Landesbeauftragter: Schulen nicht bereit für Inklusion (obwohl es gute Beispiele gibt)

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ERFURT. Thüringens Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen, Joachim Leibiger, sieht die Schulen des Landes aktuell nicht ausreichend aufgestellt für den gesetzlichen Anspruch auf inklusive Beschulung. Zwar habe es in den vergangenen Jahren entscheidende Fortschritte gegeben. Aber: «Wir sind noch nicht so weit, dass wir komplett inklusive Beschulung machen können.» 

Bleibt ein Problemfeld: schulische Inklusion (Symbolfoto)., Foto: Shtterstock

In Thüringens Großstädten Jena und Erfurt gebe es sehr gut inklusiv arbeitende Schulen. In anderen Landesteilen gebe es jedoch häufig Beschwerden der Eltern über Schwierigkeiten, sagte Leibiger, der auch Vorsitzender des Ombudsrats für inklusive Bildung in Thüringen ist. Die unabhängige Anlaufstelle für Eltern von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf nimmt Beschwerden und Anliegen entgegen.

Leibiger plädiert weiterhin für Förderschulen bei Bedarf

«Wir haben ein Schulgesetz und in dem Schulgesetz ist klar geregelt, dass dem Willen der Eltern zu folgen ist, also das Wunsch- und Wahlrecht», so Leibiger. Der Landesbeauftragte plädiere deshalb zurzeit dafür, sowohl das Förderschulsystem aufrechtzuerhalten als auch die Inklusion in Schulen weiter voranzutreiben – auch wenn das aufwendiger sei.

In einer Anfang Juni vorgestellten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa unter Lehrkräften in ganz Deutschland hatte eine Mehrheit der Befragten aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt einen gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung zwar befürwortet. Gleichzeitig sagten aber 70 Prozent der Lehrkräfte aus den drei ostdeutschen Bundesländern, dass eine getrennte Beschulung in Förderschulen und regulären Schulen aktuell praktisch sinnvoller sei. Als häufigsten Grund gaben die Befragten fehlendes Fachpersonal an den Schulen an. Der Verband Bildung und Erziehung hatte die Befragung in Auftrag gegeben. News4teachers / mit Material der dpa

Die große Mehrheit der Lehrkräfte befürwortet (eigentlich) Inklusion – möchte aber Förderschulen erhalten

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13 Kommentare
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Rainer Zufall
4 Monate zuvor

“Der Landesbeauftragte plädiere deshalb zurzeit dafür, sowohl das Förderschulsystem aufrechtzuerhalten als auch die Inklusion in Schulen weiter voranzutreiben – auch wenn das aufwendiger sei.”
Ich denke, hier ist der Hund begraben.

Viel Glück den Kindern und Lehrkräften in Thüringen, eine Inklusion nach ihren Vorstellungen zu erreichen, ohne dass diese gegen Förderschulen ausgespielt wird :\

potschemutschka
4 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Rainer, Sie haben wieder nur einen Teil (?) gelesen, oder Sie haben bewusst (?) die Begründung dafür unterschlagen:

“… hatte eine Mehrheit der Befragten (…) einen gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung zwar befürwortet. Gleichzeitig sagten aber 70 Prozent der Lehrkräfte (…), dass eine getrennte Beschulung in Förderschulen und regulären Schulen aktuell praktisch sinnvoller sei. Als häufigsten Grund gaben die Befragten fehlendes Fachpersonal an den Schulen an.”

Rainer Zufall
4 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Jup. Und warum überhaupt die Inklusion verbessern, wenn man mit einer (besser ausgestatteten) Förderschule die Eltern “auswählen” lässt.

Aber das geht ja erst seit 15 Jahren, warten wir also ab 😀

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

“(besser ausgestatteten) Förderschule”? – das war einmal! In den letzten Jahren wurden immer mehr Fö-Schulen geschlossen und das zu wenige Personal von dort flächendeckend verteilt. Mittlerweile sind wir an einem Punkt, dass weder die wenigen verbliebenen Sonderschulen noch die derzeitige Inklusion (“Stuhl dazu”) allen Fö-Schülern gerecht werden können.

Rainer Zufall
3 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich hätte “besser ausgestattet” in Anführungszeichen setzen sollen, Danke. Dennoch wird dies ja nicht selten, auch im Forum als Grund angeführt, in Teilen stimmt es auch im vegleich zur (Nicht-)Ausstattung der Regelschule mit Inklusion.

“Mittlerweile sind wir an einem Punkt, dass weder die wenigen verbliebenen Sonderschulen noch die derzeitige Inklusion (“Stuhl dazu”) allen Fö-Schülern gerecht werden können.”
Ich bezog mich da mehr auf die Bundesländer mit Förderschulen, da sich in Ländern ohne Förderschulen kein Vergleich anstellen lässt… :/

Ihrer Auffassung nach haben die verbliebenen Sonderschulen ihren Kindern nicht gerecht werden und auf gleichem Niveau liegen wie eine Regelschule, die einen “Stuhl dazu” stellt – verstehe ich Sie da richtig?
Entweder die Sonderschulen würden nicht noch mehr Kinder mit sopäd. Förderbedarf vertragen oder die Inlklusion läuft besser als gedacht. Gut zu wissen 😉

Unfassbar
4 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Was ist mit den Lehrern, deren Vorstellungen der Inklusion mit Erhaltung der Förderschulen für die an Regelschulen nicht mehr beschulbare Kinder am besten umgesetzt werden können?

Rainer Zufall
4 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Gibt es überhaupt irgendeine Inklusion, die sich mir ihren “volksdeutschen” Vorstellungen decken könnte? 😀

Fräulein Rottenmeier
4 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Was sind volksdeutsche Vorstellungen?

Rainer Zufall
3 Monate zuvor

Unfassbar hat sich noch nicht getraut, trotz Nachfrage seine Definition näher zu erklären bzw. es entsprach nicht den Forumskriterien?
Die Diskussion begann ab hier:
https://www.news4teachers.de/2025/05/lehrkraefte-als-abschiebehelfer-drittklaesslerin-aus-der-schule-abgefuehrt-gew-angriff-auf-das-bildungssystem/#comment-693542

Schätze es geht um “deutsches und artverwandtes Blut” fürs 19. Jahrhundert und die Nazis noch gut genug, heute ein wenig überholt.
Aber welche Vorstellungen so einer wohl zu den Menschenrechten und (unnötigen) Abschiebungen hat…

Unfassbar
4 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Natürlich, sogar eine ganz einfache: Jedes Kind soll die höchstmögliche Schulform besuchen, die es kognitiv beherrscht und sozial wechselseitig verkraftet. Was das mit “volksdeutsch” zu tun hat, müssten Sie mir erklären, aber so, dass ich das als nicht Volksdeutscher verstehe.

Rainer Zufall
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar
Mein_Senf
3 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Die gab es zumindest nahezu vor etwa15 Jahren mit dem gemeinsamen Unterricht. Ich hatte in 25 von 30 Schulstunden einen Förderlehrer mit im Unterricht und Teilhabeassistenten. Leider wurde dieser GU ersetzt durch….2 Förderlehrerstunden, in denen sich dieser um 4 Kinder kümmern muss.

Rainer Zufall
3 Monate zuvor
Antwortet  Mein_Senf

Das tut mir leid. Ihr Problem wird wohl weiterhin bestehen bleiben, wenn ich die Aussagen von Herrn Leibiger richtig verstehe. 🙁