Allen Ernstes: Feller ernennt nach IT-Pannenserie das Schulministerium zum “Kompetenzzentrum für Web-Anwendungen”

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DÜSSELDORF. NRW-Schulministerin Dorothee Feller steht nach der Verschiebung von Abitur-Klausuren infolge einer Download-Panne sowie einem Datenleck beim Landesinstitut für Schule unter Druck. Mit einem Bündel von Maßnahmen will sie die IT im Schulbereich sicherer machen. Fast schon lustig: Das Ministerium, das die Pannenserie zu verantworten hat – und es darüber hinaus in mehr als zehn Jahren nicht geschafft hat, die Schulplattform Logineo komplett auszurollen -, soll zum «Kompetenzzentrum für Web-Anwendungen» werden.

Wie viel Kompetenz braucht man für ein Kompetenzzentrum? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Nach der Download-Panne bei den diesjährigen Abiturklausuren und gravierenden Datenlecks in einem Schulinstitut will das nordrhein-westfälische Schulministerium den IT-Bereich stärken. Dennoch seien auch künftig technische Probleme nicht auszuschließen, sagte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) in Düsseldorf. «Die Verschiebung der Abiturprüfungen in Nordrhein-Westfalen darf sich nicht wiederholen», betonte sie. Durch technische Änderungen sei der Ablauf für das Zentralabitur im nächsten Jahr bereits «optimiert» worden. Im Schulausschuss des Landtags stellte Feller die Konsequenzen aus den IT-Pannen vor.

Wegen der Panne beim Herunterladen der Prüfungsaufgaben hatte das Schulministerium im April den geplanten Start der Abitur-Klausuren in sechs Prüfungsfächern von einem Mittwoch auf Freitag verlegen müssen. Erst am späten Dienstagabend vor dem ersten Prüfungstag waren die Schulen darüber informiert worden. Betroffen waren rund 30.000 der landesweit 72.000 Abiturientinnen und Abiturienten.

Der Downloadprozess der Aufgaben wird künftig zeitlich vorgezogen, die Dateien werden in Zukunft schon mit drei Tagen Vorlauf bereitgestellt. Die Schulen können die Aufgaben aber erst am Tag vor der Prüfung einsehen. Dazu bekommen sie einen Freigabeschlüssel. So bleibe im Fall einer technischen Störung – «die nie in Gänze ausgeschlossen werden kann» – deutlich mehr Zeit für die Behebung des Problems oder die Aktivierung eines Notfallsystems, sagte Feller.

Das technische Verfahren der Verteilung der Abituraufgaben und der Aufgaben für die Zentralen Prüfungen nach der Klasse 10 wird neu ausgeschrieben. Künftig werden die Anforderungen an die Traglast des IT-Systems erhöht. Es muss in der Lage sein, in großem Umfang Videodateien oder Hörverstehensaufgaben zu distribuieren und deutlich mehr gleichzeitige Nutzerzugriffe verarbeiten können. Auch der bisherige Dienstleister, in dessen Verantwortungsbereich es zu der Download-Panne kam, könne sich wieder bewerben, so Feller. Die Kontrolle der Aufgaben besonders im Lektorat soll verbessert werden. Eine hundertprozentige Fehlerfreiheit werde es aber nicht geben.

«Das Ministerium wird stärker beratend tätig werden, die Einhaltung technischer Standards kontrollieren und die Web-Verfahren freigeben»

Vor einigen Wochen war zudem ein gravierendes Datenleck im IT-System des Schulinstituts Qualis aufgedeckt worden. Mindestens 16.557 Datensätze waren vom Qualis-Server ausgelesen worden, vor allem Vor- und Zunamen von Lehrkräften und Qualis-Mitarbeitern. Außerdem waren weitere IT-Schwachstellen in den Web-Anwendungen entdeckt worden. Feller ließ den betroffenen Server deaktivieren. Externe Prüfer empfahlen nun in einem vertraulichen Bericht zahlreiche IT-Schutzmaßnahmen. Alle Empfehlungen werde ihr Haus umsetzen, sagte Feller.

Zu Wochenbeginn wurde dann noch bekannt, dass die Qualis-Homepage mit einem Content-Management-System betrieben wird, für das es bereits seit 2021 keine Sicherheitsupdates mehr gibt (News4teachers berichtete).

