Habeck outet sich als rechtschreibschwach (und stellt Bildungsoffensive in Aussicht)

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MANNHEIM. Der Grünen-Spitzenkandidat Habeck thematisiert im Wahlkampf auch seine Schulzeit und persönliche Schwächen. Von der Bildungspolitik der kommenden Jahre hat er klare Vorstellungen – die auch im Wahlprogramm der Partei zu finden sind.

“Nicht gut in Rechtschreibung”: Habeck im Wahlkampf (hier im Mai 2024). Foto: Shutterstock / Heide Pinkall

Grünen-Kanzlerkandidat und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat eingeräumt, als Schüler unter einer Rechtschreibschwäche gelitten zu haben. „Ich war nicht gut in Rechtschreibung früher und hatte einen leichten Schlag in Richtung Legasthenie“, sagte er am Sonntag bei der „Wahlarena“ des „Mannheimer Morgen“ in Mannheim.

Habeck betonte, dass sich der Bund künftig zentral mehr um das Thema Bildung kümmern müsse. Es sei nicht sinnvoll, Bildungsfragen ausschließlich auf die Ebenen von Ländern und Kommunen zu verlagern. Die Frage laute: „Müssen wir in einer viel fundamentaleren Art die Spielregen, mit denen wir unser Gemeinweisen organisieren, neu aufstellen? Ich sage ja.“

„Es fehlen schon jetzt Erzieher*innen, und wir wissen, dass bereits viele an oder über der Belastungsgrenze arbeiten”

Die Grünen haben in ihrem Wahlprogramm entsprechende bildungspolitische Ziele formuliert. „Gute Kitas und Ganztagsbildung sind der entscheidende Grundstein für die Zukunft unserer Kinder. Eine gute und verlässliche Betreuungsinfrastruktur mit einem gestärkten Bildungsangebot bietet Kindern gleiche Chancen von Anfang an und ermöglicht Eltern, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Ein Gewinn für unsere Gesellschaft insgesamt. Leider wird unser Land diesem Anspruch bei Weitem nicht gerecht“, so heißt es darin. „Kitaplätze fehlen in weiten Teilen des Landes. Dort, wo Eltern einen Platz für ihren Nachwuchs ergattern, wird der Betrieb regelmäßig wegen Personalknappheit eingeschränkt oder ganz eingestellt. Es fehlen schon jetzt Erzieher*innen, und wir wissen, dass bereits viele an oder über der Belastungsgrenze arbeiten. Deshalb investieren wir in gute Kitas und die Gewinnung von Erzieher*innen und unterstützenden Arbeitskräften.“

Mit dem sogenannten Kita-Qualitätsgesetz investiere der Bund derzeit jährlich rund zwei Milliarden Euro in Kitas. „Diesen Weg setzen wir fort, indem wir bundesweite Qualitätsstandards im Kitabereich gesetzlich festschreiben und im Bund die Investitionen in frühkindliche Bildung erhöhen und verstetigen. Ein besonderes Augenmerk haben wir dabei auf Kitas mit einem hohen Anteil sozioökonomisch benachteiligter Kinder. Dort wollen wir besonders unterstützen. Und wir werden steuerliche Anreize für Unternehmen einführen, die selbst oder in Kooperation Kitaplätze schaffen, sodass Kinder von Beschäftigten in unmittelbarer Nähe zur Arbeitsstelle betreut werden können.“

„Wir schaffen mehr Stellen für Schulsozialarbeit, Schulpsychologie und Inklusion“

Weiter heißt es: „Den Startschuss für einen Bildungsaufbruch haben wir in der Bundesregierung gegeben: Als größtes Bund-Länder-Schulprogramm der Geschichte unseres Landes haben wir mit dem Startchancen-Programm in Höhe von 20 Milliarden Euro gemeinsam für einen kraftvollen Schub für mehr Bildungsgerechtigkeit gesorgt. Aber unser Land braucht deutlich mehr: Eine gemeinsame Bildungsoffensive, um noch mehr Schulen, Kinder, Jugendliche und Heranwachsende zu erreichen.“

Mit einem „Zukunftsinvestitionsprogramm Bildung“ wollen die Grünen gemeinsam mit Ländern und Kommunen bundesweit für mehr Chancen- und Generationengerechtigkeit sorgen. „Dadurch sorgen wir für moderne und barrierefreie Schulgebäude mit dichten Dächern, funktionierenden Toiletten und digital ausgestatteten Klassenräumen. Wir schaffen mehr Stellen für Schulsozialarbeit, Schulpsychologie und Inklusion.“

