FRANKFURT AM MAIN. Immer mehr Kinder in Deutschland gelten als „sonderpädagogisch förderbedürftig“. Doch die Diagnoseverfahren, die darüber entscheiden, sind nach Einschätzung der Frankfurter Inklusionsforscherin Prof. Vera Moser hochproblematisch. Sie verursachten nicht nur Leid bei betroffenen Schülerinnen und Schülern, sondern zementierten auch ein überholtes System, das der Inklusion zuwiderlaufe. Ihre Kritik, prominent im Spiegel-Interview geäußert, lässt sich mit aktuellen Befunden untermauern.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie groß die Dynamik ist: 2024 wurde bei 7,5 Prozent aller Kinder in Deutschland ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt – das entspricht mehr als 600.000 Schülerinnen und Schülern. Im Jahr 2000 waren es nur 5,3 Prozent. Die größte Gruppe fällt in den Förderschwerpunkt „Lernen“, ein wachsender Anteil in die Kategorie „emotionale und soziale Entwicklung“. Für Moser ist das kein Zeichen gestiegener Sensibilität, sondern Symptom eines grundsätzlichen Problems.
„Die Verfahren sind sehr aufwendig und teuer“, sagt die Bildungsforscherin mit Blick auf die Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs. „Steht eine Diagnose fest, haben die betroffenen Kinder zwar Anspruch auf Förderung. Aber wie viel diese Förderung am Ende bringt, wird kaum überprüft – und es wird fast nie darüber gesprochen, wie viel Leid so eine Diagnose verursachen kann.“ Sie verweist auf biografische Berichte ehemaliger Förderschülerinnen und -schüler, die ihre Zeugnisse vernichtet hätten, „weil die Stigmatisierung so tief saß“.
Ein System, das Diagnosen produziert – und Kinder belastet
Wie Moser erklärt, beginnt der Weg zur Diagnose oft harmlos: Eine Lehrkraft meldet ein Kind, das in Deutsch oder Mathematik nicht vorankommt oder sich „auffällig“ verhält, an das Schulamt. Wenn Fördermaßnahmen nicht greifen, erstellt eine sonderpädagogische Lehrkraft ein Gutachten. „Die Sonderpädagogin führt Tests durch, beobachtet das Kind, spricht mit Eltern und Lehrkräften. Am Ende steht eine Diagnose zu einem spezifischen sonderpädagogischen Förderbedarf.“
Doch was als Hilfe gedacht ist, kann sich ins Gegenteil verkehren. „Oft kommt es zu einem dauerhaften Pull-out-Effekt.“ Kinder mit Förderstatus würden zunehmend aus dem Klassenverband herausgenommen, statt dass sich der Unterricht verändere. „Die Klassenlehrkraft fühlt sich irgendwann gar nicht mehr zuständig.“ In manchen Fällen würden Eltern sogar gebeten, ihr Kind zu Hause zu lassen, wenn Sonderpädagogen oder Schulbegleiter fehlten.
Die Folgen sind fatal: „Das Kind traut sich weniger zu, sein Selbstbewusstsein leidet, und es ist weniger in die Klassengemeinschaft integriert.“ Besonders problematisch sei die sogenannte „zieldifferente Unterrichtung“, bei der Kinder nach eigenen Lehrplänen lernen – mit der Konsequenz, dass sie keinen regulären Schulabschluss machen können. „Oft ist die Diagnose der erste Schritt Richtung Förderschule.“
NRW-Gutachten bestätigt Mosers Kritik
Ein im Mai 2024 veröffentlichtes Gutachten im Auftrag des nordrhein-westfälischen Schulministeriums belegt, wie berechtigt Mosers Einwände sind. Die Untersuchung, über die News4teachers berichtete, kommt zu einem alarmierenden Befund: Immer mehr Kinder bekämen das Etikett „sonderpädagogisch förderbedürftig“, obwohl sie es gar nicht seien. Laut dem NRW-Gutachten bestehe in vielen Schulen ein „Ressourcen-Etikettierungs-Dilemma“: Sonderpädagogische Förderung sei häufig an den formalen Nachweis eines Förderbedarfs gekoppelt. Lehrkräfte leiteten die Verfahren daher teils ein, „um sich von Verantwortung zu entlasten oder um (sonder-)pädagogische Ressourcen zu generieren“. Die Forschenden sprechen von einem „systemischen Problem“, das die Bildungsungleichheit verfestige.
Die Untersuchung stellte zudem fest, dass die Verfahren weder standardisiert noch valide seien. „Die Definitionen der einzelnen Förderschwerpunkte sind zu vage, zu wenig am aktuellen wissenschaftlichen Verständnis orientiert und lassen zu viel Interpretationsspielraum zu“, heißt es dort. Die Folge: Kinder erhielten Etiketten, die ihre Chancen minderten, statt sie zu verbessern. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) reagierte empört – Vorsitzende Anne Deimel sprach von einem „schulpolitischen Versagen ersten Ranges“ und forderte, die Inklusion endlich verbindlich umzusetzen.
„Das Konzept der Förderschule widerspricht der Uno-Behindertenrechtskonvention“
Vera Moser sieht die Probleme im größeren Zusammenhang: „Das Konzept der Förderschule widerspricht der Uno-Behindertenrechtskonvention.“ Deutschland habe sich 2009 verpflichtet, Inklusion im Bildungssystem umzusetzen, doch davon sei man weit entfernt. „In den meisten Bundesländern besuchen noch immer sehr viele Kinder Förderschulen. Drei Viertel von ihnen verlassen diese Schulen ohne Hauptschulabschluss. Damit haben sie kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“
Viele Eltern ließen sich von vermeintlichen Vorteilen wie kleineren Klassen oder einem „Schonraum“ überzeugen. Moser hält dagegen: „Viele Eltern wünschen sich eine inklusive Beschulung, sehen aber, dass viele Regelschulen dafür nicht gut aufgestellt sind.“ Weil Schulen sich auf den „Plan B“ Förderschule verlassen könnten, fehle der Druck, Unterricht tatsächlich inklusiv zu gestalten.
Tatsächlich scheint der Trend derzeit in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Allein in Nordrhein-Westfalen werden derzeit 30 neue Förderschulen geplant oder gebaut (News4tachers berichtete) – trotz einer deutlichen Rüge der Vereinten Nationen 2023. Auch in anderen Bundesländern entstehen neue Sonderschulen. Das Deutsche Institut für Menschenrechte bezeichnet diese Entwicklung als klaren Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention. „Die Aufrechterhaltung von Sonderstrukturen lässt sich nicht mit dem Elternwahlrecht begründen. Sie zementiert die Segregation von Kindern mit Behinderungen“, so heißt es dort.
Das Inklusionsparadoxon: steigende Quoten, stagnierende Integration
Moser spricht in diesem Zusammenhang vom „Inklusionsparadoxon“: Einerseits steigen die Zahlen der Kinder mit Förderbedarf, andererseits bleibt die Zahl der Förderschüler nahezu konstant. „Die vermeintlichen Fortschritte haben viel damit zu tun, dass immer mehr Kinder ein sonderpädagogisches Etikett bekommen. Gleichzeitig gehen viele weiterhin auf Förderschulen.“ Der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Förderstatus, die tatsächlich inklusiv unterrichtet werden, wachse also nicht im gleichen Maße.
Ihre Erklärung ist eindeutig: „Der Fehler steckt im System. Jede Förderdiagnose trägt dazu bei, Förderschulen zu erhalten und Regelschulen zusätzliche personelle Ressourcen zu verschaffen.“ Viele Lehrkräfte hofften auf Entlastung – nachvollziehbar, aber folgenreich. Denn: „Die sonderpädagogische Diagnostik beruht auf einem mehr als hundert Jahre alten Konzept.“ Noch immer gehe es vor allem um individuelle Defizite, nicht um strukturelle Lernbedingungen.
Moser kritisiert, dass in vielen Gutachten das Problem in den Kindern selbst gesucht werde. „Oft steht gar nicht das Lernverhalten im Mittelpunkt, sondern die Persönlichkeit.“ Auffällig sei, dass sich der Anteil der Kinder mit Förderbedarf im Bereich „geistige Entwicklung“ alle zehn Jahre verdopple. „Von einigen Lehrkräften hört man inzwischen, dass sie bis zu zehn Prozent ihrer Schüler für autistisch halten.“
Soziale Herkunft als Risikofaktor – und eine politische Schieflage
Ein weiterer Punkt, den Moser hervorhebt, ist die soziale Selektivität der Diagnosen. „Seit mehr als hundert Jahren lässt sich zeigen, dass sonderpädagogischer Förderbedarf stark mit sozialer Herkunft zusammenhängt.“ Besonders betroffen seien Kinder aus armutsgefährdeten Familien, mit Migrationsgeschichte oder Jungen. Das stelle die Legitimität der Verfahren infrage.
Trotz zunehmender Sensibilisierung für das Thema Inklusion – etwa in der Lehrerausbildung – sieht Moser keinen echten Reformwillen. „In etlichen Bundesländern fehlt der politische Wille zur Umsetzung der Uno-Behindertenrechtskonvention.“ Lehrkräfte seien überfordert, Schulen schlecht ausgestattet, Reformen blieben Stückwerk. Die Folge: Deutschland bewege sich in Richtung einer Re-Traditionalisierung des Schulsystems – zurück zu separierenden Strukturen.
Dabei sei das Prinzip der Förderschulen historisch belastet. „Unser Förderschulsystem beruht im Kern auf einem Gesetz von 1938 – also aus der NS-Zeit.“ Erst 1994 hätten Eltern überhaupt die Möglichkeit erhalten, Kinder mit Förderbedarf in Regelschulen zu schicken. „Der Glaube, dass an inklusiven Schulen alle Kinder schlechter lernen, ist empirisch längst widerlegt – aber tief im System verankert.“
„Soziale Teilhabe ist ein Menschenrecht“
Für Moser ist klar, wohin die Entwicklung gehen müsste: „Jede Regelschule muss so aufgestellt sein, dass sie die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder berücksichtigt.“ Das bedeute integrierte Förderung statt Etikettierung, Beobachtung von Lernfortschritten statt Klassifikation. „Solche Konzepte existieren längst, sie müssten nur umgesetzt werden.“
Politisch aber, sagt sie, sei Inklusion derzeit kaum mehrheitsfähig. Rechte und konservative Parteien setzten wieder stärker auf Förderschulen. „Die Strategie, gesellschaftliche Probleme vermeintlich durch Exklusion zu lösen, ist sehr alt.“ Doch daran will sie nicht resignieren: „Die Uno-Behindertenrechtskonvention hat deutlich gemacht, dass uneingeschränkte soziale Teilhabe keine großzügige Geste ist. Soziale Teilhabe ist ein Menschenrecht.“ News4teachers
Hier geht es zum vollständigen Interview im Spiegel.
Standardisierte Aufnahme-/ und Testverfahren wären sicher schon mal ein Anfang.
An anderer Stelle schrieb ich schon mal über die standardisierten Aufnahmewochen für die Hilfsschulen der DDR. Wenn man die überarbeiten und an die jetzige Zeit anpassen wollen würde …. müsste man das Rad nicht komplett neu erfinden. Für andere Fö-Bedarfe gab es mMn. ähnliche standadisierte Kriterien…
https://buffl.co/de/community/c/638b2cdc47cb28b0ee47e035
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/23R6A2QZXJXXFNYZWBGEFMTQRKIDYOUX
Das Konzept der Förderschule widerspricht der Uno-Behindertenrechtskonvention.“ Den Beweis dazu im Text der Konvention zu finden versuche ich seit Jahren.
