Kulturkampf? Bildungsministerin untersagt Gender-Sternchen in Schulen

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Sachsen-Anhalts Bildungsministerium untersagt die Nutzung von Gender-Sternchen und ähnlichen Schreibweisen an Schulen. Diese Art der Grammatik sei im gesamten Schulkosmos untersagt, teilte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) der Mitteldeutschen Zeitung mit. Wenn Schüler*innen trotzdem so gendern, muss das aber von Lehrkräften nicht sanktioniert werden. 

Auf dem Index: das Gender-Sternchen. Illustration: News4teachers

In einem Schulleiterbrief zum neuen Schuljahr hatte die Bildungsministerin die Nutzung von Gender-Sternchen und ähnlichen Schreibweisen, die die bewusste Ansprache aller Geschlechter zum Ziel haben, untersagt. Das Verbot gelte sowohl für den Unterricht, als auch für den offiziellen Schriftverkehr.

Es beziehe sich auf Grammatik-Sonderzeichen im Wortinneren, die die bewusste Ansprache aller Geschlechter zum Ziel habe. Neben dem Gender-Sternchen zählen dazu auch Konstruktionen wie «Lehrer:innen» und «Schüler_innen». Das Bildungsministerium begründet die Entscheidung mit dem jüngsten Beschluss des Rats für deutsche Rechtschreibung. Dieser hatte festgehalten, dass die grammatischen Sonderformen nicht dem aktuellen amtlichen Regelwerk entspreche.

In einer neuen Ergänzung zum Thema Sonderzeichen führt der Rat allerdings das Gendern im Wortinneren – Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen – auf. Der Ratsvorsitzende Josef Lange hatte nach dem Beschluss betont: „Die Entwicklung ist nicht abgeschlossen.“ Sie müsse weiter beobachtet werden.

„Die Verwendung von Genderzeichen sollte nicht einfach als Rechtschreibfehler gewertet werden“

„Es wurde ein einstimmiger Beschluss gefasst, und dieser ordnet die Genderzeichen unter die Sonderzeichen ein. Im amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung gibt es aber bislang keinen Passus zu Sonderzeichen. Dieser wird nun ergänzt, und die Genderzeichen werden darin mit erfasst. Dies ist ein ganz wichtiger Schritt, ein echter Fortschritt“, erläuterte Ratsmitglied Henning Lobin, Leiter des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache und Professor für Germanistische Linguistik in Mannheim. Seine Empfehlung: „Die Verwendung von Genderzeichen sollte nicht einfach als Rechtschreibfehler gewertet werden.“ (News4teachers berichtete.)

Bei der Bewertung von Schülertexten, in denen trotzdem Gender-Grammatik verwendet wird, lässt das Bildungsministerium den Lehrerinnen und Lehrern dann auch Spielraum. Hier komme es auf die Gesamtschau der Schülerleistung an, sagte ein Ministeriumssprecher. In diesem Fall empfehle sich im Rahmen der Korrektur eine Kennzeichnung. Eine Ahndung sei aber Abwägung des Lehrers.

Die Grünen-Landtagsfraktion kritisierte die Entscheidung. Das Bildungsministerium verrenne sich ohne Not im Kulturkampf, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Susan Sziborra-Seidlitz. Die Entscheidung führe zu unnötiger Konfrontation und Spaltung. Es sei unerlässlich, dass die Schülerinnen und Schüler den Gebrauch von geschlechtergerechter Sprache schon in der Schule kennenlernen.

Feußner sagte am Mittwoch: «Ich verstehe die ganze Aufregung nicht.» Sie beziehe sich auf die Entscheidung des Rats für deutsche Rechtschreibung, die Sonderzeichen nicht in das Regelwerk aufzunehmen. «Und wenn wir uns in Deutschland ein Regelwerk geben in Form eines Dudens, dann ist das natürlich auch verbindlich für die Schulen.» Nur darauf habe sie hingewiesen, übrigens ganz am Ende des fünfseitigen Schreibens.

Das Interview in der Mitteldeutschen Zeitung, das offensichtlich auf eine breite Öffentlichkeit zielte, erwähnte sie dabei nicht. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.

Der Kulturkampf ums Gendern ist in der Schule angekommen – Der Verein Deutsche Sprache kritisiert „Wildwuchs“

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Lari Fari
8 Monate zuvor

Da will sich eine für den Wahlkampf positionieren- ganz offensichtlich.
Die Argumentation für gendersensible Sprache sind alle ausgesprochen.
Aber die Hardliner- Papos werden sicher gleich wieder aus ihren Löchern kriechen.

PaPo
8 Monate zuvor
Antwortet  Lari Fari

Bravouröser Startversuch, sich gleich mal für den ‚Kulturkampf‘ (von dem man wahrscheinl. vorgibt, sich distanzieren zu wollen) positionieren, ihn befeuern, und präventiv, voller Despektierlichkeit, die Gegenseite attackieren.

Die Argumentate gegen „gendersensible“ Sprache sind auch „ausgesprochen“ und insg. „ganz offensichtlich“ persuasiver. 🙂

Diskursprognose meinerseits (und um eine entsprechende ‚Diskussion‘ gleich abzukürzen):

Argumentation von Seite A:

