Diskussion um Lernvideos: Landesschülerrat fordert, „Kompetenzen ausbilden statt Bulimielernen!“

11

Der Landesschülerrat (LSR) Sachsen blickt mit gemischten Gefühlen auf die Ankündigung des Kultusministeriums im Freistaat, künftig verstärkt auf digitale Module zum selbstständigen Lernen zu setzen. Es sei ausdrücklich zu begrüßen, dass die Lernkompetenz stärker gefördert wird, teilte der Schülerrat am Freitag in Dresden mit. «Kompetenzen ausbilden statt Bulimielernen muss das Ziel sein. Hier auf digitale Lösungen zu setzen, ist eine gute Idee.» Schülerinnen und Schüler dürften aber nicht alleingelassen werden.

Wegen Lehrermangel: In Sachsen sollen Schülerinnen und Schüler künftig öfter Lernvideos vorgesetzt bekommen. Foto: Shutterstock

«In Corona-Zeiten bedeutete Selbstlernen meist: lange Aufgabenlisten, kein Kontakt mit Lehrkräften, keine Möglichkeit für Fragen oder Unterstützung», erklärte LSR-Vorsitzende Lilly Härtig. Das Ministerium müsse sicherstellen, dass Lehrkräfte und Schulleitungen Selbstlernmodule auch richtig einsetzen. «Auch Selbstlernzeiten müssen im Unterricht vor- und nachbereitet werden, wer Fragen und Probleme hat, braucht Ansprechpersonen. Digitale Selbstlernmodule dürfen keine Ausrede sein, um sich aus der Verantwortung zu stehlen.»

Das Kultusministerium hatte am Donnerstag für das neue Schuljahr mehr digitale Angebote angekündigt. Bei Selbstlernmodulen wird Unterricht von einer Lehrkraft per Video erteilt, die Schüler müssen interaktiv Aufgaben lösen. Die Module sollen auch dann zum Einsatz kommen, wenn Lehrer krank oder anderweitig nicht verfügbar sind. Sachsen hat wie andere Bundesländer schon lange mit einem Lehrermangel zu kämpfen. News4teachers / mit Material der dpa

Lehrermangel: Erstes Bundesland setzt jetzt auf Unterricht per Video „zum digitalen Selbstlernen“ (aka Schulfernsehen)

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

11 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
vhh
8 Monate zuvor

Da hat jemand etwas für die Politikkarriere gelernt: plakative Sprüche, die jeder Stammtisch versteht (Kompetenz… statt Bulimie…), aber: Schüler nicht allein lassen (baut eventuellen Minderleistungen vor). Prügel für Lehrkräfte (In Corona-Zeiten…) nebst Ermahnung, diese doch bitte (besser als damals) zu überwachen (sicherstellen…richtig einsetzen). Noch eine kleine unverschämte Unterstellung am Ende (kein Anlass… sich aus der Verantwortung zu stehlen). Kritik am Ministerium, dass es mit der Unterrichtsversorgung überhaupt so weit gekommen ist? Fehlanzeige. Schülereigenverantwortung beim Selbstlernen? Nö, ist zwar eine Kompetenz, aber die muss man nicht unbedingt ansprechen. Nichts anderes als die übliche Erwartung, alles in kleinsten Häppchen serviert zu bekommen, unterschwellig mit der Befürchtung, es könne anstrengend werden. So wird das nichts mit der digitalen Vertretungsreserve.

konfutse
8 Monate zuvor

„[…] Digitale Selbstlernmodule
dürfen keine Ausrede sein, um sich aus der Verantwortung zu stehlen.“
Danke, dass uns LuL hier wieder Untätigkeit und freifeiern unterstellt wird.
Kinners, wir Lehrer haben dann trotzdem eine 5-Tagewoche, müssen eure Abwesenheit mit dem Unterrichten anderer SuS kompensieren (mit Vor-und Nachbereitung). Im Prinzip Mehrarbeit für uns, weil wir unser xx-Lehrauftrag in der Schule abarbeiten, alles andere ist ja „Heimarbeit“, die nicht angerechnet wird. Darauf läuft’s heraus, Meinedamenundherren.
Wie wäre es denn, die anfallende Nachbereitung auszulagern (Studenten, Politkommissare mit Lehrbefähigung in den Schulämtern und Ministerien, Hausfrauenundmänner, die sich ein bisschen was zuverdienen wollen, Pensionäre, Rentner usw?). Sowas kann schließlich jeder Depp übernehmen, oder? Keine Lust auf Arbeit morgen? Werde Lehrer….

