Wo bleibt die Arbeitszeiterfassung? Studie: Auch an Berufsschulen arbeiten Lehrkräfte mehr, als sie müssten

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STUTTGART. Vormittags Unterricht und nachmittags frei: Dieses Vorurteil über Lehrkräfte hält sich hartnäckig. Dass es mit der Realität aber nichts zu tun hat, zeigt eine neue Studie. Demnach arbeiten (auch) Berufsschullehrerinnen und -lehrer mehr, als sie eigentlich müssten.

Lehrkräfte arbeiten mehr, als sie eigentlich müssten – das bestätigen alle entsprechenden Studien. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Der Berufsschullehrerverband Baden-Württemberg (BLV) fordert von der Landesregierung, die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften zu verbessern. «Wir brauchen eine mutige und zukunftsfähige Reform der Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen von Lehrkräften und Schulleitungen», sagte der BLV-Vorsitzende Thomas Speck am Montag in Stuttgart. Die Politik müsse dringend Maßnahmen ergreifen, um überhöhte Arbeitszeiten zu senken.

So fordern die Berufsschullehrer unter anderem eine Entlastung bei Prüfungsaufsichten durch zusätzliches nichtlehrendes Personal, die Einführung eines Lebensarbeitszeitkontos für Lehrkräfte oder die Einstellung zusätzlicher Sozialarbeiter oder Sonderpädagogen. Langfristig, so die Forderung des Verbandes, brauche es mehr Freiheit für die Schulen vor Ort, wie Ressourcen am besten verteilt werden sollten. «Dort kann am besten entschieden werden, welche Tätigkeiten erforderlich sind und wie viel Zeit dafür eingesetzt werden muss», sagte der stellvertretende BLV-Chef Michael Niedoba.

Einer neuen Studie zufolge, die am Montag in Stuttgart vorgestellt wurde, leisten (auch) Berufsschullehrer im Durchschnitt drei Stunden Mehrarbeit wöchentlich. Die Schulleiter sind mit acht Stunden Mehrarbeit pro Woche sogar noch stärker gefordert als ihre Kollegen. Damit überschreiten die Lehrer an beruflichen Schulen die reguläre Jahresarbeitszeit bei Beamten von 1804 Stunden um sieben beziehungsweise zwanzig Prozent. Besonders stark von Überstunden betroffen sind der Studie zufolge Pädagoginnen und Pädagogen in Teilzeit.

Für die Studie der Universität Mannheim im Auftrag des BLV gaben 1827 Lehrkräfte an beruflichen Schulen von Februar bis Mitte November 2022 ihre Arbeitszeit für eine typische Schulwoche an, zudem werteten die Forscher auch genauere Angaben von 213 Lehrkräften aus, die wie in einem Tagebuch von Mitte März bis Mitte Oktober 2022 ihre Tätigkeiten erfassten. Die Ergebnisse der Studie sind nach Angaben der Autoren repräsentativ für Lehrkräfte an beruflichen Schulen im Südwesten.

«Je höher die Arbeitszeit ist, desto geringer wird die berufliche Zufriedenheit und auch das Wohlbefinden»

Die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte wirkt sich demnach auch auf die berufliche Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Lehrkräfte aus. «Je höher die Arbeitszeit ist, desto geringer wird die berufliche Zufriedenheit und auch das Wohlbefinden», sagte Carmela Aprea, Professorin für Wirtschaftspädagogik an der Uni Mannheim und Mitautorin der Studie. Besonders der Indikator des Wohlbefindens falle bei den Lehrkräften sehr niedrig aus. Die Studie sei in den Ausläufern der Corona-Pandemie durchgeführt worden, erklärte Aprea. Zu dieser Zeit sei das Wohlbefinden der Gesamtbevölkerung recht niedrig gewesen. «Aber der Wert der Lehrkräfte ist eben noch mal unterhalb des niedrigen Wertes der Gesamtbevölkerung.»