  • Nicht man selbst wolle was verbieten, sondern die Kritiker des Genderns
  • Ignoranz ggü. den eigenen (sanktionierenden, inhibierenden etc.) Exklusionsmaßnahmen ggü. Personen, die nicht gendern und ggf. aktiv Gendern kritisieren, z.B.:
  • Wer nicht gendert, der ist gegen Gleichberechtigung, queerfeindlich u./o. insg. menschenfeindlich
  • Wer nicht gendert, der ist insg. rechts
  • Kontaktschuldargumente, dass ja auch die AfD gg. das Gendern ist
  • Ignoranz ggü. dem Umstand, dass im gesamten polit. Spektrum, also bspw. auch links der polit. Mitte, das Gros der Menschen gg. das Gendern ist
  • Ignoranz ggü. der Problematik für die Klassifizierung von Personen die nicht gendern oder Gendern kritisieren, die dadurch entsteht, die eigene Positionierung als jmd. der gendert als ‚geschlechtergerecht‚ u.ä. zu verklären
  • Permanente Verwechslungen von Gleichberechtigungen und -stellungen
  • Beschwörungen des Gespenstes eines (homöopathischen) Patriarchats (das immer wirkmächtiger werde, je weniger es objektiv feststellbar resp. existent ist)
  • Postulate der vermeintl fehlenden Gleichberechtigung von Frauen hierzulande, ohne dass diese Postulate nicht lediglich Allgemeinplätze sind, weil sie in keiner Weise quantifiziert werden
  • Devalvierung all derjenigen, die auf entsprechende Argumentationsprobleme und -fehler hinweisen als Feinde der Gleichberechtigung; long story short: https://www.news4teachers.de/2023/07/mitglied-des-rechtschreibrats-sagt-gendern-sollte-nicht-als-fehler-gewertet-werden/#comment-534329
  • Rassistische, sexistische und gerontophobe rote Herringe, d.h. dass jede Kritik als von ‚alten. weißen Männern‘ ausgehend kritisiert wird bzw. jeder Kritiker zumindest als solche Person ‚gelesen‘ wird
  • Sammelsurien aus logischen Fehlschlüssen insb. der Marke roter Herring, bspw. non sequitur, ad hominem und Co. (in diesem Thread bereits mit deme rsten Beitrag hier erfüllt), aber auch andere Fehlschlüsse, wie Strohmännern, Whataboutism etc.
  • Verweise auf ominöse Studien, die positive Effekte des Genderns / negative Effekte des generischen maskulinums demonstriert haben wollen, ohne dass man diese Studien selbst kennen würde, geschweige denn gelesen hätte, und die i.d.R. auf Schilderungen zu Stahlberg & Sczesny (2002) zurückgehen (inkl. defizitärer Wissenschaftsliteralität)
  • Unverständnis bzgl. der historischen Genese von Sprache, Semantik und Co. (insb. beim generischen Maskulinum und was ‚generisch‘ bedeutet)
  • Propagierungen (absoluter) individueller Deutungshoheiten
  • Gaaanz viel Derailment

Etc.

Argumentation von Seite B:

  • Ein paar Positionierungen, die gustatorisch-ästhetisch motiviert sind
  • Ein paar Ausnahmepositionierungen, die auch lediglich prinzipielle / pro forma Positionierungen im ‚Kulturkampf‘ sind und tatsächlich mit Versatzstücken von AfD-Argumentationen und Co. hantieren
  • Aber eigtl. als Hauptargumente: https://www.news4teachers.de/2021/08/keine-lehrerinnen-kultusminister-verbietet-gender-kunstwoerter-an-schulen/#comment-389786 und das, was Philipp Huebl von der Universtität der Künste Berlin in der Sondersitzung: Gendern“ seiner Vorlesung „Bullshit-Resistenz: Einführung ins kritische Denken“ schildert (was in wesentlichen Punkten mit meinen Ausführungen zum Thema deckungsgleich ist – vielleicht hat er ja hier mitglesen… oder vielleicht sind das auch eifnach Dinge, die infolge eines kritischen Rationalismus evident sind; Letzteres auch a priori an diejenigen, die ein Autoritätsargument brauchen und denen es auch in der Vergangenheit nicht reichte, wenn anonyme Foristen hier bei N4T überprüfbare Daten und Fakten sowie intersubjektivierbare, logische Argumente für welche Position auch immer artikulierten)

Etc.

Haben Sie sich das so vorgestellt?

In der Hoffnung, uns allen Zeit erspart zu haben, um über das eigtl. Thema dieses Threads zu diskutieren.

Herzliche Grüße
„Hardliner“-PaPo *lol*
Das Unikat, Eigenheimbesitzer (nicht Lochbewohner) 🙂

A.J. Wiedenhammer
8 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Prima zusammengefasst. Damit könnten wir das hier schließen. Einen Mehrwert bei Mehr-Diskussion sehe ich nicht.

PaPo
8 Monate zuvor

Und Lari Fari tut alles, um die Diskursprognose zu erfüllen. Selbst außerhalb dieses Threads. Er scheint besonders von Argumenten meinerseits massiv verunsichert, wie in siner plumpen „papolär“-Provokation und seinen proaktiven Attacken deutlich wird, s.:

^^
Irgendwie putzig.

Hornveilchen
8 Monate zuvor

Danke, Sachsen-Anhalt!

Berufspädagoge
8 Monate zuvor

Wir in Sachsen-Anhalt haben wirklich keine anderen Probleme in den Schulen? Oder robbt sich die CDU-Kultusministerin auch schon an die AFD heran?

Finagle
8 Monate zuvor

Ich empfehle diesbezüglich die Vorlesung „Bullshit Resistenz“ von von Philipp Huebl bei YouTube… 2,5 h Zeit sollte man aber für das Thema mitbringend. Sehr nüchtern und angenehm unaufgeregt informierend und verschiedene Aspekte beleuchtend.

PaPo
8 Monate zuvor
Antwortet  Finagle

Danke! Ich bin gestern tatsächlich auch zufällig darüber gestolpert, ist in meinen YT-Empfehlungen aufgetaucht. Für die Suchfaulen: https://www.youtube.com/watch?v=yvMGFeQ1gsI. Die Rezeption der Vorlesung sollte Pflicht sein, bevor man hier (oder sonstwo) über das Für und Wider des Genderns debattiert… zumindest, wenn man Stammtischniveau vermeiden möchte.

Rüdiger Vehrenkamp
8 Monate zuvor

Meine Meinung dazu ist, dass das Gendern in der jetzigen Form die deutsche Sprache in ihrem Kern verhunzt. Ich möchte mir keine gesungenen Lieder in Gendersprache vorstellen und den ein oder anderen Podcast der öffentlich-rechtlichen Medien musste ich abbrechen, denn durch die derart häufige Verwendung der Endung „innen“ nach einer schluckaufartigen Pause, ging der eigentliche Inhalt des Podcasts verloren. Ebenso würde ich keine Bücher lesen, die durchgegendert sind und mit Sternchen und der Endung „innen“ um sich werfen. Gleiches gilt für Filme.

