Reicht das? Bildungsminister gibt Leitfaden für Lehrkräfte gegen Rechtsextremismus heraus

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POTSDAM. Seit Monaten wird in Brandenburg über rechtsextremistische Vorfälle in Schulen und auch auf Klassenfahrten diskutiert – nachdem ein Brandbrief von Lehrkräften massive rechtsradikale Übergriffe an einer Oberschule offenbart hatte (News4teachers berichtete) und Schülergruppen angegriffen wurden (News4teachers berichtete auch darüber). Das Bildungsministerium gibt den Lehrkräften nun einen Leitfaden zum Umgang mit antidemokratischem Verhalten von Schülern an die Hand.

Was tun, wenn sich Schülerinnen und Schüler als rechtsextrem zeigen? Im Netz kursiert dieses Foto, das Schüler der Schule in Burg zeigen soll, die von rechtsextremen Umtrieben erschüttert wurde. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft. Foto: Screenshot

Mit einem Handlungsleitfaden will das Brandenburger Bildungsministerium Lehrkräfte und Schulleitungen im Umgang mit antidemokratischen Äußerungen und Verhaltensweisen stärken. In der Broschüre werde anhand von fiktiven Fallbeispielen gezeigt, in welchen Fällen Lehrkräfte eingreifen müssen und welche schulischen Maßnahmen zu ergreifen sind, teilte das Bildungsministerium am Donnerstag mit. Das kann von einem Gespräch mit dem betreffenden Schüler und seinen Eltern über eine Information an die Schulaufsicht bis hin zu einer Anzeige bei der Polizei reichen.

Als Beispiele werden etwa das Zeichnen von verfassungsfeindlichen Symbolen wie Hakenkreuzen, antisemitische Aussagen im Religionsunterricht, ein linksextremes Graffito oder ein islamfeindlicher Post in einem sozialen Netzwerk mit einem Bild einer Mitschülerin genannt. Detailliert wird dabei beschrieben, an welchem Punkt eine Lehrkraft eingreifen muss.

Bei der Betrachtung möglicher pädagogischer Maßnahmen in solchen Fällen müsse stets «die individuelle Situation, das Alter, die Reife und der soziokulturelle Hintergrund der beteiligten Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden», betonte Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) in seinem Vorwort zur Broschüre.

Das Kabinett hatte in der vergangenen Woche den Entwurf eines neuen Schulgesetzes gebilligt. Danach sollen Schulen künftig schneller auf rechtsextremistische Vorfälle und andere Verfassungsverstöße reagieren können. Ein Punkt ist, dass Schulen extremistisches, antisemitisches oder rassistisches Verhalten sofort dem Schulamt melden müssen. Das Gesetz muss noch vom Landtag beschlossen werden. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zum Leitfaden.

Es riecht nach Rechtsextremismus: Bildungsminister entzieht seinem Apparat (ein Stück weit) das Vertrauen

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Dejott
6 Monate zuvor

Endlich eine Broschüre! Ja, wenn das nicht hilft!
Warum kommen wir in Deutschland eigentlich immer darauf, dass sich Probleme mit Zetteln und Regeln lösen lassen?
Hier auf dem sächsischen Land haben gefühlt Dreiviertel der Menschen keinerlei Berührungsängste im Umgang mit Rechtsextremen. Die AFD gehört zum Dorf wie die Feuerwehr oder der Sportverein. Und das wird in Teilen Brandenburgs nicht anders sein.
Das Problem liegt also tiefer. Demokratie wird nicht verstanden und Menschenverachtung nicht gesehen.

Lisa
6 Monate zuvor

“ individuelle Situation, das Alter, die Reife und der soziokulturelle Hintergrund der beteiligten Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden», betonte Bildungsminister Steffen Freiberg“ Was bedeutet hier „soziokultureller Hintergrund “ ? Wenn ein Schüler eine radikale Gesinnung zeigt. Ich befürchte, es läuft auf “ Bei muslimischen Schülern ist ein bisserl Antisemitismus nicht so schlimm“ heraus.Ich behandle meine Schüler aber grundsätzlich gleich, ohne Malus oder Bonus für unakzeptabeles Verhalten.

SoBitter
6 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Echte Gleichbehandlung ist aber böse, weil Sie damit gewisse Gruppen in Ihren Klassen aufgrund der ungleichen Verteilung von Arbeitseinstellung, Sozialverhalten usw. unterschiedlich behandeln. Dagegen spricht aus meiner Sicht auch nichts, solange sie die Gruppenmitglieder nicht nur aufgrund der Gruppenzugehörigkeit unterschiedlich behandeln.

polly
6 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Zählt das, was die Hamas da gerade macht, auch als Antisemitismus? Dann würde auch jede moralische Unterstützung für die Hamas als solcher zu gelten haben, etwa von Sympathisantenorganisationen. Oder gilt die arabische Israel-Feindschaft nicht als Antisemitismus?

SoBitter
6 Monate zuvor
Antwortet  polly

Das sind zwei verschiedene Arten von Antisemitismus. Der arabische Antisemitismus lässt sich mit dem deutschen Antisemitismus allerdings nicht aufheben, weil die Araber mit den Konzentrationslagern nichts zu tun hatten.

polly
6 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Von „aufheben“ hat ja niemand gesprochen, aber die EU überlegt plötzlich, ob sie die Gelder an die Palästinenser weiter zahlen soll. Weiß man denn genau, wofür die (direkt oder indirekt) verwendet wurden?

polly
6 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Im Artikel steht: „Ein Punkt ist, dass Schulen extremistisches, antisemitisches oder rassistisches Verhalten sofort dem Schulamt melden müssen.“
Das würde auch Jubelfeiern nach den Hamas-Angriffen betreffen. Vgl. auch den neuen Artikel „Antisemitismus unter jungen Muslimen …“. Schließlich leiden die Juden in Deutschland unter dem einen so wie unter dem anderen.

Alx
6 Monate zuvor

Ich finde grundsätzlich sehr gut, dass damit eine Handlungssicherheit für die Lehrkräfte entsteht.

Auf der anderen Seite finde ich den Teil zu Postings in sozialen Medien juristisch grenzwertig, da Postings die außerhalb der Schule getätigt werden nicht in den Bereich der Aufsichtspflicht zählen können.

Was mich verwundert ist, dass nur ein Glossar rechtsextremer Symbolik aufgeführt wurde, nicht aber linksextreme oder islamistische Symbole.

Und die „Zahlencodes“ sind mit Vorsicht zu genießen.
Wer nicht tief in der Materie steckt, weiß als Kind nicht, was die Zahlen oder Symbole bedeuten.

Biene
6 Monate zuvor
Antwortet  Alx

Ich gebe Ihnen Recht: der beliebte „Schweigefuchs“ ist in anderen Teilen der Welt ein Symbol einer islamistisch-nationalistischen Gruppierung, die auch vor Gewaltanwendung nicht zurückschreckt. Wäre auch schön zu wissen, was noch so zu den Symbolen von diversen Extremisten gehört.

unverzagte
6 Monate zuvor
Antwortet  Alx

Welche Gefahr geht Ihrer Ansicht nach aktuell vom Linksextremismus aus ?

Nick
6 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Anschläge auf die DB im September, mit entsprechendem Bekennerschreiben… Fällt mir spontan ein.

Nick
6 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Anschlag auf das Bremer OHB mit entsprechendem Bekennerschreiben.