Die Studie ist eine von mittlerweile mehreren, die Lehrkräften eine Arbeitszeit über Gebühr attestieren. Zuletzt kam eine Studie aus Sachsen zu dem Ergebnis, dass Lehrkräfte im Jahresmittel über drei Stunden pro Woche mehr als vorgeschrieben arbeiten. Die Daten würden bisherige Untersuchungen aus anderen Bundesländern bestätigen, hieß es (News4teachers berichtete). In Berlin ist

Das baden-württembergische Kultusministerium erklärt sich die hohe Arbeitsbelastung der Berufsschullehrer auch mit der großen Zahl an Geflüchteten, die dort unterrichtet werden. Die Lehrkräfte und Schulleitungen arbeiteten außerordentlich engagiert und kompetent an deren Integration in Gesellschaft und Arbeitsleben, teilte ein Sprecher von Ministerin Theresa Schopper (Grüne) mit. Man habe auch bereits mehrere Forderungen des BLV umgesetzt. Man stoße aber auch immer wieder an Grenzen, «beispielsweise aufgrund mangelnder Ressourcen oder der Verfügbarkeit von Lehrkräften auf dem Arbeitsmarkt», hieß es weiter.

Unterstützung für ihre Forderung nach mehr Freiheit der Schulen bei der Ressourcenverteilung bekamen die Berufsschullehrer vom Verband Unternehmer Baden-Württemberg. Die Schulorganisation des 19. Jahrhunderts tauge nicht mehr für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, sagte Stefan Küpper, Geschäftsführer für Politik, Bildung und Arbeitsmarkt. «Wir brauchen selbstständige Bildungsstätten, die von starken Schulleitungen mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung für Profil, Personal und Budget in die Zukunft geführt werden.»

Der SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei forderte die Landesregierung auf, Konzepte für die Erfassung der Arbeitszeit von Lehrkräften zu entwickeln. «Ja, eine Neuregelung der Arbeitszeiterfassung von Lehrkräften ist ein Mammutprojekt», sagte Fulst-Blei. Es stehe aber außer Frage, dass es diese Neuregelung brauche. Auch die FDP-Abgeordnete Alena Fink-Trauschel forderte Kultusministerin Theresa Schopper dazu auf, die Arbeitszeit richtig erfassen zu lassen und etwas gegen die «erhebliche Mehrarbeit zu unternehmen».

Der Philologenverband hatte zu Beginn des Schuljahres angekündigt, das Land auf die Erfassung der Arbeitszeit von Lehrkräften verklagen zu wollen. «Die Vorbereitungen sind abgeschlossen», sagte Ralf Scholl, Vorsitzender des Gymnasiallehrerverbands am Montag. Nun suche der Verband Lehrerinnen und Lehrer, die bereit seien, zu klagen. Er rechne damit, dass die Klage Anfang oder Mitte Dezember eingereicht werden könne. News4teachers / mit Material der dpa

Kultusminister wehren sich gegen geplante Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte – Philologen wollen sie nun einklagen

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46 Kommentare
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KARIN
6 Monate zuvor

In meiner langen Zeit in der Schule ( über 40 Jahre), wurde ich mehrfach offiziell vom KM aufgefordert online Auskunft über meine Arbeitsbedingungen abzugeben.
Darunter auch Fragen zur Arbeitsbelastung.
Passiert ist jedes mal genau “ nichts“!
Es gab zwar eine Auswertung aller Teilnehmenden, das war es aber auch schon!
Schade für die dafür zusätzlich angefallene Arbeitszeit!

Konfutse
6 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Hab ich auch immer fleißig mitgemacht. Das war die Arbeit für „Ablage P“.
Ja, und diese Vorgehensweise passt auch tatsächlich zu den Meldungen über antisemitische und rechtsradikale Äußerungen ans KuMi. Da ist auch nie etwas nach Meldungen nach oben passiert; in meiner Zeitung stand vor wenigen Tagen, dass das baden-württembergische KuMi einfach mal nur die letzten wenigen Jahre Vorfälle „gesammelt“ hätte, um einen Überblick über diese Problematik zu erhalten. Die Vorfälle seien zurückgegangen….Wahrscheinlicher ist, dass Vorfälle nicht mehr gemeldet wurden, weil nie eine Konsequenz oder Reaktion erfolgte.
Ich bin‘s soooo leid!!!!!

Realist
6 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Richtig. Diese Umfragen bewirken nichts und dienen nur als Pseudo-Argument, dass „man sich ja um die Probleme der Lehrkräfte kümmere“. Die Zeit kann man wirklich sinnvoller nutzen, z.B. für die eigene Regeneration. Warum sollte man Zeit, Energie und eigene Arbeitsmittel aufwenden, um an so einem Unsinn teilzunehmen?

