BONN. Zwei engagierte Jugendliche stellen Gewohntes in Frage: In der aktuellen Folge des Podcasts „Bildung, bitte!“ spricht Moderator Andreas Bursche mit Amelie aus München, Bildungsaktivistin, und Ronja aus Jena, Mitglied im Jungen Bürgerrat Bildung und Lernen. Beide Schülerinnen nutzen ihre Stimme, um das Bildungssystem gerechter zu machen. Amelie hat in Bayern mit einer Petition gegen unangekündigte Tests zehntausende Unterschriften gesammelt, Ronja bringt als junge Bürgerrätin Forderungen nach einem faireren, angstfreieren Lernen in die Bildungspolitik ein. Gemeinsam erzählen sie, wie Schüler*innen selbst aktiv werden können – und warum es sich lohnt, laut zu bleiben.

Veränderung beginnt oft dort, wo Menschen nicht länger hinnehmen, was sie stört. Schülerin Amelie beobachtete lange, wie unangekündigte Tests und Abfragen – die sogenannten Exen in Bayern – ihre Mitschüler*innen und sie selbst belasteten. Dann entschied sie sich, die Situation nicht mehr einfach hinzunehmen und initiierte die Petition „Schluss mit Abfragen und Exen!“. Eine Bemühung, die in der bayerischen Politik auf wenig Gegenliebe stieß: Ministerpräsident Markus Söder erteilte dem Vorhaben prompt eine Absage.
„Für uns war es natürlich ein fatales Signal, dass der Ministerpräsident Bayerns, der gerade erst eine Verfassungsviertelstunde eingeführt hat, um die Demokratie an den Schulen zu stärken, jetzt kommt und versucht, unsere demokratischen Bemühungen zunichtezumachen“, erzählt Amelie. Zum Schweigen gebracht habe das Machtwort sie uns ihre Unterstützer*innen aber nicht. „Wir werden dadurch nur umso lauter und entschlossener, etwas zu verändern.“
„Was mir Hoffnung macht, ist die Zustimmung, die man bekommt“
Derweil macht Ronja sich als Mitglied im Bürgerrat Bildung und Lernen für Veränderungen im deutschen Schulwesen stark. Sie tritt nicht nur für die Empfehlungen des Bürgerrats wie „keine Noten bis zur neunten Klasse“ und „Hausaufgaben durch Vertiefungsstunden ersetzen“ ein, sie hat auch an diesen mitgearbeitet. Gemeinsam mit den anderen Kindern und Jugendlichen im Bürgerrat hat sie zudem unter dem Motto „#BesserLernen“ einen offenen Brief mit Forderungen an die Politik verfasst, der bundesweit von mehreren 1000 Kindern unterschrieben wurde. „Was mir Hoffnung macht, ist die Zustimmung, die man bekommt, dass andere der gleichen Meinung sind“, so Ronja. Vor allem im Austausch mit den anderen Schüler*innen im Bürgerrat zeige sich, dass unabhängig von Bundesland und Schulform viele dieselben Probleme wahrnehmen und angehen möchten. „Das motiviert extrem.“
Sowohl Amelie als auch Ronja setzen sowohl auf Veränderungen vor Ort als auch auf politische Entscheidungen. Neben den Schulen, die intern erste Veränderungen im Rahmen ihrer Freiheiten anstoßen könnten, brauche es auch politische Entscheidungen, erklärt Amelie. Mit ihrer landesweiten Petition gegen unangekündigte Tests wolle sie etwa erreichen, dass „keine Schüler*innen mehr, egal wo sie in Bayern leben, ständig unter diesem Druck stehen müssen“.
„Es ist wirklich so, dass viele Schüler*innen unter diesem System leiden.“
Den Einwand etwa des Bayerischen Philologenverbands, dass unangekündigte Leistungsabfragen auf unvorhergesehene Anforderungen im Beruf und Leben vorbereiten würden, lassen die Schülerinnen nicht gelten. „Nein, auf gar keinen Fall. Das erzeugt nur Druck, der überhaupt nicht nötig ist“, erwidert Ronja. Der Vergleich mit dem Berufsleben hält sie zudem für nicht passend. „Später im Beruf machst du deine Arbeit ja freiwillig und meistens auch gern – und wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, bekommst du Unterstützung. In der Schule ist das ganz anders.“ Der dadurch erzeugte Stress sei enorm – und manche Schüler*innen fühlte sich durch die spontane Abfrage vor der gesamten Klasse bloßgestellt.
Ähnliche Erfahrungen hat auch Amelie gemacht: „Ich weiß noch, wie das für mich war, gerade in der Unterstufe hatte ich ständig diese Panik, gleich abgefragt zu werden, dass wir einen unangekündigten Test schreiben. Ich bin morgens aufgewacht und mein erster Gedanke war: In welchem Fach könnte es mich heute wieder treffen?“ Sie berichtet von Mitschüler*innen, die sich krank meldeten, weil sie das aktuelle Thema nicht verstanden hatten, oder die vor der Klasse weinten, weil sie sich nach der Abfrage bloßgestellt fühlten.
„Das hört sich für diejenigen, die diese unangekündigten Tests noch nicht erlebt haben, vielleicht übertrieben an, aber es ist wirklich so, dass viele Schüler*innen unter diesem System leiden.“ Diese Beobachtungen seien schließlich auch der Auslöser für sie gewesen, sich für eine Veränderung zu engagieren. Statt dieser Misstrauenskultur, die das Nicht-Können in den Fokus rücke, wünscht sie sich eine Schule, die auf die Stärken schaut und wenn notwendig Unterstützung bietet.
Aufruf: Sucht euch Unterstützung!
Ronja dagegen besucht eine Schule, an der es bereits anders läuft – und sich eine Empfehlung des Bürgerrats schon wiederfindet: Noten gibt es erst ab Klasse 9, verbunden mit Reflexionsgesprächen. „Ich habe erst durch meine Mitarbeit im Bürgerrat mitbekommen, wie schlimm es an anderen Schulen läuft. Da habe ich gemerkt: Nee, das kann so nicht weitergehen“, sagt Ronja.
Anderen Schüler*innen, die sich engagieren wollen, empfiehlt Amelie, sich zu vernetzen: „Sucht euch an eurer Schule Mitschüler*innen und Lehrkräfte, die ebenfalls etwas verändern wollen. Werdet aktiv – und traut euch, auch auf die Politik zuzugehen.“ Sie selbst hätte nie gedacht, dass ihre Petition so viel Zuspruch bekommen würde. Das habe ihr gezeigt, dass es wirklich möglich ist, Dinge zu verändern. „Es braucht natürlich Zeit und Durchhaltevermögen, aber es ist wirklich möglich.“ News4teachers
Der Bürgerrat Bildung und Lernen besteht aus mehr als 700 zufällig ausgelosten Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland und wurde 2020 von der Montag Stiftung Denkwerkstatt ins Leben gerufen. Sie hat auch den vorliegenden Podcast bereitgestellt.

