
Thüringens Bildungsminister Christian Tischner hält nichts von der Idee, Hausaufgaben abzuschaffen. «Hausaufgaben sind ein bewährtes Mittel, um Schülerinnen und Schülern Sorgfalt, Selbstständigkeit und Ausdauer zu vermitteln», sagte der CDU-Politiker in Erfurt. Mit Hausaufgaben vertieften die Kinder und Jugendliche das Gelernte. «Eine Abschaffung wäre der falsche Weg.»
«Die selbstständige Erledigung von Aufgaben und die Selbstorganisation – das sollten Kinder dann doch wieder in der Schule lernen»
Die Linke im Bund und in Thüringen fordert seit längerem eine Abschaffung von Hausaufgaben. «Das ist eine Frage der sozialen Ungerechtigkeit», sagte die bildungspolitische Sprecherin der Thüringer Linke-Fraktion, Ulrike Große-Röthig. Nicht jedes Kind könne auf einen Arbeitsplatz zugreifen oder habe die geeigneten Arbeitsmittel zu Hause. «Natürlich sind Eltern mit größeren finanziellen, aber auch mit Wissensressourcen besser in der Lage, Kinder zu begleiten bei den Hausaufgaben», sagte Große-Röthig.
Erlerntes wiederholen und festigen und das selbstständige Arbeiten fördern – das muss aus Sicht von Große-Röthig in den Schulen geleistet werden. «Vor allem muss das der Ganztag leisten», sagte sie. «Die selbstständige Erledigung von Aufgaben und die Selbstorganisation – das sollten Kinder dann doch wieder in der Schule lernen.» Modernere Schulkonzepte zeigten, dass dies gut gelinge.
Anfang des Jahres hatte sich auch der von der Montag Stiftung Denkwerkstatt ins Leben gerufene Bürgerrat Bildung und Lernen mit rund 700 Teilnehmern mehrheitlich für eine Abschaffung der Hausaufgaben ausgesprochen (News4teachers berichtete) – sie sollten durch «Vertiefungsstunden» ersetzt werden. Dadurch, so die Hoffnung des Bürgerrats, könnten Chancengerechtigkeit, Lernfreiheit und die Lernverantwortung der Schülerinnen und Schüler gefördert werden.
Tischner hingegen verwies darauf, dass Hausaufgaben sinnvoll eingesetzt werden und zur Lernförderung beitragen sollten. «Qualität in der Bildung entsteht nicht durch immer neue Einschränkungen für Lehrkräfte, sondern durch klare Anforderungen und verlässliche Rahmenbedingungen.» News4teachers / mit Material der dpa
Hausaufgaben geben Lehrerkindern einen großen Vorteil ggü. Nichtlehrerkindern, denn letzteren Eltern sind noch in der Materie drin und können ggf. auch eher Kollegen mit den entsprechenden Fächern um Hilfe bitten. Nicht sehr gerecht.
Sorry, das ist doch Käse. Mein Kind bekommt gefühlt wenig Unterstützung, im Vergleich mit den vielen anderen Eltern, die den Kids ihre Projekte machen, ihre Order verschönern, ihre Bilder malen, ihren Sportbeutel, die Brotbox oder whatever hinterhertragen.
Mein Kind kann gerne ein Buch von mir bekommen (was für alle frei verkäuflich zu erwerben ist), ansonsten ist die Schule nicht meine Aufgabe, sondern seine. Und auch Vokabeln abfragen o.ä. kann jeder. Als ob man als Lehrer in allen Fächern alles wüsste und sein Kind überall unterrichten könnte. Vielleicht in den eigenen Fächern (aber wie gesagt, die Schule ist der Job des Kindes und nicht meiner!), aber in anderen Fächern wird es schon eng, z.B. wenn die Wahl der Fremdsprache ein ganz andere ist usw.
Ich helfe meinen Kindern in Mathe, Physik, Französisch und Latein. Viele Eltern können das nicht.
Sollte ein Kind das nicht auch alleine schaffen können? Wie ist denn da da Feedback ans Kind, was es nun kann und was nicht? Wenn das Kind die Fächer nur schafft, weil ich ständig mich dahinter klemme, dann läuft evtl. was falsch? Falsche Schulform? Zu wenig Selbstständigkeit? Hoher Druck, für perfekte Noten? Falls es mal Lücken gibt, gibt es Förderkurse oder ggfs. auch Nachhilfe. Allerdings mal in einem Fach und nicht ständig. Wenn das flächendeckend nötig wäre, würde ich mir Gedanken machen. Klar, ich halte mein Kind an die Schule nicht zu vernachlässigen. Machen muss es aber selbst.
Müssen die Eltern auch nicht. Mir würde es schon reichen, wenn sie dafür sorgen, dass ihre Kinder die Hausaufgaben machen.
Ich habe mit meinem Kind geredet, Bilderbücher angeschaut und ihm abends am Bett vorgelesen.
Viele Eltern können oder wollen) das nicht.
Ich plädiere dafür, den Eltern ihre Kinder möglichst frühzeitig (nach Wochenbett?) abzunehmen und in Geneinschaftskrippen zu stecken, der Gerechtigkeit wegen. (Achtung, Ironie.)
Und wieso sollte das auch nur im Ansatz relevant sein?