Am Ende heißt es sonst praktisch immer: „Man sei sich der Belastungen bewusst, könne aber aktuell wegen Lehrermangel, Geldmangel, vorrangiger andere „Reformen“ bla bla bla nicht tun. Aber eine „Kommission“ werde eingesetzt, die sich darum kümmern werde [bis die nächste Landesregierung bzw. der nächste Kultusminister diese wieder auflöst und das Spiel von vorne losgeht].“

SB HS Lehrer
6 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Vor allen Dingen waren diese Umfragen immer so durchdacht dass ich herzlich lachen muss wenn ich nur daran denke.

„Ihre Angaben werden anonymisiert. Nennen Sie nur den Namen ihrer Schule, ihr Alter und ihr Geschlecht.“

Blöd wenn man der einzige männliche Kollege war….

Stefan
6 Monate zuvor

Die Kultusministerien werden so lange warten, bis sie höchstgerichtlich zu einer Umsetzung gezwungen werden. Dann wird ein Luftschloss errechnet werden – Deutschklausur dauert 15 Minuten zu korrigieren…
Das wird dann schön durch Allgemeinheiten wie: „Wie soll ich denn meine Arbeitszeit zuhause erfassen?“ untermauert und wir rechnen einige Jahre mit anderen, leicht veränderten Pauschalzeiten weiter. Gegen diese wird dann wieder geklagt werden und in zehn bis 15 Jahren sind wir bei der individuellen Zeiterfassung. Problematisch dann nur, dass die Ausgaben für Personal im Bildungswesen um 15 – 20 % steigen werden müssen…

Und warum dauert‘ so lange? Weil im Kultusministerium absolut klar und bekannt ist, dass Lehrer zu viel arbeiten, aber kostenlose Überstunden einfach knorke als Arbeitgeber sind.

Oder glaubt ernsthaft jemand, dass, wenn Lehrer zu wenig arbeiten würden, das Kultusministerium nicht schon lange bei der individuellen Erfassung wäre, um die tatsächlichen Stunden zu erhöhen? Gerade bei dem Lehrermangel jetzt?

Carstisticht
6 Monate zuvor
Antwortet  Stefan

Ist jetzt eigentlich geklärt, was alles zur Arbeitszeit gehört und wie die Lehrer erfassen, wenn sie ihre Arbeit am Tag 5x unterbrechen, weil sie Einkaufen gehen, das Auto in die Werkstatt bringen, Zeitung lesen (die Frage ist noch nicht geklärt, ob das Arbeitszeit ist oder nicht), das Kind zum Reiten fahren und mit dem Hund rausgehen.
Wenn diese Pausen nicht erfasst werden, weil Beamte per se immer im Dienst sind, dann kann man sich das auch sparen.
Sind wir doch mal ehrlich: auch wenn (oder falls, den Fall gibz es ja NIE, aber nur für deb Fall) jemand den ganzen Tag nicht arbeitet, auch dann werden keine Minusstunden rauskommen.
Lehrer sind es nicht gewohnt, dass sie kontrolliert werden (das ist die Kehrseite der Erfassung), also kann nur zuviel rauskommen.
Egal, bei wie vielen das zutrifft.

Hans Malz
6 Monate zuvor
Antwortet  Carstisticht

Andere Branchen machen das auch im Homeoffice. Eine App zur Arbeitszeiterfassung auf dem Dienstgerät wäre kein Problem. Gibt es reichlich.

Blau
6 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Um Gottes Willen, dann müsste ich immer am iPad arbeiten. Da kann ich nicht mal in Word Formeln erstellen, weil es die Funktion da nicht gibt. Geschweigedenn ist dieses Gerät ein geeignet für einen Arbeitsplatz, der der Gesundheit zuträglich ist.

Alexander
6 Monate zuvor
Antwortet  Blau

Ich wusste bis eben nicht, dass es nur auf Appletechnologie Apps gibt.

Grundsätzlich sollte eine Arbeitszeiterfassung webbasiert arbeiten, mit Schnittstellen zu gängiges Betriebssystemen, damit dort gut bedienbare Software verwendet werden kann. Es gibt im Bereich der Hardwarebasierten Token (vereinfacht Schlüssel) genug Modelle, die dann auch kompatibel wären. Das ist nichts neues und immer mehr gelebter Standard.

Webbasiert heißt nicht zwangsläufig eine Website. Es heißt einfach nur, dass man gängige Protokolle, Methoden, Software etc. verwendet und somit sehr viel flexibler ist.

