VBE: Verzicht aufs Elterntaxi nützt Grundschülern – auch bei den Schulleistungen

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MÜNCHEN. Vor dem Start ins neue Schuljahr sehen Mütter und Väter sogenannte Elterntaxis einer Befragung zufolge als Gefahr für die Sicherheit von Schulkindern. 59 Prozent aller Befragten stimmten der Aussage zu, dass gefährliche Verkehrssituationen entstehen, wenn zu viele Autos vor Schulen halten, wie der Automobilclub ADAC am Donnerstag mitteilte. Selbst 41 Prozent der Eltern, die ihren Nachwuchs regelmäßig zur Schule fahren, sehen das demnach so. Der VBE macht deutlich, dass ein Verzicht aufs Elterntaxi nicht nur der Verkehrssicherheit dient – sondern Grundschülerinnen und Grundschüler grundsätzlich besser in der Schule zurechtkommen lässt.

Der Hol- und Bringdienst bereitet insbesondere Grundschulen Probleme. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

63 Prozent aller Befragten hielten bei der ADAC-Umfrage sogenannte Hol-/Bringzonen für Elterntaxis für «nützlich», um so den Schulweg sicherer zu machen. Flächendeckend gebe es so etwas nicht, sagte eine ADAC-Sprecherin. Man unterstütze solche Zonen, wo sie nötig seien. Laut der Umfrage geht gut die Hälfte der Kinder fast immer zu Fuß in die Schule. Ein Viertel nutze meist den Schulbus. Hauptsächlich mit dem Auto würden in den warmen Monaten 17 Prozent zum Unterricht gebracht, im Herbst und Winter seien es 22 Prozent.

Aus Sicht vieler Eltern hat die Fahrt mit dem Auto durchaus gute Gründe. In der Umfrage wurden schlechtes Wetter, Termine nach der Schule und Zeitersparnis genannt. Nicht selten liege die Schule auf dem Arbeitsweg von Müttern oder Vätern. «Jeder Fünfte fährt sein Kind aber aus Sorge vor Belästigungen und jeweils 15 Prozent aus Angst vor Verkehrsunfällen», hieß es in der Befragung zur Schulwegsicherheit.

Noch haben alle Bundesländer Sommerferien, in Nordrhein-Westfalen gehen sie am Sonntag (6. August) zu Ende. Regelmäßig fordern Verbände, Kinder möglichst selbstständig zur Schule zu schicken. Der ADAC-Befragung zufolge, an der bundesweit mehr als 3.000 Menschen teilnahmen, halten mehr als die Hälfte der Eltern den Schulweg ihrer Kinder grundsätzlich für sicher.

„Die Orientierung im Raum ist eine wichtige Kernkompetenz, die Kinder in der Grundschulzeit erlangen sollten. Dafür ist es wichtig, sie den Weg zur Schule alleine bestreiten zu lassen, wo dies möglich ist“

Das Elterntaxi stehen zu lassen – dazu rufen das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW), der ökologische Verkehrsclub VCD und der Verband für Bildung und Erziehung (VBE) zum Schulstart in Nordrhein-Westfalen auf. Den Schulweg zu Fuß, mit dem Rad oder Roller zurückzulegen, sorge für einen körperlichen Ausgleich der Kinder zum langen Sitzen in der Schule. Sie seien morgens wacher und konzentrierter und können dem Unterricht besser folgen. Außerdem fördert es ihre Entwicklung und stärkt durch die Eigenverantwortung ihr Selbstvertrauen auch für andere Lebenssituationen, wenn sie den Weg zur Schule selbstständig zurücklegen.

Dazu komme, wie es in einer gemeinsamen Stellungnahme heißt: „Elterntaxis sorgen täglich für ein unübersichtliches Verkehrschaos vor den Schulen, was schnell gefährlich werden kann. Bei einer Schule mit 1000 Schüler*innen fahren zu Stoßzeiten nach einer Umfrage der Verbände etwa 170 Autos gleichzeitig vor. Was viele nicht wissen: Das Elterntaxi ist besonders für jüngere Kinder nicht das sicherste Verkehrsmittel. 37 Prozent der im Jahr 2021 im Straßenverkehr verunglückten Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren saßen als Mitfahrende im Auto (Destatis 2022). Hinzu kommt: Halten zu viele Autos gleichzeitig vor dem Schultor, entstehen gefährliche Situationen vor allem für die Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen. Ein Kreislauf entsteht, der den Irrglauben manifestiert, es sei sicherer, das Kind mit dem Auto zu bringen.“

