschieben“, sagte der Vater demnach. Die Schüler hätten sich eigentlich in Brandenburg auf die Prüfung vorbereiten wollen, schreibt die Zeitung.

Einsatzkräfte der Polizei befragten in der Nacht Zeugen. Angaben zu den Verdächtigen konnte der Sprecher nach bisherigen Erkenntnissen aber nicht machen. Wie das Geschehen abgelaufen sei, müssten die Ermittlungen zeigen. Eine körperliche Auseinandersetzung konnte die Polizei nach eigenen Angaben verhindern. 28 Personen wurden identifiziert, wer davon als tatverdächtig gilt, ist noch unklar. Ein Sprecher der Bildungsverwaltung sagte dem „Tagesspiegel“, die Schülergruppe sei von „teils vermummten“ und „alkoholisierten“ Gestalten aus der Dunkelheit heraus angegangen worden. Die Lehrer hätten sich „wirklich bedroht“ gefühlt.

„In den Pausen kommen uns Schüler:innen mit gehobener Hand, dem sogenannten Hitlergruß entgegen… doch die meisten Lehrer:innen schauen nur weg“

Offenbar versuchen Rechtsradikale in Deutschland zunehmend, ihnen unliebsame Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer einzuschüchtern und zu drangsalieren. Lehrkräfte hatten in dem Brandbrief von täglichem Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie an ihrer Oberschule im brandenburgischen Burg berichtet (News4teachers berichtete). Sie erlebten eine „Mauer des Schweigens“ im Kollegium und in der Elternschaft. Lehrkräfte und Schüler, die offen gegen rechtsorientierte Schüler- und Elternhäuser agierten, fürchteten um ihre Sicherheit, heißt es in dem Schreiben der anonymen Verfasser.

Auch Schülerinnen und Schüler der Schule in Burg meldeten sich in einem offenen Brief öffentlich zu Wort. Darin schildern sie die Zustände an der Schule aus ihrer Sicht. „Wir kommen in den Klassenraum und sehen auf den Tischen Hakenkreuze und andere rechtsradikale Schmierereien, die am Vortag auf den Tisch geschrieben wurden. In den Pausen kommen uns Schüler:innen mit gehobener Hand, dem sogenannten Hitlergruß entgegen… doch die meisten Lehrer:innen schauen nur weg und unternehmen nichts.“ „Wir haben Angst“, heißt es.

«Ich danke der Schulleitung und den Lehrkräften, die vor Ort gewesen sind, für ihr umsichtiges Handeln»

Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch sagte den Berliner Schülerinnen und Schülern Hilfe zu. «Mit Bestürzung habe ich von den Vorfällen in Brandenburg gehört. Mit solchen Übergriffen will ich mich und dürfen wir uns nicht abfinden», teilte die CDU-Politikerin am Montag mit. «Noch heute werden wir in der Schule Termine zur psychologischen Aufarbeitung des Geschehens für die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern anbieten.» Das Krisen- und Interventionsteam der Schulpsychologischen und Inklusionspädagogischen Beratungs- und Unterstützungszentren sei umgehend verständigt worden. «Ich danke der Schulleitung und den Lehrkräften, die vor Ort gewesen sind, für ihr umsichtiges Handeln», sagte Günther-Wünsch.

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) verurteilte die rechtsextremen und rassistischen Vorfälle in Burg und Heidesee. Stübgen erklärte, bei den Vorkommnissen in Burg gebe es auch Versäumnisse der Schulsozialarbeit. Offensichtlich sei das Problem nicht rechtzeitig aufgefallen. «Jetzt ist es wichtig hier nachzuarbeiten und zu sehen, wie weit ist es denn wirklich damit», sagte Stübgen. Die Frage sei, ob es solche Vorfälle an vielen Lausitzer Schulen gebe oder ob es sich, wie er hoffe, um einen Einzelfall handle. «Meine Überzeugung ist: Man muss hier rigoros von Anfang an vorgehen und es nicht zu lange dulden. Sonst wird es immer schlimmer», sagte der Innenminister.