Aber möglicherweise wird der ÖD wieder eine einzigartige in sich geschlossene Software entwickeln, typisch wäre es, und vollkommen unsinnig.

gehtsnoch
6 Monate zuvor
Antwortet  Alexander

„Grundsätzlich sollte eine Arbeitszeiterfassung webbasiert arbeiten“
Manipulationsmöglichkeiten sollten klein gehalten werden (Fälschungssicherheit).
Schon der gute alte Stundenzettel in Papierform reicht da völlig aus und ist allemal deutlich mehr als das was es bisher zur vorgeschriebenen Arbeitszeiterfassung gibt. Vorlagen kann noch jeder Kopierer vervielfältigen und Formulare passt eindeutig besser zu „Bürokratie“ als eine unreife App.

Hans Malz
6 Monate zuvor
Antwortet  Blau

Da die Arbeitszeiterfassung in einer Tabellenkalkulation nur die Daten der jeweiligen Lehrkraft erfasst und alles andere personenbezogene nur anonymisiert dargestellt werde sollte, steht einer Erfassung über ein privates Gerät der Wahl sicher nichts entgegen.
Wir haben übrigens Laptops als Dienstgeräte.

gehtsnoch
6 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Wo steht geschrieben: Die Zeiterfassung muss zwingend elektronisch erfolgen?

Denkbar kann neben der APP auch eine einfache Erfassung – je nach Tätigkeit und Unternehmen – bestimmt in Papierform (Stundenzettel) erfolgen.

Canishine
6 Monate zuvor
Antwortet  Carstisticht

Das Problem ließe sich mit einem adäquat ausgestatteten Arbeitsplatz und Präsenz in der Schule leicht abmildern.
(Ich persönlich würde das bevorzugen, auch wenn ich weiß, dass Kollegen aus nachvollziehbaren Gründen anders darüber denken.)

Dejott
6 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Würde ich auch so sehen. Zu einem Arbeitsplatz würde aber auch noch eine Ausstattung, mit der man arbeiten kann, kann. Davon ist Schule Lichtjahre weg.

Palim
6 Monate zuvor
Antwortet  Carstisticht

Wenn ich die Arbeit am Tag 5x unterbreche, bedeutet es auch, dass ich sie nach der Unterbrechung immer wieder aufnehme.
Was soll also die Unterstellung, Lehrkräfte würden den ganzen Tag nicht arbeiten?

Lehrkräfte müssen keine Falschangaben machen, um die Arbeitszeit hochzutreiben, sie haben mehr als genug Aufgaben. Zum gleichen Ergebnis kommen Studien, die die vorgegebenen Aufgaben zeitlich einschätzen: Der Tag hat nicht genug Stunden, um alles machen zu können.

Christabel
6 Monate zuvor
Antwortet  Carstisticht

Na, dann wird es ja Zeit, dass alle faulen Säcke mal richtig kontrolliert werden! Geht doch in anderen Betrieben auch! Da wird nie in der Teeküche stundenlang gequatscht! Und im Homeoffice erst! Da wird ja nie eingekauft, die Arbeit unterbrochen etc. Ein Traum! Und dass Beamte immer im Dienst sind, ist doch toll!

Ich bin es durchaus gewohnt, kontrolliert zu werden, weil ich früher in der sogenannten „freien“ Wirtschaft gearbeitet habe. Und an Berufsschulen gab es schon nachmittags Unterricht, als andere anderen noch gar nicht wussten, wie sich das anfühlt.
Im Ernst, wenn man den Gesamtzusammenhang nicht erfassen kann, und der heißt „bald keine Lehrer mehr weil der Job immer doofer wird“, sollte man es lassen. Oder nach einer muckeligen Stammtischrunde suchen, die gerne über Beamte herzieht. Das schreibt Ihnen übrigens eine angestellte Lehrkraft.

Dil Uhlenspiegel
6 Monate zuvor
Antwortet  Carstisticht

PS: Neue Lehrer*innen gesucht, die dann endlich mal so richtig kontrolliert werden, während sie ja sowieso immer im Dienst sind usw. usw.

Mika
6 Monate zuvor
Antwortet  Carstisticht

Mehr soziale Kontrolle als Lehrer sie durch Schüler und Eltern haben gibt es in kaum einem anderen Beruf.

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Carstisticht

Sie scheinen davon auszugehen, dass per se jeder Lehrer…
1. ein Betrüger ist
2. strafrechtlich und disziplinarrechtlich das völlige berufliche Aus für ein paar Extrastunden riskiert
3. grundsätzlich keinerlei Arbeitsmoral hat.

