BONN. Handlungsempfehlungen für die Politik zu erarbeiten, um die deutsche Bildung zu verbessern – das ist das Ziel des Bürgerrats Bildung und Lernen der Montag Stiftung Denkwerkstatt. Dem Gremium gehören rund 700 per Zufall ausgeloste Personen aus ganz Deutschland an. Eine weitere Besonderheiten: Auch Kinder und Jugendliche kommen zu Wort. So diskutierten im Vorfeld der jüngsten Bürgerratssitzung in Leipzig Schülerinnen und Schüler über ihre Sicht auf Schule. Daraus entstand der folgende Podcast.
Die neue Folge des Podcasts des Bürgerrats Bildung und Lernen beleuchtet eine besondere Gesprächsrunde: 30 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland – darunter aktive Mitglieder des Bürgerrats sowie Schülerinnen und Schüler der Petrischule Leipzig – diskutieren zentrale Themen des Bildungswesens.
Der Gastgeber des Podcasts, Moderator Andreas Bursche (vom WDR bekannt), begrüßt seinen Kollegen Jonny Thumb, der die Gesprächsrunde leitete. Thumb beschreibt die intensive Atmosphäre des Treffens im Vorfeld der Bürgerratssitzung. In der Diskussion ging es unter anderem um Themen wie Hausaufgaben, psychische Belastungen und Noten. Besonders bewegend seien Aussagen der Kinder und Jugendlichen wie: „Es ist zu viel für mich, es ist eine zu hohe Belastung.“ Diese Offenheit habe nicht nur die Diskussionsteilnehmer:innen beeindruckt, sondern auch Lehrkräfte und die Schulleiterin der Petrischule nachhaltig berührt, erläutert Jonny Thumb.
In der Diskussion an der Petrischule in Leipzig kommt ein breites Spektrum von Stimmen zusammen, um über schulrelevante Themen wie Hausaufgaben und Bewertung zu sprechen.
Mathieu, stellvertretender Vorsitzender des Landesschülerrats, und Gesine, Vorsitzende des Stadtschülerrats Leipzig, erläutern ihre Rollen in der Schülervertretung.
Maxi (aus dem jungen Bürgerrat) zufolge nehmen Hausaufgaben viel Zeit in Anspruch, die besser für Hobbys oder andere Aktivitäten genutzt werden könnte. Sie empfindet viele Aufgaben als nicht hilfreich, insbesondere wenn der Stoff nicht verstanden wurde.
Ludwig, stellvertretender Klassensprecher an der Petrischule, betont, dass Hausaufgaben oft belastend seien, vor allem wenn sie nicht ohne weiteres lösbar sind. „Also für mich ist es oft wie eine Art Qual, wenn ich sie nicht kann halt. Aber ich finde es aber auch wichtig, dass man das ein bisschen verfestigt. Aber halt, wie gesagt, auch wenn die Lehrer es nicht gut erklären so in der Schule oder man es halt nicht verstanden hat, dann bringt es eigentlich auch nicht richtig was, das zu Hause zu machen und sich da zu quälen oder so“, erläutert er. Ludwig plädiert dafür, Hausaufgaben während der Schulzeit zu erledigen, da die Unterschiede im Lerntempo (z. B. bei einer Matheschwäche) Nachteile für manche Schüler schaffen würden.
„Noten sind halt nur Zahlen. Sie spiegeln nicht alle Talente wider, die wir haben. Und oft fühlt man sich darin nicht wirklich gesehen“
Luna spricht sich für freiwillige Hausaufgaben aus, da Schülerinnen und Schüler schon jetzt Wochen mit Arbeitszeiten von bis zu 40 Stunden bewältigen müssen, was besonders für jüngere Schüler*innen nicht akzeptabel ist.
Auch Timo unterstützt die Idee, Hausaufgaben freiwillig zu gestalten, um Schüler*innen mehr Flexibilität für ihre Freizeitaktivitäten und Prüfungsvorbereitung zu geben.
Gesine sieht Hausaufgaben als Symptom eines größeren Problems. Zu wenig Zeit, große Klassen und fehlende Lehrkräfte führen dazu, dass Stoff aus der Schule ausgelagert wird, was die Bildungsungerechtigkeit verstärkt. Viele Eltern können nicht helfen, wodurch Kinder benachteiligt werden.
Mathieu fordert die Abschaffung von Hausaufgaben. Als Kompromiss sieht er die Möglichkeit, sie freiwillig zu gestalten, um die Belastung der Schüler*innen zu reduzieren und die bestehenden Ungerechtigkeiten zu verringern.
Maxi und Henry berichten, wie ihnen ChatGPT bei Mathe- und Deutschaufgaben geholfen hat. Sie loben die Möglichkeit, so lange nachfragen zu können, bis ein Thema verständlich wird. „Ja, ich habe es dann verstanden. Also man konnte auf jeden Fall mehr nachfragen als bei der Lehrerin, weil, die hat natürlich auch andere Schüler, mit denen sie arbeiten muss, denen sie auch Fragen beantworten muss. Und so konnte ich halt mir den ganzen Nachmittag Zeit nehmen und fragen, wie funktioniert das und so“, berichtet Henry.
Eine spontane Umfrage unter den an der Diskussion beteiligten Schülerinnen und Schülern zeigt, dass die meisten unter Schulstress leiden.
Anton berichtet, wie die Vielzahl an Hausaufgaben, Prüfungen und Projekten im letzten Jahr zu enormem Stress geführt hat. Er betont, dass es schwierig ist, neben der Schule auch das Privatleben und andere Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen.
Die Gesprächsrunde beschäftigt sich im weiteren Verlauf mit der Frage, wie schulische Bewertungssysteme gerechter gestaltet werden können. Außerdem wird im Rahmen der Diskussion der Zusammenhang zwischen Stress, Hausaufgaben und Noten näher beleuchtet.
Die Schüler*innen beklagen, dass Hausaufgaben zunehmend bewertet werden, was zusätzlichen Stress erzeugt. Es wird kritisiert, dass vergessene Aufgaben zu schlechter Laune und Frustration führen. Die Bewertung von Hausaufgaben empfinden die Teilnehmer*innen der Gesprächsrunde als Druckmittel, das Schüler*innen demotiviert. Alternativ schlagen sie vor, Hausaufgaben freiwillig und ohne Benotung einzureichen.
Schule wird von den Diskutierenden nicht nur durch Leistungsdruck, sondern auch durch soziale Dynamiken im Kontext von Streit, Pubertät oder zu großen Klassen als stressig erlebt. Es mangelt an Schulsozialarbeit und individueller Unterstützung durch Lehrkräfte, die aufgrund von Zeitmangel kaum auf persönliche Probleme eingehen können. „Natürlich kommen dann Freunde, Familie, vielleicht noch ein Hobby, Leistungsbewertung, alles zusammen und das macht Schule einfach oft zu einem sehr, sehr stressigen Ort und leider auch zu einem Ort, der es im Moment noch nicht schafft, das auszugleichen“, sagt Gesine.
Noten werden von den Diskussionsteilnehmer*innen als „plump“ und wenig aussagekräftig beschrieben. Stattdessen solle die Anstrengung und Mitarbeit stärker in den Fokus rücken. Noten repräsentierten nicht den Charakter, die Stärken oder Schwächen der Schüler*innen, sondern seien bloß Zahlen ohne tiefergehende Aussagekraft.
Es wird gefordert, dass eher die Stundenleistung und Verhaltensweisen berücksichtigt werden sollten, da diese besser das Verständnis und Engagement der Kinder und Jugendlichen widerspiegeln. Auch Schüler*innen mit Schwächen wie Legasthenie (LRS) oder Rechenschwäche fühlen sich ungerecht behandelt. Während LRS offiziell anerkannt ist und Ausgleichsmaßnahmen ermöglicht, bleibt zum Beispiel eine Mathe-Schwäche unberücksichtigt.
Die fehlende Einheitlichkeit der Lehrer*innen im Umgang mit Schwächen wird ebenfalls kritisiert. Ein Diskussionsteilnehmer wünscht sich für Kinder und Jugendliche mit LRS eine Zeitverlängerung oder eine bessere Erläuterung durch die Lehrkräfte im Unterricht.
„Die Jugendlichen haben so mutig ihre Meinungen vertreten und gezeigt, dass sie etwas verändern wollen“
Kopfnoten (zum Beispiel für Ordnung und Betragen) werden von den Schüler*innen als subjektiv wahrgenommen, da es keine transparenten und klaren Kriterien gebe. „Also ich finde Noten sind absolut nicht sinnvoll“, betont die Schülerin Ronja. „Wie auch schon gesagt wurde, es wird halt viel immer nur auf den Schüler geguckt, wie sehr mag der Lehrer den Schüler. Und das lässt sich also auch nicht ausschalten. Das ist halt so drin. Man hat immer eine Neigung zu irgendjemanden, wie sympathisch man einen findet. Aber es ist schon sehr unfair, wenn das so bewertet wird. Und letztendlich macht man nichts anderes, als Schüler miteinander zu vergleichen, was man eigentlich absolut nicht machen sollte. Weil, jeder ist anders und jeder hat halt andere Stärken und Schwächen.“
Statt anonyme Zahlen ohne Erklärung wünschen sich die Schüler*innen individuelle Einschätzungen, die ihre Stärken und Schwächen hervorheben. In der Diskussion wird deutlich, dass Noten und Bewertungen für viele Jugendliche ein komplexes und oft unzureichendes System darstellen. Eine Mehrheit der Schülerinnen und Schüler in der Runde spricht sich gegen Noten aus, da diese den Lernprozess und die Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen nicht abbilden. Alternativen wie Berichte oder ein auf Potenziale fokussiertes Feedback werden von den Diskussionsteilnehmer*innen favorisiert.
Gregor erklärt zum Beispiel, dass seine Fähigkeiten und Talente in einem Zeugnis nicht ausreichend abgebildet werden können: „Noten sind halt nur Zahlen. Sie spiegeln nicht alle Talente wider, die wir haben. Und oft fühlt man sich darin nicht wirklich gesehen“, betont er.
Valerio erläutert außerdem die Herausforderung, Schule und Freizeit zu trennen, vor allem, wenn Hausaufgaben einen großen Einfluss auf die Gesamtnote haben: „Ich trenne Schule und mein Privatleben. Wenn ich in der Schule bin, mache ich halt meine schulischen Sachen. Aber wenn ich von der Schule aus bin, will ich halt nichts mehr mit Schule zu tun haben.“ Er schlägt vor, Hausaufgaben stärker in den Schulalltag zu integrieren, zum Beispiel durch zusätzliche Unterrichtszeit.
Auch Aren spricht über das Thema Noten und deren oft knappe Spielräume. Er gibt ein Beispiel: „Wenn man eigentlich eine Vier hätte, bei einem Vortrag und eigentlich nur durch die Pünktlichkeit beim Abgeben die zwei Punkte bekommt, die einem fehlen zur Drei, dann ist das schon ziemlich knapp.“ Er stellt fest, dass diese Bewertungen am Ende nur eine Zahl seien, die nicht die ganze Person widerspiegelt.
Auch Moderator Jonny Thumb zeigt sich angetan von der Diskussionsrunde: „Ich bin total begeistert. Die Jugendlichen haben so mutig ihre Meinungen vertreten und gezeigt, dass sie etwas verändern wollen. Es war eine wahnsinnige Energie im Raum, die deutlich macht, dass die nächste Generation gehört werden möchte und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.“ Besonders der Punkt, dass Kinder und Jugendliche sich psychisch überlastet fühlen, wird von den beiden Moderatoren, Andreas Bursche und Jonny Thumb, noch einmal hervorgehoben. Es sei eine Gratwanderung zwischen Leistungsprinzip und dem Erhalt eines gesunden Lebensstils. Die Folge endet mit einem Appell, den jungen Menschen mehr zuzuhören und sie aktiv einzubinden. News4teachers
Der Bürgerrat Bildung und Lernen besteht aus mehr als 700 zufällig ausgelosten Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland und wurde 2020 von der Montag Stiftung Denkwerkstatt ins Leben gerufen. Sie hat auch den vorliegenden Podcast bereitgestellt.
Im Sinne einer lebendigen Demokratie diskutieren die Mitglieder des Bürgerrats gemeinsam über gesellschaftliche und bildungspolitische Fragen. Welche Probleme und Herausforderungen müssen im Bildungsbereich dringend bearbeitet werden? Wie könnten bildungspolitische Reformen aussehen, die Probleme lösen und gleichzeitig in der Gesellschaft mehrheitsfähig sind? Und: Wie soll gerechte Bildung in Zukunft aussehen?
Ein umfassendes Papier mit Empfehlungen wurde bereits erarbeitet und an die KMK übergeben. Im November steht eine weitere Sitzung in Leipzig an, auf der die weiterführende Frage diskutiert werden soll: „Chancengerechtigkeit: Wie viel Freiheit braucht das Lernen?“
Der Bürgerrat Bildung und Lernen ist aktuell der einzige Bürgerrat, der auf Bundesebene aktiv ist und auch Kinder und Jugendliche einbezieht. Die mehr als 250 Schülerinnen und Schüler kommen über sogenannte Schulwerkstätten der Bundesländer dazu und sind vollwertige Mitglieder des Bürgerrats Bildung Lernen. Darüber hinaus haben sie aber auch eigene Empfehlungen entwickelt sowie einen offenen Brief unter dem Titel „Hört und zu!“ geschrieben.
Hier geht es zu weiteren Folgen der News4teachers-Podcasts:
Den Podcast finden Sie auch auf
Auf was für Schulen gehen denn die sich äußernden S*S?
Sind das alles Kids, die auf GemS oder IGS gehen? Okay, ist ‘ne rhetorische Frage.
Ich denke, das ist nicht zwingend der Sinn der zufällig ausgewählten Personen
Sind die denn zufällig azsgewählt worden?
“Dem Gremium gehören rund 700 per Zufall ausgeloste Personen aus ganz Deutschland an.”