Im Sinne einer lebendigen Demokratie diskutieren die Mitglieder des Bürgerrats gemeinsam über gesellschaftliche und bildungspolitische Fragen. Welche Probleme und Herausforderungen müssen im Bildungsbereich dringend bearbeitet werden? Wie könnten bildungspolitische Reformen aussehen, die Probleme lösen und gleichzeitig in der Gesellschaft mehrheitsfähig sind? Und: Wie soll gerechte Bildung in Zukunft aussehen?
Ein umfassendes Papier mit Empfehlungen wurde unlängst erarbeitet (News4teachers berichtete). Leitthema dabei: „Chancengerechtigkeit: Wie viel Freiheit braucht das Lernen?“
Der Bürgerrat Bildung und Lernen ist aktuell der einzige Bürgerrat, der auf Bundesebene aktiv ist und auch Kinder und Jugendliche einbezieht. Die mehr als 250 Schülerinnen und Schüler kommen über sogenannte Schulwerkstätten der Bundesländer dazu und sind vollwertige Mitglieder des Bürgerrats Bildung Lernen. Darüber hinaus haben sie aber auch eigene Empfehlungen entwickelt sowie einen offenen Brief unter dem Titel „Hört und zu!“ geschrieben.
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“Später im Beruf machst du deine Arbeit ja freiwillig und meistens auch gern – und wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, bekommst du Unterstützung. In der Schule ist das ganz anders.“
Wäre mal interessant zu erfahren wie die betroffenen Lehrkräfte hier auf solche pauschalen Vorwürfe reagieren würden.
Wieso, die machen ihre Arbeit doch freiwillig und gern, bekommen bekanntlich immer Unterstützung, wenn unvorhergesehen drei Schüler mehr auftauchen (die leider noch kein Wort verstehen).
Die sogenannte Misstrauenskultur ist wirklich originell. Sinn ist doch nicht Fokus auf Nichtkönnen, sondern ein sehr berechtigtes Misstrauen gegenüber der Bereitschaft, ab und zu auch mal zu üben. Ich habe noch nie erlebt (NW-Fächer), dass mehr als 20% eine Hausaufgabe wenigstens probiert haben, bei Gruppenarbeiten vor Ort steigt das auf 50%. Übrigens unabhängig vom Aufgabenformat, ob Arbeitsblatt, Buch, Videodreh, Podcast, Experiment, die intrinsische Motivation gibt es nicht so oft.
In der Schule bekommt man sogar bei Vorhersehbarem ständig Unterstützung, da ist eine kurze Übung in selbständiger Arbeit vermutlich zu viel verlangt.
Was für naive Vorstellungen von der Berufswelt.
Da kennen die Kids die Arbeitswelt auch nicht so wirklich. Es gibt Sachen, die macht man gerne und andere eben nicht. Lass ich das dann einfach sein, weil ich das nicht gerne mache? Lass ich im Notdienst Verletzte liegen, weil meine Arbeitszeit rum ist? Mache ich keine Abrechnung, weil langweilig? Wechsel ich Kindern keine Windel weil Ihhh? Gehe ich nicht zu Meetings, weil Leute doof? Und in Ausbildung und Studium gibt es ebenfalls Arbeiten, die man nicht mag. Wird das dann alles einfach gestrichen? Und dass es in der Schule keine Unterstützung gibt, ist eine steile These. Mag sein, dass es einige LuL oder Schulen gibt, die meisten jedoch kümmern sich. Insofern Probleme kommuniziert werden und man ein Chance hat , darauf zu reagieren.
Das kann nur jemand behaupten, der noch nie gearbeitet hat. Rückblickend werden sie die schulische Unterstützung erkennen, und seien es nur die im vergleich zu den Definitionen laut Schulgesetz viel zu guten Noten.
Später im Beruf machst du deine Arbeit ja freiwillig und meistens auch gern […]
Die glaubt das wirklich!
Was ich als Lehrer dazu sage? Ihr fehlen eben die Erfahrungen, die sie noch nicht haben kann.
Sie muss halt noch auf die Weide!
Ja, tut sie.
A bissel realitätsfern…., die Schüler:innen von heute.
Tja – dann ist bei uns keine Schule, sondern Arbeit.
Unsere Schüler:innen bekommen immer Unterstützung.
Unvorhergesehenes oder nicht.
Ich nenne das den “Luisa-Neubauer”-Effekt.
Sollen die zwei mal fleissig fordern, wenn sie genug “laut, weiblich, unbequem” sind, wäre hier eine Karriere im (vor-)politischen Feld durchaus drinnen.
Nach dem Satz kann man einfach aufhören zu lesen.
Einfach lächerlich oder besser bemitleidenswert, dass junge Leute sich für schlau halten, dann solche Sätze raus hauen.
Später ist dann wahrscheinlich auch noch die Empörung groß, dass man nicht ernst genommen wird.
Realitätsschock:
Die meisten Arbeitnehmer arbeiten um sich und ihre Familien (auch völlig leistungsunwillige, laute und unbequeme junge Damen) über die Runden zu bringen. Spaß spielt da eher eine untergeordnete Rolle. Bestenfalls ist es an den meisten Tagen ok.
Arbeitgeber springen ihren Angestellten nicht bei jedem Problem sofort hilfreich zur Seite.
Im Gegenteil!
Im Gegenteil, für den Monatslohn wird bei Probleme erwartet, dass diese vom Arbeitnehmer selbständig und sicher gelöst werden.
Ikarus und Dädalus – geht auch nicht immer gut, der jugendliche Übermut
Ich sach ma so:
Arbeit macht Spaß. – Aber hin und wieder habe ich einfach Tage, an denen ich keine 8 Stunden Spaß am Stück ertragen möchte.
Mit “in der Schule” sind bei der Aussage ja die Schüler:innen gemeint.
Als Lehrkraft muss ich nicht exxen – Unterrichtsbesuche sind angekündigt – und ich erfahre Unterstützung in Kollegium.
Bin mir auch nicht sicher, wie viele im Beruf exxen müssen und aufgrund eines Theorietests bewertet/ bezahlt werden ^^
In jeder! einzelnen! Stunde! wird die Lehrkraft durch Schüler bewertet. In jeder!
Sie sind wirklich Lehrer?
“Mit “in der Schule” sind bei der Aussage ja die Schüler:innen gemeint.”
