ERFURT. Erneuter Tabu-Bruch in Thüringen – auf dem Rücken der Schulen: Die CDU will ein Gesetz durch den Erfurter Landtag peitschen, das Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften das Gendern mit Sonderzeichen verbietet. Der Antrag wird möglicherweise eine Mehrheit bekommen – dank der zu erwartenden Stimmen der AfD, die im Freistaat als „gesichert rechtsextremistisch“ gilt. Auf der Sachebene kann Bildungsminister Helmut Holter (Linke) kein Problem mit dem Gendern erkennen, mit dem sich Schulen nun herumschlagen müssten.

Mitte September hatte eine Abstimmung im Erfurter Landtag zur Senkung der Grunderwerbssteuer für bundesweite Aufregung gesorgt. Das Gesetz kam durch, weil – erwartungsgemäß – die AfD-Stimmen den Ausschlag gaben. Auch die FDP hatte zugestimmt Der Antrag dazu war von der CDU gekommen.
Nun sind die Christdemokraten offenbar auf den Geschmack gekommen – und wollen nachlegen. Sie arbeiten an einem Antrag, geschlechtergerechte Sprache an Schulen und in der Verwaltung zu verbieten. Eine ähnliche Regelung für Schulen wurde bereits in Sachsen-Anhalt beschlossen (News4teachers berichtete); dort allerdings war dafür nicht die Unterstützung der AfD notwendig. Das ist jetzt anders. Bisher macht der Freistaat in diesem Bereich keine Vorgaben – Schülerinnen und Schüler dürfen geschlechtergerechte Sprache verwenden und bekommen dafür keine Punktabzüge. Andererseits dürfen Lehrer ihnen das Gendern auch nicht vorschreiben.
„Thüringen ist das Land der Dichter und Denker. Deshalb braucht es klare Regeln“
Bereits vor Wochen hatte Thüringens CDU-Chef Mario Voigt durchblicken lassen, dass ihn diese Freiheit wurmt. „Wenn wir regieren, wird es klare Vorgaben geben. Thüringen ist das Land der Dichter und Denker. Deshalb braucht es klare Regeln entsprechend der Beschlüsse des Rats für deutsche Rechtschreibung“, sagte er. Hintergrund: Im kommenden Jahr wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt. Der Rat für deutsche Rechtschreibung stuft Genderzeichen zwar nicht als Kernbestand der deutschen Orthografie ein, betonte zuletzt aber auch, dass die „Entwicklung des Gesamtbereichs“ noch nicht abgeschlossen sei und daher „weiter beobachtet“ werde (News4teachers berichtete).
Das ficht die CDU nicht an. Sie versucht jetzt offensichtlich, sich mit Symbolpolitik im Schulterschluss mit der AfD zu profilieren. Im Entwurf zum „Korrekte-Sprache-Gesetz“ der CDU heißt es, die Verwendung gegenderter Sprache verunsichere und überfordere die Menschen und führe zu „kulturellen Konflikten“, weil sie „das tradierte binäre Geschlechtersystem von Männern und Frauen infrage“ stelle. Übliche sprachliche Genderformen wie den „Gender-Stern“, den „Gender-Unterstrich“ oder einen „Doppelpunkt im Wortinneren“ will die Thüringer CDU daher an Schulen und Behörden des Freistaates verbieten.
„Das ‚Korrekte-Sprache-Gesetz‘ gegen den Willen der rot-rot-grünen Minderheitsregierung durch den Landtag bringen zu wollen, kommt praktisch einer Einladung an die AfD zum politischen Kulturkampf gleich“, so kommentiert das die „Frankfurter Rundschau“. „An der Haltung zum Gendern wird auch deutlich, wie nahe sich CDU und AfD inhaltlich in manchen Dingen stehen.“ Das Portal „InSüdthüringen.de“ schreibt mit Blick auf die Thüringer CDU bereits von einer von einer „faktischen Kooperation mit der AfD“. Die FDP hält sich die Zustimmung zum CDU-Antrag offen.
Wohlgemerkt: Die AfD in Thüringen gilt laut Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“. Im Verfassungsschutzbericht von 2021 heißt es: „Verfassungsfeindliche Positionen, die sich gegen die Menschenwürde, das Demokratie- und das Rechtsstaatsprinzip richten, gelten als die beherrschende und weitgehend unumstrittene politische Ideologie innerhalb des Landesverbandes.“ Und weiter: „Die Islamfeindschaft des Landessprechers Björn Höcke und anderer Vertreter der AfD Thüringen speist sich nicht prinzipiell aus kultur- oder religionskritischen, sondern aus rassistischen Positionen.“
„Wir sollten keine Kulturkämpfe führen, sondern uns mit den echten Problemen beschäftigen“
Die Reaktionen in der CDU fallen zwiespältig aus. Aus der Bundestagsfraktion von CDU/CSU kommt Unterstützung. Deren parlamentarischer Geschäftsführer Thorsten Frei nennt es „sehr legitim“, dass die Thüringer CDU mit einer Klarstellung der Rechtschreibregeln eine Initiative zur Bildungspolitik vorlegen will, wie der „Tagesspiegel“ berichtet. Die liege schließlich in der Zuständigkeit der Bundesländer. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann zeigte sich, nachdem er die gemeinsame Abstimmung mit der AfD zur Grunderwerbssteuer noch verteidigt hatte, skeptischer. „Was das Gendern betrifft, finde ich, dass der Staat nicht vorschreiben sollte, wie jemand zu reden hat – aber wir sollten dieses Thema auch nicht überhöhen“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. „Wir sollten keine Kulturkämpfe führen, sondern uns mit den echten Problemen beschäftigen.“
Ähnlich äußerte sich Schleswig-Holsteins Bildungsministerin und stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Karin Prien, stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Karin Prien. „Solch einen Antrag jetzt durchzubringen, wäre ein Fehler.“ Es gelte „maximalen Abstand zur AfD zu halten“, so zitiert sie die „Süddeutsche“.
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hatte bereits im August bekräftigt, den Schulen in Sachen Gendern weiterhin keinerlei Vorgaben machen zu wollen. „Jugendliche, mit denen ich rede, nutzen die Gendersprache. Warum soll ich denen das jetzt verbieten?“, sagte er. Veränderungen in der Sprache spiegelten sich auch in der Schule wider, argumentierte Holter. Gerade Kinder und Jugendliche seien da sehr neugierig und affin. „Das hat was mit Modernisierung der Sprache zu tun, es hat aber auch etwas mit Gleichstellung zu tun“, sagte der Bildungsminister. In den Schulen seien alle frei, in dieser Art und Weise zu schreiben oder zu sprechen. „Es darf auch niemand dafür bestraft werden, dass er gendert oder dass er nicht gendert“, sagte Holter. Das eine oder das andere dürfe nicht bewertet werden. News4teachers / mit Material der dpa
Rechtsextremismus auf dem Vormarsch: Wie ist es um die Demokratie-Bildung an den Schulen bestellt?
Konservative und Rechtsextreme arbeiten zusammen. So war es auch schon bei Hitler.
Jetzt wollen beide zusammen das Grundrecht auf freie Rede für junge Menschen einschränken.
Das wollen viele Ältere heutzutage… Ich hoffe, das Landesgericht wird sich um das Sprachgebot kümmern
Irgendwie Probleme mit älteren Menschen? Das kommt auch auf Sir irgendwann zu.
Belege? Ich bin FÜR Gendern, aber durchaus „älter“! Bitte kein Ageism!
Ageism??????
Man muss einem dummen Vorhaben nicht unbedingt mit kaum schlaueren Kommentaren begegnen. Wieso wird das Grundrecht auf freie Rede eingeschränkt?
Wenn Schüler sich nicht mehr so ausdrücken dürfen, wie sie es selbst für richig halten, wird ihr Recht auf freie Rede eingeschränkt.
Und das muss ich Ihnen erklären, der diesen dummen Kommentar geschrieben hat.
Was sagt das über Sie aus?
Wenn Schüler in einem Aufsatz ihre Jugendsprache verwenden, bekommen sie auch Abzüge in den Noten. „Ey Alter, gehst du Kino“ ist eben kein korrektes Deutsch und kann höchstens gekennzeichnet als direkte Rede im Aufsatz mithalten. Auch in einer Präsentation wird gut gesprochenes Deutsch erwartet. Es ist also nicht immer möglich, so zu reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist.
Aber Lehrer sollen doch auch bespitzelt werden, wenn sie Gendern. Kommt auch ne Strafe, wenn ein Lehrer „Krass, cool, Alter oder dissen“ sagt?
Ich habe in jeder Zeile von schriftlichen Arbeiten geschrieben. Es geht in meiner Antwort nirgends um gesprochene Sprache.
„Es geht in meiner Antwort nirgends um gesprochene Sprache.“
Wenn auch etwas spät, der Hinweis: Leider explizit falsch.
„Auch in einer Präsentation wird gut gesprochenes Deutsch erwartet. Es ist also nicht immer möglich, so zu reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist.“
Wo werden Lehrer bespitzelt, wenn sie gendern? Ich bitte um konkrete Beispiele.
Die Spitzelportale von der AfD gibt es doch schon.
„Korrekt und gut“ sind Bewertungen, die gesellschaftlichem Wandel unterliegen und entsprechend verhandelbar bleiben.
Es handelt sich aber nicht um Jugendsprache, sondern um Ausdrucksformen, derer man sich auch in der Presse und in Verlagen bewusst bedient.
Das mündliche Gendern mit Glottisstopp dürfte sogar noch verbreiteter sein als die schriftliche Form.
Hier geht es der CDU und der AfD lediglich darum, dass bestimmte Dinge nicht gesagt werden sollen.
1984 lässt grüßen!
Schüler müssen mit oder ohne Genderverbot damit leben, dass ihre Ausdrucksweise in der Schule eingeschränkt ist.
Es gibt keine Recht auf Sprach- oder Rechtschreibfehler im Deutschunterricht.
Das mag für Schüler*innen gelten, die Sie unterrichten.
Es handelt sich beim Gendern nicht um Fehler.
Schauen Sie doch mal in den Duden!
Auch der Rechtschreibrat bezeichnet das Gendern mit Sonderzeichen nicht als Fehler, sondern weist darauf hin, dass es für das Gendern mit Glottisstopp noch keine Regeln gibt.
Wo es keine Regel gibt, kann auch nichts falsch sein.
Seit wann – bitte – dürfen sich Schüler in der Schule ausdrücken, wie sie wollen, digga! Ey voll lol! Rofl!
Sie sollten es nicht dürfen, es ist vielmehr zu fördern… es kommt hoffentlich auch weiterhin primär auf den Kontext an.
Die Schüler dürfen sagen, was sie wollen. Fehler werden nur in Klausuren angestrichen, ob es nun ein Genderstern ist oder „Schopenhauer seine Meinung war“ (Originalzitat Klausur 2023, 11. Klasse). Das hat doch nichts mit freier Rede zu tun.
Wie würden Sie reagieren, wenn Ihre Schulleitung Sie zum Gendern ermahnen würde ? Sie dürfen sicher auch sagen, was Sie wollen, aber Fehler bleibt eben Fehler…
Haben Sie nicht einmal die Überschirft des Artikels gelesen?
Konservativ ist doch schon lange in weiten Teilen der Politik ein Synonym für Rechts. Da mögen manchmal noch feine Unterschiede bestehen, aber die Denkrichtung steht fest.
Sie sollten dringend mal mit einem Sozialkundelehrer sprechen!
Wieso? Erklärt der Kollege mir dann, wofür vor 100 Jahren mal das „C“ und das „S“ gestanden haben?
Denn genauso wie sich die Bedeutung des Wortes „Konservativ“ geändert hat, hat sich auch die Bedeutung dieser Buchstaben verwaschen.
Die Bedeutung von „links“ als linksextrem und gewaltbereit hat sich anscheinend auch verwaschen.
Heute scheint linksextrem sogar die wahre Heilslehre zur Rettung der Welt und ihrer Menschen zu sein. Dass im Namen von links (z.B. Stalinismus, Maoismus oder Putinismus) Millionen von Menschen bespitzelt, denunziert, gefoltert und umgebracht wurden, stört nicht.
Links ist ja reingewaschen, wenn man Freiheitsberaubung und verbrecherische Gewaltakte nur auf rechter Seite sieht und die Geschichte kräftig klittert.
Könnten Sie bitte Belege für Ihre These bringen, “linksextrem sei sogar die Heilslehre zur Rettung der Welt”?
Mel ist hier offensichtlich nur als rechte Troll*in aktiv.
Da dürfen Sie keine Fakten und Argumente erwarten.
Bei aller Ablehnung der AfD und anbiedernder Tendenzen bei der CDU, das Recht auf freie Rede bezieht sich auf den Inhalt, nicht auf die Grammatik.
Aber in der Kampfzone der gendersensiblen Sprache geht es den Hähnen und Hennen doch um den Inhalt! Die Grammatik ist doch nur das argumentative Feigenblatt.
Dem „Federvieh“???
Dass es um Gramatik gehe, ist doch nur eine lahme Ausrede.
Es gibt etliche Kontexte, in denen es beim Gendern überhaupt keine Probleme mit der Grammatik gibt.
Und laut Grundgesetz steht das Recht auf freie Rede über dem Recht der Spießer auf eine unveränderliche Grammatik.
Es gibt auch Kontexte, in denen der Kontext im Bezug auf Gendern noch nicht geklärt ist. Das müsste es aber sein, wenn es um Benotungen geht.
Nur um an die Mär von der gerechten Benotung glauben zu können?
Wo es Rechtschreib- und Grammatikregeln gibt, kann entsprechend dieser Regeln auch benotet werden.
Primär geht es um Inhalt und Form, die es auch weiterhin unabhängig von Noten geben wird.
@unverzagte
Also sind Grammatik und Rechtschreibung in Zukunft zu vernachlässigen?
Es geht aber um ein generelles Verbot.
Wie sollen Schüler*innen denn lernen, korrekt zu gendern, wenn es in den Schulen verboten wird.
PS: Und jetzt sagen Sie mir mal, wo in meinem Beitrag ein grammatikalischer Fehler sein soll. Das Argument, es gehe um Grammatik, ist wirklich dumm und kommt hoffentlich nicht von Deutschlehrer*innen.
In Ihrem kurzen Beitrag war kein Fehler. Hätten Sie geschrieben „wie soll man den Schüler*innen denn beibringen, korrekt zu gendern, wenn es in den Schulen verboten ist“, dann hätte das n von Schülern gefehlt. Das wird weit verbreitet falsch gemacht und es wäre gut, wenn es hier eine verbindliche Regelung gäbe, bevor zunächst einmal Grammatikfehler erlaubt werden.
Was oist denn korrektes Gendern. Bitte definieren sie es!
Dass es etliche Ausnahmen gibt, bei denen Gendern nicht in Konflikt mit korrekter Grammatik gerät, heißt wenig, wenn das an sich nur mit relativ großem Aufwand (d.h. intensiven (Vor-)Überlegungen, diese Ausnahmen in der deutschen Sprache für den Inhalt, den man gerade zum Ausdruck bringen möchte, auch zu finden) möglich ist.
Das Maskulinum ist tief im Deutschen verankert und da nicht so einfach rauszubekommen. Das muss doch gerade den eifrigsten Gender-Befürworter selbst auffallen, wenn sie schon nach kurzer Zeit unbeabsichtigt wieder ins generische Maskulinum zurückfallen.
Das Maskulinum ist nicht nur sprachlich tief verankert im Deutschen an sich – sonst gäbe es nämlich die ganze Aufregung darüber, dass auch Frauen ihren Anteil an Sprache – und damit Teilhabe an der Realität – haben wollen, erst gar nicht.
Sie haben kein Argument vorgebracht, wieso das Gendern verboten werden soll.
Schüler*innen können übrigens in vielen Fällen ganz einfach gendern, ohne dass dies einen großen Aufwand bedeutet.