Muss mal wieder eine Verschwörung sein…
Worauf wollen Sie hinaus? Dass das Gymnasium keine zeitgemäße oder zumindest für mehr als die Hälfte der Bevölkerung geeignete Schulform darstellt? Falls ja, stimme ich Ihnen zu. Also zurück zum Gymnasium der Sechziger mit deutlich unter 10% am Gymnasium. Die restlichen Gymnasien gehen dann samt Personal in IGS/ISS o.ä. auf. Zufrieden?
Gymnasium auf dem Papier und seichte Gesamtschule als Inhalt? Ja, dann passt es.
Nein, tatsächlich 90% IGS und GemS.
Schon die Aussage zeigt doch, dass Sie nichts verstanden haben. Was soll “seicht” überhaupt für eine Kategorie sein? An integrierten Gesamtschulen kann man je nach kognitivem Potenzial vom Förderschulabschluss bis zum Abitur verschiedene Abschlüsse erreichen. Die notwendigen Voraussetzungen an der gymnasialen Oberstufe sind dabei exakt gleich.
Wer glaubt denn wirklich, dass mindestens 50 % der Grundschüler die Voraussetzungen mitbringen, ein Gymnasium zu besuchen? Etwa jede zweite weiterführende Schule ist aber ein Gymnasium.
Ich nicht. Aber die Kolleg*innen am Gymnasium vergessen halt oft, dass ihre Jobs an dieser Schulform zum größten Teil von dieser Fehlannahme abhängen.
Super gekontert!
Kennen Sie nicht den Lehrer von nebenan, der von der Gesamtschule schwärmt, das eigenen Kind aber lieber aufs Gymnasium schickt, egal ob es dafür geeignet ist oder nicht? Das erinnert mich an den Handwerksmeister, der in seinem Betrieb über den Fachkräftemangel klagt, sein eigenes Kind aber ebenfalls aufs Gymnasium schickt, ohne die Eignung zu hinterfragen.
Kenne ich tatsächlich nicht. Die Kinder meiner Kolleg*innen sind, sofern schon in den Alter, zum Teil bei uns. Natürlich nur, wenn die Eltern im Einzugsgebiet wohnen. Das Abitur können sie bei uns ja mindestens genauso gut erreichen.
Ich. Bzw. muss ich das nicht glauben sondern weiß es.
Jeder Normalbegabte kann das Abitur schaffen.
Definieren Sie bitte “normalbegabt” und “Abitur”.
Sie meinen mal wieder, jemand mit durchschnittlichem IQ sollte kein Abitur erreichen?
Wann begreifen Sie endlich die Unterschiede zwischen IQ, Intelligenz und Begabung?
Normalbegabt muss noch nicht mal sein.
“Abitur” statt Abitur halt.
Ist so bestellt, wird so geliefert.
Mensch könnte ja auch hier differenzieren:
Ja, stimme ich zu. Mit Fleiß und Motivation kann sogar eine Minderbegabung kompensiert werden.
Echt? “Jeder Normalbegabte kann das Abitur schaffen”
Heisst GBS-Mensch: “Ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen”?
Und dann kennen Sie sich so gut aus mit den Anforderungen ans Abitur?
Glaube ich nicht.
Die Unterschiede zwischen Abitur (GS, GemS), Abitur (durchschnittliches Gym ab Klasse 7) und Abitur (leistungsorientiertes Gym ab Klasse 5) sind zumindest in unserer Stadt eklatant.
Was nützt eine Studienberechtigung, wenn die Studierfähigkeit fehlt?
Wie soll das gehen? Zumindest in meinem Bundesland gelten die gleichen Anforderungen. Die Aufgaben werden zentral gestellt und die Korrekturen regelmäßig durch die Dezernenten überprüft. Das gilt dann stichprobenartig auch für die Klausuren in der Qualifikationsphase. Unterschiede gibt es am Ende bei den Noten, die fallen je nach Zusammensetzung der Schülerschaft natürlich anders aus.
In meinem Bundesland gelten für die Fachhochschulreife die Prüfungsnoten 50%, im Zweifelsfall überwiegen die Unterrichtsleistungen. Wer sich einfach konsequent auf jede Frage meldet, in Gruppenarbeiten die richtige Gruppe wählt und noch Hausaufgaben macht, kann da in manchen Schwerpunkten kaum noch durchfallen, egal wie leistungsstark er ist.
Das ist aber ein allgemeines Problem und hat nichts mit dem Abitur an Gesamtschulen zu tun. Ehrlich gesagt verstehe ich auch gar nicht, warum überhaupt noch so viele Abitur machen wollen. Die Fachhochschulreife ist deutlich leichter zu erlangen und man darf damit m.W. praktisch alle BA-Studiengänge studieren. Ob man das auch kann, ist natürlich eine andere Frage.
Darum geht es nicht wirklich, sondern darum sagen zu können, man hat Abitur.
Der Sinn einer GemS/IGS besteht eigentlich nicht darin, dass möglichst viele S*S das Abitur bekommen sollen, sondern darin, dass abgehängte Kids mit Potenzial und Spätzündys diesen Weg gehen können.
Politiker*innen finden es aber toll, eine hohe Prozentzahl an Abiturient*innen vorweisen zu können.
An meiner Schule haben wir immer wieder Kids, die sich im Laufe der Zeit immer besser entwickeln und am Ende dann auch studierfähig sind.
Diese Schulform ist jedoch erkennbar unfair gegenüber den dortigen (mittel-)starken Schülern, welche sich in der eigenen Entwicklung zurückzunehmen haben.
Kennen Sie “diese Schulform” überhaupt aus eigener Anschauung oder pflegen Sie lediglich Ihre überkommenen Vorurteile?
Kenne ich aus eigener Anschauung… Inklusion steht auf der Agenda, Schulbegleiter und Sonderpädagogen sind Mangelware… Integration steht auf der Agenda, bei 1×45 min pro Woche DaZ ein zu hinterfragendes Unterfangen. Betroffen sind dabei Schüler der Sek 1, häufig ohne vergleichbare Schulhistorie… Im Fachunterricht gibt’s Schwierigkeiten, diesen durch Lehrkräfte zu besetzen… Was glauben Sie, bei welchen Schüler Abstriche gemacht worden sind, weil man niemanden zurücklassen kann und möchte?… Ob der Unterricht entsprechend den Bildungsplänen stattfindet? Na, was glauben Sie?… Wer bleibt zuerst auf der Strecke?… Das Erkennen der Gegebenheiten war der Grund, warum ich meinen beiden Töchtern den Besuch einer Privatschule ermöglicht habe, gegen Entgelt natürlich. Und ich fahre gut damit.
Also wohl eher nur vom Hörensagen. Das von Ihnen beschriebene hat wenig bis nichts mit der Realität zu tun.
Ach, wirklich nicht?
Doch. Das IST die Realität. Leider wahr.
Krasse Ansicht. Sehe ich nicht so. Gibt ja äußere Differenzierung auch an integrativen Systemen.
Bei uns wird ausschließlich binnendifferenziert.
Nicht immer gut.
Wo reiht man da ein Abendgymnasium ein?
Und wo die Berufkollegs sowie die technischen und wirtschaftlichen GY?
Die Schülerklientele dieser Schulformen unterscheiden sich de facto genauso eklatant. Besonders evident dürfte dabei der sozio-ökonomische Background der Schülerklientele sein.
Auf dem Papier vielleicht.
Aber da es am Ende eh nur darum geht (genügend ausgedrucktes Papier mit “Abitur” drauf) passt das schon.
Klingt ganz schön verschwörungstheoretisch. Werden die Prüfungsaufgaben heimlich ausgetauscht? Manipuliert der Dezernent die Gutachten der Fachberater?
Nö.
Ist garnicht nötig.
Nur ein Beispiel von vielen, lange vor dem Abitur:
Prüfen Sie mal ‘ne ZP in D oder E EXAKT so, wie das der (verpflichtende) EWH und die Korrekturhinweise vorschreiben – es ist ohne chirugische Entfernung der Gehirnmasse quasi unmöglich, eine 5 oder 6 zu schreiben.
Anderes Beispiel: Rechtschreibung
Schauen Sie mal in Abitur-EWHs (passenderweise immer ganz hinten, mit schön kleinen Punktezahlen) und rechnen aus, wie viel Prozent der Note auf richtige Schreibweise zurückzuführen sind.
Es ist mit Leichtigkeit möglich, mit tiefroten Seiten 1-/2+ zu schreiben.
Dann machen “wir” da noch was mit der Vornote…und schwupp-di-flupp…
Kann ich absolut nicht nachvollziehen, insbesondere Ihre Aussage zum Abitur. Wer seine Gedanken nicht vernünftig schriftlich ausdrücken kann, kann auch inhaltlich nichts reißen. Von welchem Bundesland reden Sie?
Und selbst wenn das so wäre, wäre es ja wieder an allen Schulformen gleich.
Ich redete von Rechtschreibung – Sie von “Gedanken ausdrücken”.
Meinen wir (um in der Leistungsunterwanderungslogik der EWHs zu bleiben) das gleiche?
Wenn Sie z.B. in E zwar ein paar tolle Gedanken hätten, aber jedes zweite Wort falsch schreiben würden – diese Wörter jedoch IRGENDWIE ERKENNBAR wären (“poliz” statt police”, “preesidnt” statt “president” usw.) müssen die Lehrer EIGENTLICH (gemäß der dazu passenden Erläuterung) die ohnehin schon irrelevanten Rechtschreibpunkte sogar noch teilweise geben. 😀
Kann man sich nicht ausdenken.
Alles auf NRW bezogen.
Die sprachliche Richtigkeit fließt bei uns (NDS) bisher mit dem Abzug von bis zu zwei Punkten in die Bewertung ein, da wird’s dann schon praktisch unmöglich mit der 1. Zumal wie gesagt in der Regel eine schlechte Rechtschreibung mit einer zumindest nicht hervorragenden Verstehensleistung einhergeht. Aber wir sind weit vom Thema abgekommen: Inwiefern unterscheidet sich das (theoretische) Problem zwischen den Schulformen, wenn die Vorgaben doch für alle gelten? Oder unterstellen Sie einfach mal, dass an Gesamtschulen Noten verschenkt werden?
Dazu erzähle ich immer gerne eine Anekdote aus der Zeit meiner ersten Stelle an einem gutbürgerlichen Gymnasium in einem sehr wohlhabenden Viertel: Da hat sich die Schulleiterin in die erste mündliche Prüfung des Tages gesetzt (ich war Protokollant) und aus einer 5-6 Punkte-Prüfung 10 gemacht. Damit war natürlich klar, dass wir aus Gerechtigkeitsgründen auch die folgenden Prüfungen besser bewertet haben. Ihr Ziel war, den Notenschnitt so anzuheben, dass die Schule in den veröffentlichten Rankings besser dasteht und entsprechend mehr Anmeldungen von “leistungsstarken” Kindern aus wohlhabenden Familien bekommt. Das Ziel hat sie erreicht, die Schule gilt mittlerweile als eine der Top-3-Schulen der Stadt.
Das von Ihnen beschriebene kommt hinzu – mir geht es auch garnicht um die Schulform oder darum, bestimmte Symptome zu bashen.
Es geht darum, dass faktisch ALLE Instanzen, die das Abitur kontrollieren sollen, derartig korrumpiert/unterwandert sind…dass als letzter Schritt wirklich nur noch der ganz offene Bruch der letzten Dämme (z.B. direktes Fälschen von Noten) fehlt.
Die Hüter sind zu den Gefährdern geworden…WÜRDE man das Abitur unter Leistungsansprüchen sehen.
Hallo 447,
Das kann ich so überhaupt nicht sehen. Ich stelle stattdessen ein großes Bemühen von allen Seiten fest, das Unternehmen Abitur zu einem guten Ende zu bringen.
Als hinderlich empfinde ich da eher die Bemühungen um Vereinheitlichung und Parallelschaltung. Das nimmt teilweise fast groteske Formen an, wenn es zum Beispiel darum geht, nur Fragestellungen aus dem Operatorenkatalog zuzulassen. Ich muss dazu sagen: ich habe viele logische Fächer unterrichtet und mit meinen Schülern eigentlich immer aufs Neue gelernt, wie vielfältig Sprache sein kann. Da tut eine solche Reduzierung einfach weh.
Sorry
Ich meinte natürlich nicht viele logische, sondern philologische Fächer
So drastisch würde ich es nicht formulieren. Aber ich geben Ihnen insofern Recht, dass ich die Einführung des zentralen Abiturs für ein Vehikel zur Absenkung des Niveaus sowohl der Prüfungen als auch der Unterrichts halte.
Hallo JoS,
Das ist ja eine tolle Geschichte. Mal abgesehen, dass man auch einer Schulleiterin mal widersprechen kann, kenne ich aus BW die Sache so, dass bei mündlichen Abiprüfungen die Schulleiter gerne anwesend sein können, sich aus der Notenfindung aber dezidiert heraushalten sollen. Da ist der prüfende Fachausschuss autonom und seine Mitglieder haben ja alle große Fakultas in dem betreffenden Fach, was bei einem Schulleiter nicht zwingend vorausgesetzt werden kann. Ich habe über die Jahre die Sache so erlebt, dass der Schulleiter der eigenen oder der prüfenden Schule dann anwesend war, wenn es um Bestehen oder Nicht – Bestehen ging. Er hat seine Eindrücke mit uns geteilt, war bei der Notengebung selbst dann aber außen vor. Und ja, wir waren auch nicht immer einer Meinung, in den meisten Fällen dann aber schon.
In diesem BL übernimmt die Schulleitung in dem Fall den Prüfungsvorsitz. Bei den in Gymnasien oft üblichen streng hierarchischen Strukturen erscheint es mir fast schon komisch zu erwarten, dass ein Lehrer, der gerade aus dem Referendariat kommt, der Schulleitung in einem solchen Fall widerspricht. Offensichtlich haben sich ja nicht einmal die erfahrenen Kollegen getraut.
