Eine digitale Tafel oder ein Beamer, ein Endgerät und ein Internetanschluss: Mehr braucht es nicht, um hybride Lehr-Lern-Szenarien umzusetzen. Eine kreative Variante mit viel Potenzial: Expert:innen per Videokonferenz ins Klassenzimmer einladen und in den Austausch treten. Wie einfach das funktionieren kann, zeigte der EdTech-Hersteller ViewSonic gemeinsam mit der Politologin und Anti-Rassismus-Expertin Saba-Nur Cheema auf der diesjährigen Bildungsmesse didacta in Stuttgart. Cheema, die unter anderem pädagogische Leiterin der Bildungsstätte Anne Frank war und jetzt an der Uni Frankfurt zu Themen wie religiöse Diskriminierung forscht, war live zugeschaltet – genau wie Schülerinnen und Schüler des Carl-Miele-Berufskollegs aus Gütersloh. Gemeinsam mit ihren Politiklehrer:innen sowie dem Publikum vor Ort konnten sie im Anschluss an eine Präsentation über Muslimfeindlichkeit Fragen stellen und mit Saba-Nur Cheema ins Gespräch kommen. Die Aufzeichnung ist nun für Lehrkräfte nach Registrierung kostenfrei auf der neuen Community Plattform von ViewSonic abrufbar und kann im eigenen Unterricht eingesetzt werden.

Nach dem Motto „Niemand sollte das Rad neu erfinden müssen“ funktioniert die neue, herstellerunabhängige Lehrkräfte-Community von ViewSonic. Sie soll unkompliziert den Austausch und die Vernetzung von Lehrerinnen und Lehrern fördern, die mit interaktiven Displays, also digitalen Tafeln, arbeiten. Lediglich eine Registrierung ist notwendig, um den geschützten Bereich nutzen zu können. Ob Unterrichtsmaterialien, Erfahrungsberichte und Ideen oder auch Tutorials und Mikro-Fortbildungen: Die Plattform soll das bieten, was zahlreichen Lehrkräften in Deutschland noch fehlt – nämlich niedrigschwellige und bundeslandübergreifende Möglichkeiten, sich über digitale Tools auszutauschen, voneinander zu lernen und letztendlich Zeit für die Unterrichtsvorbereitung zu sparen.
Eines der Angebote auf der Community Plattform sind die sogenannten ViewSonic Schulstunden mit externen Gästen. Den Auftakt machten renommierte Expert:innen, die live am Messestand auf der didacta 2025 in Stuttgart über ein Videokonferenz-Tool und ein ViewBoard, die digitale Tafel von ViewSonic, zugeschaltet waren. Neben der Autorin und Politologin Saba-Nur Cheema waren die blinde Journalistin Nina Odenius, die Astronautin und Klimaforscherin Dr. Insa Thiele-Eich sowie der Ex-Geheimagent Leo Martin zu Gast und diskutierten mit Schülerinnen und Schülern aus der gesamten Republik und dem Publikum vor Ort.
Stuttgart – Frankfurt – Gütersloh: Digitaler Unterricht ohne Grenzen
Für die Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe am beruflichen Gymnasium des Carl-Miele-Berufskollegs war die Online-Schulstunde mit Anti-Rassismus-Expertin Saba-Nur Cheema sicherlich eine willkommene Abwechslung im Schulalltag. Ihre Politiklehrerin war dem Aufruf von ViewSonic gefolgt und hatte ihren Kurs angemeldet.
Ein spontaner Ausflug zur Messe nach Stuttgart aus dem westfälischen Gütersloh? Das wäre wohl kaum möglich gewesen. Genauso wenig hätte sich die Saba-Nur Cheema aus Frankfurt auf den Weg nach NRW machen können. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Historiker und Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Prof. Meron Mendel, reist die Politologin derzeit quer durch die Republik, um ihr Buch „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“ vorzustellen. Der Terminkalender ist voll. Aber 45 Minuten Zeit für eine ungewöhnliche Schulstunde – das passte zwischendurch!
Demokratiebildung digital: Schulstunde zum Thema Muslimfeindlichkeit
Cheema, die bis 2023 drei Jahre lang Mitglied im Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) der Bundesregierung war, startete die Schulstunde mit einem kurzen Vortrag zum Thema Muslimfeindlichkeit in Deutschland. Dabei stellte Cheema den ersten Bericht zur Diskriminierung von Musliminnen und Muslimen in Deutschland vor – ein Schritt, der nach dem rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 unternommen worden war.
„Ich war Teil dieser Kommission und habe an dem Bericht mitgearbeitet. Ich werde euch jetzt nicht langweilen, indem ich alle 400 Seiten präsentiere. Aber ich möchte betonen, dass dieser Bericht einen wichtigen Meilenstein im Kampf gegen antimuslimische Diskriminierung darstellt. Er zeigt, dass es heute eine größere Sensibilität für dieses Thema gibt – etwas, das vor 20 Jahren noch nicht selbstverständlich war“, erzählte Cheema den Schüler:innen.