Was geschlechtergerecht ist und was nicht, ist doch immer empfindungsabhängig. In diversen Umfragen der letzten Monate hat sich nie eine Mehrheit für das Gendern gefunden, das heißt: Wer sich mit dem generischen Maskulinum angesprochen fühlen will, der tut das auch. Sorgt der Hickser nach dem Nomen mit anschließendem „innen“ für mehr Gerechtigkeit oder mehr Verwirrung? Gibt es passend zum Lehrer*innenzimmer auch das Lehrer*außenzimmer? Ist es der Hund? Die Hündin? Oder der/die Hünd*in? Oder gendert man Tiere nicht? Wie gendere ich im Gesprochenen den folgenden Satz?
„Der Bürgermeisterkandidat hat sich um die Belange seiner Bürger zu kümmern.“ –> „Der/die Bürger*innen*meister*inkandidat*in hat sich um die Belange seiner/ihrer Bürger*innen zu kümmern.“

Geschrieben mag das Gendern vielleicht Vorteile bieten, im Gesprochenen ist es nicht zu ertragen und verkompliziert die ohnehin schwere deutsche Sprache noch mehr, inbesondere für Menschen, die diese Sprache erst lernen. Ich bin sehr froh darüber, dass die Lehrkräfte an der Realschule meiner Kinder nicht gendern. Wer dies in seiner Freizeit tun will, dem soll es gestattet sein. Zugegeben: Ob es ein Verbot braucht, sei dahingestellt und wäre ich Lehrer oder Lehrerin oder irgendwas dazwischen, würde ich dies nicht als Fehler anstreichen, wenn es ein*e Schülernde*r doch verwendet. Nur muss klar vermittelt werden, dass Gendern eine Art Bonus ist, den man sich eventuell leisten kann. Die Familien und Kinder, mit denen wir zusammenarbeiten, gendern nicht und wir tun es im Umgang mit ihnen ebensowenig. Sie tun sich ohnehin schwer mit der deutschen Sprache.

Bla
8 Monate zuvor

Lehrerzimmer
Lehrerinnenzimmer
Lehrer Innenzimmer
Lehrerinneninnenzimmer (Lehrerinnen Innenzimmer)
Lehrer*innenzimmer
Lehrer*inneninnenzimmer (Lehrer*innen Innenzimmer)

Gar kein Problem.
Wenn das Zimmer auch noch weiblich sein soll, dann ist es halt das Lehrerinneninnenzimmerinnen(innen)zimmer

Sehe da gar kein Problem beim Erlernen der Sprache. O.O

Rüdiger Vehrenkamp
8 Monate zuvor

PS: Angeprangerte Spaltung entsteht dadurch, dass man den Willen der Mehrheit der Bevölkerung ablehnt und einige Seiten auf Teufel komm raus die Gendersprache durchdrücken wollen. Wer nicht mitmacht, wird gleich als Gegner der Gleichberechtigung und Menschenrechte gesehen. Klar, so kriegt man jede Person mit sinnvollen Gegenargumenten sofort mundtot. Genauso wie ich das Gendern inzwischen hier und da also aushalten muss (vor allem im öffentlich-rechtlichen Rundfunk), so müssen die Befürworter den Gegenwind aushalten, ohne gleich den Gegnern der Gendersprache persönliche Vorwürfe zu machen. So entsteht nämlich die eigentliche Spaltung.

Schlaubi
8 Monate zuvor

Jetzt müssen die Lehrer vor Ort wieder selbst entscheiden und sich rechtfertigen, warum sie anders vorgehen als eine andere Lehrkraft.
Das schafft sicherlich Transparenz und Verständlichkeit.

Ist es denn wenigstens ein Rechtschreibfehler, wenn das Sonderzeichen an der falschen Stelle gesetzt wurde?!

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Schlaubi

Also bspw.:
Schülerinnen und Schüler*

*Im Folgenden sind alle Schülerinnen und Schüler gemeint. Der Einfachheit halber wird dies künftig nicht mehr erwähnt.
Toll, wie mehrsinnig Sprache sein kann.

Marc
8 Monate zuvor

„Die Entscheidung führe zu unnötiger Konfrontation und Spaltung. Es sei unerlässlich, dass die Schülerinnen und Schüler den Gebrauch von geschlechtergerechter Sprache schon in der Schule kennenlernen. “

Dieser Satz ist schon Realsatire. Man beklagt unnötige Konfrontation und Spaltung, will aber den Schülern schon in der Schule den Gebrauch von Gendersprache per Zwang vermitteln.

Maggi
8 Monate zuvor

Die Woke-Wolke will uns verbieten, ist eins der meisten Argumente der Konservativen. Erstaunlich nur, dass die Verbote immer aus diesem Lager kommen. Aber auch so wird der Sprachwandel nicht aufzuhalten sein.

Marc
8 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Sprachwandel ist auch nicht aufzuhalten. Sprachdiktion nach Orwell wird allerdings nie dauerhaft funktionieren. Eine deutliche Mehrheit möchte nicht gendern, also wird sich das in der Breite auch nie durchsetzen und bleibt ein Phänomen woker, linker Bessergestellter ohne andere Sorgen

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja, das wurde es aber auch schon länger. So wie die Mehrheit das für sinnvoll haltet. „Sehr geehrte Damen und Herren“. „Die Jungs und Mädchen“. „Frauen und Männer“.
Das ist doch damit gemeint – oder irre ich mich?
Oder nach Ihrem Post „Bürgerinnen und Bürger“. Das lehnt die Mehrheit nicht ab. Einigen (wahrscheinlich die „wirkliche“ Mehrheit) ist es komplett egal. Tendenz zeigt sich laut einigen (nicht repräsentativen) Umfragen jedoch deutlicher gegen das Gendern, je mehr man darauf beruht und es aufzwingt.

