Tarifstreit: Nach mauem Verhandlungsauftakt – erster Warnstreik an Schulen

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BERLIN. Die GEW hat heute zum ersten Warnstreik in der laufenden Tarifrunde der Länder aufgerufen. Lehrkräfte an mehreren Schulen im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg legten die Arbeit nieder, um den Druck auf die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) nach der ergebnislosen ersten Verhandlungsrunde vom 3. Dezember deutlich zu erhöhen. Die Arbeitgeber hatten dort kein Angebot vorgelegt. Auch in Kiel war eine Protestaktion geplant.

„Die Beschäftigten haben heute ein unübersehbares Signal gesendet: Wir sind nicht länger bereit, Reallohnverluste, Dauerüberlastung und Personalmangel einfach hinzunehmen. Wenn die Arbeitgeber weiter blockieren, werden wir die Warnstreiks konsequent Schritt für Schritt ausweiten und zuspitzen“, erklärt Gökhan Akgün, Vorsitzender der Berliner GEW. „Gerade im Bildungsbereich wird seit Jahren auf Verschleiß gefahren. Das rächt sich heute mit einem dramatischen Fachkräftemangel – in Schulen, Kitas und an den Hochschulen“, so Akgün weiter.

Die Gewerkschaften fordern in der aktuellen Tarifrunde 7 Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch 300 Euro monatlich, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Darüber hinaus geht es um die faire Eingruppierung angestellter Lehrkräfte, bessere Arbeitsbedingungen in den Kitas der Länder, die Eindämmung sachgrundloser Befristungen an Hochschulen sowie die Tarifbindung für studentische Beschäftigte.

Sven Dudkowiak, Leiter des Bereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik der Berliner GEW, betont: „Die Länder profitieren von steigenden Steuereinnahmen – trotzdem sollen die Beschäftigten erneut den Gürtel enger schnallen. Das werden wir nicht akzeptieren. Gute Bildung und gute Wissenschaft gibt es nur mit guten Arbeitsbedingungen. Wer den Fachkräftemangel wirklich bekämpfen will, muss jetzt entschlossen in die Beschäftigten investieren.“

„Wir arbeiten permanent am Limit: große Klassen, ständiger Unterrichtsausfall, immer neue Zusatzaufgaben“

Wie dringend die Verbesserungen sind, zeigt der Blick in den Arbeitsalltag. Alexander Zachrau, Lehrer an einer Schule in Friedrichshain-Kreuzberg, berichtet: „Wir arbeiten permanent am Limit: große Klassen, ständiger Unterrichtsausfall, immer neue Zusatzaufgaben. Viele Kolleg*innen sind körperlich und psychisch erschöpft. Der heutige Streik war notwendig, um endlich ernst genommen zu werden.“

„Ich bin verbeamtet, aber ich unterstütze meine Kolleginnen solidarisch. Wir fordern, dass das Tarifergebnis auch auf die Beamtinnen übertragen werden. Ich finde, es ist ein Skandal, dass Beamt*innen das Streikrecht verweigert wird. Die Bedingungen, unter denen wir hier arbeiten, machen keinen Unterschied, ob jemand verbeamtet ist oder nicht. Lehrkräftemangel, Unterdeckung, Zustand der Schulgebäude trifft alle gleichermaßen“, ergänzt Tugba Scherfner, Lehrerin an einer Schule in Friedrichshain-Kreuzberg.

Unterdessen in Kiel: Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di Nord), die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) haben die Beschäftigten des Landes Schleswig-Holstein für heute Mittag zu einer ersten Protestaktion aufgerufen.

„Das Einzige, was astromisch gestiegen ist, sind die Preise für Lebensmittel, Mieten, Energie und sonstige Lebenshaltungskosten“

„Was die Arbeitgeber als „astronomisch“ bezeichnen, ist für die Landesbediensteten zwingend erforderlich, um ihren Lebensunterhalt angemessen bestreiten zu können“ – so  reagiert Kerstin Quellmann, Co-Landesvorsitzende der GEW Schleswig-Holstein auf die Kritik der Länder an den Tarifforderungen der Gewerkschaften. „Das Einzige, was astromisch gestiegen ist, sind die Preise für Lebensmittel, Mieten, Energie und sonstige Lebenshaltungskosten. Um die bezahlen zu können, brauchen die Beschäftigten mehr Geld im Portemonnaie!“

