IQB-Pleite: Fellers Abteilungsleiter macht Corona verantwortlich – und Flüchtlinge

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DÜSSELDORF. Seit Jahren schneiden Schüler in NRW bei Lernstandstudien unterdurchschnittlich ab. Die jüngste IQB-Studie legte die Defizite vor allem bei Deutsch erneut bloß. Rasch wird sich daran wohl nichts ändern – auch wenn das Schulministerium behauptet, dass Corona und Flüchtlinge für das schwache Abschneiden verantwortlich seien. Die SPD und der VBE sehen darüber hinaus strukturelle Probleme im System.

Sündenbock gefunden! Foto: Shutterstock

Nach dem erneut schlechten Abschneiden von Schülerinnen und Schülern in Nordrhein-Westfalen bei einer Bildungsstudie hat Schulministerin Dorothee Feller (CDU) wenig Hoffnung auf eine schnelle Verbesserung der Lage gemacht. «Wir haben weiterhin großen Nachholbedarf im Bereich Deutsch», räumte Feller am Mittwoch im Schulausschuss des Landtags ein.

Neuntklässler in NRW schneiden dem «IQB-Bildungstrend 2022» zufolge beim Lesen, Zuhören und Schreiben schwächer ab als der Bundesschnitt. Den Mindeststandard für den mittleren Schulabschluss (MSA) verfehlten im Fach Deutsch 39 Prozent der Neuntklässler in NRW im Lesen und sogar 41 Prozent beim Hörverständnis. 29 Prozent scheiterten im Bereich Rechtschreibung.

Der Weg, die Kompetenzen der Schüler zu verbessern, werde lang sein, betonte Feller. «Wir haben es in der Schule mit Menschen zu tun. Wir können nicht wie in einem Unternehmen und einer Maschine nachts ein Update fahren und am nächsten Tag ist alles besser.»

Schon bei der IQB-Studie aus dem Grundschulbereich im vergangenen Jahr sei festgestellt worden, dass bis zu einem Viertel der Viertklässler die Mindestanforderungen in Rechnen, Schreiben, Zuhören, Lesen nicht erfüllt hätten, sagte die Ministerin. Mit diesen Schwächen seien die Kinder dann auf weiterführende Schulen gegangen.

«Wir müssen in den Basiskompetenzen in allen Schulbereichen besser werden und auch einen Schwerpunkt legen»

Daher sei das «A und O», die Basiskompetenzen in den Grundschulen zu fördern, betonte Feller. «Wenn wir da nicht besser werden, können wir auch an weiterführenden Schulen nicht besser werden.» Zugleich müssten auch die Siebt-, Acht- und Neuntklässler an den weiterführenden Schulen gefördert werden. «Wir müssen in den Basiskompetenzen in allen Schulbereichen besser werden und auch einen Schwerpunkt legen.»

Feller setzt ihre Hoffungen dabei auch auf das Startchancenprogramm von Bund und Ländern für Schulen in schwierigen Lagen, das voraussichtlich zu Beginn des Schuljahres 2024/25 beginnen könne. In NRW sollen mit diesem Programm 900 Brennpunkt-Schulen mit rund einer Viertelmillion Schülern besonders gefördert werden.

Die Ministerin hatte bereits darauf hingewiesen, dass die Lernstände bei der jetzigen Studie im dritten Jahr der Corona-Pandemie erhoben worden waren. Auch den Studienautoren zufolge wirkten sich pandemiebedingte Schulschließungen oder auch Fern- und Wechselunterricht bundesweit negativ aus.

Die SPD-Opposition ließ das Argument des Pandemie-Effekts nicht gelten. Denn NRW liege schon über Jahre hinweg – auch vor Corona – in Bildungsstudien immer im unteren Durchschnitt. «Wir befinden uns in einer absoluten Bildungskatastrophe», sagte die schulpolitische Sprecherin Dilek Engin. Die Ergebnisse für NRW seien «desaströs», doch Feller bleibe die notwendigen Antworten schuldig. Engin forderte einen Bildungspakt für NRW mit kleineren Lerngruppen und einer Neuausrichtung der Lehrpläne. Feller habe nur «winzige Stellschrauben» erwähnt. Damit seien die Missstände an den Schulen nicht zu beheben.