So kenn man das.
Führte vor Jahren eine unvollendete Debatte mit einem Kollegen, ob man bei Darstellungsleistung=0 PUnkte überhaupt noch Inhalt zu bewerten hat. Waren uns da nicht ganz einig, ob 6 oder 4 angemessen wäre.
Was meint ihr?
Theoretisch gäbe es noch die Möglichkeit, wg. Darstellungsleistung die Gesamtnote zu senken (vorletzter Eintrag) – aber auch nur sehr begrenzt.
Na ja, was soll es, interessiert mich nicht mehr.
Das war schon abgezogen. Ist aber auch nicht so ganz die Frage.
Sondern; kann ich überhaupt noch etwas bewerten in einem solchen Fall?
Ich bin ja theoretisch ganz auf Ihrer Seite.
Natürlich müsste man diese Frage auch EIGENTLICH dann mit “Nein” beantworten.
Wie gesagt müsste…hätte…könnte…sollte…
Der Druck zur Zerstörung von Bildung kommt von oben.
Ich schließe mich 447 mal an. Es gab schon Abi-Vorschläge, da konnte man easy 5 Punkte erreichen, wenn man einfach nur das Material gelesen und irgendwie bearbeitet hat. Das versucht man wohl gerade wieder etwas abzuwenden, klappt mal mehr mal weniger.
Mag sein, aber dann gilt wieder das, was ich bereits mehrfach schrieb: Das Problem ist dann an allen Schulen vorhanden, unabhängig von der Schulform. Und das war ja der Ausgangspunkt der Diskussion.
Und es hängt vom Bundesland ab. Gilt also Deutschlandweit nur für einen Teil der SuS.
Überlastet mit Hausaufgaben? Ich dachte da gleich an Gymnasium.
Interessanterweise habe ich mich gefragt, ob das alles Kinder sind, die aufs Gymi gehen….
“Anton berichtet, wie die Vielzahl an Hausaufgaben, Prüfungen und Projekten im letzten Jahr zu enormem Stress geführt hat. Er betont, dass es schwierig ist, neben der Schule auch das Privatleben und andere Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen.”
🙂 hm, das könnte auch von einem Lehrer kommen – hab ich mir beim Lesen gedacht.
Interessanter Artikel, @ Redaktion, denn auch “Es sei eine Gratwanderung zwischen Leistungsprinzip und dem Erhalt eines gesunden Lebensstils” ist für SuS wie LuL zutreffend.
Wenn zB @ 447 dies mit *Gefühhhl und
*passt scho löst, – ist dies vielleicht für beide Seiten bis zum Ernstwerden – Studium, Beruf eine vorübergehende Lösung.
Es gibt da allerdings auch noch Wollende, Ehrgeizige, von daheim Unterstützte, die psychisch leiden, weil sie gezwungen auf der Stelle trampeln.
(Muss nochmal lesen; so jemand war im Interview aber nicht dabei; ich habe aber solche Exoten im Unterricht )
Mit denen macht man dann richtigen Unterricht, passt scho’. 😉
Kann z.B. für Gemeinschaftsschulen in Baden Württemberg nicht zutreffen, denn Hausaufgaben werden dort durch individuelles und kooperatives Lernen im Ganztagsschulkonzept der Gemeinschaftsschule ersetzt. Noten gibt es es dort auch nicht, sondern individuelle Lernentwicklungsgespräche. Die Schüler*innen lernen miteinander und voneinander in gemischten Lerngruppen, mit intensiver individueller Förderung. Lehrerinnen und Lehrer verstehen sich als Lernbegleiter und können so jedem Kind eine optimale Entwicklung ermöglichen. Alle können dort auf dem bestmöglichen Niveau lernen. So liest es sich zumindest auf der website des KM in “The Länd”.
Das ist die Zukunft – wohlklingend und wohltuend. Ich muss in 2025 auch noch mehr Niveauanpassung vornehmen.
Die Frage vom Echten Norden ist durchaus berechtigt – welchem Milieu gehören die SuS an?
Anmerkungen zu einzelnen Aussagen:
“Aber halt, wie gesagt, auch wenn die Lehrer es nicht gut erklären so in der Schule oder man es halt nicht verstanden hat, dann bringt es eigentlich auch nicht richtig was, das zu Hause zu machen und sich da zu quälen oder so“
Für den Kern der Aussage habe ich sogar ein gewisses Verständnis.
Ich kenne auch die Praxis, dass Inhalte direkt daheim in Eigenleistung ausgearbeitet werden müssen – quasi Selbststudium. Da wird dann vorausgesetzt, dass die SuS es können, OHNE dass die Lehrkraft das nochmals erklärt.
Eine Praxis, die trotz Personalmangel etc. sehr sehr fragwürdig ist.
“Die Schüler*innen beklagen, dass Hausaufgaben zunehmend bewertet werden, was zusätzlichen Stress erzeugt.“
Afaik dürfen HAs gar nicht benotet werden.
Gibt zwar auch Wege, das indirekt trotzdem zu machen, aber grundsätzlich ist es erst einmal nicht erlaubt.
Auch wenn ich die Kritik der SuS einigermaßen nachvollziehen kann, beschleicht mich trotzdem weiterhin das Gefühl, dass diese zumindest ein Stückweit auch vorgeschoben bleiben.
Stress entsteht nicht durch die Hausaufgaben, sondern m.E. durch eine “verschulte Freizeit” – Sportverein, Instrument lernen, Nachhilfe, ErgoTherapie und mit was die Kinder nicht noch allem überfrachtet werden, weil die wohlmeinenden Eltern nur das Beste wollen und sich selber aber keine Zeit nehmen (können), um mit dem Nachwuchs mal zusammen HAs zu machen, zu üben, zu spielen, einfach nur da zu sein und zuzuhören…
Die Gemengelage ist m.E. deutlich komplexer und sollte auch so analysiert werden.
Der Wunsch der SuS Schule und Rest des Tages als zwei getrennte Welten zu handhaben, zwischen denen man hin und her hüpft – das wird nicht funktionieren.
Klar entsteht Stress durch Hausaufgaben, hatte ich ja selbst. Und Hausaufgaben nach Ganztagsschule ist noch schlimmer.
In der Ganztagsschule gibt es idR keine zusätzlichen Hausaufgaben, da die „Wochenaufgaben“ in den Lernzeiten in der Schule erledigt werden können- außer Vokabeln und Vorbereitung auf Klassenarbeiten.
Leider wird die Schülerarbeitszeit (gemeint ist der Unterricht bzw. die Unterrichtsstunden) ja nicht immer zum Arbeiten genutzt…..
Was aber m.E. auch ein Problem darstellt, sind oft lange Schulwege mit dem Bus.
Danach hätte ich als Schüler auch weder Lust noch Kraft, mich such noch den Hausaufgaben zu widmen, die ich dank meiner verhaltensoriginellen Mitschüler:innen während meiner Schülerarbeitszeit nicht anfertigen konnte…
Über die Benotung der Hausaufgaben stolperte ich auch. Die hat abgenommen. Ist auch Unsinn, eine Arbeit zu bewerten, von der ich nicht weiß, wie sie zustande kam.
Meines Wissens dürfen Hausaufgaben in keinem Bundesland direkt benotet werden. Ich wüsste auch nicht, wann das in jüngerer Vergangenheit möglich gewesen sein sollte.
NOTEN auf Hausaufgaben? Das ist entweder sehr neu oder sehr alt.
Oder sehr verboten, je nach BL.
20 % der Arbeit wird in der Schule erledigt, 80 % bleibt für zu Hause. Natürlich ist das eine enorme Belastung, wenn die Kinder für diese 20 % sechs bis acht Stunden täglich in der Schule sitzen müssen – und das für 10 bis 14 Fächer pro Woche. Sie sind schließlich keine Borgs.
Natürlich geht es auch mit weniger Aufwand (30% – 40% zu Hause), um eine 4 oder maximal eine 3 zu erreichen – gerade genug, um die Leistungserwartungen des Unterrichts zu erfüllen.
Unser Stundenplan wechselt fast von Woche zu Woche, Vertretungen ohne Ende – ein normaler, geregelter Unterricht ist für uns kaum noch vorstellbar.
Die Schule selbst kann ihre Anforderungen nicht mehr rechtfertigen, erwartet aber dennoch, dass die Kinder diese erfüllen.
Statt eine Konstante und Ausgewogenheit zu bieten, verliert die Schule zunehmend an Stabilität – und dennoch wird genau diese Stabilität von den Kindern verlangt.
Das ist weder gerecht noch pädagogisch sinnvoll. Aber das alles ist schon längst bekannt.
Wer 80% der Arbeit zuhause erledigen muss, der passt entweder in der Schule gar nicht auf oder hat die falsche Schulart gewählt.Ansonsten sind Ihre Zahlen Nonsens. Es gibt, wie auch bei den Lehrern, Belastungsspitzen, und dann auch wieder chillige Wochen, und in den Ferien machen die meisten Schüler gar nichts. Und dass die Schule an Stabilität verliert, weil sie nicht ausgewogen die Arbeit verteilen kann, das ist schon sehr an den Haaren herbeigezogen. Ich würde sogar behaupten, dass die schüler ohne Schule ihre Stabilität vollends verlieren, die sie jetzt schon mit übermäßigem Medienkonsum in Gefahr bringen. Auch so ein Faktor, diese Dauerpräsenz in den “Sozialen” Medien nimmt ihnen garantiert mehr von sinnvoller Freizeit weg als Schule.
Absolut. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Stimmt. Wer täglich 3 – 6 Stunden an Handy und Co verbringt, scheint Zeit zu haben, nur eben nicht für Schule. Ich wüsste nicht, wie ich im Alltag so viele Stunden Bildschirmzeit hinbekäme, ohne andere Dinge schleifen zu lassen. Und andere haben 5 Hobbies noch oben drauf. Klingt eher nach Freizeitstress.
“Gregor erklärt zum Beispiel, dass seine Fähigkeiten und Talente in einem Zeugnis nicht ausreichend abgebildet werden können: „Noten sind halt nur Zahlen. Sie spiegeln nicht alle Talente wider, die wir haben. Und oft fühlt man sich darin nicht wirklich gesehen“, betont er.”
Natürlich nicht. Jedes Schuljahr gibt es neue Lehrer, und manchmal wechseln diese sogar während des Schuljahres, sodass ein Fach von zwei oder drei Lehrkräften unterrichtet wird.
Die Lehrer kennen die Schüler meist nur aus dem Klassenbuch und sortieren sie nur noch nach den Noten, die dort stehen.
Was Sie den Lehrkräften alles unterstellen, finde ich nach wie vor ungeheuerlich. Meine Kinder hatten mal den ein oder anderen Wechsel im Laufe der Jahre, aber das waren absolute Ausnahmen aufgrund von Krankheit der Lehrkraft oder weil der Arbeitsvertrag des Lehrers im Angestelltenverhältnis nach den Sommferien nicht fortgeführt wurde.
Meine Kinder kennen ihre Lehrer und die Lehrer kennen meine Kinder.
Ich denke, Monika, BY möchte partout provozieren, man kann gar nicht glauben, dass Sie das ernst meint. Sollte es ihre persönliche Erfahrung als Lehrer sein, dann hat sie wohl den Beruf verfehlt.
Ich gebe zu, dass ich in der Zeit als reine Fachlehrerin mit acht Klassen und ca. 256 neuen Schülern, dazu noch vier DaZ – Gruppen mit wechselnden Teilnehmern doch ins Schwimmen kam. Ich musste mir teilweise vornehmen, mir den Schüler zum Namen in einer Stunde bewusst anzusehen. Ich mochte diesen Zustand ganz und gar nicht, ich wurde keinem gerecht und das endete auch mit Frustration und Burnout.
Dennoch glaube ich nicht, dass Sie Ihre Schüler nach Noten kategorisieren. Genau das wirft Monika aber Ihnen und Ihren Kollegen vor.
Ich habe 16-19 Klassen. Da kenne ich natürlich nicht alle SuS mit Namen/Gesicht nach einem Halbjahr. Gerade die ruhigen SuS gehen da unter. Ist kein schöner Zustand, aber bei dem Einsatz nicht zu ändern. Ich verzichte deshalb auch weitgehend auf Mitarbeitsnoten und gebe eher eine, wenn sich der Schüler besonders positiv hervorhebt. Im Zweifel gebe ich dann die bessere Note, wenn ich merke, dass ich den Überblick verliere.
Gregor ist vielleicht ja ein begabter Tänzer, Musiker oder Künstler, vielleicht ein Ass in Physik….
Tanz steht nicht auf dem Stundenplan.
Musik nur teilweise.
Kunst auch nur begrenzt.
Physik kommt später dazu.
Und die letzte Unterstellung verbitte ich mir!
Einige behaupten, dass es kein deutsches Schulsystem gibt. Doch, das gibt es – und zwar ein einzigartiges auf der Welt.
Nirgendwo sonst werden Kinder bereits mit 9 oder 10 Jahren so stark aussortiert.
Nirgendwo ist die Inklusion so stark gescheitert.
Und nirgendwo sonst bekommen Kinder ab der 5. Klasse jedes Jahr in jedem Fach ein völlig neues Lehrerset, die die Schüler überwiegend aus dem Klassenbuch kennen.
Nein, es gibt kein einheitliches Schulsystem, das das tut in Deutschland.
Das habe ich in einem anderen Thread ausgiebig erläutert.
Zur Inklusion: Mein Bundesland ist sehr inklusiv. Funktioniert zwar nicht, aber die allermeisten Kids sind inkludiert.
Was den LK-Wechsel angeht, auch da liegen Sie falsch, wenn Sie denken, dass das so gedacht ist. Der häufige Wechsel ist u.a. eine Folge des LK-Mangels.
Urteilen Sie doch bitte nicht nur danach, was Sie meinen zu kennen und zu wissen.
Jedes Mal, wenn ich Ihre Beiträge lese, denke ich, dass das Allermeiste nicht auf mein Bundesland zutrifft.