Für den Bericht seien laut Cheema, 20 Studien in Auftrag gegeben, um die aktuelle Situation zu analysieren – und zwar in verschiedenen Lebensbereichen, in denen Musliminnen und Muslime Diskriminierung erleben; darunter Medien, Politik, Kultur und insbesondere das Bildungssystem. Eines der Studienergebnisse: Der Islam wird in deutschen Medien oft negativ dargestellt. Viele Berichte stellen den Islam in Zusammenhang mit Terrorismus, Frauenunterdrückung oder Gewalt. Eine Studie, die vor 20 Jahren durchgeführt wurde, so die Politologin, zeigte bereits eine sehr negative Berichterstattung. Daran habe sich kaum etwas geändert. 60 Prozent aller Zeitungsberichte und 90 Prozent aller Fernsehberichte zum Thema zeichnen ein negatives Bild der Weltreligion. Die Kritik richte sich nicht nur darauf, wie berichtet wird, sondern vor allem darauf, worüber nicht berichtet wird. Positive oder alltägliche Darstellungen von Musliminnen und Muslimen fehlen weitgehend.
Auch in sozialen Medien wie Facebook und TikTok finden sich oft toxische Diskurse, erklärte Cheema den Schüler:innen, während auf Instagram eher eine Gegenöffentlichkeit entstanden sei, die Diskriminierung thematisiert. Besonders problematisch seien unter anderem stereotype Darstellungen in Schulbüchern. Meist werde der Islam mit Extremismus, Kreuzzügen oder Frauenunterdrückung in Verbindung gebracht.

Was tun gegen Diskriminierung?
Mit viel Interesse hörte auch Quentin Gärtner dem Vortrag von Saba-Nur Cheema zu. Der Vertreter des Landesschülerbeirats Baden-Württemberg und des International Office der Bundesschülerkonferenz war vor Ort in Stuttgart. Ihn interessierte unter anderem, welche Maßnahmen gegen Muslimfeindlichkeit konkret von der Politik gefordert werden könnten. „Wir haben das Problem erkannt“, so der engagierte Schüler. „Aber welche Maßnahmen oder Gesetze sind notwendig, um das Problem gezielt anzugehen? Welche Handlungsmöglichkeiten haben wir? Was muss jetzt umgesetzt werden?“
Eine sehr wichtige Frage, bestätigte Cheema. „Ein erster Schritt wäre eine intensivere Überprüfung von Lehrmaterialien durch unabhängige Expertinnen und Experten. Es gibt bereits Initiativen, die sich für eine diversitätssensible Bildung einsetzen. Lehrkräfte sollten zudem Fortbildungen erhalten, um Vorurteile in Schulbüchern zu erkennen und im Unterricht kritisch zu reflektieren. Ein weiterer Ansatz ist, muslimische Perspektiven stärker einzubeziehen – sei es durch ergänzende Unterrichtsmaterialien oder Gastvorträge von Fachleuten“, antwortete die Wissenschaftlerin.
Eine weitere Frage aus dem Publikum: Gibt es Länder, die im Umgang mit diesem Thema als Vorbild dienen könnten? Und: Gibt es einen Rat, wie muslimische Schülerinnen und Schüler mit zunehmenden Anfeindungen umgehen können? Gibt es eine Idee, wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler darauf reagieren können?
Saba-Nur Cheema antwortete ausführlich und betonte, wie wichtig es ist, von Diskriminierung Betroffene (nicht nur anlassbezogen) ernst zu nehmen, Anlaufstellen zu etablieren und vor allem präventiv zu arbeiten. Auch für Mitschülerinnen und Mitschüler gebe es zahlreiche Möglichkeiten, aktiv zu werden. „Ein wichtiger Tipp ist immer: Die Aufmerksamkeit sollte auf die betroffene Person gerichtet werden – nicht auf die Person, die diskriminiert“, rät Cheema. „Es geht nicht darum, den oder die Täterin direkt anzusprechen oder die Situation zu eskalieren, sondern darum, die betroffene Person zu unterstützen. Konkret bedeutet das, auf sie zuzugehen, sie zu fragen, was sie braucht, und ihr Rückhalt zu geben.“ Grundsätze wie dieser ließen sich auch auf viele andere Formen der Ungleichbehandlung übertragen, so Cheema weiter. Die vollständigen Antworten der Expertin finden Sie im Video auf der Community Plattform.
Saba-Nur Cheemas größter Wunsch: Dass Muslimfeindlichkeit in Deutschland als gesamtgesellschaftliches Problem anerkannt wird und nicht nur als ein Thema, das Musliminnen und Muslime betrifft. „Wir brauchen mehr Dialog, mehr Begegnung und vor allem mehr Mut, über unbequeme Wahrheiten zu sprechen. Bildung spielt dabei eine Schlüsselrolle – je mehr wir uns mit verschiedenen Perspektiven auseinandersetzen, desto besser können wir Vorurteile abbauen.“ Schulstunden wie diese zeigen, wie das Potenzial digitaler Medien auf sehr einfache Art und Weise genutzt werden kann, um genau hierfür neue Räume zu schaffen.
Dies ist eine Pressemeldung der ViewSonic Technology GmbH, Dorsten.