Sie wollen den Schüler*innen Ausdrucksmöglichkeiten verbieten und ihre Ausdrucksfähigkeit so einschränken.
Hier fehlt beispielsweise das n. Ausgesprochen ohne * heißt es korrekt… den Schülern und Schülerinnen. In der *Form fehlt dieses n bei Schülern. Das würde in der ausgeschriebenen Form als Fehler bewertet werden .
In Schulen werden Ausdrucksformen und – möglichkeiten gefördert, bisher allerdings unter Einhaltung der Grammatik- und Rechtschreibregeln.
Das ist schlicht dummes Zeug! Grammatik ist Teil des zu unterrichtenden Inhalts und keinesfalls beliebig.
Und DA noch nicht! Sonst gäbe es NOCH mehr Sexismus Rassismus, Mobbing!
„Diskussionskultur“ für Sozialismusfans:
1. Linke brechen jahrelangen Kulturkrieg vom Zaun, wollen Sprache zersetzen und zerstören, gegen jede Mehrheit: „Fortschritt“, „Toleranz“.
2. Rechte schiessen minimal zurück: „KuuuuultttttuaaarrrKRIEEEG!“, großes Heulen und Zähneklappern.
Joa ey. Läuft.
Menschen stehen für die Sichtbarkeit von Schwächeren/Minderheiten ein – Rechte machen einen Kulturkampf daraus, Rechtsradikale surfen auf der Hasswelle. Läuft leider so gut, dass echte politische Probleme aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Herzliche Grüße Die Redaktion
Menschen stehen für die Sichtbarkeit von Schwächeren/Minderheiten ein.
Das haben Sie geschrieben.
Sie bezeichnen mich als eine Schwächere, die sichtbar gemacht werden muss durch Sternchen.
Ich bin eine Frau und kein kleines Mädchen mehr. Mich macht man nicht mehr mit Sternchen sichtbar.
Ich empfinde es als tiefe Herabwürdigung und Respektlosigkeit, mich als Frau als Schwächere zu bezeichnen und gemeinsam mit zu beschützenden Minderheiten mit Sternchen und sprachlichen Maßnahmen vor einem „Nicht Mitgemeintsein“ zu bewahren.
Ich bin sicherlich nicht die einzige Frau, die sich hier instrumentalisiert fühlt.
Dass Frauen gesellschaftlich in Deutschland in einer schwächeren Position sind als Männer, kann doch nicht ernsthaft bestritten werden…
„Deutschland hat in vielen Bereichen der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in den letzten Jahrzehnten Fortschritte gemacht. Allerdings ist es in allen Dimensionen immer noch weit hinter den besten europäischen Ländern zurück. Vor allem hat sich die Anzahl der Frauen in Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Unternehmen kaum vergrößert. Auch in der unbezahlten Fürsorge und in der tertiären Bildung gibt es großen Handlungsbedarf. Bei den Indikatoren zu Gewalt gegen Frauen schneidet Deutschland im Vergleich zu allen anderen Indikatoren besonders schlecht ab, obwohl die wirtschaftlichen Kosten hier hoch sind.“ Quelle: https://www.ifo.de/publikationen/2022/aufsatz-zeitschrift/wo-steht-deutschland-2022-bei-der-gleichstellung-der
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Die Ausführungen des ifo Instituts sind leider nicht geeignet, Frauen eine „gesellschaftlich in Deutschland […] schwächeren Position […] als Männer“, fehlende (gelebte) Gleichberechtigung o.ä. zu attestieren.
Das ifo Institut benennt bspw. die im Vergleich zu Männern geringere „Anzahl der Frauen in Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Unternehmen“ salopp als Indiz von Problemen bei der Gleichberechtigung. Das ist aber Unsinn, bedeutet eine vermeintl. Benachteiligung von Frauen ausschl. auf Basis von (statistischen) Ungleichverteilung zuungunsten von Frauen zu behaupten, ohne auch nur ein einziges einschlägiges Indiz in dieser Sache zu präsentieren. Und das trotz des eklatanten Mangels an empirischer Forschung zu bspw. gläsernen Decken hierzulande:
Es gibt ein paar wenige (nicht zahlreiche) Studien für die Situation hierzulande, die aber keine wirkliche Quantifizierung des Phänomens zulassen, ja den Nachweis konkreter gläserner Decken in konkreten Fällen gemeinhin nicht erbringen, nicht erbringen können, weil diese Fälle selten evident sind: Die Verantwortlichen werden i.d.R. nicht zugestehen, dass sie eine gläserne Decke installiert haben, die Behauptung potenziell Betroffener ist nicht hinreichend, ohne stichhaltige Beweise. Wir müssten uns hier bspw. auf eine Auswertung von entsprechenden Rechtsfällen berufen, die für eine relationale Quantifizierung aber auch wenig brauchbar sind. Was es gibt sind bspw. Studien zur Einstellung von entsprechend Personalverantwortlichen (ggü. Frauen), aus denen man dann versucht bestimmte Phänomene abzuleiten.
Das ifo Institut verwechselt leider immer noch Gleichberechtigung mit -stellung und vermischt dies mit der Behauptung, wir hätten Defizite bei der Gleichberechtigung, weil sich Menschen rechtswidrig(!) verhalten. Niemand käme auf die Idee zu behaupten, Mord sei hierzulande nicht pönalisiert, weil es ja immer noch Mörder gibt. Aber exakt dies wird hier mutatis mutandis in Bezug auf die vermeintl. defizitäre Gleichberechtigung getan. Allenfalls könnte man – wie analog bei Mord möglich (ohne hier dgl. behaupten zu wollen) – feststellen, dass es ein mglw. ein Aufklärungsdefizit resp. nicht hinreichende Instrumente zur Feststellung resp. Aufklärung entsprechender Fälle gibt (Dunkelziffer und so…) oder das es ein Defizit bei der Umsetzung geltenden Rechts gibt (hier gilt dann aber: quod esset demonstrandum).
Auch der „Handlungsbedaf“ bei der „unbezahlten Fürsorge“ hat mit Gleichberechtigung i.e.S. nichts zu tun, hier geht es eher darum, negative Effekte dieser Fürsorge zu begleichen, die aber auch Männer betreffen können. Für die Frage der Gleichberechtigung ist dabei auch unerheblich, ob mehr Frauen von diesen Effekten betroffen sind oder nicht. Ähnliches gilt für die tertiäre Bildung. Hier ist nirgendwo eine rechtliche Ungleichbehandlung i.S.d. Art. 3 GG feststellbar.
Und auch der Verweis auf Gewalt gegen Frauen als pauschaler Indikator für Defizite bei der Gleichberechtigung verfängt i.d.S. nicht, sofern hier nicht (rechtlich) entsprechende Strukturen vorhanden sind o.ä., die dgl. fördern etc. Gewalt gegen Frauen, ausgeübt durch dementsprechend straffällige Täter, lassen die Gleichberechtigung wohl kaum erodieren. Sie ist ein (sozio-kulturelles etc.) Problem, aber ein pönalisiertes. Statt von Defiziten bei der Gleichberechtigung zu sprechen wäre es m.E. deutlich angemessener, hier vom gesellschaftlichen Problem des Sexismus, Chauvinismus und Co. zu sprechen. Concept creep allerortens…
Ihr empört „instrumentalisiertes Ego“ mag bitte Folgendes zur Kenntnis nehmen, Danke.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/rechtliche-gleichstellung-841120
„In Deutschland ist die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern erreicht.“
Klappe zu, Affe tot.
Gemeint ist aber die Gleichberechtigung, nicht die Gleichstellung, wobei in diesem speziellen Falle die Differenzierung keinen relevanten Unterschied macht (jedoch im Folgenden).
„An der tatsächlichen, alltäglichen Gleichstellung arbeiten wir noch.“
Ist nicht die Aufgabe des Staates in einer (freien) sozialen Marktwirtschaft mit de facto (verfassungsrechtlicher) Gleichberechtigung der Geschlechter, sofern hiermit nicht lediglich die Umsetzung geltenden Rechts gemeint ist: Gleichstellungen mittels geschlechtsbasierter Bevorzugungen und Benachteiligungen widersprechen dem Art. 3 GG, Eingriffe in individuelle, konsensuale Lebensgestaltungen (in einer freien, pluaralen Gesellschaft) dem Art. 2 GG. Was ist also gemeint?
„Wir alle profitieren davon, wenn Frauen und Mädchen ebenso wie Männer und Jungen ihre gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rechte voll entfalten können.“
Volle Zustimmung.
Interessant sind die globalen(!) Ziele. Wollen Sie darauf abstellen? Das ist doch, insofern realisierbar, für Deutschland bereits realisiert:
[zitat]
[/zitat]
Wäre zu begrüßen, ist aber leider(!) a-b-s-o-l-u-t unrealistisch resp. komplett naiv.
„Unbezahlte Pflege- und Hausarbeit soll anerkannt werden.“
und was bedeutet „anerkannt“ in diesem Zusammenhang? Man kann Menschen nicht zwingen, Leistungen anderer anzuerkennen.
[zitat]
[…]
[…]
[/zitat]
Für Deutschland voll umgesetzt, für ein Gros der Welt s.o.
„Frauen und Mädchen sollen ungehinderten Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und entsprechenden Rechten haben.“
s.o. – zugestanden, dass bspw. das Recht auf Abtreibung etc. auch hierzulande deutlich liberalisiert gehört.
Soviel zu den Zielen. Dann kommt Unsinn:
„Frauen verdienen immer noch durchschnittlich weniger als Männer.“
Gem. bereinigtem Gender Pay Gap verdienen Frauen und Männer in den gleichen Branchen, den gleichen Jobs, in den gleichen Positionen, bei gleicher Qualifikation, Arbeitszeit u.ä. etc. dasselbe, der Unterschied beträgt dann ’nur‘ noch 0 bis 6 %, mit der Tendenz gen null, je mehr und je besser diese Variablen, die das Entgelt beeinflussen, kontrolliert werden. Die Unterschiede sind damit bspw. nicht Sexismus und Co. zu veranschlagen, sondern Ungleichheiten in diesen Bereichen (und auch schlechteren Lohnverhandlungen überall dort, wo Löhne zwischen Arbeitgeber und -nehmer verhandelt werden). Es kann hier also nur darum gehen, Instrumentarien zu bieten, entsprechende Fälle von Verstößen ggen das AGG und Co. aufzudecken und zu ahnden.
„Die Bundesregierung setzt sich zudem für mehr Frauen in Führungspositionen ein. Seit Anfang 2016 gilt eine Quote von 30 Prozent in Aufsichtsräten. […] Das zweite Führungspositionengesetz zielt mit verbindlichen Vorgaben auf mehr Gleichberechtigung in den Führungsetagen deutscher Unternehmen. Das hat zu einem signifikanten Anstieg des Frauenanteils in den Führungspositionen geführt. “
Mich wundert, dass es hiergegen noch keine Verfassungsklage gegeben hat. Vielleicht auch, wei die Quote im Grunde keinerlei Bedeutung hat:
Zum 2. Führungspositionengesetz (FüPoG II):
Wieviele Menschen in diesem Land betrifft denn eine Quote in Aufsichtsräten und Vorstandsposten? Letztere betrifft nur börsennotierte Unternehmen mit mind. 2000 Beschäftigten
und mehr als drei Vorstandsmitgliedern. Dort muss mind. Eine Frau vertreten sein. Wir haben hierzulande ca. 160 börsennotierte Unternehmen, 70 davon mit über 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorstandsmitgliedern: Wieviele Frauen betrifft denn dann diese Quotierung in absoluten
Zahlen? Bei konsequenter Umsetzung der Quote am Ende mind. 70,* aktuell sind es wohl 101 (Stand: 2021/22). Und: Aktuell haben wohl nur 30 der 70 Unternehmen keine Frau im Vorstand,
sprich: Unbedacht dessen, dass die Anzahl an Frauen in Vorständen entsprechender Unternehmen zur Einführung der Quote wohl höher war, hat man diese Quote für mind., aber vielleicht auch letztendlich nur 30 Unternehmen und evtl. auch mind. aber vielleicht auch letztendlich nur 30 Frauen gemacht.
Alle anderen Unternehmen müssen nun begründen, warum sie es sich nicht zum Ziel setzen, eine Frau in den Vorstand zu berufen. Unternehmen, die keine Zielgröße für den Frauenanteil nennen oder keine Begründung abgeben, werden sanktioniert. Alle anderen Unternehmen müssen nun begründen, warum sie es sich nicht zum Ziel setzen, eine Frau in den Vorstand zu berufen – ein Familienunternehmen kann dies recht problemlos. Unternehmen, die keine Zielgröße für den Frauenanteil nennen oder keine Begründung abgeben, werden sanktioniert.
Anm. 1:
Auch wenn das FüPoG II derzeit nur 66 Unternehmen in Deutschland betrifft, scheint die neue gesetzliche Vorgabe bemerkenswerte Antizipationseffekte auszulösen: Zwölf Unternehmen, die im Herbst 2020 noch ohne Frau im Vorstand waren, hatten ein Jahr später eine Vorständin in ihren Reihen. In nur noch 19 der 66 Unternehmen waren die Vorstände im Spätherbst 2021 reine Männerdomänen. „Ähnlich wie die gesetzliche Geschlechterquote für Aufsichtsräte scheint auch die Mindestbeteiligung für Vorstände ein effektives Instrument zu sein, um den Frauenanteil in Spitzengremien zu erhöhen“, sagt Virginia Sondergeld, wissenschaftliche Mitarbeiterin der
Forschungsgruppe Gender Economics am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.
Anm. 2:
Es geht um den verfassungsrechtlich nicht legitimierbaren Eingriff in die Unternehmen, der Art. 3 GG konterkariert. Ich würde nämlich behaupten wollen, dass die Quote Deutschland
definitiv geschadet hat – steter Tropfen höhlt den Stein, lange Wellen und so. Ich möchte die Verfassung auch im Kleinsten nicht aufgeweicht sehen, Art. 79 Abs. 3 GG steht ja nicht ohne Grund in derselben.
* +36 Unternehmen in Hand des Bundes. Alle 106 Unternehmen haben insg. 94
Etc.
Etc.
Etc.
Was genau wollen Sie mit diesem Link belegen, widerlegen?!
Danke!
Bitteschön. Mein Dank geht hier an PaPo für die ausführlichen Antworten.
Wieso ist ein gesetzliches Verbot etwas „minimales“?
Das natürlich nicht, das wäre nichts minimales.
Wird aber eh nicht kommen.
Abgesehen davon ist doch eh klar wer „gendert“ – und wer nicht.
Haben Sie den Artikel nicht gelesen?
Linke machen Vorschläge, wie eine gerechtere Sprache aussehen kann. Das geschieht seit den 70er Jahren, ohne dass irgendjemand gezwungen worden wäre zu gendern.
Jetzt beginnen Rechte und Rechtsextreme einen Kulturkrieg, indem sie sprachliche Ausdrücke rechtlich verbieten lassen wollen.
Das ist totalitär und kein „minimaler“ Eingriff.
„So war es auch schon bei Hitler.“ ist ein billiges Totschlagsargument, das so langsam mal ausgedient haben sollte. Auch und besonders unsere junge Generation kann es zu Recht nicht mehr hören.
„Freie Rede“ bedeutet für sie etwas völlig anderes als das, was Sie daraus machen.
Mit Verlaub – Verweise auf eine leidvolle Geschichte sind weder billig noch ein „Totschlagargument“, sondern zunächst mal eine historische Wahrheit.
„Es geht um tatsächliche Lehren aus der Geschichte. Denn wie die Politikwissenschaftler Steven Levitsky und Daniel Ziblatt 2018 in ihrem Buch ‚Wie Demokratien sterben‘ feststellten, ist das Entstehen einer demokratiefeindlichen Bewegung noch kein hinreichendes Ereignis für die Erosion eines demokratischen Staates. Erfolg haben diese immer erst dann, wenn sie Verbündete aus den etablierten Eliten finden. Das Paradebeispiel der Autoren? Der 30. Januar 1933.“ Quelle: https://www.freitag.de/autoren/lfb/30-januar-1933-das-war-keine-machtergreifung
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Wenn Ihre (!) „junge Generation es zu Recht nicht mehr hören kann“, dann sollten aktuelle Parallelen entsprechend lauter vorgetragen werden. Sonst heißt es am Ende wieder „Davon haben wir nichts gewusst“.