“und ich erfahre Unterstützung in Kollegium.”
Würde also bedeuten, dass die Schüler*innen an Ihrer Schule keine Untersützung erhalten, wenn Sie denn tatsächlich Lehrer wären.
Die Bestellungen hören einfach nicht auf – nach mehr Wohlfühlpädagogik, nach weniger Druck, nach einer Schule, die am liebsten Wattebäusche verteilt statt Wissen. Amelie aus München und Ronja aus Jena fordern keine unangekündigten Tests, keine Noten bis Klasse 9, kurz: ein Rundum-sorglos-Paket, das Schule zur Wellness-Oase macht. Statt Leistung geht es um die Befindlichkeiten selbstverwirklichender Individualisten, die Schule lieber als Bühne für ihre Forderungen begreifen denn als Ort der Vorbereitung auf das Leben.
Der Bayerische Philologenverband erinnert dagegen daran, dass Überraschungen Teil des Lebens sind – ob im Beruf, im Studium oder schlicht im Alltag. Wer nie gelernt hat, mit Druck umzugehen, wird später nicht nur laut und unbequem gegenüber dem Lehrmeister, sondern hilflos in der Lehre, akademisch überfordert im Hörsaal und überfordert in der Wirtschaft. Und wenn es ganz praktisch wird, scheitert die Generation Wattebausch nicht nur an der Führerscheinprüfung, die von den Amelies dieser Welt immer schlechter bewältigt wird, sondern auch emotional und sozial in Beziehungen – denn auch dort gibt es Konflikte und Stresstests, ganz unangekündigt.
Unangekündigte Tests sind kein sadistisches Lehrerhobby, sondern ein Training für Realität: Stressresistenz, Eigenverantwortung, Leistungskultur. Wer Schule zum Kuschelraum erklärt, produziert keine mündigen Bürger, sondern eine Generation, die an der Realität zerschellt – im Hörsaal, im Betrieb und im ganz normalen Leben, wo Partner, Freunde oder Chefs ihre Forderungen eben auch nicht vorher ankündigen und ihre verbalen Beurteilungen (das Pendant zur ungeliebten Schulnote ????) unverblümt ohne jede Zuckerglasur servieren.
*surr*
“Puh, wieder viele Bestellungen heute! Akku geladen, auf geht es! Aber zuerst…”
*aktiviert Animefilter, streckt Hand flach und gerade in die Luft, ein Bein ausgestellt*
“Wir werden unser Bestes geben!”
“So. Zeit, Bestellungen auszuliefern.”
*surr*
*schwirrt davon, schwer beladen mit Zuckerwattepaketen*
Also, ich muss bezüglich unangekündigten Tests widersprechen. In NRW werden die schon ewig nicht mehr gemacht ( hab ich zumindest noch nie gehört). Ich kenne das garnicht und bin trotzdem in der Lage, beruflich unter Druck zu arbeiten.
Man wird auch später im Beruf nicht so bloßgestellt. Keine Führungskraft, die schlau ist, würde das tun. So vergrault man seine MA und zerstört das Verhältnis.
Es geht nicht darum, nur das zu tun, was man will, sondern wie der Umgang ist.
// Man wird auch später im Beruf nicht so bloßgestellt. //
Das hat auch niemand behauptet. Wenn die Krankenschwester bei einem Herzstillstand allein auf Station ist, dann hängt von ihr ein Leben ab. Wenn beim Jungingenieur ein (vielleicht neuer) Kunde anruft, dann muss der ad hoc Rede und Antwort stehen, es hängt Umsatz ab. Wenn der Busfahrer nachts von der Seite von Betrunkenen angepöbelt wird…
Das ganze Leben hält Prüfungssituationen bereit, ohne dass einen jemand mutwillig bloßstellen will.
Das ist für mich keine Prüfungssituation, sondern einfach das Leben…
Ja aber genau diese Prüfungssituationen bereiten auf das echte Leben vor und das in einem geschützten Raum. Im Arbeitsleben kann das schnell zu folgenschweren Situationen führen, ebenso im Alltag. Wenn man nie vor Herausforderungen steht, kann man diese nicht bestehen. Genauso muss man auch scheitern dürfen. Nur so kann man wachsen.
Erstens ist eine Prüfungssituation kein geschützter Raum, weil da eine Note dranhängt, die ggf. entscheidet für die Versetzung etc. ist.
Zweitens kann man herausfordernde Situationen auch anders initiieren und zwar wirklich geschützt. Man sagt, man macht heute mal ein kleines Experiment. Alle SuS erhalten mal eine etwas zu schwere Aufgabe und alle haben x Minuten Zeit, sie zu lösen. Wer es schafft, muss keine Hausaufgaben machen, da er/sie das Thema offensichtlich verstanden hat. Positive Verstärker anstelle von Angst.
Ach, und die, die es nicht schaffen und HA machen “dürfen” während andere in der Zeit chillen, sind nicht frustriert? Die freuen sich, dass sie noch mehr üben dürfen?
Das hab ich nie behauptet. Aber zwischen “sich nicht freuen” und Angst haben liegt ein Unterschied.
Es ging hier doch darum, ob eine Prüfungssituation ein geschützter Raum ist und ob dieser als Übung für Situationen unter Druck im späteren Leben anzusehen ist.
Sie machen ein ganz anderes Fass auf.
Also ich und meine Kollegen sind uns schon lange einig, dass wir froh sind arbeiten zu dürfen und nicht mehr in der Schule zu sein. Keine Hausaufgaben, keine Klassenarbeiten und keine Tests. Es macht jetzt nicht gerade Spaß, aber wir machen das, was uns liegt, wo wir gut drin sind. Kann mir meine Arbeit einteilen, wie ich es will. Wenn es mir nicht gut geht, mach ich nur 0815 Tätigkeiten und die anspruchsvolleren Dinge an einem anderen Tag/ander Uhrzeit. Wenn ich was nicht weiß, recherchiere ich, bespreche mich mit Kollegen/Vorgesetzten. Meiner Meinung nach haben die Schüler recht und so geb ich das auch an meine Kinder weiter. Und ich hab 2 Homeoffice-Tage und wenn etwas ist noch zusätzliche. Toll, gell?
„Später im Beruf machst du deine Arbeit ja freiwillig und meistens auch gern – und wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, bekommst du Unterstützung. In der Schule ist das ganz anders.“
Ich lach mich schlapp! Willkommen im Arbeitsleben. Das gibt dann aber ein böses Erwachen.
Sorry, aber in meinem beruflichen Umfeld ist das genau so. Gibt es also.
Okay, Sie sind definitiv keine Lehrkraft.