Ja, darin besteht der “Charme” des Föderalismus – Wir verstehen uns, ohne uns wirklich zu verstehen.
“Zur Inklusion: Mein Bundesland ist sehr inklusiv. Funktioniert zwar nicht, aber die allermeisten Kids sind inkludiert.”
Ja, das meinte ich auch. Ohne Sarkasmus geht heute gar nichts mehr, leider.
Ist aber trotzdem nicht einheitlich in den Bundesländern geregelt. An den Gemeinschaftsschulen in BW müssten z.B, vergleichsweise paradiesische Verhältnisse herrschen, da die im Artikel angesprochenen Dinge dort alle nicht existent sein dürften. Da müssten eigentlich die Eltern Schlange stehen um dort einen Platz für Ihre Kinder zu bekommen.
Das Problem besteht auch dort darin, dass das Verhältnis LK:S nicht gut genug ist und die einzelnen Schulen viel zu viele S*S haben.
Das ist auch an meiner Schule in SH das Problem.
Kann nur aus der Theorie sprechen. Laut KM BW wäre der Klassenteiler an Gemeinschaftsschulen bei 28, an den gegliederten Schulen bei 30. Hausaufgaben und Noten dürfte es laut KM an der GMS eigentlich auch nicht geben. Die Schüler/Lehrer-Relation soll niedriger sein. Ist aber wie gesagt alles Theorie. Vielleicht kann ja eine Lehrkraft aus BW Praxiserfahrungen besteuern.
Ich denke, den Stress haben auch dort eher nur die LK.
Stress haben in der Regel Kids an Gymnasien, wenn die Eltern mehr erwarten, als ihre Sprösslinge leisten können. Das ist für mich der Hauptfaktor für Stress unter S*S.
An meiner Schule fühlen sich in der Regel die Oberstufenschüler*innen gestresst, weil sie für ihre teuren Schuhe und Klamotten und einige andere kostspielige Dinge so viel arbeiten. Die Klassenlehrkräfte/Tutor*innen führen ständig Gespräche mit denen, um ihnen zu verklickern, dass Schule nicht der Nebenjob ist, der nicht anstrengend sein darf.
Meine Töchter waren vor Klausuren gestresst. Nicht weil ungeignet, sondern weil ehrgeizig.
Und: Nicht jeder Gymnasiast ist ein Allrounder. Gerade einseitig begabte Kinder gehören sehr wohl auf diese Schulform, müssen sich dann aber in den übrigen Fächern besonders anstrengen. Das ist durchaus mit viel Arbeit verbunden.
Also ich kenne meine Schüler nach spätestens 8-10 Wochen ziemlich genau. Es kommt immer noch auf den Lehrer an, ob er dazu motiviert ist.
Sind Sie aber – wenn man die Notenvergabe bei den Quartalsnoten sieht – eher die Ausnahme.
Genau? Also ich nicht! Da gebe ich die Schuld dem System. Manchmal beneide ich Walldorf, wo man die Chance hat, zehn Jahre mit den Menschen zu verbringen, Höhen und Tiefen zu durchleben und sich zusammenzuraufen.
So genau, wie man es für einen pädagogisch sinnvollen Umgang in der Schule benötigt. Natürlich kenne ich nicht jede Faser der Charakterausprägung und jede Facette des familiären Hintergrunds.
Schüler werden nicht aussortiert. Schulabschlüsse bauen aufeinander auf, so dass jedes Kind individuell sein Ziel erreichen kann – die Gliederung ermöglicht nur, das Lernen in homogeneren Gruppen, in denen Kinder nicht über oder unterfordert werden. Und selbst in Gesamtschulen gibt es Kurse in unterschiedlichen Niveaus.
Liest man alle Artikel quer, haben wir das schlechteste Schulsystem der Welt mit dem meisten Druck, der meisten Auslese, der meisten Überforderung und den unfairsten Bewertungen. Allein, mir fehlt der Glaube daran. Zig Generationen sind erfolgreich durch das bestehende Schulsystem gegangen und natürlich haben auch wir nicht gerne Hausaufgaben erledigt. Doch wir hatten keine Erklärvideos auf Youtube oder eine KI, die uns zusätzlich unterstützt hätte. Wenn ich mir anschaue, wie das Angebot der Hausaufgabenbetreuung an mancher Schule angenommen wird, so hege ich meine Zweifel daran, dass die Schüler gerne länger in der Schule verweilen, um sie zu erledigen.
Bildung ist keine Einbahnstraße. Was werfen die gefragten Schülerinnen und Schüler denn in Sachen Bringschuld in den Raum?
Natürlich sind immer Stellen da, die optimierbar sind. Dies war so, dies ist so, dies bleibt so. Und wenn dann alle Noten und Hausaufgaben abgeschafft sind und Lehrkräfte in umfangreichen Berichten schreiben, was ein Schüler denn nun kann oder nicht kann, wird es noch immer Schüler geben, die die Berichte unfair finden, da sie zu subjektiv seien, die mehr von den Schulen und den Lehrern fordern und sehr gerne in Watte getütet und TikTok konsumierend andere die Arbeit machen lassen.
Es war früher – also ich kenne nur das Früher ab den Siebzigern, die Nachkriegszeit auch nur aus Erzählungen, definitiv anders. Ich hatte dagegen heutzutage schon Schüler aus dem Asylbewerberheim, die hatten schlicht keinen Arbeitstisch. Sie knieten auf dem Boden und machten Aufgaben auf dem Bett.
Mit dem in die Schule kommen, habe ich zumindest in der Grundschule gute Erfahrungen gemacht. Liegt aber daran, dass bei den Jüngeren Schule wenn es optimal läuft, die Nachbarschaftsschule ist. Manche wollten gar nicht gehen nach dem Unterricht.
Es gibt auch Schüler, die meinen, eine oder zwei Stunden Lernen täglich in der 10. 11. oder 12. Klasse seien ausreichend, und sich dann wundern, warum sie mit zwei 6ern von der Schule fliegen.
Tja, leider war niemand ehrlich mit ihnen.
Schulen, selbst Gymnasien, sind nicht für Schüler mit einem IQ von 170+ ausgelegt. Dennoch vertreten diese elitäre Einstellung einige Lehrer und Eltern bewusst oder unbewusst, dass dies so sein müsste – eine Haltung, die Schülern erheblichen Schaden zufügen kann.
Schulen, selbst Gymnasien, sind darauf ausgelegt, eine breite Masse von Schülern zu fördern, nicht ausschließlich Hochbegabte. Die Erwartung, dass Schüler stets auf einem extrem hohen Niveau funktionieren müssen, ist unrealistisch und schädlich. Eine solche elitäre Einstellung kann bei vielen Schülern Überforderung und Frustration auslösen, anstatt sie zu motivieren.
Bildung sollte sich an den individuellen Stärken und Bedürfnissen orientieren, statt an überzogenen Standards, die nur wenige erfüllen können.
Nein, die Kinder aus dem Artikel erzählen keinen Unsinn und sind auf keinen Fall ungeeignet. Sie sind genau das – endlich mutig geworden.
Sie sagen die Wahrheit, die viele Lehrer nicht gerne hören wollen – geschweige denn die Kultusministerien.
Dann nehmen Sie Ihr Kind vom Gymnasium. Offensichtlich ist das nicht die geeignete Schulart! 90% der mir bekannten Gymnasiasten jammern nicht. Sie wissen, dass sie an dieser Schulart mehr Leistung bringen müsssen als an einer Realschule.
Dass Gymnasien nur elitär denken, ist Quatsch. Aber ja, am Ende soll ein Gymnasium die Studierfähigkeit des Schülers attestieren. Sollten Ihre Kinder diese total schlimme und unfaire Schulzeit hinter sich gebracht haben, werden Sie dann auf die Universitäten genauso losgehen? Dort wird noch mehr Eigenständigkeit, Fleiß und Disziplin erwartet – und das ist gut so!
Was Sie hier beschreiben, ist für mich der Hauptgrund für den gefühlten Stress und Druck. Ich kenne Gegenden, da gehen 90% der Grundschulkinder aufs Gymnasium und für viele (SuS und Eltern) gibt es schlicht keine andere Option oder sie wollen es unbedingt versuchen, auch wenn sie wissen, dass es für das Kind wahrscheinlich nicht ohne große Anstrengung gehen wird. Dann ist (zuviel) Stress und Druck doch vorprogrammiert!
Wieso gibt es keine andere Option?
Das müssen Sie die Eltern fragen, warum es für sie keine andere Option gibt! In unserer Gesellschaft hat man es heute scheinbar nur “geschafft”, wenn am Gymnasium ist / Abitur hat.
Wir haben als Schüler zu 90 % geklagt vor 30 Jahren, und da ging noch ein geringerer Anteil eines Jahrgangs auf das Gymnasium als heute.
Ich hatte so viel Sress am Gymnasium, dass ich fünfmal pro Woche zum Training ging, an den Wochenenden Spiele hatte und mein Abi schaffte.
Bin nicht hochbegabt, bin Arbeiterkind, hatte tatsächlich keinerlei häusliche Unterstützung, kriegte selbst die Kurve und lernte mit einer Freundin zusammen für das Abi.
Heutzutage scheint das undenkbar zu sein.
Verboten! Zu Haus zu lernen war und ist ein Eingriff in Ihre Persönlichkeitsrechte!
Verklagen Sie Ihre Eltern/Schule/Lehrer/Gesellschaft ob dieses völlig unzumutbaren Drucks und Zustands.
Lernen. Zu Hause. Wo hat mensch denn so was je gehört!
S*mus AUS
Gut gemacht.
Vielleicht war der Sport ja auch genau das, was ihr persönliches Gehirn gebraucht hat, um so lässig lernen zu können.
Heute ist das tatsächlich undenkbar, da man jede Eigenverantwortung und Anstrengung von sich weist (das wird ja medial permanent suggeriert) und am Versagen sind immer die Lehrer, oder besser noch, das ganze Schulsystem schuld, niemals die Schüler selbst.
Lieber Rüdiger,
Kritik am System ist kein Zeichen von Schwäche :), sondern ein notwendiger Schritt, um Bildung gerechter und effektiver zu gestalten.
Eigenständigkeit, Fleiß und Disziplin sind wichtige Werte, aber sie müssen durch ein unterstützendes System gefördert und nicht durch Überforderung eingefordert werden.
Außerdem die Unternehmen erwarten heute Soft Skills, digitale Kompetenzen und diese “omniöses” 😉 unternehmerisches Denken. Sie werden an Gymnasien leider kaum gefördert.
Unternehmerisches Denken ist tatsächlich der Kern einer erfolgreichen Wirtschaft, oder? Schließlich muss jemand die Renten für die ältere Bevölkerungsgruppe verdienen?
Unternehmerisches Denken ist essenziell für eine erfolgreiche Wirtschaft. Es fördert Innovation, schafft Arbeitsplätze und trägt zur finanziellen Stabilität bei. Ohne eine starke Wirtschaft, die von unternehmerischen Menschen getragen wird, gäbe es weniger Einnahmen durch Steuern und Sozialabgaben und das hätte direkte Auswirkungen auf die Rentensysteme und Sozialsysteme, insbesondere in einer alternden Gesellschaft wie Deutschland. Ist dem nicht vielleicht so? Die Geburtenrate sinkt in Deutschland seit Jahrzehnten. Warum bloß?
Kurz gesagt – eine gesunde Wirtschaft, angetrieben durch unternehmerisches Handeln, ist die Grundlage dafür, dass auch die ältere Generation abgesichert ist.
Unternehmerisches Denken wird aber an deutschen Gymnasien leider kaum gefördert – ganz im Gegenteil. Das Schulsystem ist oft noch stark auf traditionelle Werte wie Theorievermittlung, Prüfungswissen und akademische Karrieren ausgerichtet. Es wird Fokus auf Theorie statt Praxis gelegt, risikoscheues Denken ist am Tagesordnung, kein Raum für Experimente, fehlender Kontakt zur Wirtschaft, einseitige Berufsorinetierung usw..
Das deutsche Gymnasium bleibt hinter den Anforderungen der modernen Wirtschaft zurück, wenn es um die Förderung unternehmerischen Denkens geht. Statt Schüler auf Innovation, Risikobereitschaft und wirtschaftliche Verantwortung vorzubereiten, wird überwiegend der Fokus oft auf theoretisches Lernen und akademische Laufbahnen gelegt.
Es möchten aber nicht alle Lehrer, Dozenten oder UNI Professoren werden.
Irgendwie scheint in Deutschland derzeit ein wirtschaftlicher Stillstand zu herrschen, oder?
Naja,verursacht durch strukturelle Schwächen, globale Herausforderungen und mangelnde Reformbereitschaft. Und ohne grundlegende Veränderungen könnte Deutschland langfristig an wirtschaftlicher Bedeutung verlieren und das wünscht sich sicherlich niemand in diesem Land.
Deutsche Gymnasien sind stark auf eine theoretisch-akademische Bildung ausgerichtet, was ihre Ursprünge vor allem als Eliteschulen widerspiegelt. Während dies für akademisch orientierte Schüler geeignet ist, wird dadurch das Potenzial vieler anderer Schüler nicht ausreichend gefördert, ganz einfach. Die Zeiten und Anforderungen der Wirtschaft haben sich aber stark geändert.
Und genau dadurch verlieren Gymnasien an Bedeutung für die Wirtschaft. Die Zeiten haben sich geändert, aber die Gymnasien haben sich nicht entsprechend angepasst. Während sich Gesellschaft und Arbeitswelt in den letzten Jahrzehnten stark verändert haben, bleibt das deutsche Gymnasium in vielen Aspekten stur bei traditionellen Strukturen und Lehrmethoden
Die Gymnasien haben in vielerlei Hinsicht den Anschluss an die heutige Zeit verloren. Ohne grundlegende Reformen, die Theorie und Praxis besser verbinden und Schüler auf die Herausforderungen der modernen Welt vorbereiten, verlieren sie einfach gerade jetzt an ihrer Relevanz.