Artikel 24: “Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives Bildungssystem auf allen Ebenen.” Quelle: https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/menschenrechtsschutz/datenbanken/datenbank-fuer-menschenrechte-und-behinderung/detail/artikel-24-un-brk
Gerne auch mal die Vereinten Nationen selbst zu Rate ziehen – hier zum Beispiel: https://www.news4teachers.de/2023/09/mangelhafte-inklusion-die-vereinten-nationen-zeigen-sich-besorgt-ueber-die-verbreitung-von-sonderschulen-in-deutschland/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Beantwortet die von @OMG gestellte Frage aber nicht hinreichend.
Doch, tut es. Gerne auch noch Völkerrechtler befragen.
Wie hier: https://www.news4teachers.de/2017/09/hintergrund-inklusion-in-der-schule-was-die-un-behindertenrechtskonvention-wirklich-bedeutet-erklaert-von-einem-voelkerrechtler/
Oder hier: https://www.news4teachers.de/2023/08/staatenpruefung-zur-inklusion-deutschland-droht-blossstellung-vor-den-vereinten-nationen-weil-es-an-sonderschulen-festhaelt/
Es gibt übrigens auch keine Völkerrechtler, die das anders sehen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Na da steht aber nicht von “unter einem Dach”. Organisatorisch gelingt das auch, wenn eine FöS ein Satellit einer Regelschule an einem anderen Standort ist.
Und das soll im Wortsinne “integrativ” sein? Ist es zweifellos nicht.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Organisatorisch integriert, reicht doch.
Das ist so ignorant von Ihnen.
Das ist dann wieder genau die Parallelgesellschaft, die wir mit Inklusion abbauen müssen und die nichts mit den gleichen Menschenrechten zu tun hat.
Geistige und physische Unversehrtheit ist kein Verdienst, sondern Glück, das einem jeden Moment genommen werden kann.
(I-)Kinder in ein überfülltes Mangelsystem zu stecken ist auch nicht sonderlich inklusiv. Integrativ … Darüber kann man natürlich diskutieren. Wird eben in ein Mangelsystem dann “integriert”. Ob und wie sinnvoll das unter derzeitigen (schlechten) Bedingungen ist … Darüber sollte man eben auch diskutieren.
Egal, wie der Name lautet … Es ist nicht immer das drin, was drauf steht. Das wissen Sie ja auch. Daher … Es müssen die Rahmenbedingungen dafür (und für Weiteres) geschaffen werden. Ansonsten “scheitert” es weiterhin halt. Logische Konsequenz.
Sie finden a.a O. auch die Erläuterung, dass die UN-BRK nicht dem Konzept von Förderschulen widerspricht, s. https://www.news4teachers.de/2023/09/mangelhafte-inklusion-die-vereinten-nationen-zeigen-sich-besorgt-ueber-die-verbreitung-von-sonderschulen-in-deutschland/#comment-543781 (soeziell auch danals an Ihr Argument gerichtet).. Es ist nicht produktiv, diese Fehlannahme zu wiederholen.
Schon skurril: In einem Kommentar behaupten Sie, dass hier praktisch jeder für Inklusion sei, wenn die Bedingungen stimmen würden – um dann auf einen Kommentar von Ihnen selbst (Völkerrechtler sind Sie auch?) zu verweisen, warum Aussonderung der Inklusion angeblich nicht widerspricht.
Klar, so sieht begeisterte Zustimmung aus (Spaß).
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ich sehe da keinen Widerspruch!
Die derzeitigen Bedingungen der Inklusion sind grottenschlecht, warum also daran festhalten, wenn die Sonderschulen nicht der UN widersprechen? Es ist also nur ein Sparmodell der Politik.
Würde es wirklich um die betroffenen Menschen gehen, würde man ja die Bedingungen/Ressourcen für echte Inklusion schaffen. Das ist es, was Papo und andere (auch ich) immer wieder fordern: Schafft ausreichend gute Bedingungen, dann klappt es auch mit der Inklusion besser und dagegen hat kaum jemand etwas. Trotzdem bin ich persönlich der Meinung, dass es auch dann noch einige wenige Sonderschulen geben wird, geben muss, da Inklusion nicht für alle möglich ist, auch nicht unter den optimalsten Bedingungen (von denen wir uns eher entfernen, als annähern).
Sie sagen es
ES IST EIN sparmodell!
INKLUSION bedeutet also:
Förderschulen schließen und herunterfahren ( viel zu teuer )
Regelschulen stellen einfach ein paar Stühle dazu.
Die unterbezahlten Grundschullehrkräfte machen das mal so eben nebenbei.
So wie ich die UN-Behindertenrechtskonvention interpretiere, geht es darum, Behinderten den Zugang zu Bildung verbindlich zu ermöglichen. Dazu wird der Zugang zum staatlichen Bildungswesen eingefordert, um die Behinderten in die Gesellschaft zu integrieren.
Inklusion bedeutet ja “Teilhabe zu gewähren, zu ermöglichen”.
Wenn FöS gegen die UN-Konvention verstoßen würden, dann verstehe ich nicht, warum Werkstätten für Behinderte und Pflegeheime nicht geschlossen werden.
Die meisten denken doch bei “behinderten” SuS in allererster Linie an Rollstuhlfahrer, Menschen mit Trisomie, Seh- und Hörgeschädigte, Kinder und Jugendliche mit ADHS/ADS und evtl. auch an “lernschwache” SuS. Die Vielzahl von Kindern und Jugendlichen mit nicht diagnostizierten psychischen Symptomen gelten ja ebenso als Regelschüler wie solche mit chronischen Krankheitsbildern wie Diabetes. Das sind die Gründe, warum sich die Gesellschaft mehrheitlich für die Inklusion ausspricht.
Im konkreten Fall als betroffene Elternteile, deren Kind mit einem Kind mit Förderbedarf GE oder mehrfacher Behinderung gemeinsam unter den real existierenden Inklusionsbedingungen beschult werden soll, schwindet die Zustimmung rapide. Dabei werden die ohnehin überforderten Lehrkräfte an den Pranger gestellt, weil sie es nicht schaffen allen Kindern gerecht zu werden. Die Befürchtungen, das eigene Kind könne unter den bestehenden Bedingungen am Ende der Grundschulzeit Lerndefizite haben, die den Übergang bzw. die anschließende erfolgreiche Beschulung an einem GY gefährden könnten, lässt sie auf die Barrikaden gehen. Die aus der Situation resoltierenden Forderungen werden aber allenfalls an Lehrkräfte und Schulleitungen gerichtet und nicht an die politisch Verantwortlichen.
Und der Politik fällt auch nichts Besseres ein als mit dem Zeigefinger auf die “faulen Säcke” zu zeigen und Yoga-Kurse zu empfehlen.
Ja, Inklusion an Regelschulen kostet enorm viele Ressourcen einschließlich hoher finanzieller und personeller Mittel, die den Schulen fehlen. Und diese Mittel können aus vielerlei Gründen nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt werden. Somit sind Schulenzwungen die Probleme mit “bordeigenen” Mitteln so gut wie möglich zu lösen, um am Ende keinem mehr gerecht zu werden.
Noch eines, die Ressource, die Schulen am meisten fehlt, ist Zeit – Zeit um mit den SuS abseits des Lehrplanes und der nächsten Prüfungstermine Inhalte zu vermitteln, die sie in erster Linie zur Teilhabe an der Gesellschaft befähigen und nur in zweiter Linie als Teilnehmer am Markt – sowohl als Verbraucher als auch als Arbeits-kräfte – zu befähigen. Also mehr Verfassungs-Stunden statt “Viertelstündchen” und weniger Rechtsschreibregeln.
Behindertenwerkstätten stehen genau so in der Kritik. Gerne hier nachlesen: https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/aktuelles/detail/segregierende-strukturen-des-werkstatt-systems-aufbrechen
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Behindertenwerkstätten schließen wäre also die Lösung?
Wohin dann mit diesen Menschen?
Ich kenne persönlich einesolche Werkstatt sehr gut (meine Cousine leitete diese einige Jahre) – dort wurden erwachsene Menschen für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt vorbereitet. Es handelte sich um Menschen mit kognitiven, körperlichen und/oder psychischen Beeinträchtigungen. Alle benötigten intensive, individuelle Förderung. Sie hatten schon verschiedene Maßnahmen/Ausbildungen … abgebrochen. Sie fühlten sich in dieser Werkstatt erstmalsangenommen, als”Gleiche unter Gleichen” erstmalig angenommen! Einige (wenige) schafften dann nach Ablauf dieser Maßnahme doch noch den Weg in reguläre Arbeit. Leider nicht alle, denn das “normale” Leben, der “normale” Arbeitsmarkt ist sehr hart und ungerecht und bei einigen waren die persönlichen Probleme/Defizite doch zu gravierend. Hätten diese Menschen bessere Möglichkeiten in anderen “inklusiven Werkstätten” oder Ausbildungen? Dort waren sie gescheitert!
“Wohin dann mit diesen Menschen?” In die Betriebe, in die Unternehmen, ins gesellschaftliche Leben – genau das ist Inklusion.
Genau – deshalb zahlen Unternehmen ja auch lieber die Ausgleichsabgabe als Menschen mit Beeinträchtigungen auszubilden und zu beschäftigen.
Genau so! Aber das sehen Menschen, die kaum7keine praktische Erfahrung in der tagtäglichen Arbeit mit Menschen verschiedenster Beeinträchtigungen haben nicht. Die rosarote Brille “(Wir wollen das aber so, weil wir wissen, wie es geht.”) lässt keine objektive, realitätsnahe Sicht auf das Problem zu. Seit Jahren drehen sich hier die Diskussionen dazu im Kreis. Es ist ermüdend!
Sie werden sich weiter drehen: Die UN-Behindertenrechtskonvention ist in der Welt – und Betroffene fordern ihre Rechte ein.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ja und? Wenn die einen lautstark ihre Forderungen erheben, können sich die anderen doch die Ohren zuhalten. Sie verstehen? Sender-Empfänger-Modell oder auch man kann nicht nicht kommunizieren.
Aber ja, auch wenn Sie ein Autoritätsargument (also ein Nichtargument) bemühen wollen: Völkerrecht war natürlich Teil meines Studiums – Sie erinnern sich, Politologie. Sie erinnern sich auch (es steht im verlinkten Kommentar), dass der Inhalt der UN-BRK keine Frage des Völkerrechts ist? Wäre eher eine Frage von Staats-/Verfassungsrecht (noch mehr mein Metier).
Haben Sie denn irgendwelche Belege, dass hier nicht praktisch jeder für Inklusion ist, wenn die Bedingungen stimmen würden?
Haben Sie auch argumentativ etwas meinen Ausführungen im verlinkten Kommentar zu erwidern? Mein Kommentar bietet Ihnen eine kursorische Rechtsexegese gem. derer üblchen Anforderungen, ein Problem ganzheitlich teleologisch, grammatisch, systematisch und historisch-genetisch zu betrachten. Das ist mehr, als Sie und die Ihrerseits referierten ‘Autoritäten’ bieten, die stellen lediglich Tatsachenbehauptungen ohne Elaboration auf (und dies – btw – auch nichtmal in Ihrem Sinne). Dem darf man ja inhaltlich widersprechen, das Diskursniveau ist damit aber gesetzt.
“… dass hier nicht praktisch jeder für Inklusion ist, wenn die Bedingungen stimmen würden?”
