Ermittlungen nach tödlichen Schuss in der Schule laufen: Polizei findet Brandsatz

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OFFENBURG. Ein 15-Jähriger bewaffnet sich, geht in die Schule, schießt auf einen Mitschüler – so soll es sich in Offenburg ereignet haben. Das Opfer stirbt, der Verdächtige kommt ins Gefängnis. Viele Fragen sind offen. Die Polizei sichert weiter Spuren in der Schule. Dabei zeichnet sich ab: Es hätte noch schlimmer kommen können.

Die Polizei untersucht den Tatort – die Schule. (Symbolbild). Foto: Shutterstock

Nach dem tödlichen Schuss in einer Schule in Offenburg laufen die polizeilichen Ermittlungen weiter auf Hochdruck. So wurde eine Sonderkommission mit dem Namen «Mühlbach» eingerichtet. Es gehe bei den Ermittlungen unter anderem um die Frage, warum der 15-jährige Tatverdächtige auf seinen Mitschüler geschossen habe und woher die Schusswaffe stamme, teilte die Polizei am Freitag mit. Das Opfer war am Donnerstag an seinen schweren Verletzungen gestorben.

«Zunächst stehen viele sensibel zu führende Vernehmungen von Zeugen an, die es zusammen mit den bereits kursierenden Darstellungen zu bewerten gilt», berichteten die Ermittler. Am Tatort, einer Schule in Offenburg, würden weiter Spuren gesichert.

Unterdessen hat der Opferbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung Angehörigen und Mitschülern Hilfe angeboten. «Als Opferbeauftragter stehe ich allen Betroffenen mit meinem Team als Ansprechpartner zur Verfügung», erklärte Alexander Schwarz. Mit den Engagierten vor Ort sei es ihnen ein Anliegen, für sie da zu sein und sie in dieser schweren Situation nicht alleine zu lassen.

Ein 15-Jähriger soll am Donnerstag in einer sonderpädagogischen Schule auf einen gleichaltrigen Mitschüler geschossen haben, der kurz darauf seinen Verletzungen erlag (News4teachers berichtete). Der tatverdächtige Deutsche kam wegen mutmaßlichen Totschlags in Untersuchungshaft, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Abend mitgeteilt hatten. «Als Motiv kommt nach derzeitigen Sachstand ein persönliches Motiv in Betracht», hieß es weiter. Details dazu blieben zunächst unklar. Eine Frage ist auch, woher der Teenager die Handfeuerwaffe hatte.

Nach dpa-Informationen hatte er noch mehr Munition dabei. Der mutmaßliche Todesschütze von Offenburg hat offenbar auch einen Molotowcocktail dabei gehabt. Es sei ein Brandsatz gefunden worden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus Sicherheitskreisen. Dass es nicht noch mehr Verletzte oder gar Tote gab, ist wohl nur einem Zufall zu verdanken – und dem Mut eines Einzelnen: Ein zufällig anwesender Erwachsener hielt den mutmaßlichen Schützen fest, bis die Polizei nach wenigen Minuten eingetroffen war. Dabei habe es sich nicht um einen Lehrer gehandelt (wohl aber um jemanden, der berechtigt auf dem Schulgelände unterwegs war).

Die Waldbachschule soll an diesem Freitag geschlossen bleiben. Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU) erklärte: «Als Stadt stehen wir mit allen Behörden und Einrichtungen im Austausch, um diese schwere Situation gemeinsam auch bewältigen zu können. Sicherlich werden die nächsten Tage und Wochen nicht einfach.»

«Wir denken aber auch an die zahlreichen jungen Schülerinnen und Schüler, die Furchtbares erleben und über Stunden hinweg große Ängste erdulden mussten»

Notfallseelsorger verschiedener Hilfsorganisationen waren nach der Tat umgehend vor Ort. Sie betreuten die Kinder, deren Eltern und Lehrkräfte in einer nahe gelegenen Sporthalle. «Es ist mir unbegreiflich, auf welche Weise heute ein junges Menschenleben beendet worden ist», sagte Schuldezernent Hans-Peter Kopp. «Von Seiten der Stadt bieten wir jede Hilfe an, die uns möglich ist, um den betroffenen Eltern, ihren Kindern, Lehr- und Erziehungskräften sowie den Psychologen der Polizei und Notfallseelsorgern der Hilfsorganisationen in den kommenden Tagen zur Seite zu stehen.»

Der Opferbeauftragte Schwarz sagte: «Es erschreckt mich sehr, dass es an einer Schule in unserem Land zu einer so schlimmen Tat gekommen ist.» Den Angehörigen des getöteten Schülers sprach er seine Anteilnahme aus. «Wir denken aber auch an die zahlreichen jungen Schülerinnen und Schüler, die Furchtbares erleben und über Stunden hinweg große Ängste erdulden mussten.» Der Opferbeauftragte ist Ansprechpartner für alle Angehörigen sowie Menschen, die selbst verletzt wurden oder das Geschehen als Augenzeuge miterleben mussten.

Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sagte: «Unsere Gedanken sind jetzt bei der Familie und den Angehörigen des Opfers.» Ein Ereignis wie dieses schlage tiefe Wunden in eine Schulgemeinschaft. «Was wir tun können, für die Hinterbliebenen, für Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehrkräfte der Waldbachschule, das werden wir tun.»

Die Schulleitung postete gestern auf der Hompage der Schule: «Heute gab es einen tragischen Vorfall an unserer Schule. Wir alle stehen unter Schock. Gemeinsam mit dem Schulamt und der Polizei wurde festgelegt, dass die Schule morgen geschlossen bleibt. Ihre Kinder bleiben zu Hause. Morgen erhalten Sie weitere Informationen von mir, nachdem sich der Krisenstab und alle Lehrkräfte getroffen haben. Ich bin mit Ihnen allen verbunden.»

Erst im August hatte es einen ähnlichen Fall gegeben: In einem Schulzentrum im sächsischen Bischofswerda war ein 16-Jähriger mit einem Messer bewaffnet durch das Gebäude gerannt und hatte einen Achtjährigen schwer verletzt. Er wurde von der Polizei überwältigt – nachdem er sich selbst angezündet hatte. Auch er führte einen Brandsatz mit sich (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

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