Lehramts-Kandidatin als Moderatorin für rechtsextremen Sender tätig? Vom Dienst „vorsorglich“ freigestellt

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Eine umstrittene Lehramtskandidatin ist in Brandenburg vom Dienst freigestellt worden. «Mit der betreffenden Lehramtskandidatin wurde ein Gespräch geführt», teilte das Bildungsministerium  in Potsdam mit. «Sie wurde mit dem heutigen Tage zunächst vorsorglich vom Dienst freigestellt.» Vorausgegangen war ein Bericht im Berliner «Tagesspiegel».

Diesen Sceenshot, der die Lehramts-Kandidatin (mit Perücke) zeigen soll, veröffentlichte der „Tagesspiegel“. Screenshot: Tagesspiegel

Mitte September hatte das Ministerium angekündigt, dem «Tagesspiegel»-Bericht nachgehen zu wollen, wonach an einer Schule eine Frau mit Verbindungen in die rechtsextreme Szene tätig ist. Lehrkräfte im Land Brandenburg seien dazu verpflichtet, die Grundsätze der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu beachten und zu respektieren, hieß es.

In dem Bericht hieß es nun, an einer Schule im Landkreis Märkisch-Oderland absolviere aktuell eine Frau ihr Referendariat, die mehrfach als Moderatorin für den Nachrichtenkanal des «Compact»-Magazins tätig gewesen sein soll. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft dieses Magazin seit 2021 als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung ein.

Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes will Compact die freiheitlich demokratische Grundordnung überwinden, das Unternehmen stelle die Legitimität des Grundgesetzes offen infrage. In der TV-Sendung würden nicht nur rechtsextremistische Inhalte und Verschwörungstheorien verbreitet, sondern auch Kreml-Propaganda zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, so heißt es in dem «Tagesspiegel»-Bericht.

Generell erteilte das Ministerium keine Auskünfte zu einzelnen Personalangelegenheiten, hieß es am Montag erneut. Die geschilderte Situation werde sehr ernst genommen – so wie grundsätzlich entsprechende Hinweise. «Alle etwaigen weiteren möglichen dienstrechtlichen Konsequenzen werden nun geprüft.» Dazu werde es im Einzelnen keine weiteren Auskünfte geben.

Unlängst stellten zwei Lehrkräfte, die in einem Brandbrief rechtsextreme Auswüchse an ihrer Schule im brandenburgischen Burg kritisiert hatten, einen Versetzungsantrag, weil sie bedroht worden waren. Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) bekundete zwar Solidarität mit der Lehrerin und dem Lehrer. Gleichwohl wurde ihnen vom Schulamt eine Abmahnung angedroht, wenn sie weiter Details aus der Schule in die Öffentlichkeit tragen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile in acht Verfahren vor allem wegen des Verwendens von Kennzeichnen verfassungswidriger Organisationen an der Schule, zudem wegen des Verdachts der räuberischen Erpressung. Die mittlerweile versetzte Schulleiterin hatte keine Probleme erkennen können. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zum «Tagesspiegel»-Bericht.

Rechtsextremismus: Bildungsminister ruft Lehrkräfte zu Zivilcourage auf – AfD-Geschäftsführer (selbst Lehrer): „Denunzianten!“

 

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Marc
7 Monate zuvor

Bin gespannt was die Ermittlungen ergeben und welche Dienstvergehen hier vorliegen. Eine Moderation alleine könnte als Begründung für ein Dienstvergehen unzureichend sein. Auch wenn das Magazin rechtsextrem eingeordnet wird.
Welche Inhalte hatte sie denn moderiert?
Wichtig wäre, dass ihr eine klare antidemokratische Haltung nachgewiesen werden kann. Denn wir sprechen hier ja schon von harten Konsequenzen, die klare belegbare Anschuldigungen benötigen

Marc
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich habe im Gegensatz zu vielen Usern aus dem linken Spektrum hier keine Doppelmoral je nach Art des Extremismus. Ich würde exakt gleich argumentieren, wenn die Dame bei radikal islamischen Vereinen moderieren sollte. Wie ich bereits anmerkte, käme es mir auf den moderierten Inhalt an. Hat sie explizit extremistische Aussagen von sich gegeben? Hat sie dort eventuell nur unpolitische Randthemen moderiert? Das ist ja schon relevant. Und ich finde dass wir in so spalterischen Zeiten wie heute besonders drauf achten sollten, dass wir Leuten erstmal korrekt das Dienstvergehen lückenlos nachweisen, bevor wir sie aus dem Dienst entfernen (Faeser lässt grüßen).