Also: Der Trend geht eher zum Gedanken gegen das Gendern.
Viele sind genervt.

Liegt gar nicht mal am Gender-Thema selbst, sondern der nicht durchdachten Umsetzung – welche sich jedoch in die Genderdebatte auswirkt.
„Gäst*innen“
„Viewer*innen“

Marc
8 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ganz schöner Strohmann. Natürlich geht es beim Gendern aktuell nicht um das anerkannte Anreden von Mann und Frau. Das wissen Sie auch ganz genau. Es ist jetzt wirklich durch mehrere Umfragen erwiesen dass das Gendern mit seinen dutzenden Geschlechtern, Sternchen usw. niemand möchte. Wie kann man das ernsthaft bezweifeln?

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja. Oft scheint es halt so zu sein:
Die Schüler gehen in den Wald. (Ist in Ordnung, Plural)
Die Schülerinnen und Schüler gehen in den Wald. (Ist ebenfalls in Ordnung, Pural – solange eben weibliche und männliche Schüler in den Wald gehen)
Der Schüler geht in den Wald. (Ist in Ordnung für einen männliche Schüler)
Die Schülerin geht in den Wald. (Ist in Ordnung für eine weibliche Schüler/Schülerinnen)

Die Schülerinnen und Schüler gehen in den Wald [wenn nur männliche Schüler beteiligt sind]. (Wirkt „zwanghaft gegendert“. Hat keinen Nutzen hier und ist nicht richtig. Wird dementsprechend halt dann auch kritisiert.)
Die SchülerInnen/Schüler:Innen/Schüler*innen/Schüler_Innen/Schüler*innen/Schüler:innen/Schüler_innen gehen in den Wald. (Wird eher kritisiert. Vor allem, wenn es dann auch nicht konsequent gemacht wird und sich nich mischt als Formen.)

Bei Berufsbezeichnungen ist das wiederum etwas anders. Hat aber auch historische Gründe.
Bei „Die Deutschlehrerinnen haben am xx.xx.xx um yy:yy Uhr Meeting“ fühle ich mich genauso angesprochen wie bei „Die Deutschlehrer/Die Deutschlehrkräfte/Lehrkräfte, welche das Fach Deutsch unterrichten/Die Fachschaft Deutsch/Die Deutschlehrer[Pause mit Atemschnapp]innen“. Das sehe ich einfach Kontextgebunden. Wer das verstehen will, der tut’s – egal welchen Geschlechts. Wer das nicht versteht, der hat ganz andere Probleme.
Auch in schriftlicher Form ist es mir egal, ob dort DeutschlehrerInnen oder Deutschlehrerinnen steht.

Mir persönlich ist es wichtig, was die Person, welche etwas sagt, damit ausdrücken will und wo die Intention dabei liegt.
Will sie gezielt damit Gruppen exkludieren? Oder gendert sie halt einfach nicht, wegen *individuelle Gründe einsetzen*.

DerechteNorden
8 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Der Punkt ist doch nicht, dass Sie nicht „Schüler“ sagen sollen dürfen, sondern umgekehrt Menschen, die gendern wollen, bei gemischten Gruppen „Schüler*innen“ verwenden dürfen, ohne dass es sanktioniert wird.
DARUM geht es.

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Das ist meine Intepretation. Jap. Andere Umfragen und Forenbeiträge – auch in anderen Foren – deuten zumindest darauf hin. Auch bei Genderdebatten und dem Thema im Internet (Twitch, Youtube, Talks) wird dies durchaus ersichtlich. Je nach Plattform und Community – „Bubble“. Die eine zitierte Umfrage gibt das nicht her. Muss es ja auch nicht. Ist nicht repräsentativ für alle.

Dazu kann ich nur meine Meinung sagen:
Mir ist es egal, wer wie gendert im Alltag und generell. Wenn mich das nervt, dann meide ich diesen „Kontent“ oder lache innerlich über „Gäst:innen“ oder „Weibliche Lehrer:Innen/Arbeitnehmer*innen“. Man muss halt nicht alles gendern.
Wo es keinen Sinn macht wirkt es einfach „zwanghaft“.
Bin kein Fan von Verboten des Genderns. Ich sehe das wie beim „Sie“ als Höflichkeitsform. Für mich bedeutet das „Sie’zen“ nicht, dass man jemanden respektiert. Das trenne ich. Trotzdem sollte man den Umgang damit lernen. Da andere Menschen das eben anders sehen. Daher: Meine SuS dürfen mich Sie’zen, müssen sie aber nicht. Bei uns wird aber in der Schule vermittelt, dass die SuS beides anwenden können und dementsprechend auch machen.
So ähnlich sehe ich es auch beim Gendern. Aufklären sollte man darüber und auch die Anwendungsmöglichkeiten. Ob die Kids und LuL das dann im Alltag auch konsequent für sich anwenden ist ihnen jeweils überlassen. Ich will dazu nicht gezwungen werden. Offener Umgang mit Verständnis – möglichst auf Augenhöhe – ist das Ziel meiner Meinung nach.

Probleme haben wir genug. Daher nervt die Thematik halt eben auch viele.

Canishine
8 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ein Problem besteht aus meiner Sicht darin, dass von „gendergerecht“ gesprochen wird, also eine andere Sprech- und Schreibweise in die Nähe der Ungerechtigkeit gerückt wird. Und damit hängt schon eine wesentliche Fragestellung zusammen. Vielleicht erklärt das auch einen Teil der brüsken Reaktionen.
(im Vergleich dazu: genderneutral, gendersensibel, … wie wär‘s mit genderbetont?)

Maggi
8 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Danke für Ihren Beitrag und das Ankündigen des Scheiterns des Verbots.

