Flüchtlinge entrechten? Widerstand aus Kultur und Wissenschaft gegen die AfD

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POTSDAM. In Wissenschaft und Kultur ist die Sorge vor dem Erstarken der AfD groß. Kurz vor der Wahl richten sich namhafte Vertreter gegen Ziele der Partei und fordern ein Eintreten für Vielfalt und Toleranz.

Hitlergruß-Anmutung: Mit diesem Plakat zog die AfD in Frankfurt/Oder in den Wahlkampf. Screenshot aus Bild.de

Wenige Tage vor der Landtagswahl wenden sich namhafte Vertreter aus Wissenschaft und Kultur in Brandenburg in einem Aufruf gegen die AfD und machen sich für eine vielfältige Gesellschaft stark. Hintergrund ist ein Antrag der AfD im Landtag vom August, in dem sich die Fraktion gegen Vereine richtet, die sich für eine vielfältige Gesellschaft einsetzen. Zudem wollte die AfD etwa Asylbewerbern den Zutritt zu öffentlichen Veranstaltungen verwehren.

«Wir sehen in einer solchen Politik nicht nur eine Gefahr für unsere pluralistische Kultur und Wissenschaftskultur in Brandenburg, sondern auch für unser gesamtes gesellschaftliches Leben und ein von Respekt getragenes Miteinander auf der Basis der freiheitlich-demokratischen Grundordnung», heißt es in der Stellungnahme «Brandenburg braucht Vielfalt», die von zahlreichen Persönlichkeiten unterzeichnet wurde.

Dazu gehören unter anderem der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther, der Direktor der Stiftung brandenburgischer Gedenkstätten, Axel Drecoll, der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Christoph Martin Vogtherr, Vertreter von Kirchen, des Zentralrats der Juden und weitere Unterstützer. «Wir fordern dazu auf, sich nachdrücklich für ein vielfältiges Brandenburg und für den Respekt vor der Würde jedes Menschen einzusetzen und jeder Form der Diskriminierung und gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit entschieden entgegenzutreten.»

AfD gegen Beflaggen öffentlicher Gebäude mit der Regenbogenflagge

Am Sonntag wird in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt. Nach Umfragen liegt die AfD vorn, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft wird.

In dem Antrag der AfD-Landtagsfraktion hieß es, das Beflaggen öffentlicher Gebäude mit der Regenbogenflagge soll verboten werden. Die AfD wendet sich gegen das Aktionsbündnis «Tolerantes Brandenburg» und deren finanzielle Förderung, fordert zudem, allen Vereine, «die sich in ihrem Vereinszweck auf Vielfalt berufen», die Gemeinnützigkeit abzuerkennen.

Mit dem Entschließungsantrag, der im Landtag mehrheitlich abgelehnt wurde, trat die AfD für ein Betretungsverbot öffentlicher Veranstaltungen für Asylberechtigte, ukrainische Kriegsflüchtlinge, vollziehbar ausreisepflichtige und geduldete Ausländer sowie Asylantragsteller ein. Das brachte ihnen scharfe Kritik ein, die Forderung erinnere an die Nürnberger Rassengesetze. Mit den Nürnberger Rassengesetzen verfolgten die Nationalsozialisten vor allem den Zweck, jüdische Staatsbürger zu entrechten. News4teachers / mit Material der dpa

Wahlen in Sachsen und Thüringen: AfD unter Kindern und Jugendlichen beliebteste Partei – breite rechtsextreme Jugendkultur?

 

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RainerZufall
17 Tage zuvor

Würde des Menschen und Vielfalt einer Gesellschaft verbieten wollen.
Partei als auch deren Wählerschaft sind erbärmlich

AvL
17 Tage zuvor

Der AfD ist es gelungen, Denkweisen und Ansichten, die vor Jahren noch
als gesellschaftlich untragbar und als verpönt-rechtsradikal angesehen wurden,
über Jahre in Folge beständiger Wiederholungen und Angstmacherei vor einer Überfremdung zu Mainstream-Ansichten einer bürgerlichen Mitte zu machen.
Hier ist ein entsprechender Kommentar angehängt.
Die stille Machtübernahme: Wie die AfD die bürgerliche Mitte infiltriert und dominiert (msn.com)
Wer weiß, wie diese Rassisten weiter das Denken von immer mehr Mitmenschen
über die Verunsicherung unseres Unterbewusstsein beeinflussen werden.
Bei Jugendlichen läuft das über den chinesischen TikTok-Kanal, in dem man in
Denkblasen geleitet wird und in diesen Echokammern stets das gleiche hört.