Wenn Gymnasien sich zu stark auf theoretische und akademische Bildung konzentrieren wie bisher, werden wichtige Fähigkeiten und Kompetenzen, die in der modernen Wirtschaft gefragt sind, vernachlässigt wie z.B. fehlende Vorbereitung auf die Anforderungen der Wirtschaft, ungenutztes Potenzial, fehlende Verknüpfung mit der Arbeitswelt usw. alles schon bekannt…dadurch entsteht Fachkräftemangel, Abkopplung vom Markt usw..Alles eben was wir schon gerade jetzt miterleben dürfen.
Wenn wirtschaftlich fähige junge Menschen nicht bereits durch Gymnasien ausgebildet werden, verschenkt das Bildungssystem einfach so enormes Potenzial. Gymnasien sollten ihre Rolle als Bildungsinstitution neu denken und wirtschaftliche Bildung stärker in den Fokus rücken, um Schüler optimal auf die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt vorzubereiten, da wie gesagt, es möchten nicht alle Lehrer, Dozenten oder UNI Professoren werden, eigentlich zunehmend weniger ist der Fall. Warum nur?
Gut ausgebildete, wirtschaftlich kompetente junge Menschen sind entscheidend für den Erfolg von Unternehmen und die Innovationskraft eines Landes und die 3-5 Jahre Studium (UNI, Fachhochschulen) sind dafür nicht ausreichend.
Warum Schüler dann fast ein Jahrzehnt dafür am Gymnasium verbringen sollen?
Derzeit besteht jedoch eine Diskrepanz zwischen der langen Schulzeit und den Fähigkeiten, die Schüler für Studium, Beruf und Leben benötigen. Eine Reform des Gymnasiums, die Theorie und Praxis besser verbindet, ist ja notwendig, um diese Lücke zu schließen und genau darüber beklagen sich junge Menschen in dem Artikel.
Viele deutsche Unternehmen suchen inzwischen nach Alternativen im Ausland, weil sie in Deutschland Schwierigkeiten haben, ausreichend qualifizierte Fachkräfte zu finden.
Das gilt auch für hochqualifizierte Fachkräfte, zunehmend in Branchen wie IT, Ingenieurwesen, Medizin und Forschung.
Ich gebe Ihnen Recht. Für unternehmerisches und kaufmännisches Denken gab es in Deutschland einmal eine sehr erfolgreiche Schulart: Die Realschule. Früher auch noch das Realgymnasium und die Höhere Handelschule. All diese Schultypen wurden abgeschafft.
Überall wird’s diverser, nur bei den Schultypen nicht.
Das klingt schon wesentlich differenzierter als das, was Sie sonst so im Kommentarbereich schreiben. Mich stört auch nicht Ihre Kritik am Schulsystem – mich stört, dass diese oft sehr lehrerzentriert, subjektiv und unsachlich äußern und positive Seiten gar nicht beleuchten wollen. Davon abgesehen hängt Bildung eben auch davon ab, was ein Schüler leisten kann oder leisten will.
Gymnasien sind nicht für einen IQ95- ausgelegt und dennoch versuchen es einige Eltern. Und selbst bei einem IQ 100 muss das Kind hart arbeiten, um mitzukommen. An IQ 110 könnte es entspannter werden.
Der IQ ist nicht alles. Es müssen auch noch Arbeits- bzw. Lernbereitschaft hinzukommen, eine zumindest ausreichende Fähigkeit, sich an den Riemen zu reißen, wenn mal etwas keinen Spaß macht, und nicht gleich dem Lehrer die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn das eigene Tun zu wünschen übrig lässt….usw.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pablo_Pineda
Es gibt in Spanien einen Mann mit Trisomie 21, der Abitur gemacht und studiert hat. Allerdings mit viel Fleiß und Arbeit.
Trisomie 21 geht nicht immer mit kognitiven Einschränkungen einher.
Hier ein interessanter link zu Trisomie 21. Da steht auch wissenswertes zur kognitiven Entwicklung:
https://www.betanet.de/down-syndrom-allgemeines.html
Es gibt verschiedene Formen/Ausprägungen von dieser genetischen Anomalie.
Danke, was dazu gelernt:)
Gern geschehen! Leider hält sich hartnäckig das Bild des “lieben, aber kognitiv (sehr) schwachen” Down-Kindes in unserer Gesellschaft. Deshalb werden auch gern Fotos dieser Kinder für die “Inklusionskampagnen” benutzt. Dieses Bild war zu meiner Studienzeit noch Stand der Wissenschaft (vor ü40 Jahren). Mittlerweile weiß “man”; Trisomie 21 ist nicht gleich Trisomie 21. Es gibt verschiedene Varianten, z. B. die “Mosaik-Variante”. Da es ja sicher ein paar Regellehrer gibt, die Trisomie-Schüler inklusiv beschulen, wollte ich den “Vorurteilen” etwas entgegenwirken. Und das mit dem “lieben” Down-Kind – das trifft zwar meistens zu, aber nicht immer (eigene Erfahrung mit Schülern). Vielleicht kann mein werter Kollege Rainer Zufall noch etwas zu den neueren Erkenntnissen bezüglich Trisomie 21 ergänzen. Er müsste ja studiumsmäßig auf einem wesentlich neueren Stand sein als ich. Ich habe mir die neueren Kenntnisse “nur angelesen”, weil ich entsprechende Schüler hatte.
@Redaktion
Inklusion und die Probleme der Regellehrer damit, werden ja im Forum immer wieder angesprochen. Sonderpädagogen sind nun mal meist Mangelware und das wird wohl leider noch längere Zeit so bleiben. Mir tun die Schüler und Lehrer leid. Ich hätte deshalb den Vorschlag an Sie, eine gesonderte Rubrik bei n4t zur Inklusion einzurichten. In diesem Forum könnten Kollegen dann reale Erfahrungen, bewährte Konzepte und Fragen/Probleme austauschen. Natürlich sind Kinder immer sehr unterschiedlich, aber manche Idee wäre vielleicht interessant und praktikabel. Das könnte manchem Kind und Lehrer vielleicht helfen.
Ist nur eine Idee von mir! Ich hätte z. B. ein paar Erfahrungen zu übersensiblen Schülern und ADHs beizusteuern, die vielleicht manchem Kind das Lernen erleichtern könnten. Von meinem zufälligen Kollegen kam da bis jetzt, trotz mehrfacher Nachfragen, leider nichts, obwohl er auf neuerem wissenschaftlichen Stand ist/oder zumindest sein sollte.
Da ich gerade beim Thema Trisomie 21 bin. Hier noch eine Besonderheit dieser Schüler, die man beachten sollte: Diese Menschen haben oft “überdehnbare Gelenke”, dadurch manchmal interessante “Sitzpositionen” und Bewegungen. Im Sportunterricht sollte das beachtet werden, um Verletzungen zu vermeiden. Andererseits kann man das evtl. nutzen, um diesen Schülern andere “Erfolgserlebnisse” zu verschaffen. Sie tanzen meist sehr gern und sind dabei durch ihre Beweglichkeit oft kreativ. Diese Schüler neigen zu Übergewicht, deshalb sind Sport und Bewegung für sie noch wichtiger als bei anderen Kindern.
https://www.betanet.de/down-syndrom-mobilitaet-und-sport.html.
Es gibt tolle Abgebote dahingehend, ein Abitur im 2. Bildungsweg zu erwerben. Auch ein Fach-Abitur kann erreicht werden.
Psst, weniger Werbung bitte, wir laufen über und sind dann last Chance. Dann wirds bei uns für Gymnasialaussteiger evtl.wirklich stressig, obwohl die Möglichkeit der Vorklasse viel hilft – aber auch nicht bei allen.
Irgendwie denke ich manchmal, den Kids wird erzählt, hier wird das Abi verschenkt.(die BOS als echte aber harte Chance für Leute nach Ausbildung lasse ich mal außen vor)
Welches Kind lernt denn 1-2 Std. täglich und hat dann eine 6? Wenn dem so ist, dann ist es wirklich auf der falschen Schule. Wenn meine Tochter das täte, hätte sie doppelt so viele 1er. Mehr als Aufpassen, regelmäßig gründlich Hausaufgaben machen, Vokabeln lernen und vor der Arbeit alles nochmal ansehen reicht i.d.R. aus, um mit guten Noten (1-3) durch zu kommen.
Ich bin bekanntermaßen auch keine Freundin unseres Schulsystems, aber das halte ich für Quatsch.
Mich stört allerdings die Fixierung auf Noten und der dadurch entstehende Druck.
Hätte ich fast gleich geschrieben!
Eltern, die ihre Kinder, koste es, was es wolle, auf dem Gymnasium halten wollen, auch wenn sie es offensichtlich nicht schaffen, tun ihren Kindern Schlimmes an!
Man darf allerdings auch keine Lücken auftun lassen – dann ist man tatsächlich irgendwann verloren. Daher versuche ich meiner Tochter nicht das Ziel ” super Note” beizubringen, sondern du hast dein Ziel erreicht, wenn du es verstanden hast. Wenn dann die Arbeit aufgrund von Konzentrationsproblem, schlechter Tag, Flüchtigkeitsfehler o.ä. nicht so gut wird, egal. Hauptsache, sie kann es. Notendurchschnitt ist in der Mittelstufe noch nicht so relevant.
Auch das ist so wichtig, das machen Sie genau richtig. Man kann auch einem Siebtklässler sagen, dass sich später kein Mensch für seine Mathenote in der 7. Klasse interessiert. Zum Teil haben die so einen Notendruck (selber oder durch Eltern), das kann nicht gesund sein…da könnte ich von Elterngesprächen berichten…
Ja, ich hab so eine Tochter zuhause, die sich ständig Druck macht, da gehe ich schon mal drastischer ran und sage ihr, dass eine Note nur eine Zahl auf einem Stück Papier ist, mit dem sie sich den Hintern abwischen kann. Wirklich relevant ist, was sie im Kopf hat. Das geht sicherlich nicht mit jedem Kind, aber bei uns klappt das mittlerweile etwas besser, dass sie sich nicht vor jeder Arbeit verrückt macht. Aber ganz loslassen kann sie trotzdem nicht…..
Kürzlich bei uns an der Schule: “Meine Eltern haben gesagt, wenn ich etwas Schlechteres als eine 1 oder 2 habe, brauche ich gar nicht erst nach Hause kommen.” (bzw. ähnlicher Wortlaut). Das fand ich erschreckend!
Das ist auch erschreckend. Hier sind die Eltern aber das Problem und nicht die Schule.
Kenne ich auch. Klasse 5.
Gruselig!
Aber Noten sind doch nur in wenigen Klassenstufen wirklich wichtig, warum so viel Stress?
Meine Kinder haben mir erklärt, dass Noten in der Unter und Mittelstufe völlig unwichtig sind. Man muss nur aufpassen, dass in relevanten Fächern keine größeren Lücken entstehen. Als sie dann nach dem Höhepunkt der Pubertät noch das geniale Zuhören im Unterricht für sich entdeckten, wurde es “noch gechillter”, da Teile der Nachbereitung bzw. Klausurvorbereitung wegfielen.
Hat mir eingeleuchtet. Ab Oberstufe hatte man dann ja viele Hassfächer abgewählt und die allgemeine Lokomotive zog alle mit zum Abi, das dann bei all unseren Kindern überraschend gut ausfiel.
Es macht doch keinen Sinn, sich während der Schulzeit schon völlig zu verausgaben, wenn noch das Studium und evtl Promotion anstehen. Da muss auch strategisch gelernt werden (Was ist wie wichtig, wird wie gewichtet? Wieviel Zeit stecke ich wo rein und wo setze ich risikominimierend auf Lücke?). Hilft im Studium enorm.
Da widerspreche ich garnicht. Ich bin keineswegs streng und lasse mein Kind machen. Sie schätzt selbst ab, ob sie es kann. Häufig will sie es mir zeigen.
Ich halte Noten tatsächlich auch erst im Abitur oder jedem anderen Abschluss für relevant. Ich feiere sogar innerlich jede schlechtere Note, weil man dadurch tatsächlich mehr lernt (Selbsteinschätzung, Frustration), als wenn alles perfekt läuft.
Noten beim Abschluss können allerdings mit zu großen Lücken zum Problem werden, weil vieles aufeinander aufbaut.
Sach ich doch, ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss.
Viele Kinder “lernen” z.B. eine ganze Stunde täglich in unserem Oberstufenraum.
Dieses “””Lernen””” findet mit mindestens Musik, normalerweise dazu noch blinkendem Gedüdel am Handy statt.
Burnout-Bernd führt Diskussionen, pädagogisiert – und dreht sich um, schwupps, das Gedüdel geht weiter.
Drohne 447 scannt und schwebt freundlich lächelnd weiter.
Burnout-Bernd finden due OSler doof und langweilig, Drohne 447 wird mit einer freundlichen Bioeinheit assoziert.
Tja.
Geliefert wie _________.
Sie bringen alles durcheinander. Ein IQ von 170 ohne Motivation oder Fleiß würde auch nicht zum Abitur führen!
Eine Stunde Lernen ist in der Oberstufe vielleicht etwas wenig, zumindest wenn Klausuren anstehen.
Darf ich raten, am besten im Unterricht eigene Notizen zu machen und sie Zuhause ins Reine zu schreiben. Dann braucht der Schüler vermutlich gar nicht mehr explizit zu lernen, der Stoff bleibt so hängen. Ist auch eine gute Vorbereitung aufs Studium.
Hier an dieser Stelle Danke an meinen eigenen Klassenlehrer in der Realschulen, der mir ab Klasse 7 diese Lernmethode gezeigt hat.
Ich bemängele im Lehrplan tatsächlich, dass der Frage, WIE man eigentlich lernt, viel zu wenig Bedeutung zugemessen wird. Die meisten Schüler wursteln sich da was zurecht, was funktioniert oder auch nicht. Sie hinterfragen ihr Lernsystem auch nicht. Auch nicht die Jugendlichen im Artikel.
