Christen werden knapp: Land sucht nach Wegen für den Religionsunterricht

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MAGDEBURG. In Sachsen-Anhalt sind Christen in der deutlichen Minderzahl. Religionsunterricht hat es auch an den Schulen nicht leicht, teils werden Gruppengrößen nicht erreicht. Die Suche nach Lösungen läuft.

Keine Schüler, keine Lehrkräfte – Religionsunterricht wird zunehmend zum Problem. Foto: Shutterstock

Angesichts teils geringer Schülerzahlen und auch fehlender Lehrkräfte wird in Sachsen-Anhalt nach Wegen für den Religionsunterricht gesucht – auch konfessionsübergreifend. Es sei teilweise nicht ganz einfach, die Gruppenstärken für konfessionell getrennten Unterricht zusammen zu bekommen, sagte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) am Mittwoch in Schönebeck. Man wolle Religionsunterricht nach den Wünschen der Schüler möglich machen. Möglich ist inzwischen der konfessionell-kooperative Religionsunterricht.

Die Ministerin stellte gemeinsam mit Kirchenvertretern wie dem katholischen Bischof Gerhard Feige eine Handreichung für den Religionsunterricht vor. Ein großer Teil widmet sich der Umsetzung des kooperativen Religionsunterrichts.

Der konfessionelle Religionsunterricht in kooperativer Profilierung soll den Angaben zufolge der religiösen, konfessionellen und weltanschaulichen Vielfalt der Gesellschaft Rechnung tragen. Zugleich gehe die Zahl der christlich-konfessionell gebunden Schülerinnen und Schüler zurück. Durch die konfessionelle Kooperation solle ein verbessertes Lernangebot geschaffen werden, das die Gemeinsamkeiten zwischen den Konfessionen stärke und den Umgang mit den bleibenden Unterschieden einübe.

Im Gespräch mit Schülern und Lehrkräften des Schönebecker Dr.-Carl-Hermann-Gymnasiums Schönebeck wurde deutlich, dass im Zentrum des Religionsunterrichts Themen wie Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und die persönliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler stehen. Viele Schüler seien nicht religiös gebunden. Der Religionsunterricht ist grundsätzlich offen für Schüler, die nicht den beiden großen christlichen Kirchen angehören.

Katholischer und evangelischer Religionsunterricht sind in Sachsen-Anhalt ordentliche Unterrichtsfächer. Zuletzt hatten laut dem Ministerium etwa 151.000 Schülerinnen und Schüler Ethik-Unterricht gewählt, 26.000 evangelischen und rund 1.100 katholischen Religionsunterricht.

Der konfessionell-kooperative Religionsunterricht soll religiöse Kompetenzen vermitteln und den Dialog und das Miteinander unterschiedlicher Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen fördern. Lerngruppen können klassen- oder jahrgangsübergreifend gebildet werden. News4teachers / mit Material der dpa

Kaum noch Religionsunterricht – stattdessen Ethik: Modell für Deutschland?

 

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0815
10 Monate zuvor

So lange die Kirchen so große Probleme haben das vorzuleben, was sie predigen, scheint es mir unangemessen, SuS in diese Richtung zu bilden. Ein ehrlicher Religionsunterricht müsste auch die vielen Probleme der großen Religionsgemeinschaften thematisieren. Doch das kann Kindern mit Sicherheit nicht zugemutet werden.

Vor dem Hintergrund, dass deutlich zu viele SuS Probleme mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen haben, sollte der Religionsunterricht bis auf weiteres ausgesetzt werden, und mehr Unterrichtszeit in den Erwerb dieser Basiskompetenzen gelegt werden.