Dirk Schnelle, Abteilungsleiter im Schulministerium, sagte, neben der Corona-Pandemie liefere auch die starke Zuwanderung von Geflüchteten in den Jahren 2015 bis 2017 eine Erklärung für die schwachen Leistungen. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die zu Hause immer und nur Deutsch sprächen, sei in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen.

NRW sei mit seinen Ergebnissen nicht allein. Als eine zentrale Maßnahme solle nun das Lesekonzept umgesetzt werden. Denn es sei davon auszugehen, dass sich das mit der Zeit auch positiv auf andere Kompetenzbereiche im Fach Deutsch aber auch auf die übrigen Fächer auswirken werde.

Als «erstaunlich» bezeichnete Schnelle die positiven Ergebnisse beim Leseverstehen in Englisch. Anders als bei Deutsch schienen in Englisch viel stärker außerschulische Lerngelegenheiten wie Online-Gaming oder englische Sprachvideos wahrgenommen zu werden. Während der Pandemie seien wegen der reduzierten Freizeitmöglichkeiten vor allem digitale Medien, wohl auch oft in englischer Sprache, genutzt worden. Es zeige sich, «dass das Interesse der Schüler am Englischunterricht deutlich höher ist als das Interesse am Deutschunterricht.»

NRW ist es nach Angaben Schnelles auch gelungen, hinter Bayern die wenigsten Schülerinnen und Schüler zu haben, die ohne Abschluss die Schule verließen. Er bezog sich damit auf Zahlen von 2021. Nach neueren Zahlen des Statistischen Landesamts haben in NRW 2022 allerdings deutlich mehr Jugendliche die Schule ohne mindestens einen Hauptschulabschluss in der Tasche verlassen als 2021. Ihre Zahl stieg demnach von 10 125 im Vorjahr auf 11 385 Jugendliche 2022. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Schulabgänger in NRW erhöhte sich 2022 auf 6,4 Prozent nach 5,6 Prozent im Vorjahr.

«Die Ergebnisse der IQB-Studie zeigen wieder einmal, dass das druckvolle Abarbeiten von übervollen Lehrplänen in vollgepfropften Klassen mit überbelasteten Lehrkräften schlichtweg nicht funktioniert»

Die Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE NRW), Anne Deimel, sagte, die IQB-Ergebnisse der Neuntklässler «zeigen deutlich, dass diese die Corona-Zeit noch nicht verarbeitet haben». Die Defitize im NRW reichen ihr zufolge allerdings weit über die Corona-Krise hinaus. So erklärte Deimel: «Erfolgreiches Lernen geschieht auf der Grundlage einer ganzheitlichen Bildung für ganzheitliche Menschen. Die Ergebnisse der IQB-Studie zeigen wieder einmal, dass das druckvolle Abarbeiten von übervollen Lehrplänen in vollgepfropften Klassen mit überbelasteten Lehrkräften schlichtweg nicht funktioniert.»

Weiter führte sie aus: «Um auf Dauer die Lern- und Leistungsergebnisse der Schülerinnen und Schüler zu steigern, ist die Landesregierung gefordert, das gesamte Bildungssystem effektiv zu stärken. Es muss prioritäres Ziel sein, die tägliche Mangelverwaltung in Kitas und Schulen möglichst schnell zu beenden. Das gelingt ausschließlich durch attraktive Arbeitsbedingungen.» Attraktive Arbeitsbedingungen – das bedeutet laut VBE: kleinere Klassengrößen, Arbeiten in multiprofessionellen Teams mit pädagogischen Fachkräften und den notwendigen Besprechungs- und Beratungszeiten, gut ausgestattete Räumlichkeiten, Entlastung von Verwaltungstätigkeiten durch Schulverwaltungsassistenz. Hinzu kommt die Rücknahme der Begrenzung der Teilzeitmöglichkeiten und der Pflichtabordnungen ohne Konsens.