Na dann hoffe ich, Sie sind keine Lehrperson.
Diese Feststellung in ähnlicher Form hörte ich schon vor 25 Jahren beim Elternabend vom ortsansässigen Fleischermeister, ob es „notwendig sei“, immer diesen „Schuldkult“ zu betonen und den Kindern durch einen Besuch der Gesdenkstätte Dachau „die Klassenfahrt zu verderben“.
Dumme wachsen scheinbar immer nach!
Wer war noch mal laut Aussage mancher Politiker die Verbotspartei?
Es wird nichts verboten. Es soll lediglich grammatikalisch korrek geschrieben werden, wenn es um offizielle Dokumente oder den Unterricht geht.
Privat kann natürlich jeder machen was er/sie/es möchte. Das ist der große Unterschied zu echten Verbotsparteien wie den Grünen, die gerne auch in den private Raum hinein vorgeben möchten, wie die Menschen leben sollten (Ernährung, Mobilität, Wohnen, usw…)
Wir sind immer wieder erstaunt, wie dummdreist Rechtspopulisten (wozu wir Sie nach Ihren Beiträgen zum Klimaschutz und Corona mal zählen) die Realität einfach umdrehen. „Es wird nichts verboten“ – behaupten Sie unter einem Artikel, in dem ausführlich über ein geplantes Verbot in Schulen berichtet wird. Gleichzeitig behaupten Sie, die Grünen seien eine „echte“ Verbotspartei (AfD und CDU sind also unechte), weil die Grünen ja angeblich im Geheimen etwas tun, wofür es zwar keine Belege gibt – nämlich Verbote vorbereiten -, von dem Sie aber sicher wissen.
Merken Sie eigentlich nicht, wie absurd Ihre Argumentation ist?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Um Ihre bestechende Logik mal durchzugehen:
-das Verbot von gendersensibler Sprache an Schulen ist kein Verbot.
-wenn es in der Kita kein Fleisch mehr gibt, ist das schon ein Verbot.
-wenn Auto fahren teuerer wird, ist das ein Verbot.
So? Ernsthaft? Es darf sich ja zum Glück jeder lächerlich machen, solange er/sie möchte. Wir sind ein freies Land, niemand verbietet es Ihnen.
Da muss ich jetzt aber doch laut lachen.
Was genau wollen die Grünen eigentlich verbieten?
Alles, was normalen, freien Bürgern Spaß macht. Ist doch logisch.
Wo direkte Verbote nicht gehen, soll es Salamischeibchentaktik, Verteuerung usw. regeln.
Was btw auch alles ok ist, die Forderungen sind ja nicht verboten. Dass sie nicht dazu stehen, das nervt.
Das, was Sie bei den Grünen anprangern, nennt sich Politik: Regelungen vorschlagen, Anreize setzen, Gesetze machen. Die Grünen zur „Verbotspartei“ erklären zu wollen, weil sie neue Regeln etwa für den Klimaschutz einführen möchte, ist ähnlich albern, als würde man die CDU zu einer solchen erklären, weil sie an einem Cannabis-Verbot festhalten will und in diesem Sommer sogar Freibad-Ordnungen verschärfen wollte.
„Steht“ die CDU deshalb dazu, eine „Verbotspartei“ zu sein? Natürlich nicht. Wo ist Ihr empörter Aufschrei?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“Alles, was normalen, freien Bürgern Spaß macht”, ist das wirklich das Niveau, auf dem Sie diskutieren wollen? Das ist eine reine Luftblase.
Ja, furchtbar, wenn man „normalen, freien Bürgern“ das verbietet, was Spaß macht… wie z.B. die Kinder zu schlagen oder die Ehefrau zur Vollziehung der Ehe zu zwingen…oder Nichtraucher zu belästigen. Der Spaß, den konservative Parteien jahrzehntelang erlaubten und verteidigten.
Da lobt man doch lieber die Verbote Konservativen, die sich den Spaß erlaubten, unverheiratete Paare das Zusammenleben zu verbieten, Homosexuelle zu Verbrechern zu erklären, oder kirchliche Angestellte bei Wiederheirat feuern zu lassen. Diese Verbötchen sind alle kein Vergleich zu den heutigen Verboten, die so richtig in die Lebensentwürfe der Menschen eingreifen, oder?
PS.
So einen „Spaß“ zu verbieten, wie z.B. Sonntags Brötchen zu kaufen oder am Karfreitag zu tanzen, hat/hatte natürlich oberste Priorität bei den Gesetzgebern. Gaaaaanz wichtigte Verbote, dass man sich damit befassen musste…
Selbstverständlich wird etwas verboten.
Schüler dürfen nicht foruliern, wie siees für richtig halten, obwohl diese Formulierungen des Genderns laut Rechtschreibrat nicht falsch sind. (Laut Rechtschreibrat sind sie weder wahr noch falsch, da sie das Regelwerk überschreiten, wie der Rat sich ausgedrückt hat. Das aktuelle Regelwerk regelt das Gendern also gar nicht.)
Aha. Die Grünen muss es also seit 1949 geben. Welche „echte Verbotspartei“ hat denn in 74 Jahren bundesdeutsche Geschichte mit teils haarsträubenden Gesetzen und Verboten den Menschen bis in den privaten Raum hinein vorgegeben, wie die Menschen zu leben haben? Und tut dies als verlängerter Arm der Kirchen teils heute (!!) noch (Stichwort „kirchliches Arbeitsrecht“!)?
Gegen wen mussten denn viele gesellschaftliche Errungenschaften, die man heute für selbstverständlich nimmt, hart erkämpft werden?
Zur Erinnerung: manche dieser Errungenschaften würden mit einer anderen Partei in der Regierung, was manche als Heilsbringer sehen, garantiert rückgängig gemacht, wie es derzeit in erschreckendem Tempo in Teilen der USA, z.B. Floridastan, gemacht wird.
Die Grünen wollen also verbieten, dass Leute ohne jede Anstrengung, ohne jedes schlechte Gewissen, ohne jede Bereitschaft sich zurück zu nehmen, ihr Leben in Saus und Braus auf Kosten nächster Generationen leben und den Planeten, der noch gebraucht wird, auf den Kopf hauen….
Find ich gut!
Ist im Grunde dasselbe, wie Verbrechen verbieten.
Das ist Konservative Politik.
Schauen Sie, gegen was gewettert wird – DIES ist der nächste Angriffspunkt 😉
Sprachpolizei? Die Union will Gendern verbieten.
Technologieoffenheit? Die FDP hetzt gegen Wärmepumpen.
Cance Culture? Die CSU will Drag Queens aus der Öffentlichkeit verdrängen.
Die USA machen es anschaulich vor 😉
Niemand verbietet meinen Schülern und Schülerinnen, gendersensibel zu sprechen, zu schreiben, zu denken. Und mir auch nicht. Dann dauert es eben länger beim Sprechen und Schreiben. Müssen die weiblichen, männlichen und diversen Mandatstragenden wohl oder übel akzeptieren.
Schlimm ist, dass eine Kampfzone aufgemacht wird zu wichtigen Themen, die es zu überdenken lohnen würde.
Was für eine perfide Argumentation.
Die „Kampfzone“ wurde von jenen eröffnet, die eine bewusst entworfene, politisch-ideologisch motivierte Kunstgrammatik in die deutsche Sprache hineingetragen haben und nicht von denjenigen, die sich gestützt von einer ablehnenden Haltung einer großen Mehrheit (76 % der Deutschen nach einer aktuellen Civey-Studie im Auftrag von T-Online, Tendenz steigend) dagegen zur Wehr setzen.
Stellt die Gender-Fraktion morgen ihre Bemühen ein, ist der Kulturkampf unmittelbar beendet. Würde das die Contra-Fraktion tun, ginge der Sprachkampf gegen das generische Maskulinum einfach nur mit großer Beschleunigung in die nächsten Runden.
Ich habe nicht argumentiert. Ein Argument besteht aus einem Dreischritt und soll andere überzeugen. Ich habe eine Feststellung/ Wahrnehmung beschrieben und mein Handeln kurz dargestellt.
Davon abgesehen, ich beobachte in Ihrem Post eine gewisse Verifizierung dieser Beobachtung. Die „Gender-Franktion“ könne durch ihr (nicht mehr) Handeln den „Kulturkampf unmittelbar“ beenden. Sie würde, täte das die „Contra-Fraktion“ quasi eine Schlacht im „Sprachkampf gegen das generische Maskulinum“ verlieren.
Noch dazu schelten Sie mich bzw. die „Argumentation“ – dazu habe ich mich anfangs eingelassen- niederträchtig.
Ich denke, die Einordnung Ihrer Replik gelingt jeder und jedem selbst.
Studie von T-Online? Nur mal als Anmerkung; diese „Befragungen“ sind überhaupt nicht repräsentativ und daher ist ihre Aussagekraft gleich null. Das liegt nicht am N sondern an der Auswahl der Befragten. Genauso wie „Befragungen“ bei SPON , Focus, Heute oder anderen Internetseiten oder Umfeagen im der Fußgängerzone.
Nein, Civey ist das durchführende Meinungsforschungsinstitut und T-Online lediglich Auftragsgeber so wie in meinem letzten Beitrag auch beschrieben.
Und selbstverständlich war die Umfrage repräsentativ (5.000 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählte Befragte, statistischer Fehler: 2,5%, siehe: https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_100248140/exklusive-umfrage-drei-viertel-der-deutschen-lehnen-das-gendern-ab.html ).
Nach dieser Umfrage ist angeblich jede*r Siebte oder Achte gegen Gendern. Nach anderen Befragungen wählt jede*r Fünfte braunblau.
Und Millionen Fliegen fressen gern Fäkalien.
Na dann machen Sie sich mal schlau über dieses Marktforschungsstartup. Reicht schon, bei Wikipedia hineinzuschauen, um einen ersten Eindruck zu bekommen.
Es geht um Zufallsstichproben in Selbstselektion, bei denen Menschen teilnehmen, die bereits durch das Anklicken der Seite, auf der die Umfrage aufploppt, ein/e Affinität/ Ablehnung/Interesse am/zum Thema haben.
Und dann machen Sie sich schlau, wie man Stichproben generiert und Befragungen designt. Sollten Sie als Akademikerin wissen.
Und dann können Sie die Quelle einordnen.
Die Kontroversen waren mir bekannt. Dass aber auch die Kritik an Civey durchaus umstritten ist, stellt der Wikipedia-Artikel unter Verweis auf „Die Zeit“ ebenso so dar („Zwei Journalisten der Wochenzeitung Die Zeit sahen die Presseratsbeschwerde im Kontext einer hauptsächlich von Forsa-Chef Manfred Güllner gegen Civey betriebenen Kampagne.“).
Repräsentativität ist kein Begriff aus der wissenschaftlichen Statistik, sondern grundsätzlich das, was Meinungsforschungsinstitute für repräsentativ halten. Ob eine Strichprobe wirklich zufällig oder quotenbasiert repräsentativ (d.h. echt unverzerrt) ist, lässt sich ohne die Grundgesamtheit zu kennen nicht objektiv beurteilen. Theoretisch setzt Civey eine korrigierende Gewichtung ein, um die durch Selbstselektion entstandene Verzerrung zu korrigieren. Ob und inwieweit das möglich ist, kann man natürlich mit guten Gründen infrage stellen. Ähnliche Probleme haben aber auch andere Verfahren zur Herstellung von Repräsentativität (zum Beispiel die Auswahl der für Repräsentativität relevanten Merkmale bei quotenbasierten Stichproben).
Prinzipiell ist das aber zweitrangig, denn die Umfrageergebnisse der großen Meinungsforschungsinstitute unterscheiden sich nicht groß voneinander beim Thema Gendern.
Zum Beispiel ermittelt das ZDF-Politbarometer eine Ablehnung von 71 Prozent (Verwendung von geschlechtergerechter Sprache in den Medien als „nicht gut“, https://www.berliner-zeitung.de/news/zdf-politbarometer-mehrheit-der-deutschen-ist-gegen-gendersprache-in-medien-li.171998). Hinter dem Politbarometer steht die Forschungsgruppe Wahlen mit laut Eigenaussage des Politbarometers repräsentativen Umfragen (https://www.zdf.de/politik/politbarometer).
Einige Menschen haben entschieden, dass sie sich wertschätzend gegenüber anderen äußern, egal welches biologisches Geschlecht oder Gender sie haben
Wer das als Eröffnung einer Kampzone ansehen will, nimmt so ziemlich dieselbe Position ein, wie die Menschen, die früher gegen Schwule gehetzt haben.
Ihr erster Satz demonstriert eines der zentralen Probleme, das mit der Bezeichnung der sog. „Gendersprache“ als gender-/geschlechtersensible resp. -gerechte (o.ä.) Sprache und der dem inhärenten (z.T., wie Ihrerseits, auch explizit artikulierten) Selbstpositionierung und -inszenierung derjenigen die sie nutzen, als bspw. „wertschätzend gegenüber anderen“ einhergeht:
Die (einem ideologischen Bias verschuldete) Diffamierung und Diskreditierung derjenigen, die sich keiner „Gendersprache“ bedienen (Ihr absolut inadäquater Vergleich in Ihrem zweiten Satz ist der expliziten Variante dieser Attitüde exemplarisch).
Oder wie @Bücherleser hier den kritischen Kommentar der Fr. Zeh zitierte:
„Gendern bedeutet: Ich gehöre zu den Fortschrittlichen, Aufgeklärten und Intelligenten, zu jenen, die für Sensibilität und Gerechtigkeit sind. Wer nicht mitmacht, gehört zu ´den anderen´. Deshalb können solche Symbole enorme Aggressionen auslösen. Sie sorgen für Abgrenzung“ (Juli Zeh im „Focus“ vom 15.10.2022) .
Das eröffnet ja bereits initial eine „Kampfzone“ – einseitig. Und auch Sie realisieren dies nicht einmal! Kurioserweise, denn wie kann man regelmäßig der Macht des Wortes das Wort schreiben, aber die Wirkmacht entsprechender Formulierungen nicht realisieren?
„Perfide“? Ahhh, ja. Stimmt, Ihr Kommentar ist perfide. Und Sie schießen gegen sich -, WENN Sie denn, wie Ihr Name vermuten lässt – cis-female, öhm – weiblich sind.
Sofern das Gendern nicht von der Lehrkraft ausgeht, spricht eigentlich nichts dagegen. Dennoch sollte man, solange es eben nicht anders geregelt ist, bei der offiziellen Rechtschreibung bleiben.
Gendersensibel zu sprechen und zu schreiben kann jede Lehrerin und jeder Lehrer oder jede Lehrkraft oder jede Lehrperson oder jeder Lehrende und jede Lehrende verwenden, wie er oder sie es mag. All das entspricht den offiziellen Sprachregeln (die sich ja nur gegen Sterne, Unterstriche etc. wenden, nicht gegen den sensiblen Sprachgebrauch grundsätzlich) und dem Grundgesetz.
Das generische Maskulinum ist schließlich nicht Staatsräson 😉
Und natürlich darf Gendersensibilität auch von der Lehrkraft ausgehen, ebenso wie die Sensibilität für Nachhaltigkeit, Toleranz u.v.a.m.
Viele der 76%, die in der zitierten Befragung vermeintlich gegen ‚das Gebdern‘ geäußert haben, subsummieren darunter nur : oder _ oder I.
Das aber ist ein Nebenschauplatz, der davon abhält, grundsätzlich über eine diverse, inklusive und tolerante Gesellschaft nachzudenken, in der die Lebensbedingungen im Sinne der SDGs „gleichwertig“ sind.
