Ataman: Rechtsextreme Übergriffe an Burger Schule sind nur „Spitze des Eisbergs“

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BERLIN. Nach Einschätzung der Antidiskriminierungsbeauftragten des Bundes, Ferda Ataman, sind die rechtsextremen Vorfälle an einer Schule im Brandenburgischen Burg «nur die Spitze des Eisbergs» gewesen. «Diskriminierung fängt viel früher an. Umso wichtiger ist es, zu handeln und nicht zu schweigen», sagte Ataman in einer Mitteilung zu einer Preisverleihung zu Antidiskriminierungsprojekten an Schulen am Donnerstag.

„Handeln – nicht schweigen“: Ferda Ataman, die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung. Foto: Stephan Röhl / Heinrich-Böll-Stiftung / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)

«Schulen sind keine diskriminierungsfreien Zonen. Im Gegenteil: Nirgendwo lohnt es sich mehr, sich für ein respektvolles, faires Miteinander zu engagieren», sagte die Antidiskriminierungsbeauftragte. «Wenn rechtsextreme Vorfälle wie jüngst in Brandenburg bekannt werden, ist das nur die Spitze des Eisbergs.»

Im Mai war ein Brief bekannt geworden, in dem Lehrkräfte einer Oberschule aus dem Spreewald in Brandenburg beklagten, sie seien täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert. Zudem erlebten sie eine «Mauer des Schweigens». Lehrkräfte und Schüler, die offen gegen rechtsorientierte Schüler- und Elternhäuser agierten, fürchteten um ihre Sicherheit (News4teachers berichtete).

Bei der Preisverleihung im Wettbewerb „fair@school – Schulen gegen Diskriminierung“ am Donnerstag sagte Ataman, man wolle, dass Antidiskriminierung Schule mache. Der erste Preis ging an ein Theaterprojekt gegen Alltagsrassismus, Intoleranz und für Vielfalt der Hohen Landesschule Hanau in Hessen. Die Preise waren jeweils mit 5000, 3000 und zwei Mal 2000 Euro dotiert.

fair@school – Schulen gegen Diskriminierung

Schulische Vorbilder im Einsatz für Fairness, Respekt und Gleichbehandlung: Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Cornelsen Verlag haben beim Wettbewerb „fair@school – Schulen gegen Diskriminierung“ vorbildhafte Projekte ausgezeichnet.

Seit dem Start des Wettbewerbs im Jahr 2017 haben sich mittlerweile bundesweit 570 Schulen beteiligt. Aus 168 Bewerbungen – so vielen wie nie zuvor – wurden zehn nominiert und schließlich vier ausgezeichnet. Eine Fachjury wählte nach einer Sichtung des Zentrums für Bildungsintegration (ZBI) der Stiftung Universität Hildesheim die Preisträger*innen aus. Aufgrund der vielen sehr guten Einreichungen wurde der dritte Preis in diesem Jahr sogar doppelt vergeben.

Frank Thalhofer, Geschäftsführer des Cornelsen Verlags sagte: „Die große Menge an wirklich sehr guten Einreichungen macht Hoffnung auf eine Zukunft, in der Diskriminierung in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr hat. Mit fair@school zeichnen wir herausragende Projekte aus und geben ihnen die Bühne, die sie verdienen: Es sind allesamt Musterbeispiele dafür, wie Offenheit und Respekt im Klassenzimmer vermittelt werden kann.“

Den ersten Preis erhielt das Theaterprojekt A.N.D.ers der Hohen Landesschule Hanau in Hessen. Das Theaterstück gegen Alltagsrassismus, Intoleranz und für Vielfalt wurde anlässlich des Anschlags in Hanau von der Schultheatergruppe HOLA entwickelt und nach der Pandemie im September 2022 im Comoedienhaus in Hanau uraufgeführt. Es basiert auf einer intensiven Auseinandersetzung der Mitglieder mit Alltagsrassismus und Diversität, sie konnten ihre Mehrsprachigkeit und eigene Erfahrungen mit einbringen.

Der zweite Preis ging an die Anti-Rassismus-AG am Burghardt Gymnasium Buchen in Baden-Württemberg. Nach mehreren rassistischen Vorfällen in den vergangenen Jahren (sowohl von Schüler*innen als auch von Lehrer*innen), begann eine Gruppe von Schüler*innen, sich regelmäßig zu treffen, um sich über Diskriminierungserfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu stärken. Daraus erwuchs eine Arbeitsgemeinschaft, in der Schüler*innen und Lehrkräfte gemeinsam mit Projekt- und Thementagen, Ausstellungen, Gedenktagen, Fortbildungen für Lehrkräfte und weiteren Aktionen den Weg zur rassismuskritischen Schule beschreiten.

Ein dritter Preis ging an den Black History Projekttag der Grüneberg-Grundschule in Köln, Nordrhein-Westfalen. Jede Klasse der Grüneberg-Grundschule stellte eine berühmte Schwarze Person in einer schulinternen Ausstellung vor, die Schüler*innen brachten dabei ihre individuellen Talente und Stärken ein. Mit dem Projekt sollen Gespräche, Austausch und Diskussionen mit den Kindern angestoßen werden, um Ausgrenzungen und Rassismus schon in der Grundschule entgegenzuwirken.

Ein weiterer dritter Preis ging an den Demokratieausschuss des Lise-Meitner-Gymnasiums aus Crailsheim in Baden-Württemberg. Der Demokratieausschuss basiert auf dem freiwilligen Engagement der Schüler*innen, ist für jeden offen und steht nach eigener Aussage für Toleranz, demokratische Grundwerte, Miteinander, Vielfalt, Akzeptanz, Courage und Engagement. In der Arbeitsgemeinschaft, die sich als Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wendet, werden Themen zunächst besprochen, um sie anschließend aktiv und in der Schule sichtbar umzusetzen.

Mehr Infos zum Wettbewerb unter www.fair-at-school.de.

Rechtsextremismus an Schulen zieht Kreise – immer mehr Fälle werden bekannt

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OttoderKleine
10 Monate zuvor

In dieser Welt ist leider vieles, was entdeckt wird, nur die Spitze eines Eisbergs: Die Korruption, dubiose Grundstücksgeschäfte zu Lasten des Steuerzahlers, die Mengen an geschmuggelten Drogen (die der Zoll nicht erwischt), Gewalt (auch mit Waffen) in bestimmten Kreisen von mafiösen Strukturen, Bedrohungen aller Art, Messer in Schulen, Aktivitäten von Schleppern zu Wucherpreisen, illegale Aktivitäten von ausländischen Geheimdiensten bis hin zu Morden an Oppositionellen, usw. usw. usw.
Es wäre doch merkwürdig, wenn die Aktivitäten politischer Extremisten da eine Ausnahme machten. Alle Extremisten aller Richtungen verstecken sich gerne in der Duldung durch passive Sympathisanten (nebenbei: Das ist das Guerilla-Prinzip). Der Rechtsstaat müsste bei vielem durchgreifen, ist aber möglicherweise schon überfordert. Das Problem könnte sein, dass bei allzu vielen Dingen schon gesagt wird „dagegen können wir doch nichts machen“.

Georg
10 Monate zuvor

Die Spitze des Eisbergs bezieht sich sich nur auf einen kleinen Teil ganz oben. Wenn man also das Fundament und den Mittelteil los wird, spielt die Spitze keine Rolle mehr, weil sie ohnehin wegbricht. Ich bin mir aber unsicher, ob Frau Ataman das so meint.