Genau so sehe ich das auch! Ich kann mich an keinen Kommentar erinnern (in den letzten 4-5 Jahren), der sich absolut gegen Inklusion ausgesprochen hat. Allen ging es um die besten Bedingungen für alle Schüler, ob mit oder ohne Fö-Bedarf!
Wie sieht es mit Verfassungsrechtlern aus?
Wie mit Bildungsexperten?
Wie mit Lehrkräften [“ausführende Partei/Ebene”]?
Das ist ja doch perspektivisch etwas komplexer, als es hier dargestellt wird ….
“Es gibt übrigens auch keine Völkerrechtler, die das anders sehen. ”
Das ist ebenfalls eine sehr gewagte Aussage … “Keine” ist normalerweise immer etwas … Schwierig. Aber ja, nahezu alle. Bei “keine” bin ich mir nicht so sicher.
Da geht es eben auch darum, wie etwas gemacht wird. Und natürlich kritisieren auch viele Völkerrechtler halt die Rahmenbedingungen. Auf systemischer Ebene vor allem. Klar. Und das wird hier doch auch gemacht. Daher wäre das auch ein Strohmann irgendwie … Aber gut.
Völkerrechtler: Inklusion ja. Rahmenbedingungen dazu unbedingt verbessern.
Verfassungsrechtler: Konvention kann man so oder so auslegen und sehen. Gibt da halt perspektivische Sichten, welche man diskutieren kann.
Lehrkräfte: Inklusion ja, aber sinnvoll eben nur mit Rahmenbedingungen diesbezüglich.
Wo liegt man hier so weit auseinander?
Sind eben unterschiedliche Bezugsfelder und “Ebenen”. Fordern kann ich auch viel, wenn ich es nicht selbst durchführen muss. Das ist normalerweise immer sehr einfach.
Wie viele Völkerrechtler stehen denn in der Schule “vor den Kindern”?
Und schon hat man die Eben auch erfasst …
Faszinierend, wie immer wieder Experten anderer Disziplinen als Einzelexpertengruppe als Hauptargument und vermeintliches Autoritätsargument eingebracht werden, welche zwar auf ihrem Gebiet durchaus sinnvoll argumentieren und richtig liegen, aber als Gesamtsicht eben nur einen Teilbereich darstellen. Wie sieht es denn mit den anderen Gruppen aus?
Zusatzfrage: Wieviele der 186 Länder, welche der Konvention zugestimmt haben erfüllen denn tatsächlich diese (vollumfänglich)?
Gerne absolut und/oder in prozent.
Sind wir da “soviel schlechter” als alle anderen Länder? Und ja … Whataboutism. Allerdings interessiert mich das tatsächlich. Sowohl als Kritikpunkt [wie realistisch wären/sind diese Vorgaben demnach] und als Informationspunkt für mich. Ich lerne gerne auch etwas dazu.
„Weil Schulen sich auf den „Plan B“ Förderschule verlassen könnten, fehle der Druck, Unterricht tatsächlich inklusiv zu gestalten.“
Klar. Sind wieder die bösen Schulen, sprich die faulen Lehrer, die einfach ihren Unterricht nicht inklusive gestalten wollen.
Ganz ehrlich: mir reichts!
Das ist, wie wenn du dein Haus behindertengerecht umbauen sollst, die Treppe rausreißen musst für den Fahrstuhl, während du drin wohnst. Gefördert wird es mit einem Eimer Sand.
Danke! Sehr passendes Bild!
Klar … “Wir” haben ja auch gar keine I-Kinder an Schulen. Ist doch logisch.
Und weil alle Langeweile haben … Ist das reine Boshaftigkeit, dass man I-Kindern keinen individuell angepassten Unterricht und Einzelförderung erteilen will. Kennt man auch.
Wer wundert sich denn da noch bei solchen Narrativen? Faules Pack – echt ey.
“Immer mehr Kinder bekämen das Etikett „sonderpädagogisch förderbedürftig“, obwohl sie es gar nicht seien.”
Ist politisch so gewollt und schon immer das Problem gewesen. Förderschwerpunkt Lernen ist halt alles unter dem Begriff “Kommt bei uns nicht mit” – zuletzt reichen da schon die “faulen” Eltern aus, um eine “Lernbehinderung” festzustellen. Aber das hatten wir ja zu Genüge -___-
“Moser spricht in diesem Zusammenhang vom „Inklusionsparadoxon“: Einerseits steigen die Zahlen der Kinder mit Förderbedarf, andererseits bleibt die Zahl der Förderschüler nahezu konstant.”
Die Mehrheit will keine Menschen mit Behinderung bei sich in der Klasse und will den eigenen Unterricht, geschweige die Schulhabe, auf Teilhabe, Inklusion und die aktuelle Lebenswelt ausrichten.
Wo soll da ein Paradoxon vorliegen, dass die sich mit allen Kräften gegen Inklusionsschüler*innen einsetzen?
Das stimmt nicht. Die Mehrheit der Lehrer ist laut Umfragen nicht gegen Inklusion. Viele wollen vermutlich deswegen keine inklusiven Schüler, weil sie mit allen auftretenden Schwierigkeiten alleine dastehen: Förderunterricht existiert nicht, kein Sonderschullehrer, kein Helfer, aber 28 Grundschüler, seitenlange Förderpläne, und Hilfeplangespräche, in denen mir lauter schlaue Leute sagen, wie ich das Kind nebenbei ganz toll fördern kann.
Ihre immer gleichen insinustiven Strohmänner auch zu diesem Thema, ad nauseam entgegen jeder Korrektur derselben hier seit Jahren wiederholt, sind enervierend. Niemand ist gg. Inklusion, die tatsàchlich Inklusion und entsprechend ‘aufgestellt’ ist. *gähn,
Wenn hier (nach 16 Jahren UN-Behindertenrechtskonvention) unwidersprochen von Lehrkräften und Schulleitungen immer wieder die Frage aufgeworfen wird, was denn bitteschön gegen Förderschulen/Sonderschulen spreche – dann klingt das wie vieles. Aber nicht wie ein Bekenntnis zur Inklusion.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Mag daran liegen, dass die UN-BRK dem Förderschulwesen nicht widerspricht, s. https://www.news4teachers.de/2023/09/mangelhafte-inklusion-die-vereinten-nationen-zeigen-sich-besorgt-ueber-die-verbreitung-von-sonderschulen-in-deutschland/#comment-543781. Sorry, aber m.E. schreiben Sie diesbzgl. aus Betoffenheit und erliegen einem Bias, statt sich unbefangen mit dem tatsächlichen Wortlaut der UN-BRK auseinanderzusetzen, da hilft auch kein Verweis auf Völkerrechtler ad verecundian (ist ja auch keine völkerrechtliche Frage).
Nennen Sie uns eine seriöse juristische Quelle (außer Sie selbst), die Ihre Behauptung stützen würde – es gibt sie nicht.
Gerne nochmal Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention im Wortlaut: “Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives Bildungssystem auf allen Ebenen.” (Hervorhebung von uns zum leichteren Lesen)
Da steht eben nicht: “betreiben sie Sonderschulen, wenn sie Lust dazu haben”.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“integrativ” ist aber nicht gleichbedeutend mit “inklusiv”.
In dem UN-Artikel steht: “gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives Bildungssystem…”
Da steht nicht “inklusives” Bildungssystem.
Eine Sonderschule ist nicht integrativ – sonst wäre es ja keine Sonderschule. Herzliche Grüße Die Redaktion
Eine Förderschule ist sehr wohl integrativ. Sie integriert die Schüler mit Förderbedarf in das Schulsystem.
Nach der Logik ist auch Schloss Salem integrativ – Reiche integrieren sich gegenseitig.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Nee, die legen Wert darauf exklusiv zu sein.
Aber – Salem integriert Schüler aus verschiedenen Ländern und für die Internatsschüler gilt sicherlich der Unterbringungsstandard “all inclusive“.
Sorry, für neuerliche Wortklauberei. Der Clown vom Frühstück ist schuld! 🙂
In erster Linie wird das Schulgeld in den Etat von Salem “integriert” “inklusive” weiterer Zuwendungen, die den Schulabschluss ermöglichen.
Es gibt Clowns mit Zwillingen:)
Nach der Gegenlogik müsste man allerdings generell auf “Schule für alle” gehen. Dementsprechend dürfte es auch kein gegliedertes Schulsystem geben.
Das ist alles “nicht integrativ” der Ansicht nach.
Oder gilt das “nur” für manche Kinder dann? Also I-Kinder bspw.
Also wäre demnach nicht die einzige sinnvolle Schlussfolgerung: Gesamtschulen ohne Kompromiss? Privatschulen komplett abschaffen?
Nur mal so als Frage(n).
Stichwort ‘unbestimmte Rechtsbegriffe’ (rechtswissenschaftl. Fachbegriff) – “integrati[v]” bedarf der teleologischen, grammatischen, systematischen und historisch-genetischen Rechtsexegese (wie im noch nicht freigeschalteten Kommentar meinerseits erläutert).
Diesbzgl. ist Art. 24 UN-BRK auch nicht isoliert rezepierbar, sondern ausschl. im Kontext auch der übrigen einschlägigen Normen der Konvention…
… und dort ergibt die ganzheitliche Betrachtung nicht, dass Förderschulen nicht mit der Konvention vereinbar wären (ausführlichere Erläuterungen a.a.O.).
Am Ende bleibt Ihre Interpretation und meine Erläuterung, was diese übersieht resp. meine Kritik, dass Sie Normtexten eine Eindeutigkeit in Ihrem Sinne zuschreiben, die sie objektiv nicht haben.
Treten Sie damit vor den Vereinten Nationen auf – wir berichten dann gerne darüber.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Also organisatorisch nicht räumlich integrieren.
Wären dann aber spezielle Förderklassen an Regelschulen okay? Gab/gibt es z. B. an Brandenburger GS.
Das hängt wohl von der Art und Weise ab. Dauerhaft separierte Förderklassen sicher nicht, zeitlich begrenzte Förderung außerhalb der Regelklassen womöglich schon. Herzliche Grüße Die Redaktion
Förderschule …
Abgesehen davon ist eine zieldifferente Beschulung innerhalb einer Klasse auch nicht wirklich integrativ, weil jegliche Zusammenarbeit entfällt. Das gilt umso mehr, je höher die Jahrgangsstufe ist.
Förderschule … ist ein Euphemismus für Sonderschule, was denn sonst? Jede andere Schule fördert doch auch, oder?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Vor 20-25 Jahren wurden die Sonderschulen in Förderschulen umbenannt.
Wurden die Sonderschulen damit für alle Schüler geöffnet?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Worin besteht denn der Wortsinn von ein “öffentliches Gebäude”.
Ich zitiere die Redaktion:
“Jede andere Schule fördert doch auch, oder?”
Also egal, ob Regel-, Sonder- oder Förderschule?
Dann ist das Problem doch gelöst, oder?
Langsam blicke ich bei diesen ganzen “Wortspielereien” nicht mehr durch. Ich hoffe, Sie haben noch den Überblick.
Förderschule für alle! Dann ist das Problem gelöst. Herzliche Grüße Die Redaktion
Warum nicht, wenn die Ausstattung (materiell und personell) auf die Bedürfnisse aller optimal abgestimmt ist.
Haben wir doch längst, solche Förder-Regelschulen oder gern auch Regel-Förderschulen. Sind alle Kinder in einem Raum: wie gewünscht. Schauen Sie sich doch einfach die Berichte hier an.