Deimel: «Ebenso spiegeln diese Ergebnisse wider, dass in den Schulen zu wenig Zeit für die individuelle Förderung und das Lernen in Kleingruppen vorhanden ist.» Besonders in diesem Bereich müsse dringend nachgesteuert werden, um allen Kindern gerecht werden zu können, mahnte die VBE-Landesvorsitzende. News4teachers / mit Material der dpa

Menschen in NRW sind besonders unzufrieden mit Schulen – kein Wunder

 

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kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor

«Die Ergebnisse der IQB-Studie zeigen wieder einmal, dass das druckvolle Abarbeiten von übervollen Lehrplänen in vollgepfropften Klassen mit überbelasteten Lehrkräften schlichtweg nicht funktioniert»Dazu kommt noch, dass in NRW eine hohe Bevölkerungsdichte herrscht, relativ viele Kinder in relativ schlechten Wohbedingungen leben, verdichtete Wohnsiedlungen zu psychischen und sozialen Problemen führen (können), Kinder in Verdichtungsräumen wenig Möglichkeit haben, sich nach einem Tag in der Schule kindgerecht “auszulassen”, der Ganztag die Möglichkeiten freier Entscheidung über die eigene Beschäftigung sehr einschränkt (warum sollen die Kinder sich dann gezwungen für das Lernen in der Schule interessieren?), digitale Angebote allen anderen Versuchen, Interesse zu binden, eh den Rang ablaufen – die “Belohnungseffekte” im Hirn, die einschlägige Freizeitbeschäftigung mit digitalen Medien generieren, können wir als Lehrer niemals erreichen.
Klassen sind schon immer zu voll gewesen, große Schulen (vor allem die großen Gesamtschulen) für viele, viele Kinder eine Überforderung, ständiger Lehrerwechsel führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Konzentration(sbereitschaft) uvm

Nee, über Nacht kann man das nicht resetten.
Aber man könnte ab sofort den Druck rausnehmen; ohne Druck, Stress, Versagensangst, Zeitmangel von allen Seiten lernt (und lehrt) es sich leichter!
Vielleicht lernt man dann nicht leichter und als erstes lesen und schreiben, aber man macht seinen Kopf wieder auf für Neues, hat vielleicht auch einmal Langeweile und lässt sich zum Lesen oder anderen sinnstiftenden Betätigungen verleiten…

Außerdem möchten viele Eltern gerne Zeit mit ihren Kindern verbringen, ihnen vorlesen, mit ihnen bildungsfördernde Dinge unternehmen; Ganztag für alle verunmöglicht das und “klaut” obendrein den Kindern Zuwendungszeit, die diese in der Familie nicht finden, deren Eltern keine Zeit oder Möglichkeiten haben.

SoBitter
1 Jahr zuvor

Die Lehrpläne sind nur für die Schüler übervoll, die für die Schulform nicht geeignet sind und / oder schon zu Beginn der ersten Klasse noch nicht schulreif sind. Wenn das einzige Gegensteuern der Politik ein immer weiteres Absenken der Anforderungen sind, zieht sich das auch auf die Universitäten und deren Dozenten durch durch. Dieser Prozess ist erst einmal unumkehrbar und wird sich auch noch selbst verstärken..

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  SoBitter

“Dieser Prozess ist erst einmal unumkehrbar und wird sich auch noch selbst verstärken..”

“Erst einmal” ist stark untertrieben: Die relevanten Einflussfaktoren werden sich weiter gegenseitig verstärken: Lehrkräftemangel (aus demographischen Gründen und weil nicht mehr konkurrenzfähig im Bereich der akademischen Berufe gegen die “freie” Wirtschaft) mit gleichzeitiger Deprofessionalisierung und Dequalifizierung des Berufsbildes, steigender Anteil an Schülern mit mangelhaften deutschen Sprachkenntnissen und mit “bildungsfernem” Hintergrund, Hyperindividualisierung aufgrund der “sozialen” Medien, immer mehr globale Konflikte, die in die deutsche Gesellschaft und damit auch die Schulen hineingetragen werden und Ressourcen binden, eine Politik, die unter anderem in der Bildungspolitik seit 20 Jahren die ganze Sache nur noch schlimmer macht durch unqualifizierte Reformen und Entscheidungen durch Amtsinhaber, der kaum noch Ahnung von den realen Lebensverhältnissen eines Großteils der Bevölkerung haben.