Dietmar
10 Monate zuvor
Antwortet  0815

Mitglied in einer der zwei großen Kirchen sind mittlerweile weniger als 50 Prozent der Deutschen. Die Tendenz geht in Richtung 30 Prozent. Da ist es doch wirklich unangemessen, dass die Verfassung dieser Minderheit in unseren Schulen Unterrichtszeit reserviert. Diese Zeit könnte wirklich besser verwendet werden. Die ReligionslehrerInnen sollten in Zeiten des LehrerInnenmangels mal besser in ihrem Zweitfach eingesetzt werden oder ein Mangelfach nachstudieren.

Last edited 10 Monate zuvor by Dietmar
uesdW
10 Monate zuvor
Antwortet  Dietmar

Tja, wenn man das so sehen möchte, dann sind wir doch mal bitte richtig konsequent. Dann schaffen wir doch auch alle Feiertage ab, die auf den christlichen Traditionen basieren. Die haben dann auch keine Berechtigung mehr. Die Bedeutung einiger dieser Tage ist viele ja sowieso nicht mehr klar.
Die Wirtschaft wird es freuen.

Teacher Andi
10 Monate zuvor
Antwortet  uesdW

Ich hätte nichts dagegen, wirklich. Und mit diesem, in meinen Augen schwachen, Argument wird immer wieder reflexartig aufgewartet. Für Lehrer würde sich nicht viel ändern, da die meisten Feiertage sowieso in die unterrichtsfreie Zeit fallen. Es bleiben zwei Donnerstage, geschenkt. Für andere Arbeitnehmer könnte man in Erwägung ziehen, die Urlaubstage aufzustocken.
Im Prinzip steht dies aber hier nicht zur Diskussion, sondern ob es tatsächlich gerechtfertigt ist, Religion in der Form an den Schulen verbindlich zu machen, die Vorzeichen haben sich geändert. Die Glaubwürdigkeit sinkt immer mehr. In Zeiten von schweren finanziellen Krisen ist die fürstliche Unterstützung der eh schon reichen Kirche nicht nachvollziehbar. Allein der Kirchentag in Nürnberg kostet den Steuerzahler ca. 10 Millionen Euro. Derweil schmückt sich die Kirche mit diesem Event. Gehört jetzt auch nicht unbedingt zum Thema, aber man merkt, das System gehört in seiner Gänze hinterfragt.

Fisch
10 Monate zuvor
Antwortet  uesdW

Ja, die Feiertage erleben viele als Last, was sich beispielsweise immer wieder daran zeigt, dass sich um Weihnachten herum mehr Menschen das Leben nehmen als unter dem Jahr.

Aber natürlich haben die Feiertage nichts mit den Kirchen zu tun, die sie irgendwann in grauer Vorzeit ins Leben gerufen haben.

Christen feiern Weihnachten, auch wenn sie keiner der zwei großen Kirchen angehören.

Ich persönlich denke eh, dass ernsthafte Christen nicht Mitglied in einer der zwei großen Kirchen sein können.

Bla
10 Monate zuvor
Antwortet  uesdW

Genau, christliche Feiertage abschaffen. Dann wäre Platz für andere Feiertage, wenn man welche „braucht“. Schöne … ich nenns mal … „Thementage“ (bspw. Weltkrebstag – 04. Februar).
Fände ich super.
Und diese Tage hätten meines Erachtens nach eine größere Bedeutung, als die Christlichen.

Witzig, das Selbe hatte ich jetzt am Fronleichnam wieder mal festgestellt. Wie viele „Christen“ das auch nicht wussten/wissen, wenn man mal nachfragt, worum es an dem Tag geht/ging.
Hat der Religionsunterricht und das Interesse an dem Feiertag mal gut funktioniert.

Die Wirtschaft wird es überwiegend nicht jucken, wenn die Anzahl der Feiertage gleich bleibt und einfach ein anderes „Thema“ haben. Von beiden Seiten wohl dann kaum eine große Änderung von der Arbeit her.

Fisch
10 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Ja, der Religionsunterricht funktioniert nicht. Deshalb könnte man ihn ja auch aussetzen, zu Gunsten von Lesen, Schreiben und Rechnen.