«Es ist kein Einzelfall», sagt die Rechtsextremismusforscherin Prof. Heike Radvan von der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg. Rechte Vorfälle seien auch kein neues Phänomen an Schulen, sondern seit vielen Jahren bekannt. Die Kultusministerkonferenz müsse nun genauer hinschauen und eine Interventionsstrategie entwickeln. News4teachers / mit Material der dpa

Rechtsextremismus an Schulen: Brandbrief-Autoren erhoffen „Aufwachen in der Politik“ – neue KMK-Präsidentin irritiert mit Hinweis auf Neutralitätsgebot

 

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potschemutschka
11 Monate zuvor

@Redaktion
Auf meine Fragen, WARUM Rechtsextremismus und Rassismus im Osten so ein großes Problem sind, antworteten Sie mir : „… psychologische Probleme, die von Menschen politisiert werden …“
Dann ist die Lösung doch eigentlich ganz einfach: Schickt genügend Psychologen und Politiker nach Brandenburg! Problem gelöst!

Ureinwohner Nordost
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Das gilt doch hoffentlich auch für den „Schwarzen Block“ der sogenannten „Linksradikalen“?
Die, die Polizisten mit Steinen und Brandbomben bewerfen.
Nicht wahr?

DerechteNorden
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Hier kann man ganz deutlich sehen, wie repräsentativ die Votes sind. Nämlich gar nicht.
Das N4T-Forum wurde von einem blau-braunen Mob heimgesucht.
Daher noch einmal die Bitte: Schaffen Sie das Voten ab! Hier sollten kommerzielle Interessen zurückstehen.

Mika
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Nun ja, ich finde, dass das Angebot der Daumen dazu verleitet, sich eben nicht inhaltlich mit dem Geposteten auseinanderzusetzen, sondern einfach durch ‚Daumen hoch/Daumen runter‘ Stimmung zu machen oder ganz kindisch (auch ich lasse mich zugegebenermaßen mitunter dazu verleiten) jemandem einen Daumen runter zu geben, weil man genervt von demjenigen ist. Im Interesse einer echten Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Inhalt des Posts fände ich die Abschaffung der Daumen auch besser. War ruhiger vorher im Forum (zumindest in meiner Wahrnehmung).

marc
11 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Ich verstehe nicht wieso man immer etwas abschaffen möchte, wenn einem das Ergebnis nicht passt.
Die Daumen fangen ein Stimmungsbild ein. Und genau dazu sind sie da. Wer die Daumen gibt oder warum er sie gibt, ist doch erstmal egal. Die Daumen erfüllen klar ihren Zweck: Sie zeigen auf, wie die Lese diesen Beitrag bewerten.
Und anstatt die Daumen zu verteufeln, sollte man sich eventuell fragen, ob das eigene Gesagte nicht doch eher eine Minderheitenmeinung darstellt, oder eventuell in den Augen vieler Leser unpassend war.

Lukas
11 Monate zuvor

Das ist sicherlich ein großes Problem, welches angegangen werden muss, aber ich wundere mich, dass die ja fast tagtäglich stattfindenden Messerangriffe nicht so eine große Rolle spielen, wie sie wahrscheinlich sollten.
Der oben geschilterte Fall ist natürlich schlimm und muss aufgeklärt werden, aber ich habe in meiner langjährigen Tätigkeit in den Schulen keinen Rassismus gegenüber Muslimen feststellen können.

Georg
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wieso darf die Kommentarsektion ein Forum gegen Rechts-, aber nicht gegen Linksextremismus sein?

Georg
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Mir geht es nicht darum, sondern allgemein.

SoBitter
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Unerträglich wie immer Georg. Und das seit Jahren immer und immer wieder. Muss man auch erstmal hinbekommen.