Sind nur ziemlich schlecht gemachte Förderschulen, diese Regel-Förderschulen: 30 statt 8 Kinder, für Sonderpädagogik unausgebildete Lehrkräfte, fehlende Ausstattung der Räume, generell fehlende Räume, fehlendes Personal.
Und ums klar zu sagen: das liegt NICHT in der Verantwortung der Lehrkräfte, wie im Artikel behauptet wird. So richtig gefördert wird hier nur der Landeshaushalt – die Kinder und Lehrkräfte bleiben dabei auf der Strecke, egal ob mit oder ohne Förderbedarf.
Ich sehe hier kein einziges gelöstes Problem, sorry.
Also doch Förderschulen als gegliedertes Prinzip? Und alle SuS dürfen sich aussuchen, wo sie hingehen?
Ob sie dann ohne Abschluss dastehen usw. … Ist dann irgendwo “Eigenschuld”? Oder dann wieder “die Schulen/LuL”?
Man muss halt schon überlegen, was man will und wie man es will. Und dann kann man überlegen unter welchen Bedingungen dies sinnvoll wäre.
Das wüsste man auch. Wird nur nicht gemacht. Kosten sparen und so …
Also egal welches System … Wie wäre es mal grundlegende Rahmenbedingungen zu stellen, bevor man immer weiter und weiter gesamtgesehen “in den Abgrund” fährt? Wäre doch eigentlich auch mal “cool”?
Es kommt auf den Grad der Förderung bzw. auf das Verhältnis zwischen Fördern und Fordern an.
Man könnte ja auch mal mehr Fordern fordern. Das scheint aber in unserer Gesellschaft inzwischen allgemein eher sehr verpönt zu sein.
Tatsächlich denke ich, dass das eines der größten Probleme in den sog. westlichen Gesellschaften ist. Das Verhältnis ist aus dem Gleichgewicht geraten.
Fördern denn nicht alle Schulen die SuS, die sie beschulen?
Warum gibt es denn Schulen, die eigens Förderschulen heißen – wenn das Fördern eigentlich völlig normal ist? Gibt ja auch keine Schülerschulen.
Aber im Ernst: Der Begriff “Förderschule” ist lediglich ein Euphemismus für Sonderschule, der eingeführt wurde, weil er besser klingt. Auf den Sinn hat damals augenscheinlich niemand geachtet. Ähnlich wie in Bayern, wo die unbeliebte Hauptschule in “Mittelschule” umbenannt wurde – mit dem Logikfehler, dass es unterhalb der Mitte nichts mehr gibt. (Außer natürlich Sonderschulen, die aber jetzt Förderschulen heißen.)
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Also ist das Problem der Name? Da findet sich doch sicher eine zufriedenstellende Lösung? Wie wäre es mit “POS für alle und jeden” ?
Nein, das Problem ist nicht der Name. Der Name soll das Problem verschleiern. Herzliche Grüße Die Redaktion
… und “jeden” – wollen Sie etwa Abschied nehmen von der Koedukation?
Ganz einfach, weil der Begriff Sonder- oder Hilfsschule nicht mehr opportun erschien.
Btw es heißt Mittelschule nicht weil um die Mitte geht sondern um die Mittel, die sich einsparen lassen. Die Mittelschule ist lediglich ein Mittel gewesen, eine Bildungsreform zu propagieren.
Zwei Aussagen der Redaktion:
“Förderschule für alle!”
“Förderschule … ist ein Euphemismus für Sonderschule, …”
Ich bin immer mehr verwirrt. Welchen Namen schlagen Sie denn vor, der das “Problem löst”?
(Stöhn.) Es geht nicht um Namen. Herzliche Grüße Die Redaktion
Doch, genau darum geht es. Letztendlich braucht nämlich alles einen Namen.
“Resterampe” geht evrmutlich auch nicht, erinnert wohl zu stark an Auschwitz und Euthanasie, oder?
Was mich aufregt; geht es darum die Betroffenen bestmöglich zur Teilhabe zu befähigen oder schlicht und allein um das Festhalten an maximalen, ideologisch motivierten Forderungen?
Ich habe keine Ahnung, ob Kinder ohne entsprechende Diagnose von einer Förderschule aufgenommen werden durften und aktuell noch dürfen.
… oder in Förderzentrum.
Und aus Bruchbau wurde versatzloser Abbau. Ändert am Abbauverfahren nicht die Bohne.
Immer diese Wortklaubereien …
Sorry! 🙂
Hauptsache inklusiv schlecht integriert – oder so:)
Das hängt mit der Übersetzung zusammen. Im Original steht „inclusion“.
@Redaktion, potschemutschka und tatsächlich Interessierte:
Ich empfehle sehr die verlinkte Dissertation von C.-W. Klose („Kinder und Jugendliche mit Körperbehinderung im gemeinsamen Unterricht.
Befunde aus nationaler und internationaler Bildungsforschung und ihre
Bedeutung für Inklusion und Schulentwicklung“).
Ist zwar von 2012, aber zum Thema immer noch hochaktuell.
https://www.pedocs.de/volltexte/2019/17398/pdf/Klose_Walter_Kinder_und_Jugendliche_2012.pdf
Danke für den link. Aber da geht es “nur” um Körperbehinderte, bei denen ist Inklusion/Integration nach meiner Einschätzung “einfacher” umzusetzen, da zielgleich beschult wird. Es gibt aber eben wesentlich mehr Schüler mit verschiedensten Fö-Bedarfen und nicht nur die “typischen Rollis und Downies”.
*insinuativen
Hmmm, also laut der Studie, die Sie mir letztens als neueste Entwicklung verkaufen wollten, werden folgende Lösungsansätze als am wahrscheinlichsten erachtet:
Ja was den nun? Haben Sie die eigenen Studien, die Sie empfehlen nicht im Kopf? Oder haben Sie gar keine Ahnung und verlinken Quellen, die Sie gar nicht gelesen haben?
Sie zitieren aus der Studie von R. Z.:
“die Diagnosekompetenzen von Lehrkräften haben sich verbessert– die Förderschulkräfte in den Schulen haben einen größeren Überblick”
Das erklärt doch aber dann folgendes aus dem Artikel oben:
dass “…immer mehr Kinder ein sonderpädagogisches Etikett bekommen.”
Also doch nichts mit der angeblichen “Etikettierungsschwemme”
Die Lehrer erkennen jetzt eben besser und genauer, wann ein Fö-Bedarf vorliegt.
Habe ich da einen Denk-/Verständnisfehler? 🙂
“Habe ich da einen Denk-/Verständnisfehler?”
Nein, Klemm führt insgesamt vier Gründe für die höhere Anzahl an Förderkindern an, u.a. auch den von Frau Moser. Allerdings stützen die Befragungen von Eltern anscheinend eher die letzten beiden, die ich oben angeführt habe. So klar ist “die Wissenschaft” eben nicht.
In der Studie von Klemm und Co. werden die Gründe nämlich abgewogen und damit klingt das Ganze deutlich differenzierter, als bei Frau Moser, deren Erklärung “eindeutig” ist. Interessant, nicht wahr? 😉
„ Die Lehrer erkennen jetzt eben besser und genauer, wann ein Fö-Bedarf vorliegt.
Habe ich da einen Denk-/Verständnisfehler?“
Nein. Aber Frau Prof. Moser trifft wohl des Öfteren Schlussfolgerungen, die aus den vorliegenden Daten so nicht ableitbar sind.
Aus einem Spiegel-Interview von 2022:
„ Dies lässt sich mit Daten aus der bundesdeutschen Bildungsberichterstattung von 2018 illustrieren: Während 71 Prozent der Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Förderschulen keinen Schulabschluss erreichen, trifft dies für ihre Beschulung in Regelschulen in Hamburg nur für 29 Prozent und in Thüringen nur für 36 Prozent zu.“
Schlussfolgerung Frau Prof. Moser:
„ Mit anderen Worten: Wer – aus welchen Gründen auch immer – nicht auf einer Regelschule landet, hat damit ein mehr als doppelt so hohes Risiko wie eine Regelschüler:in, am Ende keinen Schulabschluss zu machen.“
Und diese Schlussfolgerung ist zwar formal korrekt, allerdings genauso wertvoll wie: „Zum Putzen der Wohnung haben Sie zwei Staubsaugertypen: einen mit stark verminderter und einen mit hoher Saugleistung. Die Personen, welche mit ersterem saugten, haben ein doppelt so hohes Risiko, ihre Wohnung nicht staubfrei zu bekommen wie die Personen, die einen Sauger mit hoher Leistung nutzen“.
Für einen sinnvollen Vergleich beider Gruppen müssen die Vorraussetzungen, sprich die betrachteten Förderbedarfe beider Gruppen (Regelschule-Förderschüler und Förderschul-Förderschüler) gleich sein. Das allerdings ignoriert Frau Prof. Moser und unterstellt damit, dass z.B. dasselbe Kind mit dem Förderschwerpunkt Lernen oder geistige Entwicklung an einer Regelschule einen Regelschulabschluss erhalten würde, an einer Förderschule jedoch nicht. Den Beweis dafür bleibt sie schuldig. Sie schlussfolgert weiter, dass dementsprechend die Förderung dieses Kindes an der Regelschule besser erfolgt als an der Förderschule: nun, dazu möge jeder seine eigenen Kenntnisse der Förderung von Kindern mit sonderpädagogischen Bedarfen an seiner Schule einfließen lassen.
Ich finds problematisch, was Frau Prof. Moser hier über Lehrkräfte an Regelschulen aussagt: dass sie verantwortlich seien dafür, dass Inklusion nicht funktioniert. Weil sie sich nicht wirklich reinhängen würden.
Dafür gibt’s meines Wissens keine empirischen Belege.
https://www.spiegel.de/panorama/bildung/chancengleichheit-das-leere-versprechen-des-deutschen-schulsystems-a-1fe759aa-f275-4aff-99d5-b6160fd7df23
Kernobst ist eben leicht zu vergleichen, wie am Bsp. von Äpfeln und Birnen zu sehen ist. Als Most sind beide hinsichtlich der Konsistenz absolut vergleichbar.
Was sagen Sie eigentlich, als studierter Sonderpädagoge der jüngeren Generation, zu den bei Ihnen, in Ihrem BL, angewandten Diagnoseverfahren? Wie stellen Sie sich persönlich eine objektive Feststellung des Fö- Bedarfes eines Schülers vor? Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
Sie können sich dabei gern auf den/die Förderbedarfe, die Sie studiert haben beschränke und das, was Sie im Studium lernten mit Ihren jetzigen beruflichen Erfahrungen vergleichen.
Sorry, aber Frau Moser hat keine Ahnung, wie die Realität ist. Wie kann sie Bildungsforscherin sein?
Bei uns gibt es gar keine Förderschullehrkräfte. Höchstens ein paar Studenten mit TvH-Verträgen, welche den Regelschullehrer beraten wollen.
Diese Bildungsforscher, die immer hohe Perfomance und High Quality erwarten, haben nicht den Hauch einer Ahnung, wie Schulen runtergewirtschaftet wurden.
Vergessen wir mal die Förderschullehrkräfte… Es gibt kaum noch ausgebildete Regelschullehrkräfte. Wir stellen mittlerweile fast alles ein.
Apropos Menschenrecht: Wieso soll Inklusion in der Schule eigentlich im besonderen Maße gelebt werden.
Ich würde mir auch Fußballmannschaften mit Menschen wünschen, die nicht so gut kicken können.