Es heißt natürlich ‚das Grundgesetz‘ und ‚das Gendern“. Es wird Zeit, hier zu gehen, meine Beobachtungen habe ich geteilt. Auf Wiedersehen.
Zitat:
„Die CDU will gemeinsam mit der rechtsextremen AfD Schüler*innen und Lehrkräften das Gendern verbieten“
Mir sch…egal. Die kümmern sich sonst auch um nix.
Mit was für Jugendlichen hat denn der Bildungsminister geredet?
Wahnsinn. Ich bin diesmal wirklich sprachlos geblieben. Unverschämt und äußerst primitiv, einfach – nur das kann ich noch dazu beitragen.
„Gendern bedeutet: Ich gehöre zu den Fortschrittlichen, Aufgeklärten und Intelligenten, zu jenen, die für Sensibilität und Gerechtigkeit sind. Wer nicht mitmacht, gehört zu ´den anderen´. Deshalb können solche Symbole enorme Aggressionen auslösen. Sie sorgen für Abgrenzung.“ (Juli Zeh im „Focus“ vom 15.10.2022)
Meinte sie das so? Oder meinte sie, dass bestimmte Leute denken, dass diejenigen, die gendern, das denken?
Das ist durchaus ein Unterschied.
Ich kann mich daran erinnern, dass man auf dem Dorf damals über uns Kids, die aufs Gymnasium gingen, auch einfach sagte, wir hielten uns für was Besseres. Dabei hatte ich mir das nicht ausgesucht, sondern die Empfehlung von meiner Klassenlehrerin in der Grundschule bekommen. Meine Eltern haben beide nur die Volksschule besucht.
Warum sagen Sie dann „nur die Volksschule“?
1 Weil sie vom Verstand her mehr hätten schaffen können, was damals aber nicht möglich war, weil sie aus so einfachen Verhältnissen stammten, wo man es sich nicht leisten und vorstellen konnte.
2 Sie dadurch niemals darauf bestanden hätten, dass ich aufs Gymnasium zu gehen hätte, weil man das in ihren Kreisen so machte. Ich hatte Mitschüler*innen, die so einen familiären Hintergrund hatten und tatsächlich aufs Gymnasium MUSSTEN.
Damals war Volksschule noch wirklich Schule für das Volk, also alle! Was ich „damals“ – da hieß die Volksschule dann aber schon „Hauptschule“ – und war im Volksbegehren bereits mitnichten eine solche – in der 10 (denn auch in der Hauptschule konnte „mittlere Reife“ gemacht werden) in Englisch gemacht habe – MIT meinen mir Anvertrauten! – das könnte ich in der heutigen „Realschul „plus““ ganz sicher auch ansatzweise nicht mehr! Verlangen schon, aber nicht geliefert bekommen! Wobei ich laut dem neuen „Kompetenzrahmen“ ja noch nicht einmal verlangen darf! Deutschland schafft sich sehenden Auges und mit Karacho die einzige Ressource ab, die es hat: gut (aus-)gebildete Leute mit Engagement und Leistungsmotivation. Wie schade!
Es geht um das „nur“.
@DerechteNorden
Lesen Sie das Interview mit dem „focus“ oder noch besser ihr Buch „ZwischenWelten“ (dort wird sehr viel gegendert), dann wissen Sie wie Frau Zeh das meint.
„ZwischenWelten“ (außerirdisch; „Koma“)
oder war es doch nur ein Exemplar „Zwischen Welten“?
Schau ich nur auf den Buchdeckel fällt auf, es scheinen zwei Autoren (Juli Zeh und Simon Urban) für ein Buch zu sein. Inhaltlich kurz zusammengefasst zumindest bunt gewürfelte Empörungsthemen.
@gehtsnoch
Gehören Sie zu dem Teil der jüngeren Generation, die auch die „Pflichtlektüre“ in der Schulzeit immer nur in Kurzzusammenfassungen (google o. ä.) „gelesent“hat und damit in der heutigen Schulzeit trotzdem ganz „gut“ durchgekommen ist? Na dann, alles klar!
Apropos „bunt zusammengewürfelte Empörungsthemen“: Klimakrise, Gendern, Ukraine … warum wird das dann u. a. auch hier bei n4t thematisiert? – Warum lesen und diskutieren Sie dann hier mit, wenn es Sie nicht interessiert? (okay, das Buch von Juli Zeh UND Simon Urban ist schon ein ziemlich dicker Wälzer, reicht doch, wenn man den Klappentext liest 🙂
Und nur weil Juli Zeh etwas Dummes geschrieben hat, plappern Sie das argumentationslos einfach so nach?
Wieso ist das dumm? Im Gegensatz zu Ihnen habe ich Bücher von Juli Zeh gelesen und mir meine Gedanken dazu gemacht: Außerdem gehe ich mit offenen Augen und Ohren durch die Welt!
„Offene Augen“ od. Leseschwäche, da Autoren (Juli Zeh und Simon Urban).
? Was ist Ihr Problem? Dass „ZwischenWelten“ von zwei Autoren ist, wurde hier schon erwähnt. In meinem Diskurs mit W. Hasenbrot ging es um ein Zitat von Juli Zeh. Haben sie wenigstens 1 der Bücher gelesen oder haben Sie die Leseschwäche?
@Walter Hasenbrot
Über Bücher zu urteilen, die man selbst nicht gelesen hat, ist natürlich viel schlauer! 🙂
„Focus“ vom 15.10.2022 Interview mit Juli Zeh:
„Auch die Debatten in Deutschland würden ´heute von zwei Extremen dominiert´, findet die Bestseller-Autorin, …. Auf der linken Seite gebe es éin wokes Akademiker-Großstadtmillieu, auf der rechten die AfD und schlimmmere Gruppierungen. Beide Seiten repräsentieren eher Nischen, werden aber immer lauter und damit einflussreicher.“
Ich denke, es ist nicht so einfach, wie es u.a. Frau Zeh beschreibt.
Das ist ein Problem, denn als „woke“ werden inzwischen alle bezeichnet, die einfach kein Problem mit Diversität haben.
Was meinen Sie mit „kein Problem mit Diversität haben“?
Alle, die die Werte des Grundgestzes vertreten, werden von AfDlern und dem rechten Flügel der CDU als „woke“ bezeichnet.
Dabei ist die Bezeichnung „woke “ in Deutschland ein reiner Kampfbegriff der rechten und rechtsextremen Szene.
Als Selbstbezeichnung kommt er in Deutshcland nämlich so gut wie gar nicht vor.
Danke! Gut erklärt.
Genau das, was ich schreibe. Das reicht doch bereits, um von gewissen Leuten als „woke“ beschimpft zu werden. Dieses Wort ist ja inzwuschen „verbrannt“.
Sehr viele andere Wörter sind noch viel verbrannter. Leider.
Überhaupt kein Problem mit der Diversität hat mittlerweile nur noch eine Minderheit, von der ein guter Teil so gut betucht ist, dass sie kaum echten Kontakt mit der Diversität haben kann und / oder finanziell auf die Diversität angewiesen ist.
„Kein Problem mit Diversität“ haben die 99 von 100 Bäckern, die dem geschminkten Mann im Minirock (der sich einbildet eine Frau oder auch ein pelziges Einhorn aus einer Comicserie zu sein) genau so ihre Brötchen verkaufen wie jedem anderen Kunden auch.
Guten-Tag-Brötchen-Tschüss.
Den (mittlerweile normalisierten) Extremismus erkennt man daran, dass *Toleranz* nie genug ist.
Immer muss noch einer drauf gesetzt werden, immer skandalisiert werden…*Akzeptanz* (im Gegensatz zu Toleranz) kann man weder erzwingen noch gibt es da nen Anspruch drauf.
Danke für die Veranschaulichung. Ihr Gebrauch des Wortes „Extremismus“ zeigt auf, was ich meine.
Ich bin immer wieder verwundert, wie viele Merkwürdige Gestalten sich hier tummeln.
Wie nett, sich über Leute lustig zu machen, denen es eh schon besch…. geht.
Aber hey, sollten Sie eine Frau sein, darf man sich sicherlich auch darüber lustig machen, dass Sie sich einbilden, Männerkleidung tragen zu können/dürfen/wollen (ups! Skandal!!), einen Männerberuf zu ergreifen zu können. Fänden Sie als Frau bestimmt auch lustig, oder? [Sarkasmus aus]
So ist das nun mal in freien Gesellschaften: Jeder kriegt seine Sprüche ab – aber keiner wirft Steine.
Nee, keine Steine, aber Faustschläge oder sonstwelche Übergriffe.
Die Angriffe haben seit der Hexenjagd, die aus den USA exportiert und von AFD, Bild und Co. übernommen, zugenommen. Das geht weit über „Sprüche“ hinaus und ist geistige Brandstiftung.
Finden Sie es toll, sich da anzuschließen und das mit einem unterirdischen Spruch zu begründen?
„Das ist ein Problem, denn als „woke“ werden inzwischen alle bezeichnet, die einfach kein Problem mit Diversität haben.“
Hmmm……..
Lediglich als allg. Anmerkung:
Es wäre m.E. sinnvoll, zwischen Wokeness einerseits und Wokeism andererseis zu differenzieren, wie es bspw. auch Michael Karson macht (s. https://www.psychologytoday.com/gb/blog/feeling-our-way/202108/the-psychology-wokeism).
Leider hat sich diese Differenzierung im öffentlichen Diskurs offenbar nicht etabliert, obwohl sich zumindest Proponenten von Wokeness zunehmend von entsprechender Terminologie distanzieren (mglw. auch, um nicht mit Proponenten eines Wokeism verwechselt zu werden, die der Wokeness einen Bärendienst erweisen; s.u.). Und mangels dieser Differenzierung in Wokeness und Wokeism können u.a. Akteure, die Wokeism praktizieren, ihrerseits reklamieren, Proponenten von Wokeness zu sein, um damit (berechtigte) Kritik an Wokeism zu deligitimieren, indem sie ein Gros der Kritiker von Wokeism, die ihrerseits nicht (hirnreichend) zwischen Wokeism und Wokeness differenzieren, sondern indifferent gg. „woke Leute“ schießen, in der (politisch rechten) Schublade mit denjenigen einsortieren (können), die etwas gg. Wokeism und(!) auch Wokeness haben (und damit berechtigterweise in dieser Schublade landen).
Willkommen bei der Dichotomisierung von Diskursen!
Zur Erläuterung:
Wokeness ist das – nach Maßgabe des seinerseits auf den Grundwerten einer aufgeklärten, pluralistischen, liberalen und demokratischen Gesellschaft (zum Zwecke der Ermöglichung der Selbstentfaltung und Steigerung des Wohlbefindens / Glücks einer größtmöglichen Anzahl an Individuen) basierenden legislatorischen, sozio-politischen und -kulturellen Ziels – berechtigte Anliegen, im öffentlichen Diskurs minder- oder gar unbeachtete Probleme zum Zwecke ihrer diskursiven Lösung zu exponieren, ggf. selbst entsprechende (möglichst elaborierte, ganzheitliche, d.h. auch durch konkrete Lösungen ggf. neu evozierte Probleme antizipierene und – u.a. auch mittels adäquater Güterabwägungen – gleichermaßen zu vermeiden wollende) Lösungsvorsschläge zur Disposition zu stellen. Eine solchermaßen verstandene, aufklärende Wokeness hat offensichtlich ein Eigeninteresse an einem gleichermaßen aufgeklärten, einem demokratischen, (zum Zwecke der Objektivität resp. Größtmöglicher Intersubketivierbarkeit) fakten- und argumentbasierten Diskurs, anstelle eines bspw. emotiven u./. anderen logical fallacies erliegendem. Alles andere wäre der Ernsthaftigkeit des Anliegens, der Integrität seiner Proponenten nicht gerecht, würde beides unterminieren und wäre letztlich kontraproduktiv.
Ich würde mich zu dieser Wokeness bekennen (damit einhergehend sollte dann auch unmissverständlich sein, was ich von der BILD, der AfD u.ä. halte), wenn dem nicht die Probleme gegenüberständen, die ich im Folgenden skizzieren. Diese Wokeness ist nämlich insb. im Twitter-geprägten öffentlichen Diskurs das sprichwörtliche Einhorn. So bleibt es dann meinerseits beim Bekenntnis zu einer aufgeklärten, pluralistischen, liberalen und demokratischen Gesellschaft, i.d.S. bin ich dann woke, aber unter expliziter Vermeidung entsprechender Terminologie, denn:
Stattdessen dominiert Wokeism, der Antipode all dessen, was Wokeness definiert:
(a) Nicht objektive resp. größtmöglichst intersubjektivierbare Probleme sind Ausgangspunkte und zentrale Argumente legislatorischen, sozio-politischen und -kulturellen Handelns, sondern Probleme, die lediglich unsubstantiiert, bspw. auf Basis logischer Fehlschlüsse (non sequitur; ad hominem; petitio principii; unzulässigen Extrapolationen/Verallgemeinerungen etc.) i.V.m. anekdotischer Evidenz (bspw. der beleglosen Behauptung, man sei aufgrund seines ausländischen Nachnamens nicht zur Wohnungsbesichtigung eingeladen worden), Fehl- u./o. Falschinformationen (z.B. dass Art. 3 GG eine Geschlechterparität in der Politik u./o. der freien Wirtschaft gebiete), Mythen (z.B. dass Frauen in Dtld. bei gleicher Qualifikation etc. für die gleiche Arbeit 18 % weniger als Männer verdienten), Ressentiments (ggü. alten, weißen Männern; Liberalen etc.) und Co. postuliert u./o. im Rahmen einseitiger, subjektiver Deutungshoheiten seitens vermeintl. Betroffener als Probleme empfunden werden, weil man sich exkludiert bzw. diskriminiert fühlt (z.B. weil das Ggü. das generische Maskulinum nutzt), selbst wenn dies faktisch nicht der Fall ist.
(b) Nicht diskursive Veränderungen bei gleichzeitigem (diplomatischen) Interessenausgleich einerseits und Abwägung evtl. Verbesserungen mit evtl. Nachteilen, die Folge dieser Veränderungen sein könnten, andererseits ist hier das Ziel, sondern die unbedingte, kompromisslose und regelmäßig selbstzweckhafte, ggf. radikale Änderung eines vermeintl. negativen Status Quo sind das Ziel, also Veränderungen des Rechts u./o. sozio-politischer und -kultureller Realitäten, oftmals nach der Prämisse, dass der Zweck alle Mittel heilige.
Wokeism zeichnet infolgedessen auch nicht durch eine Aufgeklärtheit aus, sondern durch quasi- resp. ersatzreligiöse Strukturen und Mechanismen, wie bspw. auch die mantraartig, unkritisch-affirmativ rezitierten Satz-/Textbausteine der Proponenten dieses Wokeism demonstrieren, die diese in quasi ausnahmslos jeder entsprechenden (öffentlichen) Diskussion – jede Gegenargumentation, jeden widersprechenden Fakt ignorierend, jeden Widerspruch insg. i.S.e. dichotomen Weltbildes als Feindschaft wahrnehmend und dem gesamten Sammelsurium logischer Fehlschlüssse anheimfallend – präsentieren.
Auch dieser Kontrast, diese Bigotterie vermeintl. woke zu sein und gleichzeitig das zu reproduzieren, was man vermeintl. kritisiert, hat woke zum Kampfbegriff gemacht. Da muss man die Schuldigen nicht immer rechts der Mitte suchen, da wird woke als Selbstbeschreibung auch vom Gros von links der Mitte abgelehnt, weil man nicht für einen Proponenten von Wokeism gehalten werden will. Auch wenn es rechte Akteure gibt, die – wie Sie richtig feststellen – mit woke einfach alles indifferent bezeichnen, was ihnen zuwider ist, bis hin zu elementaren Werten unserer pluralistischen, freiheitlich-demokratischen Gesellschaft, so hätten/haben die Proponenten eines Wokeism auch selbst dafür gesorgt, dass woke zu sein mittlerweile oft Vorwurf an Leute mit der sskizzierten, spezifischen Bigotterie ist.