Es ist eine sehr laute Minderheit, die sich gegen das Gendern ausspricht und diese ist zumeist älter. Die jüngeren Menschen sind sprachsensibler und wollen deshalb gendern. Auf Dauer wird die laute Minderheit noch kleiner werden. Die Sprachdiktion der Minderheit wird scheitern. So ist es in Demokratien. Und bzw niemand zwingt jemanden zu gendern- man kann es machen.

Rüdiger Vehrenkamp
8 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Mir ist nicht ein einziger Jugendlicher bekannt, der gendern WILL. Meinen Beobachtungen nach betrifft der Wunsch des Genderns eher ein elitäres Klientel.

Maggi
8 Monate zuvor

Dann sollten Sie mal meine Schüler*innen erleben. Diese sind sich sehr bewusst darüber, dass sie damit auch anecken. Aber ihnen ist es eben wichtig. Im übrigen benutzen sogar einige nur das generische Femininum, das ich genauso akzeptiere wie das Maskulinum oder Gendern. Es findet einfach ein Sprachwandel statt und diesen zu verbieten ist genauso erfolgreich wie bei Anglizismen. Warum kann man das nicht einfach akzeptieren? Wovor hat man denn Angst? Wir verwenden auch andere Ausdrücke wie unsere Großeltern – Siege die Diskussion zum Sternchenlektüre in BW (Tauben im Gras), in welcher ein unzeitgemäßes Wort für people of colour verwendet wird.

PaPo
8 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

„Im übrigen benutzen sogar einige nur das generische Femininum, das ich genauso akzeptiere […]. Es findet einfach ein Sprachwandel statt […].“
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer: Das ist kein Zeichen von Sprachwandel, sondern eine Idiosynkrasie, meinetwegen innerhalb eines spezifischen Peers aus ein paar Schulfreunden, die bewusst gegen jede deskriptive(!) historisch-genetische, intersubjektiv-semantische Konvention verstößt und außerhalb dieses einen Peers und einiger Verstreuter hierzulande niemand nutzt (ja, selbst das Gendersternchen hat eine hinreichende Masse an Sprachanwendern gefunden, die auch bei Nichtanwendern zumindest prinzipielles Verständnis für die kommunikative Absicht der jeweiligen Sprachanwendung ermöglicht), vulgo grammatisch falsch ist, weil die deutsche Sprache das generische Femininum in dieser Form (also universal verwendet wie das generische Maskulinum, das eine historisch-genetische Konvention darstellt, deren generische Qualität jedem Muttersprachler bekannt ist) nicht kennt. Kurz: Wenn Sie diesbzgl. Konzessionen machen, müssten Sie, wenn sie konequent sind, auch alles andere an Fehlern und Eigenheiten genehmigen, ob jmd. statt „Auto“ z.B. „Brummbrummtöff“ schreibt oder an jedes Adjektiv ein „-dingeli“ anhängt… wo ziehen Sie hier mit welcher Begründung die Grenze?

A.J. Wiedenhammer
8 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Ich kenne tatsächlich Leute, die nach 40 Jahren und etlichen immer neuen Begriffen für POC (dieser Begriff muss übrigens dringend diskutiert werden, da er die dort nicht mitgemeinten Personen als quasi „farblos“ diskreditiert) aus Trotz und der Einfachheit halber wieder beim Unausspechlichen gelandet sind.

Wirklich konstruktiv, well done, die Sprachrevolution frisst ihre totgeborenen Kinder.

Marc
8 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Und Sie haben eine Quelle dass die jüngeren Menschen mehrheitlich gendern wollen?

Bla
8 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Eine laute Minderheit, welche sich gegen das Gendern per se ausspricht. Also auch Formen wie „die Schülerinnen und Schüler“.

Ebenfalls eine laute Minderheit, welche sich für Gender-Sternchen* ausspricht. Also „extremere Formen“ des Genderns.

Die meisten sind sowieso schon: Sie verwenden unterschiedliche Formen, je nach Kontext und wie es eben kommt oder ihnen gerade gefällt.

Es kommt eben so, wie es kommen wird. Wenn mehr generell gendern. Super. Wenn nicht. Super. Wenn extremer gegendert wird. Super. Die Mehrheit wird das tragen – ohne Verbote oder Zwang/Gesetze. Es wird sich durchsetzen, was die Mehrheit für richtig hält und mag. Man könnte das auch direkt demokratisch dann nennen.
Also: Weg mit Verordnungen und Verboten oder Pflichten zum Gendern.
Auf das Thema wurde aufmerksam gemacht und wird weiterhin. Die Masse wird es tragen oder eben nicht.

Ansonsten müssen wir wieder um dss „Er’zen“ diskutieren. Warum das nicht mehr benutzt wird und das „Sie’zen“ schon. Ohne, dass man mit dem „Er’zen“ zeigt eine Hierarchie und Machtposition ankommt… Aber gut, wieder ein Thema für sich.

PaPo
8 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

„Die jüngeren Menschen sind sprachsensibler und wollen deshalb gendern.“
Show, don’t tell!

Offenbar mangelt es an (brauchbaren) Daten zum diesbzgl. ‚Willen‘ der ‚jüngeren Menschen‘ hierzulande, also an statistischen Erhebungen, die zumindest differenzieren nach einerseits (sinnvollen, also kleinschrittigen) Alterskohorten und nach andererseits der Akzeptanz der jeweiligen verschiedenen Formen des Genderns. Bzgl. des Letzteren macht es mithin einen gewaltigen Unterschied, ob differenziert wird in die Akzeptanz des generischen Maskulinums (das ja auch max. inklusiv ist), Doppelnennungen u./o. ‚Gendersprache‘, die z.B. mit dem Gendersternchen hantiert, oder z.B. salopp nach der individuellen Relevanz von (vermeintl-) ‚gendergerechter‘ Sprache gefragt wird, ohne diese zu definieren.

Und eigtl. wäre es auch überaus sinnvoll, hier zusätzlich nach Geschlecht, Bildungsstand und Voreinstellungen zu fragen, wenn wir irgendwelche weitertragenden Erkenntnisse gewinnen wollen.