Wer jetzt noch in den Bereich Schule einsteigt, muss sich darüber im Klaren sein, dass man dem oben skizziertem die nächsten 20 bis 30 Jahre ausgeliefert sein wird. Man sollte frühzeitig eine Exit-Strategie bereithaben oder besser noch gar nicht erst damit anfangen.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Old school-Pädagogik mit einer direkter Anleitung der Schüler, sowie eine direkte Rückmeldung an die Eltern bei fehlender Bearbeitung der eigentlich gesetzten Ziele, würde uns Eltern schon entgegenkommen, damit wir am Wochenende und Nachmittags nicht erledigte Aufgaben des selbst organisierten Lernens unserer Kinder erfüllen könnten.
Hinzu kommt noch, dass die hiesige Lehrerin sich gegen die Clique der 8-jährigen Schüler, die ihre Mitschüler im laufenden Unterricht immer wieder stören, nicht durchsetzen kann. Eine gemobbte Mitschülerin wurde nach ihrer Androhung des Verlassens der Klasse gegenüber dem Mobbingteam von der Lehrerin aufgefordert diese Androhung doch umzusetzen. Es ist entsetzlich.
Die Sozialarbeiterin der Schule soll nach einem erfolgten Gespräch mit der Rektorin 2 Wochen den Unterricht begleiten, damit ein selbstständiges Mitarbeiten der durch Mobbing beeinträchtigten Schüler wieder möglich wird.

Die Aversion unseres Kindes gegen den derartig gestalteten Unterrichtablauf ohne eine Intervention des Lehrpersonal könnte nicht stärker ausgeprägt sein.
Und warum soll ein Kind einen Rechenweg in Klassenarbeiten beschreibend darstellen, wenn es diesen doch richtig ausführt. Da wird die fehlerhafte Darstellung des Rechenweges als Fehler rückgemeldet.
Danke, derartige schriftliche Beurteilungen in rot fördern die Motivation ungemein.
Und dann wird in Lehrerkommentaren beständig geschrieben, dass sich das Kind die gestellten Fragen genauer durchlesen sollte, um diese korrekt selbstständig zu bearbeiten. Dabei kann das Gros der Kinder noch nicht einmal automatisiert lesen.

Selbst organisiertes Lernen ohne einen Lehrerbezug ist schon sehr spannend und wenig zielorientiert. Da kann sich das Individuum vollkommen selbstständig und eigen initiativ entfalten.
Ja , Grundschule kann heute zu Tage zu weilen schon ein besonderes Erlebnis für die Kinder sein.
Die Eltern sind doch schließlich schuld, weil diese ihre Kinder mit zu viel Fernseh- und Handykonsum überschütten oder diesen nicht einschränken.
Da wird das Nacharbeiten der schulischen Arbeitsmaterialien vom eigen Kind als Strafe empfunden und sehr wenig Enthusiasmus entgegengebracht.
Das Spielen mit den Freunden muss dann eingeschränkt werden, Schule wird allgegenwärtig und als wenig angenehm empfunden, obwohl doch schulisches sehr viel Spaß machen soll.
Bei Fragen an die Lehrerin zur Bearbeitung gestellter Aufgaben wird das Kind beständig an den Sitznachbarn verwiesen, den es Fragen soll, wie vorgegangen werden kann, um die gestellten Aufgaben zu erfüllen.

Allerdings würde eine größere der eigenen Textproduktion mit einer Fehlerrückmeldung bessere Rechtschreibergebnisse und Schreibfertigkeiten hervorrufen.
Gleich morgen, nach dem Nachtdienst, werden ich mich wieder um Nacharbeitung der Schulmaterialien des vorangegangenen Jahres kümmern.
Unser Kind hatte ja zum Herbstferienbeginn den Auftrag von der Lehrerin erhalten, das fast überhaupt nicht bearbeitete Schreibübungsheft zur Einübung der Grundschrift in der zweiten Klasse und das Matheübungsheft der zweiten Klasse jetzt in der dritten Klasse selbstständig zu bearbeiten.
Da kam bei uns richtig Freude auf , Mensch war das lustig !
Wir haben uns auch sehr über die ersten Noten in der dritten Klasse gefreut.
Die Klassenarbeiten waren vom gestellten Niveau her sehr niedrig angesetzt und die Ergebnisse der Klassenarbeiten waren desaströs mit den Ergebnissen überwiegend im Bereich mangelhaft angesiedelt.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Ich habe hier oben drüber beschrieben, was den Mitschülern meines Sohnes und ihm selbst derzeit in seiner hiesigen Grundschule bei einer bestimmten Lehrerin und einem lernoffenen Unterricht der Grundschule widerfährt.
Nachdem mehrere Eltern ihre Kinder mit Absicht nicht haben in die dritte versetzen lassen, sind hier deutlich weniger Schüler in der Klasse.
Wir haben mit der Rektorin ein sehr intensives Gespräch geführt.
Im Englischunterricht verläuft der Unterricht ganz anders, mit sehr viel mehr Interaktion, Aktivierung und Kommunikation zwischen Schülern und Lehrerin. Da machen alle mit.
Wie erfrischend anders ist dort das Unterrichtserlebnis für die Kinder.