Gemeinsam mit Vertreter*innen von ver.di und GdP wollten GEW-Mitglieder Schleswig-Holsteins Finanzministerin Silke Schneider (Grüne), auch in ihrer Eigenschaft als stellvertretende Verhandlungsführerin der Länder, Wunschzettel überbringen. „Wir hoffen dringend darauf, die Arbeitgeber von ihrer bisherigen Haltung abzubringen. Sie müssen sich bewegen“, so Quellmann weiter. Die drei DGB-Gewerkschaften planten ab 13 Uhr „einen kleinen Spaziergang“ zum Finanzministerium in Kiel. „Vor dem Finanzministerium gibt es eine kleine bunte Veranstaltung ganz im Stil der Adventszeit mit Punsch, Weihnachtsbäumen und Wunschzetteln“, hieß es. Um 14.00 Uhr sollten dann die Wunschzettel an die Finanzministerin überreicht werden.

Die Gewerkschaften fordern für rund 1,2 Millionen Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst der Länder (außer Hessen, das nicht der Tarifgemeinschaft der Länder angehört) sieben Prozent mehr Geld im Monat – mindestens aber 300 Euro zusätzlich, um die unteren Lohngruppen zu stärken. Für Nachwuchskräfte sollen die Vergütungen um 200 Euro pro Monat steigen, zudem wird deren unbefristete Übernahme nach erfolgreicher Ausbildung gefordert. Darüber hinaus sollen alle Zeitzuschläge um 20 Prozentpunkte steigen, die Laufzeit des neuen Tarifvertrags (TV-L) zwölf Monate betragen.

Die Gewerkschaften fordern zudem die zeit- und wirkungsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses auf die rund 1,3 Millionen Beamtinnen sowie auf die Versorgungsempfängerinnen (ebenfalls ohne Hessen). News4teachers 

Auftakt der Länder-Tarifrunde: Arbeitgeber legen kein Angebot vor – Lehrerverbände empört

 

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Petra OWL
1 Tag zuvor

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Warenhausdetektiv
1 Tag zuvor
Antwortet  Petra OWL

Streiken Sie auch oder “lassen Sie streiken”?

Salpeter
7 Stunden zuvor

Nein, Petra schaut sich das per LiveCam am PC an. Nebst Plätzchen und einem Glas Glühwein. Gemütlich hat sie’s.

Thomas
1 Tag zuvor

mit den 2 % können sich Lehrer bald nicht mehr die gestiegenen Supermarktpreise leisten.
Verarmung der Akademiker passt also eher.

dickebank
1 Tag zuvor
Antwortet  Thomas

Nicht Jammern, schließlich sind die Pauker*innen doch seit Jahrzehnten an die Tafel gewöhnt.

Realist
1 Tag zuvor
Antwortet  dickebank

Zurück zu den Wurzeln!

Der Lehrer wohnt wieder im Schulhaus und lässt sich von den Schülern Essen und Kohle als Lohn für seine Arbeit mitbringen.

Die Lehrerinnen pflegen wieder das Zölibat und warten darauf, dass sie ein reicher Kaufmann aus der Misere herausheiratet.

Windmühlen und Lastenräder for ever!

Schotti
1 Tag zuvor
Antwortet  Realist

Nen halben Hering kauft er ein
das arme Dorfschulmeisterlein

Alese20
15 Stunden zuvor
Antwortet  Thomas

Verarmung mit A13 (selbst E13)? Da sollten diese aber mal ihren Lebensstil überdenken. Das ist Jammern auf echt hohem Niveau – zumindest finanziell. Bei besseren Arbeitsbedingungen gehe ich mit, aber pekuniär eher nicht.
Hier geht es bei den meisten doch wohl eher um Wertschätzung oder um das Gefühl, als Studierte doch mehr bekommen zu müssen. Dem ist aber nicht und muss auch nicht. Ich selber hab auch ein Diplom und bekomme nur E9b. Man hat sich den Beruf gewählt und wer unbedingt viel Geld verdienen will, muss eben was anderes machen.

Peter Parker
11 Stunden zuvor
Antwortet  Alese20

Wo zu dann überhaupt Lohnerhöhungen? Wer mehr will soll doch einfach den Job wechseln….

Es geht nicht um Studierte, sondern um einen amtsangemsse Bezahlung für A13/E13 und um einen angemessen Abstand zwischen den Stufen!
Dabei eine Inflationsausgleich zu Fordern ist ja wohl das mindeste .