Der Bundesvorsitzende des VBE, Gerhard Brand, erklärt: „Die Orientierung im Raum ist eine wichtige Kernkompetenz, die Kinder in der Grundschulzeit erlangen sollten. Dafür ist es wichtig, sie den Weg zur Schule alleine bestreiten zu lassen, wo dies möglich ist. Schon vor dem Unterricht aktiv zu sein, hilft außerdem dabei, gut in den Tag zu starten. Und wer am Nachmittag zu Fuß, mit dem Rad oder Roller unterwegs ist, hat Zeit, das Erlernte wirken zu lassen. Dabei sollten Eltern unterstützen: Anfangs, indem sie gemeinsam mit dem Kind den Schulweg bestreiten, später indem sie Zutrauen in die Fähigkeit des Kindes entwickeln und es ziehen lassen.“

Das DKHW, der VCD und der VBE rufen vom 18. bis zum 29. September 2023 Schulen und Kindertageseinrichtungen in ganz Deutschland zur Teilnahme an den Aktionstagen „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ auf. Anmeldungen sind unter www.zu-fuss-zur-schule.de möglich. Auf der Webseite können auch Aktions- und Spielideen eingesehen, konkrete Tipps heruntergeladen sowie Materialien bestellt werden. Die Aktionstage stehen unter der Schirmherrschaft der Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Katharina Günther-Wünsch. Botschafterin der Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ ist die Fernsehmoderatorin Enie van de Meiklokjes.

Gut und sicher zur Schule

Damit die Schülerinnen und Schüler gut und sicher zur Schule kommen, geben das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW), der ökologische Verkehrsclub VCD und der Verband für Bildung und Erziehung (VBE) folgende Tipps:

Für die Kinder: Laufgemeinschaften organisieren

Laufgemeinschaften, auch Laufbusse genannt, sind das Gegenstück zu Fahrgemeinschaften. Dafür werden Kinder aus der Nachbarschaft zusammengebracht, die den Schulweg gemeinsam zurücklegen. Es werden unterschiedliche Haltestellen am Weg vereinbart, an denen sich die Kinder verabreden, um von dort gemeinsam zur Schule zu gehen. Dadurch wird der Schulweg sicherer, macht mehr Spaß und die Kinder lernen aufeinander aufzupassen. Das funktioniert natürlich auch für Radfahr-Gemeinschaften.

Für Eltern und Schulen: Kinder unterstützen und: üben, üben, üben

Gerade erst frisch eingeschult und den Weg zur Schule sofort alleine zurücklegen? Das ist für die Jüngsten noch zu viel. Deshalb braucht es zum Beispiel Schullotsen, die an Überwegen den Verkehr regeln und den Kindern Sicherheit geben. Zudem ist es hilfreich, wenn kritische Verkehrsstellen gemeinsam mit Eltern oder Lehrkräften eingeübt werden. Wenn die Regeln im Straßenverkehr spielerisch vermittelt werden, können Kinder den Schulweg selbstsicher bewältigen.

An alle Menschen im Straßenverkehr: Rücksicht nehmen!

Jüngeren Kindern fehlt noch die Routine bei den Regeln im Straßenverkehr und sie lassen sich leichter ablenken. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die anderen Verkehrsteilnehmenden besonders aufmerksam sind, um im Fall der Fälle schnell zu reagieren. Für alle, die mit dem Auto unterwegs sind, gilt: Im Umfeld von Schulen muss Tempo 30 eingehalten werden. Außerdem sollten Halteverbote sehr ernst genommen werden. Und je größer das Auto, desto vorsichtiger und vorausschauender sollte man fahren, weil Kinder leichter übersehen werden.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.

Ermahnungen wirken (ein bisschen) – Trend zu Elterntaxis leicht rückläufig

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4 Kommentare
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Freiya
8 Monate zuvor

Ach, HIER sollen Eltern mit ihren Kindern noch „üben, üben, üben“?
Warum nicht auch in den Schulfächern wie Mathe und Englisch?

Lisa
8 Monate zuvor

Ich kann Leistungsunterschiede zwischen Kindern, die gebracht und diejenigen, die alleine kommen, aus Beobachtung nicht bestätigen. Aber es gab einen Unterschied in der Stimmung. Am schlechtesten war die Stimmung bei Schülern, die direkt aus dem Schülerhort morgens kommen oder mit dem Bus ( öffentlich) . Ich nehme an, dass das stressig ist. Auto, Fahrrad so Mittelwert. Am besten ging es Schülern mit einem kurzen Schulweg zu Fuß. Da fehlt jedoch die aussagekräftige Studie.

Melissentee
8 Monate zuvor

Mir ist es total egal wie die SuS zur Schule kommen. Hauptsache es steht jemand mit den Kindern am Morgen auf und betreut sie. DAS macht den Unterschied.

Fräulein Rottenmeier
8 Monate zuvor

An diesem Thema kann man sich wunderbar abarbeiten. Da dies nun wirklich – Gott sei dank – in die Zuständigkeit der Eltern fällt, kann man alldieweil appellieren. Das tun wir und Schluss…..andere Schulen machen da richtig Programm, aber wir halten das für Zeitverschwendung….