Es gibt dazu aber kaum Datenmaterial.
Wir hätten da die „WDR-Studie: So gendern die Deutschen“ (https://www1.wdr.de/nachrichten/gender-umfrage-infratest-dimap-100.html), die bzgl. einiger Aspekte leider opak ist, aber z.B. auch ansatzweise die vorgeschlagene zweite Differenzierung vornimmt (sehr zu Ungunsten des Gender-Gap), aber die Aufschlüsselung nach Alterskohorten missen lässt.

Wir haben auch Daten vom Institut für Generationenforschung in Augsburg zum Thema (https://www.generation-thinking.de/post/gender-studie-teil-i; ein Auszug aus der Studie findet sich hier unten), die zumindest grob differenziert, also allg. in „Gen Z“, „Gen Y“, „Gen X“ und „Gen BB“, aber auch in das Geschlecht der Befragten, sich dann aber leider auf Fragen wie Items wie „Die Gender-Debatte ist allgemein wichtig“ (zu beantworten mittels fünfstelliger Likert-Skala von „Stimme zu“ bis „Stimme nicht zu“).

Also, woher nehmen Sie Ihre Gewissheit?
Woher nehmen Sie im Umkehrschluss die Gewissheit, es handele sich bei denjenigen, die dem Gendern (und damit sit explizit z.B. eine Variante wie diejenige mit dem Gendersternchen u.ä. gemeint) nicht positiv gesonnen sind, eine „sehr laute Minderheit“ älterer Personen sei?

Rein anekdotisch und DIY-sozialwissenschaftflich:
Sowohl im Beruf (bei meinen Schülern) als auch privat (inkl. des Tenors in einer Vielzahl an öffentlich-digitalen Communities, Foren und Co., die auch vorwiegend Mitgliede rin ihrer Adoleszenz frequentieren) sind das außerhalb diverser Bubbles absolute Minderheitne, die nicht vom Thema genervt sind oder die aktiv gendern. Die sozialen Medien verzerren hier das Bild m.E. oft zugunsten einer „sehr laute[n] Minderheit“ von Befürwortern des Genderns, die gut vernetzt und besonders aktiv sind.

Maggi
8 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Der Unterschied ist, dass die bösen Menschen, die Gendern für eine positive Entwicklung halten, die restlichen Menschen nicht mit einem Verbot die anderen ihre Meinung aufoktroyieren, sondern es der jeweiligen Person überlassen, ob sie gendert oder nicht.

Man kann die Entwicklung nicht gut finden und selbst das Gendern ablehnen – völlig ok. Aber die anderen Zwingen etwas zu machen, was gegen kein Gesetz verstößt hat nichts mehr mit einem demokratischen Verständnis zu tun.

Bei der Aussage der Studie werden die Neutralen einfach den Stimmen dazugegeben und das ist unsauber. In den meisten Grafiken ist der Anteil der Befürworter höher als der der Gegner. Dass hier Bildung ein wichtiger Punkt ist, ist doch selbstverständlich. Erst ab einer gewissen Bildung begreift man um die Macht der Sprache.

PaPo
8 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

„Der Unterschied ist, dass die bösen Menschen, die Gendern für eine positive Entwicklung halten, die restlichen Menschen nicht mit einem Verbot die anderen ihre Meinung aufoktroyieren […].“

Natürlich versucht (zumindest) eine „sehr laute Minderheit“ von Personen, die das Gendern proponieren, entsprechende Oktoryierung zu praktizieren. Ja, (vorerst) nicht mittels Verboten im (weitesten) juristischen Sinne, aber definitiv mittels des Versuchs der Etablierung diesbzgl. Gebote.
Dass Befürworter des Gendern ja niemals selbst verbieten wollten (q.e.d.), sondern ausschl. die Kritiker des Genderns (die regelmäßig auch als homogener Monolith misrepräsentiert werden), ist ein ceterum censeo-Strohmann, der immer wieder in diesen ‚Debatten‘ von eben einigen Befürwortern des Genderns artikuliert wird, aber die jeweiligen Argumente gegen das Gendern inhaltich eigtl. nie tangiert (auch deshalb der Vorwurf der Konstruktion eines Strohmanns; oder: Warum schreiben Sie diesen Ihrigen Kommentar ausgerechnet als Antwort auf diesen Kommentar meinerseits?). Es ist so vorhersehbar, dass ich es auch bereits vorhergesehen habe (s. https://www.news4teachers.de/2023/08/kulturkampf-bildungsministerin-untersagt-gender-sternchen-in-schulen/#comment-538031), quasi eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Und es ist ein Strohmann, weil der Vorwurf der Kritiker nicht ist, dass einige Befürworter des Genderns entsprechende Verbote etablieren wollen, sondern sich unlauterer Oktroyierungsmechanismen bedienen. Diese wurden hier bei N4T in den Diskussionen opftmals thematisiert und werden seitens eben jener bestimmten „sehr laute[n] Minderheit“ von Personen, die das Gendern proponieren,auch immer praktisch demonstriert.

Und deshalb jetzt hier mein entsprechendes ceterum censeo:

Natürlich gibt es seitens der Antagonisten des Genderns (gemeint sind Gendersternchen und Co., nicht z.B. männliche und weibliche Paarnennungen etc.) auch(!) diejenigen, die Sprachvorschriften machen wollen, aber natürlich gibt es die auch(!) seitens der „Befürworter des Genderns“ – ich zitiere (mich in der) letzte(n) einschlägigen Diskussion hier bei N4T bzgl. der Methoden und Techniken zur Etablierung resp. Forcierung dieser Sprachvorschriften (pro Gendern):

Spoiler

Shunning, Shaming, jmd. als „sehr weit rechts“, misogyn, diskriminierend und schlimmeres (öffentlich) darzustellen, zu diskreditieren/diffamieren, Entsprechendes zu suggerieren/insinuieren, Positionen und Personen entsprechend zu devalvieren, dazu i.w.S. aufzurufen, ‚anzustacheln‘ etc., Diskurse versuchen zu hermetisieren (entweder man ist d’accord oder wird ignoriert, iausgeladen, in Ecken einsortiert) etc., all das sind Druckmittel, auch im Privaten, in den sozialen Medien und sonstwo. Druckmittel, in denen sich manch ein Kommentator auch hier [bei N4T] versuchte… es gibt […] hinreichend Settings, wo derartiges erfolgreich sein mag. Es bedarf dafür keiner Drohungen, keines Streiks, keiner Gewaltaufrufe[, keiner (auch i.w.S.) rechtlichen Maßnahmen] o.ä. – wobei vieles davon verbale, psychische Gewalt ist, also per definitionem in basalster Form ein Verhalten, das intendiert jmd. der dies nicht will, un-/mittelbar zu schädigen, hier mit dem ultimate goal entweder der Anpassung des Ggü. oder dessen Exklusion.

