Medizinische Studie: Bildung kann als kognitive Reserve vor Alzheimerkrankheit schützen

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BOSTON. Bildung kann selbst starken genetischen Risikofaktoren für die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz entgegenwirken, zeigt eine Studie von Bostoner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Eine neue Studie von Forscherinnen und Forschern der krankenhausbasierten Forschungseinrichtung Mass General Brigham zeigt, dass die Genetik nur ein Teil des Puzzles ist, wenn es um das Risiko für die Alzheimer-Krankheit geht. Das gelte selbst bei genetisch bedingten Formen der Krankheit.

Ein hochbetagter, schräg nach oben blickender, lächelnder Mann im Profil vor schwarzem Hintergrund.
Bildung kann offenbar doch der Demenz entgegenwirken. Foto: JD Mason/Unsplash.com (U. L.)

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten den Einfluss der Genetik und des Bildungsniveaus auf den kognitiven Abbau anhand der Daten von 675 Personen, die eine Mutation tragen, die sie für eine früh einsetzende Alzheimer-Krankheit prädisponiert. Trägerinnen und Träger dieser Mutation – bekannt als PSEN1 E280A – haben ein mittleres Alter von 49 Jahren bei Beginn der Demenz.

Das Team fand heraus, dass Betroffene, die auch eine zweite Mutation trugen, die sie einem erhöhten Risiko aussetzt (APOE e4) ein geringeres Alter für den Beginn des kognitiven Verfalls aufwiesen. Bei den Trägern einer APOE e2-Mutation – die schützend wirkt – verzögerte sich der Beginn der Erkrankung.

Das Team untersuchte auch die Auswirkungen des Bildungsniveaus auf die kognitiven Funktionen der Träger der PSEN1 E280A-Mutation, einschließlich derjenigen, die verschiedene APOE-Genotypen trugen. Sie fanden heraus, dass ein höheres Bildungsniveau – gemessen in Bildungsjahren – mit erhaltenen kognitiven Fähigkeiten verbunden war, insbesondere bei Personen mit dem höchsten genetischen Risiko.

„Ein höheres Bildungsniveau kann eine schützende Wirkung gegen kognitive Beeinträchtigungen haben, selbst wenn starke genetische Risikofaktoren vorhanden sind“, fast Neuropsychologe Yakeel Quiroz zusammen. „Trotz des zusätzlichen Risikos durch APOEe4, dem stärksten genetischen Risikofaktor für eine schubweise auftretende Alzheimerkrankheit, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass das Bildungsniveau ein entscheidender Mechanismus der kognitiven Reserve bei der familiären Alzheimerkrankheit sein könnte.“ (pm)

Eine höhere Schulbildung schützt wohl doch nicht zwingend vor Demenz

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4 Kommentare
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Georg
7 Monate zuvor

Den Einfluss der Intelligenz auf das Bildungsniveau haben die Forscher natürlich/hoffentlich herausgerechnet. Als Test ihrer Beobachtung haben die Forscher sicherlich auch den Einfluss der Intelligenz auf die Alzheimerkrankheit ohne Berücksichtigung des Bildungsniveaus als wenig relevant erkannt.

Die Überschrift des Artikels „kognitive Reserve“ suggeriert andernfalls eher Intelligenz statt Bildung mit dem Problem, dass sich an echte Intelligenzforschung aufgrund von möglicherweise sehr unschöner Ergebnisse niemand herantraut.

Uwe
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Was machen Sozialdarwinisten wie sie eigentlich wenn sie selbst alt und schwach werden (oder dement)? Ihre Verachtung alles Schwachen gegen sich selber wenden und sich euthanasieren oder ihre Haltung modifizieren? Muss anstrengend sein wenn man sein ganzes leben nach unten tritt, die panische Angst selber zu denen da unten zu gehören (und getreten zu werden) gehört ja zu diesem Konzept dazu.

Lisa
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Warum sollte sich niemand herantrauen?

Lisa
7 Monate zuvor

Ich verstehe es so, dass Leute mit einer besseren Bildung, die vermutlich auch mit besserer Intelligenz, worunter Selbstorganisation und Strategien zu verstehen sind, gekoppelt ist, Alzheimer länger kompensieren können. Das trifft auf viele Beeinträchtigungen zu, beispielsweise ADHS oder Asperger Autismus. Ob Bildung den Grad der tatsächlichen Beeinträchtigung beeinflusst, ist nicht ausgesagt.