Ungerecht wird es dann, wenn Gelbe Tulpe nicht bereit ist auch anderen Kindern bei den HA zu helfen! (Ironie)
Ich helfe meinem Kind nur, wenn es um Hilfe bittet, wenn sie sich mal nicht ganz sicher ist, was selten bis nie vorkommt. In der Schule aufpassen, Hausaufgaben machen und Lernen muss sie schon selbst. Da bin ich raus.
Gäbe auch noch ne ganze Latte mehr potentielle Ungerechtigkeiten, je nach elterlichem Beruf, Bildungsgrad, Umfang der Erwerbstätigkeit, Muttersprache, Einkommen, Anzahl der Bücher im Haushalt, I-Net-Geschwindigkeit usw. usw.
Klar, aber man muss Ungerechtigkeiten nicht noch unnötig erhöhen.
Niedlich aber, dass selbst Erwachsene noch von Gerechtigkeit träumen…wo fängt die an und wo endet sie ?
Der Grund, warum ich meinen Kindern aka Lehrerkindern, besser helfen kann ist, dass ich in allen Fächern 1 stand und nicht, dass ich Lehrerin bin.
Wenn ein Kind in einem oder mehreren Fächern über längere Zeit Hilfe oder Nachhilfe benötigt, ist es eventuell auf der falschen Schule.
Alle Eltern können sicherstellen, dass das Kind genug Zeit für die Hausaufgaben hat, können überprüfen, dass die Hausaufgaben erledigt werden, und dass das Kind Zugang zu Büchern und Internet hat, z.B. in einer Bibliothek. Ferner können sie ihm Disziplin und Wertschätzung für Bildung beibringen, ohne selbst notwendigerweise gebildet zu sein. Damit sollte das Kind alles haben, um auf der für es geeigneten Schule erfolgreich zu sein.
Ich finde wir sollten alles abschaffen, was früher von SchülerInnen als Eigenleistung verlangt wurde. Keine unangekündigten Leistungsnachweise, nicht mehr im Unterricht aufrufen, das Kind könnte sich ja vor der Klasse bloßgestellt fühlen. Nur noch im Unterricht sitzen und die gestellten Aufgaben verweigern.
Oje. Hausaufgaben sind ein bewährtes Mittel…..Wenn Bildungsverantwortliche so anfangen,dann kommt mir schon alles hoch.Was für ein Unsinn! Ich lade den Minister gerne in Klassen ein,in denen die Hälfte überhaupt keine Hausaufgaben macht. Das ist die Realität. Und es geht mit Sicherheit sogar noch schlimmer.
Ich wünsche mir endlich endlich bildungspolitische Entscheidungen,die von Selbstkritik und von echten pädagogischen Erkenntnissen geprägt sind und nicht vom klammen Geldbeutel und dem Parteibuch.Daran krankt alles.
Somit ist eigenverantwortliches Lernen gescheitert.
Zähneputzen ist auch ein bewährtes Mittel, selbst wenn die Hälfte es nicht tut.
Nur zum Verständnis, nur weil die Hälfte der Klasse keine Aufgaben macht, sind die Aufgaben das Problem und nicht die Arbeitshaltung der Kinder? Also wenn die Kinder demnächst auch keine Arbeiten mehr schreiben wollen, dann weg damit. Wenn sie lieber erst zur 2. Std. Oder eben mal 2 Wochen gar nicht, dann auch gut. Ist halt so. Vom Sein auf das Sollen schließen ist manchmal nicht so zielführend, bei der Festlegung von sinnigen Regeln.
Meine Eltern konnten auch nicht bei den Hausaufgaben helfen- das war und ist auch nicht intendiert. Auch was den eigenen Arbeitsplatz angeht, war bei uns seinerzeit Luft nach oben. Mussten wir uns halt selbst anstrengen und z. B. bei Lehrkräften nachfragen, in die Bibliothek gehen etc. War eben so, haben wir uns halt durchgebissen.
Schlimm wird es erst, wenn die vermeintlich fehlende familiäre Unterstützung in nicht-akademischen Haushalten zum Argument gegen eine Gymnasialempfehlung wird. Will man da unter sich bleiben? Sich nicht anstrengen müssen? Sich nicht mit dem Plebs abgeben und dadurch etwa Status einbüßen?
Faule Akademikereltern brauchen nicht vorzulesen, in die Natur zu gehen, mit den Kindern etwas unternehmen, wenn sie nicht wollen- sie lagern das ggf. aus, beschäftigen Dienstleister, womöglich juristische und reden dumm daher.
Ein Element erlaube ich mir mal herauszugreifen – da Sie sich ja nicht scheuen, mit viel Schmackes und Unterstellungen zu fragen, kriegen Sie auch eine ehrliche Antwort:
JA, wir haben unsere Tochter damals ganz bewusst an einem “elitären” (sic!) Gymnasium angemeldet, damit es mit dem (Zitat Sie:) “Plebs” nicht “in Berührung kommt”.
Wir wollten nämlich eine normal sozialisierte Tochter heranziehen – und weder mit einer 14jährigen über “Minirockbauchfreischminke besoffen zu Karneval, wird schon nix passieren” diskutieren noch in die Lage geraten, mit einer 16jährigen mit Schweissperlen auf der Stirn das Thema “Schwangerschaftsberatung” oder “Könnt igr mich auf der Politeiwache abholen” durchzuexerzieren. (Beides Fälle aus der Nachbarschaft)
Berührungsängste mit Arbeitern haben wir übrigens keine.
Mit dem was Sie maximal beschönigend “Plebs” nennen durchaus.