Das Ziel: „ Wir stärken die Kompetenzen und Leistungen der Kinder und legen dabei einen Schwerpunkt auf den Erwerb von Basiskompetenzen, die für einen erfolgreichen Bildungsweg unverzichtbar sind. Wir fördern die digitalen Fähigkeiten, Medienkompetenz, Bildung für nachhaltige Entwicklung und politische Bildung.“

Ein besonderer Schwerpunkt solle dabei auf dem Spracherwerb liegen. „Denn Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir wollen erreichen, dass alle Kinder am Ende der Grundschule sicher lesen, schreiben und rechnen können, weil nur wer die deutsche Sprache versteht und beherrscht, am Unterricht und der Gemeinschaft teilhaben, sich entfalten und lernen kann. Die Sprachförderung muss deshalb als durchgängiger Prozess angelegt werden, der in der Kita beginnt und sich in der Schule fortsetzt.“

Der Spitzenkandidat der Grünen bei der Bundestagswahl Ende Februar ist nicht der erste Politiker, der offen über eine Rechtschreibschwäche spricht. Der Linken-Politiker und ehemalige thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow hatte dies in der Vergangenheit ebenfalls getan (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

Baerbock zum Wahlkampf-Auftakt: “Das deutsche Bildungssystem ist ungerecht”, Bund muss ‘ran

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Rosalie
27 Tage zuvor

Wo hat der Bund in der Vergangenheit bei der Bildung geglänzt? Wo sind auf Bundesebene die Experten mit den supertollen Ideen? Und wo sind die supertollen Ideen, auf die auf Länderebene niemand kommt? Ich dachte, die tollen Ideen kommen aus Australien.

Die Hilfe des Bundes wird bei einem schulischen Sanierungsstau von über 40 Milliarden Euro benötigt. Aber da haben sich weder die aktuelle Regierung dran gemacht, noch die vorherige Regierung mit ihrem damaligen Finanzminister. Und ich sehe nicht, wo die nächste Regierung das dringend benötigte Geld hernehmen wird.

Nötig wäre es aber. Und es würde unserem Land einen wichtigen wirtschaftlichen Impuls geben, wenn 40 Mrd. Euro ins Handwerk und Baugewerbe fließen würden.

Harald
26 Tage zuvor
Antwortet  Rosalie

Nur 40 Milliarden? Nicht mal halb so groß wie das Sondervermögen der Bundeswehr. Das wäre ja ein Klacks, hätte man den politischen Willen. Der Bausektor hätte wohl zur Zeit auch genug Kapazität, aber bildung wird bei uns halt nicht groß geschrieben. Da kann man super sparen nach dem Motto “Geiz ist geil!” oder “Ich bin doch blöd!”. Nuja, bald ist der Schulbesuch nicht mehr nur kostenlos für die SuS sondern auch umsonst.

0815
26 Tage zuvor
Antwortet  Harald

Die staatliche Förderbank KfW bezifferte den Sanierungsstau an Deutschlands Schulen für das Jahr 2021 auf 45,6 Milliarden Euro. In Deutschland sind die Schulträger, in der Regel die Kommunen, für die Instandhaltung und den Ausbau von Schulgebäuden verantwortlich. 17 Prozent von ihnen nannten nach KfW-Angaben den Investitionsstau bei ihren Schulgebäuden »gravierend«. (Quelle: Spiegelartikel vom 16.02.2023: Gelder für marode Schulen nicht einmal zur Hälfte abgerufen)

Rüdiger Vehrenkamp
26 Tage zuvor
Antwortet  Rosalie

In Mannheim wird gerade das Nationaltheater für 330 Millionen Euro saniert. Weitere Kostensteigerungen möglich (vgl. https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-nationaltheater-mannheim-drei-gruende-fuer-das-finanzielle-fiasko-100.html).

Ich möchte Sinn und Zweck eines Theaters gar nicht hinterfragen, aber natürlich überlege ich, wie die Schulen in der Stadt aussehen würden, würden diese mal mit 330 Millionen Euro saniert. Die Partei von Herrn Habeck hat im Stadtrat Mannheim auch für die aufwendige Sanierung gestimmt. Zeitgleich gibt es in Mannheim Schulen, die seit Jahren auf Abriss und Neubau warten und warten und warten und warten… Denen gehts wie Godot.