Kathrin
1 Jahr zuvor

Deutsch lernen soll mittels durchgängiger Sprachbildung so nebenbei passieren. Damit lügen wir uns was in die Tasche. Viele Kinder bräuchen zusätzlich explizit eine systematische Förderung, die wir zumindest an unserer Grundschule aufgrund von LehrerInnenmangel, mangelnder DaZ-Qualifikation der Lehrkräfte und mangelnder Zeit nicht zufriedenstellend leisten können.
Viel mehr Kinder brauchen drei Jahre Schuleingangsphase und zwar durch eine Wiederholung der ersten Klasse. Aber das geht ja nur auf Antrag der Eltern. Die Fachleute vom TÜV können vorschreiben, die Bremsbeläge zu erneuern. Da werden Fachleute ernstgenommen. In der Schule geht Elternwille vor LehrerInnenexpertise. Wir, Schule ohne gemiensames Lernen, haben in einer ersten Klasse sechs Kinder, bei denen die Eltern vor der Einschulung nicht ihr Einverständnis in ein AO-SF-Verfahren gegeben oder das Verfahren kurz vor Ende gestoppt haben. Das kann doch alles gar nicht wahr sein.
Wir produzieren durch das Mitnehmen in Klasse 2 von Kindern, die nur langsam in der Schule „angekommen sind“, ein großes Defizit in den Vorläuferfähigkeiten haben und sich nur allererste Grundlagen in den Kulturtechniken in Klasse 1 erarbeitet haben, lauter frustrierte LernerInnen. Wir müssen uns da endlich ehrlich machen: Individuelle Förderung kommt an ihre Grenzen. Es ist eben unter den aktuellen Gegebenheiten nicht alles machbar. Ihre Rückstände zu leistungsstärkeren KlassenkameradInnen holen diese Kinder oft nicht auf. Sie werden die ViertklässlerInnen, die bei 72-20 in langes Nachdenken verfallen und dann ein falsches Ergebnis sagen.
Ich schätze den Ansatz, die Basiskompetenzen in der Grundschule besser zu fördern. Aber dazu brauchen wir Zeit (an vielen Schulen müssten drei Jahre Schuleingangsphase die Regel sein), personelle und räumliche Ressourcen und Entscheidungsbefugnis – im Sinne der Kinder.

Einer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kathrin

In vielen Fächern soll so vieles nebenbei vermittelt werden. Tastschreiben und Briefgestaltung in EDV-Fächern; Rechnungswesen in BWL; Zeichensetzung in Deutsch – NIE funktioniert dies. Die Inhalte fallen immer weg oder kommen zu kurz. Die Schüler lernen es nicht mehr.

Die Verdummung unserer Schüler ist von den KuMi entweder aktiv gewollt oder wird billigend in Kauf genommen.

Freiya
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kathrin

Richtig, der TüV-Experten wird eben als Experte gesehen, die Lehrkraft – trotz Abi, Studium und teils langer Erfahrung nicht – und zwar gewollt von oben.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Freiya

Menschen sind unterschiedlich in ihren Begabungen und Methoden.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor

Ich mache die Ganztagsschulen verantwortlich. Und die Erhöhung der Wochenstunden.

AlexB
1 Jahr zuvor

Corona und Flüchtlinge? In NRW ist nicht nur der Job immer weniger attraktiv, es wird auch viel, viel zu wenig Geld für die Bildung in die Hand genommen!
Erst gestern sprach ich (Lehrer, NRW, Grundschule) mit einer Beraterin eines Schulbuchverlags. Laut ihrer Aussage (sie hat beruflich und privat auch Kontakte in andere Bundesländer und EU-Staaten) ist NRW in einem weitern Vergleich mit bei den Schlusslichtern, was die pro-Kopf-Beiträge für die Lernmittelfreiheit angeht. Erstklässler sollen hier mit einem geringen Beitrag für Leihbücher beschult werden. Vom verpflichtenden Elternbeitrag kann man nicht einmal mehr ein ganzes Schulbuch kaufen. Arbeitshefte? Individuelle Förderung? Fehlanzeige!

