Nach rechtsextremen Auswüchsen: Bildungsminister besetzt Schulleitung neu

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POTSDAM. Nach rechtsextremen Auswüchsen an einer Schule im Spreewald-Ort Burg setzt das Land Brandenburg dort einen neuen Schulleiter ein. «Mit dieser Neubesetzung ist die Hoffnung verbunden, eine Neuausrichtung innerhalb der Schulgemeinschaft zu ermöglichen, nachdem unruhige Zeiten hinter der Grund- und Oberschule Mina Witkojc liegen», teilte das Landesbildungsministerium am Mittwoch mit. Zuvor hatte sich die Bundesregierung eingeschaltet.

Es schwelt nach wie vor… Foto: Shutterstock

Der Fall sorgte im April bundesweit für Aufsehen: Die Lehrkräfte Max Teske und Laura Nickel machten in einem Brandbrief öffentlich, dass sie an der Schule täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert seien. Die beiden haben inzwischen die Schule verlassen und das auch mit Anfeindungen aus der rechten Szene begründet.

In dem Ort waren etwa Aufkleber zu sehen, auf denen ein Foto von ihnen zu sehen war, darunter stand: «#’pisst Euch nach Berl*in». Beide wurden zudem in einem sozialen Netzwerk bedroht. In den Sommerferien entfernten Freiwillige Hass-Aufkleber von Straßenschildern, Wegweisern und Papierkörben. Laut Stadtverwaltung Burg ist davon auszugehen, dass die Laternen «leider nicht lange sauber bleiben werden».

Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) hatte die Schule zuvor besucht, ohne mit Teske und Nickel gesondert zu sprechen. Die beiden beklagten dann auch mangelnde Unterstützung aus Potsdam («Nichts, ganz einfach nichts kommt»). «Nach Außen vertritt die Schulleitung die Schule. Das ist unsere Haltung», erklärte eine Ministeriumssprecherin dazu.

Im Raum stehen allerdings Vorwürfe, dass die Schulleiterin die rechtsextremen Umtriebe an der Schule geduldet und verschwiegen hat (News4teachers berichtete). Sie habe nun auf eigenen Wunsch darum gebeten, an einem anderen Ort neue Aufgaben zu übernehmen, so das Ministerium. Mitarbeiter des Schulamtes Cottbus sollen nun eine Vorbereitungswoche der Lehrkräfte an der Oberschule begleiten.

«Aufgrund seiner seiner Erfahrung beim Umgang mit herausfordernden Situationen…»

Freiberg setzt künftig auf eine erfahrene Kraft: Der neue Schulleiter in Burg, Markus Mandel, war bisher stellvertretender Schulleiter an der Theodor-Fontane-Schule in Cottbus. «Aufgrund seiner fachlichen und persönlichen Kompetenz sowie seiner Erfahrung beim Umgang mit herausfordernden Situationen hat das staatliche Schulamt den 63-Jährigen beauftragt, als Schulleiter an die Schule in Burg zu wechseln», teilte das Ministerium mit.

Zuvor hatte das Bundesfamilienministerium mitgeteilt, es wolle sich in Kürze mit den Partnerschaften für Demokratie in Südbrandenburg treffen, um darüber zu beraten, wie weitere Handlungsstrategien in den Bereichen der Demokratieförderung und im Kampf gegen Rechtsextremismus in der Region aussehen könnten. Aus Mitteln des Bundesprogramms «Demokratie leben» fließen 2023 nach Angaben des Familienministeriums rund sechs Millionen Euro nach Brandenburg. Hierbei geht es aber nicht nur um Projekte gegen Rechtsextremismus sondern auch übergreifender um Konzepte zur Förderung von Demokratie und Vielfalt. Das Bundesfamilienministerium stehe in regelmäßigem Kontakt mit dem Landes-Demokratiezentrum Brandenburg und thematisiere dabei auch das Thema Rechtsextremismus an Schulen, hieß es.

Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt im Zusammenhang mit der Schule in Burg in acht Verfahren vor allem wegen des Verwendens von Kennzeichnen verfassungswidriger Organisationen. Es geht um mehr als 20 Beschuldigte, zwei sind jedoch strafunmündig. Als Hauptverfahren gilt laut Staatsanwaltschaft die Ermittlung gegen einen Schüler, der im Sportunterricht den Hitler-Gruß gezeigt haben soll. Dies sei Anstoß für die weiteren Ermittlungen gewesen. In einem Verfahren geht es um sieben Beschuldigte wegen des Verdachts der räuberischen Erpressung im Schul-Umfeld, wie die Sprecherin der Behörde sagte.

Die Schulämter in Brandenburg meldeten seit der Debatte um die rechtsextremen Vorfälle mehr solcher Fälle. Die meisten neuen Vorkommnisse gab es laut Bildungsministerium in Südbrandenburg im Bereich des Staatlichen Schulamts Cottbus. Die Region gilt als ein Hotspot des Rechtsextremismus. News4teachers / mit Material der dpa

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3 Kommentare
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Hans Maiaer
8 Monate zuvor

Wenigstens eine Reaktion und ein Anfang. Hoffentlich nimmt die neue Schulleitung die Sachlage ernst und handelt im Sinne der wehrhaften Demokratie.

Silberfischchen
8 Monate zuvor

Sofern der alten Schulleitung keine echten Fehler vorzuwerfen sind, nennt man das wohl ein Bauernopfer, oder?!

Freiya
8 Monate zuvor
Antwortet  Silberfischchen

Der Fisch stinkt immer vom Kopf her….