Dessen ungeachtet: Das Ministerium werde ein «Kompetenzzentrum» für Web-Anwendungen einrichten, kündigte die Schulministerin an. Künftig werden Web-Anwendungen somit zentral aus Fellers Haus gesteuert. Ihr Haus werde «stärker beratend tätig werden, die Einhaltung technischer Standards kontrollieren und die Web-Verfahren freigeben», sagte Feller. Sie halte aber generell an dem Schulinstitut und dessen Sitz in Soest fest. «Wir brauchen ein Landesinstitut.» Im Fall einer erneuten Störung will das Ministerium einen Krisenstab einrichten.

Das Schulministerium als Kompetenzzentrum für Web-Anwendungen? Zur Erinnerung: Das Schulministerium verantwortet auch Logineo NRW, das missglückte Schulportal des Landes. Statt des ursprünglich angekündigten Angebots aus einem Guss, mit dem Lehrkräfte unterrichten und kommunizieren können, gibt es unter dem Namen «Logineo“ nämlich gleich mehrere getrennte Anwendungen, die allesamt aus der Zeit gefallen scheinen. Auch nach mehr als zehn Jahren Entwicklungsarbeit haben die meisten Schülerinnen und Schüler keinen Zugang zu dem System.

Unlängst wurde ein Prüfbericht zu «Logineo» veröffentlicht.  «Fünf Handlungsbedarfe» werden darin vom beauftragten Fraunhofer-Institut identifiziert – und die betreffen praktisch alles, was Logineo ausmacht: die schiefe Architektur der Plattform, die fehlende Benutzerfreundlichkeit, fehlende Schnittstellen, um Lernapps oder andere Software einzubinden, die fehlenden Office-Anwendungen, schlechter Service – und die unzureichenden Mittel, um ein vernünftiges Angebot daraus zu machen. Einziger Pluspunkt: der Datenschutz. News4teachers / mit Material der dpa

Steckt hinter der Abi-Panne ein grundsätzliches Problem – nämlich die Unfähigkeit der Kultusministerien, die Digitalisierung zu managen?

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8 Kommentare
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Einer
1 Jahr zuvor

Wieso ist doch alles richtig. “Soll zum Kompetenzzentrum werden” – später mal, irgendwann in einer fernen Zukunft, wenn es den wirklich guten IT-Fachleuten in der freien Wirtschaft nicht mehr so gut gefällt und sie einen ehrenwerten (aber schlecht bezahlten) Behördenjob annehmen. pete astra oder so ähnlich.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Einer

Gute IT-Leute gehen weder in den öffentlichen Dienst noch in die deutsche Wirtschaft. Im Ausland sind die Bedingungen und die Bezahlung viel besser.

Mein Name ist Hase
1 Jahr zuvor

Oh! What a tangled web we weave …

Finagle
1 Jahr zuvor

Dort ist also die gesamte, vorhandene Kompetenz in Sachen Digitalisierung zentralisiert….ja doch, ist leider eine absolut überzeugende Vorstellung.

Ureinwohner Nordost
1 Jahr zuvor
Antwortet  Finagle

Sie meinen WAS auf Deutsch?

Entschuldigung, das geht an den HASEN, (weiß ich was)?

Last edited 1 Jahr zuvor by Ureinwohner Nordost
gehtsnoch
1 Jahr zuvor

Kompetenzzentrum für Web-Anwendungen”
also nichts weiter als eine organisatorische Bündelung von

Fachwissen,Verantwortlichkeit,Zuständigkeit undBefugnissenin zeitlicher und inhaltlicher Form.

Kompetenz (Wissen und Können) anzupreisen aber letztlich nur die vollständige Kontrolle zu meinen, wie die kompetenzbezogene Kontrolle über Aufgaben auch von Dritten könnte auch als Misstrauen interpretiert sein.
Fehlt mir noch der Werbespruch des nächsten neuen Leuchtturmprojektes nach logineo.

Last edited 1 Jahr zuvor by gehtsnoch
Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Nicht zu vergessen einige Posten für Günstlinge.

dickebank
1 Jahr zuvor

Da gibt es ein(e) MissVerständnis, finde den Web-Fehler:)
(Oder schreibt man das Web-Feller?)