Canishine
8 Monate zuvor

Lieber Landesschülerrat: Wer zwingt Euch zu bulimischem Lernen, anstatt die Kost des Wissens und Könnens in den angebotenen Häppchen zu genießen? Eine erworbene falsche Einstellung zur „Nahrungsaufnahme“ oder ein falsches Verständnis von Kompetenzorientierung? Es gibt keine Kompetenzentwicklung ohne Anstrengung.

Uwe
8 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Wer zwingt Euch zu bulimischem Lernen, anstatt die Kost des Wissens und Könnens in den angebotenen Häppchen zu genießen? „

Das Schulsystem mit seiner „Prüfungs““kultur“ Wer sonst?

Canishine
8 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

„Prüfungskultur“ -> Rückmeldung

A.J. Wiedenhammer
8 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Was ein hanebüchener Unsinn…

GriasDi
8 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Solange es Prokrastination gibt, gibt es auch Bulimielernen, unabhängig davon, wie Prüfungsformen verändert oder der Lehrplan „weiter entrümpelt“ wird. Zeigen Sie mir eine Lehrkraft, die ihren Schülerinnen verbietet, kontinuierlich mitzulernen, um eben nicht alles erst kurz vor einer Prüfung zu lernen. Wie sagt ein Sprichwort: „Gäbe es die letzten 5 Minuten nicht, würde in Deutschland überhaupt nichts gearbeitet“.

Wolfram Becker Sachsen
8 Monate zuvor

Na wie in der Wirtschaft: Kinder wollen auch mehr homeoffice, Flexibilität und optimierte Stundentafeln.

Lehrkräfte eine 4-Tage Woche.

Uwe
8 Monate zuvor

Ist natürlich eine undeutsche Idee (nur pures Leiden bringt das beste im Menschen hervor) mal etwas zu Entschleunigen und das Leben ein bischen kuscheliger zu machen.

Der Zauberlehrling
8 Monate zuvor

Der Landesschülerrat (LSR) Sachsen blickt mit gemischten Gefühlen auf die Ankündigung des Kultusministeriums im Freistaat, künftig verstärkt auf digitale Module zum selbstständigen Lernen zu setzen.

Vermutlich nicht alleine, denn einige Lehrer werden es auch tun. Und nicht nur die ewigen Berufsquerulanten.

«In Corona-Zeiten bedeutete Selbstlernen meist: lange Aufgabenlisten, kein Kontakt mit Lehrkräften, keine Möglichkeit für Fragen oder Unterstützung», erklärte LSR-Vorsitzende Lilly Härtig.

Pauschalisierend, daher unnütz. Es gab mit Sicherheit Lehrkräfte, welche keinen Kontakt zu den Schüler gehalten haben.

Corona ist vorbei. Laufe ich mit einem „Ich war bei Tschernobyl dabei!“-T-Shirt herum?

«Auch Selbstlernzeiten müssen im Unterricht vor- und nachbereitet werden, wer Fragen und Probleme hat, braucht Ansprechpersonen. Digitale Selbstlernmodule dürfen keine Ausrede sein, um sich aus der Verantwortung zu stehlen.»

Pauschalisierend, daher unnütz. Nicht sonderlich konstruktiv alles – ganz entgegen dem Wahlspruch auf der eigenen Homepage.

„Als das Schuljahr zu Ende war, hatte ich eine tolle Liste an Dingen, die ich das Jahr darauf verändern und bewältigen wollte. Einer der wichtigsten Punkte war die Wahl zur Schülersprecherin und die darauffolgende Wahl zur Landesdelegierten.“

Aufstieg als wichtigstes Ziel. Beachtenswert oder bemerkenswert?

Telekolleg ! Das war’s. Auch heute noch sehr gute Module. Vielleicht kann eine KI die Bekleidung austauschen.

Die Lehrer sind am Lehrermangel nicht schuld – da steckt viel Arbeit im Sinne verfehlter Personalpolitik dahinter.

Martin
8 Monate zuvor

mehr von zuhause arbeiten
Homeschoolingeinheiten und Projekte
SuS sind super digital; also geht das auch aus dem Zug und aus dem Hotel