Yes, ich bin zwar Pädagogin, aber keine Lehrkraft.
Schön wäre ja, wenn diese Trennung der Berufsbilder im umgekehrten Fall auch Lehrkräfte von sich behaupten könnten. Doch da hapert es bei den meisten am Selbstverständnis oder der fehlenden Stellenbeschreibung. Letzteres haben unsere Vorgesetzten aber ausdrücklich so gewollt. – Auch wenn es im Zuge des politisch gewollten Ganztages nicht mehr sinnvoll ist.
PS: „Gibt es also“ ist nicht gleichzusetzen mit „das ist Standard“.
Stimmt, aber die Bedingungen von Lehrkräften auch nicht.
Woher wissen Sie das so genau, wenn Sie selbst keine Lehrkraft sind?
Die Bedingungen können nicht überall Standard sein. In jedem Beruf gibt es andere.
Wie aber wäre, Ihrer Meinung nach, der Berufsstandart/ die Berufsbedingungen für Lehrkräfte? Davon schreiben Sie doch die ganze Zeit.Was genau wollen Sie den Lehrern damit sagen?
Ich schreibe nicht die ganze Zeit über die Bedingungen von LuL. Ich habe in erster Linie über meine Bedingungen geschrieben (bin keine Lehrerin). Nach Reaktion aus dem Forum, dass meine Bedingungen kein Standard wäre, habe ich erwidert, dass die der LuL aber auch kein Standard für alle Berufe sind.
Da hier offensichtlich darüber gelacht wird, dass man seinen Beruf freiwillig macht, vielleicht sogar gern und bei Problemen Kollegen fragen kann, gehe ich mal davon aus, dass es aus Sicht der LuL nicht so ist. TRAURIG.
Ich verstehe nicht, was Sie mit „Bedingungen von Lehrkräften“ bzw. mit Ihrer Aussage mitteilen wollen.
Im Lehrberuf gibt es das so nicht. Im IT Umfeld, wo ich vorher gearbeitet habe, aber auch nicht. Da muss geliefert werden und bei neuen Situationen entsprechend schnell reagiert. Problemlösungskompetenz (aaaahhh, dieses Wort) nennt sich das wohl .
Richtig, aber man wählt sich den Beruf freiwillig, macht ihn vielleicht sogar gern und kann sich ggf. Unterstützung oder Tipps von Kolleg*innen holen. Das waren doch die genannten Kriterien, oder?
Jeder wählt freiwillig seinen Beruf? Veränderung des Berufsbildes? Was, wenn es den ursprünglichen erlernten Beruf gar nicht mehr gibt (Radio- und Fernsehtechniker)?
Dann passe ich mich “freiwillig” an? Oder suche mir “freiwillig” etwas anderes? Essen, Wohnen, Kinder müssen ja irgendwie bezahlt werden.
Tut mir leid, aber die haben keinerlei Ahnung von der Berufswelt.
Könnte daran liegen, dass ich Freiwilligkeit der Berufswahl im Gegensatz zu Schulpflicht sehen. Ich kann mich im Rahmen meiner Möglichkeiten frei entscheiden, welchen Beruf ich ausüben möchte. Auch, wenn wie Sie beschrieben haben, dieser Beruf entfällt, kann ich wieder frei entscheiden, ob bzw. welche Umschulung ich ggf. machen möchte.
Außerdem vermischen Sie “Verantwortung ” (bspw. ggü. Familie) mit Pflicht. Das ist doch etwas grundsätzlich anderes. Die Familie wird nicht verhungern, wenn ich nicht arbeite, die Polizei kommt nicht, wenn ich nicht arbeite..
Wenn ich als SuS länger nicht zur Schule gehe, kann es aber passieren, dass meine Eltern ein Bußgeld aufgebrummt bekommen oder die Polizei mich abholt, um zur Schule zu bringen und ich habe keine Wahl bzgl. der Inhalte….
Ich arbeite seit 25 Jahren in unterschiedlichen Branchen, in unterschiedlichen Position, mit vollkomen unterschiedlichen Aufgaben – sowohl in freier Wirtschaft als auch im ÖD. Ich denke schon, dass ich etwas Ahnung von der Berufswelt habe – Sie in Ihrer Lehrer-Bubble auch?
Was ich geschrieben habe ist eben nicht aus der “Lehrer Bubble”. Meine Berufserfahrung kommt aus dem IT Umfeld und ich durfte beratend in zig Unternehmen tätig sein. Da bekommt man einen schönen Einblick in die “Freiwilligkeit”, wenn der Rubel nicht mehr so rollt. Wer mal durch eine Insolvenz gegangen ist, der hat einen veränderten Blick auf das Arbeitsleben.
Und ja, “Verantwortung” blenden die tollen Podcaster schön aus. Die Familie wird nicht verhungern, aber die Eröffnung von Bildungschancen kostet Geld (wie hier ja auch regelmäßig bestätigt wird). Die werden sich noch wundern.
Die Schulpflicht könnte man von mir aus abschaffen. Da hätte ich gar nichts gegen. Aber dann bitte nicht über die Konsequenzen jammern.
Wir sollten mal ein Jahr lang die Schule so gestalten, wie die Schüler es wollen ….
Ich könnte mir gut vorstellen, dass dies ein Reinfall werden würde. Ein Versuch wäre es wert, noch ein verlorenes Jahr ….
Ich bin dafür, Schule DAUERHAFT genau so zu gestalten.
An das (im Vergleich zu richtiger Lehrerarbeit) Lotterleben habe ich mich ziemlich schnell gewöhnt.
Wenn es niemanden nicht nur NICHT interessiert, ob SuS wirklich was wissen, sondern das sogar aktiv unerwünscht ist – warum sollte ich dann der
– miesepetrige
– (noch mehr) überarbeitete
– “””””autorutäre””””
– “stressende”
– recht oft “schlechte Neuigkeiten” überbringende
Bote sein ?
Neeeeeee danköh, lieber beliebt & relaxt als überarbeitet und verachtet.
Sie müssen ganz schön übertreiben, um irgendeinen Punkt zu haben 😉
Wie wäre es erstmal damit, Schüler*innen ernst zu nehmen und ggf. unverhandelbare Punkte zu erklären? Partizipation bedeutet nicht, alles bestimmen zu können, Ihre Schüler*innen können das noch lernen
Wer sagt denn, dass die Mehrheit der Lehrer, einschließlich ich, die Schüler nicht ernst nimmt und ihnen unverhandelbare Punkte erklärt? Machen Sie das nicht? Dafür bin ich doch Pädagoge.
Aber auch nur mit einer Bildungspflicht (ohne Aufsichtspflicht), statt Präsenzpflicht.