Oder Universitäten, an denen man studieren kann, auch wenn man nicht unbedingt dazu befähigt ist.
Die Profs. dort schaffen das schon. Kann ja ab und zu mal jemand reinschauen und beraten. Vielleicht dann Beratung durch die eigenen Studenten in einer zusätzlichen Koordinationsstunde.
Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin für die Inklusion, aber so wie sie hier gelebt wird, ist sie eine Katastrophe für alle Beteiligten. Damit meine ich nicht nur die inklusivbeschulten Kinder, sondern auch die Kinder ohne Förderbedarf, die auch ein Recht haben, ihren Abschluss zu erlangen ohne ständige Störung durch Kinder mit teils heftigen emotional-sozialen Förderbedarfen.
Genau das!
“Apropos Menschenrecht: Wieso soll Inklusion in der Schule eigentlich im besonderen Maße gelebt werden.”
Vielleicht, weil es hier um Kinder und Jugendliche geht. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Wie Inklusion in Deutschland aktuell betrieben wird, ist mehr als kritikwürdig. Das sehen wir von der sozialen Arbeit ganz genauso.
Ja, generell um Kinder und Jugendliche.
Betrifft dies nur die Schule? Warum denn? Sollte das nicht generell gesellschaftlich ein Fokuspunkt sein? Dann könnte das vielleicht auch “in Symbiose” Wirkung entfalten?
Dazu: Sollte es nicht eigentlich Sinn und Ziel sein, dass jedes Kind/jeder Jugendliche möglichst individuell und gut beschult wird?
Wie sieht es mit “sinnvolle Inklusion” denn aus? Kann das überhaupt ohne Rahmenbedingungen stattfinden? Genau das wird halt kritisiert.
Wer ist für Rahmenbedingungen denn Hauptzuständig? Wer arbeitet mit (nicht) vorhandenen Rahmenbedingungen? Und wieso?
Fragen über Fragen …
Eines steht halt fest … Ohne sinnvolle Rahmenbedingungen klappen selten Sachen. Und dann oft nur, weil man diese “selbst stellt” durch “Ausbeute” und Kosteneinsparungen [zumindest für eine Seite …].
Also konkret: Wo will man hin? Wie will man hin? Was wird gemacht? Kann das so klappen?
Und schon hat man eigentlich oftmals eine Richtung. Und die ist hier eben … “So klappt das eher nicht” – oder?
Im besonderen Maß, weil wir die Gesellschaft der Zukunft aufbauen in Schule. Und die Gesellschaft der Zukunft soll toleranter sein und nicht ausgrenzen. Es wäre wünschenswert, wenn jeder in der Schulzeit mit aller “Art” Menschen aus der Gesellschaft in Kontakt kommt und dort den Umgang miteinander lernt. Seien es nun arme, reiche, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Behinderung, mit hoher oder niedriger Intelligenz, mit großer oder geringer Frustrationatoleranz usw. Damit unsere Gesellschaft einfach funktioniert.
Ansonsten stimme ich voll zu.
“Moser kritisiert … „Oft steht gar nicht das Lernverhalten im Mittelpunkt, sondern die Persönlichkeit.”
Wieder eine Aussage, die ich nicht verstehe. Müsste es nicht umgekehrt so heißen: “Oft steht gar nicht die Persönlichkeit im Mittelpunkt, sondern (nur) das Lernverhalten.” ?
Denn das Lernverhalten ist das, was Lehrer in der Schule am besten sehen und einschätzen können. Die Persönlichkeit des Schülers, seine Umwelt, seine sonstigen Stärken und Schwächen, die häuslichen/sozialen Bedingungen kann ein Lehrer (, der vielleicht nur wenige Stunden in der Klasse unterrichtet, vielleicht erst kurze Zeit in dieser Klasse ist und bei 25 und mehr Schülern) oft recht schwer beurteilen.
Sollte Frau Moser dies tatsächlich so gesagt haben, wüsste ich gern, welche Definitionen von Persönlichkeit und von Lern(verhalt)en sie im Sinn hat.
https://www.psychomeda.de/lexikon/persoenlichkeit.html
https://lexikon.stangl.eu/551/lernen
Nach meinem Verständnis ist das Lernverhalten in gewissem Sinne ein Teil der Persönlichkeit und wird durch diese Persönlichkeitsmerkmale, sowie andere Umstände beeinflusst. Für die Diagnostik von Fö-Bedarfen ist es mMn. unbedingt wichtig, nicht nur das Lenverhalten zu begutachten, sondern die gesamte Persönlichkeit des Kindes und seine Lebensumstände. Aber genau dafür fehlen Zeit, Personal iund andere ressourcen (standartisierte Diagnostikverfahren).
Ich bin auch nicht sicher, aber aus dem Kontext vermute ich, dass Frau Moser meint, ein Schüler, bei dem die Schule / der Lehrer ausreichend spezifisch das individuelle Lernverhalten unterstützt, hätte die Diagnose (das „Etikett“) sonderpädagogisch förderbedürftig“ (als Teil seiner „Persönlichkeit“) nicht nötig. Oder kurz: Ein Schüler, der ausreichend gefördert wird, hat keinen Förderbedarf …
Hmmm, was ist “Lernverhalten” nach Frau Moser? Gibt es also keine kognitiven o. a. Beeinträchtigungen? Lässt sich alles “wegfördern”, wenn Lehrer nur wollen? Also Abitur für alle?
Wenn Ärzte ihre Patienten richtig ausreichend, spezifisch und individuell therapieren würden, gäbe es keine Kranken mehr?
Wie gesagt, ich bin nicht sicher, vielleicht gibt der Spiegelartikel ja mehr Aufschluss.
Leider Bezahlschranke!
Als ehemaliger I-Helfer kann ich voll bestätigen, dass Kinder dadurch einen Stempel aufgedrückt bekommen, die können ein normales Sozialleben vergessen. Die ganze Zeit sitzt so ein Erwachsener neben dir und es ist, von den Fällen mit ganz offensichtlicher Behinderung mal abgesehen, so unnötig und nutzlos. Am Ende konnte ich den Kindern mit ihren sozial-emotionalen Problemen oder Lernschwierigkeiten nicht wirklich helfen, weil die Familien die Probleme in die Schule verlagern, statt sich in professionelle Therapie zu begeben. Denn bei genauerem Hinsehen wird klar das dort die Ursachen liegen. Wie gesagt, Kinder mit angeborenen körperlichen und geistigen Behinderungen etc. ausgenommen.
? Schulbegleitung und Förderstatus haben nicht zwingend etwas miteinander zu tun. In meiner Klasse hat das Kind mit Schulbegleitung keinen Förderstatus.
Und umgekehrt: keines unserer Förderkinder hat einen Schulbegleiter genehmigt bekommen.
Allerdings gibt es auch SuS, welche ohne Schulbegleitung halt schlichtweg nicht sinnvoll beschult werden können. Auch das ist die Realität.
Und ja … Muss bzw. müsste man halt auch immer überlegen, wo eine Schulbegleitung sinnvoll ist und wo nicht. Und ebenfalls müss(t)en hier alle Seiten “mitziehen”. Auch hier gibt es durchaus einige kritische Punkte …
– Mangel
– Stigmata
– Elternwillen
– Zusammenlegungen
– Stundenstreichungen
– Fragwürdige Zuteilung(en) und Einsatz(bereiche)
Sehe ich auch so … Musste ich auch recht klar lernen, dass das immer so ein +/- ist.
Ist für viele Schulbegleitungen auch nicht so einfach.
Und ja … Oftmals müsste auch mehr in Richtung Therapie und Lerntherapie zusätzlich kommen.
Auch hier … Mangelbereiche. Dazu eben sozial-psychologische Ebene und nicht jeder kann/will dies sich eingestehen.
Alles nicht so einfach. Kostet viel Zeit und Gedult, dazu Nerven. Alles irgenwo heutzutage Mangelware.
Das grundsätzliche Problem ist die sogenannte Inklusion und wie sie durchgeboxt werden soll. Dafür werden dann solche Expertinnen bezahlt, … schreibt ein Vater eines (mehrfach) behinderten Sohnes, der beste Erfahrungen mit einer guten Förderschule gemacht hat.
In seiner Tendenz entspricht die Position Mosers der Ideologie der Teilhabe. Demnach kann kein Mensch so behindert sein, dass er nicht gefordert werden könne. Es gibt sie aber doch, die vollkommen hilflosen Menschen, die nie auf sich allein gestellt klarkommen. Diese Menschen brauchen keine Teilhabe, sondern Fürsorge. Und genau das fehlt heute!
Das Wort „Fürsorge“ hat mir in der gesamten Diskussion um Teilhabe gefehlt. Es ist mir erst aufgefallen, als Sie es geschrieben haben. Ich hatte oft den Gedanken, dass vor allem Schwerbehinderte von zu viel Teilhabe schnell überfordert sein können, wenn sie keine Wahl haben. Und diese Wahl gehört zur Fürsorge.
Vielen Dank, dass Sie es beschrieben haben.
jetzt brauchen wir nur noch einen guten Betrag, wie wir das “System” ändern
Ja, Teilhabe ist ein Menschenrecht. Aber genau so ist angstfreies Lernen ein Menschenrecht, ist Akzeptanz, Respekt und Selbstvertrauen ein “Menschenrecht”.
Lehrern zu unterstellen, sie würden Kinder ins Förderportal einstellen, um sich der Verantwortung zu entziehen, um irgendwelche Statistiken zu genügen ist schlicht eine Unverschämtheit! Man kann natürlich wie die sprichwörtlichen Affen duch die Welt laufen, sollte dann aber bitte auch ! Kinder, für die im Förderportal um Hilfe nachgesucht wird haben längst vorher schon realisiert, dass sie Probleme haben, nicht erst mit der Diagnose! Nur MIT Diagnose kann unterstützt werden! Mehr als ohne!
Klar … Lehrkräfte stellen auch so viele Diagnosen und Attestierungen direkt aus. Ist doch logisch. Das muss es sein. Kennt man doch.
Manche denken auch, dass man vollumfängliche Befähigungen hat. Auch wenn das oft “gefordert”/”gewünscht” wird … Lehrkräfte sind halt eben nicht Psychologen, Ärzte, Lehrkräfte, Sonderpädagogen, Elternteile (mit xxx Kindern), Soz.Päds, Pflegekräfte, Therapeuten, Freizeitveranstalter, Urlaubsplaner, Sicherheitspersonal usw. usw. in einem.
Manchen scheint das nicht so ganz bewusst zu sein.
Die Erwartungen sind hoch. Die Kosteneinsparungen ebenfalls. Praktisch.
So viel Unwissen und so viele Allgemeinplätze und wieder einmal der Vorwurf, man würde Kindern den Förderbedarf zuschreiben, weil man Ressourcen haben wolle.
Ein Gutachten zu schreiben ist endlos viel zusätzliche Arbeit, der Landesrechnungshof NDS hat das vor Jahren kritisiert, zumal die meisten Gutachten zu e8ne Unterstützungsbedarfen, den nicht die Lehrkräfte, sondern das Amt festlegt. Die Lehrkräfte haben also schon vorab gut hingesehen.
Kein Wunder, denn man muss nachweisen, dass man das Kind umfangreich gefördert hat, über einen längeren Zeitraum, und dies keine/ zu geringe Erfolge erzielt hat.
In NDS sind die Hürden, ein Gutachten zu erstellen, extrem hoch und die Vorgaben werden von Jahr zu Jahr strenger, die Unterlagen immer umfangreicher.