Lisa
1 Jahr zuvor

Wenn ich eine ganz pragmatische Lösung suchen würde: Bietet den Unterricht wahlweise auf Englisch an. Warum soll in Schulen nicht gehen, was im Studium schon lange möglich ist.

Lisa
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lisa

Ich will das auch ergänzen. Erstens hätte man ganz viele ausländische Lehrkräfte zur Verfügung, die auf Englisch unterrichten könnten. Zweitens ist das eine Erfahrung aus einer deutschen Auslandsschule. Da gab es deutsche und spanische Anfangsklassen. Die spanischen hatten Deutsch als Fremdsprache und das intensiv mit sieben Wochenstunden.. Allmählich würde ein Fach nach dem anderen in Deutsch überführt, so dass nach fünf Jahren Naturwissenschaften, Mathe und anderes in Deutsch unterrichtet wurde. Das Sprachniveau der Fünftklässler im Deutschen war gut bis zweisprachig dann. Die Schule führte ja zum deutschen Abitur. Der Lehrplan folgte Baden – Württemberg. Fünf Jahre war aber auch realistisch, in kleineren Zeitrahmen ist das wirklich viel verlangt.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lisa

Unterricht auf Französisch wäre dann wohl ein Alternativangebot ?

ichselbst
1 Jahr zuvor

Aus der “Checkliste zur Erstellung und Reflexion von Lernsituationen in den dualen Fachklassen (Anlage A der APO BK)” der Bezirksregierung Düsseldorf

Sind die digitalen Schlüsselkompetenzen farblich ausgewiesen?

  • Medienkompetenz [orange]
  • Anwendungs-Know-how [blau]
  • Informatische Grundkenntnisse [grün]

Werden Kolleginnen und Kollegen mit der farblichen Gestaltung ihrer Planung “beschäftigt”, kann doch von “Überforderung” von Lehrkräften keine Rede sein 😉

Hans Malz
1 Jahr zuvor
Antwortet  ichselbst

Bitte dann noch bunt ausdrucken und laminieren.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hans Malz

Vierfache Ausführung, kompostierbar.

AvL
1 Jahr zuvor

Leider bestätigen die IQB-Ergebnisse der Schüler des Landes NRW wieder einmal, dass die Rechtsschreib- und Leseleistungen der Schüler immer weiter abnehmen.

Es stimmt, siehe auch die DESI-Studie von 2008, dass frühere Generationen von Schülern bessere Leistungen in diesen Bereichen erzielten als heutige Schülergenerationen, und dieser Trend wird sich in NRW leider weiter fortsetzen, so nicht das Rad rumgerissen wird und weniger auf eigen initiatives Lernen bereits ab der ersten Klasse gesetzt wird.

Der einzige gangbare Weg liegt wohl in einer deutlich verbesserten Unterrichtsqualität sowie in kleineren Schulklassen.
Die Qualität kann nur durch eine qualitative und quantitative professionelle Lehreraus- und Lehrerweiterbildung erreicht werden, die gut strukturiert sein sollte.

Was Logopädinnen standardisiert lernen, nicht aber Grundschullehrerinnen und Lehrer, ist die Vermittlung der korrekten Lautgliederung.
Nach wie vor vermitteln Sprachbücher für das Lesen, dass es in unserer Sprache nur fünf Vokale gäbe, nämlich a,e,i,o und u.
Es sind aber 16 Einzelvokale sowie 3 Diphthonge. Diese Vereinfachung bringt bei mindestens 20 % der Schüler Probleme beim Rechtschreiberwerb mit sich.

Verpflichtend muss für die universitäre Ausbildung von Grundschullehrern und Lehrerinnen das Angebot zur Teilnahme an Kursen mit dem Schwerpunkt zur Vermittlung des Orthographie-Erwerb sein.
Denn es existieren nach wie vor lehrerausbildende Universitäten, die keine Professur für die Subdomäne des Rechtschreiberwerb vorsehen.
Diese Bundesländer ohne ein derartiges verpflichtendes Angebot in den Universitäten liegen leider am unteren Ende der Skala der vergleichenden Untersuchungen.