Und auch hier bei N4T begegnen einem übrigens „woke Leute“ der Wokeism-Kategorie einerseits und diejenigen, die berechtigterweise in der Schublade derjenigen landen, die etwas etwas gg. Wokeism und(!) auch Wokeness haben.
Immerhin arbeitet die Union mit den Rechtsextremen nur bei wichtigen Dingen zusammen: 1000€ für Hausbauer und Sprachgebote für Schulen…
Ich habe nichts gegen Konservative, ich wünsche nur, sie hätten heutzutage eine richtige Partei zur Wahl.
Ja, das sehe ich auch so. Beides sind Vorhaben, die ich auch unterstütze. Alleine deshalb bezeichnet mich die Redaktion als rechtspopulistisch.
Wir bezeichen Sie als rechtspopulistisch, weil Sie unter anderem die Corona-Folgen und die Folgen der Klimakatastrophe geleugnet haben, sich bei Kulturkampf-Thmen wie Gendern als Scharfmacher betätigen und sich nicht scheuen, politisch Andersdenkende zu verleumden – alles Kennzeichen des Rechtspopulismus.
Dazu komnmt ein kräftiger Schuss Narzissmus: „Am Ende habe ich bei allen Themen Recht behalten“ – schreiben Sie allen Ernstes in ihrem jüngsten Post, den wir dann allerdings in Gänze nicht mehr veröffentlichen. Wir haben eine Niveau-Untergrenze im Leser*innenforum.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Danke, die rechtspopulistische Dipperei vermieste mir inzwischen das Forum; es ist unglaublich mit welcher Penetranz er auftrumpft- und auch noch bestätigt wird, ohne viel Gegenrede und mit Bestätigung aus dem Forum.
Vielen Dank für die klaren und zutreffenden Worte!
In Sachsen-Anhalt hat das CDU-geführte Bildungsministerium ja vorgemacht, wie man damit von den eigentlichen Problemen ablenken kann. Das stellt ihre „Macherqualitäten“ heraus und ist darüber hinaus ein Kümmern „um die Belange der kleinen Leute“, für dass man kein Geld in die Hand nehmen muss. Nicht zuletzt übt man auch dort schon den Schulterschluss, um künftig gemeinsam an der Seite der AfD in eine blau-schwarz-braune Zukunft marschieren zu können!
Ich finde es sehr befremdlich die Hckfrsse dieses Mannes an so prominenter Stelle sehen zu müssen.
SEHR wahr!
Nun ja, meine Schüler sind mit Gendern überfordert, da die meisten keine Muttersprachler sind, werde ich von ihnen nicht verlangen, dass sie gendern und das auch noch deklinieren. Ich schreibe also selbst dudengerecht, nicht gendergerecht. ( Will sagen genderbetonend ) Aber zu tun, als gäbe es das nicht, ist einfach nur weltfremd. Wer seinen Gender betonen will, soll es ruhig tun.
Hätte man uns das früher verboten, hätten wir als junge Rebellen vermutlich alle soforz gegendert.
Leider ist das Thema wie auch LBTQ und woke kulturkampfmäßig hoffnungslos aufgeladen, und Verbote und Gebote eignen sich wunderbar als Nebenkriegsschauplätze, da das Ganze außer Wörterbücher auszutauschen evtl. auch nichts kostet
Die Schüler*innen sollen ja auch nicht zum Gendern gezwungen werden, sondern bisher war es den Schüler*innen erlaubt.
Warum wollen Sie die Ausdrucksmöglichkeiten der Schüler*innen einschränken?
Nee, ich würde es weder verbieten noch fördern.
Biedermann und die Brandstifter. Die hanebüchene Begründung: „Thüringen ist das Land der Dichter und Denker. Deshalb braucht es klare Regeln“ ist an Kleingeistigkeit nicht zu überbieten.
Die konservative Brandmauer zum Rechtsextremismus ist in Thüringen mal wieder bestenfalls aus Pappe.
Dann empfehle ich meinen Schüler*innen das generische Femininum.
Können Sie auch, dort wo es grammatikalisch korrekt ist. Zum Beispiel „die Person“. Niemals käme ich auf die Idee, dass damit nur eine Frau gemeint sein könnte.
„Die Person“ ist kein generisches Femininum, sondern ein grammatikalisches. Davon abgesehen, ist das generische Femininum grammatikalischen nicht weniger korrekt als das generische Maskulinum.
Selbstverständlich ist es ein generisches Femininum. Person ist grammatikalisch feminin und der Gebrauch allgemeingültig bzw. gattungs-/kategoriebezogen („generisch“) und eben nicht (geschlechts-)spezifisch.
Unfug wird nicht richtig, indem man ihn wiederholt. Vielleicht glauben Sie Herrn oder Frau Wikipedia mehr als mir.
„Als ein generisches Femininum (von lateinisch genus„Geschlecht, Gattung, Art“, und femina „Frau“) bezeichnet man in der Sprachwissenschaft die Verwendung einer grammatisch femininen Personenbezeichnung, zu der es ein maskulines Gegenstück gibt (Lehrerin/Lehrer), in einem geschlechtsübergreifenden (generischen) Sinn. Bei einer solchen Verwendung bezieht sich die feminine Form nicht nur auf Frauen, sondern auf Personen aller Geschlechter.
Zu unterscheiden ist grundsätzlich zwischen
Natürlich lege ich ähnlich wenig Wert auf Wikipediainhalte wie auf unbelegte Meinungen anonymer Forennutzer. Eine Wiki ist eine frei zugänglich editierbare Artikelsammlung und keine wissenschaftliche Quelle.
Um drei Beispiele für den von mir geschriebenen Gebrauch zu nennen (der sich ja allein aus der Wortbedeutung ergibt):
„In allen Genera des Deutschen gibt es Wörter, die generisch sind, sich nicht auf Personen eines bestimmten Geschlechts beziehen lassen. Dazu gehören im […] Femininum […] Person, Koryphäe, Leiche, Waise, Geisel […] Ein generisches Femininum existiert im Deutschen nur für einzelne Wörter, wie sie oben genannt wurden, aber nicht bei produktiven Wortbildungstypen.“
Peter Eisenberg (emeritierter Professor für deutsche Sprache, Uni Potsdam), https://merton-magazin.de/weiblich-maennlich-und-generisch-im-deutschen
„Ein generisches Femininum (z. B. die Koryphäe) und Neutrum (z. B. das Mitglied) existiert ebenfalls im Deutschen, kommt aber seltener vor. Die generische wird von der spezifischen Form durch den Kontext und bestimmte Indikatoren unterschieden.“
Dörte Stein, TAZ (https://taz.de/Gendern-als-Ausschlusskriterium/!5782080/)
„Bekannte generische Feminina sind neben der in Abb. 1.7 gewählten „Koryphäe“ […]“
Andreas Forner, Deutsche Wirtschaft und deutsche Sprache: eine thematische Bestandsaufnahme (2022), https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-38734-1_1
Hmmm…vermutlich haben diese ach so bösen „woken“ Genderer auch kein Problem mit
„der Salzstreuer“
„der Bierkasten“
oder
„der Gartenzaun“…
Lieber Dip, merken Sie vielleicht selber etwas?
Ich bestehe auf der Bierkästin!!
Och Leute, es tut keinem weh zu gendern, wer es will soll es tun, wer nicht soll es lassen, es gibt – wahrlich! – wichtigere Themen!
Ich kann allerdings all die verstehen, die sagen, wer noch nie von der Hebammer gehört hat kommt auch nicht auf die Idee, dass auch Jungs in der Geburtshilfe tätig sein können….
Es gibt Genderleitfäden, die explizit auf ein Gendering von Funktionsbeschreibungen bei unbelebten Objekten wie Institutionen oder Geräten bestehen, weil das vermeintlich grammatikalisch geboten wäre und angeblich helfe Weiblichkeit sichtbar zu machen. Zum Beispiel „die Bundesregierung“ als „Arbeitsgeberin“ statt pauschal als „Arbeitsgeber“. Oder „die Sony Alpha 7 Mark III“ als „Nachfolgerin der Mark II“ statt als „Nachfolger“.
Die Bundesregierung wäre immer eine Arbeitgeberin. Was sonst?
Vielleicht sollte einfach das Gendern weggelassen werden. Viele Pluralformem , in denen a l l e eingeschlossen waren, werden damit einfach nicht mehr verwendet. Die sich das Gendern ausgedacht haben, haben nur eines erreicht:
Verwirrung, unzählige Diskussionen und Streitereien. Haben wir in Deutschland keine anderen Sorgen? Es könnte doch so einfach sein!
Hätte man in der Sprache nur niemals irgendetwas verändert, seit wir grunzen lernten,
Sprache sich selbstständig/natürlich entwickeln zu lassen, statt aus einer Politisierung heraus erdachte Kunstgrammatik einzuführen, wäre doch schon mal ein Anfang.
Natürlich im Sinne rein biologisch definierter Unterschiede unter selbstständiger Ignoranz der Sozialwissenschaften hat eher was von Endzeitstimmung.
Das klappt durch Verbote und dem Festhalten an Althergebrachtem, was sich legitimiert, weil es schon immer so war- warum auch immer- ja wunderbar.
Ach, das wäre doch zu schön!!
An welche Pluralformen denken Sie denn da? Und wer legt eigentlich fest, dass sich damit alle eingeschlossen fühlen müssen?
Es gibt ja solche Formulierungen wie „Lehrkräfte“ oder die Verwendung von „alle “ statt „jeder“.
Diese Fromulierungen beziehen wirklich alle mit ein.
Allerdings machen Sie andere Formen des Genderns nicht überflüssig, weil es sie nicht für jede Redesituation gibt.
Und Sie meinen, dass Torsten das meinte? Ich nicht.
In der deutschen Sprache ist jede Pluralform weiblich.
Nein, denn „die Lehrer“ sind für mich allesamt männlich.
Nein, sie ist Plural! Nur das Personalpronomen ist dasselbe wie beim weiblichen Singular. Die Endungen sind meist völlig anders im Singular und Plural.
Ähnlich wie das „You“ im Englischen: Singular und Plural im Konzept der Anrede gleich.
Plural und Femininum teilen sich (im Nominativ) nicht nur Personalpronomen („sie“) sondern auch Relativ- („die“), Possessiv- („ihr“, „ihre“) und Demonstrativpronomen („diese“) sowie Artikel („die“).
Der Plural ist eben stark feminisiert/weiblich.
Übrigens kein Zufall, da Femininum und Pluralbildung gemeinsame sprachliche Wurzeln haben (siehe vergleichende Sprachwissenschaften/Indogermanistik). Entsprechend lässt sich das nicht einfach wegwischen, wenn man sich auf die (mMn durch und durch fragwürdigen) geschlechtlichen Gerechtigkeitsaspekte von Sprache, wie sie Genderbefürworter anlegen, einlässt.
Aber feminisierter Plural, die weibliche, hierarchiebetonende Höflichkeitsanrede (wir sie-zen uns statt zu er-zen) und die feminine Dominanz im deutschen Wortschatz (vgl. https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Die-Verteilung-der-Artikel-Genusangabe-im-Rechtschreibduden ) insbesondere bei abstrakten Begriffen (auch solchen, die eine patriarchale Verschwörung kaum freiwillig gewählt hätte, wie „die Intelligenz“, „die Kühnheit“, „die Macht“, „die Kraft“, „die Gewalt“, „die Stärke“, „die Autorität“, „die Klugheit“, …) passen eben so gar nicht zur Idee der sprachlichen Unterdrückung der Frau.
Das ist Unsinn.
Dann nennen Sie ein Beispiel einer Pluralform ohne weiblichen Artikel.
@Walter Hasenbrot
Warum ist das Unsinn? Für mich klingt das plausibel, ich bin aber kein Linguist!
Da würde Ihnen auch kein Linguist widersprechen.
Die enge Verwandtschaft von Plural und Femininum ist wissenschaftlich gut belegt und wie Sie richtig feststellen auch heute in der Sprache ablesbar.
„Das Genus in den indoeuropäischen Sprachen ist entstanden durch Zweiteilung in Bezeichnungen für Belebtes (später Maskulinum) und Unbelebtes (später Neutrum). Das Femininum kam als drittes Genus hinzu und spezialisierte sich auf Kollektiva und Abstrakta. Mit dem natürlichen Geschlecht weiblich hatte es [ursprünglich] nichts zu tun“
https://www.sueddeutsche.de/kultur/essay-das-missbrauchte-geschlecht-1.3402438
Kollektiva sind selbstredend eng verbunden mit der Beschreibung mehrzahliger Objekte (Plural).
Eine inhaltliche Verbindung des Femininums zum weiblichen Geschlecht fand in der Sprachgeschichte erst deutlich später statt.
Eine sehr ausführliche, teils auch polemische Beschreibung der sprachlichen Entstehung der Genera vor dem Hintergrund des Genderns können Sie, falls Sie das interessieren sollte, bei Belles Lettres finden:
https://www.belleslettres.eu/pdf/genus-gendersprech.pdf
@Sieglinde
Danke für diese sehr verständliche Erläuterung.
ABER GENAU DAS IST DOCH EINE GENDERSENSIBLE SPRACHE!!! Oder eben eine Möglichkeit davon. Warum kapieren das so wenige-oder ignorieren es beim Kämpfen?
Man kann Gendern doof finden ( tu ich auch weil ich generell nicht aufs Geschlecht reduziert werden möchte) , aber es generell verbieten, ist etwas ganz anderes. Und die Argumentation : Land der Dichter und ,Denker…. damit könnte ich auch das Gegenteil begründen.
Ouh, mit dem Land der „Dichter und Denker“ könnten wir jetzt aber ein Fass aufmachen!
Eben weil Sie sich nicht auf ihr biologisches Geschlecht reduzieren lassen möchten, wäre ein Argument pro Gendern.
Sich auf ein selbst gewähltes Geschlecht zu reduzieren, ist ein viel stärkeres Argument pro Gendern.
Könnten Sie mir das bitte erklären?
Ich habe Deutsch seit einigen Jahren gelernt, und wenn ich „Fragen Sie ihren Arzt oder ihre Ärztin“ höre, denke ich immer, als ob ich 2 Ärzte haben soll, 1 weiblich und 1 männlich. Und verstehe nicht, warum das Geschlecht in allen Sphären wichtig sein soll.
Für mich ist das ziemlich schwierig.
Ist es für Sie wichtig, ob Sie als Frau oder Herr Angela angesprochen werden ?
Das schon, wenn man mich persönlich anspricht. Aber wenn man über mich als einen der Gruppe redet, generisches Masculinum reicht total. Für mich ist das selbstverständlich, dass alle Geschlechter gemeint sind.
In meiner Muttersprache wird auch generisches Masculinum benutzt, vielleicht deshalb ist das für mich nicht leicht.
Dann sind Sie noch nicht verbohrt genug!
Deutsch zu sein heißt extrem zu sein, und Gendern bietet ein herrliches Betätigungsfeld für Extreme, dafür wie dagegen.
Nehmen Sie es doch mit Humor.
Nein, ich will mein Geschlecht gar nicht erwähnt haben, wenn es keine Rolle spielt. Und eine Rolle spielt es nur bei meiner Partnerschaft und beim Arzt. Es ist neu, dass ich jetzt immer überlegen muss, ob ich auch wirklich angesprochen wurde.
Überlegungen gelten allgemein als unschädlich. Weniger unschädlich ist soziologische Kontexte komplett auszublenden, die seit vielen Jahrzehnten auf erwähnenswerte Geschlechterstereotype verweisen.
Chancengleichhheit und faire Entlohnung spielt für Sie also „keine Rolle“ ?
Blubb…
Und da lässt sich doch die Frage stellen, warum nennt mensch sich in Thüringen dann so wichtig“ das Land der Dichter und Denker“, wenn das kleine bisschen Silbenzeugs schon so hart zu verarbeiten ist.