Ich hätte hier einen Tipp für Sie:
Im Gegensatz zu 99% der freien Wirtschaft wird schonmal niemand Lehrer, der kriminell unterwegs ist. Denn dann wird man nicht eingestellt/verbeamtet.

Den Rest können Sie sich denken.

Alexander
6 Monate zuvor
Antwortet  Carstisticht

Was zur Arbeitszeit gehört und was nicht dürfte ziemlich eindeutig sein.
Wie mit Arbeitsunterbrechungen im Rahmen von einer Zeiterfassung umzugehen ist, unter der berücksichtigung bestehender Gesetze, ist auch schon gelebter Standard in vielen Einrichtungen des ÖDs.
Eine Arbeitszeiterfassung hat mir Kontrolle eher wenig bis gar nichts zu tun. Ich denke das die meisten das auch als „Schutz“ für sich begreifen, und damit auch fordern.

Die Zeiten wo in Beamstenstuben/Lehrerzimmern Leute herumhängen, rauchen, Kaffee trinken, Lästern usw. gab es nur im Fernsehen bzw. sind Einzelfälle.
Der Personalmangel in Sozialen Bereichen, auch Bildung, ist nichts neues. Es ist nur so das immer weniger Angestellte sich auspressen lassen wollen.

PS: Bildung sollte Bundessache sein, wie auch Sicherheit und Infrastruktur.

KARIN
6 Monate zuvor
Antwortet  Carstisticht

Für durchkorrigierte Nächte oder Arbeit am Wochenende wird leider keine Nachtschichtzulage oder Wochenendzulage gezahlt, was aber in vielen Branchen Usus ist. Diese Zeiten sind sehr oft nötig, von Oben gewollt und angeordnet, da Abgabezeiten der Noten sehr eng getaktet sind oder durch verursachte schlechte KA – Durchschnitte, eine Wdh. dieser angeordnet wird! Dies ist nicht nur einmal passiert in bayrischen Schulen!
Die Dichte der KA’s vor den Ferien oder vor Ende der Halbjahre ist bekannt und man sollte auch genug neuen Stoff durchgenommen haben, um eine überhaupt ansehen zu können.
Und, man hat ja nicht nur eine Klasse, welche man zu unterrichten hat!

Carstikorrigiertbisnachts
6 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Es mag auch darauf ankommen, ob die „durchkorrigierten Nächte“ wirklich nötig sind. Ich kenne viele Lehrerinnen, die nachmittags gar nichts machen und dann logischerweise bis spät in den Abend am Schreibtisch sitzen (und in Panik und Überforderung verfallen). Wieso sollte also „Nachtschichtzulage“ oder „Wochenendzulage“ gezahlt werden, wenn dies aufgrund der freien Zeiteinteilung (die dem Lehrer NATÜRLICH zusteht) zustande kommt. Wie oft erzählen die Kinder nach den Ferien, dass die Arbeit noch nicht korrigiert ist, weil die Lehrerin „auch mal Ferien haben wollte“. Dass die dann während der Unterrichtszeit bis abends sitzt ist ja wohl auch logisch, aber weckt kein Mitleid bei mir.
Klar, vor den Ferien werden Klassenarbeiten geschrieben (aber bei weitem nicht vor allen bzw. in allen Fächern). Das mit der Stoffverteilung könnte auch anders aussehen, wenn es nach den Ferien nicht immer 2 Wochen dauern würde, bis eine Klasse mal in Schwung kommt. Vielleicht könnte man dann auch mal zwischen den Ferien und nicht kurz davor eine Arbeit schreiben. In der Regel geht es gemächlich los, dann geht es 1 Woche richtig rund bis die KA geschrieben ist und dann geht es gemächlich auf die Ferien zu. Mit StoffVERTEILUNG hat das nichts zu tun. Eine kontinuierliche Verteilung des Unterrichtsengagements wäre auch für die Kinder ganz schön.
Ja, ist mir klar, dass ein Lehrer nicht nur eine Klasse hat.

