Haseloff: Lehrermangel hängt (auch) mit Geburtenrückgang nach der Wende zusammen

10

MAGDEBURG. Bei der Bekämpfung des Lehrermangels stehen die Bundesländer aus Sicht von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) vor den gleichen Herausforderungen. Deutschlandweit fehlten Lehrkräfte, sagte Haseloff am Montagabend in der Sendung «Fakt ist!» im MDR. Darin ging es um die Halbzeitbilanz der Landesregierung im Bildungsbereich.

„Luft nach oben“: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Foto: Shutterstock / photocosmos 1

Der Lehrkräftemangel hänge auch damit zusammen, dass es seit der Wende deutlich weniger Geburten gebe. Man habe bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen, so Haseloff. «Aber wir wissen, dass wir hier zu bringen haben. Deswegen haben wir gesagt, es ist Luft nach oben und hier müssen wir uns noch mehr einfallen lassen.»

Der Regierungschef verwies in diesem Zusammenhang unter anderem auf ein neues Projekt, bei dem Lehrer schneller ausgebildet werden sollen.Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) betonte, es gelinge noch zu wenig, Absolventen, die aus anderen Bundesländern nach Sachsen-Anhalt gekommen sind, nach dem Studium zu binden. «Das ist jetzt aber nicht unbedingt die originäre Aufgabe der Universität», so der SPD-Politiker. Dies sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.

Infrastrukturministerin Lydia Hüskens verwies in der Runde zur Halbzeitbilanz der schwarz-rot-gelben Landesregierung darauf, dass auf den Weg gebrachte Maßnahmen nicht sofort Wirkung zeigen würden. «Sowohl Lehrer einstellen als auch Digitalisierungsprozesse in eine Schule zu bringen, ist nichts, was man mal eben in drei Tagen macht und das ist das Problem, vor dem wir stehen», so die FDP-Landeschefin. News4teachers / mit Material der dpa

Vorgriffstunde für Lehrkräfte hält vor Gericht stand – Landesregierung ist erleichtert, GEW „tief enttäuscht“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

10 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Der Zauberlehrling
20 Tage zuvor

Schön, da haben wir doch mal eine neue und andere Ausrede.

Die Wende samt Beitritt der DDR zum Bundesgebiet ist die Ursache für den Lehrermangel im Jahr 2024. Sehr gut. Setzen. Ungenügend.

Personalverwaltung statt Mitarbeiterführung sehe ich als Ursache.

Ursachen nicht als solche anerkennen, nicht mit den Mitarbeitern sprechen und deren Ratschläge befolgen.

Rainer Zufall
20 Tage zuvor

Voll schade, dass Bundesländer nicht wissen können, wie viele Menschen geboren werden und in welcher Geschwindigkeit sie altern, sonst könnten ja quasi Prognosen zum Lehrkräftebedarf erstellt werden

RSDWeng
19 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Und vor allem wissen die Bundesländer nicht, wieviele Lehrer sie haben, und die Zahl der anstehenden Ruheständler kann doch niemand wissen. Das sind ganz klar unlösbare Probleme wie in der Mathematik die Quadratur des Kreises oder der Beweis der Riemannschen Vermutung.

Walter Hasenbrot
20 Tage zuvor

Ich frage mich, warum wir an unserer Schule in NRW immer wieder Referendar:innen aus den neuen Bundesländern ausgebildet haben. Laut Haseloff sind die doch noch nicht einmal geboren worden.

U

Dil Uhlenspiegel
20 Tage zuvor

Und die Sonnenfinsternis in Amerika war ja auch.

Spirale
20 Tage zuvor

Haselhoff war doch Bürger der ehemaligen DDR und wurde 54 geboren. Als solcher müsste er doch wissen, wie Mangelverwaltung funktioniert und kreative Wege finden, um Menschen umzufunktionieren (Bäcker Lutze wird jetzt Lehrer für Biologie und Chemie). Das hat doch im gelebten Sozialismus auch hervorragend funktioniert.

Siebenstern
19 Tage zuvor
Antwortet  Spirale

Das war allerdings im Sozialismus nicht so, nur nach dem Krieg, als viele sogenannte Neulehrer die Stellen der nazibelasteten oder einfach fehlenden Altlehrer besetzten.

Wahr ist, dass es für die kleinen Klassen einfacher war, Lehrer zu werden. Man brauchte kein Abitur. Man machte eine Fachausbildunge an den sogenannten Pädagogischen (Fach-)Hochschulen. Als man dann auch für die Grundschulen an einer Uni studieren musste, blieb der Beruf vielen verwehrt.

Richtig ist aber auch, dass die, die damals an einer Fachhochschule Unterstufenlehrer wurden, heute auch mindestens das Gymnasium besucht hätten. In der DDR war der Durchschnitt für das Gymnasium (EOS) normalerweise 1,5. Dahin ging man nach der 8. Klasse, zuletzt erst nach der 10. Klasse.

An heutigen Gymnasien kann man ja je nach Schule mit einem Durchschnitt von 3,0 weiter lernen.

potschemutschka
19 Tage zuvor
Antwortet  Siebenstern

Danke!

potschemutschka
19 Tage zuvor
Antwortet  Spirale

@Spirale
Mangelverwaltung gab es, aber nicht an Schulen. Die Personalausstattung lag in der DDR immer bei über 100% (Vertretungsreserve), die Anzahl der Lehrer-Studienplätze wurde geplant. Man berechnete die Zahl der Geburten und das Renteneintrittsalter der Lehrer und Erzieher und konnte somit ziemlich genau den Bedarf für die nähere Zukunft feststellen.

Siebenstern
19 Tage zuvor

Das leuchtet mir nicht so ganz ein. Es gab nach der Wende 89/90 einen massiven Lehrerüberschuss in Ostdeutschland. In MV wurden auf einen Schlag 5000 Lehrer entlassen, weil es zu viele gab – vor allem jüngere, die es angeblich leichter hätten, sich neu zu orientieren! (Dazu dann noch die „systembelasteten“, die man schon vorher aussortiert hatte). Jedes Jahr konnte man damals neu von Stellenstreichungen an den Schulen hören und lesen, weil es dann etwa bis 2015 immer weniger Schüler gab. Weniger Schüler brauchten auch weniger Lehrer. Das hatte eine gewisse Logik.

Die Chance, keine Stellen zu streichen, sondern die Klassen zu verkleinern, wurde nicht genutzt! Eine vertane Chance. Es ging ja damals darum, Staatsausgaben zu senken. Wie bei all den gleichen Maßnahmen in Ostdeutschland – von Streckenstilllegungen bis hin zu mehrmals vergrößerten Gebietseinheiten. Nun jammert man über die Lebensqualität auf dem Lande. Sie wurden wissenden Blickes Schritt für Schritt verschlechtert. Das alles ist eine Politik, die nur in Legislaturperioden denkt und nicht an die Folgen.