Ich weise mal auf einen Denkfehler hin: man befriedet Faschisten nicht indem man einen Kompromiss anbietet. Faschismus ist politischer Krebs und wenn man in einem Punkt nachgegeben hat werden halt neue Punkte des Kulturkampfes herbeihalluziniert die bekämpft werden, bis aufs messer,, bis am Ende faschismustypisch nur tod und zerstörung übrig bleiben.
Gibt es denn mittlerweile überhaupt Regeln, wie grammatisch richtig gegendert wird und wird das in den Schulen auch vermittelt? Denn gegendert oder nicht, im Aufsatz und anderen schriftlichen Arbeiten müssen schließlich Grammatik, Rechtschreibung und in sich schlüssiger Text bewertet werden. Bisher gendert jede/r, wie es ihm/ihr am besten passt.
So lange das richtige Gendern schulisch nicht gelehrt wird, dürfte es auch nicht angewendet werden, weil es nicht benotet werden kann. Ist das jetzt logisch oder ist das schon AFD? Ich habe noch nie etwas anderes gewählt als die Parteien, die es schon seit mehr als zwei Jahrzehnten gibt. Unangenehm, das dazu sagen zu müssen. Mir ist aber klar, dass alles, was ansatzweise nicht 100 Prozent pro Gendern ist, bereits als komplett rechts einsortiert werden kann. Dabei gibt es durchaus einige vernünftige Gründe, zunächst gültige Regeln abzuwarten, bevor zukunftsrelevante Noten verteilt werden.
Frau Google bietet dazu Diverses^^ An Hochschulen liegen definierte Regeln vor, die allerdings nicht automatisch für alle anderen Unis gelten.
Eine bereits angewendete Lösung zur Benotungsfrage ist, die Arbeiten unabhängig vom neutralen, sensiblen Sprachgebrauch zu bewerten.
Braucht es diese Regeln denn?
Wo es keine Regeln gibt, gibt es auch keine Fehler.
Das ist ja im Bereich der Sprache nicht ungewöhnlich. Meistens haben wir es in der Sprache doch eher mit Stilfragen zu tun. Da gibt es kein richtig und falsch. Das Gendern mit Glottisstopp ist ein Neologismus, für den es noch nicht in allen Bereichen Regeln gibt.
Als alle Lehrer*innen können froh sein, dass sie mit dem Gendern ein lebendiges Sprachphänomen haben, anhand dessen sie mit ihren Schüler*innen über Stilfragen diskutieren können.
Ein Verbot ist da vollkommen kontraproduktiv.
„Wo es keine Regeln gibt, gibt es auch keine Fehler“. Lasst uns in den Schulen einfach nur noch regel- und deshalb fehlerbefreit spielen gehen. Das macht bestimmt viel mehr Spaß.
Und nach Hause fahren wir lachend über rote Ampeln und flechten uns Blumen ins Haar…
…und mit Walter Hasenbrots konstruktiver Anregung zu einer Diskussion über Stilfragen können Sie nichts anfangen?
Wenn tatsächlich nur die Sonderzeichen verboten werden sollen, sind alle Passivkonstruktionen ja noch erlaubt. Damit sind fast alle Möglichkeiten der geschlechtergerechten Sprache noch erlaubt. Mit anderen Worten sind dieser Vorstoß und der Umgang von allen Seiten damit kaum der Rede wert.
Und ja, der cdu wird spätestens bei den Landtagswahlen 2029 in den östlichen Bundesländern keine andere Koalition übrig bleiben.
Natürlich nur die Sonderzeichen. Alles andere wäre Zensur, die das Grundgesetz verbietet.
Es ist so eine leidige Diskussion, die jedesmal von „Konservativen“ losgetreten wird:
– Lasst die Leute so sprechen, wie sie wollen. Niemand will euch zum Gendern zwingen.
-Für Schulaufsätze gibt es genug „grammatikalisch korrekte“ Formen: Lehrerinnen und Lehrer,… (auch mal interessant für den Deutsch-Unterricht „grammatikalisch korrekt gendern“)
– Wenn es so „umständlich ist und die Sprache verhunzt und die Mehrheit sowieso dagegen ist “ wird es sich eh nicht durchsetzen.
-Wenn jemand so spricht und es stört euch DANN LEBT DAMIT. Das ist Demokratie. Ich muss auch mit dem konservativen Mist leben, obwohl mir dieses aktuell rechtspopulistische Gedönse und die Fortschrittsfeindlichkeit tierisch auf den Zeiger geht.
– Man kann es natürlich auch in die andere Richtung übertreiben, die neue gegenderte Version der Anstalt finde ich z. B. furchtbar. Aber ich schau es mir trotzdem an, wenn das Thema interessant ist und starte keine Petition wie „Die Anstalt soll wieder normal reden.“
Mann mann, was ist aus Leben und Leben lassen geworden….
So Rant over. So viel wollte ich gar nicht dazu schreiben.
„Lasst die Leute so sprechen, wie sie wollen. Niemand will euch zum Gendern zwingen.“
Das ist eine Lüge. Bereits jetzt wird man zum Gendern gezwungen z.B. durch Punktabzug an Hochschulen, Anweisungen das zu verwenden und sozialem Druck.
„Aber ich schau es mir trotzdem an, wenn das Thema interessant ist und starte keine Petition wie „Die Anstalt soll wieder normal reden.““
Der Klügere gibt nach…
…deshalb gewinnt die Dummheit.
Zum Glück lassen sich das immer weniger Menschen einreden und wehren sich.
Wir wären an Belegen interessiert – wo wird in Deutschland jemand zum Gendern mit Sonderzeichen gezwungen? Wir sind gespannt…
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Wieso und woher eigentlich die Einschränkung auf Gendern mit Sonderzeichen?
Mit so spezifischen Anforderungen kann ich zwar explizit ohne weitere Recherchen nicht dienen, aber folgender Artikel könnte interessant sein: https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/gender-pflicht-an-deutschen-hochschulen-wacklige-rechtsgrundlage-17805594.html (leider hinter einer Bezahlschranke).
Die FAZ hatte dort Anfang 2022 fünfzehn Fälle allein an deutschsprachigen Hochschulen zusammengetragen (u.a. „Leipzig, Dresden, Tübingen, München, Aachen, Saarbrücken, Bremen und mehrfach in Berlin, außerdem an mehreren österreichischen und schweizerischen Hochschulen“).
Weil Gendern ohne Sonderzeichen, also mit weiblicher und männlicher Form, ja wohl kaum als grammatikalisch falsch sanktioniert werden kann. In der Wissenschaft ist darüber hinaus eine präzise Sprache geboten. Wenn von „Lehrern“ die Rede ist, kann es selbstverständlich sein, dass nur männliche gemeint sind.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Dass es abseits von Sonderzeichen in Sachen Gendern keine sprachlichen Inkorrektheiten gäbe, ist schlicht weg nicht richtig:
– Partizipialkonstruktionen auf Basis des Partizip Präsens verlangen Gleichzeitigkeit und sind daher in vielen Kontexten grammatikalisch falsch („sterbende Tanzende“).
– Feminin movierte Formen („Arbeiter“ -> „Arbeiterin“) sind sexus-spezifisch und ihre Verwendung als generische Feminina semantisch inkorrekt.
Ein jahrhundertelanger Einsatz in Wissenschaft und rechtsverbindlichen Texten bis heute ist doch eigentlich genug Beweis für die hohe sprachliche Präzision des generischen Maskulinums.
Die Bedeutung ist kontextbedingt mit einem hohen Maß an Eindeutigkeit geregelt (siehe auch Markiertheitstheorie (Jacobson)).
Das lässt sich von gegenderten Texten mEn kaum behaupten. Abseits von allerlei methodischem Wildwuchs mit teils bewusster Inkonsequenz in der Anwendung allein schon deshalb, weil eigentlich nie alle generische Maskulina erfasst und gegendert werden.
„Ein jahrhundertelanger Einsatz in Wissenschaft und rechtsverbindlichen Texten bis heute ist doch eigentlich genug Beweis für die hohe sprachliche Präzision des generischen Maskulinums.“
Oder ein Beleg für die jahrhundertealte Dominanz einer Männerwelt, in der Frauen schlicht nichts galten. Herzliche Grüße Die Redaktion
@Redaktion
Und wie erklären Sie dann die, weiter unten von Sieglinde angeführten, Beispiele: DIE Macht, DIE Stärke, DIE Kühnheit, DIE Intelligenz usw.
Vielleicht sollte man mal echte Linguisten dazu befragen.
Übrigens verstehe ich z. B. auch nicht, warum in der russischen Sprache das Wort Mann (muschtschina) eine weibliche Wortendung (-a) hat. Das konnte mir bisher auch kein Muttersprachler erklären. Allerdings hat sich auch noch kein männlicher Muttersprachler darüber beschwert (so weit ich weiß).
„Oder ein Beleg für die jahrhundertealte Dominanz einer Männerwelt, in der Frauen schlicht nichts galten.“ – Sprache als patriarchales Unterdrückungsinstrument? Stimmt, Frauen haben die Sprache in keinster Weise geprägt, weil sie Jahrhunderte lang kein Wort gesagt haben. Und man weiß auch erst seit dem Gendern, dass es solche Wesen gibt.
https://www.linguistik-vs-gendern.de/
… darum heißt es ja auch „Vatersprache“, weil die Väter schon immer ihren Nachwuchs von Geburt an patriarchallisch und sprachlich geprägt haben.
@Redaktion:
Genau das ist wissenschaftlich nicht haltbar. Die Dominanz des Maskulinums bei belebten Objekten besteht nicht aufgrund der früheren sozialen Stellung des Mannes in der Gesellschaft sondern stammt nachweislich (vgl. vergleichende Sprachwissenschaften/Indogermanistik) aus einer Zeit, wo die Wortkategorien, die wir heute grammatikalische Geschlechter nennen, keinerlei Bezug zu den biologischen Geschlechter aufwiesen.
Um nochmals Peter Eisenberg zu zitieren:
„Das Genus in den indoeuropäischen Sprachen ist entstanden durch Zweiteilung in Bezeichnungen für Belebtes (später Maskulinum) und Unbelebtes (später Neutrum). Das Femininum kam als drittes Genus hinzu und spezialisierte sich auf Kollektiva und Abstrakta. Mit dem natürlichen Geschlecht weiblich hatte es [ursprünglich] nichts zu tun“ https://www.sueddeutsche.de/kultur/essay-das-missbrauchte-geschlecht-1.3402438
Und auch das Femininum hat aus dieser Zeit sprachliche Dominanzen ererbt, die gerne ignoriert werden:
– feminisierter Plural (selbst aus „der Mann“ wird „die [!] Männer“ mit z.B. dem Personalpronomen „sie“ und dem Possessivpronomen „ihre“)
– weibliche, hierarchiebetonende Höflichkeitsanrede (wir sie-zen uns statt zu er-zen, eigentlich ein 3. Person Plural)
– die feminine Dominanz im deutschen Wortschatz (d.h. eine relative Mehrheit der Wörter ist feminin vgl. https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Die-Verteilung-der-Artikel-Genusangabe-im-Rechtschreibduden ) insbesondere bei abstrakten Begriffen
Mit Genderzeichen vielleicht nicht…aber in in Bezug auf unsere Abschlussarbeit im Referendariat wurden wir darauf hingewiesen kein generisches Maskulinum zu verwenden, andernfalls hätte eine Note Abzug gedroht.
Das finde ich hat schon totalitäre Züge.
Ein bedauerlicher Einzelfall, der hier sicherlich nicht weiter beachtet wird.
Sprachliche Präzision ist in einer Abschlussarbeit grundsätzlich schon geboten. Sind nur Schüler gemeint – oder auch Schülerinnen? Scheint uns im pädagogischen Kontext durchaus relevant zu sein. Insofern können wir den „Totalitarismus“-Vorwurf (ohnehin grotesk, wenn man an die Menschenrechtsverletzungen totalitärer Regime denkt) nicht nachvollziehen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Kein Einzelfall, an der Hochschule meiner Schwiegertochter ebenfalls, obwohl kein Lehrerstudienfach. ALLe (dozenten und Studenten) sind aufgefordert zu gendern.
Infolgedessen sollte Ihre Schwiegertochter, vorausgesetzt, sie gehört zu den beiden Dritteln, die das ablehnen, das Gendern übertreiben, indem sie wirklich jedes Substantiv gendert.
Bei uns auch.
Diesen Notenabzug halte ich für rechtlich verboten. Das vor Gericht durchzuboxen halte ich aber für genauso schwierig.
Seien Sie doch dankbar für einen Hinweis, der seit über 50 Jahren mehr als selbstverständlich sein sollte.
… so reagiert man also, wenn die eigene Mär der Freiwilligkeit des Genderns dekonstruiert wird: Mit ignoranter Ideologie, die entsprechende Vorwürfe bestätigt.
Ich kann Ihnen aus persönlicher Erfahrung berichten, dass es den Zwang zum Gendern gibt. So habe ich beruflich aktiv mit Unternehmen und Ämtern zu tun, die ihren Mitarbeitern das Gendern auferlegen. Wer nicht mitzieht, wird enorm unter Druck gesetzt und als ‚rechts‘ verdächtigt. Bizarr wird es, wenn Kommunikationsabteilungen zusammenarbeiten und jede ihre Art zu gendern durchdrücken will — ein regelrechter Kleinkrieg um Doppelpunkte, Sterne, Unterstriche und BinnenIs. Dass dabei die eigentlichen Inhalte in den Hintergrund geraten, geschenkt. Hauptsache es sind irgendwo im Text (am allerbesten natürlich überall) die Geschlechtsmarker platziert. ‚Mitarbeiter:innenbindung‘, ‚SpeakerInnen‘ und ‚Manager_in‘ für das vermeintlich progressive Image. Dabei tun die wenigsten etwas gegen den Gender-Pay-Gap. Gendern ist billiger.
Wenn Sie beruflich für Unternehmen arbeiten (ob frei oder angestellt), dann dürfte klar sein, dass Sie sich in der Kommunikation nach außen den Kommunikationsregeln dieser Unternehmen anschließen. Genauso wie ein Unternehmen von Ihnen als Beschäftigtem eine bestimmte Kleidung und ein bestimmtes Auftreten in der Öffentlichkeit erwarten darf. Gilt für Behörden im Prinzip genauso. Das als „Zwang“ auszulegen, ist absurd. Niemand zwingt Sie, für dieses Unternehmen (oder diese Behörde) zu arbeiten.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Genau so ist das Leben eben! In bestimmten politischen Systemen muss(te) man schließlich auch z. B. das richtige Parteibuch haben. Man hat(te) auch da die immer Wahl – sich verbiegen oder auf Karriere (Job) verzichten.
Sorry, der Vergleich hinkt. Einer Diktatur wie der DDR kann man ja nicht mal eben „kündigen“. Es muss auch niemand auf eine Karriere verzichten, nur weil einem ein Unternehmen nicht gefällt – es gibt in einem freien Land schon mehr davon. Herzliche Grüße Die Redaktion
Sie haben natürlich Recht. Der DDR konnte man nicht kündigen, den Job schon irgendwie. Es gab aber auch keine Arbeitslosen, man bekam schon auch einen anderen Job: wahrscheinlich schlechter bezahlt, nicht der Qualifikation/den Interessen entsprechend, evtl. an einem anderen Ort (Umzug der gesamten Familie)… Das ist natürlich nicht vergleichbar mit heute.
@Redaktion
Sie sollten wirklich mal „ZwischenWelten“ von Juli Zeh und Simon Urban lesen! Der eine Hauptakteur ist übrigens Journalist und Gender-Befürworter.
Genauso wie man lange Zeit unter konservativen Regierungen bitteschön die richtige Religion und den richtigen Familienstand haben musste. Und das in einem angeblich laizistischen Staat in Westeuropa. Und nu?
… und nu? Finden Sie das gut? Ich nicht, da kommen eben Erinnerungen hoch, von denen (nicht nur ich) gehofft hatten, dass es nach 1989 hier so etwas nicht mehr geben wird.