KARIN
6 Monate zuvor

Bla,bla,bla!
Keine Ahnung von Schule!
Man kann nicht am Stück 30 arbeitsintensive KA’s durcharbeiten.
Jeder Schüler beschreibt mehrere Seiten.
Dann müssen je nach Fach auch noch unter den Schülerarbeiten Vergleiche der Aussagekraft oder der sinnvollen Übersetzung oder der angesprochenen Aspekte gezogen werden, um jedem Schüler angemessen gerecht zu werden!
Das ist leider nicht mit 2 – 3 Stunden erledigt, man kann auch nicht alle Arbeiten am Stück korrigieren!
Da ist man nach einiger Zeit nicht mehr aufnahmefähig und muss eine Pause machen.
Aber, das können Sie nicht nachvollziehen, da wahrscheinlich noch nicht selber erlebt!
Klar, dann kommt so ein unqualifizierterKommentar natürlich zustande!
Ich habe, wie bei meinen Schülern, vollstes Verständnis dafür, bei diesen war für abgelieferten Mist in der KA, (wie bei Ihrem Kommentar), nicht gelernt, Stoff oder nicht verstanden, der Grund dafür!
Alles klar!
Es muss auch für jede KA erst einmal Stoff durchgenommen werden und vertieft werden, daher werden in den ersten 6 Wochen des Schuljahrs höchstens Kurztests geschrieben,welche nur den Stoff der letzten Unterrichtsstunde abfragen!
Ja, und tatsächlich dürfen auch Lehrer in den Ferientagen einige davon als Urlaub/ Erholung nutzen!
Viele haben es bitter nötig, denn der Schulalltag ist kein Honigschlecken. Man hat bei 6 Stunden oder mehr Stunden , bis zu mind.60 Kinder/ pupertierende Jugendliche vor sich, die einen gehörigen Lärmpegel verursachen und jeder soll als Person angesprochen und gefördert werden.
Die sitzen aber nicht brav auf ihren Stühlen, sondern viele davon sind heute schon so unkonzentriert oder verhaltensoriginär, dass ein normaler, ungestörter Unterricht oft nicht möglich ist. Zudem beschweren such die normalen, fleissigen Schüler dann auch noch, begründet!, dass diese Chaoten, wieder den Unterricht geschmissen haben. Und, der Lehrer mittendrin!

gehtsnoch
6 Monate zuvor
Antwortet  Carstisticht

„Lehrer sind es nicht gewohnt, dass sie kontrolliert werden“ ?

Schulgesetz Berlin § 20 Lernerfolgskontrollen („Lerndiagnose“)

„Die Ergebnisse der Klassenarbeiten sind der Schulleiterin oder dem Schulleiter unter Vorlage einer guten, einer durchschnittlichen und einer schwachen Arbeit mitzuteilen; für schriftliche Kurzkontrollen kann die Schulleiterin oder der Schulleiter die Vorlage verlangen.“

dickebank
6 Monate zuvor

Stellt euch vor Kreide nicht so an. Die Arbeitszeiterfassung hat doch längst begonnen – also im MSB, bei den SchulAbt der Bez.-Reg. sowie beim QUA-LIS. Das muss erst einmal reichen.
Im übrigen reicht es die Minus-Stunden zu erfassen, damit der Berg der Mehrarbeitsstunden nicht so stark anwächst.

SB HS Lehrer
6 Monate zuvor

Würde die Arbeitszeit wirklich erfasst werden – würde das KM einfach wieder einen Faktor finden mit dem sie die Zeit herunterrechnen würden.

Siehe GT Betreuung: 2h arbeiten eine angerechnet bekommen…. dass das rechtens ist bezweifle ich bis heute noch….

Anne
6 Monate zuvor
Antwortet  SB HS Lehrer

In NRW haben Lehrer sich so massiv darüber beschwert, dass seit einiger Zeit tatsächlich 45 Minuten im Nachmittag als 1 Unterrichtsstunde zählen.

Fakten sind Hate
6 Monate zuvor
Antwortet  Anne

Ich kenne das nicht anders. Nachmittagsunterricht wird auch als 1h gezählt. Jedoch ist die Mittagsaufsicht nur mit 0,5h gewertet, obwohl diese tatsächlich 60min dauert.

Mika
6 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

In BB werden Pausenaufsichten überhaupt nicht gewertet. Da gibts lediglich den Satz: Aufsichtszeiten sollen 100 Minuten pro Woche nicht übersteigen.