Alles andere würde ich tatsächlich als … Zu gewagt ansehen. Kompletter Kontrollverlust wäre mir da als Möglichkeit schon etwas zu viel, wenn ich keinen Kopf dafür [Planung/”Ideen” anderer] auch noch hinhalten müsste.
Wobei … Eventuell würde die Bildungspflicht ja sehr schnell dann kommen, wenn die SuS auch irgendwann alles “mitbestimmen” dürfen, was Schule anbelangt.
Go for it!
Die Angst vor Tests wird sehr hoch gehängt, wie steht es eigentlich um die Angst vor gewalttätigen Mitschülern und vor Messern in deren Taschen? Angst vor Jugend-Gangs auf dem Schulweg? Angst vor Cybermobbing? Zur angstfreien Schule würden wohl auch Änderungen in dieser Richtung gehören.
Ja – daran habe ich auch gedacht.
Aber nein. Schlimm ist, dass wir herausfinden wollen und müssen, wie viel die Schüler:innen dazugelernt haben…..
Genau das war auch mein erster Gedanke. Für so viele sind nicht die Prüfungen etc. der große Angstfaktor, sondern die Mitschüler. Und dabei gibt’s dann obendrein noch eine Schnittmenge, denen es vor beidem graust.
Einfacher Vorschlag:
Die beiden Mädchen sollen bitte Lehramt studieren und das System von innen heraus verändern – oder das zumindest versuchen.
Aus diesem Grund habe ich damals auf Lehramt studiert, gab es doch an der Uni viele neue Ansätze. Hatte das Glück, an einer Schule arbeiten zu können, deren Schulleitung eine pädagogische Ausrichtung „pflegte“ und auch von Neuzugängen im Kollegium einforderte. Nach seiner Pensionierung bröckelte vieles, es bröckelte mehr… und dann war alles 0815. Warum? Weniger Engagement , weniger Arbeit(z.B.: Berichtzeugnis/ Notenzeugnis/Ankreuzzeugnis). Einige, wenige Jahre später: Viel!!!mehr Stress, Schulklima wurde auch schlechter, kühler… aber alles konnte dokumentiert, abgeheftet werden. Und: Diejenigen, die vorher den vermeintlich „leichten“ Weg eingeschlagen hatten, verfielen in Nostalgiedenken. Das „System“ wurde von innen kaputt gemacht! Lehramt ist eben kein „Job“ und Kinder sind keine „Kids“. Übrigens, einige Kollegen haben sich „ breite Schultern“ zugelegt, haben gelernt, in Gelassenheit dem „System“ zu begegnen und weiterhin „ offen“ zu bleiben, auch innerhalb des Kollegiums.
OmG, wie haben wir etwas ältere -vor etwa 20 Jahren- es geschafft die Schule mit Noten, Zwischentests, Hausarbeiten etc zu überleben, und das alles ohne Burnout, Psychotherapeuten, Sozialarbeiter an der Seite? Vielleicht sollten die heutigen Schüler einmal ihre Kraft dafür einsetzen zu lernen anstatt herum heulen und Demos gegen alle Forderungen an sie zu veranstalten und Jammerbriefe und- Artikel zu schreiben. Das kostet nämlich jede Menge Kraft ohne jeden Bildungsgewinn.
Ohne (schulische)Unterstützung, Nachteilsausgleiche, ohne Schulsozialarbeiterin, undigital, selbstständig und mit Erfolg…..
Watt lief da nur falsch?
„Für uns war es natürlich ein fatales Signal, dass der Ministerpräsident Bayerns, der gerade erst eine Verfassungsviertelstunde eingeführt hat, um die Demokratie an den Schulen zu stärken, jetzt kommt und versucht, unsere demokratischen Bemühungen zunichtezumachen“, erzählt Amelie“
Da hat Amelie etwas missverstanden. Niemand hat versucht, die „demokratischen Bemühungen“ zunichte zu machen.
Das hätte bedeutet, dass Amelie und ihren Mitstreitenden verboten worden wäre, sich für ihr Anliegen einzusetzen.
Eine Demokratie setzt auf Diskurs. Amelie hat das Recht zu sagen: XY muss in dieser oder jener Art verändert werden.
Herr Söder hat das Recht zu sagen: Alles bleibt so, wie es ist.
Demokratie heißt nicht, dass ich mit meinen Ideen überall offene Türen einrenne. Es heißt Arbeit, Dranbleiben, Auseinandersetzen.
Die „Verfassungsviertelstunde“ scheint in keiner Weise der jungen Generation vermittelt zu haben, was Demokratie bedeutet.
Wer es als „fatales Signal“ für die Demokratie empfindet, wenn er oder sie auf ein Nein stößt, hat nichts begriffen und ist einfach nur laut und/ oder beleidigt.
Aber was will man von einer Viertelstunde für die Demokratie auch groß erwarten.
Der MP hätte es aber wesentlich diplomatischer ausdrücken können, dass die Petition keine Erfolgschancen hatte, weil der Landtag erst zwei Jahre vorher einen entsprechenden Antrag abgelehnt hatte und sich seitdem an der Haltung der Regierungsparteien zu diesem Thema nichts geändert hatte.
“Demokratie heißt nicht, dass ich mit meinen Ideen überall offene Türen einrenne. Es heißt Arbeit, Dranbleiben, Auseinandersetzen.”
Und dagegen das Basta von Herrn Söder…
Aber hey, immerhin werden jetzt einen Monat später Expert:innen dazu befragt, was die Landesregierung machen soll.
Hoffen wir mal, das eigene Handeln wurde nicht rückwirkend abzusichern versucht 😉
(https://www.news4teachers.de/2025/10/zu-wenig-feedback-zu-viel-druck-pruefungswesen-in-bayerns-schulen-kritisiert/)
Die Äußerungen der Experten wurden ja auch nicht verboten … Demokratie eben.
Für eine Generation, in der 60 % Angst vor dem Tanken hat, kann es keine angstfreie Schule geben.
Vor dem Tanken??
Ich dachte, nur vor dem Telefonieren!
Auch vor dem Einkaufen in einem echten Geschäft
Ich bin ehrlich, als Schüler hätte ich solche Dinge auch gefordert: Keine Noten mehr, keine unangekündigten Tests mehr… Wunderbar, da hätte ich noch mehr Zeit mit meinen Hobbys verbringen können. Mit Perspektivwechsel verstehe ich das, man möchte seine Jugend so angenehm wie möglich verbringen und am besten nur die Dinge tun, die einem Spaß machen. Leider wird man so nicht auf das vorbereitet, was als Erwachsener auf einen wartet.