Zwei Sechsen sind verdammt ehrlich, wenn Sie mich fragen!
Was meinen Sie damit, “Tja, leider war niemand ehrlich mit ihnen”?
Es gibt Halbjahreszeugnisse. Da stehen – jaaaa – Zahlen drin.
Es gibt Elternabende und Elternsprechtage.
???
Froh bin ich hingegen, dass Sie “Die Eltern” offensichtlich in das “niemand” mit einbeziehen.
Meine Kinder lernen in der Schule und nur sporadisch vor Klassenarbeiten zu Hause. Von 1-2 Stunden täglich sind sie weit entfernt und haben trotzdem keinerlei Probleme auf dem Gymnasium. Aber vieleicht zählt ein NRW-Abi auch nicht so richtig?!?
Jau, wer im Unterricht aufpasst, entwickelt mit der Zeit auch ein Gespür dafür, was auf “Lücke gesetzt” werden kann. Das verschafft zusätzliche zeitliche Freiräume.
Bin mal gespannt, wie sich das entwickelt. Wie die Schüler*innen in einem Jahr wohl über den Rat und dessen Sinn denken werden?
Schule muss aufgebrochen werden. Viele SuS können nicht mehr 6-8 Stunden einfach dasitzen.
Am Ende wird es ein win-win für alle.
Lehrpersonen 4-Tage Woche, 18 % Gehalt rauf wegen starker Inflation
SuS Projektarbeiten, offenen Lernformen, Gruppenarbeit, Forschungsarbeit
Digitalisierung….
bis zu 30% Homeschooling, z.B. ab Klasse 9 für ein paar Stunden
Kreaitivät, Motivation und Spaß, einfach sich selbst entdecken
Schüler können sich täglich nach der Schule selbst entdecken. Meine Kinder sind an den meisten Tagen um 14 Uhr zuhause. Bei Ausfällen auch mal früher. Dann gehen sie ihren selbst gewählten Hobbys nach und verbringen (leider) viel zu viel Zeit am Handy oder Tablet.
Ginge Ihr Vorschlag durch, würden sich wieder Eltern echauffieren, dass zu wenig Unterricht stattfände, also genau das, was Schulen bzw. Lehrkräften gerne in den letzten Wochen vor den Sommerferien vorgeworfen wird.
Vielleicht müssen Schüler aber genau DAS wieder lernen und beherrschen: Mal 6-8 Stunden “einfach dasitzen”. Das Leben besteht eh schon in zu vielen Teilen aus 15-sekündigen Videos.
Digitaler wäre schon ganz gut und die Bediungen für Lehrer müssen verbessert werden.
1 Tag pro Woche kann doch digital stattfinden, oder nicht?
Es werden doch heutzutage viel zu wenig Leute Lehrer, weil es nicht mehr attraktiv ist.
Schüler „einfach dasitzen“ zu lassen, ist kein zukunftsorientiertes Bildungsziel, oder es sollte es nicht sein. Stattdessen sollte die Schule lieber darauf abzielen, Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer durch aktive, abwechslungsreiche und praxisnahe Lernmethoden zu fördern. Das Ziel ist nicht bloßes Ausharren, sondern die Fähigkeit, aufmerksam, kritisch und engagiert mit komplexen Aufgaben umzugehen, also eine Kompetenz, die weit über das Sitzen hinausgeht.
Durch Inklusion und Integration sind die besseren Schüler leider oft zum Ausharren und Dasitzen verdammt, eine einzelneLehrkraft kann nicht für 30 Schüler den Unterricht individuell differenzieren, das geht nun mal nicht, auch wenn die Glorreichen 16 das glauben und verlangen.
Ohja, noch mehr “Kompetenzorientierung” und noch mehr Projekte und wir sinken noch weiter in den internationalen Vergleichen der gleichaltrigen Schüler. Wann wird endlich begriffen, dass vor allem bei den offenen U-Formen die leistungsstarken Schüler profitieren? Über Sinn und Unssinn von Pisa und Co möchte ich jetzt aber nicht weiter eingehen.
Und wie soll das funktionieren?
(Frage ich Sie zum siebten Mal).
Darf ich?
Kompetenzorientierung: Sinnvoll, aber oft falsch umgesetzt!
Offene Unterrichtsformen: Vorteile und Probleme, sollen wir darüber?
PISA und internationale Vergleiche: Solche Vergleiche bewerten jedoch primär kognitive Leistungen und berücksichtigen oft nicht soziale, kreative oder praktische Kompetenzen, die ebenfalls wichtig sind.
Balance zwischen Struktur und Offenheit: traditionelle Ansätze vs. offene Ansätze
usw.
Das kling alles sehr vorkommen und gebildet oder?
Bildung und Lernen sollten natürlicher Bestandteil der Entwicklung von Kindern sein und kein „Riesendrama“. Doch genau das passiert oft im aktuellen Bildungssystem – durch überfrachtete Lehrpläne, unrealistische Erwartungen und eine unnötige Polarisierung zwischen „braven Schülern“ und „faulen Zockern“.
Kinder werden heute häufig in eine Situation gebracht, in der Lernen als eine fast unmenschliche Belastung empfunden wird. Dies nimmt die natürliche Neugier und Freude am Lernen, die eigentlich jedem Kind innewohnt!
Eltern und Schüler kritisieren oft, dass das Bildungssystem immer komplexer und weniger durchschaubar wird. Dabei sollte die Schule ein Ort sein, an dem Bildung einfach und sinnvoll vermittelt wird.
Viele Kinder, die gerne spielen oder „zocken“, entwickeln dabei Fähigkeiten wie strategisches Denken, Problemlösung oder Teamarbeit – diese werden jedoch selten als Teil ihrer Bildung anerkannt.
Gleichzeitig bedeutet es nicht, dass alle „braven“ Kinder wirklich effektiv lernen. Oft geht es mehr um das Erfüllen von Anforderungen als um echtes Verständnis, leider. Und genau das wir belohnt, nicht umgekehrt.
Sie beantworten hier nicht die Frage, die ich an die Un-realistin stellte.
Thema verfehlt.
“Kinder werden heute häufig in eine Situation gebracht, in der Lernen als eine fast unmenschliche Belastung empfunden wird. Dies nimmt die natürliche Neugier und Freude am Lernen, die eigentlich jedem Kind innewohnt!”
Falls das wirklich der Fall sein sollte, dann rate ich dringend (!) zu einem Schulwechsel. Ich bin immer wieder als Klassenlehrer in den Klassen 5-7 eingesetzt, bin jetzt in meiner 5. “Schleife”.
Bis jetzt hatte ich genau 2 Kinder, bei denen das genau so war. Alles versucht, gelernt, aber es hat einfach nicht gereicht, weil es schlichtweg zu schnell ging und schon aus der Grundschule Lücken vorhanden waren, die zusätzlich hätten aufgearbeitet werden müssen. Viele, viele Elterngrspräche, nein, kein Lerncamp in den Ferien bloß nicht noch mehr Druck etc. – irgendwann kam die Einsicht und die Mutter habe ich ca. 3 Jahre nach dem Schulwechsel und letztes Jahr (ca. 10 Jahre später) noch einmal getroffen: das Kind hat einen guten Realschulabschluss gemacht, hatte viele Erfolgserlebnisse, hat Selbstbewusstsein gewonnen und jetzt einen guten Job im Gesundheitswesen (natürlich kein Arzt, kann halt nicht jeder werden).
Manchmal geht es einfach nicht. Jeder von uns dürfte mal gemerkt haben dass es Beteiche gibt, in denen andere besser/schneller/talentierter sind, das ist nicht schlimm.
Nur darf man dann eben nicht auf Teufel komm raus das Gymnasium durchzwingen wollen. Selbst wenn es da irgendwie klappen sollte, zu welchem Preis?
Haben Sie sich mal das empfohlene Video hier bei n4t “PISA-Sieger: England macht’s vor”
angeschaut, da wird aufgezeigt, warum Projektarbeiten, offene Lernformen, usw. eher nicht der Weg sind. Die Kollegin, die die Entwicklung in England vorstellt, ist zudem keine Person, die man als konservativ bezeichnen würde.
Im Übrigen gibt es auch in Deutschland aktuelle Studien, die aufzeigen, dass der englische Weg für das Gros der S*S der richtige zu sein scheint.
Ab Klasse 9 30% gechillt arbeiten? An welche Klientel denken Sie bei Ihren Ausführungen immer? Klingt sehr nach Gymnasium.
An meiner Schule verlassen uns die ersten S*S nach Klasse 9 bereits, da zählt dann jede Stunde. Die müssen nämlich u.a. noch auf die ESA-Prüfungen vorbereitet werden.
Es ist immer wieder interessant, dass Kolleg*innen vergessen, dass es auch noch nicht Gymnasiast*innen und viele Kids mit schwierigeren Hintergründen gibt.
Man kann nicht alle retten und wir Einzelnen schon mal gar nicht, aber unserer aller Aufgabe ist schon noch, das Beste für alle Kids zu wollen, denke ich.
Die Entwicklung in England ist durchaus interessant. Auch UK hat zwar bei PISA 2022 jeweils Tiefstände erreicht, sich allerdings im Ranking verbessert, weil die anderen Länder noch stärker abgerutscht sind. Der englische Weg scheint dort vor allem bei Schüler*innen mit Migrationshintergrund anzuschlagen, die in UK besser abschneiden als die ohne Migratinshintergrund. Das bestätigen auch die Zahlen der Regierung. Da erreichen z.B. “white british” beim Kriterium “erfüllt die Standards” unter den ethnischen Gruppen zu Beginn der Schulzeit noch Rang 5, in den höheren Klassen nur noch Rang 10. Die Schüler*innen ohne Migrationshintergrund aus UK schnitten bei PISA 2022-Mathematik übrigens mit 494 Pkt knapp schlechter ab als die Pendants in DE mit 495 Pkt. Wobei man vermutlich noch berücksichtgen müsste, dass in UK die zulässige Ausschlussquote überschritten wurde, deshalb auch der Stern in den Listen der OECD.
“Schule muss aufgebrochen werden. Viele SuS können nicht mehr 6-8 Stunden einfach dasitzen.”
Schüler würden durchaus ruhig sitzen und konzentriert arbeiten, wenn der Unterricht sie wirklich anspricht und sinnvoll gestaltet ist.
Diese Ihre Kritik, dass Schüler heute nicht mehr 6–8 Stunden einfach „dasitzen“ können, ist kein Zeichen von Faulheit oder Desinteresse, sondern von einem Unterricht, der ihre Bedürfnisse nicht ausreichend berücksichtigt, und das ist der Fakt!.
Niemand, egal ob mit 50+ (ich z.B.) oder 15 Jahren, möchte seine Zeit mit etwas verschwenden, das keinen erkennbaren Nutzen oder Mehrwert bringt. Kinder und Jugendliche sind keineswegs „blöd“ oder faul, sondern durchaus in der Lage, den Wert von sinnvoll gestaltetem Unterricht zu erkennen.
“Sie empfindet viele Aufgaben als nicht hilfreich, insbesondere wenn der Stoff nicht verstanden wurde.”
Wie gesagt: 20 % in der Schule, den Rest müssen die Schüler alleine machen. Hausaufgaben? Absolut nichts dagegen – vorausgesetzt, sie hätten einen Sinn und würden nicht erst nach einer Woche korrigiert werden. Vielleicht. Oft auch nicht.
Die Kinder haben praktisch keine Ferien mehr und kaum noch Pausen, wenn sie eine ordentliche Leistung erbringen wollen – ganz zu schweigen von einer hervorragenden Leistung. Und darum geht es doch, oder? Ein Abitur mit 2,5 oder 3,5 ist auch nicht viel wert. Das ist etwas, das viele Schüler viel zu spät begreifen. Ganz zu schweigen davon, dass die biologische Funktionsweise unseres Gehirns dabei ständig ignoriert wird: Das Gehirn kann nur eine bestimmte Menge an Informationen auf einmal aufnehmen, speichern und behalten.
Inzwischen kenne ich viel zu viele Schüler mit einem Abitur von 1,0, die völlig ausgebrannt sind und keinen weiteren Abschluss außer dem Abitur geschafft haben.
Aber das kümmert die Schulen nicht mehr, sobald die Schüler die Schule verlassen haben. Sie prahlen lediglich mit dem Abiturschnitt ihrer Absolventen, ohne den geringsten Schimmer zu haben, was aus diesen Schülern später wird.
Studiengänge im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gehören in Deutschland zu den Studienrichtungen mit den höchsten Abbruchquoten.
(Soll ich auch Statistiken hier zitieren? Ich glaube, das ist nicht mehr nötig.)
Wieso ist ein Abi von 2,5 nicht viel wert? Das ist schon sehr übertrieben…
Vermutlich, weil das Einser-Abi inzwischen inflationär an fast alle geht….. Schulterzuck
Der demographische Wandel wird das richten
Außer Numerus Clausus – Fächer können Sie in Deutschland auch mit einer 4,0 im Abitur alles studieren. Ich kenne selbst solch einen Abiturienten. Hat den Bachelor dann mit 1,2 abgeschlossen und ist jetzt im Master. Kleiner Nebeneffekt: Keiner fragt mehr nach der Abiturnote.
Kann ich bestätigen. Ich habe auch ein schlechteres Abi gemacht und dann im Diplom Gas gegeben. Mein Abitur interessiert niemanden mehr. Aber klar, wenn das Kind Anwalt oder Arzt werden soll, reicht das nicht, aber ist das wirklich so wichtig?
Nein, ist es nicht. Darum geht es eben.
Für was denn bitte genau? Man kann viele Fächer studieren oder man bekommt auf jeden Fall einen Ausbildungsplatz. Nur, wenn man ein Ziel hat, das man nur mit einem 1er Schnitt erreicht durch Numerus clausus, ist es wichtig.