Ich kenne die besagte Dame hier nicht und natürlich wird sie vermutlich nicht koscher sein wenn sie dort moderiert, aber wir sollten trotzdem im Rechtsstaat auch rechtsstaatlich vorgehen und gerade das Nachweisen einer Gesinnung, die man schwer auf der Stirn ablesen kann, ist höchst schwierig und komplex. Denn die Welt ist selten schwarz oder weiß. Frau Faeser hat ja auch mal einen Artikel in einer linksextremen Zeitung verfasst. Ist man deswegen direkt per se undemokratisch?

Marc
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Antwort verstehe ich jetzt nicht ganz. Einen Vorwurf an die Redaktion habe ich doch gar nicht formuliert.

Georg
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Darin gebe ich Ihnen recht. Besonders in der heutigen Zeit sollte man als noch nicht auf Lebenszeit verbeamteter Mensch tunlichst alles vermeiden, was dem aktuellen Zeitgeist nicht zu sehr widerspricht. Dazu gehört auch, Meinungsumschwünge ungefragt mitzugehen.

Georg
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Möglicherweise bekennt sich die Referendarin viel stärker zum Grundgesetz als es dem Dezernat lieb ist …

Marc
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Bitte nochmal vor Augen führen was rechtsextrem wirklich bedeutet bevor man es reflexartig Leuten um die Ohren wirft. Georg ist sicher nicht links, aber wegen kritischer Posts zu Migration oder Inklusion wird man nicht gleich Extremist. Manchmal wünsche ich mir bei der Wortwahl mehr Achtsamkeit, besonders von der Redaktion.

Mika
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Sie sind der Meinung, dass das Bekenntnis zur Demokratie und die Anerkennung der Grundrechte aller Menschen lediglich dem Zeitgeist entsprechen? Oder hab ich Sie falsch verstanden?

Georg
7 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Sie drehen die Logik um. Wer ist denn für Sie „alle Menschen“ und in welcher Reihenfolge? Ich vermute mal, dass es bei der Referendarin eine andere als bei Ihnen ist.

Ernsthaft?
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Maske ist gefallen.

Mika
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Die Grundrechte sind für alle Menschen zu beachten. Da gibts keine Reihenfolge der Art: „erst Georg, dann Höcke, dann Bernd das Brot und anschließend der Rest.“
Wenn Sie derart denken, sollten Sie sich selbst aus dem Schuldienst entlassen, da Sie Ihren Amtseid brechen.

Sven A.
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wären Sie auch so locker, wenn es sich um einen Moderator eines Senders des Islamischen Staats handeln würde“

Nehmen wir doch ein ganz anderes Beispiel: aus der linksextremen Szene. Da müsste dann aber die Redaktion vermutlich zugegeben, dass es dort sogar Narrenfreiheit gibt.

Ich gehe aber sogar noch einen Schritt weiter: das, was dieser Kollegin passiert, schränkt die Meinungs- und Pressefreiheit ein, also genau solche „Floskeln“, die von den Politikern immer gebracht werden, um zu zeigen, dass man ja so viel besser sei als Russland oder die Türkei.

Ich kenne dieses Magazin jedenfalls sehr gut und rechtsextrem ist da gar nichts. Im Gegenteil, teils bin ich oft überrascht, wie tiefgründig die in den Artikeln in ein Thema reingehen, die sie behandeln.

Mika
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Kann ich hier auch Kusshände an die Redaktion vergeben?

Mary-Ellen
7 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Ich schick auch welche.

Ernsthaft?
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Danke für die klare Kante!

Georg
7 Monate zuvor

hat die Referendarin während des Referendariats moderiert oder noch vorher zur Finanzierung des Studiums? Hat sie die Moderationstexte selbst verfasst oder nur vorgelesen? Knapp bekleidete Messehostess wäre in Ordnung? Was wäre, wenn sie ihr Studium mit OnlyFans finanziert hätte?