Als ich 14 war, sah das Leben von Erwachsenen so leicht aus: Tun, was man will, lange aufbleiben, Auto fahren, Entscheidungen treffen und Schule fand ich scheiße. Und da hätte Schule machen können, was sie wollte. Ich konnte halt nicht ausschlafen, musste früh raus und sollte dann noch Dinge wie Mathematik und Englisch reinpauken.
Heute bin ich froh, dass ich da durch musste und eben nicht alles nur ein Kuschelkurs war. Die wahre Realität lernte ich im Zivildienst kennen, wo der verwöhnte Abiturient plötzlich auf sozial schwache Menschen traf, anpacken musste und Anschiss vom Vorgesetzten kassierte, wenn etwas nicht alsbald erledigt war. Und wenn ich das ein oder andere Wochenende verschlafen hätte, hätten z.B. viele Senioren vergeblich auf ihr Mittagessen gewartet (“Essen auf Rädern”).
In all dem Forderungs- und Individualisierungswahn müssen wir wirklich aufpassen, dass wir am Ende nicht den persönlichen Egoismus nur mehr fördern, weil jeder gerade irgendein Wehwehchen hat, auf das bitte Rücksicht genommen werden muss und niemand mehr bereit ist, auch mal den steinigen Weg zu gehen.
Wikipedia nennt als urspüngliche Bedeutung des Wortes “Schule” die Begriffe Muße und Müßiggang. Schule kann, darf und muss auch mal wehtun, denn alles was später kommt, wird nicht leichter.
Ich finde das echt so erstaunlich, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sind. Ich habe Schule auch gehasst, ich bin aber nicht – so wie Sie – froh, dass ich da durch musste. Ich habe nicht den Eindruck, dass das ganze Drumherum der Schule wie Schulpflicht, Fremdbestimmung, 45min-Taktung, Lehrerzentrierung, Druck etc. mich irgendwie positiv auf “das Leben danach” vorbereitet hätte. Im Gegenteil – mein Selbstbewusstsein hat damals sehr gelitten und ich musste mir das mühsam im Studium wieder aufbauen. Mich hat das auch nicht fleißiger, sondern trotziger gemacht. So habe ich viel weniger gelernt, als möglich gewesen wäre.
Diese komische Vorstellung, dass man nur ordentlich in der Schule abgehärtet werden müsse, um im Leben zu bestehen, halte ich für Mumpiz. Ich bin auch keine Freundin vom Hätscheln, aber es gibt auch etwas dazwischen.
Warum versuchen wir es nicht mal so wie in Schweden, keine Noten bis zur 9. Klasse und die Schule mal ganz anders und neu denken, die Kinder sind die Zukunft, deshalb muss viel viel viel mehr für die Bildung getan werden und das kostet – aber auch das Mindset muss sich bei allen ändern, also ich finde das schwedische Schulsystem viel sympathischer und wäre lieber dort zur Schule gegangen.
Aber wir können in Deutschland auch gern darauf warten, bis alles noch schlimmer wird.
Warum das sinnvoll ist (keine Noten)
Weil Lernen aus Neugier wächst, nicht aus Angst.
Kleine Kinder wollen verstehen, nicht bestehen. Wenn man ihnen früh beibringt, dass Lernen mit Bewertung verknüpft ist, lernen sie zu performen – nicht zu begreifen.
In Schweden sagt man: „Forst ska barnet lara sig att lãra.” – Erst soll das Kind lernen zu lernen.
Und das geht nur, wenn der Kopf frei bleibt von Vergleich und Konkurrenz.
Weil Noten Verhalten steuern, aber keine Kompetenzen entwickeln.
Zahlen erzeugen Druck und Hierarchie – das kann kurzfristig Disziplin fordern, aber langfristig verengt es Denken und Kreativitat.
Wenn Kinder stattdessen verbales Feedback erhalten („Du erklärst Zusammenhänge gut, aber rechne sorgfältiger”), dann entsteht Lernen als Prozess, nicht als Urteil.
Weil Motivation ein zartes Pflanzchen ist.
Intrinsische Motivation – also aus sich selbst heraus lernen zu wollen – ist ein
Schatz, der gepflegt werden muss.
Frühzeitige Noten wirken wie ein Frostschock: sie lassen das Pflänzchen oft welken.
In Schweden schützt man diesen inneren Antrieb so lange wie möglich.
Weil Vergleiche verletzen – besonders, wenn das Selbstbild noch wachst.
Kinder, die zu früh lernen, dass sie „nicht so gut sind”, tragen das oft jahrelang mit sich.
Das schwedische System versucht, die Kinder an sich selbst zu messen, nicht an der Klassenspitze.
Fortschritt statt Vergleich.
Warum das in Deutschland so schwer in die Köpfe geht
Tradition des Leistungsnachweises.
Deutschland denkt Schule noch stark als „Sortiermaschine” – wer was kann, soll früh erkannt und „gefördert” werden (was oft „getrennt” bedeutet).
Das ist ein Erbe des 19. Jahrhunderts – Preußen, Ordnung, Pflichtgefühl. Das steckt tief in der Kultur.
Vertrauen in das System vs. Vertrauen in das Kind.
Schweden vertraut, dass Kinder von Natur aus lernen wollen.
Deutschland vertraut dem System, das kontrolliert, dass sie lernen.
Zwei sehr unterschiedliche Glaubensrichtungen.
Elternangst.
Viele Eltern glauben, Noten geben Sicherheit: „Dann weiß ich, wo mein Kind steht.” Aber sie sehen nicht, dass sie damit unbewusst den Fokus auf Leistung statt auf
Entwicklung lenken.
Und wer früh bewertet, bewertet oft noch das Elternhaus mit.
Lehrkräfte stehen unter Druck.
Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland müssen rechtfertigen, dass sie objektiv und gerecht sind.
Noten geben ihnen scheinbar ein Werkzeug der Kontrolle – auch um sich selbst abzusichern.b
In Schweden dagegen ist der Lehrer mehr Coach als Richter.
Bei PISA 2022 gaben in Schweden 18% der Probanden an sich an der Schule nicht wohl und/oder fehl am Platz zu fühlen, 16% als Außenseiter / von Dingen ausgeschlossen.In DE waren es 14% / 12%.
Schüler*innen mit Migrationshintergrund lagen in Schweden in Mathematik um -63 Pkt zurück, beim Lesen um -81 Pkt. In DE-gesamt waren es -59 /- 67 Pkt.
Dass in Schweden ca. 7,5% der gezogenen Probanden vorab aus der Stichprobe aussortiert und nicht mitgewertet wurden, dass die Stichprobe in Schweden zu 50% aus Probanden der sozial-privilegierten Schicht bestand (DE = 31%) verzerrt die Ergebnisse übrigens noch zum Positiven. Deshalb ist SWE in der OECD-Liste auch mit einem Stern gekennzeichnet.