Lisa
16 Tage zuvor

“…die AfD für ein Betretungsverbot öffentlicher Veranstaltungen für Asylberechtigte, ukrainische Kriegsflüchtlinge, vollziehbar ausreisepflichtige und geduldete Ausländer sowie Asylantragsteller ein.”
Und wie kann man das kontrollieren? Die Betreffenden könnten sich ja etwas auf ihre Oberkleidung nähen….einen Stern vielleicht oder einen Halbmond, was besser zum Islam

AvL
14 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Wieso übernehmen Sie diese Denkweise.
Jeder Mensch hat ein Anrecht darauf Kulturveranstaltungen
wahrzunehmen. Die AfD-ler interessieren sich eh nicht für Kultur
außerhalb ihres rassistischen Weltbildes.

Lisa
16 Tage zuvor

Leider wurde mein Kommentar losgeschickt, ohne dass ich das wollte: Ende des Satzes: …. passt. Sind die noch richtig im Kopf??

AvL
13 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Nein, die sind mit AfD infiziert.
Die triggern beständig ihr eigenes Unterbewusstsein und
das ihrer Mitmenschen mit der Angst vor ausländischen,
massenvergewaltigenden dunkelhäutigen Messermännern,
die für sie eine beständige eine Gefahr des Lebens darstellen,
sodass man sich gar nicht mehr nach draußen traut.
Außerdem werden angeblich 2/3 der Asylbewerber vermeintlich
fürstlich mit Bürgergeld versorgt.

Im Sommerinterview des ZDF werden die Symptome
dieser chronischen Massenpsychose noch einmal
sehr gut herausgearbeitet.
Allerdings hat sich die Redakteurin auf Grund der schwere
des Krankheitsbildes sehr zurückhaltend verhalten.
Therapiegespräche sollte ja immer im harmonischen
Einklang stattfinden.
Bing-Video
Alternativ bietet sich die Schocktherapie an, bei der
den Erkrankten ganz klar auf der Grundlage des Grundgesetzes
die Wahrheit gespiegelt wird.

Mucho Marx
16 Tage zuvor

Ich wünsche den Initiator*innen dieser Aktion gutes Gelingen. Es bleiben allerdings Restzweifel, ob sie ihr Ziel erreichen wird, solange diejenigen, die (noch) für die Geschicke unserer Jugendlichen politisch verantwortlich sind, es nicht schaffen, die (real bestehenden oder subjektiv empfundenen) gesellschaftlichen Probleme in einer Weise anzupacken, mit denen sie das verlorene Vertrauen wieder zurückgewinnen: die grassierende soziale Ungleichheit, der Umgang mit Flucht und Einwanderung, der Umweltschutz, die Sicherheit im öffentlichen Raum, die öffentliche Infrastruktur, die Alterssicherung, die sich auftürmende Schuldenlast, die genau der Generation, über die wir hier reden, in den nächsten Jahrzehnten die Luft zum atmen zu nehmen droht. “Von Regenbogenflaggen”, sagen viele meiner Schüler*innen, “können wir uns gar nichts kaufen, solange nicht klar ist, wovon wir heute unsere Miete bezahlen können, und ob wir in Zukunft jemals eine menschenwürdige Rente kriegen”. Hierin liegt der entscheidende Auftrag an Politik (aber auch: an “namhafte Vertreter aus Kultur und Wissenschaft”): Lösungen zu finden und umzusetzen für die Krisen, die die menschenfeindlichen Hetzer*innen so gnadenlos auszuschlachten wissen.

Lisa
15 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Wie sieht das bei den europäischen Nachbarn aus? Die Krisen haben alle gleichermaßen betroffen. Vielleicht ist es einfach auch europäische Normalität, dass es auch ein rechtes Spektrum gibt. Deutschland hat in vielen Punkten den gewissen Sonderstatus, den es durch den verlorenen zweiten Weltkrieg hatte, zum Beispiel eine akzeptierte sehr kritische Haltung zu Militäreinsätzen im Ausland, freiwillig aufgegeben. Nun wird eben alles “normal”, siehe Frankreich, Spanien, Italien, Dänemark etc.

RainerZufall
14 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Ihre Hoffnung ist also, dass es überall im europäischen Vergleich Rechtsextremismus gibt, der unsere Gesellschaft, Rechtstaat und Grundrechte bedroht – wie tröstlich! (augenroll)

AvL
14 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Es ist nicht normal und auch unerträglich,
dass ein rechtsextremistisches Spektrum
sich entwickeln konnte, das inzwischen
zweistellige Zahlenwerte erreicht.
Die Demokraten haben es in den 90er Jahren
einfach verschlafen, auf derartige familientradierte
Nazinostalgien durch Aufklärung zu reagieren.

AvL
13 Tage zuvor
Antwortet  AvL

In Cottbus beschwört der große Verführer wehmütig die Vergangenheit
von einem Volk .„Glaubt nichts, was in den Geschichtsbüchern steht“, ruft Björn Höcke in Cottbus (msn.com)