Heißt nicht, dass es das auf der Seite der Antagonisten des Genderns nicht gäbe, sondern nur, dass auch im Privaten und der Öffentlichkeit Druck zum Gendern ausgeübt wird[, Sprachvorschriften gemacht eerden sollen]. […] gemeint [ist] hier, dass auch diejenigen, die nicht gendern, entsprechend Druck auf Personen ausüben können (und es auch tun), die gendern wollen, bewusst wie auch unbewusst. Wir leben halt alle in sozialen Ntwerken, von denen wir uns nicht alle freiwillig ausuchen und die nicht mit allem d’accord sind, was wir so tun.

Wir müssen auch unterscheiden zwischen tatsächlich ausgeübten Druckmaßnahmen (wie ich sie bspw. skizziert habe) und dem Klima, dass diese Druckmaßnahmen erzeugen, wenn sie noch gar nicht in konkreten Konstellationen angewandt wurden, sondern lediglich in ähnlichen Situationen, womit sie zumindest denkbar erscheinen. […] sog. chilling Effekte (https://en.wikipedia.org/wiki/Chilling_effect); die gibt es auf beiden Seiten. Und dieses Klima entsteht potenziell für beide Seiten, auf der einen bspw., wenn man als „linksgrün-versifft“ o.ä. beleidigt wird, auf der anderen Seite wenn einem salopp der Vorwurf gemacht wird, „rechtspopulistisch“ o.ä. zu sein; in beiden Fällen wird dies regelmäßig von weiteren der von mir skizzierten Druckmechanismen flankiert, da nehmen sich beide Seiten an ihren äußeren Rändern (und das sind diejenigen, die gemeinhin offenbar am sichtbarsten in Erscheinung treten) eigtl. nichts. Die Auswirkungen, die das im Einzelfall haben kann, hängen dann von der EInbindung in die jeweiligen sozialen Netzwerke (und z.T. der eigenen Resilienz) ab.

Und zu behaupten, es seien ausschl. „di[e] eigentlich ‚Konservativen‘ […], die es mit den Grundrechten der Rede- und Meinungsfreiheit nicht so ernst nehmen“, dabei noch eine gewisse Pauschalisierung vornehmend und zugleich durch die Anführungszeichen suggerierend, die (konsequente) Ablehnung des Genderns sei nicht nur nicht lediglich konservativ, sondern eigtl. per se gar weiter polit. rechts zu verorten (oder warum sonst die Anführungszeichen?), ist beides ebenso falsch, ja ignorant, wie überhaupt die Implikation, die (konsequente) Ablehnung des Genderns wäre eine vornehmlich polit. rechte Position und nicht etwa, was der tatsächliche Fall ist (GIYF), eine (zunehmende) Mehrheitsposition in der Gesamtgesellschaft und damit auch bei polit. linksorientierten Personen, ja auch der Mehrheit derselben (schreibt ihnen ein Linksliberaler bis liberal Linker, der das Gendern ablehnt, aber nicht auf Verbote o.ä. setzt). Warum wird aus allem immer solch ein „’rechts‘ vs. ‚links’“-Amateurtennisspiel konstruiert?


Damit ist es eben oftmals nicht das Ziel, dass „es der jeweiligen Person überlassen“ sein soll, „ob sie gendert oder nicht“ – jedenfalls nicht, wenn man weiß, dass auch das Angebot des Mafioso, der vor einem mit der Brechsstange steht, man müsse das Schutzgeld ja nicht bezahlen, wenn man nicht wolle, realiter relativ weeenige Wahlalternativen zulässt………

„In den meisten Grafiken ist der Anteil der Befürworter höher als der der Gegner.“
Ich wiederhole: Show, don’t tell…

A.J. Wiedenhammer
8 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

„Erst ab einer gewissen Bildung begreift man um die Macht der Sprache.“
Wohl wahr! Gilt auch für die Sprache an sich.

DerechteNorden
8 Monate zuvor

Ja, gute Idee. Sowas hat schon immer besonders gut funktioniert.
Aber warte mal, das kann doch gar nicht stimmen, denn alle sollen doch eigentlich dazu gezwungen werden, zu gendern und diese Sternchen zu benutzen.
Oder ist die Ministerin total subversiv und verbietet das, weil sie eigentlich will, dass die Schüler*innen sich gerade nicht daran halten und so das Gendern durch die Hintertür …

Dejott
8 Monate zuvor

Der nächste Kniefall vor rechten Gemeinplätzen. Die CDU wird einfach nicht müde, AFD Plattitüden salonfähig zu machen. Man muss das Gendern nicht mögen, man sollte das gegenwärtig auch als Fehler anstreichen….die richtige Intention davon bleibt unberührt. Zumal das letzte Wort darüber noch nicht gesprochen ist.
Ein Gendervernot ist aber an peinlicher Armseligkeit kaum noch zu überbieten.

Georg
8 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Nein, eher Wahlkampf und Panik vor der AfD. Ansonsten verweise ich auf den obigen Beitrag von PaPo.