Aber wer möchte, kann Schweden natürlich trotzdem als Vorbild sehen.
okay, verstehe. Auch in Schweden gibt es Probleme. Aber die Herangehensweise in Schweden finde ich besser als bei uns. Generell gibt es ein anderes Verhältnis zwischen Bürger und Staat, in Schweden wird mehr vertraut, bei uns mehr mißtraut und kontrolliert. In Schweden ist man viel weiter mit der Digitalisierung, aber wenn man ein Problem hat, ist es immer möglich jemanden anzurufen, weil auf Beratung wert gelegt wird. Auf dem Steuerbescheid z.B. steht der Name des Bearbeiters mit Telefonnummer. In Schweden duzen sich alle und sind trotzdem höflich und respektvoll. Also ich finde den Umgang der Menschen untereinander viel angenehmer dort.
Übrigens sind die Lehrer in Schweden zwar öffentlich angestellt, werden finanziell aber so behandelt wie jeder andere auch und trotzdem wollen Menschen dort Lehrer werden, obwohl es keine Privilegien gibt so wie bei uns.
Also ich denke, wir könnten uns schon einiges abgucken.
Ich finde es trotzdem bemerkenswert, dass die Werte in den Ländern, die hier laufend alsVorbild genannt werden so deutlich höher sind als in DE.
Im Vergleich zu den 21% in Finnland oder den 29% in Kanada, wirken die 14% in DE ja eher niedrig.
Ich weiß nicht, ob Schweden in Bezug auf Schule und soziale Ebtwicklung von Kindern und Jugendlichen wirklich das gelobte Bullerbü ist, als das es viele Deutsche verklärt sehen.
Die Jugendkriminalität hat dort in den letzten 10 Jahren extrem zugenommen, 13% der aktiv an organisierter Kriminalität in Schweden beteiligten Personen sind Minderjährige. Schweden will jetzt Gefängnisse für 13Jährige bauen.
Offensichtlich schafft es das schwedische Bildungssystem zusehends schlechter, Kindern und Jugendlichen eine Perspektive im legalen Leben aufzuzeigen.
Nach meinen Informationen wäre die Quote der Jugendarbeitslosigkeit in Schweden seit Jahren deutlich über 20% . In DE aktuell je nach Bundesland zwischen 4,3% – 9,5%.
Der Umgang mit Migranten scheint in SWE auch nicht gerade sanft zu sein. Zumindest drängt sich der Eindruck auf, wenn man z.B. liest, dass Drittstaatler das Land verlassen sollen, wenn die monatlichen Einkünfte unter 27.000 SEK fallen.
Ob man solche Dinge bei der Meinungsbildung berücksichtigen will, ist aber natürlich jedem selbst überlassen.
Mich würde mal interessieren, wie die Schülerräte als Vertreter der SuS ihrer Länder das beurteilen. Die Bürgerräte haben ja als ausgeloste Personen keinerlei Befugnis, für die Allgemeinheit zu sprechen.
So, wie ich meine SuS wahrnehme, würden sich nicht viele für die genannten Empfehlungen aussprechen, weil die ziemlich gut reflektieren, dass sie dann deutlich weniger als jetzt arbeiten würden – und eigentlich WOLLEN meine Schnuffis lernen und nen guten Abschluss machen.
Warum auch sollten sich SuS anders verhalten als Erwachsene? Was ich mag, mach ich gern. Was ich nicht mag, versuche ich zu vermeiden oder wenigstens solange aufzuschieben, wie es geht. Wenn kein äußerer Druck da ist, lass ich’s bleiben.
Oder wir ändern generell den Anspruch an Schule. Jeder macht nur das, was er mag. Prüfungen attestieren dann den Wissensstand auf diesen Feldern. Null Druck, null äußere Anforderungen, null Messlatten. Alles ist immer wunderbar und hey, wer popeln kann, beweist, dass der Finger den Weg zur Nase kennt: das ist doch großartig!
Muss der Arbeitsmarkt halt schauen, was er mit Absolventen anfängt, die weder die Grundrechenarten beherrschen noch ein Wort Englisch können, aber wunderbar im Betreuen virtueller Bauernhöfe sind (nein, im echten Leben braucht’s für die Arbeit auf dem Bauernhof deutlich mehr).
Ich lese hier immer wieder, dass alle nur noch das tun wollen, was sie mögen. Wo genau steht denn das hier? Es geht doch mehr um das WIE und unter welchen Bedingungen. Das WAS wurde doch gar nicht hinterfragt: einmal keine Exen mehr und die andere will keine Noten sowie anstelle von Hausaufgaben Übungsstunden in der Schule.
Ich habe in meinem Beruf auch soviel Handlungsspielraum, das ich selbst entscheiden kann, wie ich das Ziel erreiche bzw. meine Aufgabe erledige. Ich kann verstehen, dass gerade Jugendliche da auch so langsam mehr Freiheit wünschen.
Wenn man sich die Gesamtheit der Forderungen anschaut, dann habe ich den Eindruck, dass generell meist das weggewünscht wird, was subjektiv als unangenehm empfunden wird. Das wird dann mal mehr, mal weniger gut begründet, primär mit dem Argument, dass mit dem Wegfall des Unangenehmen die Motivation steigen würde. Verständlich, man hört selten bis gar nicht: Bitte fordert uns mehr, bitte gebt uns mehr Aufgaben zum Üben usw. Aber das setzte ja auch schon eigene Motivation voraus. Das hat sich vermutlich in den letzten 50-100 Jahren in der Schule kaum geändert, auch meine Generation hat entsprechende „Wünsche“ geäußert.
Die Frage ist halt, ob mit dem Wegfallen des Unangenehmen wirklich die Motivation und der Lernerfolg steigen, bzw. ob man das Unangenehme wirklich aus der Schule verbannen kann, ohne dass sich die Auseinandersetzung damit einfach nur verlagert.
Man kann erstmal nichts Generelles sagen. Für meine Tochter ist z.B. das 1×1 auswendig lernen furchtbar anstrengend gewesen. Sie hat den Sinn einfach nicht erkannt, wozu man alle Reihen können muss und sich daher einfach strickt geweigert. Sie hat lieber im Kopf bei Aufgaben irgendwelche Kettenaufgaben erstellt, die auch auf das richtige Ergebnis kamen (bspw. 7×7= 5×7+ 2×7, weil sie die 5er und 2er-Reihe einfach schnell drauf hatte). Das war unterm Strich anstrengender, aber für sie einfacher. Auch das Argument, dass sie so langsamer ist und daher bei Blitzrechnen-Tests nie fertig wurde, hat sie nicht überzeugt. “Wo steht geschrieben, dass man das schnell können muss” – war ihre Reaktion.