Alese20
10 Stunden zuvor
Antwortet  Peter Parker

Mein Kommentar galt in erster Linie der Aussage, dass die Akademiker verarmen. Spricht nichts gegen Lohnerhöhungen, aber hier ständig zu jammern, man könne sich bald nicht mehr die Supermarktpreise leisten, ist unmöglich. Wie viele da draußen wissen wirklich nicht, wie sie die Preise zahlen sollen, weil sie netto nur 1500 – 2000€ zur Verfügung haben und davon schon 900€ für Miete drauf geht?

Salpeter
7 Stunden zuvor
Antwortet  Alese20

Ich stimme Ihnen zu.

Realist
5 Stunden zuvor
Antwortet  Salpeter

Ich nicht.

Pete
10 Stunden zuvor
Antwortet  Alese20

Nach Nullrunden und Runden im unteren einstelligen Bereich ist zumindest ein Inflationsausgleich mehr als angebracht. Das würde allen Gehaltsstufen zugute kommen oder macht es ihnen Spaß Jahr für Jahr weniger Geld zu haben?

Alese20
10 Stunden zuvor
Antwortet  Pete

Natürlich macht das keinen Spaß, aber ÖD ist nun mal Wasserkopf und wenn die Kassen leer sind, dann sind sie leer. Und da könnten zumindest die höheren Eingruppierung (gerne ab 9) auch auf die Erhöhung verzichten ohne zu verarmen. Zumindest theoretisch, praktisch darf das ja nicht.

dickebank
8 Stunden zuvor
Antwortet  Alese20

Widerspricht nur dem Abstandsgebot zwischen den besoldungsgruppen, meint zumindest KA.

Peter Parker
7 Stunden zuvor
Antwortet  Alese20

Bei jeder Tarifrunde ist es der GEW ein Grundanliegen das die unteren Gehaltsklassen prozentual
mehr bekomme. Es findet also seit Jahrzehnten schon ein Angleichen der verschiedenen Stufen statt.
Ich jedenfalls bestehe auf eine angemessene Bezahlung und ich hoffe die meisten anderen Kollegen auch. Aber gehen Sie doch mit Ihrem Vorschlag einfach zu Ihrem Vorgesetzen, vielleicht kann der Sie ja nach der Tariferhöhung niedriger Eingruppieren, damit Sie bei +-0 raus kommen.

Troz den klammen Kassen will komischerweise kein Landtagsabgeordneter auf die jährliche Diätenerhöung (wie diesen Juli in BW mit +5% beschlossen) verzichten! Zum Glück haben die so gute Angestellte wie dich, die dafür freiwillige auf eine Erhöhung verzichten wollen….toll!

Salpeter
7 Stunden zuvor
Antwortet  Peter Parker

Und was genau tun Sie im Arbeitskampf außer “zu bestehen”?

Peter Parker
6 Stunden zuvor
Antwortet  Salpeter

Ich fülle die Streiklassen und unterstützt meine Kollegen vor Gericht. Und Sie?

Pete
6 Stunden zuvor
Antwortet  Peter Parker

Phrasen dreschen. Etwas anderes kann man von Salpeter bei diesen Themen nicht erwarten.

Salpeter
5 Stunden zuvor
Antwortet  Peter Parker

Hervorragend. Immerhin mal jemand, der nicht seinen Austritt bejubelt und andere dazu auffordert.

Ich nehme am Streik teil.

Alese20
6 Stunden zuvor
Antwortet  Peter Parker

Sie werden lachen, ich habe dazu tatsächlich mal bei unserem BR nachgefragt, ob man sich nicht nur auf die unteren Eingruppierungen, die wirklich Probleme haben, beschränken könnte, aber es gilt immer: alle oder keiner. Ist wohl eine Gerechtigkeitsfrage.

Realist
5 Stunden zuvor
Antwortet  Peter Parker

Beamtenbesoldung an die Diäten der Parlamentarier koppeln.

Das wäre doch “gerecht”!

So ein typischer Beamter, der leistet aus Sicht der Öffentlichtkeit doch genauso viel (oder wenig?) wie ein Abgeordneter…

Hans Malz
6 Stunden zuvor
Antwortet  Alese20

Mehr bezahlt wird aber nie. Die Kassen sind immer leer. Und Lehrer als “Wasserkopf” ist mir jetzt auch neu, trifft aber bestimmt den Ton im Forum von Focus und Bild.