PaPo
8 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Eine augenscheinlich „richtige Intention“ (und Inklusion, Respektbezeugung und Co. einerseits und das Agens, die eine Maßnahme als Vehikel eines Mehrs an GLeichberechtigung u.ä. zu nutzen ist dies ja zweifellos) ist aber leider nicht gleichbedeuted damit, dass das Intendierte auch mit der korrespondierenden Maßnahme erreicht wird oder überhaupt werden kann (sei es, weil Prämissen u./o. Kausalüberlegungen fehlsam u./o. falsch sind, sei es, weil es mehr Reaktanz provoziert als es positive Effekte zeitigt o.ä.); The road to hell is paved with good intentions.

Ungeachtet dessen_ Jetzt mangelt es seitens des Ministeriums wohl einer elaborierten, persuasiven Begründung, warum man auf Gendersternchen und Co. im offiziellen Schriftverkehr und in der Kommukiation mit den Schülern im Unterricht verzichten muss, dabei gäbe es diese wohl, von Verständnishürden für die Adressaten (angesichts der ohnehin zunehmenden Leseverständnisschwierigkeiten allerortens) bis zu dem Umstand, dass die adressierten Formen des Genderns (auch infolge des ‚Kulturkampfes‘ etc.) derart weltanschaulich (resp. ideologisch) aufgeladen sind, dass man wohl auch einen Konflikt mit der entsprechenden Neutralität der Insitution Schule begründen könnte. Zudem betrifft das Verbot nicht insg. alle Formen vermeintl. ‚geschlechtergerechter‘ / ‚gendersensibler‘ Sprache, sondern nur Formen mit Entsprechenden Sonderzeichen u.ä. (resp. die gesprochenen Pendant mit Gender Gap), weshalb man sich der „richtige[n] Intention“ wohl auch nicht komplett verwehrt, ich deshalb nicht von „penlicher Armseligkeit“ schreiben wollen würde.

Lari Fari
8 Monate zuvor

Und hab ich’s nicht gesagt?!
Davon abgesehen muss es natürlich „die Argumentation …ist…“ oder „die Argumente…sind ausgesprochen…“ heißen. Auch grammatiksensible Sprache muss sein 😉

PaPo
8 Monate zuvor
Antwortet  Lari Fari

Eigtl. haben Sie inhaltlich nicht wirklich etwas beigetragen, außer festzustellen, dass irgendwelche (Ihrerseits nicht genannte – ich nehme an, Sie meinen die üblichen; s. meine Antwort) Argumente für das Gendern artikuliert wurden und despektierlich zu werden:
Ersteres ist ein Nichtargument, sofern Sie nicht die Stichhaltigkeit der eigenen Argumentation kritisch reflektieren und auch Argumente gegen (die Fundamente) Ihre(r) Argumentation (welche eigtl.?) würdigen. Letzteres ist simple Provokation, ein roter Herring, um alles an Gegenargumentation direkt verächtlich zu machen. Ich habe netterweise dennoch darauf reagiert.

Und pssst: „Antworten“ anklicken………

Und hab ich’s nicht gesagt?! 🙂

Ich
8 Monate zuvor

Nun, Ihre von Fremdwörtern oft so strotzenden Beiträge finde ich auch oft nicht zielführend.
Und ja, ich verstehe die Wörter 🙂

Ich
8 Monate zuvor
Antwortet  Ich

An Papo

Ich
8 Monate zuvor
Antwortet  Ich

Das war @ papo

Hornveilchen
8 Monate zuvor
Antwortet  Ich

Wie herrlich sich alle übers Gendern aufregen, die doch eh lieber Englisch als Deutsch sprechen/schreiben. Wie gendert man denn im Englischen? Gendern die nicht?

A.J. Wiedenhammer
8 Monate zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Interessanterweise gendern alle Englischlehrerinnen (das ist kein gen. Femininum!), die ich kenne. Natürlich nur im Deutschen.
Ich frage mich schon lange, was diise machen, wenn ein Schüler im Englischen „kreativ“ wird, weil er irgendetwas besser irgendwie anders fände.
Reicht eine gutgemeinte Intention da auch, um einen Rechtschreibfehler nicht angerechnet zu bekommen?

DerechteNorden
8 Monate zuvor

„They“ statt „he or she“! So gendern wir Engluschlehrkräfte. „Policeperson“ …

Lisa
8 Monate zuvor

Wenn meine Schüler es schaffen, korrekt zu gendern, bekommen sie von mir ein Zusatz – Sternchen.

A.J. Wiedenhammer
8 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Das ist mal eine gute Idee 🙂
Aber einen ganzen Text durch, nicht nur ein paar Sätzchen.

Karl
8 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Wenn meine Schüler es schaffen, Männer als Frauen zu bezeichnen gibt es zwei Sternchen. Ich selbst arbeite derzeit darauf hin, meine Pronomen “ weise Lehrperson “ durchzusetzen, das bringt 3 Stern***innen.

Rüdiger Vehrenkamp
8 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Schüler**innen? 😉

Karl
8 Monate zuvor

Nein, ausdrücklich Cis-Schülern, da liegt ja das Problem. 😉

Küstenfuchs
8 Monate zuvor

Das deutsche Schulsystem ist großartig, alles funktioniert bestens. Anders ist nicht zu erklären, warum immer wieder diese bekloppte Diskussion aufkommt. Haben wir keine anderen Sorgen als dieses alberne Thema?

A.J. Wiedenhammer
8 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Wir diskutieren halt gerne.
Dass eine Diskussion hier grundlegend etwas an bestimmten Verhälnissen ändert, ist sowieso nicht anzunehmen. Also diskutiert man da, wo es gut geht und nicht nur bei heren Themen.
Außerdem bewegt das Thema ja offensichtlich. Da mag man das Thema persönlich ja albern finden. Dass andere es diskussionswürdig finden, sollte man hingegen nicht als albern abtun.

GriasDi
8 Monate zuvor

Ich bin schon froh, wenn ich das Zeugs meiner SchülerInnen überhaupt lesen kann. Ob die dann gendern oder nicht ist mir sch…egal.