Innerhalb der Schule sind die Möglichkeiten der Förderung begrenzt, eine Lehrkraft für die Klasse je Stunde … wenn überhaupt, denn der Lehrkräftemangel der letzen 15 Jahre wurde nicht erhoben und nicht ausgeglichen.
Die Arbeitszeit der Lehrkräfte wurde vor 10 Jahren in NDS erhoben, aber nicht ausgeglichen, wird bis heute nicht erfasst und EU-Recht nicht umgesetzt. Obwohl die Arbeitszeit der Lehrkräfte vor 10 Jahren schon zu hoch war, kamen weiter Anforderungen ohne Ausgleich hinzu, auch die Inklusion und die Beschulung sämtlicher Förder-Schwerpunkte (in NDS Unterstützungsbedarfe) in den Grundschulen. Ich habe inzwischen Kinder fast aller Bedarfe unterrichtet, zielgleich, zieldifferent, mit und ohne I-Hilfe, mit und ohne Therapie, mit und ohne Mithilfe durch die Eltern.
In NDS erhöhen sich die Ressourcen der Schule nicht, wenn das Kind einen Bedarf Lernen, ESE oder Sprache erhält. Es gibt (wenn überhaupt) eine Grundversorgung von 2 Stunden pro Woche pro Klasse für Förderung, Beratung, Gutachtenerstellung … und fällt die Lehrkraft aus oder können die Stunden nicht verfügt werden, weil keine da sind, muss die Grundschullehrkraft die Inklusion ohne weitere Hilfe umsetzen. Bestimmte Testungen und das Gutachten darf sie nicht/ nicht allein durchführen, alles andere ist ihre Aufgabe – alles! Ohne Ausgleich, egal wie viele Kinder mit besonderen Bedarfen oder Schwierigkeiten oder Schicksalen oder oder in der Klasse sind.
Es gibt da also gar kein Ressourcen-Dilemma, wohl aber eine mangelhafte Versorgung der Schulen überhaupt. Aber die Versorgung wird nicht erhoben, auch nicht bei den großen Leistungsstudien. Ob ein Kind 94 oder 108 h in der Stundentafel der GS hat, ist egal, das entscheiden die Bundesländer, ob ein Kind Vertretung bei Studierenden hat oder Betreuung (Aufbewahrung), also gar kein Unterricht stattgefunden hat … weiß niemand, weil es nie erhoben wird.
Kinder, die für grundlegende Kompetenzen sehr viel mehr Zeit benötigen, fördert man und überlegt, wie es gehen kann, das Kind ohne weitere Ressourcen dennoch gut mitarbeiten zu lassen und ggf. auch aufholen zu lassen. Man kann diese Kinder nicht einfach in die Ecke setzen und sich selbst überlassen. Man kann auch als Grundschullehrkraft nicht sagen „ich bin nicht zuständig“, denn man ist immer für alle zuständig. Steht morgen ein blindes Kind in der Klasse, ist man zuständig. Ist es übermorgen eines, das nicht hören kann, ist man zuständig. Ist es eines, das nur Chinesisch versteht, ist es ebenso … Für alles muss man sich überlegen, wie man das Kind zeitgleich mit allen anderen beschult und wie man Zeit und Aufmerksamkeit einteilt über „gute Aufgaben“, differenzierte Pläne, andere Materialien … und immer alles bereithalten, abstimmen, kommunizieren, dokumentieren.
Aber die Kraft der Lehrer:innen und ihre Zeit ist begrenzt und endlich.
Ab Klasse 3 gibt es Noten und ohne Feststellung des Förderbedarfes muss man das Kind zielgleich unterrichten und bewerten. Bis dahin gilt die Förderung als individuelles Lernen und Gutachten sieht das Land Niedersachsen als entbehrlich und gibt Regeln heraus, dass man erst ab Mitte Klasse 2 Gutachten erstellen darf – von Februar bis Mai. Dafür reichen die Ressourcen der FöS-Lehrkräfte nicht, wie sollen sie die vielen notwendigen Gutachten alle gleichzeitig in diesen 3 Monaten erstellen? Aber das scheint gewollt zu sein.
Möchte man, dass die Eltern außerschulische Therapien nutzen, benötigt man auch da Diagnosen und Therapeuten. Für beides gibt es lange Wartezeiten, im SPZ etwa 1 Jahr, bei Logopäden regional gerade 16 Monate für einen Nachmittagsplatz. So sind 2-3 Schuljahre vergangen, bis das Kind Therapie erhält, das Kind muss bis dahin weiterhin im Unterricht mithalten – mit oder ohne Nachteilsausgleich.
Es ist mal wieder ein Schlag ins Gesicht der Kinder, die jeden Tag recht selbstständig differenziert in der Inklusion mitarbeiten, obwohl man ihnen so viele bessere Möglichkeiten verwehrt, die jede Regelschule haben sollte.
Und es ist Eintritt ins Kreuz der Lehrkräfte, die sich krumm machen, um die Inklusion umzusetzen, jeden Tag, jede Stunde, vielfach differenziert, alles im Blick behalten, für alles Lösungen finden … um sich dann ausgedachte Dilemmata und Unwillen vorwerfen lassen zu müssen, von Leiten, die sich offensichtlich gar nicht mit der Realität befassen (wollen) und aus ihrem Büro heraus Forderungen aufstellen.
Meine Klassentür steht offen. Kommt doch mal vorbei, eine Woche … Danach können wir noch einmal darüber reden, wo Ressourcen verschwendet werden, weil die ungerechtfertigter Weise beantragt und zugeschrieben wären.
Ich würde mich schämen, so etwas pauschal über andere Berufe zu veröffentlichen.
Danke für diesen ausführlichen Kommentar.
Vielen Dank. Kann ich als Sonderpädagogin in der Inklusion in NRW nur unterschreiben.
Ich greife mal paar Punkte raus … Und stelle so meine Fragen/Impulse/Anregungen [allgemein … Nicht direkt an sie]. Leichte Satire und Sarkasmus stellenweise enthalten.
“So viel Unwissen und so viele Allgemeinplätze und wieder einmal der Vorwurf, man würde Kindern den Förderbedarf zuschreiben, weil man Ressourcen haben wolle.”
Da könnte man ja glatt logisch gesehen Rückschlüsse auch drauf ziehen, dass es generell dann ein überlastetes System ist, wo Mangel herrscht. Egal, ob das so stimmen würde oder nicht. Aber hey … Wird schon aufgrund von “Faulheit” sein, dass man sich Mehrarbeit auflastet. Warum auch logisch denken, wenn man einfachere Wege gedanklich gehen kann. Simole Kausalzusammenhänge sind der “way to go”. Oder nicht?
“zumal die meisten Gutachten zu e8ne Unterstützungsbedarfen, den nicht die Lehrkräfte, sondern das Amt festlegt”
Hey … Belassen wir es einfach bei einer Gruppe. Lehrkräfte sind schuld. Auch ganz einfache Sache. Die wollen nur für sich selbst bessere Bedingungen. Hm … Wäre das dann nicht auch für alle … Ach. Tüütüü. Nur für sich.
“Innerhalb der Schule sind die Möglichkeiten der Förderung begrenzt”
Wissen Sie was nicht begrenzt ist? Die Forderungen. Ist das nicht toll?
Solange es “von außen” kommt und “andere betrifft”. Tolle Sache. Sehen Sie es doch mal so … “Langeweile” haben Sie keine. Auch was gutes. Oder nicht?
Alles eine Sache des Mind-Settings … Wahrscheinlich?
“Obwohl die Arbeitszeit der Lehrkräfte vor 10 Jahren schon zu hoch war,”
Bitte bitte … Da ging noch was. Da geht noch was. Sind noch nicht alle im Burnout. Die Grenze wird immer enger … Aber man “wagt/traut/tastet sich ran”. Bis dahin: Faul. Change my Mind.
Und wer sich überhaupt Burnout leisten kann … Also bitte. Immer den leichten Weg gehen … Zu wenig Resilienztraining. Andere schaffen das doch auch. Will man sich ja gar nicht anstrengen. Hat man überhaupt schon mal “richtig” geschuftet? Ach geh … Zum Heulen ist keine Zeit.
“Inklusion und die Beschulung sämtlicher Förder-Schwerpunkte (in NDS Unterstützungsbedarfe) in den Grundschulen. Ich habe inzwischen Kinder fast aller Bedarfe unterrichtet, zielgleich, zieldifferent, mit und ohne I-Hilfe, mit und ohne Therapie, mit und ohne Mithilfe durch die Eltern.”
Sehen Sie … Geht doch. Auch ohne Ressourcen und so. Haben das doch auch “überstanden”. Klappt. Deckel zu.
Haben Sie das auch im Grundschullehramtsstudium (und Ref) gelernt? Nein? Ach. Wozu denn auch. Ging ja wohl auch so. Top.
“alles andere ist ihre Aufgabe ”
Ja. Wem seine denn sonst bitte?
“Hat man sich doch ausgesucht”.
“mangelhafte Versorgung der Schulen überhaupt”
Also haben Sie doch gelernt damit umzugehen? Klappt. Danke. Sollte man auf alle übertragen. Wozu denn sowas wie Ressourcen? Also bitte … Bisschen Motivation und Kreativität. Das ist günstiger. Klingt auch gut. Also … Bisschen an Ihrem Setting arbeiten. Nicht immer “outsourcen”. Etwas Willen muss man schon mitbringen.
“weiß niemand, weil es nie erhoben wird.”
Ist doch praktischer so? Braucht man sich nicht mit der Realität umgeben und abgeben. Zahlen … Fakten … Was soll das? Gefühle sind wichtig(er). Und die haben viele. Tolle Sache in Bezug auf “aber das muss doch gehen”. Gefühlt finde ich das auch. Warum denn nicht? Kann sich jeder zu äußern. Meinung ist dann gefragt. Wer braucht denn Basiszahlen, womit man arbeiten kann und könnte? Störrt ja auch irgendwie … Ist bisschen öde dann. Besser ist es, wenn jeder und jede einfach sagt, was man so fühlt und sieht/erlebt. Beteiligung für alle! Irgendwo auch Chancengleichheit. Mit oder ohne Wissen. Gefühle und Meinung ist da doch weiter gefächert.
” Man kann diese Kinder nicht einfach in die Ecke setzen und sich selbst überlassen.”
? Haben Sie das mal versucht? Woher haben Sie denn sonst diese Expertise? Also … Langzeitstudie: Einige Kinder in die Ecke stellen und schauen … Kann ja sein? Warum denn auch nicht? Wer keine Rahmenbedingungen und Ressourcen braucht … Das könnte ja klappen? Wer meldet sich für den Versuch freiwillig?
“Man kann auch als Grundschullehrkraft nicht sagen „ich bin nicht zuständig“”
Tatsächlich muss man das lernen. Aber ja, ich verstehe den Punkt. Glauben Sie mir … Irgendwann sagt das Ihre Psyche und Körper. Dann … Sind Sie nicht mehr zuständig. Mussten so manche auch “herausfinden”. “Tolle Erfahrung” sage ich Ihnen.
“Aber die Kraft der Lehrer:innen und ihre Zeit ist begrenzt und endlich.”
Wer nicht vorhandene Lehrkräfte statistisch erfassen kann … Kann auch Zeit unendlich ausdehnen. Zumindest in der Theorie und auf dem Papier – “für andere”. Ist auch eine Kunst. Sehen Sie das mal positiv.