Die Abiturnote ist nicht alles, natürlich, sie kann den Zugang zu bestimmten Studiengängen beeinflussen, aber sie bestimmt nicht den späteren Erfolg.
Wenn Schüler mit schlechten Noten trotzdem erfolgreich studieren, zeigt das, dass es nicht die Note ist, die zählt, sondern das tatsächliche Potenzial, die Motivation und die Fähigkeiten, die sie später entwickeln (nicht also gleich nach der 4. Kl. GS).
Dennoch wirft es Fragen über die Effektivität und Ausrichtung des Gymnasiums auf. Sollte die Schule nicht stärker auf die Förderung individueller Stärken und praxisnaher Kompetenzen setzen, anstatt sich allein auf Prüfungsnoten zu konzentrieren?
„Die Abiturnote ist nicht alles, natürlich, sie kann den Zugang zu bestimmten Studiengängen beeinflussen, aber sie bestimmt nicht den späteren Erfolg.“
Jup, allerdings hat hier auch niemand das Gegenteil behauptet!
Ich unterrichte ein sehr kluges Mädchen, sie ist eine wandelnde Enzyklopädie. Doch bei den Schulaufgaben schwankt sie ständig zwischen 2 und 3. Warum? Weil sie einfach zu kreativ ist und sich weigert, linear zu denken. Das kostet sie die besseren Noten, obwohl sie in fast allen Fächern deutlich mehr versteht und weiß als der Klassendurchschnitt.
Den Leistungsdurchschnitt der Klasse können Sie enschätzen, wenn Sie die Klasse unterrichten. Soweit Sie hier erklärt haben, sind Sie jedoch mitnichten Lehrkraft an einer Schule, sondern geben ab und zu Nachhilfe.
Wenn das mit dem 80% zu Hause und keinen Pausen Ihre Erfahrung sein sollte, dann empfehle ich dringend (sehr sehr dringend) einen Schulformwechsel. Zumindest in meinem Umfeld (als anspruchscoll geltendes Gymnasium) ist das nicht die Norm und dürfte eine extrem seltene Ausnahme sein. Und ja, durch AGs, Fahrten etc. komme ich oft mit Schülern auch so ins “quatschen”, wie es ihnen geht, was sie besorgt etc.
Sollte eines meiner eigenen Kinder je so “leiden”, würde ich sofort nach einer Schulalternative suchen.
“Studiengänge im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gehören in Deutschland zu den Studienrichtungen mit den höchsten Abbruchquoten.”
Noch vor 30 Jahren war das nicht der Fall, oder?
Die Abbruchquoten in MINT-Studiengängen sind in den letzten Jahrzehnten angestiegen. Hauptgründe dafür sind gestiegene Anforderungen durch die Bologna-Reform und Defizite in der schulischen Vorbereitung!! (die Kids oben eben)
Früher war das MINT-Studium ebenfalls anspruchsvoll, aber die Rahmenbedingungen waren oft besser an die Studierenden angepasst.
Deutschland ruht sich auf seinen früheren Lorbeeren aus, ist halt eingeschlafen. Einst war es ein mächtiges Land, zu Recht – doch heute ist das nicht mehr der Fall.
Jetzt mal Butter bei die Fische! Es sind sehr viele Inhalte und Stunden in den naturwissenschaftlichen Fächern gestrichen worden. Je mehr Inhalte und Stunden in den Lehrplänen gestrichen werden, desto schwieriger haben es die Schüler im Studium. Aber hey, dann doch lieber eine Projektarbeit und alle sind zufrieden- bis eben das erste Studiensemester kommt.
“dann doch lieber eine Projektarbeit”
Bloß nicht. Projektarbeit sollten die Wissensvermittlung nur sinnvoll ergänzen.
Bologna hat nun sicher vieles getan, aber keine Anforderungen erhöht…
Ich habe Mathe studiert, die ersten Semester wurde nicht zwischen Diplom-Mathematik und Lehramt Sek II unterschieden.
Im Studium kommen in wenigen Wochen sehr viel mehr und kompliziertere Inhalte als im gesamten Abitur. Und das immer und immer wieder.
Der Prof schreibt Sätze und Beweise an, erklärt wird gar nichts. Man bekommt Hausaufgaben, die man zunächst gar nicht versteht und muss sich alles selbst erarbeiten. Die gibt man ab, wenn man nicht 50% richtig hat, wird man gar nicht erst zur Klausur zugelassen, die haben bei uns knapp 20% der zugelassenen Studenten bestanden.
Da kann man jetzt heulen, wie unfair alles ist oder eben betonen, dass eben Diplom-Mathematiker und Sek II Lehrer fähig sein müssen, sich Dinge selbst zu erarbeiten und eben Mathematik wirklich zu durchdringen.
Durchgekommen sind nicht unbedingt die mit dem besten Abi, aber die mit dem besten Unterricht. Die, die bereit waren, sich im Zweifel stundenlang mit etwas zu befassen, was sie selbst erst einmal nicht verstanden haben. Die, die auch selbst arbeiten konnten (!)
Ich weiß noch, wie mich meine Freundin ausgelacht hat, als ich ihr entgegengebrüllt habe “Schatz, ich habe den Annulator verstanden!”
Wenn wir in der Schule immer weniger fordern, wird es für Schüler in einem solchen Studium immer schwerer. Es ist immer die Frage, was man will…
Ach was, nachdem die Gymnasien dann endlich 80% der SuS Deutschlands das Abitur überreicht haben und die Abbrecherquote an den Unis immer weiter gestiegen ist, werden die Forderungen laut, das Studium zu vereinfachen. Gleichzeitig bekommt jeder Student einen persönlichen Tutor gestellt (ja, für diese brauchen wir dringend! leistungsfähige und leistungswillige Migranten), denn wir brauchen mehr Hochschulabsolventen. Das „Studium“ wird zu „Donodarium“ umbenannt. Aufgrund der Tatsache, dass 80% aller SuS studieren, werden die ehemaligen Ausbildungsberufe zu Studiengängen umgewandelt, so wie es im restlichen Europa für viele Berufe bereits der Fall ist. Die Unis spezialisieren sich in Unis mit wissenschaftlicher Prägung und Unis mit ausbildungspraktischer Prägung….
Ich weiß grad nicht, zu welchen Anteilen prophetische Weitsicht und Sarkasmus in diesem Post gewichtet sind…
Das Problem liegt oft darin, in welchem Leistungsrahmen man denkt und spricht. Wenn man von einem Leistungsrahmen der Noten 4 oder 3- spricht, dann stellt ein Abschluss für die meisten Eltern und Kinder kein großes Problem dar, Hauptsache Gymnasium – unabhängig davon, welcher Abschluss gemeint ist.
Spricht man jedoch von einem hoch anspruchsvollen Leistungsrahmen, ändert sich das Bild deutlich.
In Deutschland wechseln je nach Bundesland etwa 40–60 % der Schüler nach der Grundschule auf das Gymnasium.
Von den Schülern, die ein Gymnasium besuchen, schaffen etwa 70–80 % das Abitur. Es gibt klar die Schwankungen je nach Region und Jahr.
Von denjenigen, die ein Studium beginnen, schließen etwa 50–60 % ihr Studium erfolgreich ab.
Vereinfacht: Von 100 Grundschülern wechseln ca. 50–60 Schüler aufs Gymnasium.
Davon schaffen etwa 35–48 Schüler das Abitur (70–80 % der Gymnasiasten).
Von diesen Abiturienten machen etwa 18–29 Schüler einen Hochschulabschluss (50–60 % der Abiturienten).
Also etwa 18–29 % aller Grundschüler erreichen nach dem Wechsel aufs Gymnasium einen Hochschulabschluss.
Aus der Perspektive eines hochindustrialisierten Landes und unter der Annahme eines nicht-elitistischen Denkens ist es in der heutigen Zeit tatsächlich zu wenig, dass nur etwa 18–29 % der Grundschüler später einen Hochschulabschluss erreichen. In einer Wissensgesellschaft, die stark auf Innovation, Technologie und hochqualifizierte Arbeitskräfte angewiesen ist, ist dieser Anteil schon unzureichend.
Die entscheidende Frage bleibt doch, ob wir dem Problem (wenn die Zahlen stimmen sollten) so begegnen sollten, indem wir einfach mehr Jugendlichen/Studenten irgendwie ein Abitur / einen Studienabschluss geben (Stichwort Niveauabsenkung) sollten, nur, um mehr Studienabschlüsse zu haben…
Die Alternative wäre es, sich die Frage zu stellen, wie man mehr Kinder wirklich befähigen kann, auch schwierige Studiengänge zu schaffen.
Ich musste in der Schulzeit kaum wirklich etwas tun und habe ein sehr gutes Abitur gemacht (als das noch nicht die Retel war) – das Mathematikstudium war dann eine ganz andere Hausnummer (mein zweites Fach war deutlich einfacher und mit viel weniger Arbeit verbunden und das inhaltlich bei mir miserable Pädagogikstuidum war ohnehin ein Witz – natürlich nur andektdotische Evidenz).
Wenn irgendjemand Abitur hat, der sich beschwert, zu Hause alleine arbeiten znd vir allem sich selbst etwas erarbeiten zu müssen, ohne immer wieder alles neu erklärt zu bekommen, hat dann eben im Mint-Studium (zumindest wie es vor 20 Jahren war) keine Chance.
Mag sein, aber die Zeiten haben sich stark verändert, sogar in den letzten zwei Jahren. Die Anforderungen sind gestiegen, auf jeden Fall in Bayern und definitiv an einigen Schulen.
Ein MINT-Studium schafft heute niemand mehr so locker, wie wir es vielleicht früher gewohnt waren.
Diese gestiegenen Anforderungen in MINT-Studiengängen sind einerseits sinnvoll, um die Qualität der Ausbildung sicherzustellen, andererseits dürfen sie aber nicht dazu führen, dass talentierte, aber weniger vorbereitete Schüler / Studierende auf der Strecke bleiben.
Ich unterrichte seit über 20 Jahren in Bayern und kann Ihnen bzgl. der gestiegenen Anforderungen nicht zustimmen! Die Schulaufgaben, die ich zu Beginn meines Lehrerdaseins geschrieben habe, könnte ich heute nicht mehr schreiben.
Was würde denn passieren wenn?
Hat sich der Lehrplan grundlegend geändert?
Liegt es an den Kindern?
Was denken Sie müsste passieren, damit Sie die alten Aufgaben stellen könnten?
Sind die Gesamtschulen auch berücksichtigt? Haben Sie auch die Studenten berücksichtigt, die kein Abitur von einem Gymnasium, sondern eine andere Studienberechtigung haben (auch aus dem Ausland)?
Nein, das habe ich nicht – absichtlich. Es gibt viele überaus kompetente Kinder, Schüler und Menschen, die nie ein Gymnasium besucht haben.
Die häufige Gleichsetzung von Gymnasialbildung mit „besserer Bildung“ oder „höherer Kompetenz“ ist nicht immer gerechtfertigt.
Der Wert einer Person oder ihrer Fähigkeiten hängt nicht ausschließlich von der Schulform ab! Vielmehr sollte das Bildungssystem die Vielfalt an Talenten anerkennen und alle Bildungswege – akademische, praktische und kreative (!) – gleichermaßen fördern.
Diese erfolgreiche Karrieren entstehen nicht nur durch das Gymnasium, sondern durch individuelle Stärken und die richtige Förderung – Gymnasien heute sind da im einen Rückstand.
Wie stark das Gymnasium auf akademische Karrieren ausgerichtet ist, während andere berufliche Wege oft vernachlässigt werden, ist schon klargestellt.
Nicht jeder möchte aber Lehrer oder Universitätsprofessor werden. Das Gymnasium sollte sich breiter aufstellen und Schüler heute besser auf die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten vorbereiten, die jenseits der akademischen Welt existieren.
Ob das noch kommt, schauen wir mal.
Wie schon geschrieben: dafür ist das Gymnasium nicht gedacht. Man erreicht dort die allgemeine Hochschulreife. Für Ihre Anforderungen sind andere Schulformen zuständig.
Naja… Ich habe Ende des letzten Jahrtausends ein solches MINT-Studium begonnen (Diplom). Da waren die Abbrecherquoten auch schon ziemlich hoch. Einerseits weil viele sich unter dem Studium etwas anderes vorgestellt hatten, andererseits weil die Inhalte der Schulmathematik mit Glück ausreichten um die ersten beiden Wochen im ersten Semester zu überleben.
Ich habe das zu beginn der 80er Jahre des letzten Jahrtausends getan – und da waren die Abbrecherquoten aufgrund der alten Studienordnung (Vordiplomen-Regelung) sogar noch höher. Und das waren noch Zeiten, in denen höchsten 20% eines Geburtenjahrganges eine Hochschulzugangsberechtigung erlangt haben, während 40% bis 50% dieser Jahrgänge einen Hauptschulabschluss im ersten Anlauf erhielten.
Nun ja, die Frage nach der jeweils aktuellen Studienordnung hat sich bei uns damals natürlich auch gestellt. Da gab es tatsächlich noch welche, die mehr als 10 Jahre im Grundstudium vor sich hin studiert haben ohne jemals formal den Prozess der Vordipomsprüfungen zu beginnen. Der Grund dafür war zweigeteilt:
1.) Die Studienordnung hat es erlaubt.
2.) Mit jedem Semester, mit dem man später mit der ersten Vordiplomsprüfung begann wurde der Gesamtzeitraum, in dem man alle Prüfungen absolvieren musste kürzer.
Geht heute soweit ich das sehe alles nicht mehr. Also fallen heute solche Leute früher auf bzw. durch, was sich dann in entsprechenden Abbrecherquoten niederschlägt.
Ich gebe einen hohen Anteil der Schuld der Abschaffung der Mathematikleistungskurse. Die hatten ein sehr hohes Niveau. Jetzt muss jeder Mathematikprüfung machen, ob er will oder nicht.