Das finde ich natürlich nicht gut, aber ich erinnere daran, dass das kirchliche Arbeitsrecht bis vor kurzem noch in diesen Kriterien tief in das Privatleben reingeschnüffelt und Menschen dafür sanktioniert hat. Die Kinder sollten sich natürlich auch anpassen. Oder eben auf den Platz in der KITA oder Grundschule verzichten. Nach 1989 noch und in Westdeutschland. Was vom verlängerten Arm der Kirchen poltisch rechtfertigt wurde und teils heute noch wird.
@Ingo
Aber so etwas gibt es doch nur in Diktaturen?
Sehr geehrte potschemutschka,
würden Sie bitte mal damit aufhören, ständig und in allen möglichen und unmöglichen Kontexten zu versuchen, die DDR-Diktatur zu relativieren? Natürlich gibt es das kirchliche Arbeitsrecht – für kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es wird aber, anders als in einer Diktatur, niemand gezwungen, ein kirchlicher Mitarbeiter zu sein. Deshalb: Nein, das gibt es nicht nur in Diktaturen. Anders als in Diktaturen kann man sich aber in einer freien Gesellschaft wie der unseren dagegen wehren…
Herzliche Grüße
Die Redaktion
@ Die Redaktion:
es ist gut, dass Sie zu Wort kommen, es ist aber auch erschreckend, wie das kirchliche Arbeitsrecht selbst relativiert wird. Ist etwa toll, wenn ein fertiger Referendar eine Stelle angeboten bekommt, diese aber nicht antreten kann oder möchte, weil er abwegen müsste, ob er die Stelle antritt oder z.B. verzichtet gleichgeschlechtlich zu heiraten, weil er die Stelle sonst verlieren könnte?
Oder ist es etwa toll, wenn es regionalweit nur konfesionelle Schulen/Kindergärten OHNE Auswahl gibt, die Eltern aber bitteschön 50km fahren müssten, um ihr Kind in eine anders- oder nichtkonfessionelle Einrichtung unterzubringen?
Klar, wird niemand „gezwungen“ und man kann sich dagegen wehren.
Aber mit so einer Aussage fällt man doch den Betroffenen in den Rücken.
Würden man einem/einer Kollegen oder Kollegin etwa ins Gesicht sagen „selber schuld, du musst dich ja nicht scheiden lassen“ oder „du kannst dir doch eine andere Schule aussuchen!“ ?
Worum ging es eigentlich ursprünglich? Genau, dass man sich wegen seiner Religion (oder auch nicht) im Job verbiegen muss oder umgekehrt im Privatleben.
Dass wird mit einer rückwärtsgerichteten Regierung, oder noch schlimmer – mit der Alternative gegen Deutschland im Boot – nicht besser.
Wir halten das kirchliche Arbeitsrecht zum Teil für abstrus (und es wurde jüngst ja auch schon gelockert). Gleichwohl weiß jeder und jede, der oder die bei der Katholischen Kirche anheuert, worauf er oder sie sich einlässt – kein Vergleich mit einer Diktatur. Herzliche Grüße Die Redaktion
Die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer sind im kirchlichen Arbeitsrecht nicht so weit ausgedehnt wie im öffentlichen Dienst, es existiert kein Betriebsrat, es wird auch kein Arbeitsdirektor von der Mitarbeitervertretung gestellt.
Die Mitarbeiter haben sich entsprechend den Glaubensvorstellungen der evangelischen oder der katholischen Kirche zu stellen, das persönliche verhalten hat sich an diesen Normen zu orientieren.
Als katholischer Chefarzt eine Scheidung durchzusetzen und neu zu heiraten kann die Kündigung zur Folge haben.
Ich relativiere nicht die DDR-Diktatur, aber manche Aussagen zum Leben in der DDR und ich relativiere auch manches, was ich heute so höre und sehe. Vergleichen ist doch wohl erlaubt. Es sind eben meine persönlichen Eindrücke.
@Ingo
Mich brauchen Sie nicht an so etwas erinnern. Ich habe fast halbe-halbe in zwei Systemen gelebt. Mein Problem: ich vergleiche und denke nach und stelle deshalb zu viele Fragen oder heißt es richtiger „in Frage stellen“? Es ist nicht leicht eine „potschemutschka“ zu sein, irgendwo eckt man immer an!
Deutschland ist kein laizistischer Staat, Frankreich ist einer. Der Religionsunterricht an staatlichen Schulen ist ein Indiz, außerdem steht die „Verantwortung vor Gott“ im Grundgesetz.
Schon klar, dass es in Unternehmen Kommunikationsrichtlinien gibt, an die man sich zu halten hat. Absurd ist aber der Glaube (!), dass Gendern etwas in diesen Unternehmen zum Vorteil der Frauen und Diversen ändert. Im Gegenteil, es ist die perfekte Augenwischerei. Aus meiner Erfahrung sind es gerade die am eifrigsten beim Gendern, die außer penetrante Sonderzeichen und vielleicht noch eine Alibi-Diversitätsbeauftragte sonst nichts für die Gleichberechtigung tun. Eine einfache Recherche genügt: Es gibt zig Pressemitteilungen von Unternehmen, die stolz verkünden, dass sie jetzt gendern. Die Meldungen, dass Frauen und Männer in einem Unternehmen gleich verdienen, kann man an einer Hand zählen. Vielleicht sollte man langsam anfangen, Taten zu beurteilen, statt Worte und symbolische Anhängsel.
Lustig wird es übrigens, wenn von Unternehmen als ‚Arbeitgeber:innen‘, ‚Dienstleister:innen‘, ‚Akteur:innen‘ etc. geredet wird und keinem auffällt, wie absurd das ist.
Fakt ist: Gendern hat gute Absichten. Das Resultat sind aber Sprachverwirrung und reale Diskriminierung gegenüber Sehbehinderten, Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche, Migranten und Deutschlernenden. Dass sich mehr Menschen durch Gendern angesprochen fühlen, ist Quatsch. Es fühlen sich dadurch nur die paar wenigen angesprochen, die sich weigern, den herkömmlichen generischen Plural richtig zu verstehen. Die meisten – belegt durch etliche Umfragen und durch den allgemeinen Sprachgebrauch – verstehen ungegenderte Pluralformen richtig. Und Kommunikation ist auch verstehen wollen.
So ein Quatsch wohl nicht – wenn Gendern dort, wo es wichtig wird (bei Stellenausschreibungen zum Beispiel), geboten ist. Gerne hier nachlesen: https://fachanwalt-arbeitsrecht.de/schadenersatz-bei-nicht-geschlechtsneutraler-stellenausschreibung/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Bei Stellenausschreibungen hat sich mittlerweile ja schon m/w/d eingebürgert und wird , so meine Erfahrungen, in diesem Zusammenhang auch von den meisten akzeptiert und richtig verstanden.
Es hat sich nicht „eingebürgert“ – Gerichte haben geurteilt, dass Stellenausschreibungen nicht diskriminierend sein dürfen. Herzliche Grüße Die Redaktion
„Ein cleverer Jurastudent hatte sich auf eine Stellenanzeige beworben, in der eine Immobilienfirma eine Vertriebsassistentin gesucht hatte, die ‚mit Chaoten zurechtkommt, mit wenig Lob zufrieden und auch zum Kaffeekochen bereit ist‘. Seine Bewerbung wurde nicht beantwortet. Nachdem er mit großer Freude erfahren hatte, daß die ausgeschriebene Stelle – wie angegeben – mit einer Assistentin besetzt wurde, klagte er vor dem Hamburger Arbeitsgericht auf Entschädigung von dreieinhalb Gehältern. Er sei aufgrund seines Geschlechts diskriminiert worden. Die Immobilienfirma habe ihre Stellenausschreibung nicht geschlechtsneutral formuliert und offensichtlich nur Frauen ansprechen wollen.“
So: „Vertriebsassistentin“ hat keinerlei generische Qualität, wie es bspw. aber das generische Maskulinum des „Vertriebsassistenten“ gehabt hätte (deshalb sind die – auch hier – regelmäßig zu lesenden Versuche der vermeintl. Spiegelung, man könne ja einfach fortan das generische Femininum nutzen, nicht sonderlich intelligent); ein „Vertriebsassistenten“ o.ä. wäre de facto (bzgl. des Sexus) „geschlechtsneutral“ gewesen. Das Gericht hätte sich nicht über die deskriptive Linguistik dergestalt hinwegsetzen können. Daraus ergibt sich eben nicht mutatis mutandis, dass bei Stellenausschreibungen „Gendern […] geboten ist“, insofern mit „Gendern“ hier z.B. die explizite Nennung von „m/w/d“, die Verwendung von Gendersternchen und Co. o.ä. gemeint ist. Das Arbeitgeber bereits in erster Isntanz eine verlorene Klage und den Marsch durch die Instanzen vemreiden wollen und stattdessen vorsichtig resp. kondezent sind, ist ein anderer Schuh.
Nunja, auch in Stellenanzeigen wird Gendern mehrheitlich abgelehnt:
https://www.rnd.de/panorama/umfrage-mehrheit-gegen-das-gendern-in-stellenanzeigen-FEVUMZ2Z7UDJXEU2GPO7BSHFEA.html
Geboten ist allein der Hinweis „m/w/d“.
„Richtig verstehen wollen“ – ein Appell, der sich ebenso an die Nicht- Gendernden richtet.
Kürzlich entdeckte ich auf einer höchst attraktiven Insel das Schild im Vorgarten „Sport und Gymnastiklehrer gesucht“. Das Kleingedruckte wäre vielleicht lesenswert gewesen, wenn ich mich denn angesprochen gefühlt hätte, aber ich bin auch weiterhin lieber eine Lehrerin – soviel Zeit muss sein.
Kürzlich hörte ich in der neuesten Folge von Team-Wallraff (ich wurde genötigt) aus dem Munde des eponymen Journalisten den Begriff der „Sündenböckin“ – ich verstand sehr wohl, was Günter Wallraff meinte, ein enormes Gefühl von cringe blieb aber nicht aus: Sogleich dachte ich an die Hengstin, die Eberin, die Stierin. Und selbst das fand ich nicht sooo doof, wie so zu tun, als sei man als Frau vom generischen Maskulinum nicht explizit adressiert und ein Klischee eins renitenten Feminismus zu leben.
Tja, da ham’se möglicherweise aus reiner verbohrter Ignoranz, den Job ihres Lebens sausen lassen. Selber schuld.
Und Ihre unschuldige Ignoranz von ein paar Silben zeugt indes von achtsamer Aufgeschlossenheit, schon klar.
Muss man sich denn auch immer angesprochen fühlen? Fühlen Sie sich vom Wort „Terrorist:innen“ mehr als von „Terroristen“ angesprochen?
Es wird sehr selektiv gegendert. Bei Terroristen, Mördern, Soldaten oder allem, was irgendwie negativ konotiert ist, wird meist drauf verzichtet.
@Ex-Lehrer/SoBitter
Es geht doch immer nur um die eigenen Befindlichkeiten, deshalb … kein gendern bei Mörder, Terrorist u. ä. , denn da gehört man schließlich nicht dazu (das sind nur Männer). Ironie!
Wer ist hier mit man gemeint?
Sprache auch fühlen zu können, fördert erfolgreiche Kommunikation.
„Sprache auch fühlen zu können, fördert erfolgreiche Kommunikation.“ – Richtig, aber nur, wenn es um die eigenen gefühle dabei geht. Aber nicht, wenn anderen gesagt wird, was sie zu fühlen haben. Nur weil ich etwas so oder so empfinde, kann ich nicht verlangen, dass der/die Andere genauso fühlt!
Es bleibt Ihre Entscheidung, ob Sie sich angesprochen fühlen möchten oder eben nicht.
@unverzagte
Bitte noch einmal meinen Kommentar sinnerfassend! lesen.
Danke, gleichfalls.
Weil ich Sprache fühle, tut mir ihre Verhunzung so furchtbar weh.
Veränderungen sind für manche gewöhnungsbedürftig: Die Erde wird sich ganz sicher weiter drehen.
Der Weg der Mitte… Danke.
Traurig. Wer auf den populistischen “Gender-Verbot-Zug“ rechtsextremistischer Parteien aufspringt, gehört aufs Abstellgleis. Wer es doof findet, darf es sagen und gern das generische Maskulinum verwenden. Wer mit der AFD gemeinsame Sache macht, um Stimmen zu sammeln, und das mit dem unwichtigsten Thema aktuell, ist so was von….
Aber Verbotsforderungen aller Art (etwa von Gendern, Fleisch in Kantinen, Diesel-SUV-Autos, Gasheizungen usw.) sind doch kein Zeichen von politischem Extremismus. Natürlich gibt es Streit um solche Dinge. Ich kann mir aber meine Meinung dazu nicht durch das vorschreiben lassen, was die AfD meint. Sonst würde ja indirekt die AfD darüber bestimmen, was wir noch für richtig halten dürfen (nämlich immer das Gegenteil dessen, was die AfD für richtig hält). Das könnte der AfD so passen, dadurch bekäme sie ja richtige Macht über uns!
Die große Mehrheit lehnt Gendern nach wie vor ab und fühlt sich von einer selbsternannten progressiven Minderheit gegängelt.
Eine selbstgerechte, unbelegte Behauptung, die Ihren persönlichen Eindruck spiegelt und diesen zur gefühlt „großen Mehrheit“ aufplustert.
Repräsentative Umfragen sind dazu aber recht eindeutig. Je nach Umfrageinstitut und Fragestellung bewegt sich die Ablehnung zwischen etwa 2/3 und 80 % der Bevölkerung, wobei über die vergangen Jahre, in denen Gendern verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung geraten ist, Zustimmungsraten sogar gesunken sind.
Aktuelles Umfragebeispiel, was hier in den Beiträgen auch schon besprochen wurde, ist eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag von T-Online. Die Zustimmungsraten lagen 2019 (allerdings bei anderer Fragestellung) bei 22 % und sind nun auf gerade einmal 15,3 % eingesackt.
https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_100248140/exklusive-umfrage-drei-viertel-der-deutschen-lehnen-das-gendern-ab.html
Die Umfrage von t-online lässt sich durchaus kritisch sehen. So wird zum Beispiel gar nicht definiert, was unter „Gendern“ zu verstehen ist. Eine WDR-Umfrage zum Beispiel war zu dem Ergebnis gekommen, dass, erstens, den meisten Bundesbürgern das Thema gar nicht wichtig ist, und, zweitens, dass gleichwohl eine deutliche Mehrheit ein Gendern durch Nennung von weiblicher und männlicher Form befürwortet. Gerne hier nachlesen: https://www1.wdr.de/nachrichten/gender-umfrage-infratest-dimap-100.html
So eindeutig ist die Sachlage also nicht. Eine Umfrage, ob Schülerinnen und Schüler dafür sanktioniert werden sollen, wenn sie mit Sonderformen gendern, gibt es unseres Wissens nicht.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Es ist richtig, dass nicht genau hervorgeht, inwieweit Randfälle des Genderns wie eben Doppelnennungen in der Civey-Fragestellung mit abgedeckt sind, aber die Umfrage liefert einen Beleg für die klare Ablehnung demgegenüber, was allgemein unter „geschlechtergerechte[n] Sprachformulierungen („gendern“)“ verstanden wird.
Dagegen halte ich gerade die Formulierungen der WDR-Umfrage für unglücklich gewählt. Wenn ich nun Gendern aktiv ablehne, ist nicht klar, ob das als (negative) Relevanz oder gerade die vollständige Abwesenheit jeglicher (positiver) Relevanz einzuordnen ist. Ich persönlich hätte die Frage in letzterem Sinne ausgelegt und als ausgesprochener Gendergegner klar mit „gar nicht wichtig“ geantwortet, was Ihrer Deutung der Fragestellung widerspricht.