Roxanne
10 Monate zuvor

Schade wie schnell wir vergessen, dass die ersten Schulen von Christliche Kirchen organisiert wurden und wie wir als Europäier nur als Christen überlebt haben!

epikur
10 Monate zuvor
Antwortet  Roxanne

Ja, die Kirche hatte schon von je her ein vitales Interesse an der Bildung ihrer Schäfchen. 🙂 Darum begann sie sofort nach ihrer Machtübernahme als Staatskirche im Jahre 380 mit der sukzessiven Zerschlagung des dreistufigen Bildungssystems im römischen Reich. Erst die Grundschule, zuletzt gar die Philosophenschule in Athen im Jahre 562. Nicht einmal Adlige konnten schreiben. Karl I. unterschrieb mit einem Unterzeichnungsstrich. Lediglich Klerikern war das Lesen erlaubt. Erkenntnisse, die gegen den Wortlaut der Bibel standen, wurden unterdrückt, ihre Verfechter als Ketzer verbrannt. Die antiken Wissenschaftler, wie Aristoteles, waren verboten. Erst die Renaissance – Humanisten konnten sich im 15.Jahrhundert von der religiösen Umklammerung befreien. Die Kirche hielt ihre Schäfchen über 1.000 Jahre in geistiger Umnachtung. Wissen ist Macht und wird gefährlich, wenn die Schäfchen plötzlich Durchblick erhalten. Bis zum 2. Vatikanischen Konzil mussten Kleriker gar einen Antimodernisten- Eid schwören.
Der heutige Wissensstand wurde t r o t z Kirche erreicht. Er ist mit Sicherheit nicht Ergebnis des Bildungsbestrebens der Kirche.

Pälzer
10 Monate zuvor
Antwortet  epikur

In Ihrem Text ist viel geschichtlicher Unsinn enthalten.

epikur
10 Monate zuvor
Antwortet  Roxanne

Zu: „wie wir als Europäer nur als Christen überlebt haben“
Man sehe sich Andalusien an, wo die Mauren zusammen mit Juden und Christen über Jahrhunderte eine Hochkultur aufbauten. Sie wurde durch die Reqoncuista zerstört. Allein in Toledo wurden eine Million Bücher verbrannt. Und das sinnesfeindliche und bildungsferne Christendogma hielt Einzug. Das Dogma, das bereits die Errungenschaften der Antike vernichtete und in Vergessenheit geraten ließ.
Wer weiß, wie weit sich Wissenschaft, Kultur und Ethik in Europa entwickelt hätten, hätten sich beispielsweise die von der Kirche verbotenen Lehren des Epikurs über Europa verbreitet. Wissen und Sinnesfreuden sind Bestandteil seiner Lehre und nicht verfolgungswürdig, wie im Katholizismus.

Bernd
6 Monate zuvor
Antwortet  epikur

Dafür gab es ja die Aufklärung.

Aber seien Sie beruhigt: aktuell entwickeln wir uns wieder zurück.

HorchHorch
10 Monate zuvor
Antwortet  Roxanne

Können Sie dazu noch ein paar ergänzende Informationen schreiben. Warum konnten die Europäer nur als Christen überleben?

Hilli
10 Monate zuvor
Antwortet  Roxanne

Was schlagen Sie vor? Wie soll man mit einer Organisation umgehen, die weltweit für den millionenfachen Missbrauch an Kindern und Schutzbefohlenen verantwortlich ist? Wollen Sie unseren Kindern heute in der Schule beibringen, dass diese Organisation christlich oder gar heilig ist?

epikur
10 Monate zuvor
Antwortet  Roxanne

Zu solcher Einschätzung kommt man durch RU. Die historischen Fakten sprechen eine andere Sprache. Ich empfehle Literatur zur Antike oder den Mauren in Andalusien.