Lukas
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich weiß jetzt nicht, warum man als Afd-Freund und rechtsoffen bezeichnet wird, wenn man feststellt, dass man selber keinen Rassismus gegenüber muslimischen Schülern wahrgenommen hat. In den Schulen habe ich vielmehr feststellen müssen, dass muslimische Schüler andere Schüler bedroht haben. Das ist nur eine Feststellung und ich bewerte diese Feststellung auch nicht – das können Andere erledigen.
Im vorliegenden Fall sagten die Betroffenen Schüler laut Medien wohl, dass sie Rassismus aus Berlin überhaupt nicht kannten, was ich auch gut nachvollziehen kann. Wenn so etwas dann mal passiert, ist der Schock bei den betroffenen Schülern sicherlich groß – ich hoffe, die Täter werden bestraft und der Fall restlos aufgeklärt.

marc
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Manchmal bin ich etwas unsicher wie hier das Forum genutzt werden darf. Darf man unter Artikeln jetzt nur was zu Rechtsextremismus schreiben? Darf man dann keine anderen Themen einfließen lassen, wenn in der Nachricht Rechtsextremismus behandelt wird? Scheint mir doch ein etwas enger Korridor….

Walter Hasenbrot
11 Monate zuvor
Antwortet  Lukas

Die AfD ist eine rechtsextreme Partei.

AfD-Freunde als rechts offen zu bezeichen, ist also noch verharmlosend.

In vielen Fällen handelt es sich schlicht und einfach um Rechtsextreme.

Maggi
11 Monate zuvor

Es wundert mich leider weniger. Es gibt genug Medienberichterstattung, dass es rechtsradikale Personen und Gruppierungen in den Osten Deutschlands zieht und auch der Verfassungsschutz stellt dies fest:
https://m.faz.net/aktuell/politik/inland/verfassungsschuetzer-neonazis-ziehen-von-west-nach-ostdeutschland-17826582.amp.html

Hier gibt sehr strukturschwache Gebiete, die diese Menschen mehr und mehr übernehmen. Die Politik ist dringend gefordert endlich etwas dagegen zu unternehmen, sonst werden ganze Gebiete Deutschlands nicht mehr für alle Menschen betretbar sein und es wird zu noch schlimmeren Straftaten kommen als in dem Artikel beschrieben.

Erschreckend ist es jedoch, dass sich die Redaktion rechtfertigen muss, wenn sie über den Vorfall berichtet. Dass Personen inzwischen solche Vorfälle öffentlich problemlos verteidigen, zeigt, wie weit sich der Sprachduktus schon nach rechts verschoben hat. Dies darf kein wahrer Demokrat akzeptieren oder tolerieren.

Last edited 11 Monate zuvor by Maggi
Maggi
11 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Ich liebe die Menschen, die ohne Argumente in einer Diskussion teilnehmen und einfach nein sagen, bzw hier einen Daumen runter verteilen. Wenn ihr nicht einverstanden seid, dann begründet das bitte.

unverzagte
11 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Schon 2011 gaben 607 (!) rechtsradikal motivierte Straftaten Anlass in Brandenburg öffentliche Warnungen auszusprechen:

„Im Jahr 2011 wurden in Deutschland 607 Personen bei rechts motivierten Straftaten verletzt.
Ausgelöst hatte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye die Debatte mit seiner expliziten Warnung vor No go Areas in Brandenburg:

…es gibt kleine und mittlere Städte in Brandenburg und anderswo, wo ich keinem, der eine andere Hautfarbe hat, raten würde, hinzugehen. Er würde sie möglicherweise lebend nicht mehr verlassen.“

https://www.politische-bildung-brandenburg.de/lexikon/no-go-areas-angstzonen

Hannah
11 Monate zuvor

Zum Thema Neonazis gibt es gerade eine sehr gute, aber auch erschreckende Doku in der ZDF Mediathek. Geständnisse eines Neonazis. NSU, Hanau, Halle sind keine Einzelfälle und es werden immer wieder solche Verbrechen geschehen. Leider ist der Staat auf dem rechten Auge blind.

unverzagte
11 Monate zuvor
Antwortet  Hannah
potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Hannah

Ich habe mir den 1. Teil angesehen. Erschreckend! Eine Frage habe ich: Es wird gesagt, 1952 gründete sich die „Viking-Jugend“ und es gab/gibt diese völkischen Siedler – war das alles in der DDR?