Hans Malz
6 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Ja, so kenne ich das auch. Es wird ja kein Unterricht erteilt. Deshalb gibt es ja auch keine Mehrarbeit bei Ausflügen oder Unterrichtsgängen.

dickebank
6 Monate zuvor
Antwortet  Anne

Das stimmt in dieser generellen Form nicht. Im gebundenen Ganztag ist der Nachmittagsunterricht genauso angerechnet worden wie der Vormittagsunterricht.
Im Gegensatz zu den Unterrichtsstunden wurden Betreuungsstunden nur hälftig angerechnet. Das betraf in vielen Fällen den Vertretungsunterricht, der fachfremd abgehalten worden war. Diese Stunden der Adhoc-Vertretung wurden oftmals nicht als Fachstunden gelistet sondern als Betreuungsstunden. Klassenleitungsstunden widerum, die vom KL-Team – also von beiden KL – abgehalten werden, werden mit den Faktor 1,5 angerechnet, wobei jedem KL also 0,75 WS angerechnet werden.
Die großen Aufsichten (Mittags-/Mensaaufsicht etc.) werden hälftig angerechnet.

Anne
6 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Ich bin von der genannten „Betreuung“ im Ganztag, sprich: von Grundschulen ausgegangen. Da wird inzwischen 1 Hausaufgabenstunde mit 45 Minuten angesetzt und als 1 Stunde im Kontingent gezählt. Pausenaufsicht zählt bei uns gar nicht, für KL gibt es auch nichts extra.

Der Zauberlehrling
6 Monate zuvor

Es wurden Lehrer an beruflichen Schulen befragt, nicht nur an Berufsschulen.

Ändern wird sich nichts. Frau Schopper wird keinen Finger rühren, vielleicht ein paar markante Worte von sich geben in Richtung „Teilzeitkräfte flott machen“.

Je weniger Deputat, desto größer der Umfang der Überstunden, so das Fazit der Studie.

https://www.bwl.uni-mannheim.de/aprea/aarl-bs/

Wer Teilzeit arbeitet, tut das nur, um mehr für die Schule da sein zu können. 🙂

Die Diskussion um die Arbeitszeiterfassung wird im Nichts enden, EUGH und BGH hin oder her. Anhörungen und wieder Anhörungen und wieder Anhörungen.

Die KMK hat ja schon beim Arbeitsminister wegen einer Ausnahmeregelung für Lehrer angefragt (Bericht hier auf der Seite). Wurde aber abgelehnt.

Und wenn die KMK dann beginnt, ein eigenes Tool „Stechuhr-App“ zu programmieren, dann gute Nacht Deutschland.

C:>

Biene
6 Monate zuvor

Die Idee mit der „Stechuhr-App“ hat was, aber die wird dann so programmiert werden, dass die Sweet Sixteen von 0800 (Start) bis max 1400 Uhr (Ende der Arbeitszeit) genau regeln können, wie die KuK arbeiten. So dass keine Lehrkraft länger als diese Zeit arbeitet und die Sweet Sixteen sind dann happy.
Ironie off.

Canishine
6 Monate zuvor
Antwortet  Biene

Vielleicht wird das eine App, die nur bei funktionierendem WLAN in der Schule die Arbeitszeit erfasst.

dickebank
6 Monate zuvor
Antwortet  Biene

Voreingestellt für den Abzug: 45 Minuten tarifliche Pausenzeiten:)

Ich freu mich schon auf die Nachfragen, warum hin und wieder zwar um 08:00 h angestempelt aber nicht ausgestempelt worden ist und wieso das Anstempeln an den vier Folgetagen unterblieb.
Tja, wie soll auch die Arbeitzeit während einer einwöchigen Klassenfahrt verordnungskonform und den Arbeitsschutzbestimmungen entsprechend erfasst werden?

Zika
6 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Tja, demnach sollte die Lehrkraft noch Nachtzuschläge und Überstunden erhalten 🙂

Schulleben
6 Monate zuvor

Arbeitszeiterfassung bedeutet nicht gleich Stechuhr. Es ist auch möglich seine Arbeitszeit auf einen Blatt oder einer Exceldatei zu erfassen. Nicht jedes Unternehmen in D kauft sich Stechuhren. LehrerInnen sind fern der Realität, weil sie noch nie die Arbeitszeit erfassen mussten. Viele Grüße