447
25 Tage zuvor

Theater ist eine (für mehr als 95% der Menschen sinnlose) Eliteveranstaltung.

Solche Spirenzchen kann man sich als “Sinnstiftung” leisten, wenn es ansonsten brummt und klingelt in der Kasse.

Barbara
26 Tage zuvor

Die Schulen brauchen keine Bildungsoffensive, sondern Geld und (Wo)manpower.

IusRespicitAequitatem
26 Tage zuvor

Im Wahlkampf versuchen einige Personen immer wieder den Eindruck zu erwecken, sie seien in der Opposition, obwohl sie doch auf der Regierungsbank sitzen, und alle Möglichkeiten haben, ihre zukunftsweisenden Ideen unverzüglich zu realisieren.

AlterHase
26 Tage zuvor

Ja, und Habeck als Wirtschaftsminister könnte sich doch mal zur Wirtschaft äußern und nicht zu Dingen, für die der Bund eigentlich gar nicht zuständig ist. Was machen denn die grünen Kultusminister besser als die anderen?

Rainer Zufall
26 Tage zuvor
Antwortet  AlterHase

Sie könnten zugunsten des Bundes zurücktreten. Ich bin gespannt 😉

DerechteNorden
26 Tage zuvor
Antwortet  AlterHase

Warum denn? Er tritt ja nicht dafür an wieder Wirtschaftsminister zu werden, sondern ist Kanzlerkandidat.
Hatten Sie ganz vergessen oder wollten Sie nur mal wieder über einen Grünen herziehen?

0815
26 Tage zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Kanzlerkandidat einer Partei mit deutlich weniger als 20 Prozent Zustimmung in der Bevölkerung. Wie ernst nehmen Sie eine solche Kanzlerkandidatur?

Lena Hauenstein
26 Tage zuvor
Antwortet  0815

Meinen Sie den Scholz?

0815
26 Tage zuvor
Antwortet  Lena Hauenstein

Nein. Ich habe mich auf den Beitrag von DerechteNorden bezogen.

DerechteNorden
25 Tage zuvor
Antwortet  0815

Also doch über die Grünen herziehen.

0815
25 Tage zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Nein, ich ziehe nicht her.

dickebank
26 Tage zuvor

Als Minister ist er Regierungsmitglied und Teil einer Koalition, als Person ist er aber Parteimitglied, die in Konkurrenz zu den anderen Parteien steht.

0815
26 Tage zuvor
Antwortet  dickebank

Es wäre mit Sicherheit leichter ein Sondervermögen für den schulischen Sanierungsstau aufzusetzen, als den Bildungsföderalismus über eine GG-Änderung neu zu organisieren.

Stoffel
26 Tage zuvor

Solange Eltern nicht arbeiten können, weil die Betreuung fehlt, gehören diese Kinder aus meiner Sicht zuerst aufgenommen.

Rainer Zufall
26 Tage zuvor

“Habeck betonte, dass sich der Bund künftig zentral mehr um das Thema Bildung kümmern müsse.”

Das können sehr gerne auch die anderen Parteien versprechen!
Wenn Toiletten bereits einen Meilenstein darstellen, hat die KMK nicht mehr viel zu argumentieren

kanndochnichtwahrsein
26 Tage zuvor

Macht Schule machbar!

Schule muss realistische Ziele haben.
Einige finde ich in diesen Äußerungen ansatzweise.
Traumtänzerei – vor allem unhaltbare Versprechen gegenüber den Eltern – prägte die Schule (und Kita) jahrzehntelang; die Kollegen und die Schüler mussten es ausbaden, bekamen den vollen Unmut aller ab, wenn es nicht funktionierte (weil es nicht funktionieren konnte) und waren wieder mal die Deppen der Nation.

Lehrer müssen annehmbare Arbeitsbedinungen haben.
Wenn Lehrer weiter nichts anderes als Mangelverwalter, Kämpfer gegen Windmühlen, Alibidienstleister sind und verbrannt werden, kommen keine neuen Köpfe in den Job.

Das sind die dringendsten Baustellen.