Mika
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Geht die Finanzierung des eigenen Studiums durch einen Nebenjob als Messehostess oder durch einen selbst betriebenen onlyFans – Account mit der Nichtanerkennung der Menschenrechte für ALLE Menschen einher? Setzt das andere Menschen herab und spricht ihnen gleichberechtigte Teilhabe ab?
Würden Sie dieses Beispiel auch bringen, wenn es sich um einen männlichen Referendar handelte? Können Sie tatsächlich Äpfel nicht von Birnen unterscheiden oder wollen Sie einfach ein bisschen provozieren?

Fakten sind Hate
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Es gibt eine recht ansehnliche Lehrerin, die bereits verbeamtet und bei OnlyFans aktiv ist. Es gab sogar einen Zeitungsartikel und ein Interview darüber. Mit bisschen Internetsuche lässt sich dieser sicherlich noch finden.
Meines Wissens nach, ist die Dame immer noch im Dienst.

Ernsthaft?
7 Monate zuvor

Immer die gleichen Namen hier, die bei solchen Artikeln relativieren und beschwichtigen wollen. Ich hoffe ja immer noch inständig, dass das nicht wirklich Leute sind, die im Schuldienst arbeiten.

unverzagte
7 Monate zuvor
Antwortet  Ernsthaft?

Diese Hoffnung teile ich mit Ihnen.
(Apropos: In Hamburg ist der Abteilungsleiter der Schulbehörde ein Parteimitglied der AfD)

Marc
7 Monate zuvor
Antwortet  Ernsthaft?

Starke Behauptung. Ich hätte gerne den Beleg wo und wie genau beschwichtigt oder relativiert wird. Mit keiner Silbe habe ich oder jemand anders die Tätigkeit dort lobend hervor gehoben. Aber in ihrer Welt muss halt jeder, der nicht direkt den Kopf fordert natürlich genauso böse sein. Schönes Schubladendenken

Marion
7 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Naja, ich falle hier normalerweise nicht damit auf, dem linken Spektrum zuzuneigen.
Aber Compact ist eindeutig rechtsextrem, und wenn man da moderiert und gleichzeitig in den Schuldienst strebt, dann wirft das schon unangenehme Fragen auf. Ich hab hier nirgendwo gelesen, daß jemand „den Kopf der Dame fordert“.
Es geht lediglich darum, ob sie Lehrerin werden sollte.
Das halte ich in diesem Zusammenhang für eine sehr berechtigte Frage.

Bayer
7 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Da passieren schon seltsame Dinge.

– Ein Hoecke ist lediglich beurlaubt.
Was er in Wort und Schrift verbreitet, muss ich nicht erläutern.
– Eine Lehramtskandidatin folgt seinem Muster und wird freigestellt.
– Eine Lehrerin, die eine Stunde mehr nicht leisten kann, wird
gekündigt.

Jedem seine eigenen Gedanken dazu…..

Ernsthaft?
7 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Ich habe ja keine Namen genannt. Wenn du dich angesprochen fühlst, wird das schon seinen Grund haben Marc.

Lisa
7 Monate zuvor

Sie war aber auch zu dusselig. Als Beamtin auf Widerruf sollte man sich von aller öffentlichen Aktivität fernhalten, die nicht auf dem Boden des GG steht, also in die Extreme geht. Es geht nicht darum, was sie in ihren vier Wänden denkt. Auch nicht wen sie wählt, die Wahlen sind ja geheim. Es geht um die Außenwirkung. Selbst wenn sie verspricht, niemals mit Schülern über Politik zu reden, ist sie als Vertreterin des Grundgesetzes nicht mehr glaubwürdig. Wer glaubt, das wäre nur politisch, nein, in den Achtzigern gab es da auch Konflikte mit bekennenden Harekrishnatikern.

Pauker_In
7 Monate zuvor

Ich störe mich daran, dass jemand „vorsorglich“ aus dem Dienst entfernt wurde.
Das liest sich, als hätte man nicht wirklich etwas gegen die Frau in der Hand.
Gefahr im Verzuge dürfte nicht vorgelegen haben, und so erweckt der Bericht den Anschein, die verantwortliche Behörde würde auf Verdacht erstmal strafen, dann ermitteln.

Bayer
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Dass mittlerweile wieder „Gefahr in Verzug“ vorliegt, zeigt sich auch durch die > 30 likes bei den relativierenden Kommentaren.
Wäre interessant, ob diese aus dem Forum oder von aufmerksam gemachten Compact-Anhängern und deren Getreuen kommen.