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich will keinesfalls von dem Problem Rechtsextremismus ablenken. Ich finde das, was passiert furchtbar und es macht mir Angst. Aber, wie @Mika schon einmal sagte, es ist verdammt noch mal ein gesamtdeutsches Problem und das Hin- und Herschieben des Schwarzen Peters und einfache Antworten (mehr Demokratie-Bildung in Schulen) machen es nicht besser. WO LIEGEN DIE URSACHEN IN OST UND WEST? Wie kommt man an diese Jugendlichen heran? Mit Lehrern und Sozialarbeitern, von denen es nicht genug gibt? Oder finden wir uns damit ab, dass 10% der Menschen eben rechts sind, wie @Uwe sagte? Warum nehmen überall in Europa rechte Tendenzen zu? Ich weiß es nicht. Aber solange die Ursachen nicht erforscht werden, nützen alle schönen Worte nichts (Der Staatsbürgerkunde-Unterricht hat der DDR auch irgendwie nicht geholfen).

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Also Rassismus ist die Wurzel für Rechtsextremismus und weil es in der DDR kaum Ausländer gab, ist dort das Problem besonders groß. Stimmt alles. ABER: Warum werden dann, in Frankreich z. B., die Rechten immer stärker? Dort leben ja schon sehr lange viele Menschen anderer Hautfarbe, Kultur und Religion? In einem Punkt muss ich mich berichtigen: Rechtsextremismus ist kein gesamtdeutsches, sondern ein gesamteuropäisches (wenn nicht sogar globales) Problem.

marc
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Das ist mir alles zu einfach. Ostdeutschland hat vor der AFD in Landtagswahlen regelmäßig über 20 bis 25% PDS gewählt. Und jetzt sollen die Wähler alle rechtsradikal oder rechtsextrem sein?
Ich denke man vertut sich da wenn man den Leuten eine ureigene rechtsextreme Haltung zuschreibt. Das ist dann auch nicht nur die Verarbeitung eines Erbes. Eventuell ist das auch einfach die Folge aktueller Politik. Wenn die Leute einfach das Gefühl haben, dass die Politik nicht in ihrem Sinne handelt und wählen dann aus Protest. Ich glaube besonders die Migrationskrise hat da viele Leute zur AFD getrieben.

Marc
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Also glauben Sie dass 25 Prozent der Leute einfach pauschal rechtsextrem sind und die hauptsächlich extrem wählen wollen (egal ob pds, npd oder afd)?
Starke Behauptung. Ich glaube einfach dass viele auch unzufrieden mit den aktuellen Parteien sind. Und da geht es um aktuelle Politik wie Corona, soziales Klima (Lagerdenken und Spaltung der Gesellschaft) und auch Migration. Besonders weil Migration auch teilweise ursächlich für Themen wie Kitaplätze, Lehrermangel, Wohnraummangel, Medikamentenmangel ist. Das sollte man nicht alles verneinen. Denn viele Leute wollen eben eine andere Politik. Ob die Afd die Antwort ist, glaube ich nicht. Für viele Menschen sind aber cdu, grüne, spd, fdp keine Antwort mehr

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Was ist mit Österreich und Schweden – Die hatten keine sozialistische Diktatur und sind als Kolonialmächte auch nicht sehr bekannt? Mein Vorschlag, wir einigen uns auf folgendes: Rechtsextremismus ist ein riesiges globales Problem, aber WARUM ist immer noch nicht klar! Alle bisherigen Versuche, die Gründe zu benennen sind nicht ausreichend, jedenfalls nicht für mich.