Bla
10 Monate zuvor
Antwortet  Roxanne

Ja, die Mönche, Nonnen und (reichere) Adeligen haben sich bestimmt gefreut.
Das sollte man dann auch bedenken …
Die Sprache vor allem Latein. Sollte man jetzt doch überlegen den Fokus mehr auf Latein, statt Deutsch (und Englisch), zu legen?

Spielen Sie zufällig auf die Kreuzzüge an? Ne? Schade. Das hat zumindest für einige „Christen“ gestimmt. Viele „Nichtchristen“ haben allerdings nicht überlebt. Hätte irgendwie zum Kontext gepasst. Oder spielen Sie doch vllt. eher „Hexenverbrennungen“ an? Oder … lassen wir es lieber.
Hatte ich komischerweise nicht als Thema im Religionsunterricht. Kann ich mich zumindest nicht dran erinnern.

HorchHorch
10 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Wenn Sie die Inhalte nicht im Religionsunterricht hatten, lag das vielleicht am Lehrplan/Schulform/Bundesland.

Tatsächlich sehe ich aber auch nicht, wie diese Themen junge Menschen aufs Leben vorbereiten könnten.

epikur
10 Monate zuvor

So soll also der RU seiner selbst Willen aufrecht erhalten bleiben.
Die Basis, die Christen, sind nur noch sporadisch im Lande zu finden, so darf nicht noch diese Rekrutierungsmöglichkeit der beiden großen Religionskonzerne verloren gehen. Gern dürfen auch die Kinder von wertefreien religionsfernen Eltern am RU teilnehmen… . Die Säkularisierung der Gesellschaft und damit einhergehende humanistische und evidenzbasierte Weltsicht gewinnen an Bedeutung. Dem muss man dringend das Dogma der christlichen Kirche entgegensetzen.
Man stelle sich vor, die SPD würde Unterricht in den Schulen halten und dort ihre Ansichten als die einzig wahren lehren. Jedes Elternteil würde sich mit Recht gegen solche Einflussnahme verwahren.
In Schulen soll Wissen gelehrt werden, kein Glauben. Es wird Zeit, dass die Indoktrination von Kindern von den Schulen gebannt wird. Der Weg wäre so einfach. Schulen bräuchten sich lediglich als bekenntnisfrei einstufen und wären so vom GG Art. 7(3) befreit.

Mein_Senf
10 Monate zuvor

Da war doch noch eine Möglichkeit….wie wäre es mit……Ethik…..?!

0815
10 Monate zuvor
Antwortet  Mein_Senf

Erst Lesen, Schreiben und Rechnen, danach – wirklich erst danach Ethik.

Gabriel
10 Monate zuvor
Antwortet  0815

Nö, Ethik und Soziales Lernen an erster Stelle. Und das gilt (leider) nicht mehr nur für Brennpunkte.

laromir
10 Monate zuvor

Sollen doch alle Ethik oder Philosophie machen. Die Religionen kann man dabei mit besprechen und ansonsten geht es eben um gemeinsame Werte, soziale und politische Bildung und Verantwortung. Religion kann man bei Interesse dann außerhalb der Schule ausleben.

Teacher Andi
10 Monate zuvor
Antwortet  laromir

Und Kirchen sollten sich aus der Politik heraushalten, aber sie hat beim Kirchentag nurn klar zu verstehen gegeben, dass sie da mitmischen möchte. Dann bitte auch mitfinanzieren und nicht immer nur die Hand aufhalten.

Freiya
9 Monate zuvor

Abschaffen! Schafft den konfessionellen Religionsunterricht ab! Bietet dafür im Klassenverband Religionskunde und Werteunterricht (Ethik) an. Das hat den Vorteil, dass einmal weniger getrennt wird und man über die eigene wie auch andere Religionen etwas erfährt sowie konfessionsungebunden über Werte, Traditionen, Aberglauben diskutieren kann – und lernt, was sie voneinander unterscheidet.