“wie sollen sie die vielen notwendigen Gutachten alle gleichzeitig in diesen 3 Monaten erstellen? Aber das scheint gewollt zu sein. ”
Ich habe manchmal den Eindruck, dass Lehrkräfte das “free Solo” entscheiden können? Vielleicht kommt das ja noch. Als Antwort: Bestenfalls vielleicht gar nicht? Warum auch 3 Monate … Ginge da nicht Kürzung? Und …Also mal ehrlich … Was machen “die” die restliche Zeit denn?
“Möchte man, dass die Eltern außerschulische Therapien nutzen”
Manche Eltern sollten das tatsächlich nutzen. Aber normalerweise ist mein Fokus mehr bei den Kindern. Und in der Schule gibt es auch keine Therapien für Eltern bei uns. So weit sind wir auch noch nicht.
[Sorry … Die Vorlage war einfach zu gut.]
“Für beides gibt es lange Wartezeiten, im SPZ etwa 1 Jahr, bei Logopäden regional gerade 16 Monate für einen Nachmittagsplatz. So sind 2-3 Schuljahre vergangen, bis das Kind Therapie erhält, das Kind muss bis dahin weiterhin im Unterricht mithalten – mit oder ohne Nachteilsausgleich.”
Hä wie? Wie geht das? Wird dort nicht erwartet, dass alles “ad hoc” geschieht? Komisch eigentlich … Ist bei “Institut Schule” doch auch so der Tenor als Erwartungswert. Wie machen die das? Warum geht das dort und bei “Mangelbetrieb Schule” nicht? Ist ja seltsam. Und wie funktioniert das dann? Wird dann einfach nicht gemacht oder wie? Wegen Mangel? Aha. Krass. Sowas geht?
“Und es ist Eintritt ins Kreuz der Lehrkräfte,”
Darf aber nicht zu teuer sein … Eintritt wird sonst nicht bezahlt. Kostenlos ist hier anzustreben.
“jeden Tag, jede Stunde, vielfach differenziert, alles im Blick behalten, für alles Lösungen finden”
Schlaf wird auch überbewertet. Lösungsansatz: Schlaf ist für Leistungssenker. Zusätzlich: Zeitersparnis durch Klassenraumübernachtungen. Decken bitte selbst mitbringen. Ist ja wie ein zweites Zuhause. Warum dann nicht als Doppelbelegung nutzen. Schon mal auf die Lösung gekommen? Ja? Warten wir mal ab, bis die Idee auch “von oben” mal kommt und diskutiert wird. Kreativität ist da. Realitätsferne auch. Beste Voraussetzungen zumindest.
Als Tipp: Für manche Sachen … sind tatsächliche Lösungen … unerwünscht.
“Meine Klassentür steht offen”
Ach so also … Und dann bestimmt auch heizen. Wie sollen denn Kinder bitteschön so lernen, dass man Türen auch schließen kann?
Man man man … Die Lehrkräfte aber auch.
Notiz: Dienstanweisung mit bebilderter Handreiche fordern/erstellen.
“Kommt doch mal vorbei, eine Woche ”
Vom beheizten Büro in Ihr kaltes offenes Klassenzimmer? Sonst noch was …
“Ich würde mich schämen, so etwas pauschal über andere Berufe zu veröffentlichen.”
Schamgefühl ist hinderlich in der Aufsiegsebene und einigen Positionen.
Danke für den Kommentar. Deckt sich mit dem, was ich in NRW so wahrnehme.
Es ist ein Drama wie die Dame im Text so tut, als würden Lehrer/Schulen Kinder mit fehlendem Schulbegleiter zu Hause lassen, weil sie kein Interesse an diesen Kindern hätten oder weil der Unterricht nicht für dieses Kind passen würde.
Fakt ist: Wenn in seltenen Ausnahmen ein Kind zu Hause bleiben muss, weil der Schulbegleiter fehlt, dann liegt das daran, dass es schlicht und ergreifend nicht zumutbar für die Mitschüler ist und dass die Aufsichtspflicht bei diesem Kind einfach nicht gewährt werden kann, wenn es keine 1zu1 Betreuung hat. Das kann sich vermutlich niemand vorstellen, der solche Kinder noch nicht hatte, aber man muss auch klar sagen, die anderen Kinder haben ein Recht auf körperliche Unversehrtheit und das wiegt auch ganz klar höher als das Recht auf Inklusion. Es ist schlicht und ergreifend einfach nicht möglich, wenn ein Kind permanent wegläuft oder andere Kinder schlägt, bespuckt, angreift und am Lernen hindert. Man muss es klar formulieren, diese Kinder gibt es, und wären diese Kinder erwachsen und würden sich so benehmen, dann wären sie lange in einer JVA untergebracht.
Ich bin großer Befürworter der Inklusion, aber wer meine Kommentare kennt, weiß, nicht um jeden Preis und nicht zum Nulltarif.
Im Übrigen möchte ich auch noch klarstellen, dass es Kinder gibt, für die es keinen „richtigen“ und „angepassten“ Unterricht gibt, in dem sie lernen können, so lange 29 andere Kinder in einer Klasse sitzen. Der Unterrichtsinhalt ist vorgegeben und kann durch die Lehrer nicht beeinflusst werden, die Klassengröße auch nicht, es gibt Kinder, da gibt es mit diesen Rahmenbedingungen nicht den passenden Unterricht.
Es sind nicht nur die Kinder mit herausforderndem Verhalten, die einen Schulbegleiter haben. In meiner Klasse habe ich ein körperbehindertes Kind, das nicht alleine aufs Klo gehen kann und deshalb Windeln trägt, die regelmäßig gewechselt werden müssen. Das Kind braucht Unterstüzung beim Essen und Trinken, zudem dauern Frühstück und Mittagessen erheblich länger als bei den anderen Kindern, da das Kind nicht gut kauen und schlucken kann. Das Kind braucht auch Unterstüzung beim umziehen für die Pause. Um sich in der Schule zu bewegen, muss es den Aufzug nutzen, den darf es aber nur in Begleitung mit einem Erwachsenen benutzen. Dieses Kind wird lernzielgleich unterrichtet und hat kein auffälliges Verhalten. Trotzdem kann das Kind nicht in die Schule kommen, wenn die Schulbegleitung krank ist und es keine Vertretung gibt, was leider die Regel ist. Und das liegt anscheinend alleine an meinem fehlenden Willen zur Inklusion? Denn ich schaffe es nicht, eine Klasse mit 27 Kindern, die einen sehr unterschiedlichen Leistungsstand haben, zu unterrichten und dann noch ein Kind zu wickeln, zu füttern und for die Pausen anzuziehen und mit dem Aufzug hin und herzufahren. Habe eine Aufsichtspflicht, die ich nicht erfüllen kann, wenn ich Windeln Wechsel. Oder soll ich die Windel inklusiv in der Klasse wechseln? Wäre unschön for das behinderten Kind, aber wahrscheinlich inklusiver, als zu Hause bleiben zu müssen, wenn der schulbegleiter krank ist? Sorry, die ganze Experten sollen mal mit ihren klugen Sprüchen einfach mal einen Tag meinen Job machen, mal sehen, ob dann immer noch alles so einfach ist.
Sie haben recht, das habe ich vergessen, weil wir so krasse Fälle von körperlicher Behinderung erst einmal hatten und sonst überwiegend, die von mir geschilderten und natürlich auch mildere Fälle
Sie könnten aber auch das Kind zuhause in seinem gewohnten Umfeld unterrichten. – Sie müssten dann halt nur alle seine Klassenkamerad*innen mitbringen, um der Inklusion Genüge zu tun.
“Viele Eltern wünschen sich eine inklusive Beschulung, sehen aber, dass viele Regelschulen dafür nicht gut aufgestellt sind.“ Weil Schulen sich auf den „Plan B“ Förderschule verlassen könnten, fehle der Druck, Unterricht tatsächlich inklusiv zu gestalten.”
Die “Regelschulen” sind schon längst mit INKLUSION beschäftigt.
Die Klassen laufen voll. Die Lehrkräfte werden allein gelassen.
Der “Druck” ist da!
Versprochen war
das 2 Pädagoginnen Prinzip
Kleine Klassen
Professionelle Unterstützung durch Fachkräfte und Schulbegleitungen.
De Fakto aber:
27 Kinder 2. Klasse, 3zügige Grundschule, davon
4 Kinder mit Förderbedarf Lernen, 2 davon bereits diagnostiziert, aber kein Platz in der Förderschule! Keine zusätzliche Hilfe!
1 Kinder mit Förderbedarf Verhalten, kein Platz an der Förderschule, keine zusätzliche Hilfe!
12 Kinder,
die kein korrektes Deutsch sprechen können, deren Eltern noch weniger!
3 anaphabetische Eltern
1 Kind das gar nicht sprechen will
Der Klassenteiler von 28 kann während des Schuljahres nicht berücksichtigt werden. Es könnte also noch mehr Kinder dazu kommen.
Wie soll Ihrer Meinung nach so INKLUSION sinnvoll umgesetzt werden?
Wo sind die versprochenen Ressourcen?
“Wie soll Ihrer Meinung nach so INKLUSION sinnvoll umgesetzt werden?”
Ganz einfach: Indem man viel weniger Kindern einen Förderstatus attestiert.//
Irgendwie müsste doch auch der Redaktion inzwischen mal auffallen, dass “Bildungsforscher*innen/-expert*innen” eigentlich nur ihre Meinung verbreiten, mit Fakten hat das wenig zu tun.
Erstens möchte ich wissen, wie man sich als Wissenschaftlerin hinstellen kann und über Probleme in deutschen Schulen mit Daten alleine als NRW reden kann. Und zweitens wüsste ich gerne, wo die Diagnosen Ressourcen generieren. Das haben sie meiner Erfahrung nach weder getan, als ich Förderlehrkraft war, noch tun sie es jetzt, wo ich wieder Regellehrkraft bin.
Die Kinder bleiben dabei auf der Strecke
„Eine Lehrkraft meldet ein Kind, das in Deutsch oder Mathematik nicht vorankommt oder sich „auffällig“ verhält, an das Schulamt.“ Da hat jemand mal so keine Ahnung vom Verfahren. Das Kind muss in mehreren Fächern einen Rückstand von 2 Jahren haben, in NRW muss es auch noch 3 Jahre in 1/2 gewesen sein. Da reicht „nicht vorankommen“ nicht, und wenn ich jeden „melden“ würde, der sich auffällig verhält, hätte ich nichts anderes mehr zu tun. Ich stelle in meinem Umfeld eher fest, dass die Kollegen erst gar keinen Antrag stellen. Man hat jede Menge Arbeit damit, aber Hilfe für das Kind gibt es letztendlich nicht. Keine Förderstunden, keine SoPä, keinerlei Entlastung.
Ich denke, der überwiegende Teil der Lehrer*innen wäre froh, nicht für etliche Kinder, halb- oder vierteljährlich Förderberichte schreiben zu müssen, deren Umsetzung dann aus Zeit-, Raum und PERSONALMANGEL ohnehin fraglich ist.