Realistin
1 Tag zuvor

17 %
Die Entlohnung ist für Akademiker nicht mehr tragbar.
Kein 13. Monatsgehalt, Kein Geld in Urlaubstage, kein workaway, kein Bildungsurlaub

Romina
1 Tag zuvor
Antwortet  Realistin

Kein Bilsungsurlaub, weil sich Lehrer gegen Fortbildungen in den Ferien wehren.
Ganz ehrlich, Petra OWL und Realistin, ihr seid nicht ganz in der Realität. Sucht euch doch einen anderen Job, wenn überall paradiesische Zustände herrschen.

Tinchen
1 Tag zuvor
Antwortet  Romina

Unfair ist es leider 🙁
mehr Geld und weniger Stunden sind mehr als wichtig

Realist
1 Tag zuvor
Antwortet  Romina

Stockholm-Syndrom?

Tommy
15 Stunden zuvor
Antwortet  Romina

Ganz klar Stockholm Syndrom oder Status Quo Romina
dann sind sie die letzte, weil meine Genration kein Bock mehr auf so unfaire und schlechte Arbeitsbedingungen hat. Wenn dann noch die Bezahlung krankt, geht es gar nicht.
Meine Generation will Homeoffice 🙂 🙂

Warenhausdetektiv
1 Tag zuvor
Antwortet  Realistin

Wie unterstützen Sie die Streikenden?

Salpeter
7 Stunden zuvor

Wüsste ich auch gerne.

Warenhausdetektiv
1 Tag zuvor

Jetzt setzen wieder alle darauf, dass die angestellten Lehrer für beste Ergebnisse ringen.

dickebank
1 Tag zuvor

Nee, dafür schicken wir angestellten Lehrkräfte die anderen Angestellten anderer Landesbehörden zu den Demos, da die schlagkräftiger organisiert sind und deren Gewerkschaften sogar Interesse an tariflichen Verbesserungen haben.

Chefdenker
1 Tag zuvor

Was wäre Ihr konkreter Vorschlag für die Unterstützung als Beamter. Tatsächlich ernst gemeint, da Sie diese rhetorische Frage häufig unter Beiträgen dieser Art stellen.

Ellenbogen
13 Stunden zuvor
Antwortet  Chefdenker

Wenn ich mich einmischen darf, da ich das auch oft monieren, weniger meckern und nörgeln über die Ergebnisse wäre schon sehr hilfreich, denn die können eben mangels Teilnahme kaum besser sein.

Peter Parker
7 Stunden zuvor
Antwortet  Ellenbogen

Das wäre wirklich hilfreich, fur den Arbeitgeber!
Oder was hat der Arbeitnehmer davon, wenn ein schlechtes Ergebnisse nicht als solche benannt wird?

Salpeter
7 Stunden zuvor
Antwortet  Peter Parker

Was haben wir davon, wenn viele nur zuschauen und meckern?

Peter Parker
6 Stunden zuvor
Antwortet  Salpeter

Aufmerksamkeit! Umso mehr Aufmerksamkeit umso höher der Druck auf den Arbeitgeber!

Aber selbst wenn Sie nix davon haben (sprich, weder Vorteile noch Nachteile) warum stört es Sie dass andere die Tarifverhandlungen kommentieren?

Salpeter
5 Stunden zuvor
Antwortet  Peter Parker

Ich sprach nicht vom kommentieren, sondern von dem ewigen Gemecker, dass der Abschluss zu gering sei, ohne sich selbst zu beteiligen und Druck zu machen.

Salpeter
7 Stunden zuvor
Antwortet  Ellenbogen

Wer nicht mitmacht, hat auch nicht zu meckern. Sehe ich auch so.

Onkel Thomas
1 Tag zuvor

Laut bz und rbb geht es hier nicht mu den TV-L sondern um die Forderung zum Tarifvertrag Gesundheitsschutz.
https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2025/05/berlin-bildung-streik-schule-gew.html
https://www.bz-berlin.de/berlin/streik-berlin-schulen-lehrer

Salpeter
7 Stunden zuvor
Antwortet  Onkel Thomas

Entschuldigung, Sie haben einen alten Artikel verlinkt !!!

Salpeter
7 Stunden zuvor
Antwortet  Salpeter

Vom 13.05.2025 !!!!!!!

Ellenbogen
16 Stunden zuvor

Petra verfolgt die Streiks vom Home-Office aus. Die setzt doch bei diesem Wetter keinen Fuß vor die Tür. Seid ihr verrückt?

dickebank
13 Stunden zuvor
Antwortet  Ellenbogen

Wer die Bez.-Reg. DT zum AG hat, muss sich eh keine großen Hoffnungen machen.