Mein Vorschlag für die Leseförderung in den Grundschulen ist der Einsatz von Logopäden zur gezielten Förderung der Lese-und Schreibförderung in den Grundschulen, die nebenbei auch in der Lehrerweiterbildung eingesetzt werden können.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Warum bringt man den Grundschülern nicht zuerst die Wörter mit einem deutschen Sprachstamm bei, fragte bereits Christa Röber, da diese sich fast alle in eine der drei zweisilbigen Silbenhäuser durch die Überführung in die Pluralform (die Blätter/das Blatt) oder in die erste Steigerungsform der Adjektive (schlimmer/schlimm) oder bei den Verben die erste Pluralform (wir sehen/er sieht) überführen lassen und einer eindeutigen Regelhaftigkeit nach gebildet werden ?
Dies sind : Haus A Hü te, Haus B Hüf te und Haus C wie Hütte.

Wörter wie Sa la te, Sa la mi, Ti mo, Del phin, Hy po the se, Li bel le, I nu it, Piz za, Li mo si ne, app lau die ren, Op tion, Ka pi tu la tion, Xy lo phon sind drei-,vier- fünfsilbig oder sie beinhalten keinen Schwalat -e in der zweisilbigen Endsilbe und so sie sind sie als solches eindeutig nicht einem deutschen Sprachstamm zugehörig einzuordnen, und somit folgen diese Wörter mit ihren Orthographemen anderen Regeln als die Wörter mit einem deutschstämmigen Sprachstamm.
Es verwirrt die schwachen Schüler um so mehr, derartige Wörter selber an Hand von Bildern wie einer Tomate, eines Apfels etc. selbstständig diese eigeninitiativ schreiben zu lassen.
Fachdidaktisch wird hier ein wesentlicher Grundstein für eine Rechtschreibschwäche angelegt.
Auch die Anwendung fehlerhafter Anlauttabellen mit dem Igel als Symbol für das lange i oder den Yak (jak gesprochen) stellen fehlerhafte Schulmaterialien dar, die zu falschen Verschriftlichungen im Nachgang der Schüler beitragen.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Als Nachtrag für die Misere in NRW ist noch zu nennen, dass es das Schulministerium in Düsseldorf über zwei Jahrzehnte zuließ, dass Kinder im ersten Schuljahr und auch noch in den nachfolgenden Jahren danach überlies, nach der eigenen Schriftauffassung der Kinder zu schreiben, ohne dass eine Anleitung geben wurde oder auf eine korrekte Schreibung hingewiesen wurde.

Freiya
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Ich frage mich nur, wie haben all die Generationen VORHER sauber (!) und richtig (!) in Druck- und Schreibschrift schreiben gelernt. Ganz ohne Logopäden.
Vielleicht sollten wir all die Verschlimmbesserungen, die durch-das-Knie-in-den-Kopf-Schüsse rückgängig machen und dazu einfach mal…üben?

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Freiya

Wir wurden im Klassenverband im interaktiven Unterricht mit der Lehrerin in den ersten zwei Schuljahren direkt angeleitet.
Wir erlernten die Hauptgrapheme ihrer Häufigkeit und Bedeutung nach durch die Vorstellung durch die Lehrerin.
Es existierten keine Anlauttabellen. Niemals hätte man uns erlaubt, Wörter an Hand von Bildvorgaben und einer Anlauttabelle selbstständig zu verschriftlichen.

Diktate dienten dem Zweck, die orthographischen Kenntnisse zu überprüfen, um diese dann noch einmal einzuüben.
Wir schrieben zunächst Wort-Diktate wie im Intra-Act-Konzept und kurze Sätze mit einem Punkt am Ende.
Häufiges wurde primär vermittelt, seltenes und verwirrendes wurde später vermittelt bzw. zeitlich getrennt ( die Berge/der Berg, die Zwerge/der Zwerg hier dann entsprechend ohne die Werke/das Werk oder alt/älter).
Schreibautomatisierung war angesagt und nicht eigenständigen auflautierendes Schreiben nach eigenen Regeln und Vorstellungen des Schülers !