Maggi
6 Monate zuvor
Antwortet  Schulleben

Sie sind fern von modernen Arbeitsmodellen. Viele Unternehmen bieten Homeoffice an und dort ist eine digitale Zeiterfassung völlig normal. Es mag Unternehmen geben, die noch mit solchen Dateien arbeiten, aber das Prinzip ist ja identisch – das Unternehmen vertraut den Angestellten, dass sie ihre Arbeitszeiten korrekt eintragen. Ich bezweifele, dass Ihr Chef jeden Tag einträgt, wann Sie arbeiten oder eine Raucherpause machen, das machen sie selbst.
Wie die Erfassung stattfindet ist irrelevant – dass sie stattfindet ist wichtig und dass die Zeit 1:1 angerechnet wird. Es kann nicht sein, dass man 2h arbeitet, aber der Arbeitgeber die Arbeit für zu unwichtig hält (z. B. Maschinen reinigen) und Ihnen deshalb nur eine anrechnet. Das gibt es in der Wirtschaft nicht – bei den Lehrer*innen durchaus. Auch ist in der Wirtschaft klar geregelt, wie es bei Arbeiten in Nacht oder am Wochenende ist. Bei uns wird das einfach gefordert, aber nicht anders besser bezahlt oder die Stunden entsprechend gewertet.

Aber für Sie leben Lehrkräfte ja einen Traum mit vielen Ferien und keiner Arbeit. Alles was dem entgegnet wird, wird ignoriert und als Phantasieprodukt dieser Berufsbranche angesehen. Schade.

Zika
6 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Finanzämter arbeiten auch mit digitalen Stechuhren 🙂

Carabas
6 Monate zuvor
Antwortet  Schulleben

Stechuhr ist nur ein Synonym für die entstandene Haltung dahinter. Exceldateien, Blätter, Apps etc. bedeuten Vertrauen des Dienstherrn in die Zeiterfassung. Das ist hier grundsätzlich nicht gegeben. Wer mal in der der Behörde gearbeitet hat oder zu Besuch war, sieht das Stechuhrsystem mit der dahinterliegenden Einstellung ganz deutlich.

Canishine
6 Monate zuvor
Antwortet  Schulleben

Wir leben halt in der Matrix …

Hans Malz
6 Monate zuvor
Antwortet  Schulleben

Gibt genug digitale Lösungen. Die hab ich auch nur vorgeschlagen, weil wir Lehrer ja grundsätzlich unehrlich sind und unsere Pausen als Arbeitszeit abrechnen … Hust.
Aber eine Excel Tabelle täte es genauso.
Darum geht es auch gar nicht. Es geht um die Konsequenzen, die die übergeordneten Behrörden daraus ableiten müssten.

Der Zauberlehrling
6 Monate zuvor
Antwortet  Schulleben

Das mit der Stechuhr war nicht wörtlich gemeint!

Eher eine Andeutung der dahinter steckenden Geisteshaltung.

Und wie schon angedeutet, der Zeitbedarf Korrigieren einer Deutscharbeit der Oberstufe wird mit dem Faktor 0,015 multipliziert.

Ceterumcenseo
6 Monate zuvor

Wie??? Lehrer und Arbeitszeiterfassung? Ist das ein Tippfehler? Wäre eine Freizeiterfassung nicht richtiger?
Getreu dem Motto unserer Kultusministerin, welche in der Arbeit der Lehrer ja keine Arbeit sieht.
Kein Bock auf Arbeit, dann werde Lehrer!
**ironie off**

Lachmöve
14 Tage zuvor

Liebe Kollegen, nach dem Lesen einiger Kommentare …meine Gedanken: mir fällt auf, dass nicht in jedem Bundesland die Erfassung der Arbeit gleich ist – nun gut, Bildung ist Ländersache und somit ergeben sich Unterschiede. Somit wird auch die Erfassung der Arbeitszeit unterschiedlich gestaltet werden. Jeder von uns hat einen unterschiedlichen Arbeitsstil, Arbeitsrhythmus etc.- Was zählt ,ist, der Unterricht muss “ laufen“, natürlich inklusive Vor- und Nachbereitung. Ich war immer froh, dass ich nicht so viel kontrolliert werden konnte, gab mir das Gefühl von Freiheit – freier über mein Leben entscheiden zu können. Warum dieser Ruf nach der Arbeitzeiterfassung, doch nur, weil die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen, da die Bürokratie ( zähle diese nicht einzeln auf) immer mehr zunimmt . Und das Problem haben nicht nur die Lehrer, sondern auch Privatpersonen und viele andere Bereiche in der Wirtschaft. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem -der Abbau der Bürokratie . Ich frage mich aus philosophischer Sicht, warum dies nicht gelingt? Ich hätte eine Antwort, doch das würde den Rahmen hier sprengen. Fazit: Der Wunsch nach Arbeitzeiterfassung drückt aus, dass die wahren Ursachen nicht “ therapiert“ werden.