Erst 6 Monate später ließ sie sich überzeugen.
Außerdem hätte sie heute viel lieber kniffligen Aufgaben, also die ständigen Wiederholungen, die sie langweilen und dadurch anstrengen.
Das Empfinden von Anstrengung ist sehr subjektiv und hat nicht immer was mit Faulheit zu tun.
In IHREM Fall würde ich tippen, dass der Wegfall “ihrer” empfundenen Anstrengungen vermutlich zu mehr Motivation führen würden.
Mir reicht eigentlich meist schon die Einsicht Ihrer Tochter, dass sich die Anstrengung lohnen kann, auch wenn ich den Sinn noch nicht sehe. Es geht teilweise also auch ohne Motivation.
„keine Noten bis zur neunten Klasse“
Wenn dann aber in der neunten Klasse Noten eingeführt werden, kann man wieder argumentieren, dass das zu Ängsten führt und ungerecht ist, vor allem aber unbequem. Und schon kann man wieder jammern. Man sollte unerwünschte Nebenwirkungen aller Änderungen besser schon am Anfang in die Überlegungen mit einbeziehen.
In meiner Schulzeit wurden Klassenarbeiten manchmal angekündigt, meist aber nicht. Dennoch konnte man kalkulieren, wann mal wieder eine in welchem Fach fällig sein würde. Sie sollten ja annähernd gleichmäßig übers Schuljahr verteilt werden. Und vor einer angekündigten Arbeit kann man genauso Angst, Schlafstörungen o.ä. haben, was die Sache nur verschlimmert. Lieber nicht so hyperempfindlich sein. Resilienz lautet doch das Zauberwort.
Eine vernünftige Forderung wäre: Tests sollen FAIR sein. Ich vermute aber, die meisten Tests heutzutage haben ohnehin nicht das Ziel, dass sie möglicht schlecht ausfallen, im Gegenteil.
Sehr spannend zu lesen, was manche hier schreiben…
Hier wird Exxen – eine Prüfungsform – oft mit den Ansprüchen der alltäglichen Arbeit gleichgesetzt. Das sind bei Schüler:innen die ganz normalen Aufgaben ^^
Aber hey, ich kann nur für mich sprechen. Wohlmöglich werden die Kolleg*innen im Forum unangekündigt von der Schulleitung besucht und müssen einen unangekündigten UB halten?
Soll ja eine recht bewährte Praxis sein – manchmal muss natürlich sanktioniert werden 😛
Wer steht denn die ganze Zeit vor der Klasse und muss Rede und Antwort stehen, gesund oder kränkelnd, ausgeschlafen oder überarbeitet, beachtet, ignoriert, begutachtet, belächelt, beschimpft, respektiert oder gemobbt, … gelegentliches Bloßstellen inbegriffen? So gesehen ist das eine stundenlange, tägliche Begutachtung, bei der man sich sicherlich keine schwerwiegenden Fehler erlauben darf, denn die haben deutlichere Konsequenzen als eine schlechte Note, und auch kleiner haben Konsequenzen.
Also wenn man Parallelen zwischen den Kindern und den Erwachsenen ziehen will, dann bitte konsequent. Kein Schüler möchte oder könnte das leisten oder verantworten, was ein normaler Lehrer tut. Dazwischen stehen einige Jahre Ausbildung und persönliche Entwicklung.
PS: Ich vermeide bewusst das aktive Bloßstellen von Schülern, kann aber nicht vermeiden, dass sie sich schon mal bloßgestellt fühlen, z.B. wenn die nicht gemachten Hausaufgaben auffallen oder wegen Quatschens ermahnt wird.
Wenn Sie glauben, dass SuS ihre Lehrer nicht täglich, dauerhaft und aufgrund von völlig willkürlichen Kriterien bewerten … habe ich Zweifel, ob Sie eine normale Schule schonmal von innen gesehen haben.
Ich bin z.B. einer der coolsten, besten Lehrer ever und voll korrekt, seit ich entsprechenden…”Unterricht”…mache.
Die paar WIRKLICH guten Lehrkräfte sind bei den SuS irgendwo zwischen verhasst und widerwillig-respektiert, bis die SuS ein paar Jahre aus der Schule raus sind – und dieser Respekt für die entsprechenden KuK daher völlig nutzlos geworden ist.
Mögen einige Noten als schlecht empfinden, ich bin dafür. In der Grundschule gab es anfangs die Bewertungssätze und entsprechenden Kreuzchen. Ich habe mich gefreut, das Kind hat nichts verstanden. In der 3. Klasse haben wir uns dann für Noten entschieden und das Kind hat ungläubig aufs Zeugnis geguckt – Mama guck mal, so gut bin ich! Am Gymnasium gibt es weiterhin Lernentwicklungsgespräche, wo es Feedback außerhalb von Noten gibt. Ich gehe jede Wette ein – würde der Lehrer da sagen, deine mündliche Mitarbeit könnte viel besser sein, würde das Kind fragen – ist es noch eine Drei oder die Vier? Weil das greifbar ist. Weil man so Verbesserungen messen und sich vergleichen kann. Ist einem Kind denn geholfen, das statt einer Note den Satz zu hören bekommt, du kommst im Unterricht nicht mit und deine Leistungen sind schlecht? Oder wie wünscht man sich ein negativ ausfallendes Feedback? So positiv formuliert und verpackt, dass man es am Ende nicht genau weiß?
Vielleicht so? „Du arbeitest in deinem eigenen Tempo und erreichst immer die Kompetenzstufe I.“
Ihr letzter Satz bringt es auf den Punkt.
Betreuungsschule ‘Schland 2035 ist das Ziel.
Vielleicht sollte Schülerin Amelie auch mal lange beobachten, wie sich – davon gehe ich fest aus! – ihre Lehrkräfte den Allerwertesten aufreißen, um zum Beispiel lernunwillige Kids, schwänzende Kids, Kids mit besonderen Anforderungen…. aufreißen.
Die Exen müssen (komisch, dass die nicht auf Bäumen wachsen) erstellt und korrigiert werden. Und zwar in der Freizeit, Erholungszeit, auch Vor- und Nachbereitungszeit genannt).
Ja, das passt ihr nicht.
Und statt ein Miteinander zu fordern – nur Egoismus. Ach nee – Individualismus.
Traurig, dass Schülys von Bildung nichts mehr halten.
Und schade, dass sie nicht möchten, dass ihr Lernzuwachs positiv dokumentiert wird.