Aus meiner Sicht einzige Lösung, die der Bund mitbestimmen sollte:

  • Ganztagsunterricht abschaffen, nachmittags nur noch Betreuung durch Nicht-Lehrer für Familien, die dies brauchen (gerne durch geschulte Elternteile etc.)
  • Lehrerarbeitskraft in Unterricht investieren und nicht durch Verwaltung verbrennen
  • nur so viel Unterricht, wie das vorhandene Personal mit angemessenem Arbeitsaufwand leisten kann
  • wirksame Entlastungen für Lehrkräfte, damit sie bis zum Ende bleiben – bis neue da sind (Zahl der Konferenzen, Teambesprechungen, Dienstbesprechungen und hastenichgesehen, Altersreduzierung früher und deutlicher, konkrete Handlungsmöglichkeiten gegenüber Eltern und SuS…)
H. F.
25 Tage zuvor

// Ganztagsunterricht abschaffen, nachmittags nur noch Betreuung durch Nicht-Lehrer für Familien, die dies brauchen (gerne durch geschulte Elternteile etc.) //

Ich kenne nur die Situation in Ostdeutschland: hier gibt es seit Jahr und Tag den “Hort”, in dem Kinder nachmittags toben, spielen und AGs besuchen, geleitet von Erziehern. Ist es im Westen wirklich so, dass dort Lehrer (!) nachmittags Kinder bespaßen? Grotesk.

Karl Heinz
26 Tage zuvor

Von den aktuellen Kanzlerkandidat*innen scheint Habeck noch die vernünftigste Alternative.
Aber eben als Einzelperson, ohne Partei, und eben auch “nur” im Vergleich zu Merz, Scholz und Weidel

Aber hey – es ist Wahlkampf.
Versprich allen alles.” wussten da schon die alten Römer.

0815
26 Tage zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Sie denken also, dass der Schriftsteller im Vergleich zu den Juristen und der Ökonomin die vernünftigste Alternative ist? Kann es sein, dass Sie einfach nur gerne schöne Geschichten hören?

Karl Heinz
26 Tage zuvor
Antwortet  0815

kann es sein, dass sie versuchen Rabulistik zu betreiben?

0815
26 Tage zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Hoffentlich nicht. Ich glaube, ich habe eher Ihren Beitrag als Rabulistik erlebt – obwohl dieses Wort wirklich nicht zu meinem aktiven Sprachschatz gehört.

Lena Hauenstein
26 Tage zuvor
Antwortet  0815

Oder halt gerne nicht völlig ab von der Realität sind. So, wie das der Ökonom aus dem Mittelstand mit nur einem kleinen Flugzeug und die Ökonomin mit den Rechtsextremen im Hintergrund ist?

0815
26 Tage zuvor
Antwortet  Lena Hauenstein

Ich kann Ihnen nicht folgen. Welcher männliche Kanzlerkandidat kommt aus dem Mittelstand, hat ein kleines Flugzeug und Wirtschaftswissenschaften studiert?

uesdw
24 Tage zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Wieso Kanzlerkandidat? Sehen wir das ganze doch einfach mal als Bewerbung für den Posren des Kultusministeriums, falls die Grünen im Kabinett sitzen.
Aber ich glaube, das will er dann doch nicht.

Hans Malz
26 Tage zuvor

Der Wind hat sich gedreht. Früher bezeichneten sich die (Bildungs-)Politiker gerne als “untalentiert” in Mathe und prahlten mit ihren schlechten Noten. Heute in Deutsch. Eine ganz klare Aufwertung der Naturwissenschaften.

Oder können die vielleicht mittlerweile beides nicht mehr?

Spazierstock
25 Tage zuvor

Ich kenne keinen erwachsen Deutschen, der alles richtig schreibt! Was genau ist also Harbecks Rechtschreibschwäche?

Brennpunktschule
24 Tage zuvor

Leider die falschen Schlagworte, Herr Habeck.

Kompetenzen & “Wir fördern die digitalen Fähigkeiten, Medienkompetenz, Bildung für nachhaltige Entwicklung und politische Bildung.“

Da sehe ich nichts von konsequentem, durchgehendem Wissensaufbau. Konsequenz statt Kompetenz. Wissen kommt vor Können.

Nur um auch mal Sprüche zu drechseln 😉

Wie Bildung funktioniert, dazu n4t ja vor kurzem einen sehr guten YouTube Beitrag verlinkt.