Zu meiner Abiturzeit konnte man Mathe nicht abwählen. Die Anforderungen fürs damalige zentrale Ma-Abi kann man folgendem link entnehmen. Da gab es auch nicht Grund- und Leistungskurse. Es gab aber noch Spezialschulen mit mathematisch-naturwisenschaftlicher Ausrichtung, wie z. B. das Heinrich-Hertz-Gymnasium in Berlin.
https://hechtnetz.de/index.php/abitur/hinweise/ddr-lehrplan-mathematik
Ich musste in den 90er auch Mathe im Abi haben und @Lisa heute gibt es in NRW auch noch Mathe-LKs.
LK Mathe scheint es in Berlin auch noch zu geben. Die Abiturprüfung im Berliner Mathe-LK soll aber laut einer Masterarbeit an der HU weniger anspruchsvoll sein als die im bayerischen Matheabitur für alle.
Naja, der link bezieht sich ja auch auf das Mathe-Abi der 80er Jahre 🙂 Haben Sie sich mal angesehen, was alle Abiturienten damals können/wissen mussten?
Ist mir völlig klar, dass man die Niveaustufen von heute nicht mit denen von damals und schon gar nicht mit denen östlich der Mauer vergleichen sollte. Ungleichheiten zwischen verschiedenen Regionen Deutschlands scheint es aber auch immer noch zu geben. Es heißt ja, dass sich damals sogar die Finnen dort Anregungen geholt hätten, wie sie ihr Bildungssystem verbessern könnten.
Ach ja, der Föderalismus im Bildungssystem …
Ich habe es in den Achtzigern belegen müssen, aber ohne Prüfung. Wir hatten ein im Vergleich zu heute recht freies Kurssystem mit vielen Kombinationsmöglichkeiten.
Stur, unflexibel – das ist dieses Land. Die ganze deutsche Autoindustrie hat es gekostet. Während China ihre Elektroautos entwickelt hat, haben arrogante deutsche Autounternehmen behauptet, dass Elektroautos nichts wert sind.
Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zeigen aber deutlich, dass deutsche Automobilhersteller die Bedeutung der Elektromobilität lange Zeit unterschätzt haben!
In der Vergangenheit haben deutsche Autohersteller die Bedeutung der Elektromobilität einfach ignoriert. Während China massiv in die Entwicklung von Elektroautos investierte, hielten viele deutsche Unternehmen an traditionellen Motoren fest und zeigten sich total skeptisch gegenüber Elektrofahrzeugen. Und jetzt – günstige E-Auto-Batterien aus China machen deutschen Autobauern zu schaffen.
Und genau diese Zurückhaltung hat dazu geführt, dass Deutschland in diesem Zukunftsmarkt schnell ins Hintertreffen geraten ist. Die Arroganz und das Festhalten an bewährten und bekannten Technologien haben der deutschen Autoindustrie geschadet und ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt schwerwiegend beeinträchtigt. Bis zu 140.000 Menschen schon zurzeit verliere ihren Jobs.
Genau das Gleiche scheint auch mit dem Schulsystem zu passieren. Es wirkt oft, als sei es nicht bereit, sich den Herausforderungen der modernen Zeit anzupassen. Während andere Länder längst auf innovative und zukunftsorientierte Bildungskonzepte setzen, hält das deutsche Schulsystem häufig starr an traditionellen Strukturen fest.
Wie in der Automobilindustrie wäre es höchste Zeit für grundlegende Reformen, um den Anschluss an die Zukunft doch nicht zu verlieren.
Bildung ist die Grundlage für gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolg, oder etwa nicht? und ohne eine Modernisierung droht dem Land auch in diesem Bereich langfristig abgehängt zu werden. Noch sehr mild ausgedrückt.
Heutige Gymnasien sind stark auf die Ausbildung vor allem zukünftiger Lehrkräfte ausgerichtet, aber auf keinen Fall auf die Vorbereitung von Unternehmensfachkräften.
Gymnasien konzentrieren sich darauf, allgemeinbildendes Wissen zu vermitteln, ohne dabei praxisorientierte Fähigkeiten oder wirtschaftliches Denken ausreichend zu fördern.
Gymnasien sind traditionell auf akademische Bildung ausgelegt. Dieser Ansatz berücksichtigt kaum die Anforderungen der modernen Arbeitswelt!
Wirtschaftliche und unternehmerische Kompetenzen, wie Problemlösung, Teamarbeit und Projektmanagement, sind dabei vernachlässigt.
Die Arbeitswelt verändert sich rasant, insbesondere durch Digitalisierung und Globalisierung. Unternehmen erwarten zunehmend Soft Skills, digitale Kompetenzen und unternehmerisches Denken, die im aktuellen Gymnasialunterricht kaum gefördert werden.
Ja, dieses Land ist unflexibel und leider oft auch zu arrogant und Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.
Aber das Gymnasium ist vom Ursprung her garnicht auf Wirtschaft ausgerichtet, sondern auf sehr gute Allgemeinbildung – maximal ein Wirtschaftsgymnasium. Das käme dann vermutlich erst im Studium (bspw. BWL), worauf ein Abi auch abzielt. Wenn man sich mehr lebensnahen oder wirtschaftlichen Anteil für sein Kind wünscht, dann sind Gesamtschulen wirklich besser ausgestattet. Viele haben auch eigene Schülerfirmen. Natürlich wäre da noch mehr entrepreneurship und Projektmanagement toll. Außerdem kann man dort mehr Individualisierung finden und am Ende das Abitur machen. Das wäre dann vermutlich die bessere Wahl.
Grundsätzlich wünsche ich mir für Gymnasien natürlich auch mehr Veränderung, aber mein Wunsch wäre mehr gecoachtes selbstreguliertes oder -orientiertes Lernen. Das wäre auch fürs Studium hilfreich.
Allgemeinplätze, nichts weiter.
Dann aber bitte auch ohne Noten. Damit hätten wir aus einen guten Job einen supergeilen Beruf gemacht.
Seitenlange Berichte schreiben ist sicher nicht zeitsparender als eine klare Benotung nach einem Schema anzufertigen. Ich kenne das Berichtschreiben aus Projektarbeiten, da mussten die Noten aus eine Gesamtbeschreibung der Arbeit der Schüler erstellt werden. War sehr zeitraubend.
Dafür gibt’s ChatGPT. Schülerarbeit als pdf hochladen und fertig
Ziemlich umstritten.
Richtig. Wenn mich jedoch jemand zu Berichtsbewertung zwingen sollte und mir nicht die dazu notwendigen zeitlichen Ressourcen gibt, würde ich die Gesamtbeschreibung der Schülerarbeit „outsourcen“.
Um es mit 447 zu sagen: geliefert wie bestellt.
Ich meinte vollständig ohne Bewertung.
🙂
Und das bringt jetzt genau was?
Eben! 🙂
Als Lehrkraft würde ich das inzwischen von ChatGPT machen lassen.
Dann kann Chatty seine eigenen “Leistungen” bewerten…..
Wie ge.l ist das denn?!
Soll man die Schüler beim Referieren filmen oder aufnehmen? Geht wohl nicht.
Nein, aber Stichwörter aufschreiben und die KI einen Bericht daraus machen lassen. Ich muss jedoch zugeben, dass ich in dem Thema nicht drin bin. Korrekturlesen und ausbessern müssten Sie die Berichte wahrscheinlich dennoch.
Doppelte Arbeit, erst füttern, dann korrekturlesen. Da mache ich den Bericht doch lieber gleich selbst, zumal bei einem anspruchsvollen Projekt unterschiedliche Bewertungskriterien mit hineinspielen.
Wenn die Schule auf das Leben (Arbeitswelt) vorbereiten soll, dann tut sie das also anscheinend genau richtig (Titelzeile).
Wir sind ja alle so gestresst und überfordert, wirklich? Schon, doch nicht immer.
Kleiner Erklärungsversuch:
Es geht Kindern häufig nicht darum, ob ob sie wirklich Stress haben sondern darum, wie Kinder behandelt werden wollen, sollten sie Stress zeigen.
Wenn der Papa dauergestresst immer seine Ruhe haben muss, die Mama dafür sorgt, dass die Kinder leise sind, weil der Papa Stress hat,
kann das findige Kind zum Stressexperten werden; warum ?
“Das gegenseitige Nachahmen ist demnach eine grundlegende Form der Kommunikation zwischen Eltern und Kind. Die Eltern gehen auf die Signale ihres Kindes ein, spiegeln sie und verstärken sie dadurch. „Über diese Erfahrungen verbindet sich das, was das Kind fühlt und tut, mit dem, was es sieht. Es bilden sich Assoziationen heraus. Das visuelle Erleben wird mit der eigenen motorischen Handlung verknüpft“, erklärt Paulus. So lernen die Kinder nach und nach, Gesten und Handlungen bewusst einzusetzen, beispielsweise ein Lächeln zu erwidern oder ein Winken mit eigenem Winken zu beantworten. „Kinder sind Imitationswunder. Das Nachahmen ebnet ihnen den Weg zu ihrer weiteren Entwicklung. Mit Imitation beginnt der kulturelle Prozess der Menschwerdung“, sagt Paulus.”
https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/babys-imitieren-weil-sie-imitiert-werden/
Drum rate ich immer, mit initialzündenden Begriffen wie Stress, Angst, Liebe, Hass…….sehr vorsichtig umzugehen…..weil die Minis richtig gut hinschauen, hinhören, nachspüren und nachahmen, im Guten wie im Schlechten.
Das passt ein wenig dazu, dass viele Eltern heute möglichst wenig Hürden für ihre Sprösslinge haben wollen, aber gleichzeitig sollen sie alle Möglichkeiten der Welt haben. Der Umgang mit Stress hat sich sehr verändert und Stress wird immer nur negativ gesehen. Dabei ist Stress per se erst einmal neutral und gehört zum Leben dazu, viele können nicht damit umgehen. Es gibt ja auch positiven Stress. Mit den Anforderungen, die viele Eltern und auch SuS an sich selbst stellen (möglichst Abitur und Studium für alle), ist das Risiko für negativen Stress aufgrund der häufigen Überforderung natürlich höher. Neulich sagte eine befreundete Mutter zu mir, ihre Tochter (ca. 16) sagte, sie traue sich kaum noch zu äußern, sie sei fröhlich und zufrieden und komme gut zurecht, weil man überall liest die Jugend habe so viel Stress und es gehe ihr so schlecht…
Freiwillige Hausaufgaben sind super, ich stelle sie dann auch nur noch, wenn mein freier Wille das wirklich wünscht, nach Kosten-Nutzen-Betrachtung, unter Berücksichtigung meiner work-life-balance.
Mehr Zeit für Hobby und Freunde könnte man über Jokerstunden, zusätzlich zu den angedachten Jokertagen, völlig zwanglos erreichen.
Anstrengung und Mitarbeit, auch die Potenziale sind bestimmt ein valideres Kriterium als Noten, das muss doch jeder potentielle Arbeitgeber merken!
Wir bewerten also sowieso nur nach Sympathie? Den Vorwurf macht so etwa einer von 30, verbreitet kenne ich von KuK eher die Aussage ‘du nervst, aber für die Note ist das nicht relevant’ und das wird meist auch so gelebt. Dieser eine von 30 sticht dann durch sehr überschaubaren Einsatz bei leicht verschobener Selbstwahrnehmung heraus.
Auch spannend, dass der Termindruck als belastend empfunden wird, weil sogar Noten davon abhängen. Großes Geheimnis: kein Lehrer würde über Noteneffekte reden, wenn die Verspätung in einem erträglichen Rahmen bleibt. Der Einstieg in ein Thema mit vier Referaten wird halt unschön, wenn drei davon erst nach Themenende fertig sind.
Ernsthaft: Offensichtlich sind Hausaufgaben ein großes psychisches Problem, weil sie die Schule ins Privatleben verlängern. Das ist ein Bild von Schule, in dem es nur um Absitzen der Zeit geht, danach ist der Job erledigt. Wir (NRW, Ges) haben seit Jahren keine Hausaufgaben in Nebenfächern, in M/D/E soll das auch weitgehend in die Lernzeiten wandern. Das ‘Wissen’ ist seitdem immer flüchtiger, ohne Üben geht es eben nicht. Dieses fehlende Wissen, diese wackligen Grundlagen machen aber erst recht den Unterricht für die Schüler so belastend und frustrierend. Es sind nicht Dummheit oder Faulheit, es ist die Idee, mit dem Gang zur Schule den Routinejob erledigt zu haben. Man kann ohne viel Denken viele Routinejobs brauchbar erledigen, beim Lernen geht das nicht. Dieses Denken kommt nicht aus der Luft, gesellschaftlich gilt Reichtum mehr als Wissen. Tech-Milliardäre werden gehört, weil sie reiche Nerds sind oder kennt noch jemand einen der letzten fünf Nobelpreisträger für Physik oder weiß, wer Herr Ugur Sahin ist?
Wahrscheinlich würden alle Schüler gerne lernen, wenn es immer spannend, lustig, freundschaftlich usw wäre, das können wir aber nicht versprechen und leisten. Lernen bleibt Arbeit und damit anstrengend, selbst mit allen gewünschten Veränderungen bliebe das so.
Es sei denn – und darauf zielen die meisten Reformvorschläge ja ab – man lernt nur noch das, worauf man selbst gerade Lust hat. Die Lehrkraft hat dann nur noch die gerade gewünschten Bildungsangebote individuell, niveau- und schülergerecht zu liefern. Denn Lernen und Schule soll immer Spaß machen, keinen Druck aufbauen und nicht frustrieren. Inwiefern das aber auf eine immer kompliziertere und anspruchsvollere Welt vorbereiten soll, ist mir schleierhaft.
Und so jemand will Sozialarbeiter sein? Nie im Leben Rüdiger.
Wieso? Weil ich nicht barfuß über Kleeblätter tänzel und eine eigene Meinung vertrete? Welches Bild haben Sie denn von Sozialarbeitern? Kommen Sie gerne in unser Gebiet und lernen Sie etwas Realität kennen.