Maggi
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Liebe Redaktion,

mir greift der monocausale Erklärungsansatz zu kurz. Es gibt natürlich mehr als nur die nicht aufgearbeitete nationalsozialistische Vergangenheit in der DDR, die zu der derzeitigen politischen Lage im Osten Deutschlands geführt hat.

Die total missglückte Wende und der damit einhergehende Verlust des bisherigen Wohlstands und des sozialen Status. Dies kombiniert mit der Flüchtlingskrise 1990 und der Unterbringung der Schutzsuchenden im Osten Deutschlands führten dazu, dass diese Ängste nochmal verstärkt wurden. Damit ging eine auch der Vertauensverlust in das politische System der Demokratie verloren, da über die Treuhand etc. die „Ossis“ von den „Wessis“ auf gut deutsch verarscht worden sind. In dieser Situation konnten populistische Parteien, damals NPD und REP viele Stimmen gewinnen, in dem sie diese Situation ausnutzten, was in den brennenden Flüchtlingsunterkünften.

Gesellschaftlich führte nicht nur das ungleiche Lohngefälle dazu, dass die gebildeteren Menschen aus den östlichen Gebieten in den Westen gingen, um hier mehr zu verdienen und sich ein besseres Leben aufzubauen. Somit blieben eher weniger gebildete und alte Menschen im Osten Deutschlands zurück. Auch die Wirtschaft hat es bis heute noch nicht geschafft aus dem Osten einen guten Industriestandpunkt zu machen, wie es z.B. im Westen viele gibt (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, etc..). Gleichzeitig sind Menschen mit geringerer Bildung leichter zu manipulieren, da sie sich oft nicht so umfassend und kontrovers informieren, wie es besser gebildete machen. Ich pauschalisiere hier, aber im Durchschnitt stimmt es leider.

Ebenso konkurrieren Menschen aus dem sozialschwachen Milieu mit den Flüchtlingen durchaus um Arbeitsplätze, wenn sie aus der EU kommen, und Wohnungen. Dies liegt am Wohnungsmangel, der durch politische Versagen der etablierten Parteien entstanden ist.

Seid ein paar Jahren kommt nun ein neues Phänomen dazu, das die politische Landschaft im Osten inzwischen massiv prägt und noch mehr prägen wird, wenn die Politik und Gesellschaft nicht schnellstens etwas gegen unternimmt. Die im Osten Deutschlands beschriebenen Landschaften haben sich in den 30 Jahren seit der Wiedervereinigung verändert. Die jungen Menschen sind weggezogen und die älteren Menschen, die zurückgeblieben waren, sind inzwischen z. T. verstorben. In diese verlassenen Gegenden ziehen immer mehr rechtsorientierte Menschen aus ganz Deutschland, da sie hier ihre Siedlungsidee zum einen kostengünstig umsetzen können, zum anderen auf Dauer die Mehrheit im Dorf oder sogar in ganzen Bundesländern stellen und so ihre politischen Ideen umsetzen können. Dies ist ein riesiges Problem, das auf das Versagen von ganz Deutschland, sowohl Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zurückzuführen ist.
Dieses Schreiben soll auf keinen Fall das Verhalten oder Tat von Extremisten rechtfertigen, sondern die vielfältigen Ursachen aufzeigen, die zu der jetztigen Situation geführt haben. Ich habe ganz viel weggelassen: NSU, weitere Krisen etc. Das ist mir bewusst, aber es würde auch den Rahmen hier sprengen.

Hannah
11 Monate zuvor
Antwortet  Hannah

Oh, hier scheinen viele Rechte und Neonazis unterwegs zu sein. Und ich hoffe sehr, dass das nicht alles LehrerInnen sind.