Bisher sind wir aber verpflichtet, die Kinder auf Unterstützungsbedarf zu untersuchen und diesen ggf. zu dokumentieren- ob die Förderung, die man dem Kind zukommen lassen möchte aber umgesetzt werden kann, ist fraglich (und wohl auch nicht beabsichtigt, in unserem System muss es anscheinend unbedingt “Loser” geben, damit die anderen sich besser fühlen…)
Nur bei einigen Formen von anerkanntem Unterstüzungsbedarf (z.B ASS oder schweren Formen von ADHS) bekommt das Kind überhaupt personelle Unterstützung, die dann auch regelmäßig wieder in Frage gestellt wird. Und manchmal ist ohne diese nicht nur für das betroffene Kind, sondern auch in der gesamte Klasse Unterricht nicht möglich, schon gar nicht, wenn 27 andere Kinder darin sind, von denen mindestens 10 andere Schwierigkeiten haben, die vom System teilweise gar nicht erfasst werden.
Der festgestellte Unterstützungs-oder Förderbedarf ist bisher die EINZIGE Möglichkeit, überhaupt Hilfe für das Kind zu bekommen.
Es ist/ war auch sehr naiv anzunehmen dass das herrschende “Inklusions-Programm” im dem Entstehen echter Inklusion und dienen sollte.
NEIN, es war und ist nur ein mehr oder weniger gut getarntes Sparprogramm: Förderschulen abbauen, die wenigen verbliebenen Sonderschulpädagog*innenen zu Nomaden machen, die pro Klasse (in GS)
2-4 Stunden zur Verfügung haben (im Idealfall) und die zu beurteilenden und zu fördernden Kinder kaum kennenlernen können. Und natürlich Lehrkräfte und Kinder im eigenen Saft köcheln lassen. Wenns nicht klappt, sind natürlich die Lehrkräfte schuld.
Wenn es ernst gemeint wäre, müsste man:
-überschüssige Bürokratie abschaffen (faule oder ausgebrannte Lehrkräfte bringt man auch mit Förderplänen nicht zum besseren Arbeiten und die anderen tun ohnehin schon was sie können -oder mehr)
-niedrigere Klassengrößen-Obergrenzen festlegen (GS höchstens 16, Sek 1 bis 20)
-mehr und bessere (Gruppen-und Fach-)Räume einrichten
-mindestens eine/n fest an der Schlue angestellte Sonderpädagogen/in und oder
Sozialpadagogen/in pro Zug anstellen
– eine/n Pädagogischen Mitarbeiter* in pro Klasse zur Verfügung einstellen
-Die Unterrichtstundenzahl auch für Grundschul-Lehrkräfte auf 23 (oder 24) absenken, damit mehr Zeit für echte Differenzierung, Förderung und Unterrichtsvorbereitung bleibt
Dann-vielleicht- könnte es klappen mit echter Inklusion.
Aber das kostet Geld.
Und das sind uns unsere Kinder nicht wert, auch wenn sie künftig nicht nur (am besten alle Geschlechter) Wehrdienst leisten, eine hochqualifiziette Ausbildung (auf eigene bzw. Elternkosten) absolvieren, für Nachwuchs sorgen, in Vollzeit bis 70+ arbeiten, unsere Renten absichern und noch für die eigene Altersvorsorge sparen sollen.
Aber der Vorteil der Inklusion ist doch, dass jetzt die bisher schlechtesten Regelschüler*innen endlich Mitschüler*innen haben, die noch weniger schaffen als sie.
Eventuell ist das ja das eigentliche Ziel der Inklusion “a la mode”.
Auf der einen Seite werden die Hürden einen sonderpädagogischen Förderbedarf feststellen zu lassen immer höher, und auf der anderen seite wundern sich alle über die steigende zahl von SuS, die die Schule ohne Abschluss verlassen.
Die Förderung verschiebt sich dann halt von Schule zur ARGE, denn die Bildungsverlierer müssen ja in den Arbeitsmarkt integriert werden, um nicht ALG II/Bürgergeld/Grundsicherung bis zum Renteneintritt mit 70+ zu kassieren.
” ..Es ist/ war auch sehr naiv anzunehmen dass das herrschende “Inklusions-Programm” im dem Entstehen echter Inklusion und dienen sollte.
NEIN, es war und ist nur ein mehr oder weniger gut getarntes Sparprogramm: Förderschulen abbauen, .. “
So nach einiger Zeit als I-Helfer auch mein Eindruck. Ein Beispiel aus meiner Praxis; da gab es dieses Kind das zu Wutanfällen neigte, wenn es sich gekränkt fühlte und dann schnell zu Waffen ( Stifte, Steine, Stöcker und Stricke zum würgen). Ich wurde als so eine Art Security-Mitarbeiter gebraucht, auch wenn niemand mir das explizit gesagt hat, gab es diese Rollenerwartung. Das wurde schnell lächerlich, denn warum stellt man dann nicht einfach Security ein? Und überhaupt war das Kind total überfordert in der “normalen” Schule.
“Weil Schulen sich auf den „Plan B“ Förderschule verlassen könnten, fehle der Druck, Unterricht tatsächlich inklusiv zu gestalten.”
Es fehlt der DRUCK????
Ja, ganz sicher fehlt es am nötigen Druck!
Das ist eine verbale Ohrfeige für alle Lehrer, die ohne 2.Kraft mit 24 Kindern und ohne sonderpädagogische Ausbildung (geschweige denn dem Gehalt) mal eben so nebenbei Förderkinder mitunterrichten, zum Teil jede Woche Förderpläne erstellen und evaluieren und deren Umsetzung während der Schulstunden mal ebenso mitwuppen (Nein, 1 bis 2 Stunden “Unterricht” pro Woche – so die aktuelle Regelung – bei der eigens für das Kind “eingesetzte” Förderlehrkraft reicht für so ein Kind NICHT aus!!!)
out-Effekt.“ Kinder mit Förderstatus würden zunehmend aus dem Klassenverband herausgenommen, statt dass sich der Unterricht verändere. „Die Klassenlehrkraft fühlt sich irgendwann gar nicht mehr zuständig.“ In manchen Fällen würden Eltern sogar gebeten, ihr Kind zu Hause zu lassen, wenn Sonderpädagogen oder Schulbegleiter fehlten.
Ehrlich gesagt, wer so etwas schreibt ohne zu erwähnen, was diese Kinder (besonders emotional belastete und damit auch oft aggressive SuS – ob körperlich oder verbal) dem Rest der Klasse und den Lehrern abverlangen- z.B. das man als Mitschüler in ständiger Angst leben muss, das Kind xy wieder ausflippt, Stühle wirft, Bänke umwirft, würgt, beißt, einen permanent belästigt, in Rage die Bilder der anderen Schüler kaputt macht , die Lehrer angreift…( die Liste ist endlos) – der offenbart, dass er von der Schulrealität keine Ahnung hat! Schüler und Lehrer müssen mal wieder ausbaden, dass unfähige Personen ohne Ahnung von den wirklichen Zuständen in den deutschen Schulen, bestimmen wie es denn zu laufen hat, damit alle ,,inkludiert” sind. Das Ganze ist doch völlige Augenwischerei- die Schulen haben a) keine Zeit, b) kein Personal, c) keine entsprechenden Räumlichkeiten und d) oft auch kein Wissen ( zusätzliches Förderschulstudium für jede Lehrkraft+ psychologischer Ausbildung wäre nötig bei dem, was viele Kinder mittlerweile an Erkrankungen mitbringen) um den unendlichen Anforderungen, die es mittlerweile zu bewältigen gibt, gerecht zu werden. Dieses System der Inklusion produziert unter normalen Umständen(das heißt nicht unendliche Ressourcen, zusätzliche Hilfe durch Studenten, Unterrichtshelfer etc..) nur Verlierer: Schüler werden massiv belastet durch “schwierige Schüler”, werden beim Lernen gestört, Lehrer sind nur noch auf diese Schüler fokussiert- bzw. werden dazu gezwungen, damit es halbwegs erträglich ist- und der Rest fällt hinten runter, die Förderschüler sind oft am Ende nicht integriert, werden gemieden, bekommen keine angemessene Förderung und die Eltern sind verzweifelt. Ich sehe mittlerweile die Regelschule als Förderschule, die Regelschüler integriert. Jeder der kann, rettet sich doch heutzutage aufs Gymnasium oder eine Privatschule, um nicht in den Genuss der Inklusion zu kommen…Auch ein Grund, warum das Niveau dort stetig sinkt. So wie Inklusion momentan hier umgesetzt wird, ist es aus meiner Erfahrung eher schädlich für die Mehrheit aller Beteiligten und damit auch für betroffene Förderschüler- aber diesen Elefanten im Raum will man ja lieber nicht ansprechen… !
Was soll denn die eine Sonderpädagogenstelle je Schule bringen? Dann haben Sie evt. eine Fachkraft für den Förderschwerpunkt Lernen, aber was hilft das den SuS mit Förderbedarf ESE. Da ist nämlich die sonderpädagogische Lehrkraft genauso überfordert wie die reguläre Lehrkraft.
Warum gibt es in Krankenhäusern überhaupt Fachabteilungen, wenn doch alles vom “Feld-, Wald- und Wiesenarzt” behandelt werden kann?
Von Verantwortung entlasten? Darum geht es nicht. Man schafft als einzelne Lehrkraftmit 25-28 Unterrichtsstunden und 30 Kids pro Klasse einfach nicht individuell auf die Bedürfnisse einzelner Kinder einzugehen. Wenn ich das tue, bin ich nach kurzer Zeit im Burnout. Eine Schulbegleitung oder Sonderpädagogin kann unterstützen. Es liegt nicht an Lehrkräften, die sich vor Arbeit drücken wollen. Unter den heutigen Bedingungen müsste Doppelbesetzung, kleinere Klassen und geringeres Deputat Standard sein.
Deshalb will doch Ihr fürsorglicher Dienstherr das deputat erhöhen, damit Sie eben mehr zeit für die Bedürfnisse der lieben Kleinen haben. – Verstehen Sie das denn nicht?
Bildungssystem am Limit: Lehrkräfte und Schüler am Rande der Belastbarkeit
Das deutsche Bildungssystem steht zunehmend in der Kritik. Lehrpläne werden gekürzt, Anforderungen gesenkt – und zugleich verschärft sich die Situation an den Schulen. Förder- und Spezialschulen wurden in den vergangenen Jahren vielerorts geschlossen, offiziell im Zuge der Inklusion. Kritiker betonen jedoch, dass die notwendigen Rahmenbedingungen dafür fehlen.
Hohe Belastung für Lehrkräfte
Inklusion gilt als wertvolles Ziel: Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen sollen gemeinsam lernen. Doch in der Praxis bedeutet dies häufig, dass junge Lehrkräfte allein vor Klassen mit 25 oder mehr Schülern stehen. Unter diesen befinden sich oftmals Kinder, die sonderpädagogische Förderung, Sprachförderung oder zusätzliche Unterstützung benötigen. „Wie soll das gehen?“, fragen viele Lehrerinnen und Lehrer.
Kürzungen statt Investitionen
Statt die Schulen mit mehr Personal, Materialien und Ressourcen auszustatten, werden vielerorts Unterstützungsmaßnahmen gekürzt. Arbeitszeiten von Schulbegleitern, pädagogischen Assistenten und Sozialarbeitern werden reduziert – teilweise ist sogar von einer völligen Abschaffung die Rede. Die Folgen tragen Lehrkräfte und Schüler gleichermaßen.
Appell an die Politik
Fachleute fordern seit Jahren kleinere Klassen, mehr pädagogische Unterstützung und eine bessere personelle Ausstattung. Nur so könne Inklusion gelingen und das Bildungsniveau gehalten werden. Ein Umdenken sei dringend erforderlich – nicht zuletzt, weil die Qualität des Bildungssystems maßgeblich über die Zukunft des Landes entscheide.