Auch die Beispielbegriffe für Gendern mit Partizipialkonstruktionen und Doppelnennung sind tendenziell irreführend. „Studierende“ beginnt sich durch den intensiven behördlichen Gebrauch als Einzelvokabel unabhängig von Partizipialbildungen zu etablieren (ähnlich wie Einzelbegriffe wie „Auszubildende“ aus früheren Binnen-I-Wellen erhalten geblieben sind). „Kolleginnen und Kollegen“ erinnert an den in der deutschen Sprache üblichen Gebrauch in (Mail-)Anreden und nicht an eine permanente Anwendung wie er im Sinne des Genderns notwendig wäre und selbst von vielen Genderbefürwortern abgelehnt wird, weil Formulierungen dadurch schlicht weg zu lang bzw. umständlich werden.
Nicht zu ignorieren bei derartigen Auflistungen sind zudem Priming-Effekte (u.a. Bedürfnis zur Kompromissfindung als Folge sozialer Erwünschtheit). Repräsentative Studien, welche diese über eine Verschleierung des Untersuchungsziels versuchen zu minimieren (wie zum Beispiel Jäckle (2022), https://link.springer.com/article/10.1007/s11615-022-00380-z#Sec7 ) und gleichzeitig zwischen unterschiedlichen Gendermethoden differenzieren, sind mir leider nicht bekannt.
Beim Rest fällt die WDR-Umfrage nicht groß aus dem Rahmen. Sie belegt ebenfalls eine klar mehrheitliche Ablehnung (59 % – 69 %) von Gendern im engeren Sinne (Sonderzeichen, Glottisschlag) und allgemein fallende Zustimmungsraten.
Was Gendern in Schulen betrifft, so gibt es eine sehr aktuelle Umfrage („Verbot von Genderzeichen an Schulen“) des MDRs in Bezug auf Mitteldeutschland, die zwar nicht als „repräsentativ“ allerdings als „nach wissenschaftlichen Kriterien gewichtet“ bezeichnet wird („Verteilung verschiedener Merkmale wie Alter, Abschluss oder Geschlecht […] werden so ausgeglichen, dass sie der Verteilung in der mitteldeutschen Bevölkerung entsprechen“). Mit 85 % gibt es dort sogar eine sehr große Mehrheit, die sich für ein Verbot an Schulen ausspricht.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/mdrfragt-umfrage-gendern-verbot-schulen-100.html
Doppelnennungen der weiblichen und männlichen Form (Schüler und Schülerinnen) wird von den meisten Menschen gar nicht als gendern aufgefasst, sondern als Höflichkeitsform und die meisten finden das vollkommen normal (wie eben auch“Liebe Damen und Herren!“) Fragt man aber die Menschen, ob sie für oder gegen gendern sind, verstehen die meisten darunter diesen ganzen Wirrwarr von Sonderzeichen, Glotti-Stop usw. Deshalb müsste m. M.n. dieses bei der Studie berücksichtigt werden und da ist mein Eindruck: die Mehrheit lehnt diese Formen ab.
Seltsam. Wem genügt denn nichtmal das Gängeln? Jetzt müssen sogar Verbote her. Ebensogut könnte man übrigens verbieten, dass sich die Welt ändert.
Ich bin einigermaßen entsetzt, dass zu diesem Thema heute, Sonntag 1.10 23, 8.27 Uhr schon 72 Kommentare aufgelaufen sind.
Klimawandel, Migration, Starkwetterereignisse, Erdbeben, die ausgebliebene Ernte in weiten Teilen Deutschlands – wenn nicht sogar Europas, Ukraine, Moldawien, Serbien, Taiwan, Trump, der Stellenwert von Bildung in Deutschland, der Zustand der Schulen…. endlos mehr Themen gibt es, die wichtiger wären als gendern! Wer’s will tut’s, wer nicht, lässt’s! Kein Grund, sich deshalb die Köpfe einzuschlagen!
Im vorherigen Diskurs zu diesem Thema gab es 400 Beiträge…vielleicht lässt es sich nicht so resolut separieren von anderen Themen…falls im sprachlichen Handeln jemals a l l e selbstverständlich berücksichtigt, d.h. real in ihrer Existenz sichtbar gemacht werden, dann wird sich dies hoffentlich auf viele andere Bereiche auswirken.
Hier findet Engagement für Klima und Gender nebeneinander statt:
https://www.wecf.org/de/das-sind-wir/
Man konnte inzwischen vielfach lesen, wo alle möglichen Parteien gemeinsam mit der AfD gestimmt haben. Das Geschrei der jeweils anderen ist unehrlich und diffamiert die Demokratie. Es würde bedeuteten, dass Parteien jetzt bei jedem Antrag die AfD fragen, ob sie zustimmen würde und wenn die das bejaht, müsste die jeweils andere Partei ihren Antrag zurückziehen..
Das würde auch bedeuten, dass man jeweils genau wüsste, wie die Abgeordneten in den Parlamenten abstimmen, egal, was sie oder ihre Führung bekundet. Sollen Abstimmungen künftig nicht mehr geheim sein, damit man immer weiß, wer einem AfD-Antrag zustimmte oder welchem Antrag jemand von der AfD zustimmte. Das unterhöhlt die Demokratie.
Es ist aber das Gezeter der anderen, dass das alles so absurd macht.
Es ist der Kulturkampf „Wir gegen die“, in dem angeblich Konservative und gesichert Rechtsradikale gemeinsam antreten, der hier das Problem ist. Herzliche Grüße Die Redaktion
Also man muss weder hinter der AfD noch der CDU stehen, um das Gendern (besonders an Schulen) abzulehnen. Und so leid es mir tut: Ich sehe es schon auch so, dass das Gendern in den Schulen sehr eingeschränkt werden sollte. Es geht einfach darum, dass Gendern mit der deutschen Grammatik inkompatibel ist und zu offensichtlichen Fehlern führt. Beispiel Dativ Plural, „Die Initiative ging von den Schüler:innen aus.“. Und der Satz ist einfach grammatikalisch komplett falsch, sollte es sich (laut den Gender-Befürwortern) nur um männliche Schüler handeln. Dann heißt es nämlich „Die Initiative ging von den Schüler aus.“ Wo ist das n am Wortende hin? Genau. Interessiert nicht. Und das ist das fundamentale Problem hier: Man opfert eine funktionierende und kollisionsfreie Grammatik einer politischen Einstellung. Gerade jüngeren Schülern oder Schülern mit Migrationshintergrund, die daheim kein Deutsch reden und für das Erlernen der Sprache auf die Schule angewiesen sind, wird es so verwehrt, die Sprache richtig lernen zu können und das geht absolut nicht.
Finde ich einen interessanten Gedanken, erschließt sich mir aber nicht.
Wieso sollte Plural nicht “Die Initiative ging von den Schülern aus” heißen, wenn es eben alles Jungs waren?
Genau so sollte der Satz ja heißen, aber da ist genau das Problem im gegenderten Satz. Dort ist das „n“ am Ende von „Schülern“ nicht mehr vorhanden, es steht ja „Schüler:innen“, so dass im rein männlichen Fall nur noch „Schüler“ bleibt und der Satz zu „Die Initiative ging von den Schüler aus.“ wird, das einfach komplett falsch ist. Man müsste also bei Sätzen mit Dativ Plural irgendetwas wie „Schüler:n:innen“ oder „Schüler(n):innen“ konstruieren und genau das ist das fundamentale Problem beim Gendern. Es ignoriert die Grammatik. Man müsste also schon alleine für den Dativ Plural eine eigene Genderform entwickeln und so weiter.
Wenn Sie in anderen Kontexten einfach Wortbestandteile weglassen, erhalten Sie auch seltsame Ergebnisse,
Nicht das Gedern ist probematisch, sondern Ihre Argumentation.
Was tatsächlich absolut nicht geht und komplett falsch ist:
Mädchen, Frauen und Diverse „mitmeinen“ zu können. Menschen erscheinen mir wichtiger als ein vermisstes „n“.
Sie sind nicht „mit[ge]mein[t]“, sondern konkret adressiert. Das ist das Generische am generischen Maskulinum. Zu glauben, man würde beim generischen Maskulinum lediglich „Mädchen, Frauen und Diverse ‚mitmeinen'“ und nicht konkret adressieren, verwechselt bestenfalls Genus mit Sexus oder synonymisiert beides unzulässigerweise, will nicht (ich wiederhole: de facto bereits gegebene) konkrete Mitadressierung, sondern explizit-artikulative Exposition aller Adressierten (ohne die diesbzgl. Problematik der Inkonsequenz von Sonderzeichen wie dem Gendersternhen zu realisieren)), ist schlechtestenfalls (bewusst) ignorant ggü. historisch-genetisch ubiquitär prävalenten (grammatisch-semantischen, linguistisch pragmatischen) Konventionen des Deutschen, ergo auch gem. lnguistisch-deskriptiver Persektive „komplett falsch“ – mithin ist die Behauptung einer vermintl. moralischen(!) Unzulässigkeit des generischen Maskulinus (nicht erst angesichts meiner Kritik) ohne jede Elaboration keinerlei Argument, sondern simple Artikulation von Indignation infolge von Unwissen u./o. (ideologischem) Bias.
Danke, PaPo
Blödsinn!
Substantive sind im Deutschen ungefähr gleichverteilt über die grammatischen Geschlechter.
Berufs- und Rollenbezeichnungen sind fast immer männlich, außer Hausfrau und Krankenschwester.
Da sind Frauen eben NICHT mitgemeint, weil Frau das nicht durfte, als die Worte in der Sprache geprägt wurden.
Und in den Köpfen der Genderbekämpfer eigentlich immer noch nicht darf, außer Hausfrau und Krannkenschwester eben.
P.S. Da schreibt ein alter, weisser, privilegierten Mann, dem die Privillegiien seiner Gruppe schon selbst peinlich werden!
Sie haben meine Erläuterungen jetzt wiiieeeeeeee dekonstruiert? Ach… gar nicht, denn Sie schreiben einfach, es sei „Blödsinn!“ und nennen, dass „Berufs- und Rollenbezeichnungen […] fast immer männlich“ seien – „außer Hausfrau und Krankenschwester“ -, dass dies historisch belege, dass „Frauen eben NICHT mitgemeint“ seien, „weil Frau das nicht durfte, als die Worte in der Sprache geprägt wurden.“ Soll das ernsthaf(?!) Ihr Argument sein?
Soll ich meinen Kommentar, auf den Sie hier reagierten, aber leider offenbar nicht verstanden, kopieren, oder genügt es, Sie zu rügen, dass Sie ignorieren, (a) dass der generische Charakter des generischen Maskulinums seit geraumer Zeit infolge seiner historisch-genetischen Entwicklung maximal inklusiv ist und alle „Mädchen, Frauen und Diverse“ konkret mitadressiert, (b) dass dies eine ubiquitär prävalente (grammatisch-semantische, linguistisch pragmatische) Konventionen des Deutschen ist, die jeder Muttersprachler kennt (so dumm er sich bisweilen auch stellen möchte), (c) dass es auch deshalb komplett irrelevant (und keinerlei Gegenargument) ist, ob in ferner Vergangenheit
„Berufs- und Rollenbezeichnungen sind fast immer männlich“ seien, „weil Frau das nicht durfte, als die Worte in der Sprache geprägt wurden“ (denn: ausschlaggebend ist hier u.a. die kontemporäre, deskriptiv-linguistische Semantik, diesbzgl. ist es egal, ob die skizzierte Konvention erst ein paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte existiert oder ob originäre sprachlich exkludiert wurde und das entsprechende Maskulinum explizit nicht inklusiv, nicht generisch war)? Ihre Behauptung, dass das generische Maskulinum nicht generisch sei, weil irgendwann einmal Sprache in einer nicht-inklusiven Zeit „geprägt“ wurde und das jeweilige Maskulinum entsprechend nicht generisch gemeint gewesen sein soll (q.e.d.), das ist in der Tat Blödsinn, weil es jeden Sprachwandel komplett ignoriert.
Und was sind „Genderbekämpfer“?!
Und ich hoffe, Sie wollen der Ablehnung von „Gendersprache“ (die mit dem Sternchen etc.) nicht ein sexistischen Weltbild zur Regel oder gar notwendigen Bedingung machen o.ä. – das wäre auch extremer Blödsinn.
@Wissenspfladter
So weit ich weiß, gab es z. B. schon vor Jahrhunderten ganze Weber (Bauern-)-Familien, da arbeiteten Frauen und Kinder mit. Also war m. M. n. der Beruf des Webers (Bauers) damals schon das generische Maskulinum. Kann es sein, dass das generische Maskulinum von den ärmeren Teilen der Menschheit „erfunden“ wurde? Denn da arbeiteten meist ALLE in der Familie, von Kindheit an! Ist nur so eine Idee – kann von Linguisten gern widerlegt werden. Klar kann man sagen, da der Mann das Oberhaupt der Familie war …, kann sein, kann aber auch sein, es war die am einfachsten für alle verständliche Form, denn jeder wusste ja, dass die Familie gemeint war/ mitgearbeitet hat.
Was sind denn Frauen und Diverse? Bitte definieren Sie das ohne Benutzung des Begriffes Mann, es sei denn, Sie definieren Mann vorher auch sauber.
Besseres Beispiel: „Alle Schüler haben heute hitzefrei nach der vierten Stunde.“
Dumm gelaufen für alle Mädchen und Diverse, die in der Schule bleiben müssen …
Nö, ich hab`s auf Anhieb richtig verstanden.
Danke, dass Sie auf dieses konkrete Beispiel hinweisen. Hier wird beim Gendern grundsätzlich die männliche Endung weggelassen, auch bei „den Anwärter*innen, den Sekretär*innen, den Metzger*innen etc.
Es hat nichts mit Inklusionsgegnerschaft zu tun, wenn man diese Schreibweise ablehnt, sondern einfach mit dem Wunsch nach gut lesbarem, korrektem Deutsch.
Dann schreiben wir im Dativ eben den Metzger:inne:n, wenn die Herren der Schöpfung sich nur so inkludiert sehen.
Herzlichen Dank für Ihre wunderbar, weiterführende Idee.
Als die letzte Rechtschreibreform vor ca. 30 Jahren eingefordert wurde, aus weit trivialerem Anlass, wurde der Untergang des Abendlandes befürchtet. Heute wird sie allgemein als „korrekt“ erachtet. Das „Gute“ triumphierte über vermeintlich „Ungutem“ – alles nur ein Gewöhnungsprozess, in dem es um mehr als eine (!) vermisste männliche Endung geht.
… von Äpfeln……… und Birnen.
Zudem: Damals aufgrund der Rechtschreibreform den „Untergang des Abendlandes“ zu befürchten, das war definitiv unbegründet und überzogen, so wie heute bspw. Behauptungen, das Verwenden von „Gendersprache“ mache die vermeintl. „Schwächeren/Minderheiten“ irgendwie (positiv) ’sichtbarer‘ oder
resultiere in mehr Geschlechtergerechtigkeit (bzw. das Nichtverwenden von „Gendersprache“ sei menschenfeindlich, exklusiv, patriarchal etc.), das generische Maskulinum perpetuiere das Patriarchat o.ä. Unsinn. Sie wähnen sich argumentativ auf der falschen Seite.
@Walter Hasenbrot
Sehr geehrter Herr Hasenbrot,
Bitte definieren Sie“ korrektes Gendern“, das in den Schulen gelehrt/gelernt werden sollte. Solch eine Definition würde sicherlich die Diskussionen hier vereinfachen. Danke!
Mit freundlichen Grüßen
Bücherleser/potschemutschka
Schade, es gibt wohl keine Definition, was denn nun „korrektes Gendern“ ist. Und ich hatte so gehofft, dass endlich jemand Licht ins Dunkel bringt.
Warum fällt mir gerade jetzt „Die Fabel von Schnabels Gabel“ (Erich Kästner) ein?
Ich finde es sehr interessant, wenn sich Menschen bei den Dichtern und Denkern verorten und bereits mit dem Doppelpunkt, dem Binnen-I oder dem Partizip Präsens sprachlich und mit den Denkmustern komplett überfordert zu sein scheinen.