Schwierige Wörter mit einem nicht deutschsprachigen Wortstamm wurden erst am Ende der vierten Klasse vorgestellt mit dem Hinweis seines nicht deutschsprachigen Ursprungs.
Wir schrieben ab der dritten Klasse Aufsätze an Hand von Bildgeschichten, Briefe und eigene Aufsätze mit einem vorgegebenen Thema, das wir erst in der Klassenarbeit erfuhren.
Wir haben direkt unter Anleitung die verbundenen lateinische Ausgangsschrift gemeinsam und unter Zuhilfenahme der Lehrerin im Klassenverband eingeübt. Zusätzlich hatten wir in der Woche 2 Stunden Schönschrift zur Verbesserung des eigenen Schriftbildes.
Das Schriftbild wurde mehr eingeübt und verbessert.
Die Grapheme wurden ihrer Bedeutung und Häufigkeit nach sukzessive eingeübt. Bei Nomen wurde der Artikel und die Pluralform mitgelernt.
Der Unterricht war sehr strukturiert und erfolgte unterbrochen von eigenen und selbstständigen Arbeitsphase sehr geordnet.
Fehlverhalten wurde im Klassenverband besprochen und entsprechend gegebenenfalls nach Besprechung im Klassenverband abgestellt.
Ansonsten wurden die Eltern mit einem blauen Brief zum Gespräch gebeten. Hausaufgaben wurden am Folgetag gemeinsam besprochen und Fehler wurden verbessert bzw. die Schritte beim Rechnen und die richtige orthographische Schreibweise mit der Ableitung aus dem Wortstamm hergeleitet und besprochen.
Wir hatten ein Lesebuch, aber keine Fibeln. Die Lernmaterialien haben die Lehrer selbst angefertigt. Da hat es die heutige Lehrergeneration einfacher und strukturierter.
Seltene Grapheme, die Schüler auf ihren heutigen Anlauttabellen haben, wie das C in Clown, das Y und ph in xy lo phon wurden erst am Ende der vierten Klasse besprochen. Das Lesen erfolgte gemeinsam im Klassenverband, mit Hilfe von Lese-Omas oder reihum im Klassenverband.
Mobbing wurde nicht geduldet und körperliche Gewalt wurde auch nicht von Seiten der Lehrerinnen angewandt. Es hätte sonst der Lehrer bzw. die Lehrerin ein sehr deutliches Gespräch mit meinem Vater geführt dürfen.

Alex
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

“…körperliche Gewalt wurde auch nicht von Seiten der Lehrerinnen angewandt”. Zum einen unterstellen Sie hier gerade den Lehrern, sie würden körperliche Gewalt anwenden. Dies ist ungeheuerlich! Und zum anderen: was genau hat der letzte Absatz mit den schlechten heutigen Leistungen zu tun?

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alex

Wo habe ich geschrieben, dass ich den Lehrern die Anwendung körperlicher Gewalt unterstelle. Es ist aber so, dass ein derartiges Verhalten meiner Lehrergeneration hier im Forum unterstellt wurde, und zwar von heutigen Lehrern.
Ihre Unterstellung ist ungeheuerlich.

lehrer002
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

“Was Logopädinnen standardisiert lernen, nicht aber Grundschullehrerinnen und Lehrer, ist die Vermittlung der korrekten Lautgliederung.
Nach wie vor vermitteln Sprachbücher für das Lesen, dass es in unserer Sprache nur fünf Vokale gäbe, nämlich a,e,i,o und u.
Es sind aber 16 Einzelvokale sowie 3 Diphthonge. Diese Vereinfachung bringt bei mindestens 20 % der Schüler Probleme beim Rechtschreiberwerb mit sich.
Verpflichtend muss für die universitäre Ausbildung von Grundschullehrern und Lehrerinnen das Angebot zur Teilnahme an Kursen mit dem Schwerpunkt zur Vermittlung des Orthographie-Erwerb sein.”

An welchen Universitäten soll das denn bitte nicht Thema sein? In NRW und Hessen kenne ich keine Uni… Das sind elementare Bestandteile des Grundschullehramtsstudiums.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  lehrer002

Das dachte ich bisher auch. Aber warum ist es denn in NRW immer noch gängige Praxis, dass Kinder im Anfangsunterricht mit Hilfe von Anlauttabellen selbständig Wörter zu abgebildeten Gegenständen schreiben sollen, auch wenn die unterschiedlichsten Graphem-Abfolgen beim selben Wort zustande kommen